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Japan

HOKKAIDO, DAS KLEINE SIBIRIEN

Frankreich

CORDOUAN, DIE

LETZTEN LEUCHTTURMWÄRTER

Polynesien

DIE KORALLENGÄRTNER

Sudan IM LAND DER SCHWARZEN PHARAONEN

Schweiz DEN WANDERHIRTEN AUF DER SPUR

WUNDER DER WELT

Portfolio

DER ERSTE SCHNEE VON JÉRÉMIE VILLET

NR. 232 DEZEMBER 2022-JANUAR 2023 CHF 17.–
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RÜCKBLICK

EIN

SCHÖNES JAHR AUF DEN PFADEN DIESER ERDE

Liebe Leserinnen und Leser

Die Vorweihnachtszeit und der heranrückende Jahreswechsel animieren uns für gewöhnlich dazu, auf das Jahr zurückzublicken, uns das Erlebte und die prägenden Momente des vergangenen Jahres in Erinnerung zu rufen. Während ich diese Zeilen schreibe, denke auch ich an die vielen schönen Themen, die das Animan-Magazin in den letzten zwölf Monaten bereichert haben. Nachdem sich der feste Griff der Pandemie endlich gelockert hatte, konnten Reisen in viele Länder, die dem Tourismus verschlossen geblieben waren, wieder aufgenommen werden. Diese Nachricht lösste bei uns in der Redaktion grosse Freude aus und zahlreiche Vorschläge für Reportagen aus allen Teilen der Welt gingen bei uns ein, von Portugal über Saudi-Arabien bis hin zu Botswana und natürlich der Schweiz, die uns immer wieder verblüfft. Das Vergnügen, Ihnen unsere Lieblingsdestinationen näherzubringen und originelle Geschichten zu erzählen, die die starke Verbindung zwischen Mensch und Natur aufzeigen, sind unser täglicher Antrieb.

Die Zeit ist gekommen, sich leichten Herzens von 2022 zu verabschieden und das neue Jahr voller Zuversicht zu begrüssen. Hoffen wir, dass 2023 trotz der unsicheren Entwicklungen ein guter Jahrgang voller wunderbarer Reisen und Entdeckungen sein wird. Das gesamte Animan-Team wünscht Ihnen und Ihren Lieben alles Gute!

Alexander Zelenka Chefredaktor

Wanderschäferei im Jura. © Jérômine

Derigny

FOKUS • • 3 Fokus

JAPAN

Hokkaido, Japans kleines Sibirien

Fernab der hektischen Metropolen enthüllt die grosse Insel im Norden ihr innerstes Wesen im Winter, wenn Frost und Schnee Landschaften von absoluter Reinheit und Eleganz erschaffen.

Von Marie Paturel und Hemis

FRANKREICH

Die letzten Leuchtturmwärter von Cordouan

Dieser Leuchtturm, der den Beinamen «Versailles der Meere» trägt, befindet sich vor der Gironde-Mündung und ist der letzte in Europa, der noch ganzjährig bewacht wird.

Von Thibaut Vergoz und Zeppelin

PORTFOLIO

DER ERSTE SCHNEE

Jérémie Villet durchstreift die entlegensten Gegenden und nutzt den Schnee, um poetische Kompositionen zu erschaffen, die die wilde Tierwelt umso grandioser in Szene setzen.

Von Jérémie Villet

Reiserouten

POLYNESIEN

Der Ruf des Riffs

Auf Moorea setzt sich die Gruppe der Coral Gardeners für den Schutz der Korallenriffe ein, die für das Leben in den Ozeanen und auf der Erde von entscheidender Bedeutung sind.

Von Julien Girardot

SUDAN

Im einstigen Reich der schwarzen Pharaonen

Von den Tempeln von Meroe bis hin zu den Dünen der Nubischen Wüste beherbergt der Norden des Landes Naturund Kulturwunder, darunter einige UNESCO-Welterbestätten.

Von Laurent Nilles

SCHWEIZ

Den Wanderhirten auf der Spur

Im vergangenen Winter wanderten zwei Hirten 150 Kilometer durch die Berge des Juras, um mit ihren 400 Schafen von Weide zu Weide zu ziehen.

Von Arnaud Guiguitant und Jérômine Derigny • Collectif Argos

4 • • REISEROUTEN
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Titelbild: Schneeeule. © Jérémie Villet

HERAUSRAGENDE ERGEBNISSE ÜBERALL UND JEDERZEIT.

Die beiden neuen Objektive der SIGMA Art-Produktlinie garantieren höchste optische Leistungen und bleiben dabei trotzdem äusserst kompakt. Optimale Voraussetzungen für Ihr perfektes Foto in allen denkbaren Situationen – angefangen bei alltäglichen Schnappschüssen in Innenräumen über Architekturaufnahmen bis hin zur Astrofotografie.

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FRANZÖSISCH-POLYNESIEN

DIE VERBORGENE SEITE DES SURFENS

Mit diesem spektakulären Bild gewann Ben Thouard den ersten Preis beim Wettbewerb

The Ocean Photographer of the Year. Der in Französisch-Polynesien ansässige französische Fotograf dokumentiert seit mehreren Jahren den Alltag der Surfer, einer Gemeinschaft, der er seit langem angehört und die ihn fasziniert. Die Aufnahme zeigt den Moment, in dem ein Surfer von den Turbulenzen einer der grössten Wellen der Welt, in Teahupo'o auf Tahiti, umhergewirbelt wird. «Das ist die verborgene Seite des Surfens», betont der in Toulon geborene Thouard, der sein erstes Brett in einem Alter bekam, in dem die meisten Kinder Fahrrad fahren lernen. Bereits in jungen Jahren begann er, den Ozean und die Wellen zu malen, bevor er sich der Fotografie zuwandte. Diese ermöglicht es ihm heute, seine bevorzugte Spielwiese mit meisterhaftem Geschick und einem künstlerischen Gespür abzubilden, was ihm schon bald weltweite Bekanntheit bescherte. Sein 2021 erschienenes Buch Turbulences ist ganz und gar den legendären Wellen von Teahupo'o gewidmet und offenbart sein herausragendes Talent in 75 Bildern von überirdischer Schönheit. Allesamt auf einer Wellenlänge mit dem Gewinnerbild, für das er – einmal mehr in seiner Karreiere – diesen Preis erhielt.

www.benthouard.com

6 • • ZOOM Zoom DAS AUSSERGEWÖHNLICHE BILD

Wir unterstützen den Anbau und die Produktion in den Bergregionen. Beispiel Schangau: Hier konnten wir mit der Coop Patenschaft für Berggebiete die und ihr einen willkommenen Absatzkanal bieten.

KW 48/22

Zeit für Berichterstattung

SWISS PRESS PHOTO 2022

Zum neunten Mal in Folge präsentiert das Château de Prangins zwei Ausstellungen zur Pressefotografie: Swiss Press und World Press Photo. Die Ausgaben 2022 liefern einen Rückblick auf die Weltnachrichten des Jahres 2021. Anhand der ausgestellten Bilder wird dem Publikum die Möglichkeit offeriert, die wichtigsten Ereignisse des Weltgeschehens aus den verschiedensten Perspektiven und Blickwinkeln zu betrachten. Die preisgekrönten Werke erzählen mutige Geschichten, erinnern an bemerkenswerte Einsätze und spiegeln die hohe Diversität in der Realitätswahrnehmung wider. World Press Photo: zu sehen bis zum 18.12.2022, Swiss Press Photo: zu sehen bis zum 26.02.2023, Informationen und Öffnungszeiten unter www.chateaudeprangins.ch

Zeit

Zeit, sich zu messen WENN VÖGEL POSIEREN

Der Wettbewerb der Schweizerischen Vogelwarte Sempach ist die weltweite Referenz für Vogelfotografie. Ziel des Wettbewerbs ist es, die Schönheit und Vielfalt der Vogelwelt im Bild festzuhalten, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu wecken und so die Bemühungen der Vogelwarte in Bezug auf den Schutz und die Erhaltung der Vogelwelt zu unterstützen. Bei der Ausgabe 2022 wurde mit knapp 9800 eingereichten Bildern ein neuer Rekord aufgestellt. Das Foto des Gesamtsiegers, Mateusz Piesiak, zeigt einen regungslosen Silberreiher inmitten eines lärmenden Möwenschwarms. Dieses meisterhafte Bild besticht durch drei Betrachtungsebenen, bestehend aus mehreren Schärfestufen und weich gezeichneter Bewegungsunschärfe –eine technisch höchst anspruchsvolle Meisterleistung. www.vogelwarte.ch

zum Fotografieren EIN ZOOMOBJEKTIV FÜR ALLE FÄLLE

Das SIGMA 100-400 mm F5-6,3 DG DN OS | Contemporary ist das erste Ultra-Tele-Zoom-Objektiv für spiegellose Vollformatkameras. Mit seiner ausserordentlich hohen optischen Leistung und dem dennoch leichten und kompakten Gehäuse erzielt es eine Bildqualität, die der von Standard-Zoom-Objektiven, wie dem SIGMA 24-70 mm F2,8 DG DN | Art, entspricht. Die ideale Tele-Ergänzung zum Standard-Zoom. Die neueste optische Designtechnologie sorgt für eine hochauflösende und kontrastreiche Bildqualität über den gesamten Brennweitenbereich. Das für ein Ultra-Teleobjektiv typische Bokeh und der Kompressionseffekt eröffnen viele spannende Gestaltungsmöglichkeiten, sei es bei Alltagsszenen, Fototouren oder auch in der Tierfotografie. www.sigma-romandie.ch

8 • • IM TREND
© Mateusz Piesiak
Gaëtan Bally © Niels Ackermann/Lundi13 © Sigma Im
©
Trend

Im Trend

Zeit zum Entfliehen

QANGA. REISEN IM LAUFE DER ZEIT

Zeit zum Verweilen ISLÄNDISCHE SAGAS

Der namhafte Reporter, Fotograf und Journalist Olivier Joly, der in der vergangenen Ausgabe Nr. 231 den wunderbaren Artikel über den isländischen Almabtrieb verfasste, streift seit zehn Jahren mit seiner Kamera über die entlegenen Pfade der sturmgepeitschten Insel. Als Anhänger der Schwarz-Weiss-Fotografie hat er unlängst ein neues Buch mit dem Titel SAGAS im auf Fotografie spezialisierten Verlag Hemeria publiziert. Dieser erlesene Bildband (140 S/W-Fotografien, Dreifarbendruck, BarytFotodruckeffekt) kommt wie ein isländisches Lavafeld zugleich kunstvoll und rau daher. Ein Muss für Island-Fans, aber auch für Liebhaber von Fotografie, endlosen Weiten, inneren Reisen und nordischer Mythologie. Buch bestellen unter www.hemeria.com

Die im Palais de Rumine (Geschichte, Geologie und Zoologie) in Lausanne zusammengeschlossenen Kantonsmuseen präsentieren in den grossen Ausstellungssälen eine originelle Ausstellung zum Thema Grönland. Mit dem Titel Qanga, was auf Kalaallisut «früher» bedeutet, liefert sie einen umfassenden Überblick über die Geschichte Grönlands, von der Zeit der ersten Jäger und Sammler, die vor 4500 Jahren aus dem heutigen Kanada einwanderten, über die Ankunft der Wikinger und der ersten dänischen Missionare und Siedler bis hin zu den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Die Schau basiert auf vier Graphic Novels des grönländischen Künstlers Konrad Nuka Godtfredsen, die in Zusammenarbeit mit dänischen Archäologen und Historikern entstanden sind und mit einer aussergewöhnlichen Auswahl an historischen und archäologischen Objekten, Mineralien, Tieren und Kunstwerken aus Grönland gezeigt werden. Viele dieser Exponate stammen aus den Museumsbeständen Dänemarks und der Schweiz und wurden noch nie zuvor der Öffentlichkeit präsentiert. Ausstellung zu sehen bis zum 29. Januar 2023, Informationen und Öffnungszeiten unter www.palaisderumine.ch

Zeit für Fragen

AUSSTELLUNG HELVÉCIA

In seiner Fotoausstellung «Helvécia. Eine vergessene Kolonialgeschichte» beleuchtet das Ethnografische Museum in Genf einen bisher verkannten Aspekt der Schweizer Geschichte. Zwar besass die Schweiz nie Kolonien, sie arbeitete aber dennoch mit Kolonialmächten bei der Aneignung fremder Länder und der Ausübung von Sklaverei zusammen. Helvécia ist eine ehemalige deutsch-schweizerische Kolonie, die ursprünglich Leopoldina hiess. Ihr heutiger Name geht auf eine ihrer Plantagen zurück, die ein Schweizer Kolonist einst so getauft hatte. Das 1818 gegründete Städtchen prosperierte durch den Kaffeeanbau, von dem es über 90 % für den Bundesstaat Bahia produzierte, bis es sich Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem der führenden Kaffeeexporteure Brasiliens entwickelte. Dieser Erfolg war auf die gross angelegte Ausbeutung von Sklaven zurückzuführen, eine Praxis, die, wie aus einigen Archivdokumenten hervorgeht, von der damaligen Bundesregierung unterstützt wurde. Das Gesetz zur Abschaffung der Sklaverei in Brasilien im Jahr 1888 bedeutete das Ende der Kolonie. Seit der Fotograf Dom Smaz zufällig auf dieses Dorf stiess, haben sich er und die lokale Journalistin Milena Machado Neves darum bemüht, die Geschichte Helvécias aufzuarbeiten, indem sie eine Brücke zwischen seiner kolonialen Vergangenheit und der Gegenwart schlagen. Ausstellung zu sehen bis zum 8. Januar 2023, Informationen und Öffnungszeiten unter www.meg.ch

IM TREND • • 9
© Olivier Joly © Dom Smaz
© Alle Rechte vorbehalten
© Johnathan Watts

Im Trend

Zeit, sich anzupassen EVEREST-BASISLAGER VERLEGT

Nepal bereitet sich darauf vor, das Basislager des Mount Everest bis 2024 zu verlegen, da die globale Erwärmung und die menschlichen Aktivitäten den Ort gefährden. Das Lager, das im Laufe der Frühjahrssaison bis zu 1500 Personen beherbergt, befindet sich auf dem Khumbu-Gletscher, der jährlich etwa 9,5 Millionen Kubikmeter Wasser verliert. Das auf 5364 Höhenmetern gelegene Camp soll 200 bis 400 Meter weiter unten errichtet werden, was den Aufstieg zum 8850 Meter hohen Dach der Welt entsprechend verlängern wird.

Zeit für Reisen JAPAN ÖFFNET WIEDER SEINE PFORTEN

Die seit Monaten von der Reiseund Freizeitbranche erwartete Ankündigung kam im Oktober: Japan, das seit dem Ausbruch der Pandemie von der Aussenwelt abgeschnitten ist, empfängt wieder alle Arten von Besuchern, nachdem es im Juni seine Pforten für Reisegruppen im Rahmen von organisierten Reisen und anschliessend für Individualreisende über Reisebüros geöffnet hatte. Neuankömmlinge müssen sich jedoch an die strikten Hygienevorschriften halten, die weiterhin im ganzen Land gelten.

Zeit, wieder in den Zug zu steigen
DER TREND AUS SCHWEDEN: TÅGSKRYT

Die europäischen Zuggesellschaften können sich bei den Schweden bedanken. Nachdem der Begriff Flight shame, der für die Scham beim Fliegen verwendet wird, populär geworden ist, taucht nun der Begriff tågskryt, «Zugstolz», auf. Der entsprechende Hashtag #tagskryt ist seit einigen Monaten in den sozialen Netzwerken omnipräsent, und das nicht nur in Schweden, wo der Klimaschutz seit vielen Jahren ein zentrales Thema ist. Diese Begeisterung für das Bahnfahren scheint sich in weiten Teilen Europas auszubreiten, nicht zuletzt dank mehrerer Initiativen, die den Zug erschwinglicher machen sollen. Allen voran das jüngere Publikum, das nicht mehr in den Flieger steigen möchte, begrüsst das.

10 • • IM TREND
© David Edelstein/Unsplash © Daniel Oberhaus/Wikimedia
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JAPAN

HOKKAIDO, JAPANS KLEINES SIBIRIEN

Text: Marie Paturel • Fotos: Hemis

Japanisches Meer

Ochotskisches Meer

ShiretokoHalbinsel Asahikawa

HOKKAIDO

DaisetsuzanNationalpark

Oakan-dake 1370

AkanNationalpark

Mashu-See Meakan-dake 1500

Tsurui

Sapporo

Berg Moiwa 531

KushiroNationalpark

Pazifischer Ozean

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Hokkaido ist in der ganzen Welt für seinen Pulverschnee bekannt. In den Bergen der Insel gibt es zahlreiche Skigebiete und naturbelassene Pisten, die Wintersportler reizen. Bei Sonnenaufgang wirkt der Mashu-See wie ein Gemälde, das von fernöstlicher Anmut geprägt ist. Der tanchô, der japanische Kranich, ist das Wappentier Hokkaidos und vollführt einen anmutigen Tanz im Schnee.

Fernab der hektischen Metropolen, der kaiserlichen Tempel und der Geishas enthüllt Hokkaido, die grosse Insel im Norden, ihr innerstes Wesen im Winter, wenn Frost und Schnee Landschaften von absoluter Reinheit und Eleganz erschaffen.

Sie tanzen mit ergreifender Anmut: Ihre Hälse schlingen sich ineinander, ihre Schnäbel berühren sich zaghaft, ihre Blicke treffen sich. Während dieser geschickten Choreografie kommt das zinnoberrote Oval auf ihrem Kopf zum Vorschein. Ihre endlos langen Stelzenbeine beugen sich abwechselnd in einem Reigen, dessen Schrittfolge nur sie allein kennen. Sie sind die tanchô, die japanischen Kraniche des 1987 gegründeten Kushiro-

Nationalparks im Osten Hokkaidos. Nahezu ein Drittel der Weltpopulation findet hier Zuflucht, was allen voran Initiativen in den 1920er Jahren zu verdanken ist. Der symbolträchtige Kranich galt unter den Einheimischen als verschwunden, bis man in der Sumpfebene rund um das Dorf Tsurui einige Exemplare gesichtet hatte. Daraufhin wurden Massnahmen ergriffen, um die Tiere zu füttern und ihren Lebensraum zu schützen. Heute ist dieser Ort für die Vogelart ein wichtiges Refugium.

HOKKAIDO, JAPANS KLEINES SIBIRIEN • • 15

Mit einem Eisbrecher erkunden Touristen die lokale Tierwelt, die das Packeis bevölkert. Der Winter in Hokkaido ist fast wie in Sibirien: Er bringt eisige Landschaften wie am Mashu-See (mittleres Bild) oder in der Nähe des Kiroro-Skigebiets (rechte Seite, oben) hervor. Der Akan-See schmückt sich mit Eisblumen. Die ausgiebigen Schneefälle laden zum Skifahren ein.

SKIFAHREN IM PERFEKTEN PULVERSCHNEE

Unweit von Sibirien gelegen bildet Hokkaido die nördliche Grenze Japans und wird vom Pazifischen Ozean sowie vom Japanischen Meer und dem Ochotskischen Meer umsäumt. Die Insel konnte sich sein «Wappentier» bewahren und legt auch auf die Qualität ihrer Naturgebiete besonderen Wert, welche zweifellos durch das subarktische Klima, das bitterkalte Wintermonate beschert, geschützt werden. Von Mitte November bis Anfang Januar hat der neyuki zahlreiche Regionen Hokkaidos fest in seinem eisigen Griff und hüllt Täler und Berge über mehrere Monate lang in eine dicke Schneedecke. Zwischen Hokkaido und der russischen Küste bedeckt Treibeis aus Sibirien das Ochotskische Meer. Dieses Phänomen, ryuhyo genannt, komponiert eindrucksvolle Landschaften aus Eisschollen, die von den Gezeiten hin und her gewirbelt werden bis sie schliesslich an den Klippen der Halbinsel Shiretoko zerschellen. Vor der Küste fährt ein Eisbrecher durch das gefrorene Wasser und ermöglicht es Touristen, die faszinierende Welt des Treibeises zu entdecken, ohne sich in die weitaus lebensfeindlicheren polaren Breitengrade begeben zu müssen. Das etwa 50 cm dicke Eis driftet von Sibirien hierher und verdichtet sich an Ort und Stelle bei Temperaturen, die sich der minus 25-GradMarke nähern. Da die Salzkonzentration im Ochotskischen Meer relativ gering ist, friert es schnell zu und bildet von Ende Januar bis Ende März eine Eisdecke. Durch die monatelangen Minustemperaturen erhält der Schnee in Hokkaido seine legendäre Feinheit: Skitourengeher, Snowboarder und Freerider aus aller Welt kennen heute die Hänge Hokkaidos, die mit dem überzogen sind, was das amerikanische National Geographic Traveler-Magazin

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so treffend als «the absolute powder», den perfekten Pulverschnee, bezeichnet. Sapporo, die Hauptstadt Hokkaidos, war 1972 Austragungsort der Olympischen Spiele – ein Ritterschlag für eine Insel, die sich seither bemüht, den Wintersport in Asien zu fördern.

DIE KÄLTE,

DAS VERBINDENDE ELEMENT DER KULTUREN

Während die Skiorte die Berghänge vulkanischen Ursprungs erobern (es gibt 117 Skigebiete und knapp 500km Pisten), findet man noch immer viele weitläufige, unberührte Gebiete. Der Akan-Nationalpark, der sich inmitten einer Bergkette im Nordosten der Insel befindet, bietet atemberaubend klare Stimmungen und absolute Stille. Vereiste Seen, dampfende heisse Quellen, ausgedehnte Kiefernwälder an den Hängen des Meakan-dake (1500 Höhenmeter) und

Der Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen verbindet die Inseln Honshu und Hokkaido. Sapporo, die Hauptstadt der Präfektur Hokkaido, erstreckt sich am Fusse der Berge und liegt daher nicht selten unter einer Schneedecke. Hokkaido ist nach wie vor stark von der Fischerei geprägt, wie die Grösse des Fischmarkts von Sapporo beweist.

des Oakan-dake (1370 Höhenmeter), die ganze Schönheit des Mashu-Sees, der sich in die Caldera eines Vulkans schmiegt, oder auch ein Ainu-Dorf, das die traditionelle Lebensweise des indigenen Volkes zeigt, das im 19. Jahrhundert auf Befehl des japanischen Kaisers kolonialisiert wurde. Die Ainu, die auch als «Bauern des Meeres» bezeichnet werden, lebten lange Zeit vom Fischfang und der Landwirtschaft, da sie durch die Geografie und das raue Klima der Insel von der Aussenwelt abgeschnitten waren. Erst mit der Öffnung Japans für den Westen zu Beginn der Meiji-Zeit im Jahr 1868 wurde die Besiedlung Hokkaidos gefördert. Gegen das Versprechen von Ländereien siedelten Samurai und Bauern von der Nachbarinsel Honshu über und gründeten ab 1871 unter anderem Sapporo. Mit seinem schachbrettartigen Grundriss und den schillernden Hochhäusern bietet der grösste Ballungsraum der Insel ein angenehmes Lebensumfeld zwischen Geschäftszentren, Einkaufsstrassen und Freizeitangeboten. Eine der beliebtesten Touristenattraktionen ist das seit 1949 gefeierte Schneefestival, bei dem aufwendige Eisskulpturen in der ganzen Stadt zu bestaunen sind und Besucherscharen aus aller Welt locken. Auch vom benachbarten Berg Moiwa (531 Meter) offenbart Sapporo seinen ganzen Zauber. Von diesem Gipfel, den man zu Fuss oder mit der Seilbahn erreicht, kann man seinen Blick über das Tal und die gesamte Präfekturhauptstadt schweifen lassen, die sich zwischen dem Meer und den Bergen, so weit das Auge reicht, erstreckt. Am Abend erstrahlt die nahe gelegene Skistation Teine im Lichterglanz und lädt zum Skifahren unter dem Sternenhimmel ein.

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Verschiedene Festivals rücken auf Hokkaido die Eiskunst in den Mittelpunkt, wie etwa in Sapporo, wo riesige Eisskulpturen die Strassen säumen (oben). Aber auch andere Festlichkeiten huldigen dem Eis. Der Shikaribetsu-See (rechte Seite, oben und unten) verwandelt sich im tiefsten Winter in ein Dorf aus Eis.

DORF AUS EIS

Auch in Asahikawa, der zweitgrössten Stadt Hokkaidos, ist die Natur stets in greifbarer Nähe. Davon zeugt der berühmte Blue Pond, ein fotogener, künstlich angelegter Teich in strahlendem Türkisblau. Oberhalb des Stausees bieten die Shirahage-Wasserfälle ein surreales Schauspiel: Warmes Wasser fliesst hinab durch ein eisiges Paradies aus makellosen Felsen und ergiesst sich in ein leuchtend blaues Becken. Diese erstaunlichen Farben, die auf eine erhöhte Konzentration von Aluminium und Sulfid in der Quelle zurückzuführen sind, stehen auch für ihre extreme Toxizität. Östlich von Asahikawa erstreckt sich der Daisetsuzan,

der grösste Nationalpark Japans. Dutzende Vulkane durchziehen diese unbändige, über 220 000 Hektar grosse Wildnis, in der der einzigartige Riesen-Fischuhu gedeiht. Er wird von den Menschen als Schutzgott dieses Gebietes verehrt. Im tiefsten Winter verwandelt sich der Shikaribetsu-See in ein Dorf aus Eis. Vergänglich sind die Iglus, die Kapellen mit den geschnitzten Glasfenstern, der Konzertsaal mit den vereisten Bänken und die Bar, in der eisgekühlte Getränke serviert werden. Der Daisetsuzan-Park, das Juwel im Herzen der Insel, befindet sich in unmittelbarer Nähe des Tals, in

dem die Stadt Asahikawa samt Flughafen, Blechsilos und Gebäuden in schrillen Farben eingebettet ist, und verkörpert so die Dualität Hokkaidos: Diese Insel, die einst Ezo hiess und während der MeijiZeit in Hokkaido (wörtlich: «der Weg zum Nordmeer») umbenannt wurde, ist sowohl von Modernität als auch von der uralten Ainu-Kultur geprägt. Ein wildes Land, in dem die Natur ihre ganze Schönheit, ihre ganze Schroffheit zum Ausdruck bringt, insbesondere im Winter, wenn das Meer zu Packeis wird und sich das Land in eine Schneedecke hüllt, die so luftig leicht ist wie japanische Kraniche im Flug.

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HOKKAIDO, JAPANS KLEINES SIBIRIEN • • 21

FRANKREICH

DIE LETZTEN LEUCHTTURMWÄRTER VON CORDOUAN

Text und Fotos: Thibaut Vergoz/Zeppelin Drohnenaufnahmen: Sammy Billon

Dieser Leuchtturm, der den Beinamen «Versailles der Meere» trägt, befindet sich 7 km vor der Gironde-Mündung in der Region Nouvelle-Aquitaine und ist der letzte in Europa, der noch ganzjährig bewacht wird.

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Der Leuchtturm von Cordouan wurde auf einer felsigen Landzunge errichtet, die bei Flut unter Wasser steht. Er ist der letzte in Europa, der ganzjährig bewacht wird, unter anderem von Mickaël (links) und Benoît, die hier ein- bis zweiwöchige Wachdienste durchführen. Während ihrer Erholungsphasen an Land übernimmt ein anderes Zweierteam.

«Kein Netz …», murmelt Mickaël vor sich hin, der vergeblich versucht, sein Smartphone mit dem Internet zu verbinden. Die 2,5 Meter dicke Mauer, die die Basis des Leuchtturms schützt, blockiert jedes Signal. Mickaël, der frisch vom «Gemischten Zweckverband für die nachhaltige Entwicklung der GirondeMündung» (SMIDDEST) eingestellt wurde, lernt die Abgeschiedenheit auf See kennen. Zum Glück gibt es für Notfälle ein Satellitentelefon. Cordouan ist der einzige Leuchtturm in Europa, und einer der wenigen auf der Welt, der noch ständig von zwei Wärtern bewohnt wird. Das ganze Jahr über arbeiten sie in ein- bis zweiwöchigen Schichten auf See, gefolgt von einer ebenso langen Zeit an Land. «Das sind 26 Wochen Urlaub im Jahr», scherzt Benoît.

EIN JOB WIE KEIN ANDERER

Der geniale Tüftler mit den Dreadlocks und der selbstgedrehten Zigarette im Mund ist ausgebildeter Elektriker. Benoît ist das perfekte Beispiel der «Multitalente», die der SMIDDEST noch bis vor einigen Jahren rekrutierte. Er stammt von der nahegelegenen Île d'Oléron, wo er mit seiner Frau und seiner Tochter lebt, und ist mittlerweile im achten Jahr als Leuchtturmwärter tätig. Er ist eher wortkarg, ganz im Gegensatz zu seinem Kollegen Mickaël, der vor Enthusiasmus nur so strotzt. Der 42-jährige Bretone und Naturfreund war Bereichsleiter in einem grossen Einzelhandelsunternehmen. «Ich habe nicht eine Sekunde gezögert, als ich vor 3 Monaten die Anzeige für diesen Job sah. Ich wurde eingestellt, und das hat mein Leben verändert».

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DIE LETZTEN LEUCHTTURMWÄRTER VON CORDOUAN • • 25

DER LEUCHTTURM DER KÖNIGE

Der Leuchtturm von Cordouan wurde unter der Herrschaft von Heinrich III. und Heinrich IV. innerhalb von 27 Jahren erbaut. Das 1611 in Betrieb genommene Bauwerk samt seiner architektonischen und technologischen Leistung sollte zunächst den Ruf des französischen Königreichs festigen, indem es ausländischen Schiffen imponierte. Während der Revolution wurde er auf seine heutige Höhe aufgestockt, was die Gelegenheit bot, eine Wendeltreppe über der Kapelle mit den Buntglasfenstern zu errichten. Aufgrund all dieser Merkmale wurde der «Leuchtturm der Könige» im Juli 2021 zu Recht in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.

Im Vorstellungsgespräch ging es um das Leben in der Isolation und um Vielseitigkeit, aber seine Qualitäten als Animateur machten schliesslich den Unterschied. Touristische Führungen, die von April bis Oktober möglich sind, bilden eine wichtige Einnahmequelle für den SMIDDEST und sind der Hauptgrund dafür, dass die Stelle des Leuchtturmwärters seit der Elektrifizierung der Laterne im Jahr 1948 und schliesslich ihrer Automatisierung im Jahr 2006 ganzjährig besetzt ist. Dieser ständigen menschlichen Präsenz ist der aussergewöhnlich gute Erhaltungszustand des Leuchtturms von Cordouan zu verdanken. «Als ich vor acht Jahren das erste Mal hierher kam, hatte ich etliche Bücher im Gepäck, um mich zu beschäftigen … Aber in Wirklichkeit kommt hier keine Langeweile auf! Es gibt immer ein Problem, das gelöst werden muss, Sanitär-, Elektro- oder Mechanikarbeiten, ein kaputtes Möbelstück oder ein neuer Anstrich.» Ganz zu schweigen von einer der Hauptaufgaben: die allgegenwärtigen Kalkablagerungen, die durch das Zerbröseln der Steine des Bauwerks entstehen, von den Böden der sieben Stockwerke und der 301 Treppenstufen zu wischen. Der prunkvolle Turm aus reich verziertem Quaderstein überragt

Die Tage vergehen beim täglichen Rundgang bei Ebbe, beim Putzen der Treppen und der Instandhaltung des Leuchtturms selbst. In der Kapelle von Cordouan (rechts) wird eine Messe gefeiert. Sie ist die einzige Kapelle, die je in einem Leuchtturm auf offener See geweiht wurde.

die Flussmündung der Gironde. Auch die monumentale «Fresnel-Linse» in der 67,5 m hohen Laterne muss regelmässig poliert werden, denn sobald sich Staub auf ihr absetzt, sinkt die Sichtbarkeit des Leuchtturms erheblich. Mit nur 250 Watt ist die Glühbirne dieses Leuchtfeuers im Übrigen weitaus schwächer, als man vermuten könnte. Ihre Leistung wird in Wirklichkeit durch die geniale «FresnelLinse» verzehnfacht, die sie noch aus 36 km Entfernung sichtbar macht. Daher ist es wichtig, sie so sauber wie möglich zu halten.

EINE AUSGEKLÜGELTE VERSORGUNG

An diesem Morgen ertönt ein Vaterunser in der Kapelle Notre-Dame de Cordouan, der einzigen, die je in einem Leuchtturm auf offener See geweiht wurde. Pater Jérôme Grondona aus der Diözese Bordeaux hält mit rund 20 Gläubigen eine aussergewöhnliche Messe auf hoher See: «Wenn Sie genau hinsehen, erkennen Sie, dass die Jungfrau Maria einen kleinen Leuchtturm in der Hand hält ... Das ist ein starkes Symbol, denn sie leitet die Gläubigen, wie der Leuchtturm die Schiffe leitet». Nachdem die letzten Besucher gegangen sind, krümmt sich

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Mickaël beobachtet den Ozean von der Spitze des 67 m hohen Leuchtturms, der einen roten und einen grünen Sektor besitzt, um die verschiedenen Schiffstypen bei ihrer nächtlichen Anfahrt an die Hafenterminals von Bordeaux zu leiten. Die Leuchtturmwärter erledigen die meisten ihrer Aufgaben in Eigenregie, sie kommen aber zu den Mahlzeiten in der Gemeinschaftsküche zusammen.

Mickaël beim Schliessen des kolossalen «Gezeitentores», das aus Holz und Bronze besteht und den Zugang zum Leuchtturm ermöglicht. Da es bei Flut unter Wasser steht, wurde es so konstruiert, dass seine beiden Flügel, die von Stahlstreben fest zusammengehalten werden, nicht perfekt abschliessen. So kann das Wasser hindurchfliessen, was den Druck der Wellenschläge, die heute Abend von der Brandung verursacht werden, verringert. Bei einer Windstärke von knapp 100 km/h peitschen die Wellen gegen das Gebäude. «Heute gibt es Rinderbraten und Kartoffeln», verkündet Benoît, den der heftige Sturm kaum aus der Ruhe bringt. Zwei Generatoren sind für die Energieversorgung des Wohnbereichs zuständig und liefern den Wärtern die benötigte Energie, während drei weitere Generatoren die Akkumulatoren wiederaufladen, die für das Leuchtfeuer des Turms vorgesehen sind. Ein ausgeklügeltes, in den Wänden verlaufendes System aus Steinrinnen leitet das Regenwasser in Klärtanks. «Wir nutzen es für die Dusche und die Wasserhähne. Für die Toiletten pumpen wir Wasser aus dem Meer und zum Trinken bringen wir Wasserflaschen mit», erläutert Benoît. «Ein Leuchtturm auf See ist wie ein unbewegliches Schiff. Wir unterliegen denselben Zwängen wie die Seeleute: Isolation, Enge, Monotonie, fehlende Privatsphäre oder das Leben in einer kleinen Gemeinschaft.» Leuchtturmwärter hatten jedoch nie den Status eines Seemanns, was ihn traurig stimmt.

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Der Leuchtturm von Cordouan, der auch als «Versailles der Meere» bezeichnet wird, wurde ab dem Jahr 1584 in mehreren Bauphasen errichtet. Seine Architektur war für die damalige Zeit überaus innovativ und eine technische Meisterleistung. Sie vereint Kassettenkuppeln, Kompositkapitelle und kunstvolle Skulpturen.

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Am Tag der Schichtübergabe werden Lebensmittel ausgeladen, der Abfall der Woche wird eingesammelt und das neue Team löst das bestehende ab. Da das Schiff der Leuchtturm- und Seezeichenbehörde nicht direkt am Leuchtturm anlegen kann, muss das letzte Stück zu Fuss bewältigt werden, wobei ein günstiger Wasserstand genutzt wird. Je nach Wellengang kann dies mitunter akrobatisches Geschick erfordern.

ZEIT FÜR DIE ABLÖSUNG

«Es sind noch fünf Joghurts übrig.»

Mit dem Telefon am Ohr gibt Mickaël Auskunft über die Lebensmittelvorräte, die sich noch im Gaskühlschrank befinden. Es ist Freitag, der Tag der Ablösung. Pierrot soll Benoît an Mickaëls Seite ersetzen, der wiederum eine zusätzliche 7-Tage-Schicht dranhängt. Nachdem er den Müll der Woche eingesammelt hat, beginnt Benoît, den Horizont abzusuchen. Er hält Ausschau nach dem Schiff der Leuchtturm- und Seezeichenbehörde,

dessen Beiboot schliesslich 30 Meter vor dem Gezeitentor anlegt. Der Zeitpunkt ist günstig: Es gibt genug Wasser, um sich einen Weg durch die Untiefen zu bahnen, aber nicht zu viel, sodass man die 30 Meter bis zum Leuchtturm im hüfthohen Wasser und möglichst ohne von der Strömung weggespült zu werden, zu Fuss zurücklegen kann. Der Abfall wird an Bord gebracht, Wasserflaschen und Lebensmittel werden ausgeladen. Benoît und Pierrot

begrüssen sich per Handschlag und tauschen ein paar letzte scherzhafte Bemerkungen aus, während Mickaël den Flaschenzug bedient, um das Material über die Mauer zu befördern. Dann fährt das Boot zurück zum Schiff, das jenseits des Plateaus ankert. Benoît dreht sich nicht um, um seinen Leuchtturm noch einmal zu betrachten. Er wird auch in einer Woche noch da sein, schliesslich wacht er seit vier Jahrhunderten still und leise über die Mündung der Gironde.

DIE LETZTEN LEUCHTTURMWÄRTER VON CORDOUAN • • 33

IHR EXPERTE

Sultanat Oman – Land zwischen Tradition und Moderne

Von Sonntag, 29. Oktober bis Dienstag, 7. November 2023 (10 Tage)

Heiner Walther Orientalist, interkultureller Trainer (arabische Länder), Sachbuchautor

REISEPROGRAMM

TAG 1, 2 & 3

Anreise / Muscat / Wahiba Wüste Flug nach Muscat. Aussenbesichtigung des Royal Opera House, Stadtrundgang in der Altstadt und Besuch des beeindruckenden Zubair Museums. Ausserdem Ausflug in die Wahiba Wüste inkl. Übernachtung.

TAG 4 & 5

Nizwa / Mishfa al-Abreen

Auf dem Weg nach Nizwa besuchen Sie die Ruinen von Al-Mansfah bei Ibra sowie die Festung in Jarbin. Tagesausflug in das Dorf Misfah al-Abreen, wo u.a. das traditionelle Bewässerungssystem Falaj noch genutzt wird.

TAG 6 & 7

Nizwa / Akhdar-Gebirge / Muscat

In Nizwa besuchen Sie den bekannten traditionellen Freitagsmarkt sowie die monumentale Festung. Über Birkat al-Mawz fahren Sie später ins AkhdarGebirge auf ca. 2‘000 m ü. M. Sie erkunden das faszinierende Hochplateau mit seinen tief eingeschnittenen Tälern und zahlreichen Terrassenfeldern und übernachten dort. Rückfahrt nach Muscat mit kurzem Halt in al-Mawz mit seinen typischen Lehmhäusern.

TAG 8, 9 & 10

Mucat und Umgebung / Rückreise Ausflug zur Produktionsstätte des teuersten Parfüms der Welt, «Amouage». Weiterfahrt ins Landes-

innere zur Oase Nakhl, wo Sie die majestätische Festung und die unweit gelegenen, warmen Quellen besichtigen. Zurück in Muscat unternehmen Sie eine zweistündige Dhau-Fahrt und geniessen den Sonnenuntergang. Sie besichtigen die Grosse Sultan-Qabus-Moschee, mit ihrer faszinierenden Architektur, den geschäftigen Fisch- und Gemüsemarkt von Mutrah und das Nationalmuseum mit zahlreichen Exponaten und digitalen Erlebniswelten. Am 10. Tag Rückreise in die Schweiz.

Programmänderungen vorbehalten.

ANIMAN-HÖHEPUNKTE

• Besuch des eindrucksvollen Zubair-Museums

• Eintauchen in die Kultur und Lebensgewohnheiten der lokalen Bevölkerung

• In Nizwa besuchen Sie den bekannten traditionellen Freitagsmarkt

• Übernachtung im Wüstencamp «Desert Nights Camp»

PREIS

Pro Person: CHF 6‘690.–Für Abonnent*innen: CHF 6‘440.–

Zuschlag Einzelzimmer: CHF 650.–

TEILNEHMER*INNEN

16 Personen max. / 10 Personen min.

LEISTUNGEN

• Flüge in Economy-Klasse inkl. Taxen und Gebühren

• Unterkunft in sehr guten Mittelklassehotels, 1 Nacht im Wüstencamp

• 9x Frühstück, 3x Mittagessen und 8x Abendessen

• Alle Transfers, Ausflüge, Eintritte und Besichtigungen gemäss Programm

• Transport in klimatisierten Reisebussen

• Expertenreiseleitung ab/bis Zürich durch Heiner Walther

• Lokale deutschsprechende Reiseleitung

• Grosse Trinkgelder (lokale Reiseleitung und Fahrer)

Mehr Infos: background.ch/oman

OMAN Informationen, Detailprogramm und Buchungen: Background Tours, Neuengasse 30, 3001 Bern Bitte kontaktieren Sie uns, wir beraten Sie gerne: +41 31 313 00 22 – info@background.ch – www.background.ch

JÉRÉMIE VILLET DER ERSTE SCHNEE

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