Alpenpost 16 2008

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s e a Duell w t vie k a ter In von

Florian Seiberl mit

Klaus Maria Brandauer

Klaus Maria Brandauer setzt in seiner Heimat kulturelle Akzente

20 Jahre “Poesie im Ausseerland Der Sommer 1988 war ein ganz besonderer – er barg die Geburtsstunde des Vereines „Poesie im Ausseerland“. Klaus Maria Brandauer hatte ein schwaches Dutzend Mitstreiter um sich geschart und setzte sich das Ziel, gemeinsam mit Einheimischen kulturelle Akzente in seiner Heimat zu setzen. KMB fungierte als Motor und Präsident der ersten Veranstaltungsreihe, und gemeinsam mit dem Obmann Dr. Rainer Hilbrand wurde ein fulminantes Premierenprogramm mit Barbara Frischmuth, Elisabeth Orth, Elisabeth Trissenaar, Helmuth Lohner, Fritz Muliar, Walter Schmidinger und dem Artis Quartett präsentiert. In zwanzig Sommern wurden mehr als 100 hochklassige Veranstaltungen ausgerichtet, darunter die Kassenmagneten „Das Spiel im Berg“ im Salzbergwerk Altaussee und William Shakespeares „Der Sommernachtstraum“ in der Naturarena Seewiese. KMB engagierte sich in seiner kargen Freizeit für regionale Kultur und stand und steht an vorderster „Poesie“Front. Anlässlich des runden Jubiläums des Vereines richtete die „Alpenpost“ folgende Fragen an den Weltstar und Träger hoher internationaler Kulturpreise:

Alpenpost: 20 Poesie-Jahre sind wie im Flug vergangen. Wie ist Ihr per- scher Qualität. Auch das hinreißende Zwei-Personen-Stück „Rozznjogd“ von Peter Turrini sönlicher Blick zurück als Künstler, als Altausseer und als spiritus rector des haben wir im Bergwerk aufgeführt und auch die Wiederaufführung des kurz Vereines "Poesie im Ausseerland"? Klaus Maria Brandauer: Es gäbe einiges zu feiern dieses Jahr: 100 Jahre nach dem Krieg entstanden Films „Wetterleuchten am Dachstein“ mit den Torberg, der Müller Albert wird 80 und das Ausseerland ist seit 60 Jahren noch lebenden Mitwirkenden haben wir im Salzberg gezeigt. Mein persönliwieder bei der Steiermark. Unser jüngstes Mitglied wird 40 Jahre alt (oje!), cher Lieblingsabend in den 20 Jahren war im leider gänzlich verschwundenen Marmorsaal im Hotel am See „Ein Faschingbrief im Sommer“. und 20 Jahre werden wir selbst. 10 Jahre ist es her, Ausschließlich von einheimischen Faschingsgruppen gesprochen, gesungen dass der Poesieverein meine 75. Vorstellung von und musiziert. „Cyrano“ im Burgtheater besucht hat, anschWenn man etwas zeigen will, muss man es auch ankündigen. Nie werde ich ließend habe ich alle ins Lokal „Kanzleramt“ einvergessen, wie ich mit einem Lautsprecherauto durch die Ausseerlandgeladen. Einige standen dann tatsächlich am gemeinden fuhr, um einen jungen südafrikanischen Tenor anzukündigen: Ballhausplatz vor dem Bundeskanzleramt... „Johan Botha, einer der besten Tenöre der Welt, heute Abend im Kurhaus in Wir haben jedes Jahr einen Betriebsausflug Bad Aussee!“ Das war 1995. Heute singt Kammersänger Botha in der Megemacht, bisher hab ich es aber noch nie tropolitan Opera in New York ebenso wie an der Staatsoper unter geschafft, mitzufahren. Das möchte ich erleben, den Linden in Berlin. Meine Studenten – „meine Kinder“, wie ich dass ich einmal dabei sein kann! Ich habe als sie nenne – die durch die Altausseer Talentschmiede gingen, Präsident zwar einen prächtigen Titel, aber in sind heute die Hamlets und Ophelias, die Romeos und Wirklichkeit bin ich der „Hausl“ unserer kultuJulias auf den großen deutschen Bühnen und auch preisrellen Initiative. Zehn Sommer hindurch gekrönte Darsteller im deutschen und internationalen hat mich und mein Ensemble aus einheiFilm. mischen Schauspielern und meinen Alpenpost: Sie haben im Verlauf von zwei Studenten täglich viele Stunden der kühle, Jahrzehnten ja zahlreiche bekannte Künstler ins geheimnisvolle Bauch des Altausseer Ausseerland gebracht ... Bergwerks verschluckt. Ich hatte Felix Klaus Maria Brandauer: Die Liste reicht von Mitterer gebeten, ein Stück für diesen Felix Mitterer über Eva Lind, Christoph magischen Raum zu schreiben. Die einRansmayr, Gernot Friedel, Elisabeth Orth, zige Vorgabe war, dass zwei Altausseer Klaus Maria Brandauer Foto: „Julia Windhoff / Musikfest Bremen" Helmuth Lohner, Barbara Frischmuth, Heiner Bergleute, der Hans und der Steffl, verschüttet werden. Die technische Einrichtung, die Bühne mit Unterbühne auf Müller, Wolfgang Bauer, Lars Vogt, Susi Nicoletti, das Artis-Quartett, die dem Salzsee, der Bühnensteg, die Lichtanlage und die Zuschauerarena, Deutsche Kammerphilharmonie, Franz Morak, Thomas Hengelbrock, das errichtet von Bergarbeitern und von einheimischen Handwerkern waren eine Chamber Orchestra of Europe, Gerhart Roth, Maria Schell, Elisabeth technische und logistische Meisterleistung. Hier darf man die engagierten Trissenaar, Heribert Sasse, Franzobel, Gertraud Jesserer, Andre Heller, Mitstreiter Hofrat DI Hans Wimmer, Dr. Mag. Rainer Hilbrand und unser Vor- Jewgeni Jewtuschenko, Fritz Muliar, Birgit Minichmayr, Tzimov Barto, Robert standsmitglied und heutigen Obmann Reinhart Grundner nicht vergessen. Im Menasse, Thomas Zehetmair, Rudolf Buchbinder, Johan Botha, Juliette Sommer 1998 wurde unser „Spiel im Berg“ durch das Grubenunglück in Greco, Christian Brandauer und Natascha Brandauer bis zu Reinhold Lassing tragische Wirklichkeit. Durch das Seilbahnunglück in Kaprun im Jahr Messner. 2000 kamen neue Sicherheitsbestimmungen. Daraufhin mussten wir diesen Alpenpost: Gratulation zum 20jährigen Bestandsjubiläum des Vereines „Poesie im Ausseerland“. Wie sieht das Programm im Jubiläumsjahr aus? magischen Spielort, der 600 Zuschauern Platz bot, aufgeben. Nach der Kühle des Gumpelwerks kamen wir auf der Seewiese ins Schwit- Klaus Maria Brandauer: Das Jubiläumsjahr steht unter der Schwierigkeit, zen. Auf unsere Hausdichterin Barbara Frischmuth – deren Stück „Mister dass das Volkshaus nicht bespielt werden kann und wir deswegen keine Rosa oder die Schwierigkeit, kein Zwerg zu sein“ im Kurhaus Bad Aussee Schlechtwetter-Alternative zur Seewiese haben. Trotzdem werden wir noch seine hiesige Erstaufführung erfuhr – und Mitterer folgte nun unser dritter im laufenden Jahr drei oder vier Veranstaltungen präsentieren, darunter eine Hausautor William Shakespeare mit seinem „Sommernachtstraum“. In der Jubiläumsgala im Herbst und ein Weihnachtskonzert. Und auf jeden Fall plaeinzigartigen Naturkulisse mit Blick auf den See und den Dachstein, im nen wir für kommenden Sommer ein Schauspiel in der Seewiese. Der Rücken die Hohenlohe Jagdhütte und das beginnende Tote Gebirge. Mir nächstliegende Termin ist aber der 18. August, der Abend „Brandauer liest war, als hätte der William sein Stück für diesen Platz geschrieben. Meine Mozart“ im Kurhaus Bad Aussee. Ich werde von der Cellistin Maria langjährige Mitarbeiterin Andrea Janauschek beauftragte ich mit der Magdalena Wiesmaier begleitet. Eigens für diese Lesung – als Hommage an Spielleitung. Wieder waren es meine Studenten und vor allem auch Florian Mozart – wurde eine Musik vom zeitgenössischen niederländischen Randacher, Markus Plasencia, Hans Loitzl, Hermann Schröttenhamer, Komponisten Hans Rotman komponiert. Werner Reischenböck, Fritz Zauner, Franz Bernhardt und Franz Grieshofer, Alpenpost: Wie geht es Ihnen als Altausseer, der so unmissverständlich zu die ein fantastisches Ensemble bildeten. Diese prachtvolle Aufführung wurde seiner Heimat steht, mit einem kosmopolitischen Leben, wie es von einem ein langjähriger Fixpunkt des Kultursommers im Ausseerland – eigentlich Weltstar wie Ihnen verlangt wird. Mit dem „heute hier, morgen dort“? jetzt schon legendär. Wenn es regnete, spielten wir im Volkshaus. Durch Klaus Maria Brandauer: Die Welt ist so klein, dass ich mich, ob ich hier oder dessen Kapazität (nur 250 Sitzplätze) waren wir im Kartenverkauf stark ein- dort bin, immer „hier“ fühle. Die Wünsche und Sehnsüchte der Menschen, geschränkt. Leicht hätte man mit 500 oder mehr Sitzplätzen ein gut florieren- ihre Bedürfnisse und Erwartungen an das Leben sind auf der ganzen Welt des Sommerfestival aufziehen können. Genau das wollte ich nicht. Ich woll- ähnlich. Insofern fühle ich mich überall daheim und verstanden. Aber wirklich te eine Kulturinitiative, flexibel, mit Lesungen, mit Aufführungen, mal mit, mal daheim bin ich natürlich nur „dahoam“. ohne Musik, unaufwendig, eingebunden in die Landschaft, der geschenkten Alpenpost: Ihr Terminkalender ist randvoll. Was sind Ihre derzeitigen berufSchönheit, ohne Rücksicht auf den Wettergott und sonstige Befindlichkeiten, lichen Projekte für die kommenden beiden Jahre? Wo wird es Sie hintreiben? Fortsetzung auf Seite 3! sozusagen von der Hand in den Mund, aber von höchstmöglicher künstleri2


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