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Rohdiamant“: Aktivitäten rund ums Reglerhaus

Ausstellungen, Vorträge und mehr

von Franz G. Schröck, architekturforum allgäu e.v.

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Rohdiamant: So titelte der Kreisbote in Bezug auf die Aktivierung des ehemaligen Reglerhauses an der Webergasse. Bekanntermaßen hatte sich das architekturforum allgäu Anfang 2019 bei der Stadt Kempten mit einem Konzept zur Nutzung des leer stehenden Gebäudes als „Haus der Baukultur“ beworben. In der Folge stand eine Reihe von Vorstellungen des Vorhabens in den verschiedensten städtischen und politischen Gremien an. Dabei erfuhr die Intention des architekturforum allgäu überall eine durchweg positive Resonanz.

Um in Punkten Schadstoffbelastung nach einem ersten unbedenklichen Gutachten 2017 auf Nummer sicher zu gehen, wurden vom Verein im Herbst 2020 sämtliche Putzoberflächen im Souterrain abgetragen und die vermauerten Fenster mit Bohrungen versehen, damit beim 35 Jahre hermetisch verschlossenen Gebäude eine kontinuierliche Durchlüftung gewährleistet ist. Nach einer erneuten Schadstoffmessung von Bauteilen und Innenluft im Frühsommer 2021 war es Anfang August soweit: Eine vertragliche Vereinbarung zwischen der Stadt Kempten als Eigentümerin des Gebäudes und dem architekturforum allgäu wurde über das Amt für Gebäudewirtschaft geschlossen. Somit ist nunmehr offiziell eine Zwischennutzung möglich, die sich den momentanen Zustand des Reglerhauses (sprich: ohne Heizung, Toilettenanlagen etc.) zunutze macht.

Abschlagen der Putzoberflächen - Foto: Monika Sparakowski

Eine Bespielung des Gebäudes, die mit Station 54 der KunstNachtKempten 2019 bereits ihren Anfang nahm, wurde seither stetig intensiviert.

So fanden u. a. erste Ausstellungen statt, beginnend mit einer Schau des in Kaufbeuren beheimateten Teams „Supertecture“, das sich bundesweit als Akteur in Entwicklungs- und Schwellenländer einen Namen gemacht hat, in denen in baulicher Hinsicht Hilfe zur Selbsthilfe geleistet wird. Weitere stark frequentierte Präsentationen zeigten „Stallbauten“ als Teil unserer Kulturlandschaft oder „Die Cluster-Wohnung: Bauen und Leben im Kollektiv“.

Vorträge von Till Gröner, Prof. Fabienne Hoelzel, Rut-Maria Gollan und Prof. Florian Köhl fanden jeweils eine große Resonanz, ebenso wie die Diskussionsrunde mit dem provokanten Titel „Vergesst das Allgäu (nicht!)“ zu Arbeiten von Studierenden an der Hochschule der Bildenden Künste (ABK) in Stuttgart. Neben Austausch und Begegnung, z. B. mit Kolleginnen und Kollegen aus den Gestaltungsberufen im Rahmen der „Allgäuer Roadshow“, bot das Reglerhaus auch einen angenehmen Rahmen für interne Arbeitskreise und Projektgruppen des architekturforum allgäu selbst. Besondere Wertschätzung erfuhr die Außenraum-Bespielung des Altstadt-Parks, u. a. mit dem Workshop „Häuser für Tiere“ für Kinder und Jugendliche, einem ersten Open-Air FilmAbend und besonders anlässlich der 20-Jahre-Feier des architekturforum allgäu im Beisein von Oberbürgermeister Thomas Kiechle und dem Unterallgäuer Landrat Alex Eder.

Das Jahresprogramm 2022 des architekturforum allgäu bietet die meisten im Reglerhaus gelisteten Veranstaltungen an. Somit wird das Gebäude das ganze Jahr über kontinuierlich genutzt und der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Ein interner Arbeitskreis des achitekturforum allgäu kümmert sich seit geraumer Zeit um eine langfristige Strategie für den weiteren Transformationsprozess. Das Entwurfskonzept wird in

Die Ausstellung „Stallbauten“ im Juli 2021 - Foto: Florian Gayer-Lesti

20 Jahre architekturforum allgäu: Geburtstagsfeier am Reglerhaus im September 2021. Foto: Hermann Rupp

enger Abstimmung mit der Stadt Kempten samt Kostenermittlung abgestimmt, um in Kooperation die einzelnen erforderlichen Maßnahmen zu stemmen. Dazu hat das architekturforum allgäu eigens einen Flyer in Druck gegeben, um Unterstützer aus der Baubranche und darüber hinaus zu gewinnen.

Renovierung und Ausbau

An so genannten „Fenster-Patenschaften“ zur Wiederherstellung der Verglasungen im großen Saal sind beispielsweise bereits 15.000 Euro eingegangen. Weitere Schritte dürften mit Sicherheit die Installation von Heizung und Toiletten sein. Die vorhandene Hauswasser-Zuführung konnte dazu noch im September des vergangenen Jahres in Betrieb genommen werden.

Wichtiger Ort der Baukultur

Aufmerksamkeit erregte das `Haus der Baukultur` bereits Deutschlandweit: Die Bundesstiftung Baukultur, der Dachverband aller über 200 nationalen Baukultur-Initiativen besuchte auf seiner baukulturellen Sommerreise Ende Juli 2021 die Örtlichkeit und adelte sie dadurch bereits jetzt als einen wichtigen Ort der Baukultur in Deutschland, der durch seinen Umgang mit vorhandener Bausubstanz auch Beispiel-Charakter hat. Ein „Rohdiamant“ also, der nach und nach zum Funkeln gebracht wird und seinen Beitrag zu den Konzepten der Altstadtfreunde „Iller erleben“ und „Burghalde beleben“ leisten wird.

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