Erker 07 2017

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KULTUR

JAUFENTAL

Der Ötzi-Doktor

Restaurierung der St. Antoniuskapelle zeit“ zu erhalten. So sei es unsere Aufgabe, diese Denkmäler der Kunst und der Volksfrömmigkeit zu erhalten, so die Pfarrverantwortliche. „Es wäre für uns als kleine Pfarrgemeinde ohne große Einkünfte allerdings nicht möglich gewesen, diese Ausgaben allein zu stemmen. Wir sind auf die Hilfe der öffentlichen Hand und privater Sponsoren angewiesen, die uns in reichlichem Maße unterstützt haben.“ Der Verwalter Josef Plank bezifferte die Gesamtkosten der Restaurierung mit rund 42.500 Euro und dankte den beteiligten Firmen. In diesem Zusammenhang verlieh Plank seiner Hoffnung Ausdruck, dass doch eine Umfahrung der Kapellen ins Auge gefasst Die St. Antonius- und die Brunnenkapelle in Außertal werde, um so diese beiden Kulturdenkmäler vor Knapp, Chor und Musikkapelle begrüßte die dem Verkehr zu schützen. Sein besonderer Pfarrverantwortliche Waltraud Haller Sailer Dank ging an die Sponsoren, das Landesdie versammelte Festgemeinde und die Ehrengäste, unter ihnen Dekan Knapp, Fraktionsvorsteher Luca Zenzale, den Vertreter der Stiftung Sparkasse Rudolph von Unterrichter und die stellvertretende Leiterin der Sparkassenfiliale Sterzing Karin Winkler. Die beiden Kapellen stammen aus Abschlussfeier der Restaurierungsarbeiten an der St. Antoniusdem 18. Jahrhundert und Brunnenkapelle und sind damals von der Bevölkerung unter großen Opfern erbaut worden. Die An- denkmalamt, die Gemeinde Ratschings und toniuskapelle wurde 1716 zu Ehren der die Stiftung Südtiroler Sparkasse, aber auch „Übergebenedeitesten und Unbeflöckten an die vielen Spender, die mit ihren großen Jungfrau Maria und des heilligen Antonii und kleinen Beiträgen wesentlich zur Finanvon Padua“ geweiht. Ungefähr aus dersel- zierung der Arbeiten beigetragen haben. Ein ben Zeit stammt auch die gegenüberliegen- besonderer Dank erging an Familie Steckholde Brunnenkapelle. Als 1718 der Bischof in zer, die als Mesner seit Jahrzehnten die KaBrixen erlaubte, an Werktagen hier die hei- pelle betreuen, aber auch an Walter und Klalige Messe zu feiern, verpflichteten sich die ra Siller, welche die Außengestaltung überNachbarn, das Kirchlein „auf ewige Welt- nommen haben. ss

© Alois Heidegger

Alljährlich ziehen die Jaufentaler am 13. Juni in einem Kreuzgang von der St. Ursulakirche in Mittertal zur St. Antoniuskapelle in Außertal. Heuer konnte dabei der Abschluss der Restaurierung sowohl der Antoniuskapelle als auch der gegenüberliegenden Brunnenkapelle gefeiert werden. Nach dem Gottesdienst mit Dekan Josef

Vor kurzem ist in der Edition Raetia das Buch „Ötzis Leibarzt“ erschienen. Dabei spürt Heinrich Schwazer, gebürtig aus Mauls, Kulturredakteur der Neuen Südtiroler Tageszeitung, im Gespräch mit dem Pathologen Eduard Egarter Vigl Ötzi, Tutanchamun und anderen Kriminalfällen nach. Der Weg von Eduard Egarter Vigl ist gepflastert mit Leichen; der Pathologe hat ständig mit dem Tod zu tun. Als Ötzi in Südtirol ein Museum erhalten soll, wird er zum Leibarzt der einzigartigen Mumie erkoren und steht vor der paradoxen Aufgabe, für die „Gesundheit“ einer 5.000 Jahre alten Leiche zu sorgen. Die Gletschermumie soll konserviert und gleichzeitig ausgestellt werden – eine Herausforderung, an der Egarter Vigl zu scheitern droht. Misstrauisch beobachtet von der Fachwelt gelingt ihm mit einer genialen Methode der Durchbruch und er wird schlagartig zum weltweit bekannten Mumienfachmann. Im Interview mit dem Journalisten Heinrich Schwazer erzählt Eduard Egarter Vigl von der dramatischen Entdeckung der Pfeilspitze und fragt nach dem Verbleib von Ötzis fehlendem Fingernagel. Anekdotenreich berichtet er von seinen Untersuchungen am Pharao Tutanchamun und seiner Detektivarbeit als Gerichtsgutachter, hinterfragt unseren Umgang mit dem Tod, berichtet, warum es bei uns keine toten Chinesen gibt, und schildert die Begegnung mit einer Schamanin, die sein wissenschaftliches Weltbild erschüttert hat. Schwazer, der Journalist bei den Wochenzeitungen „ff“ und „Südtirol Profil“ sowie ab 1996 mehrere Jahre Chefredakteur der „Neuen Südtiroler Tageszeitung“ war, hat auch die Geschichte des Frauenmörders Guido Zingerle recherchiert, 2002 bei Edition Raetia veröffentlicht und in der Folgezeit zu einem Theaterstück adaptiert, das in mehreren Städten Südtirols mit Erfolg aufgeführt worden ist. Erker 07/17

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