
3 minute read
Die Stimme für eine starke Innenstadt
Winterlicher Blick in die Kemptener Innenstadt. Foto: Leo Schindzielorz
Das City-Management Kempten im Wandel
Advertisement
von Moritz Dornbusch, Projektmanager
Die Corona-Pandemie macht auch vor den deutschen Innenstädten nicht Halt. Personenobergrenzen, Maskenpflicht und nicht zuletzt die (Teil-) Lockdowns haben die Zentren der Städte in den letzten knapp zwei Jahren bereits mehrfach lahmgelegt. Auch die Kemptener Innenstadt bleibt von dieser Entwicklung nicht verschont und sieht sich seit März 2020 vor neuen Herausforderungen gestellt.
Hauptverantwortlich, diese Aufgabe anzugehen, ist der City-Management Kempten e.V. Im Jahr 2003 gegründet, ist der Verein, größtenteils mit Mitgliedern aus Handel und Gastronomie, für die Vermarktung der Kemptener Innenstadt als Wirtschafts- und Erlebnisstandort zuständig.
Neue Zeiten, neue Aufgaben
Weg von der reinen Einkaufsinnenstadt, hin zu alternativen Nutzungsformen. Ein Trend, der sich bereits vor der Corona-Pandemie abgezeichnet und sich seitdem verstärkt hat. Dieser Sinneswandel spiegelt sich auch im Aufgabenportfolio des City-Managements wider. Größtenteils für die Veranstal-
tungen wie dem Stadtfest, dem Mobilitätstag und der Einkaufsnacht bekannt, hat sich das City-Management in seinen Kompetenzen in den letzten Jahren breiter aufgestellt.
Da wäre zum einen das Quartiersmanagement, das in Form der Kampagne „Zusammen Handeln“ seit Herbst 2020 das Image der Nördlichen Innenstadt prägt und die Frequenz im Quartier stärken soll. In enger Zusammenarbeit mit dort ansässigen, inhabergeführten Einzelhandels- und Gastronomiebetrieben sind seitdem mehrere Aktionstage veranstaltet worden.
In Zeiten, in denen die Innenstadt coronabedingt oft leer und still war, hat das City-Management immer wieder die Stimme erhoben und sich für die Interessen der Innenstadt eingesetzt. Im Rahmen der Kampagne „Sicheres Einkaufen“ wurde auf das geringe Infektionsrisiko im Handel hingewiesen und das Shoppen in der Innenstadt beworben. Mit der „Mut-Mach-Kampagne“ und der Aufklärungskampagne „Sicher durch Kempten“ wurden in Zusammenarbeit mit der Stadt Kempten weitere Akzente im Kampf gegen die Corona-Pandemie gesetzt.
Auch zu städtebaulichen Themen ist die Meinung des City-Managements bei Politik und Presse immer häufiger gefragt. Mit Positionspapieren u.a. zum geplanten Sport- und Fachmarktzentrum an der Ulmer Straße und der Umweltspur in der Bahnhofstraße bringt das City-Management regelmäßig die Interessen der Innenstadt in den öffentlichen Diskurs. Das City-Management fungiert somit immer mehr als „Kümmerer“ und schafft mit starker Netzwerkarbeit einen wichtigen Baustein für eine resiliente Kemptener Innenstadt von Morgen.
Blick ins neue Jahr
Ein großes Fragezeichen wird im dritten Jahr der Pandemie erneut über alle geplanten Veranstaltungen schweben. Ob und in welcher Form Events in der Kemptener Innenstadt stattfinden können, steht noch in den Sternen. Dass das City-Management als Alternative zu den Großveranstaltungen funktionierende, coronakonforme Veranstaltungskonzepte hat, wurde im vergangenen Jahr bereits mit dem Musiksommer Kempten eindrucksvoll bewiesen.
Des Weiteren stehen für dieses Jahr viele neue Projekte auf der Agenda. Im Rahmen des Projekts „Kemptener Sommergärten“ soll bepflanzte Stadtmöblierung weitere Aufenthaltsqualität und neue Sitzgelegenheiten in die Nördliche Innenstadt bringen. Um die Nutzbarkeit des beliebten Kemptener
Geschenkgutscheins „SCHEXS in the CITY“ weiter zu fördern, ist für das Jahr 2022 eine digitale Variante geplant. Für Privatpersonen und Arbeitgeber werden die SCHEXS-Gutscheine somit an Attraktivität gewinnen.
Weitere Projekte sind die Etablierung einer dauerhaften Passantenfrequenzmessung, die Durchführung einer Besucherbefragung, die Neu-Konzeptionierung der Kemptener Weihnachtsbeleuchtung und vielem mehr.
Mehr Urbanität wagen
von Niklas Ringeisen, Geschäftstellenleitung
Aktuell arbeitet das City-Management gemeinsam mit der Stadt und dem Planungsbüro Modul5 im Zuge des Förderprogramms „Fitnessprogramms Starke Zentren“ an Strategien für eine resiliente Innenstadt der Zukunft. Dabei lernen wir aktuell, was Urbanität bedeutet und erhoffen uns Antworten für die Zukunftsfähigkeit der Innenstadt zu finden.
Derzeit ist die Kernzone der Innenstadt, die sogenannte Einkaufsinnenstadt, stark konsumorientiert ausgerichtet. Einkaufen und Gastronomie sollen auch weiterhin eine wichtige Rolle einnehmen, jedoch müssen wir es schaffen, künftig zusätzliche konsumfreie Räume zu entwickeln, um einen guten funktionalen Mix innerhalb der zentralen Quartiere zu erreichen. Themen wie Wohnen, Mobilität, Freizeit, Kultur, Einkaufen und Aufenthaltsqualität tragen vernetzt zu einem attraktiven Lebensraum bei. Wichtige Anstöße auf diesem Weg können dabei die beiden Großprojekte der nächsten Jahre, das Sparkassenquartier und die neue Stadtbibliothek auf dem Schwaigwiesschulgelände, geben. Sozialräumlich sollte der Blick künftig verstärkt auf Jugend, Senioren, Familien, Anwohner und Menschen mit Migrationshintergrund gerichtet werden, um einen öffentlichen Raum für alle Bevölkerungsgruppen und Akteure zu kreieren.
Ohne eine gewisse Deregulierung wird dies nicht funktionieren. Politik und Verwaltung müssen diesen Prozess in engem Austausch mit den Interessengruppen aktiv begleiten und die Voraussetzungen dafür schaffen. Wir als City-Management möchten dabei mitwirken und unseren Beitrag zum Gelingen dieses Transformationsprozesses leisten.