der altlandkreis | Ausgabe 21 | Januar/Februar 2014

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Betrachtung im Wandel der Zeit

Hochzeitslader eine aussterbende Spezies? Schongau | Sie werden rar im Schongauer Land, die Hochzeitslader, die heutzutage noch aktiv sind. Alle Befragten haben früher mehr als zehn Hochzeiten im Jahr gemacht, beschränken sich aber mittlerweile auf zwei bis drei. „Heutzutage gibt es nicht mehr die typische Bauernhochzeit, es geht immer mehr in Richtung Party“, stellt Wolfi Lüdemann aus Wildsteig fest. „Und für solche Partys wird auch kein Hochzeitslader mehr benötigt.“ Früher war die wichtigste Aufgabe des Hochzeitsladers, von Haus zu

Haus die Gäste persönlich einzuladen. Diesen Brauch hat keiner der Hochzeitslader in den vergangenen Jahren mehr ausgeführt. Müsste man heute einen Begriff für ihre Tätigkeit finden, würde das eher Eventmanager oder Wedding-Planner heißen.

Bitteschön keine Allerwelts-Witze Seit über 30 Jahren ist Georg Gruber aus Apfeldorf als Hochzeitslader unterwegs. In den Anfangsjahren hat er alle Hoch-

zeiten zusammen mit seinem Bruder Richard gemacht und dabei besonderen Wert darauf gelegt, keine Allerwelts-Witze zu erzählen, sondern mit ganz individuellen Gstanzln und Verserl auf das Brautpaar sowie auf dessen nähere Verwandtschaft einzugehen. „Dieser Tag soll in Erinnerung bleiben, und deshalb ist es wichtig, die Form zu wahren und für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen.“ Das be- Wolfi Lüdemann mit seinem Hochzeitsladertrachtet Georg Gruber Stecken. als seine wichtigste Aufgabe. Mittlerweile sind Georg Goldene Hochzeiten, die er als und Richard Gruber dazu überge- gemütliche und fröhliche Feiern in gangen, die Hochzeiten auch al- Erinnerung hat. lein zu machen — je nach Wunsch des Brautpaares und nach dem Zwischen Kempten eigenen Terminkalender.

und Fürstenfeldbruck

„Dafür kommen von den Fußballern alle“ Wolfgang Lüdemann aus Wildsteig ist seit 1985 als Hochzeitslader unterwegs. Während der Trend in den 90er Jahren zu immer mehr Gästen ging, ist die Zahl der Geladenen mittlerweile wieder rückläufig. „Die Verwandtschaft wird immer weniger eingeladen, dafür kommen von den Fußballern alle“, Früher waren die Brüder Richard (links) und Georg Gruber aus Ap- bringt es der Wolfi Lüdemann auf feldorf gemeinsam als Hochzeitslader unterwegs, mittlerweile machen den Punkt. Zu seinen „Brautpaasie es meistens allein. ren“ gehören mittlerweile auch

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Ein weiterer routinierter Hochzeitslader ist Johann Erhard aus Böbing. Von Kempten bis Kochel oder von Steingaden bis Fürstenfeldbruck war er in den vergangenen 28 Jahren auf Hochzeiten unterwegs. Seine Erfahrung ist: „Wie das Brautpaar, so die Hochzeit.“ Was so viel heißt wie: wenn das Brautpaar tanzt, dann tanzen auch die Gäste, wenn das Brautpaar aktiv ist, dann gibt es viele Einlagen. Johann Erhard mag am liebsten die klassische GanztagesFeier, Nachmittagshochzeiten sind


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