5 minute read

Ehrenamt: Naturschützer*in

Next Article
Impressum

Impressum

Naturschützer*in aus Leidenschaft

Zwei Ehrenamtliche im Gespräch

Anna Schöpfer ist Naturschutzreferentin in der Sektion Hohe Munde, Norbert Helm Landesnaturschutzreferent in Niederösterreich. Beide setzen sich mit ganzem Herzen für die Natur ein. Im gemeinsamen Gespräch reden sie über die Interessensgemeinschaft Alpenverein und warum es noch viel Aufklärungsarbeit und Sensibilisierung im Naturbereich braucht. Joanna Kornacki

Anna Schöpfer: Norbert, mich würde interessieren, wie du Landesnaturschutzreferent im Alpenverein geworden bist.

Norbert Helm: Im Grunde bin ich über meine Masterarbeit zu der Aufgabe gekommen. Mein Betreuer, Thomas Billerbeck, war lange Zeit Landesnaturschutzreferent in Niederösterreich und ist aus beruflichen Gründen ausgewandert. Er hat gewusst, dass ich nicht nur Biologie- und Ökologiestudent bin, sondern auch Kletterer und Alpenvereinsmitglied. Da hat er mir vorgeschlagen, sein Nachfolger zu werden. Ich habe es als eine sehr interessante Aufgabe gesehen, sich mit vielseitigen Möglichkeiten zu engagieren. Wie war es bei dir?

Anna: Nach der Matura bin ich ein halbes Jahr durch Asien gereist und die Natur dort hat mich einfach nur „geflasht“. Ich

war in Laos und habe dort zum ersten Mal natürliche Flüsse gesehen. Gleichzeitig habe ich die vielen Umweltprobleme dort beobachtet. Nach dem Bachelor in Umwelt und Bioressourcen an der BOKU habe ich einen Master in Gewässerökologie gemacht und bin anschließend nach Innsbruck zurückgekehrt. Bei einem Workshop der CIPRA habe ich den Tiroler Landesnaturschutzreferenten kennengelernt, der mir die Aufgabe der Naturschutzreferentin im Alpenverein ans Herz gelegt hat. Ehrlich gesagt habe ich erst im Zuge meiner Recherche gemerkt, dass der Alpenverein eine sehr große Umweltorganisation ist und ein wichtiger Player, wenn es darum geht, sich für Umwelt und Naturschutzthemen einzusetzen.

Norbert: Eben. Der Alpenverein ist einer der größten Vereine in Österreich, dessen Funktionäre und Mitglieder viel unterwegs sind, weshalb ganz viele Augen und Ohren draußen sind. Diese sehen, was sich tut und verändert und wo in die Natur eingegriffen wird.

Anna: Im Alpenverein wird der Mensch immer mitgedacht und das ist ein passender Ansatz für uns. Wir leben im Herzen von Europa, wo es nur noch wenige unberührte Landschaften gibt und man verschiedene Bereiche und Interessen zusammenbringen muss. Es geht gleichzeitig um Natur erleben und Natur schützen.

Norbert: Dabei gibt es Bereiche, die viel Konfliktpotenzial in sich tragen und wo viele Meinungen aufeinandertreffen, zum Beispiel das Mountainbiken oder die Erschließung neuer Wanderwege. Die Interessen unserer Mitglieder sind sehr breit gefächert und ihre Naturnutzung ebenfalls sehr vielseitig und teils konträr. Als Naturschutzreferent ist es wichtig, dass wir alle Nutzer darauf sensibilisieren, auf die verschiedenen Themen aufmerksam machen und dabei stets sowohl die Anliegen der Nutzer als auch die Anliegen der Natur vor Augen haben. Wenn also zum Beispiel Wege fürs Mountainbiken freigegeben werden, oder auch für Skitouren, müssen wir schauen, dass Gebiete ausgewählt werden, die möglichst naturverträglich sind, und wenig Schaden angerichtet wird.

Anna: Genau darin sehe ich die Chance für den Alpenverein: Wir können die Diskussionen im Verein stattfinden lassen. Meist gibt es den Naturschutzverein und es gibt den reinen Bergsportverein und beide clashen aufeinander. Das Besondere am Alpenverein ist, dass hier verschiedene Interessensgruppen „vereint“ sind. Es ist eine Art Interessengemeinschaft, innerhalb

å Wildflusslandschaft Tiroler Lech mit seinen ausgedehnten Schotterbänken – eine der letzten natürlichen Fließstrecken Europas.

Foto: norbert-freudenthaler.com

áä Anna Schöpfer und Norbert Helm im Einsatz für den Naturschutz.

welcher versucht wird, mittels Diskurs und Austausch Probleme zu lösen.

Norbert: Wichtig ist, dass wir einen Zugang zu den verschiedenen Interessen unserer Mitglieder haben und alle Themen einbringen und ansprechen können. Spannend finde ich auch, dass wir im Alpenverein bereits über die Ausbildungsschiene für Naturschutzthemen sensibilisieren können. Ob beim Übungsleiter Klettern, Mountainbiken oder einem Seminar für Wegewarte, bei all diesen Ausbildungen können die Naturthemen gut integriert werden.

Anna: Weil du gerade die Ausbildungen ansprichst. Was mich auch dazu motiviert hat, mich für den Alpenverein zu engagieren, war das Ausbildungsangebot der Alpenverein-Akademie. Ich habe den Lehrgang für Naturschutzreferenten besucht – dort bekommt man zum einen viel Input und kann sich mit anderen Ehrenamtlichen vernetzen. Zum anderen lernt man schöne Gegenden und Bergsteigerdörfer kennen, wo auch nachhaltiger Tourismus möglich ist. Man bekommt außerdem viele Ideen für Einsatzmöglichkeiten. Der Verein ist sehr breit aufgestellt und dadurch kann man gut die eigenen Interessen einbringen, was ich persönlich bei ehrenamtlicher Arbeit für sehr wichtig halte. Diese muss nämlich Spaß machen, man muss seiner Leidenschaft nachgehen können und Möglichkeiten haben, sich mit gleichgesinnten Menschen zu vernetzen.

Norbert: Solange man Engagement zeigt, kann man sich im Alpenverein frei entfalten, sich für die Natur einsetzen und etwas verändern. Das ist sicherlich ein Vorteil gegenüber anderen NGOs, wo diese Möglichkeiten begrenzter sind aufgrund von strengeren Richtlinien. Der Nachteil vom Alpenverein ist, dass wir ein relativ kleines Naturschutzteam sind. Dafür kann man sich viel Unterstützung aus dem Verein und darüber hinaus holen.

Anna: Für mich steht immer die Sache im Vordergrund und ich vernetze mich mit Menschen, die genau wie ich für das Thema brennen und sich engagieren wollen. Das können Sektionsmitglieder wie auch Menschen aus anderen Organisationen sein. Gerade arbeite ich eng mit der Bergwacht zusammen, um den Nutzungsdruck im Naturschutzgebiet Mieminger Plateau zu verringern. Dabei ist der Verein für mich immer die unterstützende Kraft dahinter: Es gibt Vernetzung, es gibt die Infrastruktur und Kanäle wie das Bergauf oder soziale Medien. Wenn ich eine Botschaft zum Schutz alpiner Landschaften nach außen tragen will, werde ich viele Menschen erreichen!

Norbert: Das Rückgrat vom Verein ist für den Naturschutz extrem wichtig. Gemeinsam müssen wir unsere Mitglieder immer wieder für die Naturschutzthemen sensibilisieren. Und es bedarf noch viel Aufklärungsarbeit und Informationen über die alpinen Lebensräume.

Anna: Ich will die Menschen näher an den Naturraum bringen, damit sie ihn besser kennenlernen. Nur das, was man kennt, kann man auch wertschätzen. Das kann man zum Beispiel bei einer Wanderung machen, indem man unterwegs Pflanzen und Arten bestimmt. Dabei wird die Natur zu einem lebendigen Charakter, dem man sich etwas verbundener fühlt. In Bergauf-Artikeln (Ausgabe 05.2020) habe ich die Ötztaler Ache und auch Gebirgsbäche porträtiert und dabei versucht aufzuzeigen, warum sie so einzigartig sind und welche seltenen Arten darin leben und an das ökologische System angepasst sind. Das ist mein Ansatz. Erstens um mir selber zu vergegenwärtigen, warum etwas erhaltenswert ist, und im zweiten Schritt die eigenen Erkenntnisse weiterzugeben. Und wenn sich jemand für die Natur einbringen will, empfehle ich immer „think global, act local“.  

Joanna Kornacki ist Mitarbeiterin der Abteilung Jugend und betreut das Ehrenamt im Österreichischen Alpenverein. Sie ist außerdem ehrenamtliche Tourenführerin und Jugendteamleiterin.

Ehrenamt

Du möchtest dich als Naturschutzreferent*in in deiner Sektion engagieren? Oder dich ehrenamtlich im Alpinteam, in der Alpenvereinsjugend oder vielen anderen Tätigkeitsfeldern deiner Sektion engagieren? Wir freuen uns auf dich! Der einfachste Weg zur ehrenamtlichen Arbeit im Alpenverein ist über die Sektion in deiner Nähe oder du kontaktierst uns unter: ehrenamt@alpenverein.at Weitere Infos zum Ehrenamt findest du hier:

www.alpenverein.at/ehrenamt

This article is from: