Alpenpost 16 2011

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Am Klinikum Bad Aussee soll Erfolgsgeschichte weitergeschrieben werden Seit Juni segelt die Klinik Bad Aussee für Psychosomatik und Psychotherapie unter der Flagge von „Ameos“. Schon vorher führte die Gruppe mit Sitz in Zürich für fünf Monate das Haus auf Basis eines Managementvertrages. Mit der Ameos-Gruppe ist ein Unternehmen als Betreiber tätig, welches sich seit 2002 am Gesundheitssektor einen großen Namen gemacht hat. Unter der Führung des Firmengründers Dr. Axel Paeger unterhält die Gruppe an 48 Standorten Häuser und beschäftigt rund 6.900 Mitarbeiter. Als Leistungsspektrum wird der medizinische Bereich „von A bis Z“ abgedeckt, dazu kommen Akutkrankenhäuser, Psychiatrien, Pflege- und Fachpflegeeinrichtungen als auch Einrichtungen für die Eingliederungshilfe von Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Herr Dieckmann, wie kam es dazu, dass sich Ihr Unternehmen in Bad Aussee engagiert hat? „Das Gesundheitssystem in Deutschland als auch in Österreich leidet darunter, dass keine Investitionsmittel mehr zur Verfügung stehen. Aus diesem Grund gibt es die Idee, privates Kapital in diesem Sektor einzubringen. Bevor wir einen Standort übernehmen, wird von uns eine genaue Marktanalyse durchgeführt, bei der berechnet wird, wie viele potentielle Patienten in diesem Einzugsgebiet leben. Bevor es dann aber zu einer Betreiberschaft durch uns kommt, stehen noch langwierige Verhandlungen mit dem Land oder den Kommunen an, die dann die Rahmenbedingungen festlegen. Die Klinik in Bad Aussee ist unser erstes Haus in Österreich. Da aber die Probleme im Gesundheitssystem mit denen in Deutschland vergleichbar sind, sind die Aufgaben ähnlich. Perspektivisch ist in Österreich privates Kapital genauso notwendig wie in Deutschland“. Seit Juni steht das AmeosSchriftzeichen an der Klinik Bad Aussee. Schon vorher hat ihr Unternehmen das Haus fünf Monate betrieben. Gab es seit dem Betreiberwechsel Umstrukturierungen? „Nein. Einzig, dass wir Rudolf Schnauhuber als Geschäftsführer hier vor Ort eingesetzt haben, was durchaus als Neustruktur gesehen werden kann. Er hat uns mit seinem Wissen über den österreichischen Markt überzeugt und war ja schon einmal in leitender Position in diesem Haus tätig. Die Strukturen in der Klinik Bad Aussee sind gut bis hervorragend und da sehen wir auch keine Veränderungsnotwendigkeit. Was wir verändert haben, ist die Eingliederung des Hauses in die Ameos-Gruppe. Das bedingt eine Umstellung der EDV und viele kleine Änderungen, die bis zum Briefpapier reichen. Um dies so reibungslos wie möglich zu bewerkstelligen, findet sich die Leitung des Hauses regelmäßig in Zürich ein, um weitere Schritte zu besprechen“. Wie sind Sie denn mit dem bisherigen Ergebnis des Klinikums zufrieden. Entspricht es Ihren Erwartungen? „Wir sind noch nicht da, wo wir gerne hin wollen. Vorerst sind wir einmal froh, dass wir hier sind. Natürlich liegt es in unserem Interesse zu wachsen“. Als Aktiengesellschaft hat Ihr Unternehmen sicherlich Interesse, den privaten Bereich des Klinikums weiter auszubauen? Rudolf Schnauhuber: „Derzeit wird 14

Geschäftsführer Rudolf Schnauhuber, Betriebsdirektorin Dr. Bettina Petter und Vorstand Michael Dieckmann.

eine Station mit 25 Betten privat geführt, die weiteren Stationen mit 100 Betten werden als öffentlicher Versorgungsauftrag geführt und die werden auch weiterhin beibehalten“. Michael Dieckmann: „Vor allem im öffentlichen Bereich gibt es eine extrem hohe Nachfrage, da arbeiten wir mit Wartelisten. Das Angebot, welches wir hier haben, ist fachlich ein besonderes. Die Patienten kommen überregional nach Bad Aussee. Im Bereich der Privatklinik sieht es etwas anders aus. Hier ist die Bettenanzahl bedeutend geringer. So wie wir derzeit die Situation sehen, gibt es mehr Nachfrage als Betten. Das macht deutlich, dass unser Angebot in Bad Aussee erfolgreich ist, jedoch auch, dass zu wenig Kapazitäten im privaten als auch im öffentlichen Bereich zur Verfügung stehen“. In unmittelbarer Nähe wird ja derzeit das neue LKH gebaut. Falls nach der Evaluierungsphase das Spital von Seiten der KAGes reduziert wird, könnte man ja diese Räumlichkeiten sozusagen im fliegenden Wechsel übernehmen? Michael Dieckmann: (lacht) “Wenn für das Krankenhaus kein Bedarf wäre, würde ich vermuten, würde es auch nicht gebaut werden. Es gibt

aber von uns Pläne, einen Flügel Richtung Südwesten anzubauen, um dort 50 neue Privat-Betten einzurichten. Dies ist aber Zukunftsmusik. Jetzt freuen wir uns einmal, dass die Baustelle zum neuen LKH nach und nach verwirklicht wird, da die Bauarbeiten mit dem Lärm und Dreck schon eine schwierige Situation für unser Haus bedeuten. Wir bekommen auch entsprechend kritische Rückmeldungen von unseren Patienten“. Ein Ausbau der privaten Sparte am Klinikum wird auch eine Aufstockung des Personals bedingen? Michael Dieckmann: „Derzeit haben wir 120 Mitarbeiter in Bad Aussee. Falls wir diese Sparte forcieren, werden wir natürlich auch mehr Ärzte und Pflegepersonal brauchen. Es gibt mehrere Projekte, die sicherstellen, dass wir ausreichend Fachärzte hierher nach Bad Aussee holen können. Eine Forschungsgruppe, die von unserem Primar, Univ.Prof. Dr. Marius Nickel an der Medizinischen Universität Graz begleitet wird, ist eingerichtet und erleichtert so die Rekrutierung von Spezialisten. Ausserdem glaube ich, dass wir hier einen durchaus interessanten Arbeitsplatz in einer wunder-

baren Gegend bieten“. Ihr Haus, das LKH und das Seniorenzentrum sind ja in einem Masterplan zum „Gesundheitspark Bad Aussee“ verankert. Werden dabei Synergien genutzt? Dr. Bettina Petter: „Die gemeinsame Küche ist ein wesentlicher Bereich, bei dem wir schon längere Zeit Synergien nutzen. Sobald das LKH am Plateau eröffnet wird, werden auch der Eingangsbereich, die Rezeption, die Cafeteria sowie einige weitere Räume gemeinsam genutzt werden. Die beiden Häuser werden somit ineinander verzahnt. Aber auch in Hinblick auf unsere Ärzte ist schon ein reger Austausch im Gange. Ein Vertrag mit der KAGes sichert unseren Patienten die chirurgische und internistische Versorgung ab, genauso sind unser Spezialisten auf Konsiliarbasis am LKH Bad Aussee tätig. Unter anderem wurden auch schon Schulungen in ‘Erster Hilfe’ oder ‘Gefährliche Stoffe’ von den Ärzten des LKH in unseren Räumlichkeiten abgehalten“. Michael Dieckmann: „Unsere Gruppe hat viel Erfahrung darin, mit Nachbarkrankenhäusern zusammenzuarbeiten. Das geht mitunter so weit, dass wir sogar eigene Stationen im Nachbarhaus betreiben, weil uns die Erfahrung zeigt, dass dies förderlich für beide Häuser ist. Auch Konsiliardienste werden von uns angeboten, weil wir diese Einrichtung für sehr wichtig halten. Wir hoffen, dass - sobald das LKH Bad Aussee hier in Betrieb geht - wir diese Tätigkeiten und den Austausch noch weiter intensivieren können“. Sie sagten in einer Presseaussendung, dass sie die Klinik in Bad Aussee zu einem international bekannten Kompetenzzentrum für Psychosomatik und Psychotherapie entwickeln möchten. Welche Schritte sind dazu nötig, um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen? Michael Dieckmann:“Es geht dabei um die verstärkte Zusammenarbeit mit den Universitäten im Land. Mit der Medizinischen Universität Graz sind wir da sehr eng verbunden. Diese Zusammenarbeit wollen wir weiter intensivieren. Dazu gehört aber auch ein länderübergreifender Austausch, indem wir in Häusern in Deutschland entsprechende Aktivitäten entwickeln. Wir pflegen an fast allen unseren Häusern in Deutschland einen sehr regen wissenschaftlichen Austausch mit Universitäten. Es macht Sinn, diese unterschiedlichen Aktivitäten untereinander zu verbinden, um so für mehrere Standorte Vorteile herauszuholen“.


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