Alpenpost 01 2013

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Der Wintersport-Verein Bad Aussee (Teil 2) In der Ausgabe Nr. 25/2011 erklärte Martin Pollner die Anfänge des Wintersports in Bad Aussee bis zum Zweiten Weltkrieg. Der Wintersport-Verein Aussee wurde - wie damals erwähnt - am 16. Dezember 1907 aus der Taufe gehoben. Unter Dr. Josef Schreiber, dem Begründer des Kurortes Aussee, wurden Gäste erstmals auch im Winter 1883/84 eingeladen, das tief verschneite Ausseerland zu besuchen. Nach dem Erfolg der Tauplitz in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts sowie der Entwicklung vieler namhafter Skigebiete in den Alpen wollte nun auch Bad Aussee ein Stückchen Erfolgsgeschichte in diesem Zusammenhang mitschreiben, was sich jedoch als sehr schwierig erwies. VON FLORIAN SEIBERL In Bad Aussee vertraute man darauf, dass der gute Name, den man sich als Ort der Sommerfrische gemacht hatte, auch im Winter Gäste anlocken würde. Dies bewahrheitete sich jedoch nicht. Während auf der Tauplitz die Entwicklung stark voranschritt und im Oktober 1926 die Seilschwebebahn von Ebensee auf den Feuerkogel gebaut wurde, diskutierte man in Bad Aussee und Umgebung immer wieder über eine Erschließung des Losers. Um die Gäste auf die Vorzüge des Ausseerlandes aufmerksam zu machen, verfassten Karl Resch und Ing. Hans Fürböck 1930

Der 1930 gedruckte illustrierte Skiführer.

einen illustrierten Skiführer durch das steirische Salzkammergut. Die Skigebiete der Wintersportorte Bad Aussee, Mitterndorf und Klachau/ Tauplitz wurden im Auftrag der Wintersportvereine Bad Aussee und Mitterndorf der Öffentlichkeit vorgestellt. Doch der Absatz des Heftchens ließ zu wünschen übrig, der Verlag verlangte die volle Bezahlung und der WSV Bad Aussee verschuldete sich. Der WSV auf der Buckelpiste Neben dem Skiführer trugen auch schlecht besuchte Veranstaltungen und ein genereller Rückgang im

Fremdenverkehr dazu bei, dass der WSV Bad Aussee 1933 Konkurs anmelden musste. Um den heimischen Sportlern trotzdem eine „Heimat“ zu geben, wurde kurz darauf der Ausseer Wintersport-Club gegründet, der bis 1938 bestand und durch das Nationalsozialistische Regime aufgelöst wurde. Es war ein Samstag, der 27. November 1948, als ein neuer „Wintersportverein Bad Aussee“ im Gasthof „Blaue Traube“ aus der Taufe gehoben wurde. Viktor Stüger in seiner Funktion als Vorstandsobmann des Salzkammergut-Skiverbandes, gab einen Einblick in die Erfolge der Vorgänger-Vereine in den letzten vier Jahrzehnten und ein 1939 gedrehter Schmalfilm „Skilauf im Toten Gebirge“, der im Bestreben gedreht worden waren, die Bedeutung des Toten Gebirges für den Skisport zu heben, wurde vorgeführt. Als erster Obmann des neu gegründeten Vereines wurde Karl Heinz Simonsberger gewählt, sein Stellvertreter sollte auf allgemeinen Wunsch ein Altausseer Wintersportler sein, um somit der Bedeutung von Altaussee für den Wintersport des Ausseerlandes gebührend Rechnung zu zollen. Den Ausseern werden die Leviten gelesen Bei der Gründungsversammlung war unter anderem auch ein Mann anwesend, der die damaligen Versäumnisse der Ausseer aufgrund seiner Tätigkeit als bekannter Skiläufer und Sportlehrer am Arlberg und in Davos, genau erkannt hat: Proponent Gen. Karl Maier. Er berichtete von der Ausholzung der Loserabfahrt, die er als „schönste Abfahrt sowohl in der Steiermark als auch in Oberösterreich, ja, vielleicht sogar in ganz Österrreich“ bezeichnete. Er verwies auf die Verständnislosigkeit seitens der Bevölkerung, die sich trotz eines Aufrufes zur gemeinsamen Arbeit an diesem - dem ganzen Ausseerland zu Gute kommenden Projekt - keines-

Die „Bildstein-Schanze“ in Bad Aussee bei den Vorbereitungen... 14

wegs zur Mitarbeit bewegt fühlte und die ganze Arbeit stets nur von vier bis sechs Leuten bewältigt werden musste. „Hier beginnt der Krebsschaden des Ausseerlandes! Bad Aussee ist desinteressiert! Bad Aussee schläft! Es kümmert sich nicht darum, daß erst durch ein Ankurbeln des Wintersportes jene Fremdenverkehrsblüte eintreten kann, die von allen erträumt wird. Bad Aussee hat bekanntlich einen viel längeren Winter als Sommer. Folglich ist es in erster Linie ein Winter-Kurort. Und es ist einer, der sich landschaftlich mit allen Skigebieten ohne weiteres messen kann. Kitzbühel, Arlberg, Davos! Das sind heute Schlagworte geworden! Bad Aussee ist es noch nicht. Und das, obwohl es in vielerlei Hinsicht diese drei Orte übertrifft. Wintersport ist Herzensangelegenheit jedes Ansässigen, egal ob Geschäftsmann, Hotelier, Pensionswirtin, Kinobesitzer, Veranstalter oder Sportler. Alle müssten regen Anteil nehmen, aber in Bad Aussee schlummert alles

...und beim Bewerb.

im Dornröschenschlaf und wartet darauf, bis das große Los des internationalen Rufes in den Schoß fällt!“, so Karl Maier in seiner Ansprache, die die Versäumnisse der Ausseer schonungslos aufzeigte. In Hinblick auf die damals zu erwartende Fertigstellung der DachsteinSeilbahn wagte Maier visionäre Gedanken. „Bad Aussee muß es gelingen, sich selbst zum Zentrum dieser neuen Seilbahn zu machen. Die Gäste dürfen nicht von Obertraun aus auf den Dachstein fahren, sie müssen es von Bad Aussee aus! Wenn Bad Ischl den Bau der Rettenbachstraße mit dem Ausspruch des Vizebürgermeisters Fridolin Schröper begründet, der gesagt hat: ‘Altaussee wird durch diese Straße zum Badestrand von Bad Ischl’, dann dürfte es keine Mühe kosten, die Dachsteinseilbahn zur Seilbahn von Bad Aussee zu machen“, erklärte Maier, der dann noch zu einem kleinen Seitenhieb ausholte: „Es geht nicht an, dass nach Dunkelwerden in Bad


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