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Licht & Dunkel

Stirnlampen, Bergtouren und Wildtiere im Winter. Erster Teil einer vierteiligen RespektAmBerg-Serie zum Thema Besucherlenkung

von Georg Rothwangl

Im Winter wird es in den Alpen recht früh dunkel und spät hell. Das war schon immer so und wird hoffentlich auch noch lange so bleiben, denn es deutet auf eine stabile Umlaufbahn der Erde um die Sonne und auf eine stabile Erdachse hin. Diese Tatsache hatte lange keine besondere Auswirkung auf die Wildtiere der Alpen. Sie sind im Winter ganz damit beschäftigt, zu überleben. Denn die Winterzeit ist für Wildtiere eine so große Herausforderung, dass nur die Fittesten überleben, und jede Tierart hat ihre eigenen Strategien entwickelt, um durch diese nahrungsarme Zeit der großen Kälte zu kommen. Im Winter ist die Toleranz für Störungen deutlich geringer. Und „Störung“ kann bei Wildtieren auch „hat den Tod zur Folge“ bedeuten. Wo kommen nun wir als bergsportbegeisterte Naturbesucher*innen ins Spiel? Genau, wenn es darum geht, den Wildtieren das (Über-)Leben im Winter einfacher zu machen.

Bei Tag ist es einfach, Distanz zu Wildtiergruppen zu halten und möglichst zu vermeiden, bei der Abfahrt von oben kommend auf Tiergruppen wie Gämsen, Steinböcke oder Rotwild zuzufahren. Dies würde jeweils Fluchtverhalten auslösen und Flucht im Winter ist anstrengend. Bei Dunkelheit wird die ganze Sache schwieriger. Zwar leuchten die Stirnlampen hell und weit, aber wo Tiere sind, können wir nicht wirklich erkennen. Hinzu kommt, dass die Schattenwürfe der Stirnlampe im Wald (Schatten von den Baumstämmen) bei Wildtieren Stress verursachen, weil sie entscheiden müssen, ob es nur ein harmloser Schatten ist oder ein Raubtier, das sich heranschleicht. Stirnlampen sollen also nur bei Frühjahrsskitouren oder Hochtouren mit einem absolut notwendigen frühen Startzeitpunkt verwendet werden.

Ansonsten sollte die Stirnlampe für Notfälle im Rucksack bleiben. Dies gilt auf Ski- und Schneeschuhtouren, für die Trailrunning-Runde auf unbeleuchteten Strecken und bei weiteren nächtlichen Aktivitäten. Und ja, dieses Gebot der künstlichen Beleuchtungsreduktion gilt auch für den Sommer. In der Nacht ist es in der Natur am besten dunkel oder maximal mondhell. So haben die tagaktiven Wildtiere eine Chance auf eine ruhige Zeit. Und wenn ihr im Dunkeln unterwegs seid und jemand anderen mit Stirnlampe trefft, dann ist es eine Möglichkeit, die Person höflich anzusprechen und das Wissen bezüglich Stirnlampen und Wildtiere höflich zu teilen.

Autor: Georg Rothwangl ist Mitarbeiter der Abteilung Raumplanung und Naturschutz im Österreichischen Alpenverein.

Info Risikomanagement für Mensch und Natur

Bisher war ein wichtiges Bewertungskriterium für eine erfolgreiche Tour, ob alle Teilnehmer*innen wohlbehalten am Abend zu Hause angekommen sind. Dabei lag der Fokus auf der Gruppe bzw. auf der Person, welche die Tour unternommen hat. Mit Fokus auf die Menschen wurden Gefahren beurteilt, Alternativen analysiert und nach einer gewissenhaften Tourenplanung die Tour möglichst gut umgesetzt. Die Auswirkung der Tour auf Wildtiere und -pflanzen ist manchmal in den Hintergrund gerückt. Dieses Jahr wollen wir gemeinsam Touren machen, die gut für uns und gut für die Natur sind. Wir als Alpenvereinsmitglieder wollen Vorbild für alle bergsportbegeisterten Menschen sein und zeigen, dass wir auf Touren auch an die Wildtiere und Pflanzen in den Bergen denken und auf sie Rücksicht nehmen.

Mehr Infos: www.alpenverein.at/portal/natur-umwelt/respektamberg

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