Bergauf | Touren
Gletscherweg Innergschlöss Auf den Spuren faszinierender Gletscherschliffe Wer sich für Geologie interessiert und gerne wandert, ist im Nationalpark Hohe Tauern genau richtig! Eine wunderschöne Rundwanderung direkt in der Kernzone des Nationalparks führt durch eine traumhafte Bergwelt und auf wenig anderen Plätzen gibt es so schöne Gletscherschliffe wie hier zu entdecken. Sonja Jordan
D
er Ausgangspunkt dieser Wanderung befindet sich beim Matreier Tauernhaus. Von dort führt ein Weg ca. 1¼ Std. ins Innergschlöss zum Venedigerhaus. Alternativ dazu kann man sich vom Parkplatz des Matreier Tauernhauses auch mit einem Wandertaxi bequem bis ins Innergschlöss bringen lassen. Hier, im schönsten Talschluss der Ostalpen, beginnt der Gletscherweg, der durch ein atemberaubendes Bergpanorama führt. Eben und gemütlich führt anfangs der Weg südseitig am Ufer des Gschlössbaches entlang. Nach ca. ½ Stunde verlässt man den Wanderweg links und passiert einen Felsen mit der Bronzeinschrift „Gletscherweg Innergschlöss“.
Traumhafte Wanderung Der Weg führt nun vom Talboden weg auf vielen Stufen stetig höher und immer wieder wird man mit herrlichen Ausblicken ins Tal hinunter belohnt. Es geht steil am Wasserfall, der vom Schlatenkees gespeist wird, hinauf. Dem Gletscher kommt man Schritt für Schritt näher,
92 | Bergauf 04.2021
wunderschön fügt er sich in die Landschaft ein und das ewige Eis und der Schnee geben einen tollen Kontrast zur Berglandschaft rundherum. Leicht seilgesichert erreicht man nach etwa 1 ¼ Stunden einen wiesenüberzogenen Moränenwall. Die meisten Höhenmeter hat man hier nun schon geschafft und man kann gemütlich hinüber zu dem auf 2.137 m Höhe gelegenen Salzbodensee marschieren. Nicht mehr weit ist es zu einem der schönsten Plätze im Inner gschlöss – dem „Auge Gottes“. Es handelt sich hierbei um einen winzig kleinen See, in dem eine von Wollgras bewachsene Insel dahintreibt. Von hier aus hat man eine herrliche Aussicht auf das Schlatenkees, die Szenerie ist fast kit-
schig schön –, ein gemütliches Plätzchen für eine kleine Mittagspause, bevor es dann weiter geht Richtung Gletscherschliff. Schon von weitem sind die wunderschönen und bunten Farben der verschiedenen Gesteine erkennbar. Ich habe bereits einige Gletscher im Laufe der letzten Jahre besucht, aber bei keinem anderen war der Gletscherschliff so schön und so faszinierend anzusehen wie beim Schlatenkees! Dieser Gletscher ist mit Sicherheit nicht nur für Geologen interessant, sondern auch ich als Fotografin hätte hier gleich mehrere Stunden verbringen können! All die verschiedenen Formen, die bunten Farben, die unterschiedlichsten Gesteinsschichten und die vielen Details der Schliffspuren sind höchst interessant und
bieten unendlich viele Fotomöglichkeiten. Ich konnte mich hier fotografisch so richtig austoben.
Gletscher formen die Landschaft Das Schlatenkees befindet sich mitten in der Kernzone des Nationalparks Hohe Tauern, östlich des Großvenedigers. Der Gletscher ist mit einer Fläche von ca. 9 km2 der größte Talgletscher Osttirols und nach dem Obersulzbachkees der zweitgrößte Gletscher der Venedigergruppe. In Österreich haben wir leider einen sehr starken Gletscherrückgang, das „ewige Eis“ schmilzt unaufhörlich und zieht sich immer mehr zurück. Das, was der schmelzende Gletscher aber hinterlässt und freigibt, ist sowohl
ä Wunderschöne, bunt geschliffene Gesteinsschichten und der Gletscher im Hintergrund. ß Auf Stufen führt der Weg immer höher und man kommt dem Gletscher näher. Fotos: S. Jordan