zek Hydro - Ausgabe 1 - 2020

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FEBRUAR 2020

Verlagspostamt: 4820 Bad Ischl · P.b.b. „03Z035382 M“ – 18. Jahrgang

Fachmagazin für Wasserkraft

HYDRO Glarner Stollenbaudrama endet mit Happy End Starke Performance vom neuen Kraftwerk Alvierbach Sechsmal mehr Leistung für das neue KW Plöschmitzbach Revitalisierung bringt Leistungsschub für Kärntner Kleinkraftwerk

Kammerjäger gesucht? Wir schützen Ihre Prozessleit- und Steuerungssysteme.

Mess- und Leittechnik für die Wasser- und Energiewirtschaft

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Foto: zek-HYDRO

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Überraschend nachhaltig.

Kompetenz für Kleinwasserkraft Lokale Experten mit globaler Expertise Kleinwasserkraftwerke sind ein wichtiger Baustein im Energiemix: Sie haben das Potential, eine stabile lokale Strom­ versorgung zu sichern. Auch der Ausbau regenerativer Energien lässt sich mit Kleinwasserkraft vorantreiben. Weltweit sind aktuell rund 64 % der Wasserkraft­ ressourcen ungenutzt – ein Großteil davon ideal für Kleinwasserkraftlösungen. Durch die perfekte Abstimmung von elek­ trischen, hydraulischen und steuerungs­

voith.com

technischen Komponenten sind wir in der Lage, die Energieerzeugung und den Lebenszyklus Ihrer Anlage zu optimieren. Effiziente Energieversorgung bedeutet für uns, Wirtschaftlichkeit und Umweltfreund­ lichkeit in Einklang zu bringen: Stellen Sie uns auf die Probe! Let it flow: www.voith.com/smallhydro A Voith and Siemens Company

Troyer steht für Spitzenqualität in der Herstellung von Wasserturbinen und Kraftwerksanlagen. Seit Generationen garantieren wir dank maßgeschneiderter Lösungen die optimale Nutzung der Wasserkraft für eine sichere, wirtschaftliche und ressourcenschonende Energiegewinnung. Troyer AG info@troyer.it Tel. +39 0472 765 195

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HYDRO

Zur Sache

NACHHALTIGKEIT – EINE ZENTRALE LEITLINIE DER WASSERKRAFTBRANCHE

V

ermutlich ist es Ihnen schon beim ersten Blättern aufgefallen: Die neue zek HYDRO ist ein wenig anders. Es liegt an der Haptik. Was Sie spüren, ist Nachhaltigkeit. Es war uns ein Herzensanliegen, unser Magazin auf einem der ökologisch hochwertigsten Papiertypen zu drucken, die derzeit am Markt erhältlich sind. Dieses Papier ist PEFC-zertifiziert und entspricht somit den modernsten und aktuellsten ökologischen Richtlinien. Das bedeutet, dass das für die Papiererzeugung verwendete Holz aus nachhaltig und klimafit bewirtschafteten Wäldern stammt. Außerdem wurde die Druckerei Roser in Salzburg, mit der wir seit mittlerweile 17 Jahren zusammenarbeiten, mit dem Österreichischen Umweltzeichen zertifiziert. Unter anderem ist damit sichergestellt, dass mit umweltfreundlichen Druckfarben gearbeitet wird. Es freut uns, dass wir als Fachmedium für die wichtigste und traditionsreichste Form der erneuerbaren Energien damit auch einen kleinen Beitrag in Sachen Nachhaltigkeit leisten können. Nachhaltigkeit – ein zentrales Thema dieser ersten Ausgabe im Jahr 2020: Für so manches Industrie­ unternehmen ist sie zur zentralen Leitidee geworden. Erfolg ohne Nachhaltigkeit? Kaum mehr vorstellbar. Genau das vermittelt etwa die Unternehmensstrategie des Traditionsherstellers Tiroler Rohre GmbH, der uns im Rahmen einer Werksführung mit der konsequent gelebten Philosophie der Nachhaltigkeit überzeugte. Beginnend mit dem Rohmaterial – die duktilen Gussrohre werden zu 100 Prozent aus recyceltem Eisenschrott hergestellt – über die Energieversorgung am Standort bis hin zur Unternehmenskultur, indem ein gepflegtes Miteinander zwischen allen Mitarbeitern kultiviert wird, wird hier Nachhaltigkeit in allen Bereichen großgeschrieben. Den Bericht dazu finden Sie auf den Seiten 48-51. In den Wintermonaten herrscht im Alpenraum zwar üblicherweise ein wenig Saure-Gurken-Zeit, was Einweihungen, aber auch was die Inbetriebsetzungen von neuen Kraftwerken betrifft. Dennoch dürfen wir Ihnen auch in dieser Ausgabe der zek HYDRO wieder einige spannende Kraftwerksprojekte vorstellen. So durften wir im Glarnerland das neue Kraftwerk Doppelpower besichtigen, das es vor einigen Jahren aufgrund massiver Schwierigkeiten beim Stollenbau in die Schweizer Gazetten geschafft hatte. Mittlerweile konnten die baulichen Probleme behoben und die 4-MW-Anlage der SN Energie von erfahrenen Branchenprofis fertiggestellt werden. Zweifellos eine Investition, von der noch die nächsten Generationen profitieren. (S16-21) Eine Investition in die Zukunft ist mit Sicherheit auch das neue Kraftwerk Alvierbach der illwerke vkw, das bereits seit einem Jahr Strom ans Netz liefert. Was das Kraftwerk durchaus besonders macht, ist primär der Kraftabstieg, in dem das Triebwasser über eine Länge von 800 m bergauf fließt. Planerisch und baulich galt es dabei einige Herausforderungen zu nehmen. (S27-33) Natürlich darf bei dieser Aufzählung das neueste Kraftwerk des E-Werk Gröbming nicht fehlen: Das KW Plöschmitzbach, bei dem gegenüber dem Altbestand eine Leistungssteigerung auf mehr als das 6-Fache erzielt werden konnte. (S22-25) Zudem berichten wir in dieser Ausgabe über ein Kraftwerksprojekt in Indonesien, dem KW Lodagung, in dem zwei moderne Siphon-Turbinen made in Austria zum Einsatz kommen. (S36-38) Neben diesen exemplarisch ausgewählten Projektberichten haben wir uns von der Firma Rittmeyer Österreich erklären lassen, wie sie die Leittechnik in den Drau-Kraftwerken Annabrücke und Edling auf den neuesten Stand der Technik bringt. (S42-44) Außerdem haben wir uns gefragt, welcher Art Müll und wie viel davon an den Rechen der Kraftwerke im Laufe eines Jahres so anfallen – mit einem durchaus interessanten Ergebnis. (S57-59) Vielen Dank an die Verantwortlichen von VERBUND und Energie AG, die uns ihre Zahlen und Daten zu diesem Thema zukommen ließen. Abschließend möchte ich mich wieder bei allen bedanken, die am Entstehen der vorliegenden Ausgabe mitgeholfen haben. Ich darf Ihnen, liebe(r) Leser(in) eine gute Zeit mit der neuen zek HYDRO wünschen. Ihr Mag. Roland Gruber (Chefredakteur) rg@zekmagazin.at

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Inhalt

16 KW DOPPELPOWER

22 KW PLÖSCHMITZBACH

27 KW ALVIERBACH

36 KW LODAGUNG

Aktuell

Projekte

Veranstaltung

06 Interessantes & Wissenswertes SHORT CUTS

16 Happy End für Vorzeigeprojekt nach Stollenbaudrama KW DOPPELPOWER

34 Sedimentmanagement als zentrales Thema der Veranstaltung ENERGIE- & UMWELTTAGE

22 Ersatzneubau im Ennstal sorgt für 6-fache Leistungssteigerung KW PLÖSCHMITZBACH

Projekte

27 Neues Kraftwerk liefert sauberen Strom aus dem Brandnertal KW ALVIERBACH

36 Indonesisches Kraftwerk arbeitet mit Siphonturbinen made in Austria KW LODAGUNG 39 50 Jahre-Jubiläum: Wasserkraft ist Heimvorteil in der Erzeugung KW GMUNDEN 42 Drau-Kraftwerke erhalten elektro technische Frischzellenkur KW ANNABRÜCKE & EDLING

03 Editorial 04 Inhalt 06 Impressum

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45 Leistungsschub für Kärntner Klein kraftwerk nach Revitalisierung KW TIEFER BACH

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HYDRO

Inhalt

KW ANNABRÜCKE

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KW TIEFER BACH

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ROHRTECHNIK

Technik

Ökologie

48 TRM Gussrohrsysteme – ein Produkt gelebter Nachhaltigkeit ROHRTECHNIK

57 Treibholz und Zivilisationsmüll vor den Rechen der Kraftwerke SCHWEMMGUTENTSORGUNG

52 Mit Innovationen die Zukunft der Wasserkraft sichern BAYER. LANDESKRAFTWERKE

Veranstaltung

Projekte

Anzeigen

60 Wasserkraft braucht die Politik braucht die Wasserkraft RENEXPO INTERHYDRO 2019

54 Gerbereimuseum geht dank Eigenbau-Wasserrad ein Licht auf KW GERBEREI SALZER

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SCHWEMMGUT

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zek HYDRO 01/2020

Voith U2 Troyer U3 Rittmeyer U4

Aste Energy 47 Bayerische Landeskraftwerke 53 BHM-Ing. 15 Braun 8 Breuß Mähr 27 Danner Wasserkraft 25 EFG 47 Elin 13 en-co 12 Energie AG 41 Geotrade-Superlit 26 Geppert 25 Gugler Water Turbines 38 IBI Interalpine Energie- & Umwelttage 35 Hitzinger 32 Jackcontrol 21 MBK Energietechnik 31 MGX-Automation 25 Ossberger 14 Rohrnetzprofis 46 TRM - Tiroler Rohre 51 Wild Metal 33 Wilhelm + Mayer 29 WKV 11 Zepf Schmierungstechnik 7 Zöschg & Groß 25

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HERAUSGEBER

Mag. Roland Gruber und Günter Seefried Grafik: eurostat

VERLAG

Die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien ist für die Erreichung der Klima- und Energieziele der Europäischen Union von wesentlicher Bedeutung. Zuletzt konnte ein Anstieg verzeichnet werden.

Gruber-Seefried-Zek Verlags OG Lindaustraße 10, 4820 Bad Ischl Tel. & Fax +43 (0)6247-84 726 office@zekmagazin.at www.zek.at ­­CHEFREDAKTION

Mag. Roland Gruber, rg@zekmagazin.at Mobil +43 (0)664-115 05 70 REDAKTION

Mag. Andreas Pointinger, ap@zekmagazin.at Mobil +43 (0)664-22 82 323

Foto: Archiv

Mario Kogler, BA, mk@zekmagazin.at Mobil+43 (0)664- 240 67 74 MARKETING

Günter Seefried, gs@zekmagazin.at Mobil +43 (0)664-3000 393 GESTALTUNG

Die Wasserkraft trägt wesentlich dazu bei, dass Österreich beim Anteil der erneuerbaren Quellen am Bruttoendenergieverbrauch EU-weit an der guten fünften Stelle rangiert.

Gruber-Seefried-Zek Verlags OG Lindaustraße 10, 4820 Bad Ischl Tel. & Fax +43 (0)6247-84 726 office@zekmagazin.at www.zek.at UMSCHLAG-GESTALTUNG

MEDIA DESIGN: RIZNER.AT Stabauergasse 5, A-5020 Salzburg Tel.: +43 (0)662/8746 74 E-Mail: m.maier@rizner.at DRUCK

Foto: Jetti Kuhlemann_pixelio.de

ÖSTERREICH UND DEUTSCHLAND VERSTÄRKEN KOOPERATION BEI NETZ-SICHERHEIT Seit Dezember 2019 tauschen die deutschen Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) 50 Hertz, Amprion, TenneT und TransnetBW sowie die österreichische APG sogenannte „Minutenreserve“ aus. Darunter versteht man die Bereitstellung kurzfristiger Stromreserven zum Ausgleich von Schwankungen von Erzeugung und Verbrauch, die sich auf die Frequenz auswirken. Sie wird nach den beiden kurzfristig wirkenden Ausgleichsenergien „Primärregelleistung“ und „Sekundärreserve“ eingesetzt. Die Aktivierung von Minutenreserve erfolgt innerhalb von 15 Minuten. Diese Flexibilität leistet einen wesentlichen Beitrag zur sicheren Stromversorgung in Europa. Die Kooperation, die unter dem Projektnamen „GAMMA“ (German-Austrian Manual Merit Order Activation) geführt wird, ist richtungsweisend, da sie als erste Kooperation im Bereich der Minutenreserve regional die Ziele der Guideline Electricity Balancing erfüllt und einen übernationalen Markt für Regelarbeit schafft. So können Deutschland und Österreich einen regionalen Binnenmarkt für den gemeinsamen Einsatz von Minutenreserve erproben und die dabei gesammelten Erfahrungen als internationale Vorreiter bei der Integration von Regelenergiemärkten in das europäische Projekt „MARI“ (Manually Activated Reserves Initiative) einbringen.

Impressum

Druckerei Roser Mayrwiesstraße 23, 5300 Hallwang Telefon +43 (0)662-6617 37 VERLAGSPOSTAMT

A-4820 Bad Ischl GRUNDLEGENDE RICHTLINIEN

zek HYDRO ist eine parteiunabhängige Fachzeitschrift für kleine bis mittlere Wasserkraft im alpinen Bereich. ABOPREIS

Österreich: Euro 73,00, Ausland: Euro 84,00 inklusive Mehrwertsteuer

Deutschland und Österreich kooperieren als erste Staaten in Europa bei allen Regelreservearten.

zek HYDRO erscheint 6x im Jahr. Auflage: 10.800 Stück Foto: Andreas Hermsdorf_pixelio.de

ANTEIL DER ERNEUERBAREN IN DER EU AUF 18 PROZENT ANGEWACHSEN Im Jahr 2018 erreichte der Anteil der Energie aus erneuerbaren Quellen am Bruttoendenergieverbrauch in der EU einen Wert von 18 Prozent. Damit verzeichnete er einen Anstieg gegenüber 17,5 Prozent im Jahr 2017 und war mehr als doppelt so hoch wie 2004 (8,5 Prozent). Diese Zahlen stammen von Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union. Ziel der EU ist es, bis zum Jahr 2020 einen Anteil von 20 Prozent erneuerbarer Energien und bis 2030 einen Anteil von mindestens 32 Prozent zu erreichen. Unter den 28 EU Mitgliedstaaten haben zwölf bereits einen Teil ihrer national festgelegten Zielvorgaben erreicht oder liegen darüber: Bulgarien, Tschechien, Dänemark, Estland, Griechenland, Kroatien, Italien, Lettland, Litauen, Zypern, Finnland und Schweden. Mit 54,6 Prozent war der Anteil 2018 in Schweden mit Abstand am höchsten. Es folgten Finnland (41,2 Prozent), Lettland (40,3 Prozent), Dänemark (36,1 Prozent) und Österreich (33,4 Prozent). Am anderen Ende der Skala wurde der niedrigste Anteil erneuerbarer Energie in den Niederlanden (7,4 Prozent) registriert. Niederlande, Frankreich, Irland und Slowenien sind am weitesten von ihren jeweiligen Zielen entfernt.

Aktuell

GAMMA – die österreichisch-deutsche Kooperation in Sachen Netztechnik – schafft einen übernationalen Markt für Regelarbeit.

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Dem Ehrenkodex des Österreichischen Presserates verpflichtet

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Aktuell

Foto: Uniper Foto: ewz

Das neue Kraftwerk Zaramagskaya 1 wurde am Fluss Ardon im Nordkaukasus errichtet.

Foto: LEW

RUSHYDRO WEIHT KW ZARAMAGSKAYA 1 IN NORDOSSETIEN EIN Im Beisein zahlreicher namhafter Politiker und Wirtschaftstreibender wurde Anfang Februar das 246 MW-Kraftwerk Zaramagskaya in der russischen Föderationsrepublik Nordossetien-Alanien eingeweiht. Das Kraftwerk, das am Fluss Ardon im Nord-Kaukasus errichtet wurde, erreicht ein Regelarbeitsvermögen von 840 GWh. Damit ist es das drittgrößte Wasserkraftwerk in der Region Nord-Kaukasus. Dank seiner Flexibilität ist das Kraftwerk dazu geeignet, Spitzenlasten im Netz abzudecken. Auf einen Staudamm wurde dabei verzichtet. Dafür verfügt das Kraftwerk über einen 14 km langen Umleitungsstollen, den längsten dieser Art in Russland. Das Herz der Anlage bilden die zwei größten Peltonturbinen des Landes, die auf eine Fallhöhe von 609 m ausgelegt sind. Dank der Leistungsstärke und Steuerbarkeit wird die Anlage die Zuverlässigkeit der Stromversorgung in der Region erhöhen.

ewz investiert weiter in die Kleinwasserkraft: 2020 soll der Baubeginn für drei Projekte erfolgen.

Foto: RusHydro

EWZ INVESTIERT WEITER IN DIE BÜNDNER WASSERKRAFT ewz hat im Dezember den Investitionsentscheid für das Kleinkraftwerk Adont und die beiden Dotierwasserkraftwerke Löbbia und Marmorera gefällt. Die drei Kraftwerke werden zusammen jährlich rund 12 GWh Naturstrom erzeugen. Mit diesen Vorhaben leistet ewz einen Beitrag zur Energiewende und nutzt das in die Maira und Julia abgegebene Dotierwasser sowie das Potential zur Stromproduktion von einheimischer Wasserkraft am Adont. Die Bauarbeiten beginnen an allen Standorten im Jahr 2020. Die Inbetriebnahme des Kraftwerks Adont, welches rund 15 Millionen Franken kosten wird, ist für Ende 2021 geplant. Die Inbetriebnahme der beiden Dotierwasserkraftwerke, die jährlich 0,5 GWh (Löbbia) und 1,3 GWh (Marmorera) ans Netz liefern werden, ist für 2020 vorgesehen. Die Kosten belaufen sich in Löbbia auf 1 Million Franken, in Marmorera auf 1,4 Millionen Franken. [Quelle: ewz]

Am Bahnstromkraftwerk Bergheim wurden die Dammtafeln per 150-Tonnen-Autokran eingehoben.

Foto: zek

EISIGER TAUCHEREINSATZ AM BAHNSTROMKRAFTWERK BERGHEIM Spezialfirmen aus Tirol, Norddeutschland und Oberbayern sind aktuell am Bahnstromkraftwerk Bergheim mit bis zu sechs Monteuren vor Ort im Einsatz. Wesentliche Aufgabenstellung ist zum einen der Austausch der aus einem Stück gefertigten, bis zu 24 Meter langen Hartgummidichtungen an den Seitenabschlüssen des 70 Tonnen schweren und etwa acht Meter hohen Stahlkolosses sowie erstmals auch an der Sohle in neun Meter Tiefe. Zum anderen werden in einem zeitintensiven Prozess sämtliche Außenflächen des Wehrtors bis auf den blanken Stahl gesandstrahlt und mit einem neuen Korrosionsschutz beschichtet. Um eine möglichst wasserdichte Absperrung durch die Dammtafeln sicherzustellen, schickte Uniper seine Profitaucher in die eisige Tiefe des Stauraums, um mit Hochdrucklanzen bei wenig Sicht die fünf Tonnen schweren senkrechten H-Träger zu reinigen. [Quelle: Uniper]

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Aktuell

Kössler übernimmt nun den Namen der Muttergesellschaft Voith Hydro.

Foto: ewa

Foto: zek

Foto: zek

ewa startet mit neuer Unternehmensmarke und neuem Erscheinungsbild in das Jubiläumsjahr 2020.

EWA – ENERGIEURI STARTET INS JUBILÄUMSJAHR Mit der Jubiläumsgeneralversammlung startete EWA am 29. Januar 2020 in sein Jubiläumsjahr. EWA feiert sein 125-jähriges Bestehen und konnte an der GV auf ein gutes Unternehmensergebnis im abgelaufenen Geschäftsjahr 2018/19 zurückblicken. Die Jubiläums-GV bildete auch den Startschuss für die neue Unternehmensmarke und das neue Erscheinungsbild. Urs Meyer, Verwaltungsratspräsident von EWA, blickte in seiner Rede auf die 125-jährige Geschichte von EWA zurück. EWA ist Teil der Urner Geschichte, wie Urs Meyer anhand von ausgewählten Meilensteinen aufzeigte. So lieferte EWA in den Gründerjahren Energie für die Elektrifizierung und Industrialisierung des Kantons Uri. Und auch Werner Jauch, Vorsitzender der Geschäftsleitung, blickt in seiner Rede zurück: „Unsere Geschichte begann 1895 mit dem Bau des Kraftwerks Bürglen. In unserem Jubiläumsjahr werden wir das KW Schächen eröffnen. Es nutzt die unterste Kaskade des Schächen. Damit schließt sich nach 125 Jahren der Kreis.“ Zum Jubiläum sind verschiedene Anlässe geplant, so auch ein Fest für die Urner Bevölkerung am 20. September 2020. EWA feiert den Geburtstag mit neuer Unternehmensmarke „EWA – energieUri“ und der neuen Unternehmensfarbe Blau. „Durch das Rebranding gibt sich EWA eine attraktive und frische, neue Unternehmensmarke, die die Vision, die Mission und das Geschäftsmodell des Unternehmens besser reflektiert“, ist Werner Jauch überzeugt.

KÖSSLER VERWENDET FORTHIN OFFIZIELL DEN NAMEN VOITH Der Kleinwasserkraftspezialist Kössler ist bereits seit dem 1. Januar 2008 eine hundertprozentige Tochter von Voith – nun verwendet das österreichische Unternehmen auch offiziell den Namen seiner Muttergesellschaft. Voith Hydro hat die österreichische Kössler AG zum 1. Januar 2020 in die Division Small Hydro der Voith Hydro GmbH & Co. KG in St.Pölten integriert, um den Kleinwasserkraftmarkt strategisch weiterzuentwickeln. Um die Kompetenzen aller europäischen Standorte optimal für Projekte und Kunden im gesamten europäischen Raum nutzen zu können, hat Voith Hydro jüngst diese Standorte als Voith-Landesgesellschaften in der Voith Hydro Europe gebündelt. Kössler wurde in diesem Zug in die Division Small Hydro integriert. Die Kernkompetenz von Kössler als Kleinwasserkraftspezialist ergänzt dabei wie bisher optimal das Portfolio im Kleinwasserkraftbereich bis 15 MW und wird fortan unter dem Namen Voith weiterbestehen – die gesellschaftsrechtliche Verschränkung hat dabei keinen Einfluss auf die Geschäftstätigkeit des Unternehmens. Alles, wofür der Name Kössler steht, bleibt unverändert in gewohnt hoher Qualität bestehen. Zukünftig ist geplant die Rolle des Kleinwasserkraftspezialisten als technologisches Kompetenzzentrum für den Bereich Small Hydro innerhalb des Voith Konzerns weiter auszubauen.

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Foto:Lane EWE Foto: Stuart

Foto: AG Foto:Energie Wikipedia

Aktuell

Als Mitglied der Geschäftsführung der EWE ERNEUERBAREN ENERGIEN GmbH wird Georg Boie die Verantwortung gemeinsam mit Prof. Dr. Jörg Buddenberg tragen, der den Geschäftsbereich seit 2004 leitet.

Nach 20 Jahren wird das NTW-Kraftwerk wieder den Betrieb aufnehmen. Im Bild: die Untere Argen, zwischen A96 und Amtzell-Geiselharz.

GESCHÄFTSFÜHRERWECHSEL BEI EWE ERNEUERBARE ENERGIEN Die EWE AG, Oldenburg, hat Georg Boie zum neuen Geschäftsführer der EWE ERNEUERBARE ENERGIEN GmbH benannt. Der 38-Jährige ist seit 1. Januar 2020 Nachfolger von Alwin Schlörmann, der seine Erfahrungen künftig in die Beratung und das Projektmanagement für strategische Personalprojekte im EWE-Konzern einbringen wird. Dr. Urban Keussen, Technischer Vorstand der EWE AG, betont: „Mit Georg Boie haben wir einen versierten Experten für das regenerative Erzeugungsgeschäft bei EWE gewonnen. Ich bin überzeugt, dass Herr Boie unseren Wachstumskurs in diesem Bereich stärken wird. Gleichzeitig bedanke ich mich bei Alwin Schlörmann, der mit seinen guten Branchenkenntnissen und außerordentlichem Engagement den Erfolg von EWE ERNEUERBARE ENERGIEN mitgestaltet hat.“ Georg Boie ist studierter Umweltmanager und Betriebswirt und zuletzt als Geschäftsführer der juwi Operations & Maintenance GmbH tätig.

REAKTIVIERTES KRAFTWERK IN WANGEN VOR WIEDERINBETRIEBNAHME Vor rund 20 Jahren fiel das Kleinkraftwerk der NTW (Neuen Textilveredelung Wangen) in der gleichnamigen Allgäuer Gemeinde einem verheerenden Hochwasser zum Opfer. Seit dieser Zeit bemühte man sich in Wangen um eine Wiederbelebung des traditionsreichen Wasserkraftstandorts. Nun scheint das Ziel in greifbarer Nähe gerückt. Wie das deutsche Online-Medium Schwaebische.de berichtete, wurde kurz vor Weihnachten die Schlauchwehr installiert. Die Turbine, eine doppeltgeregelte Kaplan-Turbine mit 5 Flügeln war bereits montiert, der Generator folgte nun im Januar. Auch die Installation des Saugrohrs steht aktuell noch aus. In wenigen Wochen soll das neue NTW-Kraftwerk wieder grünen Strom erzeugen, und zwar im Ausmaß von rund 1,8 GWh im Regeljahr. Laut Schwaebische.de werden damit 80 Prozent der kommunalen Liegenschaften versorgt. Offenbar rechnen die Betreiber mit einer Amortisationsdauer von 40 Jahren.

Foto: Illwerke

Foto: TU München

Das Rodundwerk I produziert mit vier horizontalachsigen Maschinengruppen und einer Fallhöhe von 354 m ein Regelarbeitsvermögen von rund 332 GWh.

ILLWERKE VKW INVESTIERT 244 MIO. EURO Der Aufsichtsrat der Illwerke-Gruppe genehmigte letzten November eine Investititionessumme von 244 Millionen Euro für neue Anlagen und Instandhaltung. „In allen Geschäftsfeldern – Wasserkraft, Versorgung und Dienstleistungen, Energienetze und Tourismus – sind im nächsten Jahr beträchtliche Investitionen geplant“, betont Vorstandsmitglied Dr. Christof Germann die Bedeutung der Vorhaben für die Vorarlberger Wirtschaft. „Viele Betriebe aus dem Land profitieren direkt oder indirekt vom hohen Investitionsvolumen“, so Germann. Im Geschäftsfeld Wasserkraft steht der Neubau des Kraftabstiegs von Latschau zum Rodundwerk I in Vandans im Mittelpunkt“, erklärt Vorstandsmitglied Dipl.-Ing. Helmut Mennel, „dafür sind im kommenden Jahr 19 Millionen Euro budgetiert.“ Ziel ist, die Stromversorgung in Vorarlberg bis 2030 zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen zu decken, das der Landtag in einem einstimmigen Beschluss definiert hat.

Der Spatenstich für das Pilotprojekt erfolgte im November 2016. Nun steht das Schachtkraftwerk kurz vor der Fertigstellung.

SCHACHTKRAFTWERK IN GROSSWEIL KURZ VOR INBETRIEBNAHME Nach zweijähriger Bauzeit und mehreren Verzögerungen blickt das Pilotprojekt nun seiner Vollendung entgegen. Während eine Turbine seit kurzem bereits Strom produziert, soll der zweite Läufer in den kommenden Wochen den Betrieb aufnehmen. Das Schachtkraftwerk produziert künftig rund 2,4 Millionen kWh Ökostrom pro Jahr. Diese Energieausbeute reicht theoretisch für alle Großweiler Haushalte praktisch soll es einen Überschuss geben. Das von der TU München entwickelte Zukunftsprojekt kostet rund 4 Millionen Euro und wurde vom Freistaat Bayern mit 1,9 Millionen Euro gefördert. Für den Betrieb wurde eigens eine GmbH gegründet, deren Gesellschafter die Gemeinde Großweil, das Kraftwerk Farchant und die Gemeindewerke Garmisch-Partenkirchen sind. Bgm. Manfred Sporer, neben Günther Rösch Geschäftsführer, ist von der neuen Technologie begeistert und überzeugt, dass diese Bauart in Zukunft Schule machen wird.

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Aktuell

Foto: IHA

Foto: zek

Richard Taylor (Executive Adviser, IHA), Patrick Child (Deputy Director-General, EU Commission), Sara Goulartt (EDP), Antoine Badinier (EDF) und Minoru Takada (UN DESA)

Foto: LEW

Foto: Voith Hydro

Foto: EmergyTechUSA

Conner Prochask, Direktor des US-Energieministerium, am diesjährigen HydroPower Summit in Trondheim.

Dr. Toralf Haag unterzeichnete das Memorandum of Understanding mit dem angolanischen Energieminister João Baptista Borges im Beisein von Kanzlerin Dr. Angela Merkel und dem Angolas Präsidenten João Manuel Gonçalves Lourenço.

Foto: Mitterfellner

Kompetenz und Erfahrung: Die PI Mitterfellner GmbH feiert 2020 das 15-jährige Bestehen.

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PROJEKT XFLEX HYDRO GEHT AN DEN START Anfang Dezember letzten Jahres fiel der Startschuss für das Projekt Xflex Hydro. Es handelt sich um eine Initiative führender Energieversorger, Anlagenhersteller, Universitäten, Forschungszentren und Beratungsunternehmen, die auf eine Laufzeit von vier Jahren angelegt ist. Das erklärte Ziel ist es, die Innovationen und Technologien von Wasserkraftstandorten in ganz Europa vorzustellen und letzten Endes zu zeigen, wie intelligente Wasserkrafttechnologien zu einem emissionsarmen, zuverlässigen und nachhaltigen Energiesystem beitragen können. Das Projektkonsortium besteht aus 19 Mitgliedern, das Projekt wurde aus dem Fonds des „European Union’s Horizon 2020 Research and Innovation Programme“ mit 18 Mio. Euro dotiert. Mit dem Projekt Xflex Hydro soll eine größere Flexibilität und Nachhaltigkeit unserer Energiesysteme geschaffen werden. NORWEGEN UND USA – PARTNER IN DER WASSERKRAFTFORSCHUNG Norwegen und die USA wollen im Bereich Wasserkraftforschung enger zusammenarbeiten. Auf der Wasserkraftkonferenz „Hydropower Summit“ am 4. Februar in Trondheim unterzeichnete Staatssekretär Odd Emil Ingebrigtsen eine entsprechende Absichtserklärung mit Conner Prochask, Direktor des US-Energieministerium. Veranstalter der Konferenz war das Forschungsinstitut HydroCen der Technischen Universität NTNU Trondheim. „Norwegen und die USA arbeiten seit Jahren in den Bereichen Energie, CO₂-Management und Erdöl zusammen. Die USA planen in den nächsten Jahren eine Modernisierung ihrer Wasserkraftwerke. Wie Norwegen verfügen auch die USA über ein großes Know-how in Bezug auf Wasserkraft und Umwelt, von dem wir beide profitieren können. Die Nutzung der Wasserkraft ist nach wie vor das Rückgrat unseres Energiesystems“, sagt Ingebrigtsen. VOITH HYDRO ENGAGIERT SICH IN ANGOLA Der Technologiekonzern Voith hat im Rahmen einer Delegationsreise der deutschen Bundeskanzlerin am 7. Februar 2020 im angolanischen Luanda ein Memorandum of Understanding für den Aufbau eines Trainingszentrums im Land unterschrieben. Das Memorandum of Understanding unterzeichneten João Baptista Borges, angolanischer Minister für Energie und Wasser, und Dr. Toralf Haag, Vorsitzender der Konzerngeschäftsführung von Voith, im Beisein von Kanzlerin Angela Merkel. Im Rahmen des Ausbaus des lokalen Engagements beabsichtigt das Unternehmen die Errichtung eines Trainingszentrums zur Aus- und Weiterbildung im Bereich der erneuerbaren Energie Wasserkraft. Unterstützung erhält das Unternehmen dabei vom Ministerium für Energie und Wasser der Republik Angola (MINEA). Voith Hydro ist seit den 1930er Jahren als Ausrüster für Wasserkraftwerke in Afrika präsent. PI MITTERFELLNER FEIERT 15-JÄHRIGES BESTEHEN Einen runden Geburtstag begeht 2020 das Ingenieur- und Sachverständigenbüro PI Mitterfellner GmbH im steirischen Scheifling. 2005 wurde das Planungsbüro von Dipl.-Ing. Helmut Mitterfellner gegründet, der dem Unternehmen heute als geschäftsführender Gesellschafter vorsteht. Helmut Mitterfellner verfügt über jahrelange Erfahrung als allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger in den Bereichen Wasserkraft, wassertechnische Bauten, Wasserschutzbauten sowie alternative Energietechnik. Das 10-köpfige Team, das aus Bauingenieuren, Wirtschaftsingenieuren, Hydrologen, Wassermeister und Informatiker besteht, hat sich auch bei komplexen Aufgabenstellungen bewährt. Bekannt wurde die PI Mitterfellner GmbH vor allem durch eine ganze Reihe von Kleinwasserkraftwerken, die in den letzten 15 Jahren erfolgreich umgesetzt werden konnten. Heute widmet sich das Planungsbüro neben Wasserkraftprojekten unter anderem auch Photovoltaikprojekten und seit einiger Zeit auch Aquakulturen.

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Aktuell

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Aktuell

Foto: Verbund

Der denkmalgeschützte Altkraftwerk Jettenbach-Töging wird in den Neubau integriert, die Fertigstellung des neuen Kraftwerks ist für 2022 geplant.

NEUBAU VON WASSERKRAFTWERK JETTENBACH-TÖGING VOLL IM GANGE Etwas mehr als ein halbes Jahr nach dem offiziellen Baubeginn sind die Arbeiten beim Neubau des Wasserkraftwerks Jettenbach-Töging weit fortgeschritten. Nach fast 100 Betriebsjahren wird das 1924 erstmals in Betrieb genommene Kraftwerk im Landkreis Altötting vom Betreiber VERBUND Innkraftwerke GmbH von Grund auf neu errichtet. „Mit einem Investitionsvolumen von rund 250 Mio. Euro handelt es sich um das derzeit größte Wasserkraftprojekt Deutschlands. Unser Ziel ist die Leistung des bestehenden Kraftwerks in Töging um rund 25 Prozent zu steigern und künftig Strom für rund 200.000 Haushalte zu erzeugen“, erläuterte VERBUND Innkraftwerke-Geschäftsführer Michael Amerer in einer Presseaussendung. Statt mit dem Wasser des Innkanals, der vom Wehr Jettenbach bis nach Töging führt, 14 Francis-Turbinen anzutreiben, werden künftig im neu errichteten Krafthaus Töging drei Kaplanturbinen zum Einsatz kommen. Die Leistung des Kraftwerks Töging von derzeit rund 85 MW soll um rund 25 Prozent auf rund 118 MW gesteigert werden. Die Jahresstromerzeugung von derzeit rund 560 GWh/a wird auf rund 700 GWh/a steigen. Bereits im heurigen Mai sollen die ersten Wehrfelder fertiggestellt werden, die Inbetriebnahme ist für 2022 geplant.

Foto: LVBW eG

Als besonders dringlich erachten die Verbände es, dass die Maßnahmenprogramme und Bewirtschaftungspläne der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), an denen derzeit gearbeitet wird, zügig mit den Klimazielen der Bundesregierung und der Bayerischen Staatsregierung abgestimmt werden.

BAYERISCHE WASSERKRAFTVERBÄNDE FORDERN MEHR VERBINDLICHKEIT IM KLIMASCHUTZGESETZ Die Vereinigung Wasserkraftwerke in Bayern (VWB) e.V. und der Landesverband Bayerischer Wasserkraftwerke (LVBW) eG haben Mitte Jänner ihre gemeinsame Stellungnahme zum Entwurf des Bayerischen Klimaschutzgesetzes beim Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz eingereicht. Die Verbände begrüßen das Bayerische Klimaschutzgesetz ausdrücklich, ebenso das Ziel der Staatsverwaltung, bereits zum Jahr 2030 Klimaneutralität erreichen zu wollen. Zugleich fordern sie jedoch eine stärkere Verbindlichkeit bei den Zielen und Maßnahmen sowie die konsequente Priorisierung der CO2-Reduktion und Erzeugung von regenerativer Energie. Der Klimaschutz und die damit verbundene vorrangige Produktion von regenerativer Energie solle als oberste Prämisse in allen hoheitlichen Entscheidungsprozessen verankert sein, fordern die Verbände VWB und LVBW. Dies müsse sich in entsprechenden gesetzlichen Rahmenbedingungen, aber auch in einem wohlwollenden und zielgerichteten Handeln der Verwaltung, zum Beispiel für die klimaneutrale Stromerzeugung aus Wasserkraft, niederschlagen. Auf dieser Basis seien zahlreiche weitere Gesetzesinitiativen, die zur Entbürokratisierung und Erleichterung von Genehmigungsverfahren führten, notwendig. Damit die Ziele auch tatsächlich erreicht werden, dürfe es nicht bei vagen Zielformulierungen bleiben, fordern die Verbände weiter. Es seien zu viele „soll“ und „kann“-Bestimmungen in dem Gesetzesentwurf. „Anstelle von unverbindlichen Absichtserklärungen brauchen wir eindeutige Formulierungen und konkrete Ziele“, betont Fritz Schweiger, 1. Vorsitzender der Vereinigung Wasserkraftwerke in Bayern.

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BAUSTART FÜR ÖBB-KRAFTWERK TAUERNMOOS IM APRIL Nach rund zwölf Jahren Planungs- und Genehmigungsdauer beginnen die ÖBB im April mit den Vorarbeiten zum Bau ihres ersten Pumpspeicherkraftwerks, dem Kraftwerk Tauernmoos im Salzburger Pinzgau. Im September soll der offizielle Spatenstich für das 300 Millionen Euro-Projekt erfolgen, teilten die Bundesbahnen im Rahmen einer Pressekonferenz mit. Mit einer Leistung von 170 MW wird das Kraftwerk die bestehende Kraftwerksgruppe Stubachtal ergänzen. Nach der Fertigstellung wird die Anlage rund ein Viertel des Jahresbahnstrombedarfs liefern. Im Zuge des Projekts werden der Weißensee im Oberwasser und der Tauernmoossee im Unterwasser durch einen rund 2 km langen Triebwasserstollen miteinander verbunden. Dazwischen wird eine 70 mal 40 mal 25 m große Kaverne für Turbinen und Trafos aus dem Fels gebrochen. Den Betrieb soll die neue Anlage Ende 2025 aufnehmen.

Die neue Geschäftsleitung (v.l.): Rolf Freiburghaus, Denise Brülhart, Donat Pürro Der Tauernmoossee im Salzburger Pinzgau dient zukünftig als Unterwasserspeicher für das erste Pumpspeicherkraftwerk der ÖBB.

Foto: ÖBB

OLAER (SCHWEIZ) AG REGELT SEINE NACHFOLGE Das Schweizer Traditionsunternehmen OLAER (Schweiz) AG mit seinem Sitz in Düdingen und seiner Niederlassung in Österreich regelt seine Nachfolge. Vor über 50 Jahren gegründet, hat sich die OLAER (Schweiz) AG im Bereich Dämpfen, Kühlen, Speichern und Filtrieren von Flüssigkeiten einen Namen gemacht. Im zweiten Geschäftsfeld der Druckschlagdämpfung für Wasser- und Abwassertechnik wächst OLAER (Schweiz) AG stark und baut seine Marktanteile laufend aus. Die Wasser- und Abwassertechnik wird unter dem Eigennamen „ORELL Tec“ geführt. Manfred Steiner und Denise Brülhart-Mauron übergeben das Unternehmen schrittweise an Rolf Freiburghaus und Donat Pürro. „Mit Rolf Freiburghaus und Donat Pürro haben wir unsere Wunschkandidaten gefunden“, so Manfred Steiner. „Die beiden werden das Unternehmen in unserem Sinne weiterführen“, ergänzt Denise Brülhart-Mauron. Sie bleibt weiterhin operativ im Unternehmen tätig.

Foto: OLAER

Aktuell

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Foto: Energiedienst

Seit 2019 betreibt Energiedienst die Wasserstoffanlage Wyhlen am Hochrhein. Nun soll das „Reallabor H2-Wyhlen“ den durch Elektrolyse gewonnenen Wasserstoff wirtschaftlich machen.

Aktuell

Foto: Wikimedia/Hermann Hammer

Foto: Alpiq

Neuer Alpiq-CEO: André Schnidrig.

Kraftwerk Kühtai am Längental-Speicher, der für die anstehenden Inspektionen komplett entleert wird.

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GRÜNER WASSERSTOFF AUS WYHLEN Energiedienst hat beschlossen, das Projekt Power-to-Liquid auf dem Gelände des Wasserkraftwerks Laufenburg vorerst nicht weiter zu verfolgen. Mit der Anlage sollte durch Elektrolyse aus Wasser mit Hilfe von Ökostrom Wasserstoff erzeugt werden, der mit Kohlenstoffdioxid angereichert zu synthetischem Diesel und Wachsen umgewandelt wird. Stattdessen wird sich Energiedienst nun auf den Ideenwettbewerb „Reallabore der Energiewende“ des deutschen Bundeswirtschaftsministeriums konzentrieren. Das Reallabor basiert auf der Power-to-Gas-Anlage auf dem Gelände des Wasserkraftwerks Wyhlen. Hier wird ebenfalls mit Hilfe von Strom aus Wasserkraft Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. Der erneuerbare Wasserstoff dient im Moment noch dazu, mit fossilen Energieträgern erzeugten Wasserstoff in der Industrie zu ersetzen, soll aber auch als Kraftstoff für Brennstoffzellenfahrzeuge genutzt werden. ANDRÉ SCHNIDRIG NEUER CEO DER ALPIQ-GRUPPE André Schnidrig wurde vom Verwaltungsrat der Alpiq Holding AG per 1. Januar 2020 zum neuen CEO der Alpiq-Gruppe gewählt. Damit löst Schnidrig Jens Alder ab, der seit einem Jahr in einer Doppelfunktion die operative Führung der Alpiq Holding AG innehatte. Schnidrig ist seit 1. Januar 2019 in der Funktion des Leiters des Geschäftsbereichs „Generation International“ Mitglied der Geschäftsleitung der Alpiq. Davor leitete er die Geschäftseinheit „Renewable Energy Services“. Mit dem Aktionärswechsel, der anstehenden Dekotierung der Alpiq Aktien von der Schweizer Börse SIX und der Wahl des neuen CEO wurde die Konsolidierungsphase Ende 2019 abgeschlossen. Verwaltungsratspräsident Jens Alder sagte: „Gemeinsam haben wir bei Alpiq eine herausfordernde Zeit gemeistert. Nun freue ich mich, dass mit André Schnidrig eine bewährte und äußerst engagierte Führungskraft an die Spitze von Alpiq tritt.“ Jens Alder verbleibt Präsident des Verwaltungsrats wird sich ab dem 1. Januar 2020 auf die strategische Führung der Alpiq konzentrieren. KRAFTWERKSGRUPPE SELLRAIN-SILZ BIS JULI AUSSER BETRIEB Die Vorbereitungen für die Revisionsarbeiten an der TIWAG-Kraftwerksanlage Sellrain-Silz laufen aktuell auf Hochtouren. Bis Ende Jänner wurde der Stauspiegel im Speicher Finstertal um insgesamt 100 m abgesenkt. Der Längental-Speicher muss für behördlich vorgeschriebene Inspektionen und notwendige Instandhaltungsarbeiten vollständig entleert werden. „Das heißt konkret, dass unsere Kraftwerksgruppe ab Ende Jänner bis Juli 2020 nicht zur Verfügung steht“, so TIWAG-Vorstandsdirektor Thomas Gasser in einer Pressemitteilung. Die Kraftwerksgruppe mit einer Jahreserzeugung von rund 720 GWh ist seit 38 Jahren in Betrieb und muss jetzt einer Großrevision unterzogen werden. Die Anlage besteht aus dem Schachtkraftwerk Kühtai (Oberstufe), dem freistehenden Kraftwerk Silz (Unterstufe) sowie dem Zwischenspeicher Längental und dem Jahresspeicher Finstertal mit einem Volumen von 60 Mio. m³ , welche durch einen Stollen miteinander verbunden sind. Der Speicher Finstertal wird für Instandhaltungsarbeiten im Triebwasserstollen abgesenkt. Spezialtaucher sorgen dabei für die Abdeckung des Triebwassereinlaufes, damit Triebwasser- und Grundablassstollen entleert werden können. Anschließend werden die Absperrorgane demontiert und mit neuem Korrosionsschutz versehen. Für Mitte Juli ist die Wiederinbetriebnahme des Schachtkraftwerkes geplant. Im Zuge der Arbeiten im Speicher Finstertal werden auch vorbereitende Maßnahmen für die geplante Kraftwerkserweiterung getroffen. Bei den Arbeiten im Speicher Längental werden unter anderem die Oberflächenabdichtung des Staudamms erneuert sowie die zugeflossenen Sedimente entfernt. Gasser: „Wir nützen diese Außerbetriebnahme der Anlage zugleich, um neue Ansätze für eine nachhaltige Sedimentbewirtschaftung umzusetzen. Eine Räumung sollte dadurch künftig seltener notwendig sein.“

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ILLWERKE: WASSERAUSVERKAUF DROHT Die illwerke vkw hat einen Antrag auf Wiederverleihung der 2024 auslaufenden Wasserrechte für Kraftwerke und Anlagenteile der Kraftwerksgruppe Obere Ill-Lünersee gestellt. Das nun von der EU gegen die Republik Österreich und sieben andere EU Mitgliedsstaaten eingeleitete Vertragsverletzungsverfahren ist aus Sicht der illwerke vkw eine grundlegende Bedrohung der eigenständigen Energiewirtschaft in Vorarlberg, heißt es in einer Online-Meldung. Dr. Christof Germann, Mitglied des Vorstandes der illwerke vkw: „Beim Wiederverleihungsverfahren handelt es sich lediglich um eine anlagenrechtliche Bewilligung, bei der geprüft wird, ob der Stand der Technik und öffentlich rechtliche Normen insbesondere des Wasserrechtsgesetzes eingehalten werden.“ Dies ist nicht mit der Verleihung einer Konzession im Sinne der Dienstleistungsrichtlinie vergleichbar. Die Rechtsmeinung der EU widerspricht dem Grundrecht auf Eigentum und käme einer Enteignung gleich. „Damit wird die eigenständige Vorarlberger Energiewirtschaft gefährdet und es droht in letzter Konsequenz ein Ausverkauf des Wassers“, so Germann.

GeneralPlaner & f a c h i n G e n i e u r e Fotos: Verbund

Verkehr

Kraftwerke Industrie

Spezialthemen Öffentliche Auftraggeber

Die Generalüberholung des Rotors umfasste den Austausch von 92 Polen, Reinigung und Entrostung, mechanische Rissprüfungen, Ersatz der Bolzen sowie der Einbau zweier neuer Lüfterräder.

Der „fliegende“ Rotor wurde nach seiner Ankunft per Schiff mit viel Fingerspitzengefühl in den „Bauch“ des Kraftwerks eingehoben. Die Millimeterarbeit erforderte höchste Konzentration von den Mitarbeitern der ausführenden Unternehmen VERBUND und Andritz. Fotos: Wikimedia Friedrich Boehringer

SPEKTAKULÄRER REVITALISIERUNGSEINSATZ BEIM KRAFTWERK WALLSEE-MITTERKIRCHEN 2017 wurden bereits Rotor und Turbine 1 des VERBUND-Kraftwerks Wallsee-Mitterkirchen saniert. Seit Ende August 2019 führt der Betreiber an der Hauptmaschine 6 eine Großrevision durch, die voraussichtlich bis März 2020 dauern wird. Neben den standardmäßigen Instandhaltungsarbeiten – wie Feststellung und Behebung von Abnützungen und Schäden am Korrosionsschutz – wurden insbesondere an kritischen Anlagenteilen Teile erneuert und Leckagen im Rohrleitungssystem behoben. Spektakulär war die Ankunft des Rotors für die Turbine 6 am 18. Dezember 2019. Nach einer fast siebenstündigen nächtlichen Fahrt auf der Donau vom VERBUND-Kraftwerk Aschach ins Kraftwerk Wallsee-Mitterkirchen wurde der 218 Tonnen schwere Rotor von zwei Portalkränen des Donaukraftwerks abgeladen. Der komplett sanierte Rotor der Turbine 6 wurde im Donaukraftwerk Aschach generalüberholt. Insgesamt sollen in den kommenden Jahren alle sechs Maschinensätze des Kraftwerks getauscht werden. Der Effizienzgewinn wird dann insgesamt 12 Mio. kWh betragen, das entspricht dem Jahresverbrauch von 3.500 Haushalten.

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Der Lünersee auf dem Gebiet der Gemeinde Vandans. illwerke vkw will seine Position mit Nachdruck in allen relevanten Gremien in Wien vertreten und ist im engen Austausch mit dem Land Vorarlberg als Eigentümer.

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Speichersee Latschau II mit dem dahinter liegenden Lünerseewerk. Das von 1954 bis 1958 errichtete Kraftwerk befindet sich oberhalb von Tschagguns und wird aus dem rund 970 m höher gelegenen Lünersee über Stollen und Druckrohre gespeist.

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HAPPY END FÜR GLARNER VORZEIGEPROJEKT NACH STOLLENBAUDRAMA Foto: zek

Es gibt Stimmen, die meinen, dass man das Aufatmen bei den Verantwortlichen der Kraftwerk Doppelpower AG im ganzen Glarnerland vernommen hätte. Seit Dezember ist das neue Kleinkraftwerk am Netz, dessen Realisierung für so viel Kopfzerbrechen gesorgt hatte. Nachdem im Juli 2015 eine Tunnelbohrmaschine im Triebwasserstollen steckengeblieben war, kam es zu einer Bauverzögerung von über 3 Jahren, ehe die Maschine vergangenes Jahr geborgen und der restliche Teil des Stollens fertiggestellt werden konnte. Unangenehmer Begleiteffekt war eine Kostenexplosion auf nahezu das Doppelte der ursprünglich veranschlagten Bausumme. Heute überwiegt die Erleichterung darüber, dass das Projekt, das mit vielen Vorschusslorbeeren 2007 an den Start ging, letztlich doch erfolgreich realisiert werden konnte. Mit der modernen CAT-Kaplan-Rohrturbine aus dem Hause ANDRITZ Hydro erzeugt das Kleinkraftwerk Doppelpower im Regeljahr genug Strom für rund 4.500 Glarner Haushalte.

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Seit Dezember letzten Jahres ist das neue Kraftwerk Doppelpower im Kanton Glarus in Betrieb. Die moderne CAT-Rohrturbine aus dem Hause ANDRITZ Hydro, die für geringe Fallhöhen konzipiert ist, kommt auf eine Leistung von 4 MW. Im Regeljahr erzeugt das Kraftwerk genug Strom, um damit rund 4.500 Haushalte versorgen zu können.

werke für die Fassung, für die Entsandung und die Fischpassierbarkeit verzichten konnte. „Das für den Turbinenbetrieb benötigte Wasser wird nicht dem natürlichen Flusslauf entnommen, sondern direkt aus dem Unterwasser der bestehenden SN-Zentrale Herren in den Stollen übergeleitet. Nach der energetischen Nutzung wird es fünf Flusskilometer weiter unten in die Linth zurückgeführt“, so Meier. Da das Wasser bei diesem Konzept gleich zweifach genutzt wird, erfanden die Projektinitianten den Namen „Kraftwerk Doppelpower“. photo:Illwerke zek vkw Foto:

„Hier in Schwanden fließt das Wasser aus dem Sernftal in die Linth und weiter in einem langgestreckten Bogen um einen Bergsturzkegel herum in Richtung Glarus. Die Idee der beiden Herren bestand nun darin, dieses natürliche Gefälle hydroelektrisch zu nutzen. Die technische Voraussetzung dafür sollte ein Stollen unterhalb des Dorfs Sool und dem Gebiet Föhnen bieten“, blickt Leo Meier an die Anfänge des Projektes zurück. Der bemerkenswerte Nebeneffekt, der den besonderen Reiz des damaligen Konzepts ausmachte, war der Umstand, dass man auf zusätzliche BauFoto: Illwerke vkw

Foto: zek

ür Aufsehen hatte das Kraftwerksprojekt bereits im Jahr 2007 gesorgt, als es noch nichts anderes als eine Idee in den Köpfen von zwei – wie sie sich selbst bezeichnen – „Heimwehglarnern“ war. Die Idee war so gut, dass Kaspar Glarner und sein Neffe Andreas Bänziger mit dem renommierten, mit 50.000 Franken dotierten Swiss Mountain Water Award ausgezeichnet wurden. Ihr Grundkonzept für ein neues Kleinkraftwerk bestand im Wesentlichen in der Abkürzung einer natürlichen Flussschleife zwischen Schwanden und Mitlödi für ein Kleinwasserkraftwerk, das ohne die dafür ansonsten üblichen Aufwände für eine eigene Wasserfassung realisiert werden könnte. Auf ein offenes Ohr trafen sie damit bei Leo Meier, heute Geschäftsführer der Kraftwerk Doppelpower AG und Leiter Produktion bei SN Energie, einer Kraftwerksgesellschaft im Besitz der Stadt St. Gallen und sechs weiteren Ostschweizer Gemeinden, die sich vor allem der Nutzung erneuerbarer Energien verschrieben haben. Februar 2020

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Foto: SN Energie

Um das Knie des Sernf für den neuen Triebwasserweg abzukürzen, wurde ein 1.700 m langer Stollen durch den Bergsturzkegel im Gebiet Föhnen geplant.

ÖKOLOGISCHE VORTEILE Im März 2010 wurde die KW Doppelpower AG gegründet, an dem die SN-Energie die Mehrheit hält. Es folgten eingehende Konzessionsverhandlungen mit den Behörden sowie zahlreiche Gespräche mit Umweltverbänden, um auch sämtliche umweltrelevanten Vorbehalte auszuräumen. Nachdem auch die Verhandlungen mit dem Kanton in Bezug auf den Heimfall des Kraftwerks zu einem für beide Seiten positiven Ende geführt werden konnten, erteilte die damals neu gegründete Gemeinde Glarus Süd der Kraftwerk Doppelpower AG die Baubewilligung für den Bau des Kraftwerks. Dass die Ökologie einen hohen Stellenwert bei der Planung des Projekts einnahm, zeigte sich nicht zuletzt in der umfassenden Umweltverträglichkeitsprüfung, die es zu durchlaufen hatte. „Ein wesentlicher Punkt dabei ist sicher, dass durch dieses neue Konzept die Schwall-Sunk-Thematik in der Restwasserstrecke des Sernf fast gänzlich eliminiert werden konnte. Außerdem wurde in der Restwasserstrecke ein bestehendes Wehr rückgebaut – dieser gesamte Abschnitt erfuhr eine deutliche ökologische Aufwertung. Letztlich wurde dank dieses Projekts das letzte Hindernis für den Fischaufstieg entlang des Sernf aus dem Weg geräumt und den Fischen den Weg von der Linth in den Sernf und zurück ermöglicht“, erläutert Leo Meier die ökologischen Vorzüge des Projekts. KERNELEMENT – STOLLENBAU Gemäß den Plänen für das neue Kraftwerk sollte das Maschinenhaus am nördlichen Ende eines lokalen Industrieunternehmens errichtet werden. Um die nutzbare Wassermenge auf ein wirtschaftlich sinnvolles Niveau zu steigern, wurde zudem letztlich beschlossen, mittels einer neuen Flusswasserfassung im Sernf im Gebiet Herren, Schwanden, auch das vorhandene Zwischeneinzugsgebiet zu nutzen. Konkret bedeutet dies den Bau einer länglichen Sammelkammer, die linksufrig vor die Auslauföffnungen der Stufen Sernf und Niederenbach der SN Energie situiert war.

Das Kernelement des gesamten Projektes repräsentierte allerdings von Beginn an der Bau des 1,7 Kilometer langen Stollen. Dieser sollte plangemäß in der Technik des Rohrvortriebs auf einen Innendurchmesser von 3 m aufgefahren werden. Zu diesem Zweck sollten ab dem Startschacht in Mitlödi vorfabrizierte Rohrelemente aus Stahlbeton mit einer Wandstärke von 40 cm und einem Gewicht von 43 Tonnen pro Rohr eingepresst werden. Der Abbau des verdrängten Bodenmaterials würde mittels einer speziellen Tunnelbohrmaschine erfolgen. Zur Überwindung der sich über die gesamte Stollenlänge aufbauenden Mantelreibung war der Einsatz von 16 Zwischenpressstationen vorgesehen. Das fertige Druckrohr sollte letztlich von den eingepressten Betonrohren gebildet werden. „Wir haben uns für die Betonrohre entschieden, da die statischen Anforderungen bei dieser Dimension enorm waren“, erklärt Leo Meier. Am Ende des Stollenvortriebs sollte die TBM positionsgenau in den im Vorfeld erstellten Zielschacht bei der Zentrale der SN Energie in Schwanden einfahren. Das war der Plan – doch es sollte anders kommen. VOR DER HACKE IST ES DUSTER Nach 7 Jahren Vorbereitungen und Planungsarbeiten war es schließlich soweit: Im Frühling 2014 konnten die Bauarbeiten mit der Baustelleninstallation und der Anlieferung der 130 Tonnen schweren Tunnelbohrmaschine, kurz TBM, beginnen. Am 13. April 2014 erfolgte der Anstich für die Ausbruchsarbeiten. Ein Rohr-Element nach dem andeBeginn der Vortriebsarbeiten im Frühjahr 2014

Foto: SN Energie

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Die Betonrohre für die Druckrohrleitung werden in einer Feldfabrik in Baustellennähe hergestellt.

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Nachdem die TBM nach 1.300 m im Stollen feststeckte, wurde eine Bergung durch den Gegenvortrieb eingeleitet. Im Frühling 2016 wurde der Startschacht für den Arbeitsbeginn abgegeben.

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Nach 200 m musste das Fräsrad aufgrund einer unerwartet starken Abnutzung ausgetauscht werden.

ren wurde mit einem Anpressdruck von 2000 Tonnen in den Berg hineingedrückt. Doch im Mai desselben Jahres tauchte bereits die erste unliebsame Überraschung auf. „Im Mai 2014, nach rund 200 m, mussten wir feststellen, dass das Gestein wesentlich härter ist, als wir uns das erwartet hatten“, erinnert sich Leo Meier ganz im Sinne jenes alten Bergbauspruches, der da lautet: Vor der Hacke ist es duster. Was nichts anderes heißt, als dass man sich im Bergbau nie ganz sicher sein kann, welche geologischen Eigenheiten einen erwarten. Es zeigte sich, dass sich der Bohrkopf viel schneller abnutzte als gedacht. Ein Tausch des Fräsrads wurde unumgänglich. Nachdem die TBM nun nicht mehr zurückgezogen werden konnte, war man gezwungen, einen Vertikalschacht von der Oberfläche zum Vorderteil der TBM zu erstellen. „Der Schacht mit einer Tiefe von 20 Meter war unerlässlich, um das abgenutzte Fräsrad nach oben aus dem Stollen zu ziehen und ein neues zu installieren“, erzählt Leo Meier. Der Zwischenfall sollte letztlich sechs Monate kosten, ehe die Arbeiten wieder fortgesetzt werden konnten.

NICHTS GEHT MEHR Die unangenehme Verzögerung schien 2015 beinah schon wieder vergessen. So zügig und gut verliefen in weiterer Folge die weiteren Bohrarbeiten. Täglich wurden im Schnitt rund 5 der 43 Tonnen schweren und 4 m langen Rohre im 3-Schicht-Betrieb verlegt. Bis Kilometer 1.200, wo die TBM erneut in eine geologische Störzone vorstieß. Loses, sehr feines Gestein, verbunden mit einem starken Grundwasserdrang brachten die Vortriebsarbeiten ins Stocken. Leo Meier: „Letztlich stieg die Vortriebskraft auf 3.000 Tonnen, doch nach rund 1.300 m ging Mitte Juli 2015 nichts mehr. Die Maschine rührte sich keinen Zentimeter mehr und steckte hoffnungslos fest – für uns ein echter Gau. Die Gründe dafür sind bis heute nicht ganz klar. Die meisten Experten gehen davon aus, dass sich die schieferartigen Gesteinsplatten in diesem geologischen Bereich zwischen Fräsrad und der Stollenaußenwand festgeklemmt hatten.“ In der Folge wurde ein offizieller Stopp des Vortriebs beschlossen und ein Variantenstudium über die weiteren Optionen angestellt. So viel war

klar: Es bedurfte einer neuen Lösung. „Die Experten empfahlen, die verbliebenen 400 m von Schwanden aus im konventionellen bergmännischen Vortrieb auszubrechen. Das bedeutete ein neues Bauprojekt im Gegenvortrieb mit einem neuen Planer und neuen ausführenden Unternehmen – und natürlich einer weiteren massiven Verzögerung“, so Meier. 100 Rohre galt es zur Fertigstellung noch zu verlegen. BERGUNG IM GEGENVORTRIEB Ein erfahrenes Engineering Büro erstellte als Fachplaner Tunnelbau ein alternatives VorIm Mai 2019 wurden die letzten Teile des 20 m langen Maschinenkolosses geborgen und abtransportiert.

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980 Tage dauerte es, bis man von der Gegenseite, von Schwanden aus, bis zur festsitzenden TBM vorgedrungen ist. Der 23. März 2019 ist ein Meilenstein des Projekts. Die Erleichterung ist groß.

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Für den Transport der 3,80 m großen Betonrohre braucht es einen ganz speziellen Tieflader.

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Die Rohrquerung unter dem Sernf wird im Tagebau erstellt.

triebskonzept für den noch fehlenden Teil des Druckstollens zwischen der Triebwasserfassung Herren und der festsitzenden Bohrmaschine. Die noch fehlenden ca. 350 m sollten nun in einer alternativen Bauweise mit einem Gegenvortrieb in fallender Richtung und die Querung unter dem Sernf in Tagbauweise erstellt werden. Das Konzept sah vor, dass der Gegenvortriebsstollen nördlich des Sernf aus einer neuen Startbaugrube errichtet werden sollte. Der Stollen selbst sollte gerade groß genug werden, um die festsitzende TBM herausziehen zu können. Nach deren Bergung sollten die bereits vorhandenen und ursprünglich für den Pressvortrieb vorgesehenen Rohrsegmente eingebaut werden. Der verbleibende Raum zwischen Ausbruchsicherung und Rohr sollte abschließend noch hinterfüllt werden.

Im Spätherbst letzten Jahres wird die Druckrohrleitung durchgehend verbunden.

ler voran“, erzählt Meier. Zur großen Erleichterung aller Beteiligten erreichte das Bohrteam am 23. März 2019 das Fräsrad – punktgenau. 980 Tage hatte es gedauert, bis man zu der TBM vorgedrungen war. Im Anschluss wurde die TBM demontiert und geborgen. Zu diesem Zweck wurden rund um das Fräsrad Auflockerungsbohrungen durchgeführt. Danach wurde die Maschine mit einer Zugkraft von 200 Tonnen aus ihrer „misslichen Lage“ befreit. In weiterer Folge wurden die verbliebenen 92 Betonrohre in den neuen Stollenteil transportiert. „Dies war ebenfalls eine Herausforderung. Aufgrund des gewaltigen Außendurchmessers der Rohre von 3,80 m brauchte es einen speziell Foto: SN Energie

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SCHWIERIGE GEOLOGISCHE BEDINGUNGEN Im Sommer 2016 war es schließlich soweit: Nachdem im Frühling bereits der Startschacht vorbereitet wurde, konnte der Beginn des Gegenvortriebs im August 2016 starten. „Wir waren uns dessen bewusst, dass die Geologie einer Restmoräne mit hohem Flyschanteil von dieser Seite her sehr schwierig wird. Doch der Vortrieb im Lockerstein mit der Kombination von hohem Wasseraufkommen erschwerte die Arbeiten noch mehr als befürchtet“, erinnert sich Leo Meier. Anfänglich benötigte man ein ganzes Monat für gerade einmal 8 Meter. Es zeichnete sich mehr und mehr ein wirtschaftlicher Supergau ab. „Zum Glück wendete sich 2017/2018 langsam das Blatt – die Geologie wurde für den Bau besser, und die Vortriebsarbeiten gingen kontinuierlich schnel-

Die Verlegung der letzten 100 Rohre, die einzeln 43 Tonnen wiegen, ist echte Millimeterarbeit.

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Das neue Krafthaus hinter der bestehenden Tschapina Bachfassung: Die Fassade wurde mit einem speziellen Schutzanstrich versehen, der Algenbewuchs verhindert.

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So manche Engstelle wurde für den Rohrtransport zum Nadelöhr.

Die Arbeiten wurden auch in der Nacht weitergeführt.

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Montage der CAT-Rohrturbine von ANDRITZ Hydro. Die Rohrturbine ist in horizontaler Richtung orientiert, sie treibt über eine verlängerte Welle einen direkt gekoppelten Synchrongenerator an. Eine effiziente und wirtschaftliche Lösung für geringe Fallhöhen.

dafür konstruierten Sattelschlepper, um die Rohre zu ihrem Bestimmungsort zu bringen – und wirklich gute Fahrer“, so Meier. Nachdem der Hohlraum zwischen Rohr und Stollen hinterfüllt war, konnten die Verlegearbeiten an der Rohrleitung zu einem Abschluss gebracht werden. Mitte Oktober 2019 war die Verbindung der Druckrohrleitung durchgehend hergestellt. START DES PROBEBETRIEBS Langsam sahen die Verantwortlichen doch Licht am Ende des langen Tunnels. Nach letzten Abschlussarbeiten an der Zentrale in Mitlödi konnte im November letzten Jahres mit den Trocken-Inbetriebsetzungsarbeiten mit sämtlichen Signaltests begonnen werden. Anfang Dezember war der große Moment gekommen: Erstmalig wurde das Triebwasser durch den Stollen zu den Turbinen im Maschinenhaus geführt. Dem Probebetrieb stand nichts mehr im Weg. Nach 13 Jahren Planungs- und Bauzeit mit all den Hindernissen

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Auf der orographisch linken Seite, vor den Auslauföffnungen der Stufen Sernf und Niederenbach der SN Energie wurde eine längliche Sammelkammer errichtet.

und Herausforderungen konnte der Generator erstmals ans Netz geschaltet werden. Das Maschinenhaus wurde am nördlichen Rand des Industrieareals der Firma Seidendruckerei AG in Stahlbetonbauweise erstellt. Parallel zu den Vortriebsarbeiten waren bereits die Installation der Turbine-Generator-­ Ein­heit, sowie der Netzanschluss erfolgt. „In der Zeit der langwierigen Vortriebsarbeiten konnten zugleich auch das Vereinigungsbauwerk für das Wasser aus den Oberliegerkraftwerken Sernf und Niederenbach, sowie die Wasserfassung Schwanden mit dem Entsandungsbauwerk errichtet werden. Außerdem wurde der gesamt Stahlwasserbau realisiert und die Installation der Steuerungs- und Leittechnik erledigt“, fasst der Geschäftsführer der Kraftwerk Doppelpower AG zusammen. KAPLANTURBINE FÜR GRÖSSERE FALLHÖHEN Das Herz des Kraftwerks bildet eine so genannte Compact Axial Turbine (CAT). Dabei handelt es sich um eine spezielle horizontale

Version der Kaplan-Rohr-Turbine, designt, gefertigt und geliefert vom Weltmarktführer in Sachen Rohrturbinen, ANDRITZ Hydro. Die Maschine wurde eigens für Fallhöhen bis 35 Meter für eine wirtschaftliche und effiziente Wasserkraftnutzung entwickelt. Als Besonderheit weist die Maschine ein wassergeschmiertes Lager auf und trägt damit den ökologischen Anforderungen Rechnung. Dank der ultrakompakten Bauform des CAT-Maschinensatzes, der modular aufgebaut ist, sinken der bauliche Aufwand und die Kosten für die Turbineninstallation. Genug Gründe, warum sich die Betreiber für diese Turbinenvariante entschieden hatten.

Technische Daten • Ausbauwassermenge: 13,0 m3/s • Fallhöhe: 35 m • Ausbauleistung: 4,00 MW • Drehzahl: 500 Upm

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• Turbine: CAT-Rohrturbine • Prinzip: Kaplan doppeltreguliert • Fabrikat: Andritz HYDRO • Generator: 3-Phasen-Synchron Generator • Nennleistung: 4.800 kVA • Fabrikat: INDAR • Druckrohrleitung: Länge: 1,7 km • Material: Beton Ø: 3,0 m (innen) • Fabrikat: Gollwitzer • Steuerung & Automation: ANDRITZ Hydro • Planung Bauphase 1: Jackcontrol • Stahlwasserbau: FÄH • Bauausführung Stollen: Rothpletz / Lienhard • Bauausführung Fassung & Zentrale: Trümpi AG Das über die Wehrklappe eingestaute Wasser gelangt nach der Rechenreinigung und einen kleinen Entsander in die Triebwasserleitung des Kraftwerks.

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• Bausausführung Stollen Ph 1: K-Boringen • Inbetriebnahme: Dezember 2019 • Regelarbeitsvermögen: 21 GWh

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In der Maschinenzentrale in Mitlödi ist außer dem Maschinensatz des KW Doppelpower noch ein weiterer eines anderen Kleinkraftwerks untergebracht. Hier wurden auch Synergien genutzt.

Konkret ist die Turbine auf eine Ausbauwassermenge von 13 m3/s und eine Fallhöhe von 35 Meter ausgelegt. Dabei erreicht die CAT-Turbine eine Ausbauleistung von 4 MW. „Leider befinden wir uns aktuell gerade in der Niederwasserzeit. Das heißt: Wir hatten noch keine Gelegenheit, sie länger unter Volllast zu testen. Das wird dann im Frühling während der Schneeschmelze passieren“, sagt Leo Meier und verweist darauf, dass die Maschine im Probebetrieb bisher einen ausgezeichneten Eindruck hinterlassen hat. INVESTITION FÜR GENERATIONEN 20 bis 22 GWh sauberen Strom wird das Kraftwerk Doppelpower in einem Durchschnittsjahr ans Netz liefern. Für die SN Energie AG, die als Hauptaktionär hinter der KW Doppelpower AG steht, eine wichtige Ökostromquelle, die etwa 15 Prozent ihrer Gesamterzeugung liefert. Das Kraftwerk ist durchaus als starkes Bekenntnis der SN Energie zum Ausbau erneuerbarer Ressourcen zu sehen, wie Leo Meier bestätigt: „Der Ausbau der erneuerbaren Energie zählt zu unseren absoluten Kerninteressen. Projekte wie das KW Doppelpower nehmen daher auch einen großen Stellenwert in unserem Leistungsportfolio ein.“ Das neue Kraftwerk wird Strom für rund 4.500 Haushalte liefern. Auf die Frage, ob man angesichts der gewaltigen Probleme beim Stollenbau auch einmal ans Aufgeben dachte, verneint Meier: „Natürlich

Foto: zek

Der Geschäftsführer der KW Doppelpower AG, Leo Meier, ist erleichtert, dass das Kraftwerk trotz aller Widrigkeiten erfolgreich realisiert werden konnte. Mit der Produktion in den ersten Wochen zeigt er sich durchaus zufrieden.

wuchsen sich die baulichen Probleme zu einem wirtschaftlichen Gau aus. Schließlich haben sich die Projektkosten am Ende verdoppelt. Aber das Projekt stand nie wirklich in Frage. Alle unsere Partner sind an unserer Seite geblieben.“ Im Gespräch verweist er darauf, dass nicht nur die kurzfristige Rendite den Erfolg eines Projektes ausmacht und zeigt auf die Intarsien des mächtigen, schweren Holztisches im Besprechungsraum der SN Energie – diese lauten: 1932. „Damals wurde das erste Wasserkraftwerk der SN Energie errichtet. Auch damals lagen die finalen Projektkosten weit über den veranschlagten. Aber es war eine Investition in ein Kraftwerk, von dem wir als Enkelgeneration noch profitieren. Und genauso werden in Zukunft auch nachfolgenden Generationen von unserem neuen Kraftwerk Doppelpower profitieren.“

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Der technische Betriebsleiter des E-Werk Gröbming Gerhard Seebacher (li.) und Helmut Walcher vom KraftwerksService vor dem Herzstück der rundum erneuerten Anlage am Plöschmitzbach. Die 3-düsige Pelton-Turbine vom Tiroler Wasserkraftspezialisten Geppert GmbH schafft bei vollem Wasserdargebot eine Engpassleistung von 554 kW.

ERSATZNEUBAU VON KRAFTWERK PLÖSCHMITZBACH SORGT FÜR 6-FACHE LEISTUNGSSTEIGERUNG Als Betreiber von insgesamt elf Wasserkraftwerken und zwei Photovoltaikanlagen nimmt das E-Werk Gröbming im obersteirischen Ennstal eine wichtige Rolle als regionaler Ökoenergieversorger ein. Erst im Herbst 2018 ging mit dem Kraftwerk Plöschmitzbach eine komplett neu errichtete Eigenanlage wieder ans Netz. Mit dem von der Zöschg & Groß GmbH geplanten Ersatzneubau der 1985 erstmals in Betrieb genommenen Anlage konnte dank der Vervielfachung von Ausbauwassermenge und Fallhöhe die maximale Leistung von vormals 90 kW um das 6-fache gesteigert werden. Unter Volllast schafft die vom Tiroler Kleinwasserkraftspezialisten Geppert GmbH gefertigte 3-düsige horizontale Pelton-Turbine nun eine Engpassleistung von 554 kW. Um bei einem weiträumigen Netzausfall das regionale Stromnetz aus eigener Kraft wieder in Gang setzen zu können, entschied sich das E-Werk Gröbming dazu, das neue Kraftwerk am Plöschmitzbach schwarzstart- und inselbetriebsfähig auszuführen.

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Ortschaften Sölktal, Öblarn und Donnersbachwald. Die sintflutartigen Regenfälle führten zu Schäden an Infrastruktur und Privateigentum im Ausmaß von zig Millionen Euro, die Wiederinstandsetzungsarbeiten dauerten ein ganzes Jahr. Von den privaten Unternehmen in der Region war das E-Werk

Gröbming von der Unwetterkatastrophe am stärksten betroffen. Die Naturgewalten hatten drei Kleinkraftwerke stark beschädigt ­sowie zwei Wasserfassungen arg in Mitleidenschaft gezogen, rund 2.000 m an Druck­ rohrleitungen waren komplett zerstört worden. Darüber hinaus hatte das Unwetter im

Verlegung der fast 1,4 km langen Druckleitung DN400, die zur Gänze in duktilen Gussrohren von TRM ausgeführt wurde.

Foto: E-Werk Gröbming

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as 1909 gegründete E-Werk Gröbming zählt zu den ältesten Unternehmen in der Region und kann mittlerweile auf 111 Jahre erfolgreiche Firmenhistorie zurück blicken. Heute versorgt das E-Werk Gröbming über sein rund 600 km langes Leitungsnetz Groß- und Kleinabnehmer in insgesamt zwölf Ortschaften im Ennstal. Der in elf Kleinwasserkraftwerken – vier davon stehen zur Gänze im Eigenbesitz – und zwei Photovoltaikanlagen erzeugte Strom stammt zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen aus der Region. Dass das E-Werk Gröbming neben seiner Rolle als verlässlicher Energie-Partner auch in außergewöhnlichen Krisensituationen seine Handlungsfähigkeit behält, stellte das Unternehmen eindrucksvoll um den 5. August 2017 unter Beweis – ein Tag, der den Bewohnern des Sölktals noch lange in Erinnerung bleiben wird. An jenem Wochenende wurde die Obersteiermark von einer außergewöhnlich starken Unwetterfront heimgesucht, besonders stark betroffen waren die Februar 2020

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NATURGEWALTEN VERZÖGERN BAUBEGINN „Der erste Schritt war ein gewaltiger Rückschritt. Geplant war, dass die Bauphase am 8. August starten sollte. Weil aber wenige Tage zuvor die Unwetterkatastrophe über das Sölktal hereingebrochen war, wurde jeder verfügbare Bagger in der Region für die Aufräumarbeiten benötigt. Erst rund acht Wochen später, als sich die Lage einigermaßen beruhigt hatte, konnte mit den Bauarbeiten

Foto: E-Werk Gröbming

UMFASSENDER ERSATZNEUBAU Das Kraftwerk Plöschmitzbach war 1985 an eben jenem Gewässer von einem privaten Betreiber als klassische Ausleitungsanlage errichtet worden. Bei einer Gefällestufe von gut 100 m schaffte das weitgehend in Eigenregie gebaute Kraftwerk eine Engpassleistung von rund 90 kW, der erzeugte Strom diente vorwiegend zur Versorgung mehrerer interner Gebäude. 2007 erfolgte schließlich die Übernahme des Kraftwerks durch das E-Werk Gröbming, das die Anlage noch rund zehn weitere Jahre in ihrer ursprünglichen Form betreiben sollte. Der Entschluss, die Anlage grundlegend zu erneuern, war laut Gerhard Seebacher, technischer Betriebsleiter des E-Werk Gröbming, um das Jahr 2016 gefallen. Dies hatte vor allem baulich-technische Gründe. „An der Wasserfassung war der Beton durch winterliche Frostabsprengungen teilweise stark beschädigt, auch das Laufrad der Pelton-Turbine befand sich nach über 30-jährigem Dauerbetrieb in keinem guten Zustand.“ Noch 2016 wurde das Grazer Ingenierbüro Zöschg & Groß GmbH mit der Generalplanung eines Ersatzneubaus beauftragt. Im Zuge der Bewilligungsverfahren konnte die Bewilligung für eine Wasserfassung an einem weiter oben gelegenen Abschnitt des Plöschmitzbachss auf einer Seehöhe von ca. 1.200 m.ü.A. erlangt werden. Nach Erhalt der finalen Baugenehmigung und dem Abschluss des Ausschreibungsverfahrens konnten die Bauarbeiten schließlich im Spätsommer 2017 beginnen.

Bauarbeiten an der Wasserfassung im Frühjahr 2018. Wegen Steinschlaggefahr mussten entlang der rund 200 m langen Zufahrt aufwändige Hangsicherungsmaßnahmen durchgeführt werden.

für das Kraftwerk begonnen werden. Zunächst konzentrierten sich die Arbeiten auf die Herstellung eines rund 200 m langen Zufahrtswegs zur Wasserfassung. Aufgrund der schwierigen Bodenbedingungen im felsigen Gelände und der Erfordernis von zusätzlichen Hangsicherungsarbeiten stellte diese Bauetappe laut Gerhard Seebacher eine nicht zu unterschätzende Herausforderung – auch in ­finanzieller Hinsicht – dar. Anstelle von avisierten drei Wochen nahm die Errichtung des Wegs rund zwei Monate in Anspruch, weswegen die Arbeiten an der Wasserfassung aufgrund des Wintereinbruchs erst im Frühjahr 2018 beginnen konnten. Noch vor dem Jahreswechsel hingegen konnten die Betonarbeiten am Krafthaus abgeschlossen sowie rund die Hälfte der insgesamt 1.391 m langen Druckrohrleitung verlegt werden. Während die Betonarbeiten die Kapfenberger Gebrüder Haider & Co Hoch- u. Tiefbau GmbH erle-

Das schnelle und sichere Anlageninformationssystem MGXOpen.

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digte, sorgte die Karl Pitzer GmbH aus Schladming für die fachgerechte Verlegung des kompletten Kraftabstiegs. Beim Rohrmaterial setzten die Betreiber auf duktile Gussrohre der Tiroler Rohre GmbH (TRM). Die zu 100 Prozent aus Recyclingmaterial hergestellten Rohre überzeugen neben ihren hervorragenden Festigkeitseigenschaften mit einem anwenderfreundlichen Muffensystem, das eine unkomplizierte und gleichermaßen schnelle Montage ermöglicht. Von der Wasserfassung bis zum Krafthaus verläuft die Druckleitung in der durchgängigen Dimension DN400, sämtliche Muffenverbindungen wurden in schub- und zuggesicherter Ausführung hergestellt. Die längskraftschlüssigen VRS®-T Verbindungen von TRM nehmen Setzungen und Hangbewegungen auf und verhindern den Einwuchs von Vegetation. Bei der Leitungsführung orientiert sich die Rohrtrasse von der Wasserfassung weg zunächst an

Foto: MGX Automation GmbH

Bereich der Stauwurzel des Kraftwerks Sölk etwa 200 m der Mittelspannungsleitung weggespült, wodurch das Sölktal zur Gänze von der überregionalen Stromversorgung abgeschnitten war. Dank des inselbetriebsfähigen Wasserkraftwerks Strickeralmbach und zweier dieselbetriebener Notstromaggregate konnten die Mitarbeiter des E-Werk Gröbming noch in der Unwetternacht die lokale Stromversorgung wieder in Gang bringen. Basierend auf diesen guten Erfahrungen sollte auch die neueste Anlage des E-Werk Gröbming, das Kraftwerk Plöschmitzbach, inselbetriebsfähig ausgeführt werden.

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Zusätzlich zum selbstreinigenden Coanda-Rechen wurde die Wasserfassung für die kalte Jahreszeit mit einem separaten Wintereinlauf ausgestattet.

der Zufahrtsstraße, danach nimmt der Kraftabstieg einen weitgehend linearen Verlauf querfeldein bis zum Krafthaus.

GEPPERT LIEFERTE KOMPLETTPAKET Der Standort der Kraftwerkszentrale rückte im Zuge des Ersatzneubaus weiter an die Sölk. Bei der Gestaltung des Krafthauses ergab sich im Zuge der Verhandlungen eine Doppelnutzung, bei der sich der Grundbesitzer an der Gebäudevorderseite mit einer landwirtschaftlichen Gerätehalle beteiligte. Das Foto: zek

SELBSTREINIGENDE WASSERFASSUNG Aufgrund der ausgesetzten Position der Wehranlage innerhalb eines Lawinengebiets wurde von der Zöschg & Groß GmbH das dazugehörige Steuerhaus mit Hydraulik­ aggregat und E-Technik in massiver Beton­ ausführung möglichst weit in die Hanglage integriert. Das Entsanderbecken wurde zur Gänze unterirdisch angelegt, um etwaige Schäden bei einem Lawinenabgang möglichst gering zu halten. Für die Filtrierung der Feinsedimente kommt ein Coanda-Rechen der Südtiroler Wild Metal GmbH zum Einsatz. Dank der konstruktionsbedingten Selbstreinigungsfunktion des „Grizzly“-Coanda-Rechens konnte auf eine ansonsten obligate Rechenreinigungsmaschine verzichtet werden. Geliefert und montiert wurde die gesamte Stahlwasserbauausrüstung, darunter Coanda-Rechen, Schützen und Hydraulikaggregat vom oberösterreichischen Branchen-

allrounder Danner Wasserkraft GmbH. Seebacher ergänzt, dass für die kalte Jahreszeit ein separater Wintereinlauf installiert wurde. Dieser wurde in Form eines getauchten Schwanenhalses am Mittelpfeiler des Querbauwerks errichtet. Das Restwasser, dessen Abgabe in Abhängigkeit von Zufluss und Jahreszeit dynamisch verläuft, wird durch einen zusätzlichen Einlauf zuerst über eine Messstrecke in den Entsander geleitet und danach direkt wieder in den natürlichen Gewässerverlauf zurückgegeben. Direkt an den Entsander schließt die Druckrohrleitung an, die bis zu 260 l/s Ausbauwassermenge über eine Bruttofallhöhe von 257 m zur Turbinierung ins Tal führt.

eigentliche Krafthaus sowie ein jeweils separater Raum für die Mittelspannungsschaltanlage und den Transformator schließen an die Rückseite des Gebäudes an. Damit die Anlage auch bei stark verringertem Wasserdargebot am Netz gehalten werden kann, entschieden sich die Betreiber für eine Pelton-Turbine mit horizontaler Welle in 3-düsiger Variante. Gefertigt wurde die Maschine vom Tiroler Kleinwasserkraftspezialisten Geppert GmbH, der schon eine ganze Reihe von E-Werk Gröbming-Anlagen mit seinen bewährten Lösungen ausgestattet hat. Komplettiert wurde das maschinelle Komplettpaket durch den Absperr-Kugelhahn DN250, den Synchron­Generator von Hitzinger sowie einen Turbinen-Regler des Fabrikats EN-CO. Die Steuerung der Düsen erfolgt auf elektrischem Wege via 24 V-Elektromotoren. Geppert-Projektleiter Matthias Saurwein zur Schwarzstart- bzw. Inselbetriebsfähigkeit der Turbine: „Die Inselregelung arbeitet doppelt-regulierend, wobei die Drehzahl über den sehr schnellen Strahlablenker reguliert wird. Um auch positive Lastsprünge bewerkstelligen zu können, besteht eine dauerhafte Überöffnung der Düsen von etwa 15 Prozent. Der Strahlablenker ist permanent in Arbeit und stabilisiert die Drehzahl bei 50 Hz. Wird mehr Leistung benötigt, ist man nicht auf die langsame Öffnungszeit der Düsen limitiert, sondern erzielt den Lastsprung rein durch den Strahlablenker. Dies bringt hinsichtlich Kostenersparnis einen weiteren Vorteil mit sich: Dank dieser schnellen Regelung mit elektronischen Strahlablenkern konnte auf ein ansonsten notwendiges Schwungrad verzichtet werden.“ EFFIZIENZ ERHEBLICH GESTEIGERT Dank der Erhöhung von Ausbauwassermenge und Fallhöhe konnte die auf vormals rund 90

Technische Daten • Ausbauwassermenge: 260 l/s • Bruttofallhöhe: 257 m • Druckleitung: TRM duktiler Guss DN400 • Länge: 1.391 m • Turbine: 3-düsige Pelton, horizontale Welle • Drehzahl: 1.000 U/min • Engpassleistung: 554 kW • Hersteller: Geppert GmbH • Generator: Synchron • Drehzah: 1.000 U/min • Spannung: 400 V

Das Kraftwerk Plöschmitzbach ist die dritte schwarzstart- und inselbetriebsfähige Anlage im Sölktal. Diese Anlage können bei Routinewartungen oder Ausfällen des überregionalen Stromnetzes die lokale Energieversorgung aufrechterhalten.

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• Nennscheinleistung: 640 kVA • Hersteller: Hitzinger • Regelarbeitsvermögen. ca. 1,8 GWh/a

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Das Krafthaus fügt sich bewusst unauffällig in die umgebende Landschaft ein.

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kW limitierte Engpassleistung des Kraftwerks Plöschmitzbach um mehr als das 6-fache gesteigert werden. Bei vollem Wasserdargebot schafft die nun für den maximalen Ausbaugrad optimierte Turbine eine Engpassleistung von 554 kW. Das jährliche Regelarbeitsvermögen erhöhte sich von durchschnittlich 460.000 kWh auf rund 1,8 GWh ebenfalls erheblich. Als leistungsstarker Energiewandler dient der direkt in horizontaler Richtung mit der Turbinenwelle gekoppelte Synchron-Generator, der ebenfalls mit exakt 1.000 U/min dreht und eine Nennscheinleistung von 640 kVA erreicht. Weil das Gebäude aus Schallschutzgründen nicht separat be- oder entlüftet wird, wurde der Generatormantel mit einer Wasserkühlung ausgestattet. Nach der Turbinierung wird das Wasser über einen schallblockenden Siphon ausgeleitet, wodurch sichergestellt ist, dass im Auslaufbereich keine Geräusche der Erzeugermaschine wahrnehmbar sind. In leittechnischer Hinsicht setzte das E-Werk Gröbming auf die IT-Spezialisten der MGX Automation GmbH. Die Leibnitzer können speziell im Wasserkraft­sektor auf eine Vielzahl von erfolgreichen Automatisierungsprojekten verweisen, für das E-Werk Gröbming hatte MGX bereits die übergeordnete Steuerung für die zentrale Kraftwerks-Leitwarte realisiert. MGX-Geschäftsführer Martin Grübler-Haselsteiner hebt die Wichtigkeit sicherer Online-Überwachung hervor: „In Zeiten steigender Internetkriminalität sind auch technische Anlagen wie Wasserkraftwerke nicht vor Hackerangriffen gefeit. Die MGX Automation GmbH hat auf diese Entwicklung reagiert und stellt ihren Kunden mit MGXOpen einen einfachen und sicheren Zugriff auf die aktuellen Anlagendaten zur Verfügung. Dabei erfolgt aus Sicherheitsgründen kein direkter Zugriff auf das Kraftwerk, sondern nur auf hochgeladene Daten, die beim Provider liegen. MGXOpen ist so konzipiert, dass die Anlagenwerte auf jedem beliebigen Endgerät (Handy, Tablet, PC) über den normalen Webbrowser schnell und einfach angezeigt werden. Dies erspart lästiges Hochfahren eines Fernwartungs-PC’s wenn man z.B. in der Nacht wegen einer Anlagenstörung alarmiert wird.“

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AM NETZ SEIT 1,5 JAHREN Die Inbetriebnahme des Kraftwerks Plöschmitzbach erfolgte schließlich im August 2018. Nach rund 1,5 Jahren Dauerbetrieb zeigte sich Gerhard Seebacher bei der Anlagenbeschau von zek HYDRO im Dezember 2019 rundum zufrieden mit dem neuesten Kraftwerk des E-Werk Gröbming: „Wir haben gesehen, dass die Anlage sowohl während der strengen Wintermonate 2018/19 als auch während des trockenen Sommers konstant am Netz geblieben ist. Die Möglichkeit mit dem Kraftwerk im Inselbetrieb zu fahren ist natürlich auch abseits von Katastrophenfällen wie im Sommer 2017 sehr praktisch. Gemeinsam mit dem Kraftwerk Plöschmitzbach gibt es nun drei inselbetriebsfähige Anlagen hier im Tal. Diese Kraftwerke waren schon bei einer Vielzahl von Revisionen sehr nützlich, da damit auch bei Arbeiten am überregionalen Leitungsnetz die Stromversorgung im Sölktal ungestört aufrechterhalten werden kann.“

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Foto: illwerke vkw

Mithilfe von Bruchsteinen und Schüttungen wurde die Wasserfassung für das neue Kraftwerk Alvierbach im Vorarlberger Brandnertal naturnah gestaltet. Die Anlage, die seit Februar letzten Jahres in Betrieb ist, erzeugt grünen Strom für rund 1.700 Haushalte.

NEUES KRAFTWERK AM ALVIERBACH LIEFERT SAUBEREN STROM AUS DEM BRANDNERTAL Vorarlberg setzt weiterhin konsequent auf den Ausbau der Wasserkraft. Mit dem neuen Kraftwerk Alvierbach Oberstufe, das Mitte Februar letzten Jahres offiziell seinen Betrieb aufgenommen hat, konnte nun ein bislang brachgelegener Bachabschnitt oberhalb des über 100-jährigen Traditionskraftwerks Alvierwerk in Bürs einer hydroelektrischen Nutzung zugeführt werden. Unter Federführung der iIlwerke vkw wurde ein Beteiligungskraftwerk mehrerer Partner nach modernsten Kriterien realisiert. Dabei stellten gerade die Errichtung der Druckrohrleitung, aber auch der Bau der Wasserfassung hohe Anforderungen an das Know-how der Verantwortlichen. Im neuen Krafthaus erzeugt heute eine 6-düsige Peltonturbine vom Fabrikat ANDRITZ Hydro genug Strom, um rund 1.700 Haushalte in Vorarlberg versorgen zu können.

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nweit der Grenze zum Schweizer Kanton Graubünden liegt das Vorarlberger Brandnertal, das sich von den Hängen der Schesaplana, der mit 2.965 m höchsten Erhebung des Rätikons, bis hinunter nach Bludenz erstreckt. Mit dem Lünersee, dem größten Bergsee Vorarlbergs, seinem malerischen Bergpanorama und der wildromantischen Bürserschlucht zählt das Brandnertal schon seit langem zu den touristischen Hotspots im Ländle. Mittlerweile sind in dem Gebiet mehr als 400 Kilometer Wanderwege erschlossen. Entwässert wird das Brandnertal durch den Alvierbach, einem Wildbach, der die Gemeinden Brand, Bürserberg und Bürs durchfließt. Er wurde im untersten Bachabschnitt bereits sehr früh im so genannten Alvierwerk I für die Stromerzeugung genutzt. Die Kleinkraftanlage der Firma Getzner stammt aus den Vorkriegszeiten von 1911 und zählt zu den ältesten Kleinwasserkraftwerken Vorarlbergs. Es wurde über die Jahre immer wieder angepasst und modernisiert und ist heute auf eine Ausbauleistung von 5 MW ausgelegt. Oberhalb von 830 m Seehöhe wurde der Alvierbach bislang allerdings – abgesehen von einer kleinen

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Selbstversorgeranlage – noch nicht für die Stromgewinnung genutzt. Mit den Plänen der illwerke vkw sollte sich das ändern. „Für die Realisierung des Kraftwerks Alvierbach wurde eine Beteiligungsgesellschaft gegründet, die neben den Hauptinitiatoren von illwerke vkw mit mehr als 80 Prozent Anteil von den Gemeinden Brand und Bürs, der Stadt Bludenz, der Agrargemeinschaft Bürs und sechs Privatpersonen gehalten wird. Es sollte sich zeigen, dass die Bündelung unterschiedlicher Kräfte und Interessen bestens funktionieren kann“, blickt Ing. Rainer Salomon, ehemaliger Leiter der Kleinwasserkraftabteilung i. R. zurück.

Foto: zek

Foto: illwerke vkw

TOPOGRAPHIE FORDERT HOCHPUNKT „Grundsätzlich war uns der Standort hier schon länger bekannt. Mit der gegebenen Topographie, einem Einzugsgebiet von 33,7 km2 und einer relativ konstanten Wasserführung sollte sich der Alvierbach sehr gut für ein weiteres Kleinwasserkraftwerk eignen“, erklärt der Projektleiter Ing. Martin Neuhauser vom Bereich Engineering Kleinwasserkraftwerke der illwerke vkw. Gemeinsam mit dem Planungsbüro breuß mähr bauingenieure GmbH aus Koblach wurde ein wirtschaftlich und technisch tragfähiges Konzept ausgearbeitet, das eine Nutzung des Alvierbachs über eine Gefällstufe von 138,5 m oberhalb der

Beim Bau der Wasserfassung im Gemeindegebiet von Brand war man bemüht, den Spielbetrieb am direkt angrenzenden Golfplatz nicht durch die Bauarbeiten zu stören.

Das mit der Rohrverlegung beauftragte Bauunternehmen Wilhelm+Mayer setzte zwei 24-Tonnen Bagger ein. Im Bild: Der Einbau der duktilen Gussrohre DN1000, die über eine Länge von 1,9 km unterirdisch verlegt wurden – eine aufwändige Arbeit.

bestehenden Tschapina-Fassung des Alvierwerks I vorsah. Dem Konzept nach handelt es sich um ein Ausleitungskraftwerk, das sein Triebwasser über eine Ausleitungsstrecke von 3,1 km von der Wasserfassung auf knapp 1.000 m Seehöhe bis zum neuen Maschinenhaus führt. Dabei galt es einige besondere technische Herausforderungen zu meistern, die vor allem den Bau der Druckrohrleitung betrafen. „Bedingt durch die topographischen Bedingungen vor Ort waren wir gezwungen, die Druckrohrleitung mit einem markanten Hochpunkt nach 2 Kilometer zu errichten. Das bedeutet, dass das Triebwasser nach rund 1,2 Kilometer vom markanten Tiefpunkt über eine Länge von ca. 800 m zum Hochpunkt aufwärts fließen muss. Eine Leitungsverlegung entlang des Gewässers ohne diesen Hochpunkt war aufgrund der steilen Böschungen entlang des Gerinnes nicht möglich“, erklärt Rainer Salomon. SPEZIELLE WASSERFASSUNG Das Triebwasser wird an einem kompakt gehaltenen Tirolerwehr gefasst, von wo aus es über eine Überfallkante in ein kleines Beruhigungsbecken und einen Schotterfang - und weiter in den Entsanderbereich gelangt. In der unterirdischen Entsanderanlage sind zwei Reihen Coanda-Rechen vom Typ Grizzly Optimus aus dem bewährten LieferproDas neue Maschinenhaus wurde in direkter Nähe zur bestehenden Bachfassung Tschapina des Traditionskraftwerks Alvierwerks I errichtet.

photo: zek Foto: illwerke vkw

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Für die Strecke von rund 1,2 km bis zum Hochpunkt kamen GFK-Rohre DN1200 von Amiblu zum Einsatz.

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Von zwei Verteilkanälen aus fließt das Wasser über die jeweils 12 in Serie geschalteten Coanda-Rechen vom Typ Grizzly Optimus vom Branchenspezialisten Wild Metal.

Dank des speziellen Entsandungskonzeptes der unterirdischen Coanda-Anlage kann eine negative Beeinflussung des Betriebs der Unterlieger-Anlage auf ein Minimum beschränkt werden. Das Restwasser wird hier auch zu Spülzwecken verwendet.

Foto: zek

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„Wir haben das Volumen der Verteilkanäle deutlich geringer konzipiert als jenes klassischer Entsanderkammern, weshalb mit weniger Wasser schneller gespült werden kann.“ Und noch ein Vorteil resultierte aus dem Einsatz der Coanda-Rechen von Wild Metal: Es konnte dadurch eine kompaktere Ausführung des Entsandungsbauwerks erreicht werden, da es sich dank des Coanda-Systems auf geringe Fließgeschwindigkeiten zur Absetzung der Feinsedimente verzichten lässt.

gramm des Südtiroler Stahlwasserbauspezialisten Wild Metal nebeneinander angeordnet. Das heißt: Das Triebwasser fließt von einem zentralen Gerinne aus links und rechts über die Spaltsiebe, wo feines Geschwemmsel abgeschieden wird. Maximal werden 1,8 m3/s eingezogen. Die grundlegende Maxime für die Planung der Fassungsanlage lautete: die Anzahl der Spülzyklen auf ein Minimum reduzieren und selbige kurz halten. Der Planer DI Markus Mähr: „Der Grund dafür liegt darin, dass das abgearbeitete Triebwasser direkt in die Fassungsanlage des Unterliegerkraftwerks eingeleitet wird. Um dessen Betrieb nicht zu beeinflussen, galt es, die Spülzyklen möglichst zu reduzieren.“ Die Lösung dafür boten die in Serie geschalteten, insgesamt je 12 Coanda-Rechen, über die das anfallende Geschiebe sowie die organische Drift meist kontinuierlich ausgespült werden. Zudem wurde hier schon in der Konzeptionierung besonderes Augenmerk daraufgelegt, die vorgeschriebene Restwassermenge gleichzeitig für Spülzwecke zu nutzen.

BAUEN TROTZ TOURISMUSBAUVERBOTS Für die Bauarbeiten am neuen Kraftwerk – und zwar für alle Baulose – vertrauten die Bauherren auf die Kompetenz des Vorarlberger Bauunternehmens Wilhelm+Mayer, das die Umsetzung durch ein kombiniertes Team aus den hauseigenen Abteilungen Tiefbau und Brückenbau bewerkstelligte. Technisch sollten einige Herausforderungen auf das Bauteam zukommen, die größte erwuchs allerdings aus einer ganz anderen Richtung: In Brand gilt das sogenannte ‚Tourismusbauverbot‘, das im Wesentlichen die Bauarbeiten auf die Zeit von Anfang September bis etwa Mitte Dezember eingrenzt. Verständlicherweise möchte man die Touristen im Ort nicht mit unnötigem Baulärm belästigen. Aber – mit diesem kurzen Zeitfenster wäre eine Realisierung, für die man ja auch Kräne und Bagger benötigt, kaum möglich gewesen. Der Baufirma gelang es zum Glück, eine Ausnahmegenehmigung zu erwirken, wodurch sie die Bauarbeiten in einer Nettobauzeit von etwa einem Jahr durchziehen konnte. Der Auftakt der Bauarbeiten begann im August 2017 mit Rodungsarbeiten und ersten Vorbereitungen für den Bau der Wasserfassung. Um die Fassung im Trockenen errichten zu können, wurde der Alvierbach, der im Spätsommer wenig Wasser führte, umgeleitet. Grundsätzlich war es den Verantwortlichen ein Anliegen, das Querbauwerk in möglichst naturnaher Form in die Landschaft des Brandnertals zu integrieren. Zu diesem Zweck wurden Bruchsteine und Schüttungen verwendet.

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Das Einheben des 12,5 Tonnen schweren Synchrongenerators in das kompakte Maschinenhaus am Alvierbach aus der Drohnen-Perspektive

ROHRVERLEGUNG IN VARIIERENDER TIEFE Der Leitungsbau auf über 3 Kilometer Länge sollte sich aufgrund der Topographie des Geländes als sehr anspruchsvoll erweisen. „Das Bauteam ist häufig auf Fels und auf große Findlinge gestoßen, was die Rohrverlegung etwas erschwerte. Es variierte die Verlegetiefe von etwa 2 m bis auf 9 m, außerdem musste mit der neuen Leitung dreimal eine Bachquerung vorgenommen werden“, erläutert Tiefbauleiter Patrick Frank die baulichen Herausforderungen. Mehrere Hoch- und Tiefpunkte mit Widerlagern, sowie jede Menge Sonderformstücke waren erforderlich, um die Leitung dem Geländeprofil anzupassen. Das Verlegeteam von Wilhelm+ Mayer hatte für die Verlegung permanent zwei 24-Tonnen-Bagger im Einsatz. Für die Ausführungen des Bauteams finden die Verantwortlichen durchaus lobende Worte. Vom Fassungsbauwerk bis zum Tiefpunkt kamen aufgrund der vielen Richtungswechsel zugsichere duktile Gussrohre DN1000, geliefert vom Tiroler Traditionshersteller TRM, zum Einsatz. Für jenen markanten, ca. 1,2 km

Das Peltonlaufrad wird aus 6 Düsen angetrieben. Die Düsennadelverstellung erfolgt über elektrische Schubantriebe mit 24V Anschlussspannung.

langen Abschnitt vor dem Hochpunkt setzte man auf GFK-Rohre vom Typ Flowtite in der Dimension DN1200 aus dem Hause Amiblu. In den Bereichen gestreckterer Linienführung wechselte man somit auf GFK. Die glasfaserverstärkten Kunststoffrohre punkten dabei auch mit der geringen Oberflächenrauigkeit im Inneren, sodass nur minimale Reibungsverluste am Weg vom markanten Tief- zum Hochpunkt entstehen. Markus Mähr: „Aus planerischer Sicht war die Berücksichtigung dynamischer Fließzustände in der Druckrohrleitung ein wesentlicher Punkt, um beim Anfahren oder einem Notschluss der Turbine am Hochpunkt Unterdruck in der Leitung ausschließen zu können. In unsere Berechnungen wurden neben Rohren im Neuzustand auch solche mit höherem Leitungsalter und somit größerer Rauigkeit mit einbezogen.“ Das Profil der Druckrohrleitung, bei der nach ca. 2 km ein Hochpunkt erreicht wurde, dessen Kote weniger als 10 m unter dem Stauziel der Fassung liegt, stellte sowohl in planerischer als auch in baulicher Hinsicht eine der größten Herausforderungen des Projektes dar.

RÜCKSICHT AUF DEN UNTERLIEGER Nicht nur beim Konzept der Wasserfassung, sondern auch beim Plan für das Maschinenhaus legte man größten Wert darauf, den Betrieb des traditionsreichen Unterliegerkraftwerks nicht negativ zu beeinflussen. „Da die Ausleitungsstrecke über 3 Kilometer lang ist, braucht das Wasser von der Fassung bis zur Turbine über eine halbe Stunde. Bei einem Maschinenstillstand wäre der Unterlieger dann eben für längere Zeit von unserem Triebwasser abgeschnitten gewesen – mit einem damit verbundenen Leistungsentgang von 3 bis 4 MW. Aus diesem Grund wurde ein Bypass in Form eines Ringkolbenschiebers

Technische Daten • Ausbauwassermenge: 1.800 l/s • Brutto-Fallhöhe: 138,50 m • Netto-Fallhöhe: 127,00 m • Ausbauleistung: 2 MW • Drehzahl: 500 Upm • Turbine: 6-düsige Peltonturbine • Becherzahl: 20 • Fabrikat: Andritz HYDRO

Da man für die MID (magnetisch-induktive Durchflussmessung) davor und danach einen kurzen Beruhigungsabschnitt benötigt, ließ man den obersten Teil des Rohres in das Beruhigungsbecken hineinragen. Auf diese Weise konnte selbiges sehr kompakt gehalten werden. Die MID dient der Rohrbruch- bzw. Leckage-Überwachung.

• Generator: 3-Phasen-Synchron Generator • Nennleistung: 2.200 kVA • Nennstrom: 1.840 A

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Überdrehzahl: 900 Upm

• Fabrikat: Hitzinger • Druckrohrleitung: • Duktiler Guss: Länge=1,9 km DN1000 Duktus • GFK: Länge=1,2 km DN1200 Amiblu • Steuerung & Automation: MBK Energietechnik • Planung: breuß mähr bauingenieure • Stahlwasserbau: S.K.M. • Coanda-Rechen: Wild Metal

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• Bauliche Ausführung: Wilhelm+Mayer

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• Inbetriebnahme: Februar 2019 • Regelarbeitsvermögen: 8,5 GWh

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Das neue Krafthaus hinter der bestehenden Tschapina Bachfassung: Die Fassade wurde mit einem speziellen Schutzanstrich versehen, der Algenbewuchs verhindert.

der Fa. VAG integriert“, erklärt Stefan Geiger, Projektleiter von der Firma ANDRITZ Hydro. Sollte die Turbine einmal außerplanmäßig abstellen, wird das Wasser vollautomatisch in den Bypassbetrieb übergeleitet. Dieser übernimmt dann auch die Stauzielhaltung. „Grundsätzlich stand aus planungstechnischer Sicht das Ziel im Vordergrund, eine Optimierung der Unterwasserableitung zum Unterliegerkraftwerk ohne gegenseitige Beeinflussung bei gleichzeitig möglicher Außerbetriebnahme der einzelnen Anlagen und bestmöglicher Ausnutzung der Fallhöhe zu erreichen.“ Mit diesem Konzept ist dafür gesorgt, dass der unabhängige Betrieb beider Anlagen gewährleistet wird. Im Regelbetrieb wird das abgearbeitete Wasser direkt ins Schotterbecken des Unterlieger-Kraftwerks geführt. LEITTECHNIK MIT EXTRA-LÖSUNGEN In der technischen Umsetzung dieser zentralen Vorgabe war vor allem das beauftragte E-Technik-Unternehmen, die MBK Energietechnik GmbH, voll gefordert, erinnert sich Tiefbauleiter Frank Patrick. „Die Vorgabe der geringstmöglichen Beeinflussung der Unterlieger-Anlage galt natürlich nicht nur für das Abstellen und Anfahren der Anlage mittels einer asymmetrischen Nebenauslassregelung, sondern vor allem auch für den Fall einer Notabschaltung und für die Spülautomatik der Entsanderkanäle. Eine zusätzliche Anforderung im Hinblick auf die Spülautomatik war, mit möglichst geringer Wassermenge den bestmöglichen Spüleffekt zu erzielen“, erklärt dazu Christian Mund von MBK und geht dazu ein wenig ins Detail: „Da dies natürlich stark vom Wasserdargebot abhängig ist, haben wir ein eigenes Spülprogramm entwickelt, welches dem Kunden erlaubt, sämtliche Spülabläufe frei zu definieren. Das heißt: Der Betreiber kann über die Visualisierung selbst

Blick auf den Unterwasserkanal in der Bauphase.

verschiedenste Abläufe programmieren, welche dann im Automatikbetrieb entsprechend aufgerufen werden. Damit die Spülvorgänge so störungsfrei wie möglich ablaufen, haben wir für sämtliche Schützen zusätzlich noch eine Freispülautomatik eingefügt.“ Das Energietechnikunternehmen aus dem steirischen Ilz zählt nicht zuletzt dank einer ellenlangen Referenzliste zu den renommiertesten Spezialisten in Sachen Regel- und Automatisierungstechnik für Kleinwasserkraftwerke in Österreich. Speziell mit dem im eigenen Haus entwickelten Visualisierungssystem gelang es den Steirern auch bei diesem Projekt zu überzeugen. Dabei galt es, eine enorme Menge an Datenpunkten für die verschiedenen Funktionen zu verarbeiten und zudem die Wünsche und Vorstellungen des Kunden umzusetzen. „So haben wir beispielsweise Protokollvorlagen des Kunden auf Knopfdruck mit den entsprechenden Daten aus den verschiedenen Archiven befüllt oder Trenddiagramme direkt als Excel exportiert“, erklärt Christian Mund und verweist darauf, dass im Fall des KW Alvierbach ein sehr komplexes leit- und energietechnisches Gesamtsystem geliefert wurde, beginnend von der kundenseits errichteten Umspannstation bis zur gesamten elektrotechnischen Ausrüstung für Kraftwerk und Wasserfassung – vom 690 V-Energieverteiler über sämtliche Steuer- und Regelschränke bis hin zur Alarmierung und zum Fernzugriff: „alles aus einer Hand“.

Funktionelles Visualisierungssystem vom Energie- und Leittechnik-Profi MBK.

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kommt dabei auf eine Nennleistung von knapp 2 MW. Das Laufrad, das aus einem Stahl-Monoblock gefräst wurde, weist 20 Pelton-Laufradbecher auf, die den neuesten hydraulischen Design-Richtlinien des weltweit agierenden Wasserkraft-Konzerns entsprechen. Sie tragen dazu bei, dass die Turbine Top-Wirkungsgrade erreicht. Was die Maschine darüber hinaus auszeichnet, ist ihre Toleranz gegenüber kleinen Lasten. „Das heißt, dass der Maschinensatz auch bei sehr geringen Triebwasser, wie es in den Wintermonaten Jänner oder Februar vorkommt, weiterhin am Netz verbleiben kann. Mit einer Düse und einer Beaufschlagung von 5 bis 10 Prozent ist das Kraftwerk in der Lage, weiterhin Strom zu erzeugen“, erklärt Stefan Geiger Projektleiter von der Fa. ANDRITZ Hydro.

Mit 500 Umdrehungen treibt das Peltonlaufrad den direkt gekoppelten Synchrongenerator aus dem Hause Hitzinger an. Dieser ist wassergekühlt und auf eine Nennleistung von 2.200 kVA ausgelegt.

EFFIZIENZ AUS 6 DÜSEN Im sehr kompakt gehaltenen Maschinenhaus, unmittelbar oberhalb der Tschapina-Fassung, wurde ein höchst solides Maschinengespann, bestehend aus einer 6-düsigen vertikalachsigen Peltonturbine aus dem Hause ANDRITZ Hydro mit einem direkt gekoppelten Syn-

chrongenerator der Firma Hitzinger, installiert. Die erfahrenen Betreiber legten nicht nur auf Effizienz, sondern auch auf Wartungsfreundlichkeit und Langlebigkeit größten Wert. Konkret ist die Turbine auf einen Ausbaudurchfluss von 1,8 m3/s sowie eine Netto-Fallhöhe von 127 m ausgelegt und

MASSGESCHNEIDERTER GENERATOR Die Turbine ist direkt an die Welle des Generator-Rotors gekoppelt und treibt diesen im Regelbetrieb mit 500 Upm an. Der 3-phasige Drehstromgenerator des Linzer Traditionsherstellers Hitzinger ist dabei auf eine Nennleistung von 2.200 kVA ausgelegt und liefert eine Spannung von 690/400 V. Der Generator punktet dabei nicht nur mit seiner Zuverlässigkeit und seiner Performance. Daneben liegen die wesentlichen Stärken des Hitzin-

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Diakon Ludwig Zünd spendete den kirchlichen Segen für das neue Kleinkraftwerk, das Ende Oktober letzten Jahres feierlich eingeweiht wurde.

ger-Generators darin, dass es sich um kein „Produkt von der Stange handelt“. Im Gegenteil: Generatoren aus dem Hause Hitzinger werden maßgenau nach den Vorstellungen des Kunden sowie nach den Anforderungen des Betriebs designt und produziert. Das beginnt bei der magnetischen Auslegung und endet beim Isolationssystem der Maschine. Dabei ist man sich bei Hitzinger bislang immer der Devise treu geblieben: „Besser konservativ auslegen“. Auf diese Weise haben die Maschinen meist einiges an Reserven – im Gegensatz zu anderen Industriegeneratoren, die sich von Beginn an am Limit bewegen. Einer der wichtigsten Pluspunkte liegt in den hauseigenen Software-Programmen, die mittlerweile über Jahrzehnte weiterentwickelt wurden. Diese ermöglicht den Technikern eine genaue und zudem sehr schnelle Auslegung der gewünschten Maschine. REALISIERT IN EINEM JAHR Der Planungsbeginn für die neue Anlage am Alvierbach war bereits im Jahr 2013. Es sollte allerdings noch ein paar Jahre dauern, bis alle Genehmigungen für das Bauvorhaben vorlagen. Im Sommer 2017 war es schließlich soweit. „Im Winter konnten wir natürlich nicht bauen. Dennoch ist es gelungen, das Werk in einer Nettobauzeit von knapp einem Jahr zu realisieren. Anfang 2019 haben wir mit dem Kraftwerk erstmals Strom produziert“, erinnert sich Martin Neuhauser. Er kann bereits ein überaus zufriedenstellendes Fazit über das erste Betriebsjahr ziehen: „Wir haben in diesem ersten Jahr über 10 GWh erzeugt. Das liegt

Foto: illwerke vkw

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Projekte

illwerke vkw Vorstandsmitglied Helmut Mennel, Landtagspräsident Harald Sonderegger, Geschäftsführer der Kleinkraftwerk Alvierbach GmbH Stefan Kaufmann und Projektleiter Martin Neuhauser bei der kleinen Einweihungsfeier im Oktober 2019.

knapp 20 Prozent über dem prognostizierten Jahresertrag von 8,5 GWh. Natürlich verdanken wir dies vorrangig den außerordentlich guten Zuflussbedingungen in der ersten Jahreshälfte 2019 mit den großen Schneemengen.“ Im Regeljahr können rund 1.700 Vorarlberger Haushalte mit sauberem Strom versorgt werden. BAUSTEIN DER ENERGIEAUTONOMIE 2050 In Summe haben die Projektpartner aus dem Ländle rund 7,5 Millionen Euro in das neue Kraftwerksprojekt am Alvierbach investiert. Ende Oktober letzten Jahres fanden sich Vertreter der einzelnen Investoren, politische Repräsentanten und eine kleine Schar Verantwortlicher am Kraftwerk ein, um die Anlage offiziell einzuweihen. Im Rahmen der kleinen Eröffnungsfeier betonte Landtagspräsident Harald Sonderegger, dass das neue Kraftwerk einen weiteren bedeutenden Schritt auf dem Weg zur angestrebten Energieautonomie 2050 darstelle. Er bekräftigte einmal mehr das Bekenntnis der Vorarlberger Landesregierung, weiterhin auf den Ausbau der Wasserkraft zu setzen. Gemeinsam mit dem illwerke vkw Vorstand Helmut Mennel, dem Geschäftsführer der neu gegründeten Kleinkraftwerk Alvierbach GmbH, Stefan Kaufmann, Projektleiter Martin Neuhauser wurde auch Rückschau auf die bauliche Umsetzung gehalten, wobei die gelungene Projektabwicklung von allen Seiten gelobt wurde. Für die illwerke vkw ist das neue Kraftwerk Alvierbach nach den beiden Kraftwerken Tschambreu und Stubenbach das dritte Kleinkraftwerk, das als Beteiligungskraftwerk realisiert wurde.

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SEDIMENTMANAGEMENT ALS ZENTRALES THEMA DER 3. INTERALPINEN ENERGIE- UND UMWELTTAGE

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Foto: Michaela Wille_pixelio.de

SCHWERPUNKT SEDIMENT-MANAGEMENT Zweifellos ein idealer Ort, um ein zentrales Thema in der Wasserkraftnutzung im Rahmen eines hochkarätigen Forums zu erörtern: die Frage nach dem Sediment-Management in all seinen Facetten. Sedimente sind ein wichtiger Bestandteil unserer Gewässer. In den Stauräumen wasserbaulicher Anlagen wird der natürliche Fließprozess allerdings gehemmt – das gilt sowohl für Anlagen, die dem Hochwasserschutz, der Gewinnung von Trinkwasser als auch der Produktion von Elektrizität dienen. Die Sedimente sinken auf

Dr. Johann Herdina von TIWAG-Tiroler Wasserkraft AG wird auch in diesem Jahr die Veranstaltung eröffnen.

den Boden des Staubeckens und führen zu einer Verlandung. Egal ob bei einem hochalpinen Speicher oder an Flüssen: Durch die Verlandung kommt es einerseits zu Einschränkungen in der Energieerzeugung und anderseits zur negativen Beeinflussung der Nachhaltigkeit, da ohne diese Feststoffe die ökologische Vielfalt, die Stabilität der Flusssohle und nicht zuletzt auch der Grundwasserstand im Unterlaufbereich von Querbauwerken beeinträchtigt werden können. Daher ist es sowohl für die Betreiber von Wasserkraftanlagen, also auch für die Umwelt maßFoto: zek

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it dem Gemeinschaftskraftwerk Inn (GKI) entsteht am Oberen Inn im schweizerisch-österreichischen Grenzgebiet das größte, seit vielen Jahren im Alpenraum neu gebaute Laufwasserkraftwerk. Das in Österreich und der Schweiz umfassend geprüfte Kraftwerk erzeugt nach Fertigstellung der Bauarbeiten jährlich über 400 Gigawattstunden (GWh) Strom aus heimischer Wasserkraft. Damit wird das zwischen der Schweizer Gemeinde Valsot und der österreichischen Gemeinde Prutz entstehende Kraftwerk zu einem Meilenstein zur Erreichung der Ziele der europäischen und regionalen Energiestrategien. Aktuell sind die unterirdischen Vortriebsarbeiten ebenso abgeschlossen wie die Bauarbeiten am Krafthaus in Prutz. Die Trockenabnahme der elektromaschinellen Anlagenteile ist bereits erfolgt. Derzeit konzentrieren sich die Arbeiten hauptsächlich auf die Spezialtiefbauarbeiten für das geplante Dotierkraftwerk.

Sedimentmanagement ist das zentrale Thema, um das die 3. Auflage der Inter­ alpinen Energie- und Umwelttage kreisen wird. Im Bild: Sösetalsperre im Harz

Foto: zek

Zum bereits dritten Mal wird am 27. & 28. Februar 2020 die hochkarätig besetzte Veranstaltung Interalpine Energie- und Umwelttage ihre Pforten öffnen. Unter dem Titel „Sedimentmanagement – ein Thema für Generationen“ rücken diesmal sämtliche damit im Zusammenhang stehenden Aspekte in den Fokus – von der Theorie bis zur gelebten Praxis der Stauraumbewirtschaftung. Passender Weise wird das Event, das durch die IBI Euregio Kompetenzzentrum KGMBH gemeinsam mit den Mitorganisatoren Ingenieure Patscheider & Partner GmbH, TIWAG, SEV – Südtiroler Energieverband, TIQU – Tiroler Qualitätszentrum für Umwelt, Bau und Rohstoffe GmbH veranstaltet wird, im Maschinenhaus des Gemeinschaftskraftwerks GKI Prutz/ Ried stattfinden. Das Kraftwerk befindet sich aktuell in der finalen Bauphase. Der Veranstaltungsort nimmt somit nicht nur auf die Wasserkraftnutzung Bezug, sondern ist auch als Zeichen für den interregionalen Austausch im 3-Länderdreieck Österreich-Schweiz-Südtirol zu sehen.

Dr. Ing. Walter Gostner von Ingenieure Patscheider & Partner GmbH ist Mitveranstalter der Tagung.

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Veranstaltung

Durch die Verlandung wird der natürliche Fließvorgang der Gewässer eingeschränkt.

geblich, dass für diese Problematik sinnvolle Lösungen gefunden werden.

UMFANGREICHES PROGRAMM Eingeteilt ist der gesamte Themenkreis in vier Blöcke, wobei einmal die Sicht des Betreibers, einmal jene des Flusses, einmal jene des Forschers und einmal jene des Praktikers in den Mittelpunkt gerückt werden. In den einzelnen Themenblöcken stehen spezifische Vorträge von namhaften Spezialisten auf ihrem Gebiet auf dem Programm. Es werden praktische Beispiele für Sedimentmanagement an Südtiroler Kraftwerken oder auch am Kraftwerk Punt dal Gall von den Engadiner Kraftwerken vorgestellt, oder auch die Verbindung zum Fischschutz hergestellt. Mit Prof. Dr. Anton Schleiss von der ETH Lausanne und Prof. Dr. Helmut Habersack von der Boku Wien sind zwei als absolute Koryphäen im Alpenraum bekannte Forscher angekündigt, die beide Vorträge halten werden. Martin

Schletterer von der TIWAG wird über gewässerökologische Aspekte des Sedimentmanagements sprechen, der in Wasserkraftkreisen bestens bekannte Forscher Robert Boes von der ETH Zürich über ein Schwebstoff-Monitoring in Echtzeit für den optimierten Betrieb von Wasserkraftanlagen. Außerdem werden Themen wie die Sedimentmobilisierung bei Speicherabsenkungen oder auch Turbinenabnützungen bei abrasiven Gewässern in weiteren Vorträgen erörtert. Das umfangreiche Programm von Tag Eins rundet eine Podiumsdiskussion ab, bei der hochkarätige Teilnehmer in einem offenen Forum zu den einzelnen Aspekten Stellung nehmen werden. Den Abschluss der 3. Interalpinen Energieund Umwelttage bildet schließlich eine geführte Besichtigung des Gemeinschaftskraftwerkes Inn GKI am Freitag, 28. Februar. Mehr dazu unter: www.ibi-kompetenz.eu/sedimente

Foto: Archiv

GRENZEN DER MACHBARKEIT Bei der Tagung „SEDIMENT-MANAGEMENT – ein Thema für Generationen“ wird das Thema von unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. „Wir haben dazu die wesentlichen Fragen in den Mittelpunkt der Veranstaltung gestellt: Mit welchen Herausforderungen kämpfen die Betreiber? Wie wirkt sich die Stauraumbewirtschaftung auf den Fluss aus? Welchen gesetzlichen Rahmen gibt es? Welches sind die modernen Forschungsansätze? Wie sieht es mit der praktischen Umsetzung aus?“, umreißt der „Spiritus Rector“ der Veranstaltung, DI Dr. Dietmar Thomaseth, Präsident des IBI und Geschäftsleiter des TIQU, die Kernthemen der diesjährigen Tagung. Gemeinsam mit Mitveranstalter Dr. Ing. Walter Gostner vom Planungsbüro Ingenieure Patscheider & Partner GmbH aus dem Südtiroler Mals hat er das Tagungsprogramm erstellt. Walter Gostner verweist darauf, dass dem Maßnahmenpaket gegen die Stauraumverlandung wirtschaftliche, technische und rechtliche Grenzen gesetzt sind. Dass es aber danach zu trachten gelte, innerhalb dieser Grenzen ein Optimum für ein effizientes und wirtschaftliches Sediment­ management zu finden. Und in diesem Themenkreis sind sämtliche Vorträge sowie

die geplante Podiumsdiskussion mit höchst qualifizierten Teilnehmern angesiedelt.

Auch die technischen Optionen im Sedimentmanagement sind Thema der Veranstaltung.

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bwohl in Indonesien aktuell rund 85 Prozent der elektrischen Energie aus fossilen Energieträgern wie Kohle, Öl oder Gas gewonnen werden, zeigt sich ein zunehmender Trend zum Ausbau erneuerbarer Energien. Einem Branchenbericht von „Germany Trade & Invest“ aus 2018 zufolge sieht der nationale Energieplan vor, bis 2027 knapp 7.500 MW an zusätzlicher Wasserkraftleistung zu erschließen. Angesichts der bürokratischen Hürden erscheint dieses Vorhaben durchaus ambitioniert. Ende 2018 lag die installierte Leistung von Wasserkraftwerken im Land bei rund 4.000 MW. Zwar beträgt das theoretische Ausbaupotential laut indonesischem Energieministerium 75.000 MW, aber der Hauptteil dieser Kapazitäten in Form größerer Flüsse liegt auf den vergleichsweise gering besiedelten und infrastrukturell zu wenig erschlossenen Inseln Papua und Kalimantan. Dennoch wurden nicht zuletzt dank des ökonomischen Wachstums in den vergangenen Jahren – die indonesische Wirtschaft gehört zu den am stärksten expandierenden weltweit – vermehrt beträchtliche Investitionen in ökologisch nachhaltige Energieprojekte getätigt. Bestätigen kann diesen Trend der international renommierte Wasserkraftexperte GUGLER Water Turbines GmbH aus Öster-

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Werkmontage der Kaplan-Siphon-Turbinen für das Kraftwerk Lodagung in Indonesien. GUGLER Water Turbines GmbH lieferte die komplette elektromechanische und leittechnische Ausstattung.

reich. Bis heute haben die Oberösterreicher bereits zwölf Wasserkraftprojekte unterschiedlicher Bauart und Leistungsklassen auf dem Archipel realisiert. FOLGEAUFTRAG FÜR GUGLER Für das staatliche Unternehmen PT Barata Indonesia, dessen Tätigkeitsfelder sich grob in die Sektoren Lebensmittel, Bau, Fertigung und Infrastruktur einteilen lassen, hatte GUGLER bereits 2012 das Wasserkraftwerk Batu Hampar ausgestattet. Die Anlage auf der Insel Sumatra wurde mit einer Francis-Spiral-­ Turbine sowie der kompletten elektromechanischen Ausrüstung beliefert. PT Barata hatte GUGLER in guter Erinnerung behalten, bereits wenige Jahre später wurden die Oberösterreicher im Rahmen einer Ausschreibung mit einem weiteren Auftrag auf der Insel Java betraut. Dabei handelte es sich um das Kraft-

werk Lodagung, das im Regierungsbezirk Blitar für das ebenfalls im Staatsbesitz stehende Wasserversorgungsunternehmen Jasa Tirta errichtet werden sollte. Geplant wurde das Kraftwerk entlang der Ausleitungsstrecke des Nutzwasserspeichers Wlingi. Dieses Reservoir dient primär zur Bewässerung der landwirtschaftlichen Flächen in der Region, außerdem versorgt der Speicher ein bestehendes Großkraftwerk mit einer Engpassleistung von 54 MW. SIPHON-KW STATT DAMMDURCHBRUCH Jasa Tirta beschäftigte sich bereits seit dem Jahr 2013 mit dem Vorhaben, das Wlingi Reservoir für den Bau eines neuen Kleinwasserkraftwerks heranzuziehen. Als Basisparameter sollten eine maximale Ausbauwassermenge von 14 m³/s und eine Gefällestufe von 11 m genutzt werden. In baulicher Hinsicht galt es

Das Kraftwerk Lodagung stellte mit dem Einsatz von KaplanSiphon-Turbinen eine technische Premiere in Indonesien dar.

Foto: GUGLER

Für den renommierten Branchenexperten GUGLER Water Turbines GmbH hat sich der südostasiatische Raum in den vergangenen Jahren zunehmend als wichtiger Markt etabliert. Alleine im Inselstaat Indonesien wurden bis heute bereits zwölf Wasserkraftwerke mit den international bewährten Lösungen der Oberösterreicher ausgerüstet. Eines der jüngeren GUGLER-Projekte im Land wurde vor gut zwei Jahren im östlichen Teil der Insel Java in Betrieb genommen. Für das Kraftwerk Lodagung, dessen Triebwasser mittels Siphon aus einem bestehenden Bewässerungsreservoir gefördert wird, lieferte GUGLER zwei spezielle Kaplan-Turbinen mit einer Engpassleistung von jeweils 704 kW sowie das komplette elektromechanische und leittechnische Equipment. Mit dem Bau des neuen Wasserkraftwerks trägt die Betreibergesellschaft Jasa Tirta alljährlich rund 6,2 GWh Öko­ energie für das öffentliche Stromnetz bei.

Foto: GUGLER

INDONESISCHES KRAFTWERK LODAGUNG PRODUZIERT STROM MIT ÖSTERREICHISCHEN SIPHON-TURBINEN

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ZÜGIGE FERTIGUNG UND AUSLIEFERUNG Mit GUGLER wurde der ideale Projektpartner gefunden, schließlich können die Wasserkraftallrounder in ihrer Referenzliste auf eine ganze Reihe von Anlagen mit Siphon-Technik verweisen. Nach der Zuschlagserteilung

Technische Daten • Ausbauwassermenge: 2 x 7 m3/s • Nettofallhöhe: 11 m • Druckleitung: ca. 400 m • Turbinen: 2 x Kaplan-Siphon • Laufrad Ø: 2 x 1.120 mm • Engpassleistung: 2 x 704 kW • Hersteller: GUGLER Water Turbines GmbH • Generator: 2 x Synchron • Drehzahl: 2 x 428,6 U/min • Hersteller: TES • Regelarbeitsvermögen: ca. 6,2 GWh/a

Rendering: GUGLER

Computergestütztes Rendering der beiden Maschinensätze. Die Turbinen decken konstruktionsbedingt ein breites Betriebsband ab, unter Volllast schafft jede Maschine eine Engpassleistung von 704 kW.

im Herbst 2016 startete noch im selben Jahr das konkrete Engineering. Bereits im Sommer 2017 erfolgte in der Produktionsstätte im norditalienischen Friaul die Werksabnahme der nach höchsten Qualitätsstandards gefertigten Maschinen. Im Anschluss an den Probezusammenbau wurden die Maschinensätze teilweise wieder demontiert und für den Transport via Lkw und Schiff vorbereitet. Rund sechs Wochen dauerte die Seereise von Triest zum indonesischen Hafen in Surabaya, die abschließende Strecke wurde erneut via Lkw zurückgelegt. Die Montage der elektromechanischen Ausstattung vor Ort erfolgte durch lokale Fachkräfte unter der Anleitung und Aufsicht eines GUGLER-Supervisors zwischen September und November 2017. Noch im Dezember startete der Inbetriebnahmeprozess. GUGLER-Projektleiter Stefan Haderer weist darauf hin, dass die Inbetriebnahme mit zwei zentralen Herausforderungen verbunden war: „Mit dem Siphon beim Kraftwerkseinlauf handelt es sich doch um eine nicht alltägliche Ausführung. Zu Beginn gab es undichte Stellen im Bereich des Siphons, wodurch Luft angesaugt wurde. Die Turbinen konnten die volle Leistung erst erreichen, nachdem die Leckagen vom Betrei-

BREITES BETRIEBSBAND ABGEDECKT Wie die Kaplan-Laufräder DN1.120 mm wurden auch die Laufradmäntel der identisch konstruierten Turbinen aus korrosionsbeständigem Edelstahl gefertigt. Die Saugrohre und Turbinengehäuse erhielten eine spezielle ZINGA-Schutzbeschichtung, welche durch den hohen Zinkgehalt exzellenten Korrosionsschutz und in Kombination mit dem Deckanstrich eine hohe Beständigkeit gegen Abrieb bietet. Bei vollem Wasserdargebot schaffen die auf jeweils 7 m³/s Ausbauwassermenge sowie eine Nettofallhöhe von 11 m ausgelegten Maschinen eine Engpassleistung von je 704 kW. Stefan Haderer ergänzt, dass die Turbinen konstruktionsbedingt ein breites Betriebsband abdecken. Aufgrund der Bewässerungsthematik wurde hoher Wert darauf gelegt, dass die Maschinen auch bei verringer-

Die Turbinen wurden auf eine Ausbauwassermenge von jeweils 7 m3/s und einen Nettofallhöhe von 11 m ausgelegt. Im Regeljahr speist das Kraftwerk rund 6,2 GWh Strom in das öffentliche Netz ein.

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ber gefunden und behoben wurden. Auch die Konfiguration der Ultraschallsensoren zur Durchflussmessung stellte eine gewisse Herausforderung dar. Um die vorrangige Versorgung des Bewässerungskanals auch bei laufendem Kraftwerksbetrieb zu gewährleisten, hatte die korrekte Funktion dieser Messinstrumente hohe Priorität.“

Foto: GUGLER

allerdings eine im wahrsten Sinne des Wortes massive Hürde zu bewältigen. So wurde es den Bauherren von behördlicher Seite aus untersagt, die meterdicken Betonwände des Damms für die Errichtung der geplanten Kleinwasserkraftanlage anzubohren. Als alternative Lösung entwickelte das zuständige Planungsbüro das Konzept einer Siphon-Anlage, bei der das Wasser durch die Heberwirkung über den Damm gefördert wird. Das grundsätzliche Anlagenkonzept des Kraftwerks Lodagung besteht darin, dass das Wasser beim Einlaufbereich in zwei siphonförmige Trichter gesaugt wird. Nach den Siphons wird das Wasser zunächst über zwei separate Rohrstränge DN1500 geleitet. Durch ein Hosenrohr erfolgt schließlich die Vereinigung zu einer einzelnen Leitung DN2500, die das Triebwasser über eine Strecke von rund 400 m zum Krafthaus führt. DI Michael Schober, Leiter Technologie & Entwicklung bei GUGLER, zur speziellen hydraulischen Situation am Anlagenstandort: „Die Leitung wird zuerst mittels kleinerer Pumpen stromabwärts gefüllt. Dazu muss die Absperrklappe geschlossen werden, weil das Wasser sonst durch die nicht zu 100 Prozent dichten Turbinen auslaufen würde. Danach wird noch im Bereich über dem Damm durch die Vakuumpumpe die Luft herausgepumpt, wodurch das Wasser aus dem Speichersee und der nun befüllten Druckrohrleitung hochgesaugt wird, bis die Leitung bis zur Oberkante befüllt ist. Wird nun die Turbine geöffnet, so beginnt das Wasser von selbst über den Damm zu fließen - es ist kein weiterer Betrieb von irgendwelchen Pumpen mehr nötig.“

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Weil der Damm des Wlingi-Speichers nicht angebohrt werden durfte, wird das Triebwasser mittels Hebewirkung aus dem Reservoir befördert.

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Anfang Februar 2018 wurde die Anlage offiziell in Betrieb genommen.

tem Durchfluss effizient betrieben werden können. Die direkte Verbindung zwischen den Turbinen- und Generatorenwellen erfolgen mittels Flanschkupplungen, jeder Maschinensatz dreht mit exakt 428,6 U/min. Komplettiert wurde der GUGLER-Lieferumfang durch die automatische Fettschmier­ einheit, die Hydraulik-Aggregate sowie die Komponenten zur Wasserstands- und Durchflussmessung. Die Ausführung der Kraftwerks-Leittechnik wurde von GUGLER an den langjährigen Partner und Automatisierungsspezialisten WASSITECH vergeben. Das rund um den Globus erprobte SCADA­System regelt die Stromproduktion vollauto-

matisch, dank gesicherter Online-Anbindung kann die Anlage rund um die Uhr überwacht und aus der Ferne gewartet werden. INVESTMENT MACHT SICH BEZAHLT Begleitet von großem Medieninteresse erfolgte Anfang Februar 2018 die feierliche Eröffnungszeremonie des Kraftwerks Lodagung. In den Eröffnungsreden betonten die Ehrengäste einstimmig den hohen Stellenwert erneuerbarer Energien für die indonesische Energiezukunft. Dank des durchdachten Systems am Wlingi-Reservoir kann das bislang ungenutzte Potential der lokalen Bewässerungsversorgung auch für die saubere Strom-

Kaplan Turbinen Pelton Turbinen Francis Turbinen

produktion genutzt werden. Mehrfach wurde auf das innovative Konzept der Siphon-Turbinen hingewiesen, dessen Realisierung gleichzeitig eine technische Premiere im rund 264 Millionen Einwohner zählenden Land darstellte. Rund 38 Milliarden Rupien (umgerechnet ca. 2,5 Millionen Euro) investierte Betreiber Jasa Tirta in sein neuestes Vorzeigeprojekt im Raum Blitar. Mit der Inbetriebnahme konnte ein weiterer Schritt zu Verbesserung der lokalen Energieversorgung gesetzt werden. Im Regeljahr erzeugt das Kraftwerk Lodagung rund 6,2 GWh Strom, von dem vor allem die Bewohner und Betriebe der Region profitieren.

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50 JAHRE KW GMUNDEN: WASSERKRAFT IST HEIMVORTEIL IN DER ERZEUGUNG

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berösterreich ist ein Land der Wasserkraft: 67 Prozent der Stromerzeugung bzw. 90 Prozent des in OÖ erzeugten erneuerbaren Stroms kommen aus Wasserkraft“, sagt Landesrat Markus Achleitner. Wasserkraft hat zudem zahlreiche weitere positive Effekte in den Bereichen Hochwasserschutz bzw. -management, Sohlstabilisierung, Lebens- und Erholungsraum, Tourismus und Schifffahrt. Darüber hinaus haben Investitionen in Wasserkraft einen sehr hohen heimischen Wertschöpfungsanteil: Mehr als 80 Prozent der Investitionssumme fließen in die österreichische Gesamtwirtschaft. Auch zahlreiche oberösterreichische Betriebe sind hier mit ihrem Know-How führend tätig und können durch Wasserkraftprojekte weitere Arbeitsplätze in Oberösterreich schaffen bzw. absichern. „Die aktuellen Ausbauprojekte der Energie AG – Dürnau, Traunfall und Weißenbach – werden weitere wichtige Impulse zur Stromversorgung aus erneuerbaren Energien und Vermeidung von CO2 bringen“, unterstreicht Achleitner.

WASSERKRAFT HAT HOHEN STELLENWERT Die Energie AG Oberösterreich setzt seit Beginn ihrer Unternehmensgeschichte auf nach-

Technikvorstand Stefan Stallinger, Aufsichtsratspräsident und Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner und Generaldirektor Werner Steinecker (v.l.) vor den neuen Schautafeln beim Kraftwerk Gmunden.

Foto: Energie AG

„Oberösterreich hat sich ein klares Ziel gesetzt: Als aktiver Beitrag zum Klimaschutz soll Oberösterreich zu einem Land der erneuerbaren Energien werden. Wir wollen einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende in unserem Bundesland leisten und setzen dabei auf drei Schwerpunkte: Adieu Öl – also raus aus dem Heizen mit Öl, Energie vom Dach – volle Power für Sonnenstrom in OÖ sowie verstärkte Nutzung der Wasserkraft als Grundlage der oberösterreichischen Stromversorgung. In allen drei Bereichen ist die Energie AG Oberösterreich ein wesentlicher Umsetzungspartner des Landes OÖ“, erklärt Aufsichtsratsvorsitzender Wirtschafts- und Energie-Landesrat Markus Achleitner anlässlich des Jubiläums „50 Jahre Kraftwerk Gmunden der Energie AG“. Das Kraftwerk ist seit 50 Jahren ein wichtiger Teil der Stromerzeugung im Salzkammergut.

haltige Stromerzeugung. Wasserkraft und andere erneuerbare Energiequellen spielten damals wie heute eine wichtige Rolle. Mittlerweile produzieren 43 Wasserkraftwerke sauberen Strom – und das über Jahrhunderte und für viele Generationen. Das Kraftwerk Gmunden, als viertgrößtes Laufkraftwerk der Energie AG, ist bereits seit 50 Jahren ein wichtiger Teil der Stromerzeugung im Salzkammergut. Mit der Jahreserzeugung von rund 48 Mio. kWh kann der durchschnittliche Jahresverbrauch von mehr als 13.700 Haushalten abgedeckt werden. Das entspricht in etwa den Haushalten rund um den Traunsee. VON DEN ANFÄNGEN BIS HEUTE Seit 1892 versorgen die Energie AG und ihre Vorgängerunternehmen das Land mit elektrischer Energie. Mit dem Beginn der Planungen für das Dampfkraftwerk in St. Wolfgang wurde die Ära der öffentlichen Stromversorgung in Oberösterreich eingeläutet. Die Erfolgsgeschichte des Landes Oberösterreich ist somit eng mit der Geschichte des Unternehmens verbunden. Im Sinne des Mottos „Wir denken an morgen“ bestimmen Nachhaltig-

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keit und verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen über Generationen hinweg das Handeln des Unternehmens. Heute ist die Energie AG Oberösterreich mit ihren 4.500 Mitarbeitern viel mehr als ein reiner Energieerzeuger und -versorger. Mit einem breiten Spektrum an Dienstleistungen und Produkten für Privat-, Gewerbe-, Industrie- und Kommunalkunden hat man sich zu einem modernen und leistungsfähigen Umwelt- und Nachhaltigkeitskonzern entwickelt. In den Bereichen Strom, Gas, Wärme, Wasser sowie bei den Entsorgungs-, Kommunikations- und Daten-Dienstleistungen bedient die Energie AG als verlässlicher Partner die Kunden und insbesondere auch die Gemeinden in ihrem Versorgungsgebiet. „Die Energie AG ist stark in unserem Land verankert und mit den Regionen verbunden. Bei uns wird der Strom dort erzeugt, wo er auch verbraucht wird. Das Kraftwerk Gmunden ist dafür seit 50 Jahren ein erstklassiges Symbol, weil es am zweiten Hauptstandort der Energie AG steht und ein wichtiger Naherholungsbereich für die Stadt Gmunden ist“, sagt Generaldirektor Werner Steinecker. Februar 2020

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RAHMENBEDINGUNGEN SCHAFFEN „Zusammen entwickeln wir die Antworten auf Fragen der Energiezukunft. Insbesondere die #mission2030 der Bundesregierung fordert die Erzeugungseinheiten enorm und dafür müssen wir gerüstet sein“, betont der Generaldirektor und fügt hinzu: „Durch die Neuaufstellung der Erzeugung aus den früheren Bereichen Kraftwerke, Wärme und Power Solutions wollen wir Synergien heben, um das Ergebnis zu verbessern und noch interessantere Arbeitsplätze bieten, die attraktiv für die benötigten Schlüsselarbeitskräfte sind.“ In der #mission2030 ist vorgesehen, den Anteil der erneuerbaren Energien auf 45 bis 50 Prozent zu erhöhen, den CO2-Ausstoß um 36 Prozent gegenüber 2005 zu reduzieren und national, bilanziell 100 Prozent erneuerbare Stromerzeugung bereits bis 2030 zu erreichen. Dazu braucht es einen starken Ausbau der erneuerbaren Erzeugung aus Wasserkraft, Photovoltaik und Wind. „Wir brauchen seitens der Bundesregierung stabile Rahmenbedingungen und eine rasche Abwicklung der Verfahren, damit man überhaupt die sehr ambitioniert gesteckten Ziele erreichen kann“, ergänzt Steinecker.

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Die Schleuse Trier im September 2016 - Nachtaufnahme der Bauaurbeiten zur Errichtung einer zweiten Schleusenkammer.

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Stromversorgung in OberösterMit 12,2 MW Leistung stellt das Kraftwerk Gmunden reich und Salzburg. Von diesem das viertstärkste Kraftwerk im mittlerweile 43 Anlagen umfassenden Kraftwerkspark der Energie AG dar. generationenübergreifenden Denken bei der Wasserkraftnutzung profitiert heute das ganze Land. „Wasserkraft ist ein wesentlicher Beitrag zur erneuerbaren Energiezukunft und damit gelebter Klimaschutz“, sagt Technikvorstand Stefan Stallinger. So können wir unsere Haushaltskunden mit unserer Wasserkraft versorgen. Sie erhalten Strom aus heimischer Wasserkraft – aus eigenen Kraftwerken in Oberösterreich, Salzburg und Laufradschaufeln. Ihrer fast waagrechten der Steiermark sowie aus Kraftwerken in ÖsBauart ist es zu verdanken, dass das Krafthaus terreich an denen die Energie AG beteiligt ist ungewöhnlich niedrig gehalten werden konnbzw. Bezugsrechte hat. In Summe verfügt die te und sich harmonisch in die reizvolle LandEnergie AG über eine saubere Stromerzeuschaft des engen Trauntals einfügt. Die Staugung aus Wasserkraft von rund 2.500 GWh mauer des Kraftwerks Gmunden verfügt über im Jahr. Dies entspricht dem durchschnittlidrei Wehrfelder mit Wehrklappen. Bei Hochchen Jahresverbrauch von mehr als 700.000 wasser werden diese Klappen umgelegt, damit Haushalten. mehr Wasser abfließen kann. Während die alte Hochwasser-Wehranlage in Gmunden, KW GMUNDEN – MEHR ALS NUR PRODUKTION die sogenannte „Seeklause“, nur rund 120 Das Kraftwerk Gmunden ist Teil der TraunKubikmeter Wasser in der Sekunde bewältikette, die mit 16 Kraftwerken von Gosau bis gen konnte, fließt über die Wehrklappen und WASSERKRAFT IST SÄULE DER PRODUKTION Traun-Pucking eine zentrale Säule der Wasdurch die Turbinen des Kraftwerks dreimal so Die 43 Wasserkraftwerke der Energie AG reiserkraftproduktion in der Energie AG ist. Im viel ab, nämlich 360 Kubikmeter pro Sekunchen von Ranna im Mühlviertel über zahlreiKraftwerk Gmunden arbeiten seit 1969 zwei de. Das Kraftwerk dient somit nicht nur der che Kraftwerke an Traun und Steyr bis nach Kaplan-Rohrturbinen mit einer GesamtleisStromerzeugung, sondern regelt auch die Großarl im Salzburgerland. Sie sind heute – tung von 12.200 Kilowatt. Bei diesen TurbiWasserstände. Die Wehranlage kann große zum Teil mehr als 100 Jahre nach Inbetriebnen fließt das Wasser nicht wie üblich über Wassermengen aus dem Traunsee abführen, nahme – eine wesentliche Stütze für die eine Einlaufspirale, sondern direkt zu den ohne die Anrainer zu gefährden. Überschwemmungen im Stadtbereich kommen seit der Errichtung des Kraftwerks nur noch Der erste Fischlift Oberösterreichs wurde am Kraftwerk Gmunden installiert, wo die Fische mithilfe des Liftes und eines bei den seltenen, sogenannten „JahrhunVertical-Slot-Passes eine Fallhöhe von 10 Metern überwinden. dert-Hochwässern“ vor und sind vor allem der Enge und Verbauung bei der Einmündung des Traunsees in die Traun geschuldet. Zusammen mit dem Kraftwerk wurde auch der Abwasserhauptsammler für Gmunden und mehrere benachbarte Gemeinden errichtet und die Trinkwasserversorgung der Stadt entscheidend verbessert: Zwei Rohrleitungen führen durch den Wehrgang des Kraftwerks. Für die Infrastruktur Gmundens war der Kraftwerksbau ebenfalls ein Gewinn: Der im Zuge der Bauarbeiten errichtete „Mariensteg“ bildet seit damals für Fußgänger und Radfahrer eine willkommene Verbindung der beiden Traunseiten. WERTVOLLES NAH-ERHOLUNGSGEBIET Der Rückstauraum des Kraftwerks Gmunden wurde nach einem detaillierten Landschaftsplan gestaltet und bepflanzt. Die romantische Traunpromenade führt als beliebter Spazierweg vom Kraftwerk bis zum Stadtplatz; sie bietet Ruhe und Erholung für

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ERSTER FISCHLIFT OBERÖSTERREICHS Vor zwei Jahren wurde der erste Fischlift Oberösterreichs hier in Gmunden in Betrieb genommen. Durch die schluchtenartige Topographie und die Fallhöhe von zehn Metern war es eine besondere Herausforderung, die Fischdurchgängigkeit zu realisieren. Die Lösung ist eine Kombination eines Ver­ticalSlot-Fischpasses (Betonbauwerk mit Lockströmung) und eines Fischliftes. Die größenbestimmende Fischart ist die Seeforelle, die eine Länge von rund 90 Zentimetern erreicht. Es können aber auch alle kleineren Fische die Fischaufstiegshilfen nutzen. Bester Funktionsnachweis war ein 114 cm langer Hecht, der nach oben transportiert wurde.

der Öffentlichkeit vorgestellt. Mit dem Ersatzneubau des Kraftwerks Dürnau in Vöcklabruck wurde bereits im September 2019 begonnen. Die beiden weiteren Projekte befinden sich in Planung. Es handelt sich dabei um den Ersatzneubau des Kraftwerks Traunfall und die Projektidee des Kraftwerks Weißenbach, welche das Ziel verfolgt, in der Ge-

meinde Bad Goisern den Hochwasserschutz mit sauberer Stromerzeugung aus Wasserkraft zu kombinieren. Mit den angeführten Wasserkraftwerks-Projekten kann eine Steigerung der Erzeugung von sauberem Strom von bis zu 65 Mio. Kilowattstunden erreicht werden. Dies würde eine Einsparung von 55.000 Tonnen CO2 pro Jahr bedeuten.

Entgeltliche Einschaltung

FORCIERTER AUSBAU VON ENERGIE AUS WASSER Die Energie AG will gemeinsam mit dem Haupteigentümer Land Oberösterreich den Ausbau der sauberen Wasserkraft forcieren und hat dazu drei Projektideen im Sommer

Kraftwerksbegehung bei der 50-Jahr-Feier des Kraftwerks Gmunden mit Technikvorstand Stefan Stallinger, Aufsichtsratspräsident und Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner und Generaldirektor Werner Steinecker. (vl)

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Einheimische und Gäste. Die Ufer der Traun wurden mit einem rauen Steinwurf versehen und mit standortgerechten Bäumen und Stauden bepflanzt. Sie sind heute dicht verwachsen und bilden einen wertvollen Lebensraum für viele Tiere.

Damit ihr Kraftwerk mit voller Kraft werkt Foto: zek

Energie AG Oberösterreich Tech Services

Wir planen, errichten, reparieren und warten Kraftwerksanlagen sowie Strom-, Gas- und Datennetze. Über weitere Details informieren Sie gerne unsere Berater, Tel.: +43 5 9000-3177, E-Mail: techservices@energieag.at techservices.energieag.at

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Das VERBUND-Kraftwerk Edling ist eines von zehn Drau-Kraftwerken in Kärnten, die in Summe jährlich rund 2.600 GWh sauberen Strom erzeugen. Gemeinsam mit dem Kraftwerk Annabrücke wird das 1962 in Betrieb genommene Kraftwerk nun einem umfassenden Erneuerungsprogramm in Sachen Leit- und Automatisierungstechnik unterzogen. Im Herbst sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

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VERBUND VERPASST DRAU-KRAFTWERKEN ELEKTROTECHNISCHE FRISCHZELLENKUR Seit Sommer 2018 herrscht rege Betriebsamkeit in den beiden Drau-Kraftwerken Annabrücke und Edling, die von VERBUND betrieben werden. Neben kleineren Revisionsarbeiten an den bestehenden Maschinensätzen steht vor allen Dingen der Austausch der gesamten Leit- und Elektrotechnik auf dem Programm. Von der Maschinenautomatik bis zur Wasserhaushaltsregelung werden aktuell sämtliche elektrotechnischen Komponenten erneuert. Hauptverantwortlich dafür zeichnet die Rittmeyer GmbH von der Niederlassung Wien, die sich der Herausforderung stellte, die Umbauarbeiten im laufenden Kraftwerksbetrieb umzusetzen. Aktuell ist circa ein Drittel der Arbeiten abgeschlossen, beide Traditionskraftwerke werden voraussichtlich im Herbst dieses Jahres wieder den Vollbetrieb aufnehmen.

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on Paternion bis hinunter ins kroatische Donja Dubrava ist die Drau fast durchgehend hydroelektrisch genutzt. Beginnend in den Jahren 1939 bis zum Ende der 1980er Jahre wurden die zehn Drau-Kraftwerke in Kärnten errichtet, die heute allesamt von der VERBUND Hydro Power AG betrieben werden. Durch den Ausbau der Wasserkraft wurde nicht nur das Temperament eines einst sehr wilden Fließgewässers gebändigt, sondern auch eine wichtige Grundlage für die Versorgung Kärntens mit sauberem Strom geschaffen. Heute erzeugen die zehn Laufkraftwerke mit ihrer gesamt installierten Leistung von rund 600 MW im Regeljahr etwa 2.600 GWh. Das entspricht in etwa zwei Drittel des Kärntner Stromverbrauchs. Das leistungsstärkste dieser Kärntner Drau-­ Kraftwerke ist das Kraftwerk Annabrücke, das mit seinen beiden Kaplanturbinen auf eine Maximalleistung von 90 MW kommt. Das Laufkraftwerk, das im Jahr durchschnittlich etwa 390 GWh ans Netz liefert, liegt in der kleinen Gemeinde Gallizien. Es wurde

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im Zeitraum 1976 bis 1981 mit finanzieller Beteiligung der Kelag errichtet. Die Anlage wurde erst unlängst einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, als in einigen Medien über Europas höchste Fischwanderhilfe mit einer Höhe von 26 m berichtet wurde, die hier realisiert wurde. Um das Kraftwerk technisch fit für die nächsten Jahrzehnte zu machen, wurde unlängst ein umfassendes Retrofitprogramm für die Leit- und Automatisierungstechnik auf Schiene gebracht. Seit Sommer 2018 wird eifrig an der technischen Umsetzung in den Kraftwerken Annabrücke, sowie dem Kraftwerk Edling (Baujahr 1962) gearbeitet. ALTES SYSTEM NICHT MEHR STAND DER TECHNIK „Im Mai 2018 bekamen wir von VERBUND den Auftrag, die Erneuerung der Automatisierungs- und Leittechnik der beiden Drau-Kraftwerke umzusetzen. Abgesehen von Turbinenregler, elektrischer Schutz und der Erregung umfasste unser Auftrag das komplette Paket – angefangen von der Ma-

schinenautomatik, der Steuerkopf-Verteilung, über die MCC-Anlagen bis hin zur Wehranlage, der Wasserhaushaltsregelung, der Schaltanlage sowie dem allgemeinen Teil“, umreißt Rittmeyer-Österreich Geschäftsführer Wolfgang Kaiblinger den Auftrag. Dass die bestehende Technik in den beiden Kraftwerksanlagen nicht mehr Stand der Technik war, erläutert Wolfgang Kaiblinger im Detail: „Die alten Steuerungen entsprachen nicht mehr den Anforderungen eines modernen Kraftwerksbetriebs. Die Bedienung erfolgte teilweise noch über ein Blindschaltbild. Die Sicherheitskette zum Schutz der Maschine war nicht mehr zeitgemäß, und IT-Security war überhaupt noch nicht implementiert.“ Viel Arbeit, die auf das Team Rittmeyer zukommen sollte. BAHNSTROMMASCHINE IM KW ANNABRÜCKE Grundsätzlich unterscheiden sich die Retrofitprogramme, die an den beiden Anlagen durchgeführt werden, nicht allzu stark. Ein wesentlicher Punkt betrifft allerdings Maschi-

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rung der Sickerwasser- und der Saugrohrpumpensteuerung, die Anbindung an die Nebenanlagen, die Erneuerung und Anbindung an die 24/220 V-Schiene und die 230 V AC-Verteilung, um nur ein paar der Aufgaben zu nennen. „Neben den fünf großen Hauptpunkten waren in dem Auftrag noch einige andere Aufgaben inkludiert. Ich denke da etwa an die Erneuerung der Notbedienebene, der der Signalgeber, außerdem die gesamte Verkabelung, auch die Demontagen – und nicht zu vergessen: die Schulung des Betriebspersonals, die Anbindung für die Zentralwarte Feistritz sowie die Dokumentation, in der auch die Korrekturen der Bestandspläne vorgenommen wurden“, fasst Wolfgang Kaiblinger zusammen. RITOP UND RIFLEX M1 IM EINSATZ Zentrale Bedeutung in der Erneuerung des gesamten Steuerungs- und Leitsystems kommt natürlich dem eingesetzten Prozessleitsystem zu. Wenig überraschend setzten die Ingenieure von Rittmeyer dabei auf das vielfach bewährte RITOP. Das im Hause Rittmeyer selbst entwickelte Prozessleitsystem besticht durch seine objektorientierte Prozessführung, seine hohe Flexibilität und die

exzellente Skalierbarkeit zur Überwachung und Steuerung der verschiedensten Automatisierungs- und Messsysteme. Dank der sys­ temimmanenten modernen Aufzeichnungsund Auswertungsmöglichkeiten wird RITOP im Kraftwerksbetrieb Optimierungen für den Regelbetrieb möglich machen. Im konkreten Fall wurde es natürlich auch als übergeordnetes Kraftwerksvisualisierungssystem für die Gesamtanlage installiert. Als Automatisierungseinheit auf Prozessebene kam das ebenfalls bestens bewährte RIFLEX M1 zu Einsatz. Das RIFLEX M1 ist modular aufgebaut und erlaubt somit die perfekte Skalierung auf jede Anlagengröße. Die durchgehend offene Systemarchitektur ist offen für unterschiedlichste Kommunikationsprotokolle und ermöglicht damit die einfache Integration von diversen Teilsystemen. Das System ist sehr variabel konzipiert und kann auf verschiedene Anforderungen adaptiert werden. Dank der frei kombinierbaren Module lässt es grundsätzlich viel Spielraum für zukünftige Anpassungen und Erweiterungen. „Das neue System, das wir für die Kraftwerke aufgebaut haben, verfügt über ein sehr breites Spektrum vom I/0 Modulen – insgesamt 60 Varianten. Wir wissen, dass es sehr stabil läuft und dank einem Metallgehäuse auch sehr robust ist. Zusätzlich ist die ‚Industrial Security‘ bereits integriert – außerdem alle gängigen industriellen Kommunikationsprotokolle“, so Wolfgang Kaiblinger. WEBMI AN DEN PANELS An den Panels für die Vor-Ort-Visualisierungen kamen Webserver vom Typ WebMI zum Einsatz. Diese sind bereits direkt in das RIFLEX M1 integriert und ermöglichen somit den Zugriff auf das System mit jedem browserfähigen Gerät. „Der große Pluspunkt dieser Variante mit dem WebMI besteht darin, dass die jeweiligen Anlagenkomponenten sowohl über das zentrale Leitsystem als auch über die Touchpanels bedienbar sind“, bringt es Wolgang Kaiblinger auf den Punkt. Er verweist in

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ne 1 im Kraftwerk Annabrücke: Dabei handelt es sich um eine Bahnstrommaschine mit Hilfsgenerator, also eine Maschine, die mit einer Frequenz von 16 2/3 Hertz Spannung erzeugt. Alle anderen Maschinen sind in 50 Hertz-Ausführung. Die Herausforderung für die Techniker der Firma Rittmeyer lag dabei vor allem darin, dass einige dafür erforderlichen Komponenten speziell für diese Frequenz parametriert werden mussten. „Darüber hinaus unterscheidet sich der Auftrag auch dahingehend, dass wir beim Kraftwerk Annabrücke die gesamte 400 V AC-Schaltanlage erneuerten, beim Kraftwerk Edling blieb die bestehende Schaltanlage erhalten. Außerdem liegt noch ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Kraftwerken in der Zahl der Signalgeber im Maschinenbereich, die beim KW Annabrücke deutlich höher ist“, konkretisiert Wolfgang Kaiblinger. Sieht man sich den Aufgabenbereich etwas genauer an, lassen sich die gesamten Arbeiten auf fünf große Blöcke aufteilen: den Funktionsbereich Maschinen, die Steuerkopf-Verteilung, den Funktionsbereich Wehr, den Funktionsbereich Kraftwerksregelung und den Bereich Leittechnik allgemein. Letzterer umfasst dabei Arbeiten wie die teilweise Erneue-

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Das Kraftwerk Annabrücke ist das leistungsstärkste der zehn Kärntner Drau-Kraftwerke, die von VERBUND betrieben werden. Es liefert im Regeljahr rund 390 GWh ans Netz.

Das Team von Rittmeyer Wien lieferte für die beiden Drau-Kraftwerke Annabrücke und Edling sämtliche Schaltanlagen. Das Team von Rittmeyer Wien lieferte für die beiden Drau-Kraftwerke Annabrücke und Edling sämtliche Schaltanlagen.

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Visualisierung der Maschinensteuerung für den ersten, bereits in Betrieb genommenen Maschinensatz im Drau-Kraftwerk Annabrücke. Bei der Maschine 1 handelt es sich um eine Bahnstrommaschine, die eine Spannung mit einer Frequenz von 16 2/3 Hertz erzeugt. Alle anderen Maschinen erzeugen eine Spannung mit 50 Hertz.

Übersicht über die Schaltanlage im Rittmeyer Visualisierungssystem. Mit dem von Rittmeyer selbst entwickelten System RITOP, das zugleich als Visualisierungs- und Bedienungssystem dient, stehen den Betreibern schnelle und leistungsfähige Analyse-Tools zur Verfügung. Damit lässt sich der Kraftwerksbetrieb optimieren.

diesem Zusammenhang auch darauf, dass der gesamte Umbau der Leitund Automatisierungstechnik bereits im Vorfeld gut geplant wurde – eine wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Abwicklung.

leisten, werden das alte und das neue System über einen Protokollkonverter miteinander verbunden. Das ermöglicht einen Datenaustausch und einen Parallelbetrieb der Systeme bis zur kompletten Ablösung durch die neue Rittmeyer-Technik. „Auch die Trennung der Bestandsverkabelung ohne Beeinträchtigung der Kraftwerksfunktionen ist durchaus anspruchsvoll. Aber wir bringen dabei einiges an Know-how und Erfahrung mit“, so der Geschäftsführer von Rittmeyer Österreich.

NEUE ANALYSEMÖGLICHKEITEN VERFÜGBAR Die neue Technik bringt für die Betreiber eine ganze Reihe von Vorteilen mit sich. Abgesehen von der hohen Verfügbarkeit des neuen Systems sind die Funktionalitäten nach Abschluss des gesamten Retrofitprogramms deutlich erweitert. Wolfgang Kaiblinger: „Sehr interessant ist sicherlich, dass der Betreiber damit nun integrierte Online-Diagnosemodule an der Hand hat. Über das Visualiserungs- und Bedienungssystem RITOP verfügt er nicht zuletzt über sehr schnelle Analysemöglichkeiten, oder über Optionen, Vergleiche zwischen aktuellen und historischen Zuständen zu ziehen, oder etwa die Auswertung von Tendenzen – und das alles nahezu in Echtzeit. Sollte einmal ein echter Störungsfall eintreten, kann die CPU und das Interface ganz unkompliziert ausgetauscht werden. Dazu ist kein Softwaredownload erforderlich. Es genügt im dem Fall, einfach das Speichermedium umzustecken.“

Neue Visualisierung der Maschinenautomatik von Maschine 2 im Kraftwerk Edling: Die Bedienung erfolgt nun unter anderem über Touchpanels.

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ARBEITEN IM LAUFENDEN BETRIEB Neben der Einhaltung des Terminplans und der Koordinierung der unterschiedlichen Gewerke lag und liegt die zentrale Herausforderung für das Team von Rittmeyer darin, dass die Arbeiten während des laufenden Betriebes zu erfolgen haben. Der Umstieg vom alten zum neuen System hat ohne Unterbruch zu erfolgen. Um dies zu gewähr-

BIS HERBST WIEDER IM REGELBETRIEB Aktuell liegen die Arbeiten voll im Zeitplan. In beiden Kraftwerken ist die erste von zwei Maschinen bereits mit neuer E-Technik und Leittechnik – wie Maschinenautomatik, Steuerkopf-Verteilung, MCC-Anlagen (MCC steht für Motor Control Center), elektrischer Schutz und Erregung im Probebetrieb. „Im Kraftwerk Annabrücke sind auch schon die neue 400 V Schaltanlage sowie die Eigenbedarfsumschaltautomatik in Betrieb. In den nächsten Wochen stehen nun die Arbeiten an den anderen beiden Maschinen auf dem Programm. Bis Mai dieses Jahres sollen sie abgeschlossen sein. Danach folgen die Wehranlagen, die Wasserhaushaltsregelung, die Notbedienung und der allgemeine Teil. Die bereits in Betrieb gesetzten Maschinen wurden in die aktuell bestehende Wasserhaushaltsautomatik eingebunden, bis die neue aktiviert werden kann. Im Oktober 2020 sollen das Kraftwerk Annabrücke und einen Monat später das Kraftwerk Edling abgeschlossen sein. Mit der neuen Leit- und Automasierungstechnik sind die Kraftwerke für alle Anforderungen, die die moderne Wasserkraft heute und in den nächsten Jahren mit sich bringt, bereit.

Kraftwerk Edling unterwasserseitig: Die bereits in Betrieb gesetzte Maschine wird in die bestehende Wasserhaushaltsautomatik eingebunden, bis die neue aktiviert ist.

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as sowohl im Sommer- als auch während der Wintersaison als Urlaubsdestination beliebte Nockgebiet im Westen der Gurktaler Alpen hat neben seinen landschaftlichen Vorzügen auch in Sachen Ökoenergieproduktion eine ganze Menge zu bieten. Im Kirchheimer Graben etwa, der sich als markanter Bergeinschnitt zwischen den Kärntner Gemeinden Bad Kleinkirchheim und Radenthein erstreckt, hat die Stromgewinnung aus Wasserkraft am Gewässer Tiefer Bach eine lange Tradition. Insgesamt vier Kleinwasserkraftwerke nutzen das energetische Potential des Wildbachs. Zuoberst in der Kraftwerkskette befindet sich das KW Twengbach, danach folgen das KW Kleinkirchheim, das KW Tiefer Bach sowie die 1920 erstmals in Betrieb genommene Anlage KW Untertweng. Bis auf die Erstgenannte stehen die Anlagen mehrheitlich im Besitz des Kärntner Energieversorgers Kelag. Bei den Kraftwerken Kleinkirchheim und Untertweng ist die Kelag zu 100 Prozent der Eigentümer, an der dazwischen befindlichen Anlage Tiefer Bach ist man zu 30 Prozent beteiligt. Die restlichen 70 Prozent der Tiefer Bach Kraftwerk GmbH & Co KG hält Jakob Forstnig jun., seines Zeichen Hotelier des 4-Sterne-Hauses Trattlerhof in Bad Kleinkirchheim.

Das Regelarbeitsvermögen des Kleinkraftwerks Tiefer Bach konnte in Folge der Generalsanierung um 16,68 Prozent gesteigert werden. Maschine 1 im Vordergrund wurde vom Hersteller EFG bereits von Grund auf saniert, die Revitalisierung der kleineren Maschine 2 wird im heurigen Frühjahr abgeschlossen.

UNTERLIEGER 2015 NEU GEBAUT Schon der Großvater von Jakob Forstnig jun. hatte am Tiefer Bach ein Kleinkraftwerk betrieben. Sein Vater Jakob Forstnig sen. trieb die hydroenergetische Gewässernutzung noch weiter voran, dieser errichtete sowohl das Kraftwerk Kleinkirchheim als auch 2006 die Unterliegeranlage Tiefer Bach. Mit dem Bau des Kraftwerks Tiefer Bach änderten sich die Besitzverhältnisse des Oberliegers, dieser wurde von Forstnig an die Kelag veräußert, außerdem beteiligte sich der Energieversorger zu rund einem Drittel am Kraftwerk Tiefer Bach. Dessen Unterlieger, das Kraftwerk Untertweng, war von der Kelag bereits 2015 komplett erneuert worden. Im Zuge des Ersatzneubaus wurde der mehrere 1.000 m³ fassende Speichersee der Anlage aufgelassen und das Fassungsbauwerk in den Unterwasserkanal der Anlage Tiefer Bach integriert. Mit die-

FÖRDERTARIF IM VISIER Rund vier Jahre später war schließlich beim Kraftwerk Tiefer Bach die Zeit für eine Generalsanierung gekommen. Diese sollte vom technischen Aufwand allerdings deutlich geringer ausfallen, schließlich ging die Anlage erst im Jahr 2006 in Betrieb: „Weil der bei der Fertigstellung gewährte Fördertarif kurz vor dem Auslaufen stand, haben wir uns ab 2018

Detailaufnahme der von Grund auf sanierten Baugruppe Leitapparat. Verstopfungen durch organisches Material hatten die Funktionalität des Leitapparats stark eingeschränkt.

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ser Variante wird das abgearbeitete Triebwasser des Oberliegers nun von einem länglichen Schachtbauwerk direkt übernommen, darüber hinaus erzielte man dadurch einen Fallhöhengewinn von mehr als 20 m. In Kombination mit dem Maschinentausch von einer vormals auf Spitzenstromproduktion ausgelegten Francis-Turbine auf eine Zwei-Maschinenlösung konnte ein Leistungsplus von rund 25 Prozent erzielt werden.

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In der Kärntner Gemeinde Radenthein wurde das Wasserkraftwerk Tiefer Bach im Vorjahr grundlegend saniert. Damit die 2006 in Betrieb genommene Anlage im Zuge einer Effizienzsteigerung erneut den geförderten Ökostromtarif erhält, hatten sich die Anlagenbesitzer Jakob Forstnig jun. und der Energieversorger Kelag für eine umfassende Revitalisierung entschieden. Die durchgeführten Maßnahmen erstreckten sich von der Wasserfassung über die Druckrohrleitung bis hin zur Leittechnik sowie der Sanierung von Maschinensatz 1. Hauptverantwortlich für das erfolgreiche Projekt waren die Kärntner Turbinenbauer EFG sowie der für das Gutachten zuständige Erneuerbare Energien-Spezialist Christoph Aste. Bereits ohne die noch anstehende Revitalisierung von Maschinensatz 2 führte der Einsatz zu einer Steigerung des Regelarbeitsvermögens um beachtliche 16,68 Prozent.

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LEISTUNGSSCHUB FÜR KÄRNTNER KLEINKRAFTWERK TIEFER BACH NACH UMFASSENDER REVITALISIERUNG

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Projekte Turbinen- und Generatorenwirkungsgrad zusammenfassen. Die starke Feingeschiebeführung der Kraftwerkskette hatte nach 12 Jahren Dauerbetrieb durch die Bank weitreichende Spuren hinterlassen. So war die Füllleitung der Absperrklappe blockiert, die Pegelsteuerung beschädigt und die Unterwasserkammer stark versandet. Um den Höhenverlust von rund 2 m auszugleichen, wurde die Unterwasserkammer entleert, die Bypass-Füllleitungen erneuert, die Tiefpunkte der Druckleitung und des Pegelschachts von Verschmutzungen befreit sowie die Endschalter überprüft. Um die Verschmutzungen im Triebwasserweg ausfindig zu machen, wurde die gesamte Ausleitungsstrecke mit einer mobilen Kamera vom Kärntner Unternehmen Rohrnetzprofis inspiziert und dokumentiert.

DN900, die sowohl erdverlegt als auch frei neben der Landstraße im Kirchheimer Graben verläuft, ins Krafthaus. In der Zentrale kommen zwei unterschiedlich leistungsstarke Francis-Spiral-Turbinen mit horizontaler Welle vom Kärntner Branchenspezialisten EFG als Stromerzeuger zum Einsatz. Maschine 1 wurde auf eine Ausbauwassermenge von 940 l/s ausgelegt, wodurch diese bei einer Nenndrehzahl von 1.500 U/min eine Engpassleistung von 505 kW im Netzparallelbetrieb erreicht. Die kleinere Maschine 2 hat ein Schluckvermögen von 560 l/s, bei ebenfalls 1.500 U/min kommt diese unter Volllast auf eine Engpassleistung von 324 kW. Als Energiewandler dienen zwei jeweils direkt gekoppelte Synchron-Generatoren.

EFG SORGT FÜR TURBINENSANIERUNG Ein weiterer zentraler Revitalisierungsschritt bestand in der Sanierung von Turbine 1. Durchgeführt wurde diese direkt vom Hersteller EFG im unweit vom Kraftwerk gelegenen Unternehmenssitz in Feldkirchen. Ergänzend zu den Abnützungen durch den konstanten Sedimenttransfer war die Funktion der Francis-Maschine auch durch Verstopfungen von organischem Schwemmmaterial beeinträchtigt, was in weiterer Folge zu Wirkungsgrad- und Wasserverlusten führte. Festgestellt wurden außerdem Wasseraustritte an der Welle, eine Fehlfunktion des hydraulischen Reglers für die Leitapparat-Stellzeiten und die Verschmutzung der Laufradspalte. Das von den Revitalisierungsprofis von EFG durchgeführte Maßnahmenpaket beinhaltete die Sanierung der Labyrinthkammer mit gleichzeitiger Verbesserung der Wellendichtung, die Sanierung des Saugkrümmers, das Egalisieren der Laufradspalte, die Prüfung und Sanierung der Leitschaufeln, die Adaptierung des Turbinendeckels für die Druckmessung, die Adaptierung der Hydraulik zum

Dank der deutlichen Effizienzsteigerung wird die Stromproduktion des Kraftwerks mit dem geförderten Ökostromtarif vergütet.

mit dem Gedanken einer Anlagenrevitalisierung beschäftigt. Das Ziel der Sanierung bestand in einer Effizienzsteigerung des Kraftwerks um mindestens 15 Prozent, um somit erneut den geförderten Tarif beantragen zu können“, erklärt Betreiber Jakob Forstnig jun. In Absprache mit der Kelag wandte sich Forstnig an den Kärntner Ökoenergieexperten Christoph Aste, der mit seinem Ingenieurbüro „asteenergy“ eine Machbarkeitsstudie für die Sanierung des Kraftwerks Tiefer Bach erstellen sollte. Aste betont, dass Kraftwerksbetreiber mit einem entsprechenden Gutachten einen umfassenden Überblick darüber erhalten, welche technischen und ökonomischen Verbesserungen möglich sind. DOPPELTE MASCHINENLÖSUNG IM KRAFTHAUS Bei der Anlage Tiefer Bach handelt es sich prinzipiell um ein klassisches Ausleitungskraftwerk, dessen Triebwasser direkt aus der Unterwasserführung des Oberliegers KW Kleinkirchheim entnommen wird. Von der Wasserfassung gelangt das Wasser über die 968,5 m lange GFK-Druckrohrleitung

DEUTLICHES OPTIMIERUNGSPOTENTIAL Im Rahmen seiner 2018 erstellten Machbarkeitsstudie identifizierte Christoph Aste an den wesentlichen Anlagenkomponenten Potential zur Leistungssteigerung. Die zentralen Maßnahmen lassen sich in der Wiederherstellung der Nutzfallhöhe und der Erhöhung von

Technische Daten Maschine 1 (revitalisiert)

Inspekkons- und Messtechnik in Druckrohrleitungen Ing. Udo Bär

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• Ausbauwassermenge: 940 l/s • Turbine: Francis-Spiral • Drehzahl: 1.500 U/min • Engpassleistung: 505 kW • Hersteller: EFG • Generator: Synchron • Spannung: 400 V • Nennleistung: 630 kVA • Hersteller: AEM

Maschine 2 • Ausbauwassermenge: 560 l/s • Turbine: Francis-Spiral • Drehzahl: 1.500 U/min • Engpassleistung: 314 kW • Hersteller: EFG • Generator: Synchron • Spannung: 400 V • Nennleistung: 350 kVA • Hersteller: AEM

• Regelarbeitsvermögen: 389 MWh/a

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Ökoenergieexperte Christoph Aste erstellte für die Betreiber die Machbarkeitsstudie der Anlagenrevitalisierung.

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Francis-Laufradsanierung im EFG-Werk in Feldkirchen.

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Erreichen von verlässlichen Stellzeiten am Leitapparat sowie die Entfernung von Ästen, Tannenzapfen und anderem organischem Material. Dank der Generalüberholung konnte der Wirkungsgrad von Turbine 1 um mehrere Prozentpunkte gesteigert werden. GENERATOR ÜBERHOLT UND LEITTECHNIK AKTUALISIERT Auch der auf eine Nenndrehzahl von 1.500 U/min ausgelegte Drehstrom-Generator mit einer Spannung von 400 V sollte eine Generalüberholung erhalten. Die langjährige Einsatzdauer zeigte sich beim Energiewandler vor allem in Form von Ablagerungen, Lagerabnutzungen und Verschleißerscheinungen an den Isolatoren. Behoben wurden diese Mängel durch die gründliche Reinigung der Maschine, eine Isolationsprüfung, dem Wuchten und der Neulagerung der Antriebswelle sowie dem Ausbuchsen der Lagersitze. In Sachen Leittechnik manifestierten sich die festgestellten Probleme vor allem in den häufigen Ausfällen der Kraftwerkssteuerung und einem fehlerhaften digitalen Regler für die Leitapparat-Servoventile. Die entsprechenden Maßnahmen an der Anlagenautomatisierung wurden von der Kelag in Eigenregie durchgeführt. Dazu zählen die Änderung der Not-

schluss-Ansteuerung, die Anpassung der Servoventil-Ansteuerung auf den PID-Regler, die automatische Wiederzuschaltung und die Optimierung der Maschinenfolgeschaltung im Parallelbetrieb. Zusätzlich zu der schon vor der Revitalisierung vorhandenen Fernüberwachungsmöglichkeit wurde die Steuerung nun auch mit einem Fernwartungszugang ausgestattet. REVITALISIERUNG MACHT SICH BEZAHLT Umgesetzt wurde die Revitalisierung Anfang 2019 während der Niederwasserperiode in den Monaten Jänner und Februar. Nach dem Abstellen von Maschine 1 wurde diese zur Gänze demontiert und zur Sanierung ins EFG-Werk nach Feldkirchen transportiert. Bereits Anfang März konnte die Anlage wieder in Betrieb gehen. Basierend auf den Vergleichszeitraum 1. März bis 30. Juni 2019 – während dieser Periode herrschte gemäß Aufzeichnungen eine vergleichbare Schüttung wie zwischen dem gleichen Zeitraum von 2008 bis 2018 – erstellte Christoph Aste sein finales Gutachten. Dabei wurde festgestellt, dass die maximale Leistung im Konsensbetrieb von 720,9 kW auf 792,6 kW um 9,95 Prozent gesteigert werde konnte. Noch deutlicher schlug sich der Erfolg beim Regel-

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arbeitsvermögen nieder, dieses erhöhte sich im Vergleichszeitraum von vormals 1.293.730 kWh auf 1.509.503 kWh, was einer Steigerung von 16,68 Prozent entspricht. Das jährliche Regelarbeitsvermögen konnte im Zuge der durchgeführten Maßnahmen von 3.233 MWh/a auf 3.839 MWh/a erhöht werden. Aste betont, dass sich Revitalisierungsprojekte wie das Kraftwerk Tiefer Bach neben den technischen Optimierungen vor allem in ökonomischer Hinsicht sehr interessant darstellen: „Projekte dieser Art rechnen sich durch die Mehrerlöse des gesteigerten Regelarbeitsvermögens in Kombination mit dem geförderten Ökostromtarif sehr schnell. In Österreich herrscht diesbezüglich noch sehr viel Potential für Kleinwasserkraftbetreiber.“ Dies bestätigt Betreiber Jakob Forsting in seinem Resümee: „Die beteiligten Firmen haben alle sehr gut zusammengearbeitet. Das ist ein wichtiger Faktor, um den zeitlichen Rahmen eines derartigen Projekts wie geplant einzuhalten. Die Wichtigkeit der Fachberatung im Vorfeld kann ich nur hervorheben, weil somit in Abstimmung aller Parteien die richtigen Schritte gesetzt werden können. Wie sich bei unserem Projekt gezeigt hat, wurde damit das gewünschte Ergebnis erzielt.“

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Qualität und Wirtschaftlichkeit zählen seit jeher zu den bekannten Pluspunkten der Produkte der Tiroler Rohre GmbH. Darüber hinaus überzeugen die am Standort Hall produzierten Gussrohr- und Pfahlsysteme auch durch Nachhaltigkeit und ökologische Wertigkeit.

TRM GUSSROHRSYSTEME – EIN PRODUKT GELEBTER NACHHALTIGKEIT Nachhaltigkeit ist keine Eigenschaft, sie ist eine Haltung: Beim Haller Traditionsunternehmen Tiroler Rohre GmbH ist man sich dessen bewusst und hält nach wie vor an einem strikten Nachhaltigkeitsprinzip fest. Das beginnt bereits bei der Produktion, bei der zu 100 Prozent auf Metallschrott zurückgegriffen wird, setzt sich fort über den Einsatz erneuerbarer Energien und endet nicht bei der Verwertung von anfallenden Nebenprodukten. Im Rahmen eines umfassenden Energiemanagementsystems wird laufend nach Optimierungen gestrebt. Aktuell wird in einem Forschungsprojekt untersucht, ob der bislang in der Stahlproduktion als unverzichtbar geltende metallurgische Koks – zumindest teilweise – durch Tiroler Holzkohle ersetzt werden könnte. Das wäre ein Meilenstein. In Hall gibt man sich jedenfalls mit dem Status Quo nicht zufrieden.

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kommt. Rund 40.000 bis 45.000 Tonnen Alteisen landen dafür jährlich im Schmelzofen am Standort Hall. Dabei fallen keine langen Wege für den benötigten Schrott an, der von einem regionalen Unternehmen aus der

direkten Umgebung gesammelt und angeliefert wird. Zum kleinen ökologischen Fußabdruck trägt in diesem Zusammenhang auch die Form des Transportes bei: TRM verfügt über einen eigenen Bahnanschluss, die

Die Rohre werden zu 100 Prozent aus Recyclingmetall hergestellt.

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m Standort der Tiroler Rohre GmbH (TRM) in Hall in Tirol entstehen hochwertige Rohr- und Pfahlsysteme aus duktilem Gusseisen für die Wasserwirtschaft und den Spezialtiefbau. Seit 1947 bewähren sich die Produkte der Tiroler Rohre GmbH auf den Märkten Europas und der ganzen Welt. Entsprechend dem Unternehmensleitbild richtet TRM sein Handeln konsequent auf Qualität, Sicherheit, gegenseitigem Vertrauen und Respekt aus. Eine zentrale Bedeutung kommt dabei dem Nachhaltigkeitsgedanken zu, der ohne Wenn und Aber von dem Traditionsunternehmen gelebt wird. „Im Grunde liegt die Nachhaltigkeit unseres Produktes schon in seiner Natur und nimmt bei uns einen sehr hohen Stellenwert ein“, erklärt Produktionsleiter Dipl.-Ing. Harald Tschenett. Er verweist darauf, dass für die Produktion der Rohr- und Pfahlsysteme zu 100 Prozent Recycling-Material zum Einsatz Februar 2020

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Jährlich werden zwischen 40.000 und 45.000 Tonnen Schrott aus der Umgebung eingeschmolzen.

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Zum Altmetall werden beim Einschmelzen auch Magnesium und Koks beigemengt.

SORGSAMER UMGANG MIT RESSOURCEN Duktile Gussrohr- und Pfahlsysteme von TRM können als Teil eines Kreislaufprozesses gesehen werden. „Wir schmelzen natürlich auch alte Rohre ein, egal ob Grauguss oder Sphäroguss. Wir erhalten in jedem Fall hochwertiges Gusseisen, aus dem man genauso gut einen Motorblock herstellen könnte“, erläutert Harald Tschenett, warum in jedem alten Gussrohr schon wieder die Grundlage für eine neues steckt. Der sorgsame Umgang mit den Ressourcen wird bei TRM ebenso groß geschrieben wie der Schutz der Umwelt. Aus diesem Grund wird die Abluftreinigung permanent auf dem neuesten Stand der Technik gehalten und das für den Produktionsprozess benötigte Abwasser in einem Kreislauf geführt, an dessen Ende

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Schrottwagen können auf dem Gleisweg direkt bis zur Schrotthalle fahren. Hier wird das Material von einem gewaltigen Magneten zur Weiterverarbeitung in Empfang genommen. es von modernen Filteranlagen gefiltert und gesäubert wird. „Außerdem legen wir auch großen Wert auf Lärmschutz. Um die Belastung für unsere Anrainer zu minimieren, ist das gesamte Werksgelände von einer hohen Lärmschutzwand umgeben“, äußert sich dazu Unternehmenssprecher Christof Mairinger. ABWÄRME HEIZT TIROLER HAUSHALTE Ein Nebenprodukt beim Schmelzen von Eisen ist die dabei freiwerdende Abwärme, die zugleich zu einer wertvollen Energieressource wird. „Unsere Abwärme wird in die Fernwärmeschiene Wattens-Hall-Innsbruck eingespeist. Damit können 650 Haushalte mit Wärmenergie versorgt werden“, erklärt Harald Tschenett. Die Abwärme aus dem Schmelzvorgang erspart der Umwelt im Jahr

Ein starker Magnet entnimmt die Metallteile von der Halde.

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Mit der Bahn wird das Altmetall direkt bis in die Schrotthalle angeliefert.

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rund 3.100 Tonnen CO2. Das entspricht dem Schadstoffausstoß von gut 7.200 leeren Sattelzügen, die die Strecke von Hall nach Wien zurücklegen. Ein weiteres Nebenprodukt aus dem Schmelzofen ist Schlacke. Auch diese wird wiederverwertet: Sie dient einem Tiroler Zementhersteller als Rohstoff. Welche Bedeutung man bei TRM den erneuerbaren Energien beimisst, macht die hauseigene Photovoltaikanlage deutlich: „Mit 9.000 m2 Panelenfläche haben wir hier am Standort die größte PV-Anlage Tirols. Sie erreicht eine Leistung von 851 kWp“, erklärt Christof Mairinger. Mit dem ins Netz eingespeisten Ökostrom können immerhin rund 300 Haushalte in der Region versorgt werden. Die PV-Anlage deckt dabei nur einen Teil des Hallendachs ab.

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Das Unternehmen hat nur eine geringe Fluktuation. Im Schnitt bleiben die Mitarbeiter für 14 Jahre bei TRM.

Mit 9.000 m2 Fläche wurde auf dem Hallendach von Tiroler Rohre GmbH die aktuell größte Photovoltaikanlage Tirols errichtet.

KURZE WEGE ALS VORTEIL Ein wesentlicher Punkt betrifft auch die kurzen Anlieferungswege. Als mittelständisches Industrieunternehmen mit rund 220 Mitarbeitern agiert TRM heute international, hat aber nach wie vor klar den Fokus auf Mitteleuropa und da speziell auf die DACH-Länder gelegt. Somit müssen die Produkte in der Regel nicht allzu fern von ihrem Entste-

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hungsort verliefert werden. „Zumeist haben wir kurze Wege in die Skigebiete, zu den alpinen Kleinkraftwerken und natürlich zu den Kommunen. Das beschert dem Produkt zusätzlich einen geringen ökologischen Fußabdruck“, ist Christof Mairinger überzeugt. Er stellt zu Recht die Frage: „Heute kommen nicht selten Rohrsysteme aus China oder Indien. Wenn man sich gerade den ökologischen Fußabdruck der Überseetransporte per Schiff ansieht, muss man sich fragen: Hat das noch etwas mit Nachhaltigkeit zu tun?“ MITARBEITER ALS GRÖSSTES KAPITAL Das große Thema Nachhaltigkeit schlägt bei TRM auch in der Unternehmenskultur durch. Man ist sich nicht nur dessen bewusst, dass die Mitarbeiter das größte Kapital darstellen, sondern man lebt auch danach. Bei TRM wird eine offene Kommunikation ge-

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LANGLEBIG IST NACHHALTIG In Zeiten, in denen selbst in Zusammenhang mit Industrieprodukten manchmal das Schlagwort „geplante Obsoleszenz“ zu vernehmen ist, zählt bei den Rohr- und Pfahlsystemen von TRM immer noch die Langlebigkeit als eines der wichtigsten Qualitätskriterien überhaupt. Schließlich bedeutet die Langlebigkeit eines Produkts auch Nachhaltigkeit, wie Christof Mairinger bestätigt: „Wenn ein Rohrsystem auf 100 Jahre ausgelegt ist, dann ist es in Hinblick auf seine Nachhaltigkeit gegenüber anderen Systemen zweifellos von Vorteil, vor allem da deren Recyclebarkeit alles andere als gewiss ist.“ Produktionsleiter Harald Tschenett ergänzt, dass man die damit verbundenen Begleiteffekte ebenfalls nicht außer Acht lassen dürfe: „Man darf ja nicht vergessen, mit welchem Aufwand es in maschineller, arbeitstechnischer und oft auch logistischer und wirtschaftlicher Hinsicht verbunden ist, wenn Straßen aufgrund mangelhafter oder altersschwacher Rohrleitungen aufgerissen werden müssen. Dann darf man getrost die Frage stellen: Ist hier eine billige Lösung auch tatsächlich nachhaltig?“ Gerade in diesem Punkt liegen massive Benefits in Sachen Nachhaltigkeit bei jenen Rohrsystemen, für die 100 Jahre Lebensdauer keine Seltenheit, sondern eher die Regel sind.

schätzt und praktiziert. Kein Wunder, dass die Identifikation mit dem Unternehmen ausgesprochen hoch ist. „Bei uns hat die Mitarbeiterbindung höchste Priorität. Im Schnitt bleiben unsere Mitarbeiter rund 14 Jahre bei uns. Bedingt durch die relativ geringe Fluktuation bleibt dem Unternehmen auch das Knowhow erhalten. Zu diesem Zweck bilden wir die Mitarbeiter am Standort auch selbst aus. Wir sind ein staatlich zertifizierter Lehr­ betrieb“, so Christof Mairinger. Daneben ­unterstützt TRM seine Mitarbeiter bei der Weiterbildung. Nicht umsonst steht das Unternehmen in dem Ruf, einer der besten Arbeitgeber in der Region zu sein. TIROLER HOLZKOHLE STATT KOKS? Am Status Quo zu verharren, wäre ein Rückschritt, erklärt Harald Tschenett sinngemäß. Er verweist darauf, dass man aktiv an der Wei-

Produktionsleiter Harald Tschenett erklärt anhand der grafischen Darstellung, mit welchen Mitteln TRM heute versucht, möglichst umweltschonend zu produzieren.

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terentwicklung auf allen Ebenen arbeitet. „Wir verfügen über ein sehr effizientes Energiemanagementsystem, sämtliche Energiekennzahlen werden darin kontinuierlich gesteuert und überwacht. Wenn wir Potenziale zur Optimierung erkennen, versuchen wir auch diese wahrzunehmen“, erzählt Harald Tschenett und nimmt Bezug auf ein junges Forschungsprojekt am Standort Hall, bei dem man Tiroler Holzkohle anstelle von metallurgischem Koks einsetzt. „Als Energieträger sowie als metallurgische Ingredienz setzen wir beim Schmelzvorgang metallurgischen Koks ein, den wir hauptsächlich aus Italien und Polen beziehen. Das war bislang unerlässlich. Mit der Zugabe von Tiroler Holzkohle könnte hier ein weiterer Schritt zu noch mehr Nachhaltigkeit gesetzt werden. Das Projekt befindet sich allerdings noch in einem frühen Forschungsstadium. Dies als neuen Meilenstein zu bezeichnen, ist also noch verfrüht.“ VERANTWORTUNG GEGENÜBER UMWELT Bei der Tiroler Rohre GmbH ist der Nachhaltigkeitsgedanke stark in der Unternehmensphilosophie verankert. Die Rohr- und Pfahlsysteme werden auf Basis der Umweltmanagementsystem-Zertifizierung nach dem Standard ISO 14001 hergestellt. Dabei handelt es sich um den anerkanntesten internationalen Standard für Umweltmanagementsyste-

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Das fertige Produkt überzeugt nicht zuletzt dank seiner unübertroffenen Flexibilität.

me, der belegt, dass das produzierende Unternehmen aktiv bemüht ist, die Umweltauswirkungen seiner Prozesse, Produkte und Dienstleistungen zu verringern. Darüber hinaus kann TRM als erster Guss- und Pfahlrohrhersteller eine „Environmental Product Declaration“ – kurz EPD – vorweisen. Damit werden quantifizierbare umweltbezogene Informationen aus dem Lebensweg des Produk-

tes angegeben, um Vergleiche zwischen ähnlichen Produkten zu ermöglichen. Bei TRM haben die Bereiche Umwelt- und Energiemanagement in den letzten Jahren eine stetig steigende Bedeutung erhalten. Sie sind Teil eines modernen Unternehmensleitbilds, das seinen Weg in die Zukunft mit großer Verantwortung gegenüber der Umwelt und den nächsten Generationen geht.

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MIT INNOVATIONEN DIE ZUKUNFT DER WASSERKRAFT SICHERN Betreiber von Wasserkraftwerken wissen es längst: die Anforderungen aus der EU-Wasserrahmenrichtlinie und damit verbunden den nationalen Wassergesetzen steigen kontinuierlich an. Nicht nur die rechtlichen Rahmenbedingungen verschärfen sich, sondern auch die gesellschaftliche Sichtweise ­orientiert sich noch stärker an der Ökologie. Beim Neubau von Wasserkraftwerken genügt der Hinweis auf CO2-­ Vermeidung durch diese regenerative Energieform allein nicht mehr. Im Fokus von Natur- und Umweltschützern, aber auch von Genehmigungsverfahren stehen schon seit einiger Zeit sämtliche Auswirkungen der geplanten Kraftwerke auf die Umwelt. Zunehmend wird auch der Ruf nach ökologischen Verbesserungen bei Bestandsanlagen laut.

INNOVATIVE KONZEPTE Der Freistaat Bayern will hier eine Hilfestellung anbieten, um die Energiewende aktiv mitzugestalten und die Zukunft der Wasserkraft unter den ökologischen Rahmenbedingungen zu sichern. Die staatseigene Bayerische Landeskraftwerke GmbH setzt dabei auf innovative Wasserkraftwerkstechnik. Durch eigene Vorzeigeprojekte wollen Geschäftsführer Dipl.-Ing. Thomas Liepold und Projektleiter Dipl.-Ing. (FH) Jochen Zehender die breite Anwendung dieser naturverträglichen Technik unterstützen. Die Bayerische Landeskraftwerke GmbH betreibt 20 Wasserkraftwerke, insbesondere an den staatlichen Talsperren und an der Schifffahrtstraße Main-Donau-Kanal in Bayern. Zudem kooperiert sie an zwei weiteren Standorten mit regionalen Energieversorgern. Drei dieser Anlagen gelten als sogenannte Öko-Wasserkraftwerke, wobei die innovative Kraftwerkstechnik besonders fischverträglich gestaltet wurde. Weitere fünf Projekte befinden

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Fotos u. Grafiken: Bayerische Landeskraftwerke GmbH

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ie sollen die Planer neuer Kraftwerke oder die Kraftwerksbetreiber auf die Forderung nach möglichst „ökologischen“ Kraftwerken reagieren? Mit dem grundsätzlichen Infragestellen hoher Anforderungen oder Verweisen auf wirtschaftliche Zwänge lassen sich weder Naturschützer noch Genehmigungsbehörden überzeugen. Vorhandenes Potential nicht zu nutzen oder Kraftwerke stillzulegen ist weder energiewirtschaftlich sinnvoll noch wirtschaftlich akzeptabel.

Mit Laufraddurchmessern von bis zu 5 m und langsamen Drehzahlen sind Very-Low-Head-Turbinen als besonders fischfreundlich bekannt.

sich derzeit in der Planungs- beziehungsweise Genehmigungsphase. VLH-TURBINE Die technischen Konzepte unterscheiden sich beim Fischschutz erheblich. So ist bei der Very-Low-Head (VLH)-Turbine vorgesehen, dass die Fische möglichst unversehrt durch das Kraftwerk abwandern können. Die großen Abmessungen von bis zu fünf Metern Laufraddurchmesser und die sehr langsamen, variablen Drehzahlen von etwa 20 bis 60 Umdrehungen pro Minute bieten dafür sehr gute

Voraussetzungen. Ein Grobrechen dient lediglich dem Maschinenschutz. Jedoch stößt diese Technik bei Fallhöhen über drei Metern an ihre Grenzen. Durch die einfache Konstruktion des Bauwerks ist auch das Umrüsten von Bestandsanlagen denkbar. BEWEGLICHES KRAFTWERK Einen anderen Weg des Fischschutzes bietet das sogenannte bewegliche Wasserkraftwerk. Hier werden die Fische durch einen engmaschigen Rechen von der Passage durch die Turbine abgehalten und zu einem kontinuier-

Bewegliche Wasserkraftwerke sind im Betrieb komplett von Wasser umströmt.

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Technik lichen Fischabstieg in der Überströmklappe geleitet. Eine weitere besondere Eigenschaft verbirgt sich hinter der anhebbaren Konstruktion des Kraftwerksmoduls. Dadurch kann bei Hochwasser Geschiebe aus dem Oberwasser unter dem Kraftwerk hindurch ins Unterwasser gespült werden. Somit wird auch dem ökologisch wertvollen Geschiebehaushalt Rechnung getragen. OPTIMIERUNGEN Für einen noch besseren Schutz auch von Kleinfischen werden in einem nächsten Schritt vorgelagerte Feinrechen und möglichst fischverträgliche Turbinentypen kombiniert. So soll die prognostizierte Schädigungsrate weiter reduziert werden. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Druckverlauf bei der Energieumwandlung in der Turbine, da ein sehr schneller Druckabfall für Fische ähnlich schädlich ist wie mechanische Einwirkungen. FISCHSCHLEUSEN UND FISCHLIFTE Bei aktuellen Projekten will die Bayerische Landeskraftwerke GmbH innovative Fischschleusen und Fischlifte nicht nur für den Fischauf- sondern insbesondere auch für den Fischabstieg einsetzen. Die dafür benötigte Wassermenge wollen die Ingenieure nicht auf ein Minimum reduzieren, sondern in einer kleinen Lockstromturbine energetisch nutzen. Ziel ist eine win-win-Situation für die Fischökologie und den energetischen Ertrag. Die Bayerische Landeskraftwerke GmbH hat dazu im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz einen „Entwicklungsschwerpunkt innovative Fischwandersysteme“ eingerichtet. Nach dem

Fischlifte führen die aquatischen Lebewesen über Querbauwerke hinweg.

Bei Schleusensystemen bewegen sich die Fische unter Stauanlagen hindurch.

Bau der entsprechenden Anlagen sollen umfangreiche fischökologische Untersuchungen Ergebnisse liefern, um die breite Anwendung solcher Lösungen zu unterstützen. STANDORTE GESUCHT Die Bayerische Landeskraftwerke GmbH hat sich zum Ziel gesetzt, Innovationen auch

an bestehenden Kraftwerksstandorten einzusetzen. Sie will damit zeigen, dass diese Standorte für die Energieerzeugung gesichert und gleichzeitig hohe Umweltstandards erfüllt werden können. Deshalb sucht die Firma Standorte in Bayern, welche zum Kauf oder für Kooperationen zur Verfügung stehen.

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Die schon fast zur Ruine verfallene Gerberei Salzer in Eisenerz wurde seit 2004 unter der Federführung von Herbert Krump zu einem Gerbereimuseum restauriert. Im Herbst des Vorjahres wurde ein komplett in Eigenregie gebautes Kleinwasserkraftwerk mit einem klassischen Wasserrad an der Gebäudefront offiziell in Betrieb genommen.

EISENERZER GERBEREIMUSEUM GEHT DANK EIGENBAU-WASSERRAD EIN LICHT AUF In der steirischen Stadtgemeinde Eisenerz hat der umtriebige Herbert Krump gemeinsam mit einer Vielzahl von Unterstützern ein bemerkenswertes Werk geschaffen. Eine schon fast zur Ruine verfallene ehemalige Gerberei wurde seit 2004 in vielen Tausenden freiwilligen Arbeitsstunden in ein Gerbereimuseum verwandelt. Im Innern des Gebäudes befinden sich fast 100-jährige, inzwischen wieder restaurierte Maschinen und Geräte an ihren originalen Standorten. Diese geben Zeugnis vom hochangesehenen Handwerk der Rotgerberei aus vergangenen Tagen. Erst im Oktober des Vorjahres nahm der „Verein Gerberei Salzer“ eine komplett in Eigenregie gebaute Wasserkraftanlage offiziell in Betrieb. Mit dem neuen Wasserrad an der Gebäudefront, dessen Vorgänger einst die mechanischen Transmissionen der Gerberei in Bewegung versetzte, wird nun elektrischer Strom für die Beleuchtung des Museums gewonnen.

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m das 7. Jahrhundert. n. Chr. begann die Besiedlung am Fuße des Erzbergs, dank der namensgebenden reichhalti­ gen Erzadern auch bekannt als „Steirischer Brotlaib“. Zumindest seit dem 11. Jahrhun­ dert ist der Abbau von Eisenerz – hauptsäch­ lich Siderit – nachgewiesen, andere Quellen datieren den Beginn der Ausbeutung der Erz­ lagerstätten noch etwa 400 Jahre früher. In der Gegenwart ist das markant rötliche Fels­ massiv der größte Eisenerztagebau Mitteleu­ ropas und gleichzeitig das größte Siderit­ vorkommen weltweit. In der ansonsten strukturschwachen Region bildet der Erzberg noch immer die wichtigste wirtschaftliche Grundlage. Mit insgesamt 230 Mitarbeitern werden im etagenförmigen Tagbau jährlich etwa 12 Millionen Tonnen Gestein gewonnen und zu 3 Millionen Tonnen Feinerz verarbei­

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tet. Ein digitales Lagerstättenmodell gibt Auf­ schluss über die unterschiedlichen Erzqualitä­ ten vor Ort und unterstützt so die jährliche Abbauplanung. Vor dem Bahntransport zu den Großkunden voestalpine Stahl Donawitz GmbH & Co KG in Leoben und der voestal­ pine AG mit Sitz in Linz wird das erzhaltige Gestein noch vor Ort aufbereitet. Weitaus mühseliger ging der Erzabbau in früheren Zeiten vonstatten. Bis zum 16. Jahrhundert wurde das Erz oberirdisch gewonnen, danach folgte auf kaiserliche Anordnung die Einfüh­ rung des Stollenbaus unter Tage. Obwohl der Abbau ab 1720 mit der Einführung von Sprengmitteln deutlich effektiver wurde, blieb das bergmännische Handwerk eine mü­ hevolle und gefährliche Profession. Aus Tier­ häuten gewonnenes Leder bildete als Material für die Arbeitsschürzen der Bergknappen bis

hin zu Zaumzeug und Sätteln für die Arbeits­ pferde ein wertvolles Gut. Während das rohe Erz für viele Jahrhunderte direkt am Erzberg geschmolzen wurde, etablierten sich später in den Tälern sogenannte Radwerke, eine Früh­ form von Hochöfen. Radwerke wurden be­ vorzugt an Bächen und Wasserläufen errich­ tet, an denen Wasserräder die Blasebälge in Bewegung versetzten. Gefertigt wurden die Blasebälge ebenfalls aus Leder, welches aus den regionalen Gerbereien direkt vor Ort stammte. HANDWERK MIT LANGER TRADITION Am Trofengbach in der Gemeinde Eisenerz stammt die erste urkundliche Erwähnung ei­ ner Gerberei aus 1548, die Aufschrift an der Fassade „Ledererhaus Anno 900“ weist auf ein noch viel älteres Baujahr hin. Für viele Jahr­

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Projekte hunderte setzte sich die Gerberei aus drei Häusern zusammen und bildete so ein lang­ gestrecktes Gebäude, das im Laufe der Zeit stetig umgebaut und erweitert wurde. Um das Jahr 1898 startete die weitreichende Neuge­ staltung der Gerberei in die heutige Form, deren drei Gebäudeteile insgesamt 52 m mes­ sen und drei Stockwerke einnehmen. Für mehrere Jahrhunderte stand die Gerberei im Besitz der Familiendynastie Salzer, erst 1953 stellte das geschichtsträchtige Unternehmen, eine der größten Rotgerbereien in der Region, den Betrieb endgültig ein. Durch ein Legat vermachte 1995 Henriette Bruckner, die Schwester des letzten Gerbermeisters Alfred Salzer, die gesamte Liegenschaft an die Stadt­ gemeinde Eisenerz. Obwohl Pläne zum Er­ halt der Gerberei bestanden, fehlten zur Durchführung der notwendigen Maßnah­ men die finanziellen Mittel, weswegen das Gebäude in den Jahren nach der Übernahme zusehends verfiel. RUINE WIRD ZUM MUSEUM Durch die Initiative des gelernten Zimmer­ manns Herbert Krump sollte ab 2003 schließ­ lich Bewegung in die Sache kommen. „Durch meine spätere Tätigkeit als Mitarbeiter im Stadtmuseum Eisenerz habe ich mich wahr­ scheinlich mit dem Museumsvirus infiziert“, sagt Krump beim zek Hydro Lokalaugen­ schein im Dezember des Vorjahres: „Für mich bestand die Herausforderung darin, aus dem Altbestand ein Gerbereimuseum zu errichten. Eigentlich habe ich damit gerechnet, dass das Projekt in rund 10 Jahren abgeschlossen sein sollte, mittlerweile sind es bald 16 Jahre ge­ worden“ Unter der Federführung von Krump wurde als rechtliche Grundlage im März 2004 der „Verein Gerberei Salzer zur Revitalisie­ rung des Objektes“ gegründet, bereits wenige Monate später ging die Liegenschaft durch eine Schenkung seitens der Gemeinde in den Besitz des Vereins über. Um den gänzlichen Verfall des desolaten Gebäudes zu verhindern, war rasches Handeln gefragt, noch im Früh­ ling 2004 konnte durch eine Betretungser­ laubnis mit den Entrümplungsarbeiten be­ gonnen werden. Höchste Priorität hatte zu Beginn die Sanierung des Gebäudedachs, der Dachstuhl des Mittelhauses war durch einen unglücklich gestürzten Baum in der Vergan­ genheit bereits komplett zerstört worden. Durch den Besuch der ehemaligen Landes­ hauptfrau Waltraud Klasnic im Frühjahr 2004 in Eisenerz konnte ein bedeutender ers­ ter Schritt gesetzt werden. Nachdem Vereins­ obmann Herbert Krump der Politikerin sein Projekt vorgetragen hatte, erhielt der Verein bereits kurze Zeit später eine nicht rückzahl­ bare Förderung im Ausmaß von 5.000 Euro.

Vereinsobmann Herbert Krump (li.) hat seit 2004 unzählige Stunden in sein Projekt Gerbereimuseum investiert. Der handwerklich rundum beschlagene Johannes Pichler konnte im Herbst des Vorjahres als erster Angestellter des Vereins für einen befristeten Zeitraum engagiert werden.

Mit dieser Summe wurden aus der Geschäfts­ auslösung eines Baustoffhändlers 7.200 Dachziegel zu äußerst günstigen Konditionen erworben und der Großteil der drei Häuser neu eingedeckt. WASSERKRAFTANLAGE MARKE EIGENBAU Seit dem Jahr 2006 steht die Gerberei unter Denkmalschutz. Nach einer amtlichen Bege­ hung wurde das Projekt als förderungswürdig erachtet und erhält seit dieser Zeit immer wie­ der finanzielle Zuwendungen vom Revitali­ sierungsfonds des Landes Steiermark und dem Bundesdenkmalamt. Zusätzliche Unter­ stützung erhält der Verein von der Stadtge­ meinde, der Waldgenossenschaft, Spenden von Privatpersonen sowie durch Mitgliedsbei­ träge. 2015 wurde der Gerbei der Titel „Stei­ risches Wahrzeichen“ verliehen. Von Beginn an führte Herbert Krump ein Bautagebuch, in dem sämtliche Arbeiten von Mitgliedern des Vereins chronologisch dokumentiert wur­

WASSERRAD ERZEUGT STROM Noch bevor um 1930 eine Francis-Turbine sowie ein sogenanntes Zuppinger-Rad die mechanischen Transmissionen der Maschinen in Bewegung versetzten, diente ein klassisches Wasserrad als hydroenergetischer Antrieb der

Von der Erstinbetriebnahme im Mai 2019 bis Anfang Dezember 2019 konnten mit dem Wasserrad der Marke Eigenbau über 8.800 kWh Strom erzeugt werden.

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den. Daraus lässt sich entnehmen, dass von März 2004 bis September 2018 insgesamt 81 Beteiligte 36.880 freiwillige Arbeitsstunden geleistet haben. Die meiste Zeit auf der Bau­ stelle hat seit Projektstart sicherlich Herbert Krump verbracht. Als handwerklicher Tau­ sendsassa beteiligte sich dieser sowohl bei der Instandsetzung der baulichen Infrastruktur als auch bei der Restauration der historischen Maschinen und Geräte. Ein bemerkenswerter Teilprojekt konnte im Herbst 2019 offiziell abgeschlossen werden: Die Fertigstellung ei­ nes selbst gebauten Kleinwasserkraftwerks mit einem Wasserrad zur Eigenstromgewin­ nung.

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Projekte

Das Nutzwasser wird über ein Streichwehr auf der linken Seite des Trofengbaches ausgeleitet und gelangt über ein Kunststoffrohr sowie einen anschließenden offenen Fluter zum Wasserrad.

Gerberei. Nach den Plänen von Herbert Krump sollte auch das Museum wieder mit einem solchen Wasserrad ausgestattet werden – nun allerdings zur Gewinnung von elektri­ schem Strom. Krump weist darauf hin, dass alleine für die Projektierung und Vermessung der neuen Wasserkraftanlage beträchtliche ­finanzielle Mittel aufgewendet wurden. Die notwendigen praktischen Arbeiten, wie die Sanierung der Ufermauern, der Bau des Flu­ ters bis hin zur Konstruktion des Wasserrads wurden von den Vereinsmitgliedern in Eigen­ regie umgesetzt. Bereits 2011 wurde dem Ver­ ein das entsprechende Wasserrecht von der Behörde ausgestellt, woraufhin in den Folge­ jahren die sukzessive Erneuerung durchge­ führt werden konnte. BAUTEIL NACH PROBELAUF ADAPTIERT Da der Trofengbach nicht mehr wie in frü­ heren Zeiten aufgestaut werden darf, wird das Nutzwasser über ein Streichwehr ausge­ leitet. Von dort fließt das Wasser zum Ein­ laufbereich, an den ein Kunststoffrohr DN500 anschließt. Durch das rund 10 m lange Rohr gelangt das Wasser in einen Klär­ schacht, in dem sich Geschwemmsel und

Sedimente absetzen können. Dies bringt den Vorteil mit sich, dass das Wasser über den anschließenden Fluter in sehr reinem Zu­ stand auf das Wasserrad trifft. Für die Kons­ truktion des Wasserrads wurde eine ähnliche Anlage im oberösterreichischen Traunleiten bei Wels begutachtet und das dortige Was­ serrad genauestens vermessen. Die Fertigung des neuen Eisenerzer Wasserrads fand schließlich in der Garage von Herbert Krump statt. Aufgrund der räumlichen Be­ grenzungen am Einbauort wurden die seitli­ chen Blechverkleidungen erst nach der Ein­ bringung vor Ort montiert, im fertigen Zustand hat das Wasserrad einen Durchmes­ ser von 2 m. Im Laufe des mehrmonatigen Probetriebs wurden zwei zentrale Probleme am „do-it-yourself“-Wasserrad identifiziert, erklärt Krump: „Zum einen bewirkte die einseitige Lagerung des Bauteils zu viele Schwingungen, weswegen das Wasserrad nachträglich mit einem zweiten Lager ausge­ rüstet wurde. Zum anderen fließt das Wasser mit einer höheren Geschwindigkeit über den Fluter als bei der oberösterreichischen Refe­ renzanlage, wodurch die Beaufschlagung der insgesamt 20 Wasser­­rad-Schaufeln nicht

Ein eigener Abschnitt der Ausstellungsfläche behandelt den Erzabbau in früheren Zeiten. Der nach eigener Aussage mit dem Museumsvirus infizierte Herbert Krump hat noch viele Pläne für das Gerbereimuseum in Eisenerz.

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Schaltkasten für die Elektrotechnik und Steuerung des Kleinkraftwerks.

ordnungsgemäß funktionierte.“ Gelöst wer­ den konnte dieses Problem durch eine Ver­ längerung der Schaufeln sowie die Adaptie­ rung des Schaufel-Neigungswinkels. Das entsprechend angepasste Wasserrad dreht nun mit 18 - 20 U/min und treibt über ein zwischengeschaltetes Getriebe einen kom­ pakten Asynchron-Generator an. Die in ei­ nem Schaltkasten verbaute Elektrotechnik der Kleinkraftwerksanlage wurde von den Vereinsmitgliedern ebenfalls in Eigenregie installiert. Bei idealen Zuflussbedingungen schafft die Anlage eine Engpassleistung von knapp 2 kW. „Damit kann zwar bei weitem nicht der Energiebedarf des gesamten Muse­ ums gedeckt werden, der Strom für die Ge­ bäudebeleuchtung sollte sich aber damit aus­ gehen“, merkt Krump an und ergänzt, dass das Wasserkraftprojekt der Gerberei Salzer von der Energie Steiermark mit 5.000 Euro finanziell unterstützt wurde. In das öffentli­ che Netz des steirischen Energieversorgers wird auch der überschüssige Strom der Was­ serkraftanlage eingespeist. Stand Anfang De­ zember 2019 konnten seit der Erstinbetrieb­ nahme über 8.800 kWh durch das Wasserrad erzeugt werden. MUSEUMSERÖFFNUNG IM MAI 2020 Die feierliche Inbetriebnahme des Klein­ kraftwerks fand schließlich im Herbst des Vorjahres statt. Indessen ist auch die offiziel­ le Eröffnung des Gerbeimuseums in greifba­ re Nähe gerückt, bereits im heurigen Mai sollen sich die Pforten für die Besucher öff­ nen. Auf Anfrage sind Einzelführungen zwar bereits jetzt möglich, wegen noch anstehen­ der Umbauarbeiten ist das Gebäude derzeit nur eingeschränkt zugänglich. Vereinsob­ mann Herbert Krump sieht der offizielle Er­ öffnung wohlwollend entgegen: „Ich bin seit über 15 Jahren fast tagtäglich im Museum – vormittags und nachmittags. Die Arbeit be­ reitet mir immer noch Spaß und ich habe auch weiterhin viele Ideen, die ich bei mei­ nem Projekt umsetzten möchte.“

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HYDRO

Foto: Verbund

Ökologie

Rund 16.000 Tonnen Treibgut wurden 2018 an allen Wasserkraftwerken der Verbund AG gesammelt, die Zahlen für 2019 werden im „Integrierten Geschäfts- und Umweltbericht“ im heurigen März präsentiert.

TREIBHOLZ UND ZIVILISATIONSMÜLL TOPPEN DIE LISTE DER SCHWEMMGUTENTSORGUNG Dank der günstigen Topographie und dem Wasserreichtum der Alpenrepublik können fast 65 Prozent des in Österreich erzeugten Stroms aus Wasserkraft gewonnen werden. Die bekannt nachhaltige Form der Energiegewinnung bringt in Sachen Gewässerreinigung einen oftmals weit unterschätzten Zusatznutzen mit sich. Alleine Österreichs größter Energieversorger, die Verbund AG, förderte im Jahr 2018 an allen seinen Kraftwerken insgesamt 16.000 Tonnen Schwemmgut aus dem Wasser. Zwar besteht der Großteil des angeschwemmten Materials aus Holz, allerdings sind auch Kunststoff- und jegliche Form von Zivilisationsmüll weit verbreitet. Im Rahmen des länderübergreifenden Projekts „PlasticFreeDanube“, dass sich mit Kunststoffverschmutzungen in und entlang der Donau beschäftigt, erfolgte Anfang 2019 eine detaillierte Analyse des am Kraftwerk Freudenau entnommenen Rechenguts. Geschwemmselteppich am Energie AG Oberösterreich Kraftwerk Marchtrenk an der Traun. Rund 500.000 Euro werden von dem Unternehmen jährlich zur Treibgutentsorgung aufgewendet.

Foto: Enegie AG

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nlässlich des Weltwassertags, der alljährlich am 22. März begangen wird, erinnerte das österreichische Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) im Vorjahr an die Wichtigkeit des nassen Elements. In der Aussendung wurde unter anderem festgehalten, dass die Verfügbarkeit von reinem Trinkwasser alles andere als eine Selbstverständlichkeit darstellt. Laut Weltwasserbericht der Vereinten Nationen hatten 2019 global gesehen mehr als 2 Milliarden Menschen unsicheren oder gar keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Auch in Österreich führten die ungewöhnlich starken Dürreperioden der vergangenen Sommer zu bedenklichen Niedrigwasserständen an einer

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Ökologie

Foto: Verbund

Der Großteil des Rechenguts besteht aus Treibholz, an erster Stelle des Zivilisationsmülls liegen Kunststoffabfälle.

Vielzahl von Flüssen. Dennoch ist die Alpenrepublik bekanntlich mit Wasserreichtum gesegnet, Wasser ist hierzulande meist im Überfluss und in bester Qualität vorhanden. Davon profitieren nicht nur die Bürger im Land, sondern auch die hiesige Elektrizitätswirtschaft. Rund 65 Prozent des in Österreich produzierten Stroms werden in Wasserkraftwerken unterschiedlicher Bauart und Leistungsklassen erzeugt. 16.000 TONNEN TREIBGUT Als einer der größten europäischen Stromerzeuger aus Wasserkraft produziert die Verbund AG rund die Hälfte des in Österreich produzierten Stroms. Dass die an den heimischen Gewässern errichteten Kraftwerksanlagen in Sachen Müllsammlung einen weit unterschätzten Nebennutzen mit sich bringen, bestätigt Verbund-Pressesprecher Florian

Seidl. Laut dem „Integrierten Geschäfts- und Umweltbericht“ des Vorjahres wurden 2018 an allen Verbund-Kraftwerken rund 16.000 Tonnen Treibgut entfernt. Dies stellt allerdings noch keinen Rekordwert dar, 2016 betrug die gesammelte Menge sogar 25.000 Tonnen. Wieviel Schwemmgut anfällt hängt besonders von zwei Faktoren ab: Der Lage des Kraftwerks und den Witterungsverhältnissen. Darüber hinaus spielt natürlich auch die Größe des Einzugsgebiets eine wesentliche Rolle für den entsprechenden Schwemmgutanteil. Das meiste Schwemmgut fällt naturgemäß an Flusskraftwerken an. Zur Entfernung des Treibguts von den meist vertikal ausgeführten Schutzrechen dienen vollautomatische Rechenreinigungsmaschinen, für sperriges Material sind diese in der Regel noch mit zusätzlichen Teleskop-Greifern ausgestattet.

Foto: Verbund

Die Flaschenpost eines Schülers aus Melk wurde beim Kraftwerk Altenwörth aus dem Wasser gefischt.

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ANGESCHWEMMT WIRD ALLES Seidl weist darauf hin, dass sich der Großteil des Rechenguts aus Holz zusammensetzt. Von Kleinteilen wie abgebissenen Biber-Ästen bis zum mächtigen Auenwald-Baustamm ist alles dabei. In dem Konvolut an Schwemmgut befinden sich auch immer wieder Stämme, die aufgrund ihrer Größe für die Schifffahrt eine Gefahr darstellen. „Leider ist auch Plastikmüll weit verbreitet, darunter vor allem PET-Flaschen, aber auch jeglicher Zivilisationsmüll vom Badeschlapfen bis zum Fußball, alte Autoreifen sind auch ein Klassiker.“ Kühlschränke hingegen sind seit Einführung der Entsorgungsplaketten deutlich seltener geworden. Ebenfalls selten, aber äußerst unerfreulich sind wegen des hohen Entsorgungsaufwands alte Gaskartuschen oder Ölfässer. Aber auch erfreulich Dinge werden im Zuge des Treibgutmanagements aus dem Wasser geholt. Eine von Verbund-Mitarbeitern beim Donaukraftwerk Altenwörth im Rechengut gefundene Flaschenpost eines Schülers aus Melk führte zur Einladung seiner Schulklasse zu einer Kraftwerksführung. Michael Frostel, Pressesprecher der Energie AG Oberösterreich, bestätigt ebenfalls, dass neben dem Hauptbestandteil Schwemmholz alle möglichen Kuriositäten im Rechengut zu finden sind. Rund 150 Tonnen beträgt im Durchschnitt der jährliche Treibgutanfall bei den Wasserkraftwerken der Energie AG. Davon setzen sich laut Frostel etwa zwischen 15 und 20 Prozent aus nicht-organischen Stoffen bzw. Müll zusammen. In finanzieller Hinsicht schlägt sich der gesamte Entsorgungsaufwand für die Energie AG mit ca. 500.000 Euro jährlich nieder. Umgesetzt wird die Entsorgung durch die eigene Gesellschaft Energie AG Oberösterreich Umwelt Service GmbH. Der Verbund setzt bei der Treibgutentsorgung seiner Wasserkraftanlagen auf die Dienste zertifizierter Unternehmen, die die sachgerechte Weiterbehandlung des Materials übernehmen. LÄNDERÜBERGREIFENDES PROJEKT Mit der Thematik Zivilisationsmüll in Gewässern setzt sich das länderübergreifende Projekt „PlasticFreeDanube“ seit 2017 auseinander. PlasticFreeDanube beschäftigt sich mit Makro-Kunststoffverschmutzungen (größer als 5 mm) in und entlang der Donau von Wien bis zum Kraftwerk Gabčikovo in der Slowakei. In diesem Abschnitt sind die Ballungsräume Wien und Bratislava, die Kraftwerke Freudenau und Gabčíkovo sowie der frei fließende Donauabschnitt durch den Nationalpark Donauauen östlich von Wien enthalten. „Kunststoff wird trotz seiner vielen Vorteile mittlerweile als ernstzunehmendes

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globales Problem angesehen. Insbesondere Kunststoffabfall in marinen Ökosystemen stellt auf regionaler sowie globaler Ebene ein großes Umweltproblem dar. Flüsse werden als einer der Hauptpfade für die Verschmutzung angesehen, jedoch sind Quellen und Wege sowie Umweltauswirkungen in Flüssen nach wie vor weitgehend unbekannt“, lautet die auf viadonau.org veröffentlichte Initiativerklärung. Das Ziel des Projekts liegt in der Etablierung eines fundierten Wissensstands zu Kunststoffverschmutzungen in der Donau. Darüber hinaus sollen standardisierte Methoden zur Einschätzung von Eintragsquellen, Quantitäten, Transportverhalten und Umweltgefahren festgelegt werden. RECHENGUT BEIM KW FREUDENAU ANALYSIERT Der im November 2019 veröffentlichte Projektnewsletter von PlasticFreeDanube gibt interessante Einblicke in die Rechengutanalyse eines großen Donaukraftwerks. Beim Kraftwerk Freudenau fand Anfang 2019 eine Negativ-Sortierung von Rechengut anhand von insgesamt sieben Containern mit jeweils 40 m³ Fassungsvermögen statt. Die Sortierung fokussierte zuerst auf die Trennung von Treibgut und anthropogenen („von Menschen gemachten“) Abfällen. Im Anschluss wurden die aussortierten Abfälle mit einer Gesamtmasse von mehr als 700 kg gemäß einem Sammelprotokoll analysiert und klassifiziert. Grundsätzlich konnte das Ausgangsmaterial in optischer Hinsicht als zum Teil sehr unterschiedlich eingestuft werden. So gab es sowohl Container mit hauptsächlich größeren Teilen von Totholz, in denen auch entsprechend größere Abfälle wie Flaschen, Sport- oder Freizeitartikel zu finden waren. Zwei Container enthielten einen hohen Anteil an Sträuchern, Laub und Blättern, was sich wiederum auf die Zusammensetzung der gesammelten Abfälle auswirkte. In diesen Be-

Im Rahmen des bilateralen Projekts „PlasticFreeDanube“ wurden am Donaukraftwerk Freudenau Anfang 2019 sieben Rechengutcontainer auf den Anteil von Zivilisationsmüll und Kunststoffverschmutzungen untersucht. Am Bild der Einlaufbereich des Kraftwerks Altenwörth.

hältern konnten vor allem Folienfragmente gefunden werden.

rend sich größere Kunststoffgegenstände zwischen größeren Treibholzteilen befinden.“

HOLZ UND PLASTIK GANZ VORN Bezugnehmen auf die generelle materielle Zusammensetzung des Rechenguts zeigte sich anhand der Probe, dass Kunststoffabfälle nach den Holzabfällen (verarbeitetes Holz wie Möbel oder Bretter) massenmäßig als zweitgrößte Kategorie einzustufen sind. Legt man den Fokus auf das Volumen oder die Stückzahl, dann nimmt Kunststoff sogar die erste Stelle ein. Aus den bisherigen Ergebnissen konnten zwei zentrale Ableitungen getroffen werden. „1. Die Zusammensetzung der Abfälle ist vom Zeitpunkt der Rechenreinigung abhängig. Je mehr Material sich am Rechen sammelt, desto eher wird – durch die größere Filterwirkung – kleines/feines Material (und somit auch kleinere Abfälle wie Folien) zurückgehalten. 2. Es ist ein Zusammenhang der Materialeigenschaften zwischen anthropogenen Abfällen und natürlichem Treibgut feststellbar. Nach dem Motto ‚Ähnliches sucht Ähnliches‘ sind beispielsweise kleine Folienteile zwischen Blättern und Laub zu finden, wäh-

MÜLL SOLL VERRINGERT WERDEN Anhand von länderübergreifenden Untersuchungen wie PlasticFreeDanube wird auf wissenschaftlicher Basis gezeigt, dass die Gewässerbelastung durch Zivilsationsmüll ein nicht zu unterschätzendes Problem unserer Zeit darstellt. Die Angaben zur Schwemmgutentsorgung der großen österreichischen Energieversorger bestätigen diesen Trend. Gestartet hat das von der EU mit über 1 Million Euro Fördermitteln gestützte Projekt im Oktober 2017, nach dreijähriger Laufzeit endet das Projekt Ende September 2020. Bereits kurz darauf wollen die beteiligten ForscherInnen und Forscher konkrete Ergebnisse und Handlungsempfehlungen präsentieren. Anhand der enormen Mengen von Zivilisationsmüll, den die Energieversorger alljährlich von ihren Kraftwerken entsorgen, kann guten Gewissens angenommen werden, dass die Wasserkraft auch zukünftig eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Reinhaltung heimischer Gewässer spielen wird.

Die Einführung eines Pfandsystems für PET-Flaschen in Deutschland führte zu einer deutlichen Reduzierung von Plastikmüll in den Gewässern.

Foto: Verbund

Die kontinuierliche Schwemmgutentfernung zählt zu den zentralen Voraussetzungen für den effizienten Betrieb eines Wasserkraftwerks.

Foto: Verbund

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Ökologie

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Veranstaltung

Energie-Talk der RENEXPO INTERHYDRO 2019 mit (v.l.n.r.) Dr. Axel Berg, Dr. Michael Losch, Angelika Pehab, DI Herfried Harreiter, Detlef Fischer und Dirk Hendricks.

RENEXPO INTERHYDRO 2019 - WASSERKRAFT BRAUCHT DIE POLITIK BRAUCHT DIE WASSERKRAFT Die Ende November des Vorjahres im Messezentrum Salzburg zum 11. Mal abgehaltene RENEXPO INTERHYDRO ­präsentierte sich einmal mehr als wichtige Plattform der internationalen Wasserkraftbranche. Mit 125 Ausstellern, mehr als 300 Kongressteilnehmern und rund 2.500 Besucherinnen und Besuchern setzte die Veranstaltung ihre Erfolgsgeschichte fort. Aktuelle und zukünftige Trends der Branche sowie technische Innovationen wurden von hochkarätigen Vortragenden bei einer ganzen Reihe von Konferenzen, Fachseminaren und Workshops vorgestellt und diskutiert. Die Veranstaltung zeigte einmal mehr, welchen Beitrag die Wasserkraft zu einer sicheren, nachhaltigen, bezahlbaren und klimaneutralen Energieversorgung leisten kann.

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ten zu können, wird ein Ausgleich zwischen Über- und Unterdeckungen im Stromnetz erforderlich sein. Die Wasserkraft als speicherbare und flexibel einsetzbare Energie wird hier eine zentrale Rolle spielen.

AUSTAUSCH UND DISKUSSION IM FOKUS Bei der RENEXPO INTERHYDRO 2019 stand das Motto „Die Wasserkraft braucht die Politik braucht die Wasserkraft“ im Fokus. Im Rahmen der feierlichen Eröffnung sowie

Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Heinrich Schellhorn und Moderatorin Angelika Pehab bei der feierlichen Eröffnung.

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ie RENEXPO INTERHYDRO konnte am 28.und 29. November 2019 ihren Status als Treffpunkt Nr. 1 der Wasserkraft in Europa erneut bestätigen. „Es freut uns sehr, dass es zum wiederholten Male gelungen ist, die Branche in Salzburg zusammenzubringen und den drängenden Themen eine Plattform zu bieten. Für mich ist diese Energieform sehr interessant, nicht nur aus persönlicher Überzeugung, sondern auch da die Wasserkraft-Technologie zunehmend an Bedeutung gewinnt. Ich gehe davon aus, dass mit den energiepolitischen Entscheidungen der kommenden Monate, als auch durch das steigende Umweltbewusstsein die Wasserkraft weiter gestärkt wird“, zeigte sich Messezentrum Salzburg Geschäftsführer DI (FH) Alexander Kribus, MBA überzeugt. Um im zukünftigen Energiesystem mit einem stark wachsenden Anteil an fluktuierenden, erneuerbaren Energien weiterhin den heutigen Status quo an Versorgungssicherheit gewährleisFebruar 2020

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Veranstaltung

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Branchenexperten beim Kaffeegespräch.

gestellt werden und die Warteschlange weiterer – auch kleinerer – Projekte verkürzt werden.“ In seiner Eröffnungsrede strich der Schirmherr, Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Heinrich Schellhorn, die Bedeutung der Wasserkraft für das Land Salzburg im Hinblick auf die Klima- und Energiestrategie SALZBURG 2050 sowie die Bedeutung der Veranstaltung als wichtigen Treffpunkt für Austausch und Diskussion besonders hervor. „Nur mit vereinten Kräften sind Klimaschutz und Energiewende im Land Salzburg sowie in ganz Europa zu schaffen“, so Schellhorn. „Es braucht gemeinsame Handlungen sowie einen breiten Austausch von Wissen, Information und Erfahrungen. Hier leistet die REN­

HOCHKARÄTIGE DISKUSSIONSTEILNEHMER Dr. Michael Losch, Leiter der Sektion VI aus dem Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus zeigt sich ebenfalls überzeugt: „Wasserkraft ist der Schlüsselenergieträger Österreichs. Umso mehr freut es mich, dass es die RENEXPO INTERHYDRO in Salzburg gibt um Raum für Ideenaustausch und Diskussion zu schaffen. Wenn man Europa betrachtet gibt es je nach Region unterschiedliche Ausgangspositionen und Vorteile für den Ausbau erneuerbarer Energien – dem Alpen-

Die RENEXPO INTERHYDRO bildet traditionell einen Höhepunkt des Wasserkraftjahres in der Winterzeit.

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EXPO INTERHYDRO einen wichtigen Beitrag, um über den Status quo und künftige, notwendige Entwicklungen zu sprechen.“

Foto: zek

beim anschließend stattfindenden Energie-Talk diskutierten renommierte Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Verbänden zu dem Thema. Im Begleitheft zur Veranstaltung verwies die damalige Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus Maria Patek auf die Zielsetzung der österreichischen Bundesregierung, den heimischen Stromverbrauch bis 2030 bilanziell zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energieträgern zu decken. „Um dieses Ziel zu erreichen, bedürfe es nicht nur eines massiven Ausbaus von Photovoltaik und Windkraft, sondern auch der Wasserkraft. Durch die jüngste Novelle des Ökostromgesetzes sollen insbesondere für die mittlere Wasserkraft zusätzliche Mittel zur Verfügung

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Veranstaltung

Berg, Vorsitzender des Vorstands Arbeits­ gemeinschaft Wasserkraftwerke Baden Württemberg e.V. sowie Co-Autor des Erneuer­ bare-Energien-Gesetzes, Detlef Fischer, Geschäftsführer des Verbands der Bayrischen Energie- und Wasserwirtschaft als auch Dirk Hendricks, Secretary General der European Renewable Energies Federation. NEUAUFLAGE STEHT BEREITS FEST Das Kongressprogramm der RENEXPO INTERHYDRO richtete sich als Drehscheibe

Foto: MZS/Habring

raum kommt hier mit der Wasserkraft eine besondere Bedeutung zu. Wasserkraft ermöglicht sowohl beständigen Bandstrom mit Laufkraftwerken als auch speicherbaren Spitzenstrom aus Pumpspeicherkraftwerken, die mit innovativen Technologien österreichischer Unternehmen auch international große Chancen haben.“ Weiter diskutiert wurde die Verbindung von Wasserkraft und Politik dann ebenfalls von Dr. Michael Losch sowie DI Herfried Harreiter, Leiter Asset Management der Verbund Hydro Power GmbH, Dr. Axel

Die RENEXPO INTERHYDRO 2020 findet am 26. und 27. November wieder im Messezentrum Salzburg statt.

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für Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch an Betreiber, Planer, Projektenwickler, Investoren, Kommunen und Energieversorger an einen breiten Interessentenkreis. Beim inzwischen 4. internationalen Verbändetreffen im Rahmen der RENEXPO INTERHYDRO kamen Branchenvertreter aus ganz Europa zusammen. Das Augenmerk wurde darauf gelegt, die großen Vorteile der Wasserkraft, zusammen mit dem ökologisch verträglichen Ausbau, herauszustreichen. Zudem wurde die Gesetzgebung auf nationaler und europäischer Ebene diskutiert. Das Hydroforum bot an beiden Veranstaltungstagen ein abwechslungsreiches Programm mit Vorträgen und Diskussionsrunden zu aktuellen Branchenthemen. Darüber hinaus wurde über aktuelle rechtliche und politische Rahmenbedingungen, die Rolle der Wasserkraft in der Energiewende, umgesetzte Projekte, Praxiserfahrungen und neue Entwicklungen diskutiert. Beim Netzwerk­ abend „Turbinenparty“ konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei Live-Musik in entspannter Atmosphäre austauschen. Das Datum der nächsten REN­ EXPO INTERHYDRO steht schon heute fest, bei ihrer 12. Auflage wird die beliebte Veranstaltung am 26. und 27. November 2020 wieder im Messezentrum der Mozartstadt Salzburg ihre Türen öffnen.

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HYDRO Glarner Stollenbaudrama endet mit Happy End Starke Performance vom neuen Kraftwerk Alvierbach Sechsmal mehr Leistung für das neue KW Plöschmitzbach Revitalisierung bringt Leistungsschub für Kärntner Kleinkraftwerk

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Articles inside

Wasserkraft braucht die Politik

5min
pages 60-63

Treibholz und Zivilisationsmüll vor den Rechen der Kraftwerke SCHWEMMGUTENTSORGUNG

7min
pages 57-59

Gerbereimuseum geht dank Eigenbau-Wasserrad ein Licht auf KW GERBEREI SALZER

8min
pages 54-56

Mit Innovationen die Zukunft der Wasserkraft sichern BAYER. LANDESKRAFTWERKE

3min
pages 52-53

Leistungsschub für Kärntner Kleinkraftwerk nach Revitalisierung KW TIEFER BACH

16min
pages 45-51

Drau-Kraftwerke erhalten elektrotechnische Frischzellenkur KW ANNABRÜCKE & EDLING

8min
pages 42-44

50 Jahre-Jubiläum: Wasserkraft ist Heimvorteil in der Erzeugung KW GMUNDEN

7min
pages 39-41

Sedimentmanagement als zentrales Thema der Veranstaltung ENERGIE- & UMWELTTAGE

4min
pages 34-35

Neues Kraftwerk liefert sauberen Strom aus dem Brandnertal KW ALVIERBACH

15min
pages 27-33

Indonesisches Kraftwerk arbeitet mit Siphonturbinen made in Austria KW LODAGUNG

7min
pages 36-38

Impressum

23min
pages 6-15

Ersatzneubau im Ennstal sorgt für 6-fache Leistungssteigerung KW PLÖSCHMITZBACH

11min
pages 22-26

Happy End für Vorzeigeprojekt nach Stollenbaudrama

14min
pages 16-21

Editorial

2min
page 3
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