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Kammermusik@ZKO: En Double

EN DOUBLE – MIT KLAREM BLICK DURCH DIE ZEIT

Jana Karsko und Nicola Mosca haben ein Programm voller Esprit zusammengestellt, das von der griechischen Antike bis in die Gegenwart führt. Besonders daran ist auch, dass die beiden auf verschiedenen Instrumenten spielen.

TEXT LION GALLUSSER

ICH BIN IHNEN SEHR VERBUNDEN WEGEN DER SCHWÄCHE IHRER AUGEN

«Liebster Baron Dreckfahrer, je vous suis bien obligé pour votre faiblesse de vos yeux.» Diese mit einigem Schalk formulierten Worte richtete Beethoven an den befreundeten Cellisten Nikolaus von Zmeskall-Domanovetz – aus Dankbarkeit für dessen Sehschwäche. Damit spielte er wohl darauf an, dass er sein Duo WoO 32 für die Aufführung mit dem Baron geschrieben hat. Denn die «zwei obligaten Augengläser» im Titel meinen nicht etwa sonderbare Instrumente, sondern lediglich, dass das Werk für zwei Brillenträger entstand (wobei man sich unter einer Brille zur damaligen Zeit eher eine aufwendige, auf den Schläfen und nicht hinter den Ohren aufliegende Apparatur vorstellen muss).

Das eingängige Werk, von dem nur zwei Sätze existieren, bildet die Klammer für das Konzert, mit dem die beiden Aufführenden, wie Jana Karsko erklärt, «neue Herausforderungen» suchten. «Ich habe in der Corona-Zeit angefangen, mich mit der Bratsche zu beschäftigen», fährt die angestammte Violinistin Karsko weiter, «und Nicola Mosca hat neben Cello auch Harfe studiert.» So seien die beiden auf die Idee gekommen, ein Programm zusammenzustellen, in dem sie auf ihren beiden Instrumenten in Erscheinung treten – es seien ihnen «neue musikalische Türen aufgegangen».

Diese Entdeckungslust spiegelt sich überdies in den weiteren, sorgsam ausgewählten Stücken. Nach Beethoven geht es zu Eric Satie und der wunderbar schwebenden ersten Gymnopédie. Damit versuchte Satie wahrscheinlich, jener im «Fin de siècle» kurz vor 1900 verbreiteten Begeisterung für eine sinnliche Antike Rechnung zu tragen. Jedenfalls verstand man den Begriff «Gymnopédie» im Altertum auch als erotischen Tanz von unbekleideten jungen Spartanerinnen.

AN DIE GRENZEN DES GEISTES

Mit den Gnossiennes, von denen Karsko und Mosca zwei ausgesucht haben und deren Titel wohl auf das sagenumwobene, damals entdeckte Knossos zurückzuführen ist, evozierte Satie ebenfalls eine exotisch-antike Stimmung. Dafür liess er zum Beispiel die Taktstriche fast ganz weg und schrieb ungewöhnliche Vortragsanweisungen in die Noten wie «Du bout de la pensée».

Mit Camille Saint-Saëns’ Fantasie für Harfe und Klavier, op. 124 taucht man sodann in die impressionistisch inspirierte Salonmusik um 1900 ein. Faszinierend ist, wie sich der damals schon über 70-jährige Saint-Saëns dem modernen Stil des 20. Jahrhunderts, wie ihn etwa sein Schüler Gabriel Fauré prägte, öffnete. Wie sich die Musik im weiteren Verlauf des letzten Jahrhunderts weiter diversifizierte, demonstrieren Karsko und Mosca schliesslich mit Kostproben des Griechen Nikos Skalkottas (nur 1909–1949) und des griechisch-stämmigen Iannis Xenakis (1922–2001), einem der wichtigsten Exponenten der Neuen Musik. Der Titel des 2000 uraufgeführten Dhipli Zhia meint nichts anderes als «Duo».

KAMMERMUSIK@ZKO: EN DOUBLE SO, 29. JAN. 2023, 11.00 UHR ZKO-HAUS

Jana Karsko Violine und Viola Nicola Mosca Violoncello und Harfe

CHF 40 Ludwig van Beethoven Duo für Viola und Violoncello Es-Dur, Duett mit zwei obligaten Augengläsern, WoO 32 Erik Satie Gymnopédie Nr. 1 Nikos Skalkottas Vier Duette für Violine und Violoncello, AK 44 Erik Satie Gnossienne Nr. 1 Camille Saint-Saëns Fantasie für Violine und Harfe, op. 124 Iannis Xenakis Dhipli Zhia Erik Satie Gnossienne Nr. 3

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