X-Rockz Magazin - Ausgabe 04 | Juli 2012

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Wissen

Der Beginn der Fotografie Zeitreise von Birgit Kniebeiß

A m A n fa n g wa r d i e C a m e r a o b s c u r a – klingt obskur? Ist es aber nicht. Gewöhnlich sind Men- durch den Einsatz einer Linse einfacher, die schen im Besitz von nicht nur einer es ermöglichte, die Camera obscura kleiner sondern gleich zwei dieser Gerätschaften. und somit auch transportabler zu entwerIch spreche hierbei über unsere Augen, fen. Dies setzte sich im 18. Jahrhundert so die nach demselben Prinzip funktionieren. stark durch, dass sie zur StandardausrüsDiese Erkenntnis verdanken wir Leonardo tung der Künstler wurde. Am Ende des 18. Jahrhunderts kamen da Vinci. Das Prinzip der Camera obscura (Latein wir der Entwicklung eines „Films“ für die für „dunkle Kammer“) ist allerdings schon Kamera schon näher. Experimente mit länger bekannt und leicht erklärt. Sie lichtempfindlichen Materialien ermöglichbesteht aus einem komplett abgedunkelten ten es, schon ein flüchtiges Bild mit der Raum oder Behältnis, welches an einer Camera obscura festzuhalten. Es gelang, Seite ein kleines Loch besitzt, durch das das Motiv für einen bestimmten Zeitraum Licht einfallen kann. Daraus ergibt sich ein aufzuzeichnen. Sobald es jedoch erneut der auf dem Kopf stehendes Abbild auf der ge- Sonne ausgesetzt worden war, schwärzte sich das gesamte Bild. Das Rätsel, wie man genüberliegenden Seite. Dieses Prinzip ist schon zwischen 384–322 die in Gang gesetzte chemische Reaktion v. Chr. entdeckt worden. Allerdings gelang wieder stoppen konnte, musste noch gelöst es der Menschheit erst im 13. Jahr­hundert, werden. Die ersten auf diese Art entstanEinsatzmöglichkeiten für dieses Gerät zu denen Bilder erregten große Aufmerksamfinden. Sie wurde von Astronomen zum keit, konnten aber nur, fast verstohlen, Beobachten von Sonnenflecken und Son- im Licht einer Kerze präsentiert werden, nenfinsternissen benutzt, um nicht mit um die Bilder vor starkem Lichteinfall zu dem bloßen Auge in das helle Licht der schützen. Die Gebrüder Niépce – beide sehr geschickte Erfinder – experimentierten Sonne blicken zu müssen. Ein Bild konnte man schon erzeugen, aber auch mit dem Festhalten der Bilder, die von einem Foto war man noch meilenweit durch die Kamera erzeugt wurden. Sie entfernt, da das Aufnahmematerial, also der waren im Gegensatz zu ihren Kollegen erfolgreich, und so entstand ca. 1827 das erste Film, fehlte. Trotzdem war der Siegeszug der Camera Foto der Welt: Der Blick aus dem Fenster obscura nicht aufzuhalten. Im 17. Jahrhun- ihres Arbeitszimmers. Das Bild benötigte dert etablierte sie sich als Zeichenhilfe für eine Belichtungszeit von sage und schreibe Maler. Man konnte in ihr die Landschaft auf acht Stunden. Somit war es möglich, GePapier abmalen und dabei alle Proportionen bäude festzuhalten. Aber ein Abbild von richtig wiedergeben. Dies war anfangs noch Menschen oder bewegten Gegenständen zu umständlich, da man einen ganzen betret- erschaffen, war auch mit dieser Methode baren Raum brauchte. Es wurde erst später zum Scheitern verurteilt. Diese harte Nuss 62

musste noch geknackt werden. Wie sollte man die Belichtungszeit verkürzen? Wie oft in der Wissenschaft, war es auch diesmal bloßer Zufall, der die Lösung des Problems brachte. Louis Daguerre belichtete eine Fotoplatte, brach den Vorgang dann aber ab, weil das Wetter nicht mitspielte. Er verstaute die Platte in seinem Chemikalienschrank. Als er sie später wieder herausholte, entdeckte er überrascht, dass sich auf ihr ein Bild abzeichnete. Irgendetwas in seinem Schrank musste also die Belichtungszeit der Platte verkürzt haben, nur was war es gewesen? Um das herauszufinden, machte er weitere Fotos und legte sie in den Schrank. Von Bild zu Bild entfernte er jeweils eine Chemikalie. Bei dem letztem Bild blieben nur noch ein paar Tropfen versehentlich verschütteten Quecksilbers zurück. Da begriff Daguerre, dass es sich bei des Rätsels Lösung um Quecksilberdämpfe handelte. So gelang es ihm, die Belichtungszeiten von acht Sunden auf vier Minuten zu reduzieren. Dieses entwickelte System hatte fast zwei Jahrzehnte lang die Vorherrschaft. Der Begriff „Fotografie“ war noch lange nicht erfunden, aber damals war die „Daguerreotypie“ in Aller Munde und der Grundstein für die Fotografie, wie wir sie heute kennen, wurde gelegt.

Um sich selbst in einfachere Zeiten zurück zu versetzen, haben wir euch einige Bastelanleitungen als Inspiration unter www.x-rockz-magazin.com zum Download zur Verfügung gestellt.


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