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trans History

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Milchjugend

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Marsha P. Johnson und Sylvia Rivera am CSD in New York 1973. Foto von Reuters Graphic (von Netflix)

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Christine Jorgensen, Foto: AP

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Auch wenn viele das Gefühl haben, trans Menschen seien eine Erscheinung der heutigen Zeit, dann liegen diese definitiv falsch. Seit jemensch zurückdenken kann, gibt es Menschen, die wissen, dass ihre Körpermerkmale nicht zu ihrem inneren Empfinden gehören.

Text: Michael De Vita-Läubli in Zusammenarbeit mit Shannon Tobler, Mirjam Werlen und Finn Heckman So wurde bereits 300 v. Chr. den Priestern Gala der Sumerer, einem Volk im südlichen Mesopotamien, nachgesagt, dass Männer die Rollen von Frauen und weibliche Namen annahmen. Und auch über den römischen Kaiser Elagabalus (204–222 nach Christus) wurde berichtet, dass er passend zu seinem Lebensstil die Haare am Leib entfernen liess, sich schminkte und mit einer Perücke auf dem Kopf durch das nächtliche Rom strich. Wir wissen jedoch nicht, ob Elagabalus vielleicht die erste römische Kaiserin war. Mit der Entstehung der bürgerlichen Welt im 19. Jahrhundert wurden die sozialen Aufgaben von Frau und Mann abgegrenzt. Schwule, Lesben und eben auch trans Menschen passten nicht in dieses Schema.

Christine Jorgensen, Foto: AP

Sylvia Rivera und Marsha P. Johnson demonstrieren für LGBTQ-Rechte in New York 1973. © Diana Davies, NYPL In der neueren Zeit prägte der Arzt und Sexualforscher Magnus Hirschfeld bereits 1910 den Begriff «Transvestit» für Menschen, die Kleidung des anderen Geschlechts trugen. 1919 gründete er das Institut für Sexualwissenschaft in Berlin. Er erkannte, dass es zwischen Homosexualität und Transvestitismus keine Verbindung geben muss, sondern es sich vielmehr um einen Unterschied zwischen physischer und psychischer Verfassung dieser Menschen handelt. Mit dem damaligen Begriff Transvestit meinte er, was heute als Transidentität bekannt ist.

Die ersten operativen Geschlechtsangleichungen fanden bereits im Jahr 1930 durch den Arzt Felix Abraham am selben Institut in Berlin statt. Diese wurden 1931 in der Zeitschrift für Sexualwissenschaft publiziert. 1933 wurde das Institut für Sexualwissenschaft nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten geschlossen. 1952 war Christine Jorgensen die erste trans Frau in den USA, welche eine geschlechtsangleichende Operation erhielt und über die umfänglich medial berichtet wurde. Ihre Operationen führte sie in Dänemark durch.

Marsha P. Johnson war eine herausragende LGBTIQA+ Aktivistin. Die trans Frau und PoC (Person of Color) hielt sich am 28. Juni 1969 in der New Yorker Bar «The Stonewall Inn» auf, als die Polizei eine Razzia durchführte. Sie soll die darauffolgenden «Stone Wall Riots» – der Beginn der Pride – angeführt haben. Zusammen mit der lateinamerikanischen trans Frau Sylvia Rivera hatte sie 1970 die «Street Transvestite Action Revolutionaries» (STAR) gegründet, eine homosexuelle, nonbinäre, trans und transvestitische Strassenaktivisten-Organisation. Damit sie die finanziellen Mittel hatten, um die jungen obdachlosen Menschen zu unterstützen und um sie vor der Prostitution zu bewahren, verdienten Johnson und Rivera selbst mit Prostitution Geld. STAR wird von vielen als bahnbrechende Organisation in der queeren Befreiungsbewegung und als Modell für andere Organisationen angesehen.

Ihr Aktivismus hat unser heutiges Leben positiv geprägt. Viele gesellschaftliche Belange und die weit fortgeschrittene, aber noch nicht vollendete, Gleichstellung würde ohne Johnson und Rivera heute vielleicht anders aussehen. Nun ist es an uns, für die vollendete Gleichstellung zu sorgen und die Rollen von genderqueeren Menschen in der gemeinsamen LGBTIQA+ Geschichte anzuerkennen.

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