4 minute read

Naturschutz in der Alpenverein Akademie

Next Article
Impressum

Impressum

Alpenverein Akademie: Für die Umwelt lernen

von Evelin Stark

Der Österreichische Alpenverein verpflichtet sich als „Anwalt der Alpen“, Naturschutz und nachhaltiges Denken zu leben und zu lehren. Die Alpenverein-Akademie gibt hier anständig den Ton an.

Die Alpenverein-Akademie bewahrt, vermittelt und entwickelt das Bildungswissen des Österreichischen Alpenvereins. So ist es im Leitbild der 2012 ins Leben gerufenen Institution festgehalten. Der Auftrag fußt auf einer mehr als 100 Jahre alten Bildungstradition. Insbesondere Bildung in Sachen Naturschutz zieht sich wie ein roter (eigentlich grüner) Faden durch alle Themenbereiche. Nicht umsonst hat die Akademie vor einigen Monaten das Österreichische Umweltzeichen verliehen bekommen.

Rollenmodell

„Uns ist es wichtig, dass unsere Kursleiter*innen den Naturschutz in ihren Kursen so weit möglich selbst leben und als Rollenmodell dienen“, sagt Jürgen Einwanger, Leiter der Akademie beim Österreichischen Alpenverein. Diese Vorbildrolle beginne bei der umweltfreundlichen Anreise zum Kursort, ziehe sich weiter zur Achtsamkeit gegenüber der Natur während des Kurses und gehe hin bis zur verantwortungsvollen Nutzung von Ressourcen:

Es ist nämlich nicht egal, wie wir uns verhalten. Für mich ist diese Haltung die Basis der Bildungsarbeit im Alpenverein. Sich selbst als wirksam zu verstehen dient der Authentizität unseres Engagements

„Handeln, nicht nur reden!“, so lautet das Motto bei den Bergwaldprojekten und Umweltbaustellen des Alpenvereins.

Foto: W. Lechner

Neben dieser fachlichen Grundlage für die Naturschutzarbeit bietet die Akademie außerdem einmal jährlich ein Seminar, das von den Naturschutzreferent*innen als Informations- und Vernetzungsplattform genutzt wird. Zudem gibt es Fortbildungen zu aktuell brennenden Themen. Zum Beispiel: Klimawandel – Fakten, Fake und Fragezeichen. „Wir beleuchten das Thema aus wissenschaftlicher Sicht, gehen den Spuren des Klimawandels vor Ort auf den Grund und diskutieren über mögliche Handlungsfelder. Dieses Angebot kann übrigens auch von anderen Funktionärsgruppen, auch der Jugend, wahrgenommen werden“, so der Bildungsexperte.

Einer der in diesem Zusammenhang wichtigsten Bereiche der Akademie ist der in vier Modulen aufbereitete Lehrgang für angehende Naturschutzreferent*innen bzw. Mitglieder von Naturschutzteams. „In jeder Sektion gibt es eine Person, die die Funktion Naturschutzreferent*in ausübt und gleichzeitig Teil des Vorstandes ist. Zudem haben interessierte Alpenverein-Mitglieder die Möglichkeit, die Naturschutzreferent*innen zu unterstützen und so Teil eines Naturschutzteams in der eigenen Sektion zu sein“, erklärt Benjamin Stern, der für die Ausbildung der Naturschutzreferent*innen im Österreichischen Alpenverein zuständig zeichnet. Inhaltlich spannt die Naturschutzreferent*innenausbildung den Bogen von den Grundlagen des Naturschutzes über rechtliches Basiswissen und naturkundliche Fragestellungen bis zu Kommunikationsstrategien im Naturschutz.

Jugendliche Naturschützer

Apropos Jugend: Spätestens seit „Fridays for Future“ sind Klima- und Naturschutz große Themen bei der jüngeren Generation: „Die Sensibilität gegenüber der Umwelt ist ganz klar gestiegen. Den Jugendlichen ist bewusst, dass es um ihre Zukunft geht, und die wollen sie selbst in die Hand nehmen“, erklärt Einwanger. Im Naturschutzteam haben junge Menschen zudem eine relativ große Freiheit, wie und in welchem Ausmaß sie sich einbringen wollen. „Der Alpenverein ist eine sehr attraktive Gelegenheit für junge Menschen, am aktiven Naturschutz teilzuhaben. Egal, ob sie ein Wildbienenhotel bauen oder sich gegen die Verwirklichung eines Liftprojektes vor ihrer Haustür einsetzen. Bei Bedarf bietet der Hauptverein Hilfe und Unterstützung an“, erklärt Stern. Die Ferienwiese in Weißbach bei Lofer wurde zudem Anfang September mit dem Umweltzeichen für Campingplätze ausgezeichnet. „Mir geht es dabei vor allem um das Potenzial, das sich bei so einer Bewerbung aufmacht. Wir haben dort zwar mit Solaranlagen, Anreise mit Öffis usw. schon einiges, was die Umwelt schont, aber es geht immer noch mehr“, sagt Einwanger. Zum Beispiel habe man im Zuge der Prüfung festgestellt, dass eine Menge

Wasser gespart werden könne, wenn Filter in den Wasserhähnen angebracht werden – oft sind es vermeintliche Kleinigkeiten, die aber im Jahresverlauf Wirkung zeigen. Das ständige Bemühen und dieser gelebte Naturschutz seien schließlich auch das, was den Alpenverein glaubwürdig macht.

Naturschutzausbildungen beim Alpenverein

Foto: Benjamin Stern

Engagement

„Aus unseren Umfragen geht hervor, dass ein wichtiger Grund für das Ansehen des Vereines für die meisten Menschen eindeutig unser Engagement für den Naturschutz ist“, so der Akademieleiter. Gründe dafür sieht Einwanger vor allem darin, dass nicht einseitig Lobbyarbeit geleistet wird und das Engagement mit konkreten Aktionen wie „Saubere Berge“, den freiwilligen Arbeitseinsätzen am Berg und im Bergwald oder den Bergsteigerdörfern eine Breitenwirkung und Sichtbarkeit bekomme. „Unser Zugang ist, dass wir über Verstehen und Verständnis gehen, ganz ohne den moralischen Zeigefinger zu heben“, stimmt auch Benjamin Stern zu. Der Bildungsauftrag zum Thema Nachhaltigkeit sei gerade deshalb inzwischen eine Querschnittsmaterie, die sich durch das Bildungsprogramm des Alpenvereins zieht. „Als größter Bergsportverein Österreichs tragen wir eine Verantwortung. Dieser müssen wir gerecht werden“, so Stern.

In gewissen Bereichen habe man erst vor Kurzem Fuß gefasst. So etwa beim Ausbildungsprogramm des Bergsports – Bergwandern, Hochtouren, Klettern, etc. –, wo die zur Verfügung stehende Zeit begrenzt sei und viele Inhalte durchgebracht werden müssen. Neben Inhalten, die nach wie vor in Präsenz vermittelt werden, wolle man hier in Zukunft in Form von E-Learnings dafür sorgen, dass Kursteilnehmende bereits vorab mit einem Basiswissen ausgestattet werden. Dennoch sei gerade hier auch das Team an Vortragenden gefragt, Naturschutz aktiv zu leben: „Wenn ich zum Beispiel beim Kletterkurs meine Teilnehmenden bewusst darauf aufmerksam mache, dass es während einer bestimmten Periode ratsam ist, die Plätze zu meiden, wo Felsbrüter gerade am Nisten sind, macht das allein schon viel aus“, erklärt Stern. Ähnlich verhalte es sich bei der Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Was hier nämlich passiere, so Einwanger, sei ein Perspektivenwechsel:

Wenn ich die Flora und Fauna in meinem Tun mitdenke, beginnt der ganzheitliche Lernprozess, der meiner Meinung nach essentiell ist. Das Wort Achtsamkeit mag bei manchen Menschen einen negativen Touch haben, aber es drückt genau das aus: Ich achte auf meine Umwelt.

Naturschutzausbildungen & Naturwissen

Für Funktionär*innen im Naturschutzbereich (dazu gehören auch die Naturschutzteams) bietet der Alpenverein eine fundierte Ausbildung in mehreren Modulen mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Auch Mitglieder können Angebote in der Rubrik „Naturwissen“ nutzen und sich weiterbilden. Mehr unter: www.alpenverein-akademie.at

Evelin Stark ist Chefredakteurin des Bergauf und Mitarbeiterin im Team Öffentlichkeitsarbeit und PR beim Österreichischen Alpenverein.

This article is from: