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Cellissimo

Superlative genügen längst nicht mehr, um Daniel Müller-Schott, einen der weltweit führenden Cellisten unserer Zeit, zu porträtieren. Für die Konzerte mit dem Zürcher Kammerorchester, dem in seinen Augen «wunderbaren und so facettenreichen Ensemble», spielt er Haydns Cellokonzert Nr. 1.

TEXT LION GALLUSSER

Ein Raunen ging durch die Musikwelt, als Daniel MüllerSchott 1992, im Alter von gerade einmal 15 Jahren, den ersten Preis auf seinem Instrument am Internationalen P. I. Tschaikowski-Wettbewerb für junge Musiker gewann. Begeistert war die Öffentlichkeit im selben Jahr zudem von dem gemeinsamen Auftritt in Bamberg mit der Geigerin Julia Fischer. Mit dieser verbindet ihn denn auch enge Freundschaft. Quasi parallel entwickelten die beiden in den letzten zwanzig Jahren äusserst beeindruckende Karrieren. So spielt Müller-Schott seither in allen grossen Sälen und mit den bedeutendsten Dirigenten und Orchestern. Wichtige Meilensteine erlebte er, wie er selbst sagt, mit dem Zürcher Kammerorchester: «Bereits 1995 hatte ich als ganz junger Musiker mit dem ZKO mein Debüt in der Tonhalle Zürich und im Wiener Musikverein, damals unter der Leitung von Edmond de Stoutz. Das waren unvergessliche Momente.» Es sei «ein Glück, über viele Jahre» mit dem ZKO musizieren zu dürfen.

Bei alledem blieb der sympathische Münchner stets auf dem Boden. 2013 erhielt er den Aida Stucki Preis (benannt nach einer berühmten Schweizer Violinistin des 20. Jahrhunderts) von niemand Geringerem als AnneSophie Mutter. Letztere ehrte Müller-Schott damit für seine solistischen Fähigkeiten und seine Offenheit gegenüber einem breiten Repertoire, in dem von Barock bis zu zeitgenössischer Musik (u.a. mit eigens für ihn komponierten Werken) viel vertreten ist. Auch heute ist Müller-Schott, wie Mutter ihn damals bezeichnete, «Vorbild einer ganzen Generation junger Cellisten». Ein Zeichen für Müller-Schotts Aufgeschlossenheit ist seine intensive Beschäftigung mit dem Cellokonzert Nr. 1 von Joseph Haydn. Dieses gehört zu den schwierigsten Cellokonzerten, ist allerdings noch gar nicht allzu lange bekannt. Es wurde nämlich erst über 150 Jahre nach Haydns Tod 1961 in Prag entdeckt. In der Folge etablierte es sich als Bravourstück unter den Cellisten. Massgeblichen Anteil daran hatte Mstislaw Rostropowitsch (1927–2007), indem er es etliche Male spielte und aufnahm. Vom grossen russischen Cellisten führt eine direkte Linie zu Müller-Schott, weil dieser ein Jahr bei Rostropowitsch studierte. Haydn seinerseits hat das Konzert wohl zwischen 1762 und 1765, also zu Beginn seiner Zeit am Hof der Fürsten Esterházy komponiert. Die Solopartie scheint er für Anton Weigl (1740–1820), ein damaliges Ausnahmetalent und Cellist der fürstlichen Kapelle, geschrieben zu haben. Dies legt uns nicht zuletzt die zwischen spätbarocker Pracht und klassischer Eleganz pendelnde Musik nahe, da sie vom Solisten ein breites Register an Technik und Ausdruck fordert. Gleichzeitig ist das Werk damit wie gemacht für Müller-Schott, der dazu meint: «Die pulsierende Freude an Rhythmus und rasender Virtuosität zu erleben, ist grossartig.»

«Die pulsierende Freude an Rhythmus und rasender Virtuosität zu erleben, ist grossartig.»

CELLISSIMO DI, 28. FEB. 2023, 19.30 UHR TONHALLE ZÜRICH

Daniel Müller-Schott Violoncello Willi Zimmermann Violine und Leitung Zürcher Kammerorchester

Wolfgang Amadeus Mozart Divertimento Nr. 17, KV 334 Ernest Bloch From Jewish Life, Bearbeitung für Violoncello, Harfe und Streicher Joseph Haydn Cellokonzert Nr. 1 C-Dur, Hob. VIIb:1

CHF 110 / 100 / 85 / 60

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