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Ausgabe 11 / 2010 Magazin der Freien Christengemeinde Österreich

Er ist mit der Freien Christengemeinde groß geworden, und sie mit ihm. Seite 8

Edi Griesfelder arte con brio Seite 3

Liebe deinen Nächsten! Seite 10

Was verabsäumen wir charismatischen Christen? Seite 12


imPuls

leitartikel

steve wildman

Liebe imPuls-Leserin, lieber imPuls-Leser, wir hoffen, es auch in diesem Monat wieder geschafft zu haben, einen interessanten Mix an Geschichten, die das Leben mit Gott schreibt, Neuigkeiten und Bildern für Dich zusammenzustellen. An dieser Stelle möchten wir uns einmal in aller Form bei Dir bedanken, dass Du Dir die Zeit nimmst, in diesen Seiten zu blättern, um herauszufinden, was in der Freien Christengemeinde österreichweit und über die Landesgrenzen hinaus so los ist. Diese Ausgabe von imPuls wurde vielfältig wie vielleicht noch nie zuvor. Es finden sich ein Bericht über die Kinderdienst-Konferenz „Raus”, Gedanken darüber, wie Du Geistesgaben ganz praktisch (er)leben kannst, Anregungen zum gesellschaftlichen Einmischen und - last but not least - ein Portrait über Edi Griesfelder, den Mann, der die Freie Christengemeinde Österreich so maßgeblich geprägt hat. Wir wünschen Dir in jedem Fall viel Freude beim Schmökern, und dass die Liebe Gottes und sein Wirken Dein Herz an diesem frischen Novembertag mindestens ebenso wohlig wärmen wie die Tasse Tee oder Kaffee, die Du Dir vielleicht gerade eingeschenkt hast. Für die Redaktion, Steve Wildman

impressum imPuls Nr. 11 / November 2010 63. Jahrgang (vormals Lebensbotschaft) Magazin der Freien Christengemeinde Österreich Herausgeber: Freie Christengemeinde / Pfingstgemeinde Vogelweiderstraße 78 A-5020 Salzburg Tel + Fax: 0662-871244 Redaktion: Anton Bergmair, Sigrid Brunner, Richard Griesfelder, Riku Turunen, Steve Wildman Konzeption und Gestaltung: wildmanDesign.com David Wildman Redaktionsadresse: imPuls eMail: redaktion@fcgoe.at Inserate: Bei Bedarf senden wir euch eine Liste mit Formaten und Preisen zu. Redaktionsschluss: Ein Monat vor Erscheinen Druck: Gutenberg, Linz Internet: www.freiechristengemeinde.at

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Abo-Bestellung: imPuls c/o FCG, Reuchlinstr. 32 A-4020 Linz redaktion@fcgoe.at Jahresabonnement 20,00 € (Österreich) inkl. Porto 25,00 € (Europa) inkl. Porto Spendenkonto: Empfänger: FCGÖ Volksbank Oberndorf BLZ 44480 Kontonummer: 48380 Vermerk: ZK imPuls Das Titelbild: Edi Griesfelder, fotografiert von Pastor Kent Andersen

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in dieser ausgabe Gott ruft, SEINEN Weg zu gehen Elisabeth Landgraf

Evangelisation am Ausflugsziel Kidsfest im Hammerpark

Ein Plädoyer für gesellschaftliches Einmischen Christen in der Politik

Lieber Gott! Richard Griesfelder

„Wer hat Recht?“ – Der richtige Umgang mit Konflikten Karin Ebert


imPuls ive t a i t Ini

he c i l t ris h von c g e n an n Ei örderu tur ildm W e l F tev „Es S u r n K u o z v d n ist unsere u unst Absicht, Menschen

K

anzuregen, sich mit dem Glauben auseinanderzusetzen, und ChristInnen zu unterstützen, die in ihrem kreativen Schaffen biblischen Inhalten Ausdruck verleihen. Das Zentrum all unseres Handelns ist Jesus Christus.” So stellt sich „arte con brio” in ihrem Internetauftritt selbst vor. Über Jahre seit ihrer Gründung hat sich die Kunstinitiative zum Hauptziel gesetzt, dem Leib Christi in Österreich auf vielfältige Weise zu dienen.

Wie alles begann Nach seinem Musikstudium ging Gründer Richard Griesfelder zunächst einmal zehn Jahre lang in der IT-Branche fremd. So „nebenher“ leitete er in dieser Zeit zahlreiche Studioprojekte und musikalische Großprojekte wie den damals sehr erfolgreichen und einzigartigen Chor „Brothers & Sisters“. All diese Aktivitäten waren vom Verlangen getragen, Bleibendes für das Reich Gottes in Österreich und darüber hinaus zu schaffen. Bereits damals war es Richards großes Ziel, junge und talentierte Künstler zu unterstützen. Es galt, mit ihnen ihre ersten Schritte zu gehen, „Stürze“ abzufedern, wieder auf die Beine zu helfen und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich in der manchmal rauen Welt der Kunst auch dann und wann hinter ihm verstecken zu können. Ganz natürlich begann diese Arbeit, Früchte zu bringen. Viele der jungen Talente lernten, auf eigenen Beinen zu stehen, den eigenen Weg einzuschlagen und so auf ihre Art und Weise das Reich Gottes mitzubauen. Und dann ereignete sich diese merkwürdige Begebenheit, die so vieles grundlegend veränderte. Richard schildert es so:„Als ich eines Tages im Büro über der Problemstellung eines IT-Kunden brütete, war mir plötzlich aus heiterem Himmel klar, dass ich mit meinem (nach außen hin) recht guten Job nur die Zeit vergeudete. Es war mir, als stünde jemand neben mir, der mir genau diese Worte sagte. Irritiert hielt ich inne

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Reportage und verdrängte den Gedanken, so gut ich nur konnte. Das Problem war aber, dass mit einem Mal andere Menschen begannen, in mein Leben zu sprechen, und dass sie damit diese Begebenheit bestätigten. Mitunter sogar mit denselben Vokabeln. Das ließ mich stutzig werden und den bisher verdrängten Gedanken Raum geben.“ In der Folge führte Richard zahlreiche Gespräche. Gleichgesinnte mit ähnlicher Vision waren bald gefunden, und so stand der Gründung der christlichen Kulturinitiative nichts mehr im Wege. Die Arbeit von „arte con brio” gliedert sich in Bereiche von klassischer Kunstförderung mit Workshops, der Mitarbeit in Kunstseminaren sowie CD- und Musicalprojekten über Auftritte mit der Gospelgruppe „in’spaied” sowie den „Steel City Worshippers” (bezeichnet nach der „Stahlstadt“ Linz) bis hin zur S.O.P. - School of Popmusic und dem G.A.P - Gemeindemusik-Ausbildungsprogramm. Zu tun gibt es dabei für Richard und seine Mitstreiter stets mehr als genug.

Mitarbeit

Kunstseminaren wie ART.aCROSS. AUSTRIA 2010 in

Nach mehrjähriger Pause fand Anfang August wieder ein christliches Kunstseminar in Österreich statt, bei dem einige Wegbegleiter von „arte con brio“ als Mitarbeiter fungierten. So waren etwa Berni Kitzmüller, Thomas Langeder und Richard Griesfelder als Dozenten, Musiker und Lobpreisleiter im Einsatz. In dieser Woche gab es Workshops in nahezu allen Kunstsparten wie Musik, Theater, Tanz,

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Malerei oder Fotografie. Für viele Kunstschaffende in unserem Land stellte sie ein absolutes Highlight des Jahres dar.

Musikalische Auftritte „in’spaied“

wie

Gospel GANG

und

Der große Saal des Veranstaltungszentrums in Braunau war gefüllt, als die Gospel GANG gemeinsam mit „in’spaied“ im März dieses Jahres ihr erstes Konzert gab und damit einen unvergesslichen Abend bereitete. Der Gospelchor, den Jakob Eder vor rund eineinhalb Jahren gründete, zeichnet sich nicht zuletzt durch die große Freude aus, mit der die über 40 Sängerinnen und Sänger ihre Musik zum Besten geben. Perfekt ergänzt durch das Team von „in’spaied“ gelang es ihnen an diesem besonderen Abend, die Begeisterung auf ihr Publikum überspringen zu lassen und so manchen Besucher zum Tanzen zu bewegen.

Musikschulung wie Lobpreisteam-Coaching Freien Evangelikalen Gemeinde Burghausen

in

der

Eine Gemeinde, drei Lobpreisteams, ein Jahr. Das waren die Voraussetzungen für das Lobpreisteam-Coaching in der Freien Evangelikalen Gemeinde Burghausen. Zwischen April 2009 und Jänner 2010 betreute Richard Griesfelder die drei

recht unterschiedlichen Teams dieser musikalisch sehr aktiven Gemeinde. Nach einem ersten gemeinsamen Abend mit intensivem Bibelstudium zum Thema „Lobpreis und Anbetung“ ging es an die getrennte Arbeit mit den einzelnen Gruppen. Dabei wurde am Zusammenspiel der Instrumente, an der Rhythmik und an Themen wie Gesang, Percussion und der generellen Arbeitsweise gefeilt. Regelmäßige „Hausübungen“ forderten die Gruppen auch zwischen den Coaching-Terminen heraus. Insgesamt ist durch die gemeinsame Arbeit eine sehr positive Entwicklung der Musikteams der Gemeinde bemerkbar, die sich ohnehin auf einem hohen musikalischen Niveau befindet. Es bleibt zu hoffen, dass die Zeit der gemeinsamen Arbeit nur der Anfang weiterer Fortschritte gewesen ist!

Mit Elan geht es auch in die Zukunft Für die School of Popmusic hat ein weiteres Schuljahr begonnen. Neu ist heuer ein Programm für musikalische Früherziehung in Wien. Die Themen-Nachmittage mit Hanna Vuorinen für Kinder zweier Altersgruppen werden vorerst einmal monatlich stattfinden. Ein Musicalprojekt für Kinder ist gerade im Entstehen. „in’spaied“ bietet Neues an, und auch die „Steel City Worshippers” sind wieder aktiv. Das Gemeindemusik-Ausbildungsprogramm G.A.P. ist jederzeit bereit,


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in Gemeinden unterstützend aktiv zu werden. Nachdem Lobpreis im Leben der modernen Gemeinde einen immer größeren Stellenwert einnimmt, steigt auch die Nachfrage nach diesem Programm. Und das „arte con brio”-Studio eröffnet heuer neu im Salzburgischen. Schau auf unserer Homepage vorbei, es lohnt sich! www.arteconbrio.com www.schoolofpopmusic.at

D eutsche Pfingstbewegung ordinier t A frik aner Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden: Gelungene Integration Willingen (idea) – Der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) hat 63 Afrikaner ordiniert, die in Deutschland als Pastorinnen bzw. Pastoren tätig sein werden. Die 6 Frauen und 57 Männer stammen überwiegend aus Ghana und Nigeria und besitzen fast alle die deutsche Staatsbürgerschaft. Die Ordination fand am 27. September während der Bundeskonferenz des BFP in Willingen (Nordhessen) statt. Präses Roman Siewert (Norddeich) zeigte sich begeistert über dieses Zeichen gelungener Integration: „Wir heißen unsere

Malerei als Lobpreis und EvangeliKollegen aus Afrika willkommen, segnen sie und wagen mit ihnen gemeinsam die Zukunft.“ Rund 35 Prozent der 760 BFP-Gemeinden sind internationale Gemeinden. Mit etwa 46.000 Mitgliedern ist der BFP die zweitgrößte Freikirche Deutschlands nach dem Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten- und Brüdergemeinden) mit 83.000 Mitgliedern. Der BFP hat in den vergangenen Jahren Ausbildungsmöglichkeiten mit anschließender Ordination für Gemeindeleiter aus anderem kulturellem und sprachlichem Hintergrund geschaffen. Weitere vier Ausbildungsgänge sind auf dem Weg; dazu gehören Kurse für Pastoren aus russischem und lateinamerikanischem Hintergrund.

sation

Die 115. Bundeskonferenz vom 27. bis 30. September im waldeckischen Upland steht unter dem Motto „Zukunft wagen – Auftrag und Werte leben“. An ihr nehmen etwa 1.100 Delegierte teil. Neun Gemeinden werden während der Tagung in den BFP aufgenommen. Erstmals findet während der Bundeskonferenz eine Vernissage mit Bildern von sieben Künstlern statt. Die Ausstellung „Leben ist Staunen – Staunen ist Leben“ unter der Leitung von Esther Dymel-Sohl (Elmshorn) soll Gemeinden ermutigen, künstlerisch begabte Menschen zu fördern und die Malerei als eine Form des Lobpreises und der Evangelisation zu begreifen. idea

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G ott ruft, SEINEN Weg zu gehen Nun ist ein gutes Jahr vergangen, seit mich der Herr für einen längeren Zeitraum nach Rumänien ins „Haus der Hoffnung“ sandte, mit dem das Ehepaar Moldovan ein Kinderheim und ein Mutter-Kind-Zentrum ins Leben gerufen hat. Der vergangene Frühling war für uns alle eine Herausforderung. Miriam erblickte als jüngster Sprössling der Familie Moldovan das Licht der Welt. Ein Junge im Alter von zwei Jahren kam im Februar neu zu uns. Im März zog eine Mutter mit ihren drei Töchtern ins Mutter-Kind-Zentrum. Ihre Betreuung prüft uns. Wir möchten die Liebe Christi weitergeben; auf der anderen Seite bleibt es nicht aus, Dinge zu vermitteln, die das Gegenüber nicht immer hören will. Im Sommer tourte Familie Moldovan mit fünf Kindern durch Österreich, um das Projekt vorzustellen. In der Zwischenzeit hielten wir vor Ort in Rumänien die Rasselbande mit Planschbecken und Ausflügen bei Laune. Im Herbst hatten wir erstmals Schulanfänger unter den Kids. Drei Kinder besuchen die letzte Kindergartengruppe, die als Vorschule geführt wird. Die Zwillinge begannen mit voller Begeisterung den Kindergarten.

Auch mein eigenes Leben verändert sich gerade stark. Ich beginne ein Teilstudium an der Akademie für Theologie und Gemeindebau (AThG) der Freien Christengemeinde. Nach Bestätigungen vom Herrn und vielen Gesprächen bezüglich der Umsetzung bin ich mir nun sicher, dass es so sein soll. Ich weiß noch nicht im Detail, wie ich alles in meinem ohnehin schon randvollen Alltag unterbringen soll. Doch ich bin zuversichtlich, dass mir Gott die Ausbildung nicht nur ans Herz gelegt hat, sondern mir auch bei ihrer Absolvierung helfen wird.

Bitte um eure Unterstützung Bitte betet, dass die erwähnte Mutter mit ihren drei Mädchen zu Christus findet und ihre Familie so eine neue Perspektive erhält. Betet auch für mich um Liebe, Weisheit und Kraft, dass ich meinen Alltag bewältige und mich in meinem Studium in Gott stärken kann. Vom 8. bis 25. November 2010 toure ich durch Österreich und berichte von meiner Arbeit. Ich freue mich besonders über Kurzentschlossene und setze alles daran, auch für sie noch einen Termin zu finden. E-Mail: beth.lisa@gmx.at www.hausderhoffnung.org Elisabeth Landgraf, 27, ist Mitglied der Freien Christengemeinde Straßwalchen.

Noel Richards auf Vertikal Worship Tour Noel Richards schafft durch inspirierende Sounds und ruhige Melodien eine begeisternde Atmosphäre zu Lobpreis und Anbetung. Der Worship-Pionier liebt es, Menschen in die Gegenwart Gottes zu führen. Bei Großveranstaltungen, aber auch in Gemeinden vor Ort. Daneben leitet er Seminare und Workshops und ist Autor von Lobpreis-Klassikern wie „All Heaven Declare“ oder „We Want to See Jesus Lifted High“. Außerhalb von Europa trat Noel bereits in Australien, Brasilien, Japan, Mexiko und Afrika auf. Seine besonderen Abende entfachen das Anbeter-Herz immer wieder neu und bringen den Himmel ein Stück näher. Fr. 5. 11., 16 Uhr: Workshop „Anbetung als Lebensstil“, Freie Christengemeinde Linz (wendet sich an alle, die Gott mit ihren Gaben und Fähigkeiten dienen möchten) Fr. 5. 11., 20 Uhr: Worship Night, Freie Christengemeinde Linz So. 7. 11., 19 Uhr: Worship Night, Christliche Initiative Leoben Do. 11. 11., 19:30 Uhr: Worship Night, Pfingstgemeinde Salzburg (Auftakt zu den Salzburger Glaubenstagen, „Die Gemeinde Jesu“, mit Präses Roman Siewert) Weitere Österreich-Termine siehe www.noelrichards.com

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Evangelisation am Ausflugsziel K idsfest im H ammerpark

Bereits zum dritten Mal stellte die Freie Christengemeinde St. Pölten im Juni im beliebten Hammerpark der Stadt ein Kinderfest auf die Beine. Ob Spiel, Spaß oder Evangelium, Dank des großartigen Einsatzes der vielen Mithelfenden kam nichts zu kurz. Clowns, Sketches, Kinderschminken und die Familien-Olympiade machten das Fest zu einem schönen Erfolg.

„Es muss unser oberstes Ziel als Christen sein, die Menschen in der Welt, und somit auch die St. Pöltener Familien, Christi Liebe praktisch spüren und begreifen zu lassen“, ist die Motivation von David Michael Baptist, dem Pastor der Gemeinde.„Denn genau diese spürbare Liebe ist es, die ihre Herzen weich macht und die sie zu Gott hinzieht.“ Und wie die Umsetzung in der Praxis aussieht, brauchen wir nur in Johannes 13,35 nachlesen: „An eurer Liebe zuei-

nander wird jeder erkennen, dass ihr meine Jünger seid.“

Sonne, Park und eine frohe Botschaft Die jugendliche Lobpreis-Band und Tänzerinnen begeisterten Groß und Klein zum Mitmachen. Während die Kids sich an den Spielestationen austobten, knüpfte man Kontakte zu den Erwachsenen bei Kaffee und süßen Köstlichkeiten. Angeleitet von Jeff Staudte aus der Freien Christengemeinde Wien, hatten sich Jugendliche bereits über Wochen durch ein intensives Clown-Training vorbereitet. So kreativ und fröhlich verpackt, öffnete die Frohe Botschaft die Herzen. Daher waren Kinder und Erwachsene gleichermaßen aufmerksam, wenn danach Mario D’Ancona, Mitglied der Gemeindeleitung, über Gottes Liebe und Vergebung sprach. „Heuer war der Andrang bereits ab dem ersten Tag riesengroß!“, zeigt sich Eva-Maria Schrittwieser, die junge und engagierte Hauptorganisatorin, berührt. Viele der Gäste waren als begeisterte Teilnehmer der Vorjahre wiedergekommen. Andere hatten die bun-

Von Michaela Maria D’Ancona und Sigrid Brunner

ten Plakate gesehen. Wieder andere spazierten zufällig an dem bei Familien beliebten Ort vorbei – und blieben. Highlight des dritten und letzten Tages war der Open-Air-Gottesdienst. Welch Vorrecht, dass wir den Glauben in unserem Land so öffentlich zelebrieren dürfen! Viele Passanten erlebten zum ersten Mal Lobpreis und Gottes Wort in dieser Form. Auch zum anschließenden

Grillen fand sich so mancher Spaziergänger spontan ein. Und das herrliche Wetter tat sein Übriges. Nehmen wir die Freude eines solchen Events doch gleich als Anreiz, Gottes Liebe auch im Alltag weiterzugeben! Es bieten sich so viele Möglichkeiten, dass wir den Menschen dort begegnen, wo sie Gott am meisten benötigen. Wir brauchen unsere Augen und Herzen nur offen zu halten …

„RAUS“ aus den Gedanken Im Oktober fand in der Freien Christengemeinde Linz die nationale Kindermitarbeiterkonferenz „Mitarbeiter Mittendrin“ statt. Vielmehr noch als zum „Raus“ aus unserem Alltag wurde das Motto zu einem „Raus“ aus unseren vielgetragenen Gedanken. Hinein in eine neue Bilder- und Vorstellungswelt entführte uns der Gastsprecher Norbert Binder aus Dresden. Erstaunlich, was Jesus durch dessen Werk „Stoffwechsel“ alles in die Wege leitet. In der großen „UNO Shopping City“ erlebten wir fasziniert mit, wie Norbert dem Einkaufspublikum mit Zaubertricks die Liebe Christi näher brachte. Als besonders anschaulich erwiesen sich auch seine Ideen wie etwa eine Mülltonne aus Karton, in der ein weggeworfener, verletzter Teddy sein trauriges Dasein fristet. Kommen nicht in jeder Gemeinde auch Menschen zusammen, die sich immer noch da drinnen befinden? Und jeder Christ, der durch Jesus in die Freiheit der Kinder Gottes entlassen wurde, sollte sich daran erinnern, dass er selbst und andere einmal in einer Art Mülltonne gelebt haben. Wir danken Hanna Vuorinen, die uns Kindermitarbeitern immer wieder den Zugang zu neuen Ideen schenkt! Von Marie-Luise Radakovits (Freie Christengemeinde Braunau) und Sigrid Brunner

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I n der Gunst des Kunden sein

Vom Flüchtlingskind zum Manager Edi Griesfelder

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Edi Griesfelders unermüdlichem Engagement, mit dem er Brücken baut und die Einheit im Leib Christi voranbringt, verdankt die Freie Christengemeinde Österreich ihr heutiges Gesicht und ihre Position in der nationalen Kirchenlandschaft. Für die Jüngeren, die in der Freien Christengemeinde aufgewachsen sind, war Edi von jeher die Konstante, auf die man sich immer verlassen konnte. Höchste Zeit, seinen siebzigsten Geburtstag zum Anlass zu nehmen und sein Leben und Vermächtnis zu porträtieren! Edi Griesfelder (der formellere Name Eduard dürfte sich nie durchgesetzt haben) kam mitten im Zweiten Weltkrieg im heutigen Ex-Jugoslawien auf die Welt. Die Mitglieder seiner Familie waren Donauschwaben und aufgrund ihrer Herkunft gewissermaßen Feinde im eigenen Land. In den Wirren der Nachkriegsjahre gelangte die Familie nach Oberösterreich, wo sie sich eine neue Existenz aufbaute. Sein Vater war Gründer und Pastor der Freien Christengemeinde Linz. So wuchs Edi in einem Umfeld mit Glaube und Kirche als ständigen Begleitern auf. Das damalige Leben war hart, und er erinnert sich an Zeiten, an denen er aus Geldnot barfuß zur Schule gehen oder die Schuhe seiner Mutter anziehen musste. Auch das Leben als Flüchtling, den Einheimischen nicht gleichgestellt, gestaltete sich nicht leicht. Trotz guter Schulnoten war ihm als „Fremder“ der Zugang zum Gymnasium verwehrt. Anstatt seinen Traumberuf Arzt zu ergreifen, wurde er Maschinenschlosser. Obwohl Edi zu diesem Zeitpunkt schon „alles“ gehört hatte, was es zum Thema Glaube zu sagen gab, erlebte er jedoch noch keine persönliche Beziehung mit Gott. Mit 18 entschied er sich, aus seinem bisherigen Leben auszubrechen, und absolvierte seinen Präsenzdienst bei den Gebirgsjägern. „Das war eine tolle Zeit“, erinnert sich Edi. „Ich genoss es, in der Natur unterwegs zu sein.“ Nach einem längeren Aufenthalt in Wien ging es wieder zurück nach Linz. Dort traf er drei große Entscheidungen, die sein Leben verändern sollten. Obwohl er schon hunderte Predigten gehört hatte, war es eines Tages im Gottesdienst anders. Er wusste diesmal, dass ER angesprochen war, und so entschied er sich mit 21 Jahren klar für Gott. Seine Karriere nahm eine entscheidende Wendung, als er bei IBM als Techniker anheuerte. Und als er im Jahr 1967 seine Frau Reni heiratete, meinte man, sein Leben würde nun in klaren Bahnen verlaufen. Dem war nicht so, aber mehr dazu später.

Gemeinde, Karriere und Grossfamilie Edi engagierte sich mit ganzem Herzen in der Freien Christengemeinde Linz. Er füllte 20 Jahre lang die Position des Jugendleiters aus und wurde zum Ältesten ernannt. Jahrzehntelang drehte sich sein Leben um seine wachsende Familie (nach und nach wurden fünf Kinder geboren), die Gemeindearbeit und die Karriere. Alle Aufgaben waren entsprechend fordernd. So kam es des Öfteren vor, dass er Abend für Abend nach der Ar-


beit in der Gemeinde war, um dort der wachsenden Zahl von Verpflichtungen nachzukommen. Auf die Frage, ob sein Familienleben unter diesem Lebensstil gelitten hat, zögert Edi kurz. Dann antwortet er aber doch sehr bestimmt: „Ja, aus heutiger Sicht muss ich schon sagen, dass ich meine Familie vernachlässigt habe. Und ich bin meiner Frau zutiefst dankbar, dass sie mich in dieser Zeit so unterstützt hat.“ Seine Karriere ging währenddessen steil bergauf. Er hatte als Techniker begonnen, doch seine Vorgesetzten wurden schnell auf ihn aufmerksam. Bald bekam er als Manager Personalverantwortung, und im Laufe der Jahre wurde ihm die Verantwortung für die Bundesländer Oberösterreich, Salzburg und Teile von Niederösterreich übertragen. Niemals versteckte er in dieser Zeit seinen Glauben, und das kam nicht immer gut an. „Wir haben versucht, in einer Präsentation einem Großkunden unser neuestes Produkt zu verkaufen“, erinnert sich Edi an einen Vorfall. „Obwohl ich als Techniker nicht als Anwesender vorgesehen war, bestand der Kunde darauf, dass ich dabei sein sollte. Ich bemerkte sofort, dass es einiges an Verbesserungspotenzial gab, wollte meiner eigenen Firma aber nicht in den Rücken fallen. Doch der Kunde fragte mich, ob das Angebot gut sei. Ich schluckte tief und meinte, da wäre schon noch etwas zu verbessern. Daraufhin musste meine Firma das Angebot überarbeiten, und ich machte mich ziemlich unbeliebt. Drei Wochen später jedoch akzeptierte der Kunde das nun um einiges teurer gewordene Angebot. Vor allen Anwesenden sagte er, dass er es nur meinet-

wegen angenommen hatte, weil er mir vertraue.“ So durfte Edi täglich durch sein Verhalten ein Missionar sein.

Der Ruf Gottes siegt Doch Anfang der 1980er Jahre wurde Edi rastlos. Er wusste, dass Gott ihn an einem anderen Platz sehen wollte, nämlich im vollzeitigen Dienst. Es dauerte einige Jahre, bis er sich endgültig dazu durchringen konnte. 1987 wurde er schließlich zum Pastor der Freien Christengemeinde Linz ernannt. Wenngleich glücklich, dem Ruf Gottes gefolgt zu sein, war er doch auch traurig, dass er jetzt nicht mehr die finanziellen Mittel haben würde, um sein Haus fertig zu bauen. Aber dann geschah ein Wunder; sein Chef holte ihn zu sich und erklärte: Wenn er schon gehen müsse, dann wenigstens mit einer hohen Abfertigung. So konnte er sein Haus doch behalten. Die nächsten Jahre waren von Gemeindewachstum gekennzeichnet. „Meine Zeit als Manager hat mich sicherlich gut für meinen geistlichen Dienst vorbereitet“, erklärt Edi. Im künstlerischen Bereich kamen Konzerte und Musicals zur Aufführung. Sie gründeten eine Tochtergemeinde in Pucking und bauten das alte Linzer Gemeindehaus völlig um. Die Gemeinde, die sein Sohn Martin vor einigen Jahren als Hauptpastor übernehmen durfte, war zweifellos bereits eine ganz andere als noch vor Edis Zeit. Seit 2003 widmet sich Edi Griesfelder nun mit voller Hingabe seiner neuen Rolle als Vorsitzender der Freien Christengemeinde Österreich und kann in dieser bereits Fortschritte feststellen.

Liebe Leserinnen und Leser, am Samstag, dem 4. Dezember 2010, findet die Geburtstagsfeier um 14.00 Uhr in der Freien Christengemeinde, Reuchlinstraße 32, 4020 Linz statt und wird mit einem kleinen Buffet abgerundet. Um eine Anmeldung bis 20. November unter der E-Mail-Adresse renategriesfelder@gmail.com wird gebeten.

„Ich denke, die Pfingstbewegung ist deutlich offener geworden gegenüber anderen Bewegungen wie etwa der Charismatischen Bewegung und gegenüber anderen Kirchen und Freikirchen. Gleichzeitig festigte sich die eigene Identität als Pfingstbewegung. Das alles wurde notwendig durch die Erweiterung der Freien Christengemeinde, im Zuge derer neue Zweigverbände und Gemeinden aufgenommen wurden.“ Ab Herbst 2011 möchte Edi nicht mehr der Freien Christengemeinde Österreich vorstehen, sondern sich mehr seiner Familie widmen – mit 70 ein durchaus nachvollziehbarer Wunsch. Was sind seine Visionen und Anliegen für die Freie Christengemeinde der Zukunft? „Ich wünsche mir, dass wir unsere neue Vision sowie die mit ihr verbundenen Ziele bewusster leben und verstärkt umsetzen und dadurch in der Gesellschaft relevanter werden“, erklärt Edi. Und auch für das Ziel, eine anerkannte Kirche zu werden, wird sein Herz weiterhin brennen.


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Liebe Liebe

Von Charlotte Götz

deinen Nächsten!

In Österreich geht es hitzig zu. Es scheint, als würde die Islam-Debatte kaum zum Stillstand kom-

men. Angeblich hat schon jeder zweite österreichische Bürger eine GEGEN-Haltung. Gegen Ausländer, gegen den Bau weiterer Moscheen, gegen die Aufstockung von Moscheen durch ein Minarett, gegen neue Schulen für türkische oder andere Kinder mit Migrationshintergrund, gegen ... Ein wenig kann ich das verstehen. Manchmal fühlt es sich einfach gut an, gegen etwas zu sein. Und es stimmt ja, die Auseinandersetzung mit dem „Fremdling“ in unserem Land fordert etwas von uns. Jeder Einzelne ist aufgerufen, sich zu positionieren und sich zu überlegen, was verantwortliches Verhalten in Bezug auf die Fremden in unserem Land bedeutet. Ich selbst habe Glück: Gott hat mir Menschen aus anderen Ländern ans Herz gelegt. Das bedeutet ganz einfach, ich mag Asylanten. Besonders TürkInnen haben es mir angetan. Deswegen ist es leicht für mich, meine inneren Grenzen für sie zu öffnen. Doch selbst, wenn das nicht so wäre, glaube ich, dass wir als Christen einen Auftrag von Gott erhalten haben. Den Auftrag, Menschen zu lieben, egal welcher Herkunft und welcher Nationalität. Das ist nicht immer leicht. Vor allem dann nicht, wenn wir uns bedroht fühlen und denken, dass unser christliches Erbe in diesem Land angegriffen werden könnte. Aber ich denke, die Antwort auf unsere Sorge kann nicht sein, die Türen gegenüber Ausländern zu verschließen, die Fremden aus dem Land zu vertreiben und sie daran zu hindern, sich bei uns heimisch zu fühlen. Die Antwort kann nur sein, das eigene Christsein mit Überzeugung zu leben, den Fremden die Liebe Christi nahe zu bringen und diese als Geschöpfe Gottes anzusehen. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, heißt es im Neuen Testament. Die Fremden in unserem Land sind unsere Nächsten. Vielleicht wohnen sie nur ein paar Straßen von dir entfernt, vielleicht auch in der Nachbarwohnung. Jesus selbst ist hinausgegangen, um die Verlorenen zu su-

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chen. Ich denke nicht, dass er sich dabei überlegt hat, ob sie auch die richtige Hautfarbe haben und ob sie hoffentlich seine Sprache sprechen. In den Sommerferien verbrachte ich ein paar Tage in Istanbul. Wie schön war es für mich, auch dort ein paar christliche Kirchengebäude zu entdecken. Wenngleich es nur wenige an der Zahl sind und die Christen es in der Türkei nicht leicht haben, so wurde mir eines auch dort bewusst: Die Sehnsucht nach Frieden und Gerechtigkeit in der Welt lässt sich nicht erfüllen, indem wir den Islam zum neuen Feindbild erklären. Wir sollen einander lieben. Christus selbst war es, der uns aus dem Status des Gastes und Fremdlings in dieser Welt herausgehoben hat. Schon im 2. Buch Mose 23,9 lesen wir:„Unterdrückt die Fremden nicht! Ihr wisst ja, wie ihnen zumute sein muss, denn ihr seid selbst einmal Fremde in Ägypten gewesen.“ Ich denke, vielmehr ist es unser VorRECHT, dass wir auch VorBILD sein können. Vorbilder an Liebesfähigkeit für diese Menschen, die, wenn sie in Österreich ankommen, oft bereits schreckliche Schicksale erlitten haben. Freudenboten für die, die keinen Gott der Vergebung kennen, sondern einen Gott des Gesetzes anbeten. Friedensstifter für jene, deren Herzen vielleicht kalt sind in einer Kultur, in der sie selbst an den Rand geschoben werden. Und Gott ist es, der für uns sorgt. Wir brauchen nicht zu „kämpfen“. Es ist genug, wenn wir lieben. Lasst uns unsere Herzen öffnen für die Muslime und die Andersgläubigen in unserem Land. Wir alle brauchen die Liebe Christi, und wir alle sehnen uns danach, angenommen zu werden von den Menschen in unserer Umgebung.


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Lehre

Ein Plädoyer für gesellschaftliches Einmischen Christen in der Politik

Für viele ist „Politik“ ein belasteter Begriff. Manche denken dabei an Intrigen, schmutziges Geschäft, Manipulation, Machtmissbrauch. Anderen stehen die schrecklichen Folgen verfehlter Politik vor Augen: Kriegsopfer, Zerstörung, Flucht, Völkermord. Doch gibt es nicht auch segensreiche Auswirkungen guter Politik wie Wohlstand, soziale Sicherheit, friedliches Zusammenleben?

Chancen der Mitwirkung Der Begriff „Politik“ bedeutet soviel wie die Regelung des Zusammenlebens von Menschen und unterschiedlichen Gruppen, woraus Chancen und Beziehungen entstehen, aber auch Probleme und Konflikte. Dürfen und sollen wir als Christen bei der Regelung dieser Angelegenheiten mitwirken, wenn wir die Möglichkeit dazu bekommen? Oder sollen wir uns passiv verhalten und das alles anderen überlassen? Aber ist das geflügelte Wort vom „schmutzigen Geschäft“ nicht deshalb aufgekommen, weil diejenigen mit den Maßstäben des Wortes Gottes sich hinter ihren Kirchenmauern verkrochen haben und schwiegen, wo sie hätten „Salz und Licht“ sein sollen? Ein kurzer Streifzug durch die Bibel genügt, um zu zeigen, dass Gott gläubige Menschen, seine Nachfolger, politisch gebraucht hat.

„Politiker“ im Alten Testament Joseph zum Beispiel, der von seinen eigenen Brüdern nach Ägypten verkauft wurde, hielt trotz der grausamen, ungerechten Behandlung an seinem Glauben fest. Es heißt, dass ihm „alles gelang“ und Gott die Ägypter seinetwegen segnete. Schließlich wird er vom Pharao zum Herrscher über Ägypten eingesetzt. Hat Joseph abgelehnt? Nein! Sondern mit Weisheit regierte er Ägypten, und Gott gebrauchte ihn auch, um sein Volk vor der Hungersnot zu bewahren. Ein anderes Beispiel ist Esther. Sie wurde mit anderen Jungfrauen von Ahasveros (Xerxes 485 – 464) an Stelle

seiner verstoßenen Gemahlin Vashti am Hof aufgenommen. Gleichzeitig rettete Mordechai durch Aufdeckung einer Verschwörung dem König das Leben. Der Widersacher Mordechais, der Wesir Haman, beschloss, das gesamte jüdische Volk im Persischen Reich zu vernichten. Die von Mordechai erbetene, mit Lebensgefahr verbundene Intervention Esthers beim König führte am Ende zur Hinrichtung Hamans und zur Rettung der Juden. Ein weiteres Beispiel für einen Menschen, der bereit war, Verantwortung zu übernehmen, ist Daniel. Man schreibt das sechste Jahrhundert vor Christus. Der König von Babylon belagert und zerstört Länder und Städte, die sich seiner Herrschaft nicht unterwerfen. Die Bewohner werden deportiert. Ägypten verliert seine Macht, Jerusalem seinen Tempel. Schließlich ist das Reich Nebukadnezars größer als alle assyrischen und babylonischen Vorgänger. Eines Nachts hat er einen Traum, der ihn um den Schlaf bringt. Er droht, alle Magier und Weisen in Stücke zu hauen, falls sie den Traum nicht deuten können. Daniel, einer jener verschleppten, adligen jungen Männer bekommt von seinem Gott den Traum und seine Deutung geoffenbart und teilt dies Nebukadnezar mit. Dieser beschenkt ihn reich, ernennt ihn zum Statthalter und zum ersten der königlichen Ratgeber. Daniel lenkt das Reich mit großem Geschick, sodass ihn auch der nachfolgende Herrscher König Darius in seine Dienste nimmt.

„Sich einmischen“ im Neuen Testament Johannes war ein mutiger Mann, der sich einmischte, auch in die Angelegenheiten des Landesfürsten. Alle wussten es, aber niemand traute sich dagegen etwas zu sagen, dass Herodes die Frau seines Bruders ausgespannt und zu seiner eigenen gemacht hatte: Ehebruch! Johannes wagte es, das anzuklagen. Es kostete ihn die Freiheit

von Bernhard Röckle

und dann das Leben. Zunächst beschützte Herodes ihn vor der Todesstrafe, denn er „fürchtete Johannes, da er wusste, dass er ein gerechter und heiliger Mann war, und er beschützte ihn; und wenn er ihn gehört hatte, war er in großer Verlegenheit, und er hörte ihn gern“ (Markus 6,20). Interessant! Wenn wir aufrichtig und ehrlich sind, werden wir gehört und ernst genommen, auch von den sogenannten „Heiden“. Sie hören auf Menschen, die feste und klare Maßstäbe haben. Noch zwei Männer möchte ich vorstellen: Beide waren im höchsten Regierungsgremium der Juden, dem Hohen Rat oder Sanhedrin vertreten: Der eine bekommt bei Jesus eine Privataudienz. Diese Begegnung muss Nikodemus verändert haben. Kühn und mutig stellte er sich zu Jesus, als er verurteilt werden sollte (Johannes 7,50). Am Ende konnte er den Mord an Jesus nicht verhindern, aber er erhob mutig seine Stimme. Der andere ist Joseph von Arimathia, der den Leichnam von Jesus in sein Felsengrab legte. So wurde es Jesus wenigstens erspart, dass sein Leichnam von wilden Tieren am Kreuz zerrissen wurde, und damit alttestamentliche Prophetie sich erfüllen konnte.

Die Stimme erheben Wir haben Verantwortung für das, was in unserer Gesellschaft geschieht. Es darf uns nicht gleichgültig sein, etwa angesichts des Unrechts der Abtreibungen. Deshalb müssen wir unsere Stimme erheben, uns einmischen und zum Guten für unser Land wirken. Bernhard Röckle ist Pastor der Volksmission Geislingen, Autor von „Geboren in schwerer Zeit – Die Geschichte der Volksmission“ und Leiter des Sozialwerkes der Volksmission Geislingen mit wöchentlicher Frühstückstafel. www. vm-geislingen.de

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Was verabsäumen EUROPA wir charismatischen Christen? KONFERENZ imPuls

Europa-Konferenz von Wort des Lebens in Uppsala, Schweden, Sommer dieses Jahres. Besonders Christen aus pfingstlichen Kreisen besuchen die Veranstaltung gerne Jahr für Jahr, um neue Energie, Offenbarung, Anreize und Ermutigung zu erhalten. Bei Predigern wie Benny Hinn, John Bevere, Ron Luce oder Ulf Ekman war die Erwartungshaltung wie immer hoch. Diesmal spürte ich jedoch von Anfang an einen Themenbereich als besonders drängend: Sämtliche Inhalte und Erwartungen drehten sich um Übernatürlichkeit, die Kraft Gottes, Zeichen und Wunder. Die Teilnehmer wollten Benny Hinn in Aktion sehen, ihre geistlichen Gaben herausfinden und lernen, ihre Ermächtigungen in Christus effizient einzusetzen. Die Konferenz war erfüllt von Hunger nach mehr von Gott und seiner Herrlichkeit. Benny Hinn predigte über den Heiligen Geist, dass so viele Christen nicht erkennen, dass dieser die Kraft Gottes ist, und dass wir ihn auch wirklich kennenlernen sollen (1). John Bevere erklärte, dass die Gnade Gottes nicht nur darin besteht, dass unsere Sünden vergeben wurden, sondern dass das griechische Wort „Charis“ neben „Gnade“ Bedeutungen wie „Ermächtigung“ habe. Wo unsere natürlichen Fähigkeiten ihre Grenzen erreichen, hilft uns die übernatürliche Bevollmächtigung, die der Vater uns mit Jaakko Pylvänäinen, 21, stammt aus Finnland dem Heiligen und besucht die Freie Geist gegeben Christengemeinde „Four hat (2). Ulf EkCorners Christian Fellow- man rief deutlich in Erinneship“ in Wien rung, dass es mehr Geistesgaben gibt als nur das Sprachengebet. Wenn wir Zugang zu solch einer großen Menge an Kraft haben, warum manifestieren sich dann diese anderen Gaben wie Prophetie, Heilung oder das Wirken von Wundern kaum abseits von Konferenzen und nur, wenn ein „großer“ Evangelist oder Prophet spricht? Paulus teilt uns in 1. Korinther 12,1 mit: „Über die Geistesgaben aber, meine Brüder, will ich euch nicht in Unwissenheit lassen.“ Könnte es sein, dass wir dennoch ignorant gegenüber den geistlichen Ga-

ben sind? Als Christen hören wir so oft, dass wir berufen sind, uns in der Kraft zu bewegen. Was Adam einst verloren hat, nämlich die persönliche Beziehung mit Gott, aber auch den Zugang zur göttlichen Kraft, wurde der Menschheit durch Jesus zurückgegeben. Seltener hingegen sprechen wir darüber, WIE wir uns in dieser Kraft bewegen, wie wir Geistesgaben einsetzen und in ihnen wachsen können. Wie erlernen wir es? Wie können wir es andere lehren? Weil Erfahrungen oft fehlen, nehmen Christen manchmal eine ignorante Haltung ein und denken, dass sie auch ohne übernatürliche Unterstützung durch den Heiligen Geist ausreichend in ihrer Berufung dienen können.

Die Geistesgaben LEBEN Dabei kann es so einfach sein. Bill Johnson, Pastor der Bethel-Kirche in Redding, Kalifornien, drückte es im Film „Finger of God“ (3) so aus:„Jesus hat uns gezeigt, welches Leben ein Christ führen soll.“ Christus war ein großartiger Lehrer. Er vermittelte uns, dass es völlig in Ordnung ist, die Schriften zu kennen. Auch Gutes zu tun ist wichtig. So oft vergessen wir aber, dass Jesus die Kraft des Königreichs Gottes demonstrierte: Er heilte die Kranken, weckte Tote auf, trieb Dämonen aus usw. Und zwar ganz locker. Wie gelangen wir auf diese Ebene? Gehe deine Schritte des Glaubens. Mit der Taufe im Heiligen Geist hast du bereits alle Auferstehungskraft Christi in dir. Jesus sagte uns oft genug:„Geh!“ Du wirst niemals auf dem Wasser gehen, solange du es nicht versuchst. Wenn

du es niemals „riskierst“, für jemandes Heilung zu beten, wird diese auch nicht stattfinden. Stehe auf, bete für die Menschen! Sprich zu ihnen, was Gott Gutes für sie bestimmt hat! Höre ihn, wenn du betest, und erzähle den Leuten, was du dabei siehst und spürst. Gott spricht auf vielfältige Art und Weise (Hebräer 1,1). Mich etwa ließ er oft Schmerzen und Gefühle anderer Menschen an mir selbst spüren. So wusste ich stets genau, was in der anderen Person vorging. Meine persönliche Erfahrung ist: Es lohnt sich! Natürlich passiert es dann und wann, dass ich falsch höre oder dass Menschen nicht geheilt oder freigesetzt werden. Aber das ist es nicht, worauf wir uns konzentrieren sollten. So oft hat Gott mir und meinen Freunden Umstände von Menschen gezeigt: Krankheiten, Sorgen, welche Entscheidungen sie gerade trafen etc. Er sagte mir, wie er ihnen helfen wolle und wie er sie kennenlernen wolle. Und weil wir zu Gehorsam bereit waren, erlebten wir Heilungen und Wunder. Wir, eine „gewöhnliche“ Gruppe junger Christen, durften bereits großartige Dinge in Wien und darüber hinaus sehen. Sollte die nächste Konferenz den Teilnehmern nicht vielmehr Praxis vermitteln? Es gibt so wenige Christen, die dabei helfen und konkrete Tipps geben, wie wir Eindrücke von Gott erhalten und weitergeben können. Sollte es nicht eine normale Sache sein, von Gott zu hören, wo jemand anderer Not hat? Ich wünsche mir jedenfalls sehnlich, dass ganze Gemeinden beginnen, sich in der Kraft des Heiligen Geistes zu bewegen.

Quellen: (1) Benny Hinn: Good Morning, Holy Spirit. (2) John Bevere: Extraordinary, the Life You’re Ment to Live. (3) Finger of God, Film: http://de.cross.tv/40670

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imPuls

Kolumne Ich bin oft mit befreundeten und international gefragten Predigern und Gastsprechern im Auto unterwegs, sei es bei uns in Österreich oder in ihrer Heimat. Auf diesen Fahrten ist stets Zeit für gute und interessante Gespräche. Ich erinnere mich an eine Unterhaltung mit Anthony Chapman von der Yorker Rock Church auf unserem Weg zu einer Leiterschaftskonferenz in Bradford, Nordengland. Wir sprechen darüber, welche Einstellungen wesentlich sind, dass unser Leben auf diesem Planeten wirklich zählt. „Wir dürfen nie erlauben, dass unsere bisherigen Erfahrungen unsere Zukunft formen“, meint Anthony. „Niemals dürfen wir der persönlichen Vergangenheit soviel Macht einräumen. Und wenn wir wachsen und auf eine höhere Ebene gelangen wollen, müssen wir uns mehr zutrauen als das, was wir bisher gemeistert haben.“

Wir leben nur einmal Damit wir Gottes Plan uneingeschränkt erfüllen können, haben wir die Grenzen zu sprengen, die uns unsere Vergangenheit aufzwingt. Nicht nur neGianni Gaeta gative Erlebnisse oder Versagen tragen dazu bei; auch die positiven Dinge ist Pastor der City schränken uns ein, wenn wir an ihnen festhalten und uns nicht weiterbewegen. Church Wien und Als Söhne und Töchter Gottes haben wir die Möglichkeit, freie und neue EntLeiter des Gemeindescheidungen zu treffen, anstatt die Wiederholung unserer Vergangenheit zuzunetzwerks „Vision für lassen. Wenn es wahr ist, dass wir das Produkt unseres bisherigen Lebens sind, Österreich“ der Freien dann ist es auch wahr, dass wir durch gute Entscheidungen im Heute unsere Christengemeinde. Zukunft gestalten. Wir beten: „Herr, tue etwas Neues!“, und wollen dabei die Alten bleiben. Wenn Gott Neues beginnt, fängt er jedoch bei uns selbst an. Das größte Hindernis im Durchbruch seines Reiches in Österreich ist nicht Satan und dessen Werke oder die Vergangenheit unserer Nation; vielmehr schränkt ihn unsere Resignation ein und unser Verweilen in dem, was wir geworden sind. Und wie die persönliche Vergangenheit oder Gegenwart auch aussehen mag: Gott beruft niemanden dazu, bloß „Zuschauer“ zu sein. Er fordert jeden Einzelnen und jede Gemeinde auf, auf eine höhere Ebene zu kommen. Für einige von uns heißt das, dass wir die Beziehung mit ihm vertiefen sollen. Für andere, die Einschränkungen ihrer Persönlichkeit nicht länger zu akzeptieren, sondern sich nach einer radikalen Veränderung auszustrecken. Für manche wiederum heißt es, sich in neue Abenteuer mit Gott einzulassen. Und wieder für andere, Verletzungen und Enttäuschungen hinter sich zu lassen und nicht länger deren Opfer zu bleiben. Wir haben nur ein Leben, und dieses muss zählen. Unser Land braucht uns, und unser Vater will uns dazu uneingeschränkt verwenden. Altes vergeht, und Neues ensteht. Zuerst in uns selbst, dann in unserer Gemeinde, und schließlich in Österreich. In diesem Sinne, lasst uns vorwärts gehen!

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termine 05.11.2010 05.11.2010 06.11.2010 07.11.2010 09.11.2010 11.11.2010 12.11.2010 12.11.2010 13.11.2010 13.11.2010 14.11.2010 17.11.2010 22.11.2010 23.11.2010 24.11.2010 25.11.2010 26.11.2010 27.11.2010 27.11.2010 28.11.2010 04.12.2010 17.04.2011 19.06.2011

Noel Richards:„Anbetung als Lebensstil“, 16:00 Linz www.NoelRichards.com, 20:00 Linz Heilungsveranstaltung mit Stephan Steinle, 16:30 Wien Worship Night mit Songwriter „Noel Richards“, 19:00 Leoben Konzert mit Michael W. Smith, 19:00 Wien Worship Night mit Songwriter „Noel Richards“, 19:30 Salzburg Glaubenskonferenz mit Roman Siewert, 19:00 Salzburg Seelsorgeschulung mit Karin Ebert Straßwalchen Männer-Brunch Salzburg Glaubenskonferenz mit Roman Siewert, 10:00 & 19:00 Salzburg Glaubenskonferenz mit Roman Siewert, 9:30 Salzburg Männertreffen 2010 mit Graziano Gangi, 17.-20.11. Gusental Neue Entscheidungen – neues Leben Salzburg Die Unerreichten erreichen - Hannu Lahtinen, 20:00 Braunau Die Unerreichten erreichen - Hannu Lahtinen, 19:30 Wels Die Unerreichten erreichen - Hannu Lahtinen, 19:00 Linz Die Unerreichten erreichen - Hannu Lahtinen, 19:00 Grossrust Die Unerreichten erreichen - H. Lahtinen Tagesseminar Wien Die Unerreichten erreichen - Hannu Lahtinen, 17:00 Wien Die Unerreichten erreichen - Hannu Lahtinen, 9:30 Graz Geburtstagsfeier Edi Griesfelder, 14:00 Linz Frauenkonferenz „Attraktiv“, Seehotel, 17.–20.4. Rust Seniorenfreizeit 19.-25.6. Hipping

Lieber Gott!

Richard Griesfelder

Bei allem Respekt: Manchmal gewinne ich den Eindruck, dass du ein wenig nachgelassen hast. Irgendwie hast du früher schon einmal besser funktioniert. Da haben wir eigentlich den Wunsch, dass unsere Ehen gelingen, unsere Kinder brav, gottesfürchtig und rechtschaffen werden. Dann wäre es auch noch nett, wenn sich neben den Raten fürs Eigenheim ein halbwegs herzeigbares Automobil ausginge. Naja, und dann wäre da noch die Gemeinde. Wenn du uns einfach laufend ein paar Suchende vorbeischicken könntest …! Am besten richtig heruntergekommene Kreaturen, die aber schon zumindest frisch geduscht und am besten auch eher unauffällig und umgänglich sind. Und dankbar. Aber ordentlich fertig sollten sie schon sein. Dann könnten wir ihnen nämlich richtig gut erzählen, dass du alle ihre Probleme kennst und sie auch lösen wirst. Das hast du ja versprochen, oder? Sie müssten sich eigentlich nur bekehren und taufen lassen. Dann würde sich die Freisetzungsmaschinerie unweigerlich in Gang setzen, und alles würde gut. Ach ja, ich hätte es beinahe vergessen: Ein paar richtig gute Wunder bräuchten wir auch noch. Und natürlich eindeutig beweisbare. Spontane Heilungen von unheilbaren Krankheiten zum Beispiel. Und dann wären noch ein paar

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www.fcgoe.at/linz www.fcgoe.at/linz www.citychurch.at www.cil-leoben.at www.stadthalle.com www.pfingstkirche.at www.pfingstkirche.at www.cg-strasswalchen.at www.pfingstkirche.at www.pfingstkirche.at www.pfingstkirche.at freizeitheim@crossnet.at www.ffoe.at www.fcgoe.at/braunau www.fcgoe.at/wels www.fcgoe.at/linz www.fcgoe.at/grossrust www.impuls.fcgoe.at www.jesuszentrum.at www.fcgoe.at/graz www.fcgoe.at/linz www.vision-austria.net www.fcgoe.at

Kleinigkeiten wie ein williges Putzteam, das unaufhörlich und ohne zu murren unser Gemeindehaus reinigt; ein Pastor, der immer lieb ist und uns allsonntäglich eine unterhaltsame, aber doch ermutigende Predigt serviert; ein Lobpreisteam, das alte, neue, ruhige und laute Lieder spielt. Und Geschwister, die uns einfach so annehmen, wie wir sind. Nur fehlt es uns daran an allen Ecken und Enden! Kein Wunder, dass wir nur so mühsam vorankommen! Noch ist es nicht zu spät, Herr! Tu was! Dein Richard PS: Ich hab mir auch kürzlich eigenhändig eine „persönliche“ Bibel gebastelt! Aus all meinen Lieblingsversen und den großen Verheißungen, die mich so sehr ermutigen! Dieses handliche Heftchen habe ich immer dabei und lese es auch brav, jeden Tag! Danke, Herr, für dein kostbares Wort! Richard Griesfelder ist Musiker und Leiter der christlichen Kulturinitiative „arte con brio“ sowie der „School Of Popmusic“.


imPuls

Kolumne

„Wer hat Recht?“ – Der richtige Umgang mit Konflikten Vor mir sitzt ein Ehepaar, das in seiner Beziehung so festgefahren ist, dass aus zwei einander liebenden Menschen Feinde geworden sind. Beide haben mir aus jeweils ihrer Sicht geschildert, warum ihre Beziehung so schwierig und verletzend ist. Jeder hat von den Untaten und Gemeinheiten des anderen berichtet. Nun schauen mich beide fragend an: „Wer von uns hat Recht?“ Hier steht die Erwartung dahinter, dass einer richtiger liegt als der andere und Konflikte durch einen Schiedspruch gelöst werden. Dabei wird die Tatsache übersehen, dass einem echten Konflikt zwar ein Sachthema zugrunde liegt, dieses aber stets emotional verknüpft ist mit Werten, Charakter, Haltungen, Erwartungen oder Enttäuschungen. So lassen sich Konflikte entweder gar nicht oder oft nur sehr mangelhaft lösen, wenn man sich auf die „Wer hat Recht“-Frage fixiert. Denn dann wird aus dem Konflikt ein Karin Ebert Machtkampf, und der endet mit Sieger und Besiegtem (Kain und Abel). Wie wir aber durch jahrhundertelange Erfahrung aus der Geschichte lernen können, wird aus einem derart endenden Konflikt der nächste geboren, mit dem Ziel, dass der letztmalige Verlierer dieses Mal zum Sieger wird.

Eine „Win-Win“Situation anstreben Echte Konfliktlösung kann nur erfolgen, wenn die Beteiligten sich darauf einlassen, eine „Win-Win“-Lösung zu suchen und zu erarbeiten, also eine Lösung, die keine Verlierer zurücklässt. Erst wenn es nicht mehr um das Recht geht, sondern darum, eine gemeinsame Basis für ein neues Miteinander zu finden (sofern das möglich ist), entsteht Raum für eine konstruktive Lösung. Der erste Schritt dazu liegt in der Bereitschaft, den anderen (neu) verstehen zu lernen. Verstehen heißt nicht, einverstanden zu sein, sondern den anderen und seine Sichtweise (auch wenn sie mir völlig fremd ist) an mich heranzulassen und die Sache aus seiner Sicht zu betrachten. Kann ich den Standpunkt des anderen anerkennen - „so sieht die Geschichte aus seiner/ ihrer Sicht aus“? Ist es für mich nachvollziehbar, dass er/sie so denkt? Es liegt eine große Chance darin, wo das gelingt. Jemand, der sich verstanden (angenommen) erlebt, muss sich nicht mehr nur verteidigen, sondern kann sich auch auf Verhandlungen und Lösungsansätze einlassen. Solange man sich jedoch unverstanden fühlt, reagiert man entweder mit Kampf oder Resignation. Beides verhindert konstruktive Lösungen. Der zweite Schritte besteht darin, ein gemeinsames Ziel zu erarbeiten. Wie sollte unsere Ehebeziehung (Team, Gemeinschaft, etc.), unser Um-

gang miteinander, unser Reden, unser Arbeiten aussehen? Wann würden wir unsere Ehe als gelungen bezeichnen? Es ist notwendig, dabei sorgfältig zu arbeiten und ein gemeinsames, positiv formuliertes Ziel zu finden, sowie Teilziele auf dem Weg dorthin. Dazu soll sich jeder Konfliktbeteiligte folgende Fragen stellen: „Was muss ich investieren, um dieses Ziel erreichen zu können?“, „Was muss ich für dieses Ziel loslassen, bearbeiten, …?“ Und ganz wichtig dabei:„Will ich mich darauf einlassen?“ Bei fortgeschrittenem Konflikt ist jedoch sowohl das Hören als auch das Reagieren verengt, und Reaktionen geschehen immer schneller, einseitiger und gewaltsamer. Dann ist es nötig, einen Moderator/Seelsorger/Mediator hinzuzuziehen, der hilft, einen guten Gesprächsraum zu definieren, in dem das Zuhören, Aufnehmen und Neubewerten des Gesagten und Erlebten einen sicheren Rahmen erhält. Wenn also jeder Beteiligte seinen eigenen Standpunkt erkennen und zu ihm stehen darf, entsteht Raum, sowohl die eigenen Fehler als auch die des anderen anzuerkennen - Raum für Vergebung und, wenn neue Schritte gesehen und gegangen werden, auch für Versöhnung und Heilung. Möglich wird dies allerdings nur, wenn man die Frage „Wer hat Recht? Wer gewinnt?“ aufgeben kann und sich miteinander auf den Weg macht. In aller Unvollkommenheit und Schwachheit, aber gemeinsam lernend.

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Alltagseinblicke aus Bangladesch Samira. Mitte zwanzig, funkelnde Augen, hübsches Gesicht. Samira studiert Medienwissenschaften, lebt in Dhaka, hat eine kleine Schwester, die bald Krankenschwester ist, und ist eigentlich Muslimin. Eigentlich Muslimin? In Wirklichkeit hat sie vor vier Jahren eine Studienkollegin kennengelernt, die sie in die lokale Gemeinde zur Jugendstunde eingeladen hat. Lange Geschichte kurz: Sie hat sich bekehrt. Eine Woche darauf hat sich ihre Schwester zu Jesus bekannt, einige Monate später ihre Mutter. Eigentlich keine große Sache in einem Land, in dem offiziell Religionsfreiheit herrscht. Die Realität sieht leider etwas anders aus, so auch bei Samira. Ihr Vater ist praktizierender Muslim, für den es eine große Schande wäre, wenn seine Töchter und seine Frau nicht mehr seinen Glauben teilen würden. Hierzulande ein triftiger Grund, sich scheiden zu lassen und nie wieder Kontakt mit seinen Kindern zu haben. Samira weiß das. Deshalb schweigen sie und die anderen Frauen ihrer Familie. Auf der Waagschale liegen immerhin ein Studium, das ohne finanzielle Unterstützung der Familie nie leistbar wäre, tägliche Nahrung und eine Decke über dem Kopf. Hier gibt es kein System von Studienbeihilfen oder sonstigen Noteinrichtungen für Frauen, die ihren Glauben leben wollen. Diese Frauen

haben aber Glück. Der Vater ist beruflich oft lange Zeit unterwegs, und so können sie in die Gemeinde gehen. Samira hofft, betet und wartet auf den Tag, an dem sie sich nicht mehr verstecken und verstellen muss, sondern ihren Glauben öffentlich zeigen darf. Sayed. Mitte dreißig, aus einer reichen, gebildeten Familie in Dhaka, vier Geschwister. Sayed arbeitet auf einer großen Botschaft in der Hauptstadt und bekennt sich zum Christentum. Er studierte einige Jahre im Ausland und fand dort zum Glauben. Er kehrte als veränderter Mensch in seine Heimat zurück und erzählte seiner Familie von Christus. Die Auswirkung war unvorstellbares, jahrelanges Mobbing. Zuerst der Ausschluss aus seiner Familie und danach allerlei Versuche, ihn wieder vom Islam zu überzeugen. Religionsfreiheit ist hier nur eine Floskel im Gesetz. Sayed meistert sein Leben, weil er sich selbst mit einem guten Job ernähren kann, im Dienste eines christlichen Landes. Eine Arbeitsstelle bei einer Firma mit einem muslimischen Chef wird ihm verschlossen bleiben, dafür sorgt seine Verwandtschaft. Trotz allem strahlt er eine innere Zufriedenheit aus, die sich unsereins oft wünschen würde. Szenenwechsel. In einem kleinen Dorf im Norden von Bangladesch bekehrt sich ein Mann um die vierzig. Er ist so überzeugt von der guten Nachricht, dass er sogleich alle in seinem Dorf für Gott begeistern möchte. Den anderen gefällt dieser neue Enthusiasmus gar nicht. So wird ein Plan gehegt, den Familienvater aus dem Weg zu räumen. Unter-

wegs nach einer Gebetsstunde wird er im Dunkeln überfallen. Unzählige Messerstiche und einige Schusswunden. Die Verbrecher glauben, er sei tot, und verlassen den Tatort. Wie durch ein Wunder überlebt der Evangelist und wird von Gemeindeleuten und seiner Frau ins Krankenhaus begleitet. Kostspielige Operationen folgen. Sein Gesicht bleibt für immer verformt, die Narben der Messerstiche sind eine Erinnerung an das grausame Erlebnis. Aber was macht er jetzt? Bereut er es, dass er zu viel geredet hat? Keineswegs. Er ist zurück im selben Dorf und dient den Leuten in ihren Nöten. Er evangelisiert weiterhin, koste es, was es wolle. Die Auswirkungen seiner Liebe und Hingabe sieht man bereits jetzt: Eine wachsende, lebendige Gemeinde mit Platzmangel. Ria Adams, Bangladesch


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