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Ein Gespann mit Reise-DNA

Das ZKO ist ein Orchester mit einer ausgeprägten Reise-DNA. Seit seiner Gründung im Jahr 1945 fanden rund ein Viertel aller Konzerte im Ausland statt. Mit seinem Music Director Daniel Hope teilt das Orchester die Vorliebe, sowohl das heimische Publikum zu begeistern als auch die Bühnen der Welt kennenzulernen. Fünf Jahre nach der letzten USA-Tournee freuen sich die Musikerinnen und Musiker nun auf einen weiteren Sprung über den Atlantik. Für Music Director Daniel Hope und das ZKO eine wunderbare Gelegenheit, alte Bekanntschaften zu pflegen und neue Bande zu knüpfen.

INTERVIEW PETRA MEYER

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MICHIGAN FR, 17. MÄRZ 2023 University Musical Society Ann Arbor

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FLORIDA SO, 19. MÄRZ 2023 Raymond F. Kravis Center for the Performing Arts West Palm Beach

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NEW JERSEY DI, 21. MÄRZ 2023 State Theatre New Jersey New Brunswick

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3 7

10

4

GEORGIA DO, 23. MÄRZ 2023 Lucas Theatre for the Arts Savannah

5

KALIFORNIEN SA, 25. MÄRZ 2023 Segerstrom Center for the Arts Costa Mesa

6

KALIFORNIEN SO, 26. MÄRZ 2023 Zellerbach Hall Berkeley

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CONNECTICUT MI, 29. MÄRZ 2023 Esther Eastman Music Center Lakeville

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NEW YORK DO, 30. MÄRZ 2023 Wellin Hall Clinton

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NEW YORK FR, 31. MÄRZ 2023 Troy Savings Bank Music Hall Troy

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VIRGINIA SO, 02. APRIL 2023 George Mason University Fairfax

Mit dem Orchester auf Reisen zu gehen, das ist gerade für unsere jüngeren Orchestermitglieder etwas ganz Besonderes. Die bevorstehende USA-Tournee gehört für sie zu den absoluten Highlights der Saison 2022/23. Du, Daniel, bist nahezu ständig unterwegs – auch in den USA. Ist das Tourleben für dich schon völlig normal oder ist da auch noch freudige Erwartung mit im Spiel?

Ich freue mich immens, dass wir wieder auf USA-Tournee gehen. Wir besuchen ein Land, zu dem ich eine enge Verbindung habe. Auch das Orchester war bereits mit seinem Gründer Edmond de Stoutz mehrfach in den Staaten. Auf Tournee haben wir die Gelegenheit, der Welt zu zeigen, wer wir sind. Wir freuen uns auf das amerikanische Publikum, das so unglaublich begeisterungsfähig ist. Es liebt die klassische Musik und zelebriert sie leidenschaftlich. Sprachkenntnissse sind nicht erforderlich, wir können durch das musikalische Erleben kommunizieren.

Welches Programm werdet ihr in die USA mitnehmen?

Wir haben verschiedene Programme im Gepäck. Es wird einen englischen Schwerpunkt geben u.a. mit Elgars Introduction and Allegro, op. 47, einem Paradestück für Solo, Streichquartett und Streichorchester. Dann haben wir Mendelssohns Violinkonzert d-Moll, MWV O3 dabei, ein vergessenes Jugendstück – Yehudi Menuhin hatte es nach dem zweiten Weltkrieg neu entdeckt. Dann möchten wir das amerikanische Publikum mit Vaughan Williams’ The Lark Ascending begeistern. Dazu gesellt sich ein wunderschönes amerikanisches Programm mit Duke Ellington, Florence Price, Erin Copland, Samuel Barber, Philipp Glass. Auch Max Richters Recomposed: Vivaldi – The Four Seasons ist dabei. Es gibt viele Fans in den USA, auf die dieses Werk eine grosse Faszination ausübt.

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Gibt es Spielstätten, auf die du dich ganz besonders freust?

In Kalifornien gastieren wir an der Berkeley University in der Zellerbach Hall, einem der bedeutendsten Säle in ganz Amerika. Wir spielen dort im Rahmen der «Cal Performances» – einer grossen Konzertserie in den USA. Bisher waren vor allem die ganz grossen Orchester Europas dort eingeladen: die Berliner Symphoniker, das London Symphony Orchestra. Von daher ist es eine grosse Ehre für uns als Kammerorchester, dorthin eingeladen worden zu sein. Darüber hinaus freuen wir uns sehr auf uns bekannte Spielstätten wie etwa in Ann Arbor, ebenfalls einem wunderschönen Konzertsaal mit einer langen Tradition und über 2500 Sitzplätzen.

Hat das amerikanische Publikum andere Vorlieben als das europäische? Wie reagiert es im Konzert?

Das amerikanische Publikum hat eine Offenheit und eine Begeisterungsfähigkeit für Musik, die man selten findet. Anders als bei uns, wo man gerne auf eine längere Ansprache vor dem Konzert verzichtet, legen Amerikaner allergrössten Wert auf eine herzliche Begrüssung. Und dann diese spontane Begeisterung! Sofort wird geklatscht, meistens nach jedem Satz. Das Publikum zeigt sehr direkt, was es fühlt und was es will. Ich finde das sehr schön und sehr natürlich. Man ist auf Augenhöhe mit dem Publikum.

Kannst du dich noch an deine eigene erste grosse Auslandstournee erinnern?

Aber natürlich – es war im Jahr 2002: Ich war 27 Jahre alt und kam als Einspringer zum berühmten Beaux Arts Trio, eine Institution in der Kammermusik. Die Tournee führte uns damals auch nach Amerika. Ich erinnere mich an jeden einzelnen Auftritt und das grossartige Gefühl, das amerikanische Publikum kennenzulernen und zu gewinnen. Wir haben 18 Konzerte in 21 Tagen gespielt. Jeden Abend! Es ging von Küste zu Küste, inklusive Kanada, Nordamerika, Grosse Seen, Boston, New York, Philadelphia, Washington D.C. Ich durfte die ganz grossen Konzertorte kennenlernen und war dementsprechend unglaublich aufgeregt.

Gibt es eine Region, in der du noch nie gespielt hast? Einen Ort, den du gerne noch kennenlernen würdest?

Ich habe tatsächlich auf allen grossen Bühnen der Welt gespielt und jede hat ihre eigene Faszination. Wenn ich z.B. in der Carnegie Hall spiele, dann kann ich tagelang vorher nicht schlafen. Schon wenn ich den BackstageBereich betrete, habe ich das Gefühl, ein paar Zentimeter grösser geworden zu sein. In der Garderobe hängen Bilder von Frank Sinatra, den Beatles, Jascha Heifetz, Rachmaninow, Tschaikowski – sie alle haben auf dieser Bühne gestanden. Einfach unglaublich.

Hängt da auch schon ein Bild von dir?

Nein (lacht). Ich habe leider nicht oft genug in der Carnegie Hall gespielt. Für ein Foto in der Ahnengalerie muss man dort ein- und ausgehen. Dennoch: Die Carnegie Hall ist für mich das Ideal. Sie hat einen fantastischen Saal mit einer grossartigen Akustik. Und dann das Gefühl: New York – Carnegie Hall – einfach unschlagbar.

Als «Zurich Little Symphony» tourte das ZKO als erstes Orchester der Schweiz im Jahr 1955 in den USA und Kanada. Weitere Nordamerika-Touren folgten in den Jahren 1964, 1967 und 1970. Zwischen den Gastspielen nutzte das Orchester die Gelegenheit, Land und Leute zu entdecken, wie beim Besuch des US Space & Rocket Center in Huntsville 1964.

Die intensive Reisetätigkeit des Zürcher Kammerorchesters, die sich nach den Erfolgen in den Vereinigten Staaten und Kanada auf die ganze Welt ausdehnte, wurde damals auch vom Schweizer Fernsehen interessiert verfolgt, wie das Foto beim Interview mit Orchestergründer Edmond de Stoutz aus dem Jahr 1964 am Flughafen Zürich zeigt.

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