4 minute read

Klima bewegt

Der Klimawandel macht vor den Alpen nicht halt –im Gegenteil: Die sensiblen Gebirgslandschaften sind besonders stark betroffen. Deshalb übernimmt der Österreichische Alpenverein Verantwortung und hat eine ehrgeizige Klimastrategie auf den Weg gebracht. Ziel ist es, Klimaschutz als festen Bestandteil aller Vereinsaktivitäten zu verankern und bis 2033 klimaneutral zu werden.

von Evelin Stark

Auf der Hauptversammlung 2024 wurde die umfassende Klimastrategie des Österreichischen Alpenvereins offiziell beschlossen – ein Meilenstein nach vier Jahren intensiver Arbeit. „Seit 2020 haben ehrenamtliche und hauptamtliche Mitglieder in Arbeitsgruppen an einer praktikablen und wirkungsvollen Strategie gefeilt“, berichtet Deniz Branke, Koordinatorin der Klimastrategie im Alpenverein. „Und das ist gelungen!“

Die Strategie basiert auf vier zentralen Handlungsfeldern, die nun Schritt für Schritt umgesetzt werden. 30 Pilotsektionen aus ganz Österreich nehmen seit 2024 aktiv an der Umsetzung der Klimastrategie teil. Dabei stehen vor allem Mobilität, Veranstaltungen und Verpflegung im Fokus. „Jede Sektion ist einzigartig, deshalb haben wir darauf geachtet, dass die Maßnahmen individuell angepasst werden können“, so Branke.

Zudem fand im April 2024 ein „Zukunftsdialog“ statt: Insgesamt 100 Personen – Hauptamtliche und Ehrenamtliche –folgten der Einladung nach Salzburg, um „Kopf, Hand und Herz“ anzulegen und einen gemeinsamen Feinschliff der bis dato vorliegenden Klimastrategie zu schaffen und so die Zukunft des Alpenvereins aktiv mitzugestalten. Bis 2026 soll eine erste Gesamtbilanz vorliegen – als Wegweiser für die nächsten Schritte.

Vier Handlungsfelder im Fokus

1. Mobilität – klimafreundlich in die Berge

Ob Anreise zu Bergtouren oder Fahrten zu Vereinsveranstaltungen – Mobilität verursacht einen großen Teil der Emissionen. Hier setzt der Alpenverein an: Viele Sektionen organisieren Fahrgemeinschaften oder belohnen klimafreundliches Verhalten. „Wer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu unseren Touren kommt, bekommt einen Teil der Kosten zurück“, erklärt Daniel Uschounig vom Alpenverein Klagenfurt. Andere setzen auf kreative Bewusstseinsbildung: So gibt es etwa Sticker mit der Aufschrift „Tempo 100 auf Autobahnen“ oder Touren, deren Startpunkt bewusst an einer Bahn- oder Bushaltestelle liegt, wie Fritz Macher vom Alpenverein Austria erzählt.

2. Infrastruktur –nachhaltige Schutzhütten

Hütten sind das Herz des Alpenvereins – und sie sollen Vorbild für umweltfreundlichen Betrieb sein. Bis 2033 soll die Umweltbelastung jeder Hütte so weit wie möglich minimiert werden, die Hälfte davon soll das Umweltgütesiegel der Alpenvereine tragen. „Wir setzen verstärkt auf erneuerbare Energien, zum Beispiel Strom aus Wasserkraft“, berichtet Stephanie Quant vom Alpenverein Teufelstein-Perchtoldsdorf. Aber auch Gäste können und sollen beitragen: Eine Powerbank mitnehmen statt das Handy auf der Hütte zu laden, Wasser sparen und den eigenen Müll ins Tal zurückbringen. Kleine Schritte mit großer Wirkung!

3. Beschaffung, grüne Finanzen und Digitalisierung – weniger ist mehr

Der Alpenverein setzt verstärkt auf nachhaltigen Einkauf, eine längere Nutzung von Produkten und den bewussten Verzicht auf Printmedien, wo digitale Alternativen genügen. Auch Investitionen werden unter dem Aspekt der Klimaverträglichkeit überdacht.

4. Bildung und Ausbildung –Nachhaltigkeit vermitteln

Wissen schafft Bewusstsein: Das Bildungsangebot des Alpenvereins wird so nachhaltig wie möglich gestaltet. Dazu gehört die Förderung klimafreundlicher Anreise und vegetarischer Verpflegung, aber auch konkrete Tipps zum Klimaschutz in den Kursen. Zertifizierungen wie das „sustainLabel“ machen nachhaltiges Engagement im Verein außerdem sichtbar.

Ein fortlaufender Prozess

Die Klimastrategie des Alpenvereins ist freiwillig – aber die teilnehmenden Sektionen erhalten umfassende Unterstützung.

Es geht nicht darum, Vorschriften zu machen, sondern gemeinsam Lösungen zu entwickeln.

betont Branke. Eine regelmäßige Evaluierung dient als Monitoringinstrument, um Fortschritte zu messen und Anpassungen vorzunehmen.

Mit dieser Strategie ist der Alpenverein auf dem besten Weg, einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. „Klimaneutralität erreicht man nicht mit einem einzigen Beschluss – es ist ein stetiger Prozess“, so Branke. Entscheidend sei es, nicht nur große Ziele zu setzen, sondern echte Emissionsreduktionen zu erzielen. Und genau daran wird jetzt gearbeitet – Schritt für Schritt in eine nachhaltige Zukunft.

Autorin: Evelin Stark ist Chefredakteurin des Mitgliedermagazins Bergauf beim Österreichischen Alpenverein.

Vom Entwurf zum Beschluss: Die Hauptversammlung 2024 hat die Klimastrategie offiziell beschlossen.
Foto: Alpenverein/P. Neuner-Knabl
This article is from: