sManfreDennisHerausgeberKöHlerDWalztefanHocHstaDt
LichtRegion Positionen— imPerspektivenundRuhrgebiet
MANFRED WALZ Unterwegs im Ruhrgebiet KIVELITZ
DIE HERAUSGEBER
39
9 — EINLEITUNG
49 — EXKURS
233 Bildnachweis 235 Impressum
Vorwort
Künstliches Licht im Ruhrgebiet: Ein Indikator kultureller Identität?
STEFAN HOCHSTADT, DENNIS KÖHLER, MANFRED WALZ
GERD
IM
Rückblicke und Ausblicke
Ein erster Versuch zu einer regionalen Lichtskulptur: Das NachtTagPanorama
4
23
6
Die Verwendung von Licht als künstlerische Intervention in regionalem Kontext: Das Projekt »Yellow Marker« GESPRÄCH MIT MISCHA KUBALL
Inhalt
Die Schönheit des Nachthimmels
Chronobiologische und gesundheitsrelevante Wirkungen des Lichts auf den Menschen
81
Sehen bei Dämmerung: Physiologische und psychologische Aspekte
RYUZO OHNO, SHIGEO KOBAYASHI
Die Stadt und das Licht: Auf dem Weg von der zukunftsoffenen Moderne zur privaten Kontrolle von unbestimmten Räumen?
97 — EXKURS
181
Einsichten und Ansichten
Stadtstrukturen der Nacht: Ein abendlicher Flug über das Ruhrgebiet
Ahnungen und Planungen
57
DENNIS KÖHLER
STEFAN HOCHSTADT
RAINER GUSKI
Stadtbild der Nacht: Ein abendlicher Gang durch die Metropole Tokio
Künstliches Licht im öffentlichen Raum als Aufgabe der Stadtplanung: Der Weg zu einer integrierten Lichtleitplanung
109 — EXKURS
Ansatz zum Konzept einer regionalen Lichtgestalt DENNIS KÖHLER, MANFRED WALZ
HANS BLOSSEY
BARBARA GRIEFAHN, VERONIKA KRETSCHMER, FRANZ HÖLKER
FERDINANDO PATAT 69
THOMAS HACKENFORT
163
199
Die Macht des Gegenwärtigen: Lichtprojekte und ihr Beitrag zur Stadtimagebildung
5 147
01 Lichtinstallation »Monochromatic red and blue«, Speirs+Major 1999, Essen-Katernberg
8

9 EINLEITUNG Dennis Köhler, Manfred Walz
schon früh »entdeckt« wurde die eigene Ästhetik von Licht. Licht setzt nicht nur Objekte in Szene, sondern auch sich selbst. In der frühen Phase des neuen Mediums – es ist zu unterstreichen, dass Licht als permanent und leicht verfügbares Gestaltungsmittel erst seit etwa 100 Jahren zur Verfügung steht – wurde aufgrund der spontan einsetzenden und sich gut mit der allgemeinen gesellschaftlichen Stimmung vertragenden Euphorie verständlicherweise kein Gedanke an Risiken und Grenzen verschwendet. Noch nicht einmal der besonderen Eigenschaft von Licht, grenzenlos zu sein, wurde konzeptionell oder praktisch Rechnung getragen. Kann diese Blindheit in der Zeit des Aufbruchs noch nachvollzogen werden, muss sie in ihrer unre ektierten Persistenz überraschen. Eine Auseinandersetzung mit dem Medium 2007:
Binder
18
Künstliches Licht im EinRuhrgebiet:Indikator kultureller Identität?
Die Gestaltung von Räumen mit Licht ist kein neues Thema – schon mit der Einführung von mit Gas betriebener Straßenbeleuchtung im 19. Jahrhundert und erst recht mit dem breiten und zügigen Wechsel zu elektrischer Beleuchtung zum Ende des 19. und dem Beginn des 20. Jahrhunderts in den großen Städten ist Licht mehr als ›nur‹ die Beleuchtung von ansonsten dunklen Räumen und Orten. Deshalb kann gesagt werden: »Licht und Stadt gehören zusammen«. ‹ Konkretisierend muss hinzugefügt werden: Nicht Licht im Allgemeinen, sondern Licht als vom Menschen geschaffene Erhellung der dunklen Nacht, also künstliches Licht und Stadt gehören zusammen. Von Beginn der bewussten Nutzung künstlichen Lichts ist Licht nicht zu reduzieren auf den unmittelbar angelegten Zweck, also z.B. die Beleuchtung von Straßen zur Verbesserung der individuellen Sicherheit. Licht re ektiert und beleuchtet in diesem Sinne nicht nur Gegenstände, es macht vielmehr auch gesellschaftliche Übereinkünfte sichtbar – im Hellen wie im Dunklen. Licht ist sozusagen eine Metapher in eigener Sache.Ebenfalls
Licht, die über die Grenzen einer einzelnen Fachdisziplin hinausgehen würde, gibt es bis heute nur in Ansätzen (z.B. das Projekt »Verlust der Nacht« der Leibniz-Gemeinschaft). Obwohl inzwischen (wieder) allerorten die üppige Verwendung von Lichtästhetik zu beobachten ist, mangelt es an einer Licht-Konzeption, einer kritischen Re ektion, ja sogar einer bloßen Gesamtbetrachtung zu Möglichkeiten und Risiken, zu Schein und Sein von Licht.
EINLEITUNG
Die Ansätze, neue und innovative Schlüsselindustrien anzusiedeln, dem Ruhrgebiet auf dem Weg in die Wissensgesellschaft kreative Impulse zu geben, sind wohl erkennbar. Die Zahl der damit geschaffenen Arbeitsplätze reicht aber noch längst nicht aus, die erlittenen Verluste in der Montanindustrie auszugleichen – auch nicht für eine schrumpfende Bevölkerung. Obschon dieser Verlust der montanindustriellen Basis schwer wiegt und eine
Licht Ruhrgebiet: Ruhrlandmuseum
Dabei hat die für das Ruhrgebiet so bedeutsam gewordene Internationale Bauausstellung (IBA) Emscherpark seit 1994 richtungsweisende Projekte gefördert, die den bewussten Umgang mit künstlichem und mancherorts auch künstlerisch gestaltetem Licht im öffentlichen Raum des Ruhrgebiets thematisierten. Sie wollte damit den sowieso bereits vorhandenen Impuls aufgreifen und stärken, die Nachtsicht der Region zu denken. Das Ruhrgebiet ist wie nur wenige andere Regionen in Deutschland (Tagebau in der Lausitz, Schwerindustrien im Saarland) ein Produkt seiner industriellen Vergangenheit nicht nur im übertragenen Sinn einer darauf aufbauenden gesellschaftlichen Wirklichkeit, sondern durchaus auch im unmittelbaren Sinn einer industriell überformten Landschaft, die ihren vorindustriellen Charakter so komplett verloren hat. Der Verlust nicht nur der industriellen Basis, sondern auch der Rolle als Wachstumsmotor und Reichtumsproduzent der ganzen Nation ging einher mit dem Verlust eines sich auf diese Rolle beziehenden Selbstverständnisses – was blieb, waren die erwähnten Landschaften einer industriellen Epoche, die nun auf eine erneute gesellschaftliche Aneignung warten. Das Ruhrgebiet ist eine Er ndung einer Zeit, in der es als solches schon gar nicht mehr bestand.‹ Das heißt, dass die so formulierte Identität von vornherein fragil war, bezog sie sich doch auf eine historisch im Wesentlichen abgeschlossene Epoche. Überhaupt ist die Schaffung einer (explizierten und bewussten) regionalen Identität eine einigermaßen neue und geradezu auf dem Verlust von selbstverständlicher regionaler Eigentümlichkeit aufbauende Sache. Diese sich neu herausbildende regionale Identität des postindustriellen Ruhrgebiets, die sich vor allem auf die industrielle Vergangenheit bezog und noch immer bezieht, war der eigentliche Kern der IBA. Selbstbewusst sollte der Umgang mit der eigenen industriellen Vergangenheit zu einem wesentlichen Element einer postindustriellen Wirklichkeit werden. Licht wurde erst spät als Mittel für diesen Zweck entdeckt und eingesetzt.
Künstliches10
Ein Indikator kultureller Identität? vgl.
im
2000
Das Jahr, in dem dieses Buch veröffentlicht wird, könnte für die Diskussion einer regionalen Nachtgestalt besonders geeignet sein: Mit der Stadt Essen wurde das Ruhrgebiet zur Kulturhauptstadt 2010 ernannt. Nach Stahl, Kohle, Bier und Fußball soll der kulturelle Wandel als Wirtschaftsmotor und Standortfaktor dieser Region nach außen und nach innen kommuniziert werden – und das in einer Region, die bei gleichzeitiger räumlicher und funktionaler Perforierung durch stark verdichtete Baustrukturen gekenn-
Damit wurde die Sicht auf die Vergangenheit der Region frisch versucht. Das »regionale Gedächtnis« wurde in den IBA-Prozessen als Katalysator genutzt, über eine veränderte Wahrnehmung durch ungewohnte Zugänge, Veranschaulichung und künstlerische Inszenierung von industriellen Artefakten die zukünftige Entwicklung der Region anzustoßen. Zum einen wurden viele Hochpunkte (in der überwiegenden Mehrzahl künstlich geschaffene, meistens aus dem Abraum des Bergbaus entstandene größere und kleinere Hügel, die inzwischen als attraktive Freizeitstandorte umfangreich entwickelt werden)‹ als begehbare und weitgehend nur für sich inszenierte, d.h. auf sich selbst bezogene, sich selbst genügende Stadt- und Landmarken ausgebaut. Sie dienten nunmehr als Orientierungssystem zur Übersicht auf die Region »von oben« und als Merkzeichengefüge »von unten«. Zum anderen wurde für ihre Nachtansicht die Illumination als Medium der Schaustellung historischer oder moderner Fragmente eingesetzt. Damit war die Nachtansicht der ganzen Region als gestalterische Möglichkeit thematisch vorbereitet.
Dennis Köhler, Manfred Walz
11 vgl. Berke 2009
Kompensation noch nicht wirklich sichtbar ist, kann doch – ganz ohne dem beliebten und verkleisternden »in jeder Krise steckt auch eine Chance« das Wort reden zu wollen – die Verbesserung der alltäglichen Lebensqualität konstatiert werden: Der Himmel über der Ruhr ist längst wieder blau, die Überraschung auswärtiger Gäste ob der vielen Grünräume im Pott hat den Weg auf die Bühnen der Kabaretts gefunden, die Lebenserwartung der Menschen in der Region schließt zum Rest der Republik auf, selbst der Anteil der Wissensarbeiter (Angehörige der kreativen Klasse nach Richard Florida) kann sich inzwischen mit dem anderer Metropolregionen messen lassen. Vor diesem Hintergrund wollte das strukturpolitische Zukunftsprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen regionalplanerische und regionalpolitische Impulse setzen, Standorte zu attraktivieren und die Lebensqualität der 5,3 Millionen Bewoh nerinnen und Bewohner punktuell weiter zu steigern. Der sog. wirtschaftliche Strukturwandel sollte nicht mehr länger als zu bedauerndes Los verstanden, sondern als zu gestaltende Zukunftsaufgabe angegangen werden. Architektonische, landschafts- und stadtplanerische Qualitäten einer Dienstleistungsgesellschaft, die nicht ihre industriellen Wurzeln vergisst, wurden dafür als probates Mittel spätestens mit der IBA formuliert.
12 zeichnet und zudem in besonders herausragender Weise von der sich verschärfenden kommunalen Finanzkrise betroffen ist. Die Wunden wurden dabei als Kulminationspunkte von zu schaffenden »Selbstheilungskräften« de niert. Allerorten werden seither Festivals gefeiert, die gegenwärtige und die zukünftig mögliche Identität der Region thematisiert und Artefakte des industriellen Zeitalters künstlerisch überformt. Dabei spielt die Inszenierung der öffentlichen Räume immer wieder eine zentrale Rolle in den Programmen der Kommunen, um mit der Darstellung von »Kultur« den Wandel zur »Metropole« zu belegen, als die man sich so gerne sieht – dabei häu ger die Grenze zur Karikatur oder Ignoranz überschreitend, wenn fortwährend der Vergleich mit den global kommunizierbaren und kommunizierten Metropolen bemüht wird. Essen oder Dortmund wird da nicht mit einer anderen Halb-MillionenStadt im industriellen Umbruch verglichen, sondern das virtuelle Ruhrgebiet mit Paris oder London – bei fortdauernder, wenn auch zunehmend in die kritische Betrachtung geratender Kirchturmpolitik innerhalb von im täglichen Vollzug der Bewohnerinnen und Bewohner längst überwundenen administrativen Grenzen. Die Überhöhung und Festivalisierung der mit Identi kationspotenzial ausgestatteten Artefakte mit künstlichem Licht ist daher längst ein bekanntes und beliebtes Instrument der interessierten und handelnden Akteure (allen voran die Kommunen selbst, die sich damit mit einer auf sich selbst bezogenen Identität auszustatten versuchen – in Konkurrenz zu den anderen Kommunen der Region).
Es verwundert also nicht, dass die geogra sche Lage und die infrastrukturelle Bedeutung des polyzentrischen Ballungsraumes auch gern mit Hilfe von Satellitenbildern der Nachtregion verdeutlicht werden. Sie zeigen das Ruhrgebiet als ebenso großen wie auch hellen Fleck neben Paris oder London.‹ Findet die kulturelle Position dieser »neuen Metropole« damit eine Bildreferenz in ihrer Lichtquantität, die gleichbedeutend als Lichtqualität gelesen werden darf? Bilder temporärer Lichtkunst und Lichtgestaltung werden zusätzlich genutzt, um den neuen Charme des ehemals von Stahlwerken und Zechen gezeichneten Ruhrgebiets zu verkünden. Doch was bedeutet der Umgang mit dem Gestaltungsmittel Licht, das auch für die Ressource Energie steht, für die kulturelle Identität dieser industriell vernarbten und historisch aufgeladenen

vgl. Ruhr 2010 GmbH 2009: 67
vgl. Ruhr 2010 GmbH 2008: 55, 72
02 Europakarte mit Lichtemission der Ballungszentren London, Paris, Ruhrgebiet
den gestalterischen Lichtprojekten in der Region geht es um mehr als darum, in nachgelassenen Industriefragmenten »Schönheit (…) nachhaltig im kollektiven Gedächtnis« zu verankern.‹ Deutlich wahrnehmbar wächst seit den IBA-Impulsen die Bereitschaft der Ruhrgebiets-Kommunen, Lichtinszenierung nunmehr als wesentliches quali zierendes Mittel für die gestalterische Pro lierung und Nutzung öffentlicher Räume bei Nacht zu denken; jetzt und in
EINLEITUNG
Künstliches Licht im Ruhrgebiet: Ein Indikator kultureller Identität?
Region?Bei
Dies ist der empirische und motivationale Ausgangspunkt der vorliegenden Veröffentlichung: Nach Jahrzehnten der eher nicht explizierten und daher unterschwelligen Verwendung von Licht, meistens reduzierend auf einen unmittelbaren Nutzen, gerät es immer mehr in den expliziten Fokus von künstlerisch geplanter und vollzogener Raumgestaltung. Die IBA hat dazu einen entscheidenden Impuls gesetzt, der offenbar zu sich selbst tragenden und perpetuierenden Prozessen führt, in denen Licht die Rolle eines wichtigen Imageträgers bekommt. Doch muss dabei immer wieder beobachtet werden, dass diese Lichtkunst hinter den mit dem Medium genuin verbundenen Möglichkeiten zurückbleibt: Die regionale Perspektive bei den Lichtgestaltungen im Ruhrgebiet wird nur ausnahmsweise gesehen, konzeptualisiert und umgesetzt. Dieses De zit muss trotz der Tatsache konstatiert werden, dass zwei IBAProjekte hierzu bereits früh einen Weg gewiesen haben: Zum einen die durch einen einheitlichen Lichtgestus hergestellte ideelle Spange des Ruhrgebiets, die »Yellow Marker« von Mischa Kuball, und zum anderen das ebenfalls aus IBA-Zeiten stammende Projekt »NachtTagPanorama« von Georg Kiefer und Manfred Walz, die ein visuell erlebbares Nachtpanorama vom Hochpunkt der Halde Schwerin in Castrop-Rauxel aus entwarfen. Dies bleiben bisher die einzigen für das Ruhrgebiet permanent installierten Lichtprojekte im öffentlichen Raum, die bewusst über kommunale Grenzziehungen hinaus konzipiert wurden.Wie
vgl. www.Lichtgestaltung-NRW.de
naher Zukunft: Die Programme der Kulturhauptstadt 2010 weisen kommunalen Lichtprojekten und regional organisierten Lichtausstellungen einen herausragenden Stellenwert zu. Die Zahl der zu Beginn des Jahres 2010 verzeichneten 135 permanenten Lichtinstallationen in 25 Ruhrgebietskommunen ist mittlerweile gewiss schon gestiegen.‹
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sich das lichtgestalterische Bild seit der künstlerischen Raumsetzung »Yellow Marker« im regionalen Raum zwischen Bönen (im Osten der Region) und Kamp-Lintfort (im Westen) fortentwickelte und was die Intention dieses Projektes war, ergründen wir in einer Unterhaltung mit Mischa Kuball. Dieses Interview gibt als Auftakt dieses Buches gleichsam eine Einstimmung mit Erinnerung und Perspektive, ebenso wie der anschließende Bericht von Manfred Walz, der das regionale Verhältnis von Licht und Stadt mit Dunkelheit und Naturzone diskutiert, indem er die Qualitäten und Intentionen des Projekts »NachtTagPanorama« re ektiert.
Wie diese ersten Abschnitte bereits deutlich zeigen, geht es nicht um die Romantisierung von altindustriellen Artefakten mit bunten Lichtern. Das Ruhrgebiet als »Kontextraum« besitzt eine eigene Lichtvergangenheit. Leuchtende Stahlwerke und Kokereien zeugten einst von krankmachender
Dennis Köhler, Manfred Walz
EINLEITUNG
14 Schicht- und Nachtarbeit.‹ Mit Übergang in die sog. Dienstleistungsgesellschaft sind zwar die Zahlen derer gesunken, die in den Konti-Schichten der Stahlund Montanindustrie arbeiten müssen, die überstrahlten Nachthimmel und die Entgrenzung gesellschaftlich geübter Zeitstrukturen hingegen sind geblieben. Die Zahl der in Schichtzeitregimen arbeitenden Menschen ist gestiegen und hat sich in die Dienstleistungsbereiche verlagert. In einer Zeit-Raum-Reise durchfährt Gerd Kivelitz das Ruhrgebiet mit dem Zug, um es auf poetische Weise zu charakterisieren. So steigt er im industriellen Hamm der Vergangenheit ein und träumt sich in der Fahrt zum Ziel: Die Stadt Duisburg im Heute. Er beschreibt das Ruhrgebiet als Arbeitsgesellschaft und leuchtendes Feuer und kontrastiert es mit der Idee der Dienstleistungs- und Freizeitgesellschaft mit grell inszenierten Industrieartefakten. Sein kleiner Exkurs wird begleitet durch historische Nachtansichten von Klaus Michael Lehmann und soll neben den wissenschaftlichen Texten dieser Veröffentlichung zur kritischen Reektion einladen. Polemisch lässt sich mit ihm sagen: Nächtliches Licht war früher Nebenprodukt der Industrie – heute intendiert die Illuminierung der aufgelassenen oder sich noch in Betrieb be ndlichen Industrieanlagen (beides existiert innerhalb der selben Zeit im Ruhrgebiet) eine verniedlichende Erinnerung an den Moloch; nächtliches Licht früher zeugte von Arbeit in Industrieanlagen – heute verweist es auf Freizeitgelegenheiten in Industrieanlagen; Stadtansichten waren früher durch dunkle Silhouetten vor dem Hintergrund glühender Himmel gezeichnet – heute sind es bunte Silhouetten vor dem Hintergrund überstrahlter Himmel. vgl. Krau, Walz 1986
Künstliches Licht im Ruhrgebiet: Ein Indikator kultureller Identität?
03 Aufhellung des europäischen Nachthimmels durch künstliche Beleuchtung

15
Dennis Köhler, Manfred Walz
Mit einem dritten Blick zeigt das nächtliche Satellitenbild noch mehr: Seit Jahrhunderten emanzipiert uns das Licht, das nicht unmittelbar von der Sonne herrührt, von einem natürlich bestimmten Aktivitätsverhalten. Die entscheidenden Taktgeber unserer Gesellschaft sind dabei nicht mehr so sehr die natürlichen oder biologischen Zyklen, sondern die Betriebs- und Arbeitszeiten im Verlauf der Woche.‹ Eine unmittelbare Verdeutlichung dieser Zeitentgrenzung zeigt die Stadtansicht nach Einbruch der Dunkelheit. Mit ihr treten die baulich-räumlichen Strukturen visuell zurück und das Kunstlicht offenbart ein unmittelbares »Funktionsdiagramm« der städtischen Zivilisation. Wenn kultureller Fortschritt in industrialisierten Ländern heißt, mit künstlichem Licht rund um die Uhr auf Leistungen unterschiedlichster Art zurückzugreifen und die Nacht als erodierten Zeitabschnitt der körperlichen Regeneration zu
Dieser Rückblick zu Beginn des Buches und der stimmungsvolle kritische Exkurs dienen dem Ausblick. Es geht uns nicht nur um die gestalterischen Highlights und deren räumlich-konzeptionelle Umgangsweise. Im nächsten Schritt fokussieren wir daher auf die gesamte Summe von Lichtern und beleuchteten Flächen. Denn gerade beim Thema Licht lässt es der dichte Stadtkörper der Ruhrregion nicht zu, wieder einmal in bloß kommunalen Denkmustern zu verharren. Licht ist grenzüberschreitend sichtbar und gestaltwirksam. Die typischen Hochpunkte zeigen heute schon spezielle Panoramablicke in die nächtliche Region. Dabei überlagern sich Gestaltungs-, Funktions- oder Werbelichter. Wir widmen uns der Summe von Lichtquellen, die die Nachtansicht der öffentlichen Räume konstituieren.
Wir werfen noch einmal einen Blick auf das zuvor schon erwähnte Satellitenbild, das eine Europakarte bei Nacht zeigt und an dem mittlerweile der kulturelle Fortschritt gemessen wird: Es geht um Lichtnutzung im Generellen und die Frage, was neben der Inszenierung einzelner Objekte noch hinter der Licht-Identität der Ruhrregion steckt. Der zweite Blick auf das Bild zeigt, wie viel Licht ächendeckend in den (nicht nur) europäischen Himmel strahlt und durch Partikelstreuung unsere Sicht auf das natürliche Kulturgut, den Sternenhimmel, verhindert (Abb. 03). Die Programme unserer Kulturhauptstadt sehen erdwärts, auf die Addition von Kunstlicht und Lichtkunst als kulturellen Indikator. Doch warum sehen wir nicht nach oben, auf die Fülle von Informationen, als Referenz und Quelle für unsere naturwissenschaftliche und damit auch gesellschaftliche Entwicklung? Ferdinando Patat zeigt, was wir verpassen, wenn die bloße Addition von Licht als Nachweis für Fortschritt gezählt wird. Mit der Betonung der Schönheit des Nachthimmels und der Warnung vor den Konsequenzen der Lichtverschmutzung für die gesellschaftlich wichtige Sternenbeobachtung erzählt er bereits am Anfang von der Bedeutung einer Wahrnehmung nächtlicher Qualitäten ohne künstliche Beleuchtung.
vgl. Henckel u.a. 1989: 11
Künstliches Licht im Ruhrgebiet: Ein Indikator kultureller Identität?
Dem naturwissenschaftlichen Abschnitt folgen zwei Exkurse – einer davon ist sozialkulturell begründet. Ryuzo Ohno und Shigeo Kobayashi skizzieren beispielhaft die Nachtansicht der Metropole Tokio. Ohne Anspruch auf einen umfassenden Bericht und ohne Fragen nach kulturell herleitbaren Unterschieden im Umgang mit künstlichem Licht zu beantworten, begeben wir uns mit diesem Exkurs auf einen erkenntnisreichen Gang durch Teile der japanischen Großstadt. Wagt man hierbei einen Vergleich, so zeigt sich, dass das Stadtlicht eine besonders hohe Intensität und Fülle hat, dass aber eine besondere Wertschätzung konzeptioneller Lichtverwendung wie sie im Ruhr gebiet im Ansatz erkennbar und mit diesem Buch eingefordert wird, in einer anderen Region dieser Welt – trotz hoher, kulturell begründeter Wertschät zung für Licht – sich so noch nicht abzeichnet. Danach kommen wir zurück in die Ruhrregion und verschaffen uns einen aktuellen Überblick über die Nacht ansichten ausgewählter Teilbereiche. Von strahlenden Industrieanlagen und fein pointierten Vorstadtstrukturen bis zu hell leuchtenden Zentren erzählt der Bild ug von Hans Blossey. In einem Nacht ug von Duisburg nach Unna werden die mit Licht ins Dunkle gezeichneten Strukturzusammenhänge der Region im Bild gefasst.
EINLEITUNG
Nach diesen kurzen Aus ügen widmet sich dieses Buch wieder dem zu vor bereits als Referenz genutzten Satellitenbild. Es darf wie schon ange
Im Anschluss daran widmen wir uns dem Licht als Mittler von visuellen Informationen. Licht und Sehen sind unmittelbar miteinander verbunden. Dabei ist die visuelle Aufnahme von Informationen kein statischer, sondern ein hochgradig dynamischer Prozess. Wie sich unsere Seheigenschaften im Dämmerungsverlauf ändern, veranschaulicht Rainer Guski aus wahrnehmungs und umweltpsychologischer Sicht. Implizit bezieht er Stellung zu aktuellen Debatten, z.B. der Existenz von sog. Angsträumen. Er zeigt am Beispiel der Gesichtserkennung, dass eine bestimmte Lichtqualität vorliegen muss, um zu subjektiv sicherem Nutzen der nächtlichen Stadt beizutragen.
16 dulden, wie viel Fortschritt liegt dann in der Konsequenz, dass die Gesund heit von Mensch und Tier damit substanziell beeinträchtigt wird? Das Satelliten bild zeigt, wie wir uns ächendeckend von natürlicher Zeittaktung entfernen. Barbara Griefahn beschreibt gemeinsam mit Veronika Kretschmer und Franz Hölker aus medizinischer Sicht, was die Nutzung von Licht für unseren chronobiologischen Rhythmus bedeutet und welche Auswirkungen dies für unsere Gesundheit haben kann. Sie weist nach, dass eine gestörte Melatonin Produktion bzw. Melatonin Suppression zu ganz vielfältigen pathogenen Erscheinungen führt. Sie plädiert daher für einen bewussten und sensiblen Um gang mit und Einsatz von künstlichem Licht.
kündigt, behauptet werden, dass die neuzeitliche Flexibilisierung der Arbeitszeiten in hohem Maße die Nutzungen der Stadt individualisiert hat und bewirkt, dass ein Großteil der gesellschaftlich normierten Lebensorganisationen weitgehend erodiert ist oder sich gestützt durch technologische Entwicklungen kontinuierlich weiter entgrenzt.‹ Tendenziell sind Tages- und Wochenzeitrhythmen z.B. durch Schichtarbeit im Produktions- und Dienstleistungsgewerbe oder durch Zeit- und Telearbeit »breitbandiger« und deshalb konturloser geworden. Im Ergebnis sind die Kernarbeits- und Freizeiten weit mehr entkoppelt und weit weniger gesellschaftlich und kulturell abstimmbar geworden. Ein deutlich sichtbarer Indikator für diese zeitliche Entgrenzung ist die Abkopplung vom Sonnenlicht und die damit einhergehende Zunahme künstlicher Beleuchtungen. Doch die weiter »voranschreitende Ausdifferenzierung von Zeiten und dabei vor allem Tendenzen, bei denen sich neue Zeitmuster durch Ausdehnung herausbilden, erfordern eine Auseinandersetzung über eine
Für die Verwendung von Licht in der Stadt kommt hinzu: Licht interagiert nicht nur mit physischem Raum, sondern vor allem mit dem sozialen und dem symbolischen Raum. Raumatmosphären können mit Licht erzeugt oder verändert werden. Menschen unterschiedlicher sozialer oder kultureller Herkunft agieren und reagieren unterschiedlich gerade in Bezug auf »lichtbegründete« Räume. Stefan Hochstadt diskutiert die gesellschaftliche Konstruktion von Licht und erweitert die Debatte um die Aspekte Raum und Zeit, mit denen Licht in einem unmittelbaren Bezug steht. Er plädiert für eine sorgfältige Analyse von sich »unter der Hand« ergebenden Effekten, wenn wirkungsmächtige Prinzipien unbeachtet bleiben. Die Schönheit eines Raums schafft diesen Raum geradezu und beschreibt damit unmittelbar gesellschaftliche Aneignungsprozesse. Ohne diese von vornherein und zwingend zu
Dennis Köhler, Manfred Walz
17 ›zeitpolitische Konzeption‹ der Gesellschaft. Es geht dabei unter anderem um den Schutz von Zeiten, also die Sicherung von Ruhezeiten, um die Sicherung von Zeitautonomie und um kulturelle Aspekte der Zeitordnung, also Fragen der kulturellen Identität«.‹ Das zuvor genannte Funktionsdiagramm der städtischen Zivilisation, das sich im Kunstlichtbild der Stadt offenbart, ist nicht nur ein unmittelbarer Indikator dieser kulturellen Identität; Kunstlicht ist gleichzeitig auch deren Instrument. Die Verwendung von Kunstlicht im öffentlichen Raum bildet somit nicht nur eine Polarität zwischen funktionaler Daseinsvorsorge und gestalterischer Dekoration; sie kann ebenfalls die zeitpolitische Konzeption der Gesellschaft und ihre kulturelle Identität aktiv beein ussen. Lichtnutzung hat für unsere Gesellschaft seit einigen Jahren erhebliche Bedeutung hinzu gewonnen. Ob zur Gestaltung, Sicherung oder Ausdehnung der Kunstlichtzeit, nutzen wir Licht wirklich bewusst? Sollten wir unseren geschätzten Umgang mit künstlicher Beleuchtung nicht deutlicher pro lieren, anstatt ächendeckende Überstrahlung und Konkurrenz zu akzeptieren?
vgl. Pohl 2009 Henckel u.a. 1989: 17
18 bewerten, müssen sie doch erkannt werden, um in die eigene planerische Tätigkeit aufgenommen werden zu können. Ansonsten besteht die erhebliche Gefahr, zu ungewollten Resultaten beizutragen. Licht ist in diesem Wirkungs gefüge ein bedeutsamer Katalysator.
Wie zuvor erwähnt, tragen die vielen einzelnen lichtgestalterischen Ob jekte, die mit der IBA und danach installiert wurden, nicht dazu bei, der Ruhrregion eine eigene und deutlich identi zierbare Nachtgestalt zu verleihen. Diese regionale Nachtansicht könnte jedoch in eine quali zierte Lichtgestalt übersetzt werden; nicht nur um die Nachtansicht für Bewohnerinnen und Be wohner wie auch Besuchende lesbar zu machen: Die generelle Verwendung von künstlichem Licht ragt begrif ich in viele Ebenen des ökologischen, ökono mischen, sozialen und damit auch des kulturellen Wesens der Städte und der Region hinein. Das bedeutet, dass die einzelnen Lichtquellen, die in den öffent lichen Räumen wirken, genauer identi ziert werden müssen, um sie für die Gewinnung einer nachhaltigen Stadt und Regionalentwicklung in Beziehung zueinander zu setzen. Was demgemäß Lichtplanung für Städte bedeutet, re ektiert Dennis Köhler. In einem Plädoyer zur methodischen Formulierung und praktischen Etablierung einer »Integrierten Lichtleitplanung« der Kom munen nennt er Hintergründe zur systematischen Ordnung der vielen Licht komplexe des öffentlichen Raumes. Denn ein gestalt , aber auch energie wirksames Lichtkonzept, unabhängig davon auf welcher Ebene es sich be ndet, bedarf der Benennung von Zielen, Maßnahmen, Akteuren und Methoden.
EINLEITUNG
Licht ist daher allemal ein probates Mittel, ein Bild zu erzeugen, das wiederum bilderzeugend wirkt oder wenigstens wirken kann. Damit sind wir bei der Bedeutung von Licht bei der Produktion eines spezi schen Images an gelangt. Eine metropolitane Region wie das Ruhrgebiet, das sich als Standort mit anderen Metropolen international misst, kann mithilfe eines positiv konnotierten Mediums wie dem Licht für sich werben und tut dies tatsächlich. In einer Zeit, in der sich touristische Motivationen und Räume verändern, sehen sich die Städte vor die Aufgabe gestellt, auf diesem Markt zu agieren. Zwar kann das Ruhrgebiet, wie Thomas Hackenfort zeigt, sich noch längst nicht mit den bekannten Destinationen des orierenden Städtetourismus in Deutsch land messen, doch gelingt es offenbar zunehmend, die Zahl der auswärtigen Gäste und die damit verbundenen und gewünschten ökonomischen Effekte zu steigern. Nicht zuletzt deshalb spielte die Inszenierung von Licht und Lichtkunst nicht nur in der IBA Emscherpark eine besondere Rolle, sondern eine gerade zu herausragende aktuell in den Projekten der Kulturhauptstadt. Tourismus über formt Räume, Tourismus produziert Räume – auch mithilfe von Licht – und kann deshalb in dieser Publikation nicht unberücksichtigt bleiben.
Künstliches Licht im Ruhrgebiet: Ein Indikator kultureller Identität?
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Bei der Sicht auf die Region als Planungsgegenstand liegt damit die Entwicklung einer systematischen Ordnung und regional wirksamen Lichtgestalt auf mehreren Ebenen. Die vielen Kommunen zeigen sich dabei als einzelne »Lichtträger«, die jeweils ein kommunales Lichtsystem gestalten und unterhalten. Dieses Lichtsystem verweist immer auch grenzüberschreitend auf den regionalen Verbund besonderer Lichtelemente. So verlassen wir wieder die Summe der unterschiedlichen Lichtquellen und beziehen uns auf die regional wirksamen Lichtgestaltungen‹ Für den Beginn einer lesbaren Gestalt in regionaler Hinsicht knüpfen wir zunächst an den Bestand der öffentlichen Lichtgestaltungen an und entwickeln Ideen zur grenzüberschreitenden Einordnung. Zunächst könnte innerhalb einer quali zierten Lichtstruktur der öffentlichen Beleuchtung eine regionale Lichtgestalt die einzelnen vorhandenen Lichtobjekte konzeptionell so vernetzen, dass ihr Zusammenhang in einer Abfolge von »Stationen« auch vor Ort erkannt und durch Integration neuer Lichtgestaltungen gestärkt werden kann. Konzepte, die eine thematische Spange der Ruhrgebietsspezi ka les- und erfahrbar machen, wie z.B. die »Route Industriekultur« oder die begehbaren Hochpunkte und Halden, sind längst ein etabliertes Programm der Ruhrregion. Ideen, Themen und Perspektiven im weiteren Umgang mit gestalterisch wirkendem Licht auf regionaler Ebene zeigen Manfred Walz und Dennis Köhler im abschließenden Beitrag dieses Buches.
Dennis Köhler, Manfred Walz
Was alle Beiträge anstreben, ist jeweils ein fachlich begründeter bzw. erfahrungsgesättigter Impuls zu einer weit gefassten Thematisierung der Kunstlichtverwendung in den öffentlichen Bereichen des Ruhrgebiets und im Allgemeinen – ein Impuls in Form einer Thesensammlung für eine möglichst offene Diskussion an dem wissenschaftlich weiter zu ergründenden Gegenstand: Künstliches Licht im öffentlichen Raum. Diese Publikation will als Arbeitsbuch verstanden werden und als Einladung, in einem die Disziplinen übergreifenden und integrierenden Zugang zu einer bewussten Verwendung von künstlichem Licht zu kommen. Ganz ohne vergangenheitsvergessenen oder umgekehrt vergangenheitsbezogenen Pathos hat Licht die Potenz, die geschundene Region an Ruhr, Emscher und Lippe auf dem Weg in eine gute Zukunft zu begleiten.
64 Stadtzentren im Licht
Nordstadt Innenstadt
Hbf
Fokus: Dortmund Richtung: Unna Position: 51° 30‘ 59,13“ N | 7° 26‘ 41,08“ E Zeit: 10. Oktober 2009, 20:56 Uhr Höhe: 692 m (2269 Fuß) über N.N.
65 Kartenausschnitt: Dortmund

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68 Lichtinseln der Arbeit
INDUSTRIE: Die durch die weitgehend stillgelegten Zechen geförderte Kohle wurde vorrangig zu Koks verarbeitet und in Hochöfen zur Roheisen- und Stahlerzeugung verwendet. Das Bild zeigt den letzten großen Hochofenstandort des Ruhrgebiets in Duisburg Marxloh am Rhein mit Kokerei, Kraft-, Stahl- und Walzwerken. Nach dem Verschwinden der Stahlstandorte und dem deutlichen Anstieg des Stahlbedarfs vieler Länder dieser Welt, erfährt die verbleibende Koksproduktion im Ruhrgebiet eine neue 19,26“ E
Zeit: 14. Mai 2010, 23:12 Uhr Höhe: 448 m (1470 Fuß) über N.N.
PRFBedeutung.okus:Duisburg-Marxlohichtung:Krefeldosition:51°30‘47,16“N|6° 44‘

131

Mit texten, in denen »licht« aus unterschiedli chen Perspektiven und gespeist mit dem Wissen unterschiedlicher Disziplinen diskutiert wird, geht das vorliegende Buch einen anderen Weg: Die wissenschaftlichen und methodischen lücken benennend, werden Hinweise formuliert, wie mit licht in der Planungspraxis urbane lebensqualität bei tag und bei nacht hergestellt werden kann.

Die heute selbstverständlich erscheinende Helligkeit in der Dunkelheit, die künstliche Beleuchtung unserer städte, ist historisch noch recht jung. Und doch mischen sich neuerdings kritische anmerkungen in das so positiv erlebte nächtliche licht. ökologische, medizinische, soziale, kulturelle und auch ökonomische argumente werden einer bloßen Ästhetik oder funktionalität entgegen gehalten. tatsächlich sind integrierende ansätze gefordert, die die unterschiedlichen interessen überwinden und licht ganzheitlich denken.
im ruhrgebiet wird licht im Kulturhauptstadtjahr als besondere Qualität formuliert, die iBa emscherpark wirkt in den betriebenen raumdebatten nach. Beide anlässe boten und bieten vielfache Gelegenheit, über die komplexe nutzung und Wirkung von licht als künstlicher Beleuchtung öffentlicher räume nachzudenken. tatsächlich reduziert sich der Umgang damit auf die dekorative stadtgestaltung und die damit beabsichtigte Produktion eines spezifischen kreativen images, mit dem das ruhrgebiet seine industrielle Vergangenheit abzustreifen, mindestens jedoch zu ästhetisieren versucht.