Foto: H. Herzog
Spechtenseehütte Die Sonne, der See, die Berge, der Sommer. WLAN, MTB, Hochzeit am See. Der Zug der Zeit fährt auch bei den Alpenvereinshütten nicht spurlos vorbei. Profil einer nicht ganz alltäglichen Alpenvereinshütte. Harald Herzog
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urch das Ennstal sind schon viele von uns gefahren. Nacheinander sind die beliebten alpinen Gebiete der Städter aufgefädelt: Hochschwab, Eisenerzer Alpen, Gesäuse, Dachstein. Viele kennen sie und zu Pandemiezeiten lernten sie noch mehr Bergbegeisterte kennen. Bei Trautenfels steht der Grimming unübersehbar im Weg und spaltet das Tal, das entweder weiter zum Dachstein führt oder ins Salzkammergut. Genau dort, kurz vor dem Ort Tauplitz, biegt man nach Wörschachwald rechts ein und findet dort eine kleine, feine Gegend rund um den Spechtensee vor. Unweit des Sees ist eine ebenso kleine und feine Hütte des Alpenvereins Stainach zu finden, die Spechtenseehütte.
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Genuss auch mit dem Rad Martin Fritz, der Hüttenwart und Obmann des Alpenvereins Stainach, besucht die Hütte mehrmals während der Saison und dann am liebsten mit dem Rad. Eine tolle Runde mit 800 Höhenmetern und 28 Kilometern Länge geht sich auch nach der Arbeit noch aus, ein Sprung in den See im Sommer ist dann ebenso ein Muss. Alpintourismus mit dem Rad ist kein Gegensatz zum Wandern, auf das Wie des Miteinanders kommt es an. Das wissen auch die Brautpaare zu schätzen, die sich beim See das Ja-Wort geben. Die alpinen Vereine haben offenbar im Laufe ihrer Geschichte nicht nur Schutzhütten im Schatten schroffer Nordwände errich-
tet, es darf auch ein gemütlicher Treffpunkt im alpinen Raum sein, wie man hier sieht. Alpiner Tourismus hat viele Facetten und gegerbte Nordwandgesichter sind hier selten zu sehen, stattdessen das Lächeln der Badegäste und Wanderer zum Beispiel nach der Besteigung des Hechlsteins, wie der Hausberg genannt wird. An Orten wie diesen kann man sich entspannt an wildere Tage erinnern, etwa als man letzten Winter im Schneesturm die Felle am Gipfel gewechselt hat.
Mit dem Bogen rund um die Hütte Menschen wie Hüttenwirt Herbert Binderberger erwecken die Hütte zusammen mit seinen fünf Angestellten zum Leben. Der 62-Jährige ist seit 1997 Hüttenwirt. Zuvor
war das Haus von seiner Mutter schon seit 1972 geführt worden, berichtet er stolz. Herbert ist gerne Wirt hier und berichtet schon in den ersten Minuten unseres Gesprächs von seinem Hobby, dem er seit gut 40 Jahren nachgeht: dem Bogenschießen. Einen Parcours mit heimischen Tieren gibt’s daher rund um den See und sogar Leihbögen kann ich mir im Sommer ausleihen. Es werden aber nur Recurve, Lang- und Primitivbögen, keine Hightech-Compound-Bögen ausgegeben. Weil ich den Unterschied noch nicht kenne, werde ich mit einem der ersten drei Bögen mein Auslangen finden und verspreche wiederzukommen.
Wintertourismus mit Augenmaß Eine sieben Kilometer lange Höhenloipe führt durch die sanfte Winterlandschaft und Schneeschuhwandungen starten hier. Der Spechtenseelift überwindet eine Höhendifferenz von 212 Metern, auf 1.212 m nämlich, und eignet sich für Groß und Klein. Fischer und Atomic testen hier Skier und auch Speedskifahren wird hier trainiert. Dennoch ist das Gebiet hauptsächlich von Familien besucht und auch ältere Semester können hier Sonnenskilauf genießen. Mit einer kleinen Skitour kann das Gebiet aufwarten: Vom Wörschachwalderhof erreicht man in zwei Stunden die Bärenfeuchten alm über die Stoiringalm. Eislaufen und Eisstockschießen kommen als Aktivitäten noch dazu, trotzdem ist es hier ruhig im Winter, so Hüttenwirt Herbert.
Naturdenkmal und See Der Spechtensee ist ein natürlicher, mit acht bis zwölf Metern nicht besonders tiefer See, der