Alpenpost 16 2008

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(Finanzministerium) als Registraturpraktikant. Direktor der Hofkammer ist zu diesem Zeitpunkt Franz Grillparzer. Während dieser Zeit lernt Theodor Georg wichtige Persönlichkeiten, wie den Sprachforscher Karl August Hahn, Moriz Haupt, Ludwig Uhland, Karl Lachmann oder Jacob und Wilhelm Grimm kennen. 1841 erreicht er endlich durch Vermittlung Grillparzers eine Stellung in der Kaiserlichen Hofbibliothek. 1848 erfolgt seine Kür zum Mitglied der „Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften“. Zwischenzeitig wird er auch zur Deutschen Nationalversammlung nach Frankfurt entsandt, ohne sich politisch besonders hervorzutun. Eine Berufung an die Lehrkanzel für Deutsche Sprache und Literatur an der Wiener Universität lehnt er jedoch vorerst ab. Erst 1849 tritt er nach einem neuerlichen Angebot in der Hofbibliothek den Posten an. Ein Erlaß des Ministers Graf Thun, der die Wahl eines Professors nichtkatholischer Konfession zum Dekan untersagt, veranlaßt obwohl nicht direkt betroffen – Theodor Georg der nach griechisch-orthodoxen Ritus getauft ist, seine Hochschultätigkeit zu beenden. Seine schriftlichen Arbeiten und sein Ruf lassen ihn jedoch eine Reihe hoher Auszeichnungen erwerben (Ehrendoktorat der Universität Kiel, korrespondierendes Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Berlin, Präsident der Akademie der Wissenschaften in Wien, Präsident des Altertumvereins etc.). 1854 nimmt er wieder eine Stellung in der

schließlich zum totalen Zusammenbruch führt. Er stirbt 1906 in Wien.

Die Eltern

Dr. Ludwig Anton von Karajan mit seiner Frau Henriette Emanuela auf der Veranda in Grundlsee.

Aquarellen und Gemälden. Er war zwar kein ausübender Musiker, aber seine Liebe zur Musik schien der Beginn der Affinität der Karajans zur Musik zu sein. Georgs Sohn, Dr. Max Theodor Ritter von Karajan, k.k. Hofrat, studiert klassische Philologie an den Universitäten Göttingen, Berlin und Bonn, entfaltet seine ganze wissenschaftliche Tätigkeit jedoch an der Universität Graz, wo er 1869/70 und 1889/90 Dekan der philosophischen Fakultät und 1873/74 Rektor wird. Außerdem ist er Mitbegründer des Grazer Singvereins. Mit dem Ausseerland verbindet ihn die Errichtung der noch heute bestehenden Villa Karajan in Eselsbach 33. Die Villa steht wegen bemerkenswertem inneren Freskenschmuck unter Denkmalschutz. Max Theodor habilitiert sich 1857 in Graz, wird 1859 zum außerordentlichen Professor (unbesoldet), 1863 zum außerordentlichen Professor (besoldet) und 1867 zum

Die „Villa Karajan“ in Grundlsee im Ortsteil Mosern bietet - auf einer Anhöhe erbaut - einen umreichenden Blick auf das Tote Gebirge und den Grundlsee.

Hofbibliothek an. Neben einer Unzahl weiterer Auszeichnungen erfolgt 1867 die Berufung in das Österreichische Herrenhaus, die Verleihung des Ritterkreuzes des kaiserl.königl. Leopold Ordens (1869) und der damit verbundenen Erhebung in den erblichen Ritterstand. 1873 erliegt er seinem seit längeren andauernden Leberleiden. Erwähnenswert sind auch seine reichhaltige Privatbibliothek und die Sammlung von Kupferstichen, 20

ordentlichen Professor ernannt. Er stirbt 1914 in Salzburg.

Die Großeltern Dr. Ludwig Anton Ritter von Karajan, der Bruder von Max Theodor, wird 1835 in Wien als zweiter Sohn von Theodor Georg geboren. Er inskribiert 1853 an der medizinischen Fakultät der Universität Wien. Von 1858 an ist er im Wiener Allgemeinen Krankenhaus als Aspirant und im

k.k.Militärfeldspital in Mauer aushilfsweise tätig. Umfassende Bedeutung erlangt er in der politischen Sanitätsverwaltung. Der öffentliche Sanitätsdienst in Niederösterreich dient für viele Kronländer sodann als Muster.

Dr. Ernst Ritter von Karajan, der Vater der Brüder Wolfgang und Herbert wächst in Wien auf und will zuerst Schauspieler werden, studiert aber dann Medizin und wird Reformer der Medizinverwaltung, Chirurg sowie Primar im St. Johannisspital in Salzburg, später auch Landessanitätsreferent. Nebenberuflich ist jedoch die Musik seine große Leidenschaft. Er selbst spielt Klavier und besonders gerne Klarinette. Hausmusik, Kammermusik ist bei den Karajans eine Selbstverständlichkeit. Zwei Klaviere und ein Harmonium sind im Hause immer vorhanden. Besondere Freude bereitet es dem Hausherrn, abends im Landestheater - eigentlich unerlaubterweise - im Or-

Die „Villa Karajan“ in Eselsbach, die in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts als Altersheim diente. Fotos: Archiv F. Mayrhofer, F. Neumayr und H. Hübner.

Unermüdlich ist er auch in der Forschung bzw. Bekämpfung von Seuchen, wie z.B. der Cholera tätig. Besondere Verdienste erlangt er auch im Impfwesen und in der Neugestaltung des Apothekenwesens. Seit 1879 verbringt er die Sommerfrische am Grundlsee, wo er sich 1880 die „Villa Karajan“ baut. Aus seiner Ehe mit Henrietta Emanuela gehen die Töchter Helene und Johanna sowie die Söhne Dr. Ernst Ritter von Karajan, Primararzt und Chirurg am St. Johannsspital in Salzburg und Ing. Emanuel Ritter von Karajan, k.k. Hofbauingenieur in Wien hervor. Ludwig ist ein ausgesprochener Wagner Fan. Die Leidenschaft für die „Meistersinger“ erbt auch Sohn Ernst, der Vater der Brüder Wolfgang und Herbert. Er nimmt bereits den vierjährigen Heribert, der sich später nur noch Herbert nennen wird, zu einer Aufführung ins Salzburger Landestheater mit. Ludwig Anton ist gerade erst 60 Jahre alt, als ein Nervenleiden ausbricht, sich immer stärker auf seine Tätigkeit auswirkt und

chestergraben bei den Holzbläsern mitzuwirken. Auch Dr. Ernst von Karajan wird im Alter von der Alzheimer Krankheit befallen, muß in ein Heim. Herbert von Karajan erlebt den Tod von Vater und Großvater unmittelbar mit. Seine Biographen nehmen an, daß er immer fürchtete, das gleiche Schicksal zu erleiden und somit seine körperlichen und geistigen Fähigkeiten zu verlieren.

Einweihung der Via-Artis-Tafeln Am Dienstag, 12. August, um 17 Uhr werden die Tafeln für Hans Weigel und Herbert von Karajan von Prof. Elfriede Ott im Garten der Villa Karajan eingeweiht. Alle AusseerInnen und Gäste sind dazu herzlich eingeladen. Die Kulturelle Arbeitsgemeinschaft Grundlsee bedankt sich bei den Hauseignern Fanny Mayrhofer und dem Ehepaar Repa für das Entgegenkommen bei der Aufstellung der „Via Artis“-Tafeln.


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