Vor 60 Jahren: Die Heilbronner Tragödie am “Stein” Es ist wohl eine der schlimmsten Tragödien, die in unseren Bergen jemals passiert ist: Zu Ostern 1954 starben im Dachsteingebiet 13 Schüler und Lehrer, weil Warnungen ignoriert und die Gefahren im Hochgebirge massiv unterschätzt wurden. Noch kein Jahrzehnt liegt die totale Zerstörung der deutschen Stadt Heilbronn im Zweiten Weltkrieg zurück, der Wiederaufbau ist in vollem Gange. Langsam beginnt man sich Dinge zu leisten, die damals als “Luxus” gelten. Vor diesem Hintergrund reist am Palmsonntag 1954 eine 40köpfige Schülergruppe der Knabenmittelschule Heilbronn (heutige Dammrealschule) nach Ober traun. Ausgehend von der Bundessportschule Obertraun unternehmen die Jugendlichen mit ihren Lehrern Wanderungen. Für den 15. April, es ist der Gründonnerstag, ist eine Wanderung über Krippenbrunn und die Gjaidalm auf den Krippenstein angesagt. Drei Lehrer und zehn Schüler verlassen gegen 10 Uhr trotz Regen und Nebel - die Unterkunft. Alle Warnungen des Leiters der Bundessportschule werden in den Wind geschlagen. “Mischen Sie sich nicht in unsere Angelegenheiten”, wird dem Einheimischen erklärt. Warnungen werden in den Wind geschlagen Völlig durchnässt erreicht die Gruppe die Schönbergalm. Die Hüttenwirtin Anna Beschütz versorgt sie mit Tee. Als sie vom Lehrer erfährt, dass sie trotz eines Schneesturmes weitergehen wollen, schlägt sie die Hände über dem Kopf zusammen: “Herr Lehrer, das ist heller Wahnsinn”. Sie macht ihn darauf aufmerksam, dass die nassen Kleider den Kindern am Leib kleben. “Die müssen sich erst warmlaufen”, meint dieser. Auch zwei Arbeiter von der Materialseilbahn kehren vom Stützpunkt 5 der Baustelle zur Schönbergalm zurück und warnen die Gruppe. Die Warnungen werden von Lehrer Seiler, ein gebürtiger Südtiroler, der als “bergerfahren” gilt, ignoriert. “Wir schaffen es”, sagt der Lehrer und verweist auf einen Kompass. Dramatische Suchaktion mit 500 Beteiligten Als die Gruppe am Abend nicht in der Unterkunft eintrifft, wird von der Bergstation Schönbergalm ein Scheinwerfer Richtung Krippenstein
“Am Stein” erinnert heute noch die 1959 errichtete Kapelle an das Drama, welches sich zu Ostern 1954 zugetragen hat. Am Fundort der erfrorenen Leiber wurde ein schlichtes Holzkreuz aufgestellt. Foto: P. Perstl
gerichtet und zwei Alpinisten, die von der Sportschule aufgestiegen sind, kommen erst um 3.30 Uhr völlig erschöpft zurück, ein weiterer Trupp dringt bis zur Gjaidalm vor, muss aber wegen Lawinengefahr um 1.30 Uhr umkehren. In der Folge wird eine große Suchaktion eingeleitet, an der sich während der sechswöchigen Aktion rund 500 (!) Gendarmen, Bergrettungsmänner und freiwillige Helfer beteiligen. Ein Rettungstrupp verirrte sich im Nebel und muss eine Nacht im Freien verbringen. Die Aussicht, die Vermissten lebend zu finden, schwindet von Stunde zu Stunde. Am Dienstag nach Ostern findet man die erste Spur, einen Brotbeutel und den Teil einer Zeitung. Einen Tag später entdeckt man in einer Schneemulde ein mit Latschenzweigen bedecktes Lager. Hier hätten die Wanderer, wären sie mit entsprechender Kleidung ausgestattet gewesen, vermutlich ausharren können, bis sie von Rettungsmännern oder den nun ununterbrochen
Herzlichen Dank an die Tischlerei Amon aus Grundlsee! Die Grundlseer Trommelweiber bedanken sich herzlich bei der Tischlerei Amon aus Grundlsee für den neuen und wunderschönen Ausstellungsschrank. Die Tischlermeister aus dem traditionsreichen Familienbetrieb haben unentgeltlich als Mitglieder der Trommelweiber den historischen Fahnen ein neues Zuhause geschaffen, wofür wir uns herzlich bedanken möchten. Ein weiterer großer Dank gilt der Familie Tadic als Herbergsgeber im Gasthof Stöckl in Grundlsee. Vergelts Gott! 14
kreisenden Hubschraubern entdeckt worden wären. Das Lager war leer. Getrieben von Kälte und Todesangst musste die Gruppe am Karfreitag einen verzweifelten Versuch unternommen haben, zur Schönbergalm zurückzukehren. In dem bereits drei Meter hohen Schnee konnten sie kaum vorwärts kommen. Ihre Hilferufe verhallten ungehört. Leichentuch über dem “Stein” Der Dachstein hatte ein weißes Leichentuch über die Toten gezogen. Die Suche wurde immer aussichtsloser. Drei Tage später, am 24. April, als der Schnee zu schmelzen begann, fand man die ersten Opfer. Der Todeskampf hatte die Kindergesichter verwandelt. Neben einem der Opfer lag ein Fotoapparat. Als man den Film entwickelte, kam ein grauenhaftes Bild zum Vorschein: Die Heilbronner ziehen trotz Schneesturms weiter bergwärts. Sie hatten ihren eigenen Todesmarsch fotografiert. Am 28. Mai findet der Berggendarm Alois Radinger die letzten Vermissten: Hans Georg Seiler und den Schüler Rolf Mößner, eng umschlungen in einer Schneemulde, ihre Kleider sind aneinander gefroren. “Ich hab' im Traum gesehen, wo der Seiler liegt, hab' dann tatsächlich dort gesucht und die beiden Toten gefunden”, schilderte Radinger den Fund in einem Interview. Den Anblick habe er bis heute nicht vergessen: “Der Lehrer hatte noch seinen Hut auf, und der Schüler war nur mit einer Stoffhose bekleidet ihre Hände waren bereits abgefroren, und zwischen den beiden lag noch ein angebissenes Stück Brot”, so der ehemalige Gendarm in einem Interview. Es sei sicher ein Schock gewesen, aber “auch die Erleichterung war da, nach so langer Zeit alle gefunden zu haben”. Außerdem
habe jeder der vielen Bergretter bereits am zweiten Tag der Suche gewusst, dass man "nur mehr Tote finden wird". Für Willi Alfred Dengler (16), Herbert Adolf Kurz (15), Peter Lehen (15), Peter Eberhard Mößner (16), Rolf Richard Vößner (14), Roland Georg Josef Rauschmaier (15), Karl Heinz Rienecker (16), Hans Werner Rupp (Lehrer/24), Hans Georg Seiler (Lehrer/40), Kurt Seitz (14), Dieter Steck (16), Klaus Josef Strobel (15) und Christa Doris Vollmer (Lehrerin/24) war der letzte Anblick der fauchende Schneesturm. Die Lehrerin Hildegard Mattes war die einzige, die das Unglück überlebte - sie kehrte nach zwei Stunden Fußmarsch um. Gedächtniskreuz und Gedächtniskapelle Im Bereich der Leichenfundorte wird ein Hügel “Heilbronner Kogel” getauft und mit einem schlichten Holzkreuz versehen (1975 m). Auf dem Krippenstein ist eine 1959 errichtete Kapelle dem Gedächtnis dieser Opfer gewidmet. Über dem Altar der Kapelle sind die Seligpreisungen der Bergpredigt Jesu in zwei Holztafeln (Kerbschnitt) der Holzfachschule Hallstatt zu lesen und aus Heilbronn wurde eine Glocke gestiftet. Der Schriftsteller Peter Gruber versuchte in seinem Roman “Tod am Stein” (2006) eine literarische Annäherung an die Vorfälle, nachdem er sich für das Heilbronner Stadtarchiv jahrelang mit den Fakten auseinandergesetzt hatte.
Danke Vielen herzlichen Dank allen Gratulanten anlässlich meines
85. Geburtstages. Ganz besonders bedanken möchte ich mich bei der Marktgemeinde Bad Mitterndorf, Herrn Pfarrer Dr. Michael Unger, dem Pfarrgemeinderat Bad Mitterndorf, der Raiffeisenbank sowie der Steiermärkischen Sparkasse.
Josef “Sepp” Eder Bad Mitterndorf 193
Literatur-Tipp In seinem Buch “Tod am Stein” hat der Ennstaler Autor Peter Gruber nach jahrelangen Recherchen im Stadtarchiv von Heilbronn die Geschichte wie kein anderer aufgearbeitet. Das Buch ist in der “Bibliothek der Provinz” erschienen, ISBN: 3 85252 729 5, € 34,-. Erhältlich im guten Fachhandel.