ERKER 02 2021

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Aktuell

Antrag zum Erhalt der Primariate knapp abgelehnt Mitte Jänner stand im Landtag die abschließende Behandlung des Landesgesetzesentwurfs des Team K zur Erhaltung der Primariate in den Kleinspitälern auf der Tagesordnung. Der Antrag wurde mit 16 Gegenstimmen und 15 Ja-Stimmen knapp abgelehnt. Der vom Abgeordneten Dr. Franz Ploner (Team K) eingebrachte Gesetzesentwurf zielte darauf ab, komplexe Strukturen, sprich Primariate in der Inneren Medizin, Chirurgie, Orthopädie, Traumatologie, Gynäkologie, Geburtshilfe, Pädiatrie und Anästhesie in den Kleinspitälern zu erhalten. „Wenn Primare in einer Abteilung anwesend sind, stärkt das den kleineren Standort und stellt einen starken Anreiz für Bewerber für diese Stellen dar“, betont Dr. Franz Ploner. Diese Vorgehensweise entspreche durchaus den Forderungen der Jungärzte und verbessere die Personaldecke sowie die medizinische Versorgung in ihrer Gesamtheit. Den Vorschlag könne man teilweise mittragen, er sei jedoch überholt, erklärte Gesundheitslandesrat Thomas Widmann in seiner Stellungnahme. „Die kleinen Krankenhäuser sind in den letzten Jahren stark unterstützt worden. Wenn man den Entwurf annehmen würde, dann wären nur Hygieniker als ärztliche Leiter zugelassen, während inzwischen in Sterzing ein ärztlicher Leiter eingesetzt wurde, aber aus anderen Fächern“, so Widmann. Die kleinen Krankenhäuser seien ausgebaut worden, und das in Absprache mit den ärztlichen Leitern. „Dafür hat es kein Gesetz gebraucht. Ploner hat viel geleistet, aber er sieht sich immer noch als Leiter des KH Sterzing“, so Widmann. „Sein Gesetz würde die bisherigen Fortschritte in Frage stellen und den

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weiteren Ausbau verhindern.“ Dr. Franz Ploner (Team K) antwortete, dass sein Gesetz nicht nur mit Sterzing zu tun habe. „Es wäre ein Beitrag zur langfristigen Erhaltung der peripheren Krankenhäuser“, so Ploner. Der Antrag wurde mit 16 Nein-Stimmen denkbar knapp abgelehnt, 15 Abgeordnete stimmten dafür. Mit Nein stimmten die Abgeordneten Thomas Widmann, Philipp Achammer, Waltraud Deeg, Maria Hochgruber Kuenzer, Gerd Lanz, Magdalena Amhof, Jasmin Ladurner, Helmut Tauber, Helmuth Renzler, Manfred Vallazza, Josef Noggler und Franz Locher (alle SVP) sowie Carlo Vettori (Alto Adige Autonomia), Giuliano Vettorato, Massimo Bessone und Rita Mattei (Lega). LH Arno Kompatscher, Arnold Schuler, Daniel Alfreider (alle SVP) und Sandro Repetto (PD) enthielten sich der Stimme. Fehler im Konzept Dieser Ablehnung voraus ging wie berichtet (Erker 08/2019) das knappe Scheitern des Beschlussantrages zum Erhalt der ärztlichen Leiter. Wie der Landtagsabgeordnete des Team K, Dr. Franz Ploner, der bis März 2019 in der Funktion als ärztlicher Leiter am KH Sterzing tätig war, erklärt, liege der Fehler im Konzept „Vier Krankenhäuser – sieben Standorte“, das mit dem sogenannten Dreier-Gesetz (Art. 24 des Landtagsgesetzes Nr. 3) zur Gesundheitsreform festgeschrieben wurde. „De facto wurden die kleinen Krankenhäuser abgeschafft“, so Dr. Ploner. „Wir haben am Beispiel Wipptal zwar zwei Gebäude, eines in Brixen und eines in Sterzing, formal und rechtlich gibt es aber nur mehr eine Struktur.“ Diese „halbe Lösung“ sieht u. a. vor, dass für Sterzing zwar ein ärztlicher Leiter ernannt wurde, der im Delegati-

onsweg jedoch unter der Oberaufsicht von Brixen steht. Scheidet ein Primar in Sterzing aus, so bräuchte diese Stelle nicht mehr nachbesetzt werden, denn formal ist der Primar in Brixen auch für die Abtei-

klärt, dass laut italienischem Gesetz der ärztliche Leiter zwar ein Hygieniker sein sollte; fehlt eine entsprechende Bewerbung, kann auch eine Person aus dem Primariatenstand zum Zuge kommen, wie dies bereits

lung in Sterzing zuständig. In seiner Replik hob Dr. Ploner die Bedeutung des ärztlichen Leiters besonders in einer Ausnahmezeit wie der Covid-19-Pandemie hervor, ist er doch die medizinisch zentrale Figur im Krankenhaus und verantwortlich für die medizinische Funktionalität des Hauses, denn gemeinsam mit der Pflegedirektion organisiert, strukturiert und überwacht er den hygienischen Ablauf bei der Betreuung der Covid-19-Patienten.

in der Vergangenheit – auch in seinem Fall – gehandhabt worden ist. „Es wäre sicher ideal, wenn der ärztliche Leiter einer Struktur eine unabhängige Person wie ein Hygieniker wäre“, erklärt Ploner. „Nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, dass ein ärztlicher Leiter, der die gesamten Funktionen zwischen den Primaren und dem Hygienedienst, aber auch den organisatorischen Bereich und die Beziehung zur Verwaltung lenkt, vor Ort eingeplant werden sollte. Nur wenn man diese Stelle nicht ausschreibt, kann man sie auch nicht besetzen.“ Für eine einzige Person, sei es nun ein ärztlicher Leiter oder ein Primar, seien die umfangreichen Aufgaben, die an beiden Standorten geleistet werden müssen, nicht machbar. „Ich habe das selbst noch erlebt, als ich als Primar der Anästhesie sowohl für Brixen als auch für Sterzing zuständig war, und weiß, was das heißt“, so Dr. Ploner. Diesen Anforderungen könne man weder physisch noch organisatorisch oder fachlich gerecht werden: „Es wird immer etwas zu kurz kommen!“ bar/at

Garantie für die Zukunft Mit den Beschlussanträgen wollte man schlichtweg eine verbindliche und in einem Gesetz festgeschriebene Garantie für die Zukunft auch für die kleinen Spitäler haben und nicht jedes Mal „einen Bittgang nach Bozen unternehmen, wenn ein Primar ausscheidet oder ein Wechsel an der Spitze der Landesregierung ansteht“, so der Landtagsabgeordnete. Einen weiteren Kritikpunkt seitens Landesrat Widmann, dass bei Annahme des Beschlussantrages des Team K nur Hygieniker als ärztliche Leiter eingestellt werden könnten, lässt Dr. Ploner nicht gelten und er-


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