OPUS.

Ob das sanfte Summen eines Elektromotors oder das Crescendo im Konzertsaal – Klänge sind Schlüssel zu unseren Emotionen. www.amag-group.ch
Mit Leidenschaft. Für Sie.
Unsere Saison neigt sich allmählich ihrem Ende zu und so möchten wir Ihnen mit dieser OPUS-Ausgabe Lust machen auf unsere bevorstehenden sommerlichen Konzerterlebnisse in Zürich, Sie aber auch teilhaben lassen an vergangenen musikalischen Highlights jenseits der Schweizer Grenzen.
Im März/April unternahm unser Orchester gemeinsam mit Music Director Daniel Hope, erstmals nach der CoronaPandemie, eine dreiwöchige Reise durch die USA. Unsere Musiker:innen haben einige Eindrücke im Bild festgehalten. Viel Freude mit unserem Tour-Fotoalbum ab Seite 30.
Zurück in Zürich stürzen wir uns voller Freude in die Vorbereitung der zweiten Ausgabe des ZKO-Festivals, das wir musikalisch mit unserem langjährigen Freund und Mandolinisten Avi Avital gestalten werden. Am ersten Juniwochenende laden wir Sie herzlich ein, mit uns auf eine musikalische Entdeckungsreise zu gehen. Erleben Sie Avi Avital und unsere Orchestermitglieder in unterschiedlichsten Formationen mit musikalischem Repertoire aus Barock, Klassik, Moderne und Weltmusik.
Voller Vorfreude bereiten sich unsere beiden Schulklassen des Jungen ZKO auf ihre Abschlusskonzerte mit unserem Orchester im ZKO-Haus vor. Das jeweils zweijährige Schulprojekt in Zusammenarbeit mit dem Amt für Schulkultur Zürich vermittelt den jungen Schüler:innen intensive Einblicke in den Orchesteralltag. In Workshops, Interviews, Schulunterricht, Konzertbesuchen und bei der Kreation eines grossen Abschlusskonzertes sind die Jugendlichen Schritt für Schritt selbst gefordert sich einzubringen und mitzumachen.
Auf neue Inspirationen freuen wir uns auch bei unseren letzten drei Abonnementkonzerten vor der Sommerpause in der Tonhalle. Zum ersten Mal bringt uns ein musikalisches Projekt mit der jungen Dirigentin Lucie Leguay und dem Hornisten Pascal Deuber zusammen. Premiere feiert ausserdem unsere erste Begegnung mit der schwedischen Jazzlegende Nils Landgren, der gemeinsam mit Daniel Hope Werke von Leonard Bernstein sowie neu arrangierte Lieder von Sting für Jazzposaune, Violine und Streichorchester auf die Bühne bringt. Der krönende Abschluss unserer Saison wird in diesem Jahr von Heinz Holliger geleitet, der mit den Gebrüdern Gerzenberg ein junges, brillantes Klavierduo präsentieren wird und mit der Fantasia für zwei Klaviere und Streichorchester ein aussergewöhnliches Werk von Sándor Veress in den Fokus stellt.
Wir wünschen Ihnen wunderbare Sommermonate und danken herzlich für die vielen Konzertbesuche und Begegnungen mit dem Zürcher Kammerorchester!
Herzliche Grüsse
Ihre
Lena-Catharina Schneider Geschäftsführung/Künstlerische LeitungHelene
Eller Geschäftsführung/Kaufmännische LeitungKathrin
Martelli Präsidentin ZKO VereinSubventionsgeber und Gönner
Zum Saisonabschluss erwarten wir mit Heinz Holliger eine der aussergewöhnlichsten Musikerpersönlichkeiten der Schweiz.
Zwei musikalische Grenzgänger teilen ihre Begeisterung für Jazz und Klassik und eröffnen neue Perspektiven auf Evergreens von Leonard Bernstein bis Sting.
Die Mandoline gibt den Ton an. Freuen Sie sich auf barocke Spaziergänge, Wiener Klassik, venezianische Lieder und griechische Volkstänze an den unterschiedlichsten Spielorten in Zürich.
Sie sind jung, talentiert und energiegeladen: Die französische Dirigentin Lucie Leguay und der Schweizer Hornist Pascal Deuber treffen erstmals auf das Zürcher Kammerorchester.
6 ZKO-Festival mit Avi Avital Konzertübersicht
8 Die Sonne scheint für alle Zürich im Klang der Mandoline
10 Passeggiata veneziana Eine musikalische Promenade im barocken Venedig
12 Sonne, Gott und Klang Cymbeline-Komponist David Bruce vereint Gott Belenus, die christliche Trinität und die Mandoline in einem Werk
14 Journey Avi Avital und Itamar Doari laden ein zu einer musikalischen Reise nach Südosteuropa und ans Schwarze Meer
16 Barocco italiano Musik des italienischen Barock in der Johanneskirche Zürich
18 Die vier Jahreszeiten für Kinder
Mit Avi und Antonia durch Vivaldis Vier Jahreszeiten
20 Ein Schattengewächs der Wiener Klassik Hummel hatte das Pech, zwischen Haydn und Beethoven zu sitzen
22 Abschlusskonzert Junges ZKO
Eine musikalisch-theatralische Reise durch den Körper
24 Jung und wild
Dirigentin Lucie Leguay versteht sich als Kollaborateurin und sprüht vor Energie
26 Hope meets Landgren
Jazzlegende Nils Landgren trifft auf Music Director Daniel Hope
28 Hommage – Heinz Holliger und Duo Gerzenberg Wandeln zwischen Himmel und Erde 30
PASSEGGIATA VENEZIANA
FR, 2. JUNI 2023, 19.30 UHR
MUSIKSCHULE
KONSERVATORIUM ZÜRICH
GROSSER SAAL
Avi Avital Mandoline
Nuria Rial Sopran
Zürcher Kammerorchester
CYMBELINE
SA, 3. JUNI 2023, 11.00 UHR
ZKO-HAUS
Avi Avital Mandoline
Musikerinnen und Musiker des Zürcher Kammerorchesters
04
JOURNEY
SA, 3. JUNI 2023, 14.30 UHR
ZKO-HAUS
Avi Avital Mandoline
Itamar Doari Perkussion
Musikerinnen und Musiker des Zürcher Kammerorchesters
01 02 03 05 06
BAROCCO ITALIANO
SA, 3. JUNI 2023, 19.30 UHR
JOHANNESKIRCHE ZÜRICH
Avi Avital Mandoline
Willi Zimmermann Violine und Leitung
Zürcher Kammerorchester
DIE VIER JAHRESZEITEN FÜR KINDER
SO, 4. JUNI 2023, 11.30 UHR / 14.00 UHR
ISRAELITISCHE CULTUSGEMEINDE ZÜRICH
Avi Avital Mandoline
Lisa Stepf Konzept und Dramaturgie
Jam Jopp Live-Illustration
Zürcher Kammerorchester
SERIOSO SO, 4. JUNI 2023, 19.30 UHR
KIRCHE NEUMÜNSTER ZÜRICH
Avi Avital Mandoline
Willi Zimmermann Violine und Leitung
Zürcher Kammerorchester
Die Mandoline stammt aus Neapel und erlebte im Barock eine Blütezeit. Avi Avital, als Superstar des Instruments gefeiert, ist Gastkünstler des 2. ZKO-Festivals vom 2. bis 4. Juni 2023. Zum Auftakt glänzt er mit Arrangements von Vivaldi und feiert mit Nuria Rial das venezianische Volkslied.
TEXT CORINNE HOLTZ
Es war einmal ein Knabe, der hörte aus dem Fenster des Nachbarhauses wundersame Musik. Sie war sanft und leise und ging ihm nicht mehr aus dem Sinn. So kam es, dass er seine Mutter bat, dieses Zupfinstrument spielen lernen zu dürfen. Die Mutter willigte ein und liess ihn vom besten Lehrer der Stadt unterrichten.
Was wie ein Märchen klingt, begann am Konservatorium in Be’er Scheva, einer der grössten Städte Israels. Statt sich an der Kibbuz-Tradition zu orientieren und sich mit Bluegrass und Country zu beschäftigen, erschliesst sich Avi Avital das klassische Repertoire. Der musikalische Appetit des Musikers geht jedoch weit über die wenigen Originalkompositionen hinaus. Längst wildert Avital in verschiedenen Stilen und hat mit seinen nahbaren Programmen einen festen Platz im Klassikmarkt.
berühmten Vier Jahreszeiten. Es ist wirkungsmächtige Programmmusik, die der Geiger 1725 selbstbewusst in Amsterdam und Paris drucken liess. Hier gilt es, die virtuosen Spieltechniken der Geige auf die Möglichkeiten der Mandoline zu übertragen.
Avital bringt für seine Residenz auch originale Konzerte mit. Sie entstanden in Neapel, der Wiege der Mandoline, und stammen von Giovanni Paisiello und Emanuele Barbella. Paisiello schenkte uns vor allem Opern, Barbella Musik für Geige und beide berücksichtigten auch die Mandoline. Aus der Reihe tanzt der in Weimar verstorbene Johann Nepomuk Hummel, von dessen Werk sich einzig das Konzert für Trompete und Orchester im Repertoire halten konnte. «Ich halte Hummel für einen unterschätzten Komponisten», so Avital. Er selbst habe lange gebraucht, um sich über das Vorurteil hinaus Hummels Konzert für Mandoline genauer anzuschauen. Inzwischen ist es eines seiner Lieblingsstücke.
Was wollte ein Komponist ausdrücken, wenn er Werke für die Mandoline schrieb? «Das Instrument ist ein Symbol für ein ganz besonderes Lebensgefühl», sagt Avi Avital. Vivaldi zum Beispiel schrieb nur zwei Konzerte für Mandoline, eines davon ist ein Doppelkonzert. Darin scheint die Sonne vom wolkenlosen Himmel und die Mandolinen sind einander wie vergnügte Zwillinge zugetan. Anders steht es mit Avitals Arrangements von Antonio Vivaldis
Mit der katalanischen Sopranistin Nuria Rial teilt Avital die Liebe zum Lied. Die beiden begannen ihre gemeinsame Spurensuche im Schatz der Volkslieder Venedigs. Sie handeln etwa vom Meer, der Unwägbarkeit wegen mit der Liebe verwandt, von unerreichbaren Damen und wurden vor allem durch die Gondolieri am Leben erhalten. Zur Zeit Vivaldis trug das Wasser der Kanäle die melancholischen Weisen und Spottlieder in die Gassen und Plätze Venedigs. Wer Glück hat, erhascht abseits touristischer Brennpunkte noch heute Funken dieser anrührenden Gesangstradition.
«Menschen kommen ins Konzert, um Kunst zu erleben, und meine Rolle als Interpret ist es, diese Erfahrung für sie zu generieren.»
Zum Auftakt des ZKO-Festivals unternimmt Avi Avital eine musikalische Promenade durch das barocke Venedig. Dabei ertönen Vivaldis Vier Jahrezeiten in einer Bearbeitung für die Mandoline.
TEXT UND INTERVIEW LION GALLUSSER
Dass die Mandoline heute fest im aktuellen Konzertleben verankert ist, geht wesentlich auf den charismatischen Avi Avital zurück. Mit seiner beeindruckenden Virtuosität, seiner grossen Musikalität und seiner sympathischen Erscheinung spielt der israelische Musiker rund um die Welt originelle Programme für sein Instrument. Besonders gerne lässt er, der sich nota bene auch der zeitgenössischen Musik verschreibt, das Publikum in die barocke Zeit eintauchen, als die Mandoline sowohl in der volkstümlichen Musik als auch in der Kunstmusik beliebt war. Dies ist denn auch der rote Faden für das Eröffnungskonzert, an dem Avi Avital die berühmten Vier Jahreszeiten des venezianischen Komponisten Antonio Vivaldi auf der Mandoline spielt – in Ergänzung zu den Canzonette der mitreissenden Sopranistin Nuria Rial. Man sieht die Gondolieri förmlich den Kanal entlang rudern. In einem persönlichen Gespräch gibt Avi Avital Auskunft über sein Programm.
Was bedeutet es Ihnen, mit dem Zürcher Kammerorchester das Sommerfestival zu gestalten?
Schon seit Längerem bewundere ich das Zürcher Kammerorchester, das ich für eines der innovativsten Kammerorchester halte. Seine Aufgeschlossenheit und das dynamische Musizieren sind Eigenschaften, die ich als Musiker ebenfalls verfolge und die mich inspirieren. Es ist mir eine Ehre, dass ich bisher schon zweimal mit diesem Orchester auftreten durfte. Durch die gemeinsamen Erfahrungen kam es zum Wunsch, unsere Zusammenarbeit noch weiter auszubauen. Dass ich nun im Mittelpunkt des spannenden ZKO-Festivals stehen darf, geht daraus hervor – und freut mich ungemein.
PASSEGGIATA VENEZIANA
FR, 2. JUNI 2023, 19.30 UHR
MUSIKSCHULE KONSERVATORIUM ZÜRICH, GROSSER SAAL
Avi Avital Mandoline
Nuria Rial Sopran
Zürcher Kammerorchester
CHF 75
Bei der Auswahl des Repertoires für die verschiedenen Konzerte, die ich am Festival spiele, habe ich zugleich an das Orchester, den Veranstaltungsort und das Publikum gedacht. Ich bin zuversichtlich, dass das Ergebnis eine aussergewöhnliche musikalische Erfahrung für alle Beteiligten wird. Ich kann es kaum erwarten, diese Zeit mit den talentierten Mitgliedern des Zürcher Kammerorchesters und unserem so interessierten Publikum zu verbringen.
Vivaldis Vier Jahreszeiten sind ein Werk, das für die Violine geschrieben wurde. Sie interpretieren es auf Ihrer Mandoline. Worin liegt für Sie der besondere Reiz des Werkes?
Vivaldis Vier Jahreszeiten sind wahrscheinlich das bekannteste Musikstück der Welt: Ob gewollt oder ungewollt, jeder hat es schon mehrmals gehört. Zum einen finde ich, dass es sich in der Tat um ein Meisterwerk handelt, welches sich immer lohnt, live zu erleben. Zum anderen sehe ich in seiner Berühmtheit eine grossartige Gelegenheit, es auf der Mandoline aufzuführen. So kann ich dem Publikum ein spezielles Hörerlebnis bieten, indem es das Werk auf neue Art und Weise erfahren kann. Zudem passen die vier Sätze – Frühling, Sommer, Herbst und Winter – wunderbar zu unserer «Passeggiata veneziana», denn ich sehe ein lebhaftes Porträt der Stadt Venedig darin. Der Klang der Mandoline verstärkt dabei das folkloristische Element und folglich die Wirkung der traditionellen venezianischen Volkslieder.
Antonio Vivaldi Konzert für Streicher und Basso continuo g-Moll, RV 156
Anonym Canzone Si’, la gondola avere’, no crie’ (Instrumental)
Anonym Canzone L’ocasion de le mie pene
Anonym Canzone Cara la mia Ninetta
Antonio Vivaldi Violinkonzert E-Dur, Der Frühling, RV 269 (Bearbeitung für Mandoline)
Anonym Canzone In fin che’l tempo è bello
Anonym Canzone Semplicetta è la farfalle
Antonio Vivaldi Violinkonzert Nr. 2 g-Moll, Der Sommer, RV 315 (Bearbeitung für Mandoline)
Antonio Vivaldi Arie «Lo seguitai felice», aus: L’Olimpiade, RV 725
Antonio Vivaldi Violinkonzert F-Dur, Der Herbst, RV 293 (Bearbeitung für Mandoline)
Anonym Canzone Chi no gha la borsa grossa
Anonym Canzone Co’ Checca, Betta e Catte
Antonio Vivaldi Violinkonzert f-Moll, Der Winter, RV 297 (Bearbeitung für Mandoline)
Auf den ersten Blick mögen der keltische Gott Belenus, die christliche Trinität und die Mandoline wenig gemeinsam haben. Der britische Komponist David Bruce öffnet in seinem Werk Cymbeline, das er für Avi Avital geschrieben hat, einen weitreichenden Bedeutungshorizont, der nicht nur diese drei Elemente mit einschliesst.
«Cymbeline», so David Bruce, sei ein altes keltisches Wort für Sonnengott. Die Etymologie dahinter ist jedoch etwas komplizierter. Der Name Cunobeline bedeutet so viel wie «stark wie ein Hund» oder «der Hund des Belenus». Von einer keltischen Verehrung der Sonne gibt es zwar keine Zeugnisse, dennoch wird Belenus oft mit Feuer und Sonne in Verbindung gebracht. Und Letztere diente Bruce eben als Ausgangspunkt für seine Komposition, so sind die drei Sätze mit «sunrise», «noon» und «sunset» überschrieben. Dass er sich dieser Thematik zugewandt hat, kommt nicht von ungefähr:
Auch Maurice Ravels Streichquartett in F-Dur bietet rhythmisch so einiges. Das Scherzo überschreibt er mit «Assez vif. Très rhythmé» und setzt es, ähnlich wie Claude Debussy in seinem Streichquartett zehn Jahre zuvor, an die zweite Stelle. Mit südländischem Flair und langen Pizzicato-Passagen ist ein Vergleich zum Klang einer Mandoline nicht zu weit hergeholt. Ganz anders der erste Satz – die Klangfarben evozieren unweigerlich die Bilder des Impressionismus, auch wenn Ravels Sinn für klassische Harmonik durchaus zur Geltung kommt. Der dritte, langsame Satz ist nur scheinbar ruhig: Ständige Takt- und Tempowechsel und erschaudernde Ausbrüche im Cello durchziehen den zuweilen fast gespenstig anmutenden Duktus. Gewissermassen auf die Spitze treibt dies der letzte Satz – ungerade Rhythmen, Taktwechsel in schnellem Tempo und dynamische Gegensätze verlangen, dass sich die Musizierenden sowohl mit klassischer Klangkultur als auch mit moderner Musik auskennen.
Die drei Positionen des Gestirns verbindet Bruce mit der christlichen Dreifaltigkeit. Der Sonnenaufgang, der Vater des Tages, reflektiert das, was kommen mag. Der Mittag, der Sohn, beschreibt die Aktion an sich und ist voller Energie. Der Sonnenuntergang schliesslich ist der Geist der Reflektion über das, was geschehen ist. Cymbeline widerspiegelt diese Zustände: Zwei kontemplative, doch nie spannungsarme Sätze umschliessen einen schnellen, energetischen Mittelsatz mit mal leicht-tänzerischen, mal ungerade-stampfenden Rhythmen.
Das erste Stück des Abends, Jean-Marie Leclairs Sonate für zwei Violinen Nr. 4 in F-Dur, bildet den Startpunkt für diese Trias durch die Musikgeschichte. Leclair wurde zwar nicht gerade als Violingott, doch immerhin als Vater des französischen Geigenspiels bezeichnet. Dabei begann seine Karriere als Tänzer am Teatro Regio in Turin. Als er sich, zurück in Paris, der musikalischen Karriere widmete, konnte er auf die Erfahrungen in der virtuosen Violinwelt Italiens zurückgreifen. Seine zwölf Sonaten für zwei Violinen sind nicht nur technisch anspruchsvoll, sondern auch klanglich eine Meisterleistung. Zwei Stimmen reichten ihm, um ausgewogene, volle Harmonien zu schaffen, ohne französische Eleganz in der Melodie zu vernachlässigen.
CYMBELINE
SA, 3. JUNI 2023, 11.00 UHR
ZKO-HAUS
Avi Avital Mandoline
Willi Zimmermann Violine
Daria Zappa Matesic Violine
Ryszard Groblewski Viola
Nicola Mosca Violoncello
CHF 75
Jean-Marie Leclair Sonate für zwei Violinen Nr. 4 F-Dur, op. 3/4
Maurice Ravel Streichquartett F-Dur, M. 35 David Bruce Cymbeline
«Die Mandoline schien mir immer einen goldenen Klang zu schaffen, und wenn man das mit der Wärme der Streicher kombiniert, liegt es nahe, an etwas Goldenes und Warmes zu denken.»
«Toren bereisen in fremden Ländern die Museen, Weise gehen in die Tavernen.» Und tanzen dort zu wohlbekannten Klängen. So lässt sich dieses Zitat von Erich Kästner leicht erweitern. Denn Volksmusik und Volkstanz ermöglichen nicht nur einen Einblick in die Geschichte der Menschen eines Landes, sondern auch in deren Lebensweise, Denkart und Spiritualität.
Avi Avital und Itamar Doari nehmen das Publikum mit auf eine Reise nach Südosteuropa und ans Schwarze Meer. Als Ausgangspunkt dient die Peloponnes mit der eher tragischen Figur des schon mit 45 Jahren verstorbenen Komponisten Nikos Skalkottas. Der vielversprechende Schönberg-Schüler geriet nach seiner Rückkehr nach Griechenland fast gänzlich in Vergessenheit, wären da nicht seine griechischen Tänze gewesen, die immerhin eine gewisse Popularität genossen. Die ersten drei Tänze skizzierte er noch in Berlin, es war aber vor allem die Arbeit an Transkriptionen von Volksliedern für das griechische Musik-Folklore-Archiv, die ihm den Impuls gaben, die Reihe von 36 Orchesterstücken zu komplettieren. Damals wie heute geht dabei die grosse Fülle atonaler und dodekaphonischer Werke vergessen, die Skalkottas in kurzer Zeit komponierte.
Im Œuvre des Georgiers Sulchan Zinzadse nehmen die Miniaturen für Streichquartett eine ähnlich prominente Rolle ein. Sie zählen zu den erfolgreichsten Werken des Komponisten, dienten ihm aber vornehmlich als stilistisches Laboratorium für seine eindrückliche Reihe von Streichquartetten. In diesen konstituiert sich Zinzadses Individualität und formale Innovationskraft – keines der Quartette ist seinem Vorgänger gleich. Während die Quartette moderne Kompositionstechniken mit melodischen und harmonischen Elementen der georgischen Volksmusik verbinden, ist der Zugang zu Letzterer in den Miniaturen direkter. Ihre Nähe zur volkstümlichen Vorlage zeigt sich etwa in der kontrastierenden Gegenüberstellung von Themen und in der Vorliebe für die
Variation als Entwicklungsträger. Dass dies nicht nur eine simple Plattitüde ist, beweist nicht zuletzt die feine Stilisierung im berühmten vierten Stück Satschidao.
Einen Blick auf die andere Seite des Atlantiks bietet Obrigado der brasilianisch-amerikanischen Komponistin Clarice Assad. Obrigado, auf Deutsch «Danke», erkundet die Musik, Gesänge und Rhythmen der afro-brasilianischen Umbanda-Religion, die afrikanische, indigene, katholische und spiritistische Elemente verbindet. Die elf Sätze folgen frei einer traditionellen Zeremonie der Umbanda, von den Eröffnungsgesängen über die Ehrerbietung für die wichtigsten Götter bis zur abschliessenden Hymne der Dankbarkeit für das Geschenk des Lebens.
Was für die Umbanda der Rhythmus ist, das ist für die Chassidim die Melodie. Diese jüdische Bewegung, entstanden um 1750 im Süden Russlands, versucht, im Gesang auszudrücken, was nicht in Worten fassbar ist. Durch die Melodie soll ein tranceähnlicher Zustand erreicht werden, in dem die Nähe zu Gott spürbar wird.
Gil Aldema verwandelt diese ekstatischen, oft auf repetitiven Einzelsilben beruhenden Melodien in seiner Fantasie In Chassidic Mood, ursprünglich für Klarinette und Streicher geschrieben, in einen rein instrumentalen Gesang. Dass der Klezmer nicht unwesentlich von dieser Tradition beeinflusst worden ist, wird hier besonders deutlich!
JOURNEY
SA, 3. JUNI 2023, 14.30 UHR
ZKO-HAUS
Avi Avital Mandoline
Itamar Doari Perkussion
Kio Seiler Violine
Silviya Savova-Hartkamp Violine
Frauke Tometten Molino Viola
Nicola Mosca Violoncello
Ivo Schmid Kontrabass
CHF 75
Nikos Skalkottas Fünf griechische Tänze für Streichquintett
Sulchan Zinzadse Sechs Miniaturen für Mandoline und Streicher
Clarice Assad Obrigado für Mandoline und Streichquartett
Gil Aldema Auszüge aus: In Chassidic Mood, bearbeitet für Mandoline und Streichquintett Traditionell bulgarisch Bucimis Traditionell türkisch Nacyem Nacyem Traditionell jüdisch Mi Yitneni Of
Als weiteren Höhepunkt des ZKO-Festivals huldigen Avi Avital und das Zürcher Kammerorchester der Musik des italienischen Barocks – im Mittelpunkt steht auch hier die Mandoline.
Der berühmte Trevi-Brunnen in Rom, der 1762 eröffnet wurde, kann als architektonische Einlösung zahlreicher Merkmale gesehen werden, die mit dem Barock assoziiert werden: imposante, genau proportionierte und symmetrische Strukturen, dynamische Wiedergabe des Menschlichen und wohldosierte Verzierungen. Diese Konzepte, die man zur Zeit ihrer Entstehung als klassizistisch auffasste und erst im Nachhinein als barock bezeichnete (im pejorativen Sinne!), fanden natürlich auch in der Musik ihre Entsprechung. Tonangebend war in vielerlei Hinsicht die italienische Barockmusik – auch aufgrund ihres Exports in andere Teile Europas.
Für das Programm mit dem klingenden Titel «Barocco italiano» wurden einige der prägendsten barocken Komponisten «aus dem Land, wo die Zitronen blühen» vereint. Sie alle hatten aufregende Leben und spannende Karrieren, wobei sie ihren Ruhm lange nicht nur der italienischen Heimat verdankten. Arcangelo Corelli ist vielleicht jener Künstler unter ihnen, der am stärksten stilbildend war. Dies erreichte er, der hauptsächlich in Rom wirkte und über ein ungemeines Ansehen verfügte, insbesondere mit seinen epochemachenden Werken, die er im wahrsten Sinne des Wortes vorbildhaft mit den beliebten Ingredienzen des musikalischen Barocks ausgestaltete – namentlich mit Klassizität und tiefem Ausdruck. Beste Beispiele dafür sind seine Concerti grossi sowie seine Sonaten, um die man sich in ganz Europa riss und die entsprechend weit verbreitet wurden.
Von der Begeisterung für Corelli profitierte auch Francesco Saverio Geminiani, der – wohl, weil er in Italien einer zu grossen Konkurrenz ausgesetzt war – vor allem in London Karriere machte. Ein wichtiges Werk für seinen Erfolg war die Umarbeitung von Corellis beliebten Violinsonaten, op. 5 zu Concerti grossi. Giovanni Paisiello wiederum machte nicht nur in seiner Heimatstadt Neapel Karriere, sondern war auch als Kapellmeister in St. Petersburg tätig, wo er den italienischen Stil wesentlich implementierte, und hielt sich, auf Einladung von keinem Geringeren als Napoleon Bonaparte, in Paris auf. Hier entstand wohl das Mandolinenkonzert, das auf dem Programm steht – verquickt es doch den italienischen Stil mit in der französischen Hauptstadt beliebten Spieltechniken. Emanuele Barbella hingegen wirkte hauptsächlich in seiner Heimatstadt Neapel und schrieb mit seinem D-Dur-Konzert ein weiteres wichtiges Konzert für die Mandoline, deren Bauart und Klang sich im 18. Jahrhundert verfeinerten, weshalb sie sehr beliebt war. Antonio Vivaldi schliesslich war seiner Heimatstadt Venedig eng verbunden und prägte den dortigen Barock massgeblich mit, ehe er nach Wien ging – selbstverständlich mit italienischer Musik.
BAROCCO ITALIANO
SA, 3. JUNI 2023, 19.30 UHR
Avi Avital Mandoline
Willi Zimmermann Violine und Leitung
Zürcher Kammerorchester
CHF 75
Antonio Vivaldi Violinkonzert a-Moll, RV 356, bearbeitet für Mandoline
Giovanni Paisiello Konzert für Mandoline Es-Dur
Francesco Geminiani Concerto grosso g-Moll, op. 5/5
Emanuele Barbella Konzert für Mandoline D-Dur
Arcangelo Corelli Concerto grosso F-Dur, op. 6/2
Antonio Vivaldi Konzert für Laute D-Dur, RV 93, bearbeitet für Mandoline
Ein neuer Blickwinkel auf Antonio Vivaldis
Vier Jahreszeiten: Beim ZKO-Festival hören wir den Barock-Dauerbrenner nicht nur, sondern betrachten ihn auch – durch die Augen eines Schafs, live gezeichnet von Illustrator Jam Jopp.
Frühling, Sommer, Herbst und Winter – das sind unsere wunderbaren Jahreszeiten. Was es da alles zu entdecken gibt: Wie klingt Vogelgezwitscher? Wie laut donnern gewaltige Sommergewitter übers Land? Wie fröhlich klingt ein Erntedankfest? Wie leise fallen Schneeflocken? Zu jeder Jahreszeit sind Antonio Vivaldi Melodien eingefallen, und er komponierte eine unvergessliche Reise durch Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Seine Komposition Die vier Jahreszeiten zählt bis heute zu den bekanntesten und beliebtesten Werken aus den Sphären der klassischen Musik.
Der Zyklus besteht aus vier Violinkonzerten, die je eine Jahreszeit porträtieren, beginnend mit dem Frühling. Dabei verstand es Vivaldi ausgezeichnet, für die jeweiligen Jahreszeiten typische akustische Elemente in die Musik einzubauen. Im Frühling sind etwa Vogelgezwitscher, ein Frühlingssturm und ein schlafender Hirte zu hören. Im Sommer setzt Vivaldi die drückende Hitze, die mühsamen Mückenschwärme, die Gesänge verschiedener Vögel sowie ein langsam heranziehendes und sich schliesslich entladendes Sommergewitter musikalisch um. Im Herbst sind ein Erntedankfest, die Jagd mit den damit einhergehenden Gewehrschüssen und das flüchtende, schliesslich zusammenbrechende Tier in der Musik hörbar. Schliesslich folgt der Winter, den Vivaldi mit musikalischen Abbildern der klirrenden
Kälte, der eisigen Bise, einem warmen Cheminée-Feuer sowie einem Eiskunstläufer und dem alles wegfegenden Boréas-Wind illustriert.
In der Familienfassung für Kinder präsentieren sich die Vier Jahreszeiten auf neue Art und Weise. Einerseits trägt der renommierte Musiker Avi Avital die Solostimme mit der Mandoline – anstelle der Violine – vor. So erhalten die bekannten Melodien neuartige Klangfarben und ermöglichen neue und ungeahnte Blickwinkel. Andererseits werden diese neuen Farben und Perspektiven ergänzt durch den Illustrator Jam Jopp, der mitten im Orchester sitzt und Strich für Strich das Schaf Antonia erschafft. Antonia erwacht und macht sich auf eine Reise durch die vier Jahreszeiten und verschiedene Landschaften, bei der sie die Schönheit der Natur erlebt, aber auch Stürme und Gewitter überstehen muss, bis sie die Freuden des Winters kennenlernt und dann erkennt, dass alles wieder von vorne beginnt.
Parallel zur Musik des Zürcher Kammerorchesters und Avi Avital entspinnt sich so die Geschichte einer mutigen Heldin, die Vivaldis Vier Jahreszeiten durch eine eigenständige, visuelle Ebene erweitert. Eine Erfahrung für alle Sinne, für Kinder und Erwachsene.
DIE VIER JAHRESZEITEN FÜR KINDER
SO, 4. JUNI 2023, 11.30 UHR UND 14.00 UHR
ISRAELITISCHE CULTUSGEMEINDE ZÜRICH (ICZ)
Antonio Vivaldi Die vier Jahreszeiten, op. 8
Avi Avital Mandoline
Lisa Stepf Konzept und Dramaturgie
Jam Jopp Live-Illustration
Zürcher Kammerorchester
Kinder CHF 15 / Erwachsene CHF 39
Er hatte das Pech, zwischen Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven zu sitzen: Johann Nepomuk Hummel. Einzig sein Trompetenkonzert hat überlebt. Ein Rettungsversuch.
Sein Start ist verheissungsvoll. Johann Nepomuk Hummel (1778–1837) wächst in der Musikmetropole Wien auf und bekommt mit fünf Jahren das erste eigene Klavier geschenkt. Der Vater überantwortet den Unterricht des begabten Sohnes 1786 einem gewissen Wolfgang Amadeus Mozart. Hummel wird zum Wunderkind an den Tasten und tourt begleitet von seinem ehrgeizigen Vater samt Übungsklavier im Gepäck durch Europa. Fünf Jahre geht es durch Deutschland, Dänemark, Schottland, England und zuletzt durch das damalige Holland.
Zurück in Wien, tritt der 15-Jährige ein ernsthaftes Studium an: Kontrapunkt bei Johann Georg Albrechtsberger, Gesang und Philologie bei Antonio Salieri und Orgelunterricht bei Joseph Haydn. Haydn vermittelt den glänzenden Improvisator und Komponist subjektiv-erregter Klaviermusik 1804 an den fürstlich-esterhàzyschen Hof nach Eisenstadt und ins Amt des Kirchenmusikkomponisten.
Hummels Weg führt anschliessend zurück nach Wien, dann als Leiter der Oper nach Stuttgart und 1819 als Hofkapellmeister nach Weimar. Hummel ist nach wie vor ein gefragter Pianist und tritt neben seinen Verpflichtungen am Hof weiterhin als Solist auf.
Die Musikentwicklung beginnt, den sich von Clementi und Mozart nährenden Komponisten zu überholen. Beethoven führt das Szepter und drängt den Freund und Konkurrenten ins Abseits. Bevor Hummel 1813 die Opernsängerin Elisabeth Röckel heiratet und sie die Bühne mit dem Haushalt vertauscht, ist sie eine enge Freundin Beethovens. Sie könnte die Widmungsträgerin von Beethovens populärem Klavierstück a-Moll ohne Opuszahl sein. Auf dessen verschollenem Autograf soll «Für Elise am 27. April zur Erinnerung von L. v. Bthv.» stehen.
Rettungsversuche vergessener Komponisten gelingen eher, wenn ein grosser Name für sie eintritt. Avi Avital versteht sich als Botschafter Hummels und seines Konzerts für Mandoline, einem sparsam instrumentierten Konzert, das dem leisen Zauber des Zupfinstruments huldigt. Zu Hummels Zeit wird in Wien die Mandoline cremonesischer und brescischer Bauart bevorzugt. Sie ist mit vier einzelnen Darmsaiten bespannt und klingt samtener als die achtsaitige drahtbespannte Mandoline aus Neapel.
Avital tritt mit einer achtsaitigen Mandoline auf und könnte Don Giovanni in dessen berühmter Canzonetta begleiten. Als Mozart diese charmante Einlage einfiel, war Hummel sein Schüler. Auch Beethoven verneigte sich vor dem Zupfinstrument und komponierte Mitte der 1790er-Jahre vier Werke für Mandoline und Cembalo. Avital rückt auch diese versunkene Musik ins Licht und spielte das anrührende Adagio ma non troppo zusammen mit Olga Paschchenko am Hammerflügel im Konzert. Beethoven schrieb die Musik für Comtesse Josephine von Clary-Aldringen, eine bekannte Sängerin und Mandolinenspielerin. «pour la belle J par LvB» lautet die Widmung im Autograf. Ernster ist es Beethoven, als er sein Quartett f-Moll, op. 95 mit der Eigenschaft «serioso» kategorisiert und damit sich selbst in die Pflicht nimmt. Er müsse sich daran gewöhnen, alle vier Stimmen «im Kopfe zu entwerfen», bevor er etwas niederschreibe.
SERIOSO
SO, 4. JUNI 2023, 19.30 UHR KIRCHE NEUMÜNSTER ZÜRICH
Avi Avital Mandoline
Willi Zimmermann Violine und Leitung Zürcher Kammerorchester
CHF 75
Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie Nr. 27 G-Dur, KV 199
Johann Nepomuk Hummel Konzert für Mandoline G-Dur Ludwig van Beethoven Streichquartett Nr. 11 f-Moll, Quartetto serioso, op. 95, arrangiert für Streichorchester von Gustav Mahler
Die Abschlusskonzerte des Jungen ZKO sind immer ein heiteres Highlight in unserem Konzertkalender. Heuer präsentieren die Schülerinnen und Schüler jedoch kein Konzert im herkömmlichen Sinne, sondern gar ein Musiktheater. Untermalt von viel Musik und Tanz begeben wir uns dabei auf eine Entdeckungsreise durch den Körper.
Während unseres ganzen irdischen Lebens ist er unser steter Begleiter: unser Körper. Von Geburt an sind wir an ihn gebunden, über viele Jahrzehnte trägt er uns durch Wind und Wetter, nahezu unverwüstlich, wie ein Fels in der Brandung. Doch auf dem langen Weg kann es auch immer wieder harzen: gebrochene Knochen, Magen-DarmVerstimmungen, Schürfungen, schmerzende Weisheitszähne, der Blinddarm oder Bandscheibenvorfälle testen die Resistenzfähigkeit unseres Leibes immer wieder aufs Neue. Und der findet stets eine Reaktion darauf.
Höchste Zeit also, sich unserem Körper, diesem Meisterwerk der Natur, etwas genauer zu widmen. Genau das hat sich das Junge ZKO für die zwei Abschlusskonzerte auf die Fahne geschrieben. Die 6. Klasse aus dem Schulhaus Hardau entwickelte zusammen mit der 5. Klasse aus dem Schulhaus Entlisberg, dem Musikvermittler Oliver Hauser und der Komponistin Carmen Nuñez ein Konzept für eine Reise durch unseren Körper – mit viel Augenzwinkern.
Im Zentrum stehen Sam und Pablo, zwei junge, noch unerfahrene Bakterien, die im Grunde ein gutes Herz, aber nicht immer die besten Ideen haben. Die beiden sitzen in der Milz herum und ihnen ist langweilig, also beschliessen sie, etwas dagegen zu unternehmen: Sie organisieren eine Party. Doch diese geht gehörig schief und löst eine unaufhaltsame Kettenreaktion aus, welche die zwei Bakterien zu verschiedenen Organen und Körperteilen führt und den menschlichen Körper bis aufs Letzte fordert. Wie genau das aussieht? Lassen Sie sich überraschen!
«Es ist immer wieder schön zu sehen, mit welcher Leidenschaft und Disziplin diese jungen Menschen auf ein Ziel hinarbeiten können. Und ebenso schön ist es zu beobachten, mit welcher Offenheit die Musikerinnen und Musiker des ZKO auf die Kinder zugehen und diese bei den Proben und Aufführungen mit ganzen Kräften unterstützen.»
OLIVER HAUSERAuf jeden Fall ist von den Schülerinnen und Schülern Multitasking gefragt. Sie schlüpfen in diverse schauspielerische Solo-Rollen, zeigen genau durchchoreografierte Tanzszenen und verkörpern sämtliche Moleküle, Bakterien und Zellen, die den Körper so bewohnen. Begleitet werden sie dabei vom Zürcher Kammerorchester, das zwischen und während den Szenen für Musik sorgt. Selbst diese wurde gänzlich von den Schulklassen entworfen und dann von Carmen Nuñez zu flüssigen Orchesterarrangements zusammengestellt.
Es ist also nicht nur ein Konzert, sondern ein richtiges Musiktheater, das die zwei Klassen im Verlauf des Schuljahres auf die Beine gestellt haben. So werden die Abschlusskonzerte zum grossen Höhepunkt der zweijährigen Projektperiode des Jungen ZKO. Dessen ist sich auch Oliver Hauser sicher: «Die Kinder haben über viele Monate mit grosser Begeisterung und viel Engagement an diesem Projekt gearbeitet. Die Abschlusskonzerte werden für sie ein unvergessliches Highlight sein.»
ABSCHLUSSKONZERT JUNGES ZKO
FR, 9. JUNI 2023, 19.30 UHR, ZKO-HAUS
SA, 10. JUNI 2023, 19.30 UHR, ZKO-HAUS
Junges ZKO
– Schulhaus Entlisberg 5. Klasse
– Schulhaus Hardau 6. Klasse
Carmen Nuñez Komposition
Oliver Hauser Leitung
Willi Zimmermann Violine und Leitung Zürcher Kammerorchester
Kinder bis 16 Jahre CHF 10
Erwachsene CHF 20
Programm nach Ansage
Mit freundlicher Unterstützung durch
Lucie Leguay versteht sich als Kollaborateurin und sprüht vor Energie. Ihr Rezept für ein wirkungsvolles Dirigat: klare Gesten, wenig Worte und möglichst viele Ohren.
Ihr Sprechtempo ist so rasant wie ihre Karriere. «Dirigentin sein heisst, eine Balance finden zwischen Autorität und Freiheit.» Diese Haltung überzeugte 2018 die Jury eines Wettbewerbs für Nachwuchsdirigentinnen in der Philharmonie de Paris. Dort fand sich Lucie Leguay mit 28 Jahren ein, eben hatte sie den Master für Dirigieren an der Haute École de Musique in Lausanne abgeschlossen. Seither assistierte sie etwa Matthias Pintscher, dem Leiter des Ensemble Intercontemporain, und konnte eng mit dem Dirigenten und Komponisten Peter Eötvös sowie Heinz Holliger und Kaija Saariaho zusammenarbeiten. 2021 tauschte sie diese Rollen mit einem Vertrag als Assistentin von Mikko Franck beim Orchestre Philharmonique de Radio France und wird vermehrt als Gastdirigentin prominenter Orchester eingeladen.
Leguay versteht sich als Kollaborateurin im Dienst der Musik, die gleichzeitig «Chef» ist. Sie besteht auf der männlichen Form und hält wenig von gendergerechter Sprache. Ihre Aufgabe sei es, die Idee des Komponisten zu vermitteln und dafür ein zu ihr passendes Vorgehen anzuwenden. «Ich schlage etwas vor, wir probieren, dann probieren wir etwas anderes – abschliessend fälle ich eine Entscheidung.»
Oft hat Lucie Leguay wenig Zeit dafür, weil eine Residenz nach zwei bis drei Tagen endet. Das Konzert ist auch ein Gradmesser der psychologischen Feinarbeit. Sie prägt das künstlerische Ergebnis weit mehr als Aussenstehende vermuten. Leguay weiss, wie hart Musikerinnen und Musiker sein können, wenn sie sich nicht respektiert fühlen. Der Alleinherrscher am Pult ist von gestern, findet sie. Vieles sei in Bewegung, die Bereitschaft da, Frauen am Pult zu akzeptieren. Noch brauche es aber Förderinstrumente ausschliesslich für Dirigentinnen, um Frauen sichtbar zu machen und ihnen den Platz einzuräumen, der ihnen zusteht.
Eine Interpretation muss fundiert sein und beruht auf der Analyse der Partitur. Die stille Arbeit am Tisch, im Zug oder im Hotel ist massgeblich für die Vorbereitung einer Probe. «Ich antizipiere zum Beispiel schwierige Stellen und überlege mir, wie ich sie zerlegen könnte.» Das Wissen darum entspannt das Proben und nimmt Druck vom eng getakteten Fahrplan des Musikbetriebs: «Wenn für ein Solokonzert mit Orchester eine einzige Probe reichen muss, zählt jede Minute.» Sagt es und freut sich auf das Mentoring beim Festival d’Aix im kommenden Sommer. Dort wird sie mit dem Balthasar Neumann Orchestra arbeiten können und sich in die historische Spielpraxis vertiefen. Thomas Hengelbrock, der sie coacht, kam wie sie über Umwege ans Pult: Er war Barockgeiger in Freiburg im Breisgau und sie Pianistin in Lille, als der Funke zündete.
JUNG UND WILD
DI, 13. JUNI 2023, 19.30 UHR
TONHALLE ZÜRICH
Lucie Leguay Leitung
Pascal Deuber Horn
Zürcher Kammerorchester
CHF 110 / 100 / 85 / 60
Igor Strawinsky Konzert für Streichorchester D-Dur, Basler Concerto
Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie Nr. 40 g-Moll, KV 550
Igor Strawinsky Konzert für Kammerorchester Es-Dur, Dumbarton Oaks
Wolfgang Amadeus Mozart Konzert für Horn und Orchester Nr. 4 Es-Dur, KV 495
«Dirigieren ist Psychologie. Man muss die Musiker kennenlernen wollen und ihre Reaktionen zu deuten versuchen.»
Es sind zwei herausragende musikalische Persönlichkeiten, deren Leidenschaft weit über das eigene Genre hinausreicht: Jazzlegende Nils Landgren und Stargeiger Daniel Hope. Ihre erste Begegnung im Jahr 2020 bei der Arte-TV-Reihe «Hope@Home» war von grosser Harmonie und Übereinstimmung geprägt. Am Dienstag, 4. Juli findet diese fruchtbare Zusammenarbeit in Begleitung des Zürcher Kammerorchesters eine Fortsetzung. Jazz, Pop und Klassik begegnen sich in einem Programm, das neben Evergreens von Leonard Bernstein und Sting auch Kompositionen von Nils Landgren bereithält. Sie alle kommen im neuen Kleid daher, als Arrangements für Solovioline, Gesang, Jazzposaune und Orchester.
Du hast den Posaunisten Nils Landgren während «Hope@Home» kennengelernt. Was war das Besondere an der Begegnung mit Nils Landgren? Weshalb hattet ihr das Bedürfnis, eure musikalische Zusammenarbeit fortzusetzen?
Ich habe Nils seit ewigen Zeiten sehr bewundert. Er strahlt Musik aus und ist eine Inspiration für seine Umgebung. Wir waren uns einig, dass wir uns das nächste Mal vor einem Live-Publikum und mit unserem Zürcher Kammerorchester treffen würden.
Du und Nils Landgren, ihr seid in verschiedenen Musikrichtungen zu Hause. Dennoch zeichnet ihr euch durch eine Offenheit für andere Genres und eine grosse Experimentierfreude aus. Wie würdest du eure Verbindung beschreiben?
Wir glauben beide, dass Musik Musik ist. Dass sie uns miteinander verbindet. Und dass beide Genres voneinander lernen können. Ausserdem lassen wir uns beide von niemandem sagen, dass wir etwas nicht probieren können! Das ist erfrischend zu erleben.
Was verbindet Jazz und Klassik deiner Meinung nach miteinander? Wo sind die Schnittpunkte, die so ein Projekt möglich machen?
Jazz ist ein sehr instinktives Idiom, das auf der Freiheit des Ausdrucks durch Improvisation beruht. Klassische Musik ist das Studium der notierten Musik, verbunden mit dem unerbittlichen Wunsch, durch Interpretation Freiheit zu schaffen. Einige der aufregendsten Begegnungen erlebte ich mit Jazzmusikern, die jemanden wie mich in ihre musikalische Sphäre eingelassen haben. Dabei entstand eine komplett neue Form von Energie.
Auf dem Programm von «Hope meets Landgren» stehen Werke von Bernstein, Sting und auch Kompositionen von Nils Landgren selbst werden zu hören sein. Wer von euch beiden war für die Programmauswahl verantwortlich, bzw. wessen musikalische Vorliebe findet sich darin wieder?
Welche Werke es ins Programm geschafft haben, das wurde von uns in gemeinsamer Übereinkunft entschieden. Wir wenden uns der Musik und den Musikern zu, die uns viel bedeuten, und im Fall von Bernstein und Sting sind es darüber hinaus zwei Künstler, die wir jeweils persönlich kannten und schätzen.
Musiker:innen, die es in ein Orchester geschafft haben, die haben sich mit Talent und unglaublich viel Fleiss Fertigkeiten erarbeitet, die es ihnen erlauben, Kompositionen von höchstem Schwierigkeitsgrad präzise wiederzugeben. Eine Jazzband hingegen ist eine Zusammenkunft von virtuosen Improvisationstalenten, alle äusserst agil und beweglich. Was können Jazz- und Klassikmusiker:innen deiner Meinung nach voneinander lernen?
In der Musik geht es um das Zuhören und darum, Ideale zu teilen. Klassische Musiker lieben es, mit Jazzmusikern zusammen zu sein, denn ihre gewagte Freiheit und ihr Mangel an Grenzen lassen uns freier fühlen. Und Jazzmusiker haben einen unglaublichen Respekt vor der klassischen Musik, ihrer Form und Struktur, ihrem Erbe und ihrer Kraft. Es ist eine Freude und ein Vergnügen, diese beiden Welten zusammenzubringen, und beweist uns wieder einmal, wie stark Musik verbindet.
Daniel Hope Music Director
Nils Landgren Posaune
Johannes von Ballestrem Klavier
Zürcher Kammerorchester
CHF 110 / 100 / 85 / 60
Werke u. a. von Leonard Bernstein und Sting
Mit freundlicher Unterstützung des Konzertpartners:
Zum Saisonabschluss präsentiert Heinz Holliger eine Hommage an seinen ehemaligen Lehrer Sándor Veress. Das sorgsam von einem der Doyens der Schweizer Musik zusammengestellte Programm wirkt selbst wie eine Komposition.
«Fast alles, was ich in der Musik gelernt habe, habe ich durch Veress gelernt.» Diese tiefe Prägung, die Heinz Holliger als Schüler von Sándor Veress erfahren hat, und folglich die Verbundenheit mit dem ehemaligen Lehrer ist Flucht- und Angelpunkt dieses Konzerts. Der aus dem heutigen Cluj (das damals als Klausenburg zu Ungarn gehörte) stammende Veress war 1949 im Alter von 42 Jahren nach Bern emigriert, weil sich die politische Situation in der kommunistischen Heimat radikal zugespitzt hatte. In der Schweiz fand er eine zweite Heimat. Hier wirkte er, der selbst bei Bartók studiert hatte, am Konservatorium sowie an der Universität Bern und prägte eine ganze Generation junger Komponisten. Neben Holliger waren u. a. auch Roland Moser, Jürg Wyttenbach, Heinz Marti, Janós Támas und Theo Hirsbrunner seine Schüler.
Eines der ersten Werke, das Veress in der Schweiz schrieb, ist die Hommage à Paul Klee. Entstanden bei der Familie Müller-Widmann, wo Veress ein Zuhause fand und «auch Menschen wie Vogel oder Bartók ein und aus gingen», habe das Stück mit seiner grossen «Farbigkeit des Klangs», so Holliger weiter, «eine grosse Bedeutung im Leben von Veress». Wie Holliger berichtet, hätten das Werk des Malers Paul Klee mit seiner «für alle Musiker hochinspirierenden Kunst» Veress «zu einem kreativen Vulkanausbruch» angeregt. Tatsächlich fand Veress in den sieben Sätzen seiner Hommage jeweils klangliche Entsprechungen für die sieben zugrundeliegende Bilder von Klee – übrigens in genauer Umkehrung von Klees (primär in anderen Werken) verfolgten Bestrebungen, Klang in Bild zu fassen. Die musikalische Umsetzung des Bildes Alter Klang, mit dem Klee – als einziges der sieben – explizit Musik verhandelte, schlage gemäss Holliger «eine Brücke zu älterer Musik». Denn die «neoklassizisti-
schen Elemente, wie etwa die vielen Verzierungen», erinnerten an Musiker des französischen Barocks wie Rameau und Couperin.
Die geistige Welt des Programms
Ähnlich wie Veress habe auch Ravel mit seinem Tombeau de Couperin in «eine alte Zeit zurückgeblickt», dabei aber «die Musik stark erneuert». Ravel konzipierte die einzelnen Sätze des Werks seinerseits als Hommage an Kameraden, die im Ersten Weltkrieg gefallen waren, und griff dabei auf alte, aus dem Barock stammende Ideen zurück, die er in der modernen Musiksprache aufgehen liess.
Auch die Sinfonie Nr. 98, die am Schluss des Konzerts erklingt, passe bestens zum Programm, in dessen «geistige Welt» Holliger das Publikum mitnehme möchte: «Haydn ist einer der grössten, wachsten, hellsten und überraschendsten Komponisten der Musikgeschichte, sein grosses Gesamtwerkt ist ein Weltwunder. In Werken wie seiner Sinfonie Nr. 98, einer der grossen ‹Londoner Sinfonien›, fasste er die ganze Musiktradition zusammen – und schuf eine Musik voller geistvoller Überraschungen für ein hochsensibles und mitgehendes Publikum.»
Überhaupt sieht Holliger ein Konzertprogramm ähnlich wie «eine Komposition, in der alles alles kommentiert». Dazu gehören schliesslich auch die passenden Aufführenden, die Holliger im Duo Gerzenberg gefunden hat. Zwei Brüder, die nicht nur als «Duo sehr gut funktionieren», sondern auch Holligers Vorstellung von selbstständig agierenden Nachwuchskünstlern einlösen. Anton Gerzenberg, der 2021 den Concours Géza Anda gewonnen hat, beeindruckt ihn entsprechend auch dadurch sehr, dass er «immer offen für Neues ist und nicht in Schubladen denkt».
Ein warmherziges Publikum, unerwartete Wetterkapriolen, inspirierende Bekanntschaften und ein ungewöhnlicher Orchesterklang: Hier kommt ein kurzer Rückblick unseres Music Directors Daniel Hope auf die USA-Tour.
Wir hatten eine fantastische Tournee, in der wir beeindruckende Konzerthäuser von der amerikanischen Ostküste bis zur Westküste kennenlernen durften. Das amerikanische Publikum hat uns freundlich begrüsst und gefeiert. Bei den Konzerten ist regelmässig der Funke übergesprungen. Die Stimmung war voller Wärme, Enthusiasmus und Begeisterung. Das hat uns durch die Tournee getragen.
Was uns überrascht hat, waren die extremen Wetterverhältnisse in den USA: Von winterlich kalt in Ann Arbor (Michigan) bis sommerlich warm in Savannah (Georgia) war alles dabei.
Auf der Tour haben uns zwei Jazzmusiker begleitet, mit denen wir bisher noch nie gemeinsam gespielt hatten: Eric Jones und Michael Orenstein. Beide haben uns mit ihren musikalischen Impulsen inspiriert und begleitet.
Alles lief reibungslos, die Tour war hervorragend organisiert. Nur beim Konzert in San Francisco gab es ein kleines Missgeschick. Das Publikum war am Ende des Konzertes so begeistert, dass wir ihm noch eine Zugabe bieten wollten. Im Orchester gab es allerdings unterschiedliche Auffassungen bezüglich des nächsten Werkes. Bis dahin hatten wir bei einer Zugabe meist Coplands Hoe-down gespielt, aber an diesem Abend wollte ich mit Leonard Bernstein beginnen. Letztlich hat dann die eine Hälfte des Orchesters mit mir gemeinsam Copland zu spielen begonnen, die andere Hälfte war allerdings auf Bernstein eingestellt. Heraus kam ein unglaubliches Klanggeräusch, das alle herzlich zum Lachen brachte: Das Orchester und das Publikum. Letztlich haben wir dann in schönster Übereinstimmung Copland und Bernstein hintereinander zum Besten gegeben. Die einmalige Klang-Collage hat uns im Nachhinein noch oft zum Lachen gebracht.
Dürfen wir vorstellen? Das ist der Neue im ZKO-Haus. Es ist ein Bösendorfer Concert Grand 280VC. Am 9. März um 10 Uhr kam er bei uns im ZKO-Haus als schwergewichtiges Riesenpaket an. Die Enthüllung dauerte eine gute Stunde – dann war die Begeisterung gross: Der Bösendorfer ist einfach nur schön. Und erst der Klang: Zum Davonfliegen! Beim Einweihungskonzert am 12. März beeindruckte der neue Konzertflügel erstmals vor rund 250 Konzertbesucher:innen mit seiner enormen Klangfülle.
Pianist Oliver Schnyder, der bei der Auswahl des Flügels im österreichischen Stammhaus beratend zur Seite stand, entlockte dem Instrument mit Kompositionen von Felix Mendelssohn und Wolfgang Amadeus Mozart einen faszinierenden Klangreichtum.
Frisch, sympathisch und informativ: So begann die Orchesterprobe zu «Cellissimo» im ZKO-Haus. Unterstützt von Kulturvermittler Oliver Hauser gestalteten die Schülerinnen und Schüler des Jungen ZKO die Konzerteinführung, zu der auch andere Schulklassen eingeladen waren. Diese durften nicht nur ein besonderes Konzertprogramm mit Cellist Daniel Müller-Schott erleben, sondern auf erfrischende Art und Weise eine gute Portion an Hintergrundwissen zu den Werken erfahren.
Nach sieben Jahren in der Schweiz und vier Jahren als kaufmännische Geschäftsleitung des Zürcher Kammerorchesters verlässt Helene Eller das ZKO. Das Heimweh nach ihrem geliebten Tirol zieht sie zurück in ihr Heimatland Österreich, wo sie im Sommer eine neue berufliche Herausforderung antreten wird. Das ZKO verliert mit Helene Eller eine ausdauernde, leidenschaftliche und tatkräftige Mitstreiterin für die Belange des Orchesters. An der Seite der künstlerischen Geschäftsleiterin Lena-Catharina Schneider hat sie eine ganze Menge bewegt und wichtige Impulse für die Zukunft des ZKO gesetzt: Der Bereich Finanzen wurde auf ein neues, professionelles Niveau gebracht, die Digitalisierung von Administration und Orchester wurden vorangetrieben. Dank innovativen Fundraising-Ideen konnten wichtige Wunschprojekte finanziert werden, darunter der Kauf des neuen Bösendorfer Konzertflügels. Orchester und Administration bedanken sich von ganzem Herzen für die geleistete Arbeit.
KUNSTAUSSTELLUNG IM ZKO-HAUS
Der 1962 in Italien geborene Künstler Antonio Zecca studierte an der staatlichen Kunstakademie Stuttgart und lebt und arbeitet seit 1990 in Singen am Hohentwiel. In seinen Werken beschäftigt er sich hauptsächlich mit der Darstellung der menschlichen Figur. Die Arbeiten reichen von der klassischen Malerei, der Installation und der Objektkunst bis hin zur Performance.
«Die Figürlichkeit der Renaissance bis hin zur heutigen Zeit beschäftigt mich. Durch Einflüsse aus der Pop Art habe ich mich mit der Darstellung der menschlichen Figur auseinandergesetzt. Mein Handwerkszeug hierfür sind Pittkreide, Kohle sowie Öl/Aquarell und Bleistifte, welche entweder auf einer Leinwand oder auf Papier zum Einsatz kommen.»
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Zürcher Kammerorchester-Verein
Seefeldstrasse 305 | 8008 Zürich 044 552 59 00 | info@zko.ch
Eintritt frei
Kaum ein anderes Berufsbild hat so viele Facetten: Orchestermanager sind allzeit verfügbare, sprachbegabte Dirigentenversteher und Orchesterberuhiger, Hindernisbeseitiger, Organisationstalente, Musikkenner, Diplomaten, Zauberer, Taxifahrer, Geduldsapostel, Motivationstrainer und Mediatoren. Beim Zürcher Kammerorchester wird diese verantwortungsvolle Aufgabe von Silvan Hürlimann ausgefüllt. Vor gut 20 Jahren ist er zum ZKO gekommen. Über seine Anfänge im neuen ZKO-Haus, über die Entwicklung des Orchesters und über die Herausforderungen als Schnittstelle zwischen Orchester und Administration berichtet er uns im folgenden Interview.
Was fragt man jemanden, der das Zürcher Kammerorchester seit 20 Jahren begleitet und über diese Zeit wahrscheinlich ganze Sammelbände schreiben könnte. Am besten wie alles angefangen hat?
Ich habe ein paar Wochen nach dem Umzug ins heutige ZKO-Haus, im August 2002, meine Tätigkeit beim ZKO aufgenommen. Beim Eröffnungswochenende, da war ich schon dabei. Damals war das ein grosser Schritt für alle Beteiligten. Das Orchester hatte erstmals ein richtiges Zuhause, was für alle Neuland war. Der Neustart eröffnete mir die Möglichkeit, mich intensiv einzubringen. Die damalige Leitung, Howard Griffiths und Thomas Pfiffner haben mir grosse Freiheiten einberaumt, obwohl ich eigentlich Quereinsteiger war. Ich bin gelernter Orgelbauer.
Was waren deine ersten Aufgaben? Und wie hast du dich im ZKO weiterentwickelt?
Die Aufgaben waren damals nicht so klar strukturiert wie heute. Personell wurde durch den Umzug ins neue Haus mehr Kapazität gebraucht. Deshalb war ich
zunächst als «Mädchen für alles» eingesetzt. In der ersten Zeit habe ich mich vor allem um die Logistik, Administration und das neue Haus gekümmert. Als die damalige Orchesterdisponentin Gisela Rindle in Rente ging, durfte ich an ihre Stelle rücken.
War dir das Zürcher Kammerorchester vor deiner Bewerbung bereits bekannt?
Ich wusste schon, dass es das ZKO gibt. Aber mit 23 habe ich einfach einen Job gesucht in einem Bereich, der mich interessiert hat. Als ich mich beworben hatte und die Zusage bekam, war ich zunächst beinahe überrascht. Wollte ich das wirklich? Heute bin ich froh, dass mich meine innere Stimme ins ZKO geführt hat – die familiäre Atmosphäre bei uns, das liegt mir einfach.
Was hat sich in all den Jahren gravierend verändert?
Als ich angefangen hatte, konnte sich jeder Mitarbeitende seinen Interessen entsprechend einbringen, viele Bereiche haben sich überschnitten und jeder hat eigentlich alles gemacht – je nach Bedarf.
Die Aufgaben wurden dann im Laufe der Zeit komplexer. Die Anforderungen an die jeweiligen Arbeitsbereiche sind gestiegen, was eine Professionalisierung bzw. Spezialisierung zur Folge hatte. Durch die Digitalisierung hat sich die gesamte Arbeitswelt komplett verändert. Alles ist schnelllebiger und kurzfristiger geworden. Corona hat dieser Entwicklung noch einmal einen Schub gegeben.
Ein Orchestermanager ist für sämtliche Belange des Orchesters zuständig. Das geht von der Dienstplanung übers Orchesterbudget bis hin zur Organisation und Durchführung von Probespielen. Könnte man sagen, du bist die gute Seele des Orchesters?
Ich empfinde mich als Dienstleister, ähnlich einem Concierge in einem feinen Hotel. Ich versuche, die Probleme im Orchester ernst zu nehmen und sie zu lösen, egal auf welcher Eskalationsstufe der Konflikt gerade stattfindet. Feierabend, wie in anderen Berufen, gibt es so nicht. Fragen oder Probleme, wie z. B. Krankheitsausfälle vor einem Konzert, können jederzeit auftauchen und dann muss ich abrufbar und einsatzbereit sein.
Auch nach 20 Jahren im ZKO erscheinst du jeden Tag voller Tatkraft und gut gelaunt im ZKO-Haus. Woraus beziehst du die Freude an deiner Arbeit, was motiviert dich?
Naja, wenn Reinhold Messner auf den K2 steigt, dann hat er nicht nur Spass. Eher sucht er die Herausforderung. Bestmögliche Lösungen zu finden, Ideen zu verwirklichen und den Leuten Freude zu bereiten, das ist es, was mich immer wieder motiviert. Aus meiner Tätigkeit ergeben sich ausserdem viele wertvolle Kontakte mit Ehemaligen, mit grossartigen Solistinnen und Solisten, die ich pflege und schätze. Und dann sind da natürlich unsere wunderschönen Konzerte, denen ich beiwohnen darf.
Wie tankst du in deiner Freizeit wieder Kraft auf?
Ich reise gern, ich esse gerne und ich liebe Kunst. Seit zwei Jahren engagiere ich mich als Stiftungsrat in der Kunststiftung Joseph Gnädinger. Die Begeisterung für Kunst darf ich auch im ZKO einbringen. In der Galerie im ZKO-Haus werden seit zwei Jahren Kunstwerke von Schweizer Kunstschaffenden ausgestellt. Wer ein Konzert im ZKO-Haus besucht, hat dort die Möglichkeit, im Vorfeld die ausgestellten Exponate zu bewundern.
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REDAKTION
Petra Meyer
MITARBEIT
Thomas Hunziker, Robin Keller, Alexander Ponet, Lena-Catharina Schneider, Linda Schürmann
AUTOREN
Sebastian Badolato, Dr. Lion Gallusser, Dr. Corinne Holtz (www.corinneholtz.ch), Robin Keller, Petra Meyer, Lena-Catharina Schneider
FOTOGRAFIE
Coverfoto, S. 43: Violoncello (gespielt von Nicola Mosca) © Felix Streuli/TBWA
S. 3: Lena-Catharina Schneider, Kathrin Martelli und Helene Eller © Harald Hoffmann
S. 4: Heinz Holliger © Priska Ketter; Avi Avital © Christoph Köstlin; Nils Landgren © Nikola Stankovic; Lucie Leguay © Studio1822
S. 6: Avi Avital © Christoph Köstlin
S. 9: Avi Avital © Christoph Köstlin
S. 10: Avi Avital © Harald Hoffmann
S. 12: Avi Avital © Christoph Köstlin
S. 14: Avi Avital © Harald Hoffmann
S. 16: Avi Avital © Harald Hoffmann
S. 20: Avi Avital © Christoph Köstlin
S. 22: Junges ZKO © Michel Bumann/ZKO
S. 24: Lucie Leguay © Studio1822
S. 26: Daniel Hope © Daniel Waldhecker
S. 27: Nils Landgren © Nikola Stankovic
S. 28: Heinz Holliger © Priska Ketterer
S. 30, 31, 32, 33: USA-Tournee 2023 © Drew A. Kelly - Philharmonic Society of Orange County, Tanja Sonc/ZKO, Daria Zappa Matesic/ZKO, Alexander Ponet/ZKO, Matthias Kägi/ZKO
S. 34: Junges ZKO © Linda Schürmann/ZKO; Anlieferung im ZKO-Haus © Michel Bumann/ZKO; Helene Eller © Harald Hoffmann
S. 35: Antonio Zecca © www.zecca-antonio.de
S. 36: Silvan Hürlimann © Harald Hoffmann
S. 37, 38: Archivfotos © ZKO
ILLUSTRATIONEN
S. 18: Michel Bumann/ZKO
S. 22: Carmen Nuñez
GESTALTUNG UND LAYOUT
Michel Bumann
PRODUKTION
Multicolor Print AG
AUFLAGE UND ERSCHEINUNGSDATUM
12.250 Ex., erscheint dreimal jährlich Mai 2023
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• Zwei Freikarten zu einem Kammermusikkonzert im ZKO-Haus
• Gelegentliche Konzertaktionen
• Ein Extrakonzert als Dank an die Freunde
• Für Förderer, Gönner, Mäzene und Firmen ein musikalischer Anlass und Dinner mit Musikerinnen und Musikern
PASSEGGIATA VENEZIANA – AVI AVITAL
FR, 2. JUNI 2023, 19.30 UHR, MUSIKSCHULE KONSERVATORIUM ZÜRICH
CYMBELINE – AVI AVITAL
SA, 3. JUNI 2023, 11.00 UHR, ZKO-HAUS
JOURNEY – AVI AVITAL
SA, 3. JUNI 2023, 14.30 UHR, ZKO-HAUS
BAROCCO ITALIANO – AVI AVITAL
SA, 3. JUNI 2023, 19.30 UHR, JOHANNESKIRCHE ZÜRICH
DIE VIER JAHRESZEITEN FÜR KINDER
SO, 4. JUNI 2023, 11.30 UHR UND 14.00 UHR, ISRAELITISCHE CULTUSGEMEINDE ZÜRICH (ICZ)
SERIOSO – AVI AVITAL
SO, 4. JUNI 2023, 19.30 UHR, KIRCHE NEUMÜNSTER ZÜRICH
ABSCHLUSSKONZERT JUNGES ZKO
FR, 9. UND SA, 10. JUNI 2023, 19.30 UHR, ZKO-HAUS
JUNG UND WILD – LUCIE LEGUAY UND PASCAL DEUBER
DI, 13. JUNI 2023, 19.30 UHR, TONHALLE ZÜRICH
HOPE MEETS LANDGREN
DI, 4. JULI 2023, 19.30 UHR, TONHALLE ZÜRICH
HOMMAGE – HEINZ HOLLIGER
DI, 11. JULI 2023, 19.30 UHR, TONHALLE ZÜRICH
MIT DANIEL MÜLLER-SCHOTT
FR, 16. JUNI 2023, 19.30 UHR, STADTKIRCHE THUN
MIT MAURICE STEGER
SO, 25. JUNI 2023, 19 UHR, KIRCHE ST. MARTIN ZILLIS
GALAKONZERT INTERNATIONALES OPERNSTUDIO
MO, 3. JULI 2023, 19 UHR, OPERNHAUS ZÜRICH
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