Alpenpost 16 2011

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Ein Abend für den Widerstand Im Festsaal des Amtshauses Altaussee stellte am 16. Juli der junge Salzburger Autor Anton Strobl das Buch „Ausseerland - Ein Wort zum Aufbau“ vor, welches seine Recherchen zum politischsozialen und ökonomischen Wiederaufbau des Ausseerlandes in den Jahren von 1945 bis 1953/53 widerspiegelt. Den zweiten Teil des Abends gestaltete Dr. Elisabeth Reichart, die aus ihrem Roman über den weiblichen Widerstand las.

(V. l.): Christian „Eidl“ Eidlhuber, Marianne Goertz, der gebürtige Ausseer Univ.Prof. Dr. Christian Dirninger (Professor an der Uni Salzburg), Barbara Frischmuth, Stipendiat Anton Strobl und die Autorin Dr. Elisabeth Reichart.

Barbara Frischmuth zeigte sich sehr erfreut über den regen Zuspruch an dem interessanten Abend und begrüßte die Gäste, bevor sie den Stipendiaten Anton Strobl vorstellte, der unter der Leitung von Univ.Prof. Dr. Christian Dirninger von der Universität Salzburg üer die Jahre des Wiederaufbaues im Ausseerland recherchierte. Die Erkenntnisse und die teils sehr aufschlussreichen Details wurden kürzlich in einem Buch veröffentlicht. „Anton Strobl ist unser letztjähriger Stipendiat und auch der heurige“, meinte Barbara Frischmuth schmunzelnd. „Nach dem Abschluss dieses Kapitels wird er sich nun einer weit sensibleren Zeitspanne, nämlich jener des Krieges widmen. Denn es ist wichtig, dass diese Jahre im Ausseerland, die noch nicht beleuchtet wurden, aufzuarbeiten. Es geht nicht darum, alte Wunde aufzureißen, oder mit dem Finger auf jemanden zu zeigen, sondern darum, Mut für Zivilcourage zu machen“, erklärte Frischmuth in Hinblick auf die Tatsache, dass das Ausseerland als eine der wenigen Gegenden Österreichs einen wirklich aktiven Widerstand hervorgebracht hat. „Die Vergangenheit sollte man sich nicht abschminken, sondern erforschen und vor Augen führen“, so Frischmuth abschließend. Anton Strobl hat seine Arbeit wirklich gut gemacht. Seine Quellen in

Zeitungen, Gemeinderatsprotokollen und Interviews mit Zeitzeugen waren für ihn die Basis für seine Arbeit. Von Josef Goebbels, der ab 1939 in der „Villa Roth“ am Grundlsee residierte, über Albrecht Gaiswinkler, dessen Rolle als Freiheitskämpfer noch immer umstritten ist, wurden die handelnden Personen der damaligen Zeit von ihm beleuchtet. „Die Widerstandskämpfer fanden sich schon vor der Besetzung durch die Amerikaner in Gemeinderäten und öffentlichen Ämtern wieder. Gaiswinkler war provisorischer Bürgermeister und sogar Bezirkshauptmann des Ausseerlandes“, so Strobl, der herausfand, dass die Widerstandskämpfer zwar bis mindestens November 1945 in wöchentlichen Besprechungen zusammengefunden hätten, danach jedoch die Leistungen der Widerständler von verschiedensten Parteien und Personen vereinnahmt wurden. „Zusehends verschlechterte sich das Bild der Widerstandskämpfer in der Bevölkerung. Nicht nur im Ausseerland auch im gesamten Salzkammergut“. Die gesamte Arbeit von Strobl können Sie im vorgestellten Buch nachlesen (siehe Buchtipp). Im zweiten Teil des Abends - musikalisch eingeleitet von Christian Eidlhuber mit seiner Geige - las Dr. Elisabeth Reichart, die 1983 als Historikerin an der Universität

Salzburg mit einer Arbeit über den Widerstand gegen die nationalsozialistische Herrschaft im Salzkammergut zum Doktor der Philosophie promovierte, aus dem Buch „Komm über den See“.

Theater Lalish und Spezialworkshop in Altaussee „Sehen“, „Spüren“ und „Hören“ - Performance Theater der Spitzenklasse in Altaussee. Die international erfolgreiche Performance „no shadow“ vom Lalish Theaterlabor/Wien wurde in Österreich und an 14 internationalen Theaterfestivals in Japan, Griechenland, Ägypten, Jordanien, Polen, Ukraine, Bosnien Herzegowina, Kosovo, Bulgarien und Marokko mit großem Erfolg präsentiert, und wurde mit dem Award für beste Stimme und Gesang in der Performance ausgezeichnet. Die Performance wurde von Kritikern als eine Reise vom Ursprung zur Gegenwart, als eine rituelle, sinnliche, poetische und visuelle Performance bezeichnet, mit ganz besonderer Gesangstechnik und Körpersprache. „No shadow“ - von und mit Nigar Hasib, Shamal Amin. Lieder als Quelle und Spezialarbeit an Kehlkopftechnik Stimme und Lieder werden bei diesem Workshop zur Quelle des

Rhythmus, der physischen Präsenz, zur Quelle der Handlung. Lieder werden nicht nur gesungen, sondern getan. Diesen Prozess nennt Shamal Amin „Lieder sichtbar machen“. Entscheidend für die Wichtigkeit der Stimme in diesem Prozess ist, dass sich die Multidimensionalität des Raumes über das Hören von Stimmen, Tönen und Klängen vermittelt, und sich dadurch Raumgefühl und Raumbewusstsein bei allen Anwesenden entwickeln kann. Erforschung des Körpers durch die Stimme, die Physis der Stimme, kulturelle und individuelle Ursprünge, sind die inneren Aspekte Leitung: Nigar Hasib, Shamal Amin Der Workshop findet am Freitag, 5. , und Samstag, 6. August um 19.30 Uhr im Volkshaus Altaussee statt. Genauere Informationen/Programm und Karten unter www.kulturkik.at und T. 0664 244 22 45.

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