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Michael Morgner zum Fünfundsiebzigsten

Seit Jahren schon prägt eine Plastik Michael Morgners die Eingangssituation des KunstRaum Bernusstraße und selbstverständlich nimmt man den 75. Geburtstag des Chemnitzer Künstlers zum Anlass, ihm eine Retrospektive einzurichten.

Morgner ist Zeichner, Maler und Bildhauer. Er ist im Sächsischen verwurzelt, den vorerzgebirgischen Bergen hält er die Treue – wie auch dem Darß: dem offenen Meer und den Buhnen, an denen es sich bricht, und die zu Initialzeichen seiner Kunst wurden.

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Von Anbeginn entwickelte Morgner ein strenges Figurenreservoir. Seine Metaphorik ist so knapp wie die Figuren reduziert sind: Über die Wirklichkeitserfahrung findet er christliche Sprachbilder, die einen weiten menschheitsgeschichtlichen Horizont eröffnen. Der Künstler reduziert sie auf lineare Strukturen, lässt die Figuren schweben, aufsteigen, versinken, in Bewegungslosigkeit erstarren und inszeniert mythische Räume. Dabei dringt er in Grenzbereiche von Reflexion und Imagination vor.

Morgners Formverdichtungen führen in die Ver- gangenheit, zu den säkularisierten Urmustern für die Opfer dieser Welt: zu Kreuzen und Quadraten, Dreiecken, Pfeilen, Sternen. Begegnungen mit Werken von Marées, Corinth, Rouault, Chagall, Morandi, Beuys, mit Rembrandts Verlorenem Sohn, einem spätgotischen Christus in der Rast von Peter Breuer, der Dreifaltigkeit von Andrej Rubljow inspirierten und bestätigten ihn.

In den frühen 1990er Jahren nahm der Künstler die Eroberung der Freiräume wörtlich – die ersten Skulpturen entstanden. Er entwickelte die Idee aus den Druckplatten und Abzügen der Radierungen – seiner bevorzugten druckgrafischen Technik – indem er ihre Möglichkeiten ausschöpfte: Kaltnadel, Aquatinta, Aussprengtechnik mit Prägungen und Schablonen kombinierte, das Papier so lange bearbeitete, bis es nur noch eines Schrittes bedurfte von den reliefartigen Strukturen hin zu frei stehenden, aus dem Eisen geschnittenen Skulpturen, die sich aus der Fläche in den Raum erhoben.

Diesen Weg soll die Ausstellung beispielhaft verdeutlichen: von der Fläche zum Raum – so auch der Titel dieser Exposition.

11. Oktober bis 30. September.2017

Martine Andernach – Eric Decastro – Peter W. Schindler

Rendez-vous des Artistes – Frankreich gibt sich die Ehre – Zur Buchmesse

KunstRaum Bernusstraße lädt aus Anlass der Buchmesse den Ehrengast Frankreich zum „Rendez-vous des Artistes“ ein. Französische und frankophile Künstler haben auf allen Gebieten der modernen Kunst immer wieder außerordentliche Impulse für die Moderne Kunst gegeben, die bis heute kraftvoll nachwirken. Die Galerie zeigt drei unterschiedliche Positionen dieser lebendigen Tradition: Martine Andernachs mit ihren von der menschlichen Figur inspirierten geometrischen Skulpturen, den höchst experimentierfreudigen Eric Decastro, der mit Farbe und Materialien Leinwände wie Reliefs erschafft, und den Frankreichreisenden Peter W. Schindler mit seinen von Eugène Atget beeinflussten Schwarzweißfotografien.

22. November 2017 bis 6. Januar 2018

Michael Schuster

Wieder Sehen

Wieder Sehen - Bilder tauchen auf, dringen ins Bewusstsein. Bilder verschwinden wieder, sind scheinbar weg. Doch sie sind gespeichert. Bilder, in der Vorstellung, innere Bilder. Ein Kommen und Gehen.

In der Zwischenzeit entsteht Erinnerung. Der Moment, das Bild, aus der Nähe betrachtet, verändert sich in der Ferne. Ein ständiges Entstehen und Werden, aber auch ein Vergehen und bei jedem Erinnern verändert sich das Bild, da Zeitpunkt und Kontext Einfluss nehmen. Jedes wieder sehen wird damit auch immer eine neue Begegnung.

Der Ausgangspunkt der Arbeiten von Michael Schuster sind Fotografien aus dem privaten Umfeld. Schnappschüsse und Momentaufnahmen entnommen aus Familienalben verwandelt er vom Privaten ins Allgemeine und macht einen vergangenen Zeitpunkt neu erlebbar. Die filigranen Arbeiten sind aus getrocknetem und gepresstem Laub.

Detlef Waschkaus Bilder bringen die weite Welt in den KunstRaum Bernusstraße, nicht nur Motive aus Berlin, dem Ausgangspunkt seiner vielen Reisen. In den letzten Ausstellungen waren es hauptsächlich Bilder aus der Hauptstadt und aus China. Sie thematisieren als zeitgenössische „Tafelbilder“ Städte und Menschen.

26.

November bis 6.

Wanda Pratschke

Bronzen 1980 bis 2005

Was Wanda Pratschke schafft, ist gefügt, klar und fest. Seit Jahrzehnten formt sie Frauenfiguren, die Orientierung geben. Es sind Sitzende, Hockende und Liegende, die fern jeder Idealisierung den Kontakt zu uns suchen, zu einem vertrauten Dialog auffordern und uns das Du anbieten. Ihre selbstbewussten, in sich ruhenden Figuren haben eine unprätentiöse, natürliche Präsenz. Auch wenn sie kleineren Formates sind, ist ihnen eine gewisse Monumentalität eigen.

Die Ausstellung zeigt anhand von vielen früheren Plastiken, wie Wanda Pratschke über die Jahre hinweg Vitalität und Sinnlichkeit in den Figuren einfängt. Zeichnungen ergänzen den Reigen.

Alwin Dorok, Malerei – Dietz Eilbacher, Plastiken Reduktionen

Alwin Dorok (1961) ist ein Vertreter der Konkreten Kunst. Innerhalb dieser Kunstrichtung ist er der reduktiven Malerei zuzurechnen. Wir zeigen Arbeiten aus verschiedenen Werkgruppen, sie beziehen sich alle auf das Quadrat.

Dietz Eilbacher (1952–2014) gehört zu jenen Künstlern des 20. Jahrhunderts, deren Werk die Spannung zwischen hoher Handwerklichkeit mit der Negierung einer gegenstandbezogenen Aussage aufrechtzuerhalten sucht.

Heinz Jahn und Stefan Pietryga Ins Blaue

Denn die Palette der blauen Pigmente, insbesondere des Ultramarinblaus als Material für das künstle- rische Schaffen, ist eine Verbindung in den Werken der beiden Künstler, die sich seit ihrem Studium an der Akademie in Münster kennen und hierüber einen intensiven Austausch führen.

Werkpositionen aus früheren Zeiten in die Rauminstallationen mit eingefügt, als Dokumente einer intensiven Auseinandersetzung mit einer Farbe, die begrifflich mit Worten kaum zu fassen und daher immer wieder der Auslöser ist für eine Reise „ins Blaue“ mit der den beiden Künstlern eigenen Sprache.

Das Blau in seiner puren Reinheit ist auf vielfältige Weise in den Bildern, Objekten und Skulpturen der beiden Künstler präsent. Neben den neuen Arbeiten werden auch passende

Der KunstRaum Bernusstraße zeigt auch 2018 die aktuelle Edition von hochwertiger Originalgrafik mit einer großen Bandbreite an Stilen und Techniken.

Julia Steinberg

Spaziergang nach K.

Formen und Farben in Julia Steinbergs Landschaften ziehen mit ihrer wohlgesetzten Farbigkeit in den Bann. Sie nutzt Farbqualitäten und –kombinationen, sowie mitunter auch kommentierende Worte, um die Motive mit kraftvollen Emotionen und belebenden Anregungen zu füllen. In ihren Reliefs gewinnen die monochromen Architekturen erstaunliche haptische Qualitäten.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion ist auch die Kaukasusregion Georgien in ein erneutes Ringen um ihre Staatlichkeit eingetreten. Politikwissenschaftler sprechen von der Aufgabe der postkommunistischen System-Transformation. Deren Ergebnis freilich ist, getrieben von widerstreitenden Interessen, offen. Unsicherheit prägt das tägliche Leben, setzt alle Gewissheiten außer Kraft. Die Turbulenzen, welche die Gleichzeitigkeit der politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Transformationen begleiten, resonieren in der Kunst. AVTOs Malerei ist ein Versuch, das Unfassbare der Umbrüche, Abbrüche und kriegerischen Ausbrüche zu erfassen. Eingespannt zwischen Graphik und Malerei, transformieren seine Arbeiten beunruhigende Ereignisse in eine eigene Bild-Sprache, welche die Lücke zwischen dem Erleben und dem Bewusstsein schließen will.

Transformationen

9. November. bis 12. Januar 2019

Lotte Laserstein

Laternenkinder - Intervention von Stefan Pietryga

Stefan Pietryga transformiert Lotte Lasersteins „Abend über Potsdam“ von 1930 in die Gegenwart. Das wiederholte Kopieren des Bildes schafft, über den Zeitsprung von 88 Jahren, eine zeitgenössische Sicht auf das Dargestellte und zeigt gleichzeitig eine neue Interpretation und Lesbarkeit auf. Begleitet werden die neuen Arbeiten des Projekts von Originalen Lotte Lasersteins aus einer Privatsammlung, die teilweise zum ersten Mal öffentlich gezeigt werden.

Raimund Fraas – Robert Steidl – Wolfgang Ritter Einfach

Die Malerei von Robert Steidl fängt mit seinem opulenten Pinselstrich mikroskopisch präzise die Emotionen der gemalten Menschen ein. In seinen Bildern ist Farb- und Formgestaltung immer auch Erzählen – der einfache Blick wird komplex.

Wolfgang Ritters Bodenskulpturen aus Dolerit bestechen das Auge und betören das Gehirn, so klar und einfach kommen seine Formen daher. Es ist als ob Philip Glass plötzlich in die Bildhauerei gewechselt hätte.

Die Arbeiten der drei Künstler aus Oberfranken vereinigen sich unter einem Paradox – das Einfache im Komplizierten. Wenn Raimund Fraas malt, dann erzählt er einfache Geschichten aus dem Alltag. Ein Essen mit Freunden und ihren Kindern wird so zur großen Szene voller Details, die selbst schon wieder eigene Geschichten sind.

15. März bis 13. April 2019

Erich Franke (1911 - 2008)

Zeitwende

Beeinflusst von den Kunstströmungen der Zwanziger- und Dreißigerjahre und dem Studium bei Otto Fischer-Trachau und nach 1945 bei Karl Hubbuch an der Akademie in Karlsruhe schuf Erich Franke (1911-2008) früh abstrakte Arbeiten, die sich durch eine ganz persönliche Farbgestaltung auszeichnen. In über 70 Schaffensjahren entwickelte Erich Franke seinen eigenen Stil, wobei der Blick immer auf die Linie „ausgerichtet“ war. Die Umsetzung seiner Kompositionen erfolgte unter der Verwendung von neuen Techniken und unterschiedlichsten Materialien. Alle gezeigten Arbeiten sind nach 1945 entstanden und spiegeln eine Zeitwende und einen Neuanfang in seinem Werk wider.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Frankfurt liest ein Buch“ liest die Schauspielerin Sibylle Nicolai Passagen aus Martin Mosebachs Roman „Westend“ im KunstRaum Bernusstraße.

Westend

Die Stadt Frankfurt ist der eigentliche Gegenstand dieses Romans, der in der Tradition der großen europäischen Gesellschaftsromane steht. Eine ganze Epoche deutscher Nachkriegsgeschichte wird im Schicksal der Figuren lebendig: Spekulanten und Kunsthändler, Müllsammler, Hausmeister und Putzfrauen, die letzten Vertreter Altfrankfurter Bürgerlichkeit und ein jugendliches Liebespaar, das an den Sünden der Väter trägt und sie zu überwinden lernt. Ein fulminantes Epos aus den Aufbaujahren der Bundesrepublik – und ein Hauptwerk Martin Mosebachs.

Frankfurt liest ein Buch

Martin Mosebach: „Westend“

Eduard Has und der Expressionismus – zunächst eine Zufallsbekanntschaft. Doch weil es Has dürstet, mehr sein zu wollen als nur ein Sandkorn im Getriebe der ererbten

Immobilienfirma, wird er zum Sammler der Gemälde von Ernst Ludwig Kirchner.

Claus Tittmann

Die Sprache der Materialien

Im Zentrum des skulpturalen Werks von Claus Tittmann stehen abstrahierte Menschen- und Tiermotive.

Dabei achtet er auf eine angemessene Auswahl der verwendeten Materialien, die von Bronze und Eisen bis hin zur Keramik reicht, was sich besonders in den Farben und Oberflächentexturen zeigt. Weitere Ausdrucksmöglichkeiten findet er in Reliefs, die im offenen Sandguss entstehen.

Bilder mit informel anmutenden Gründen, die zwischen Relief und Tafelbild angesiedelt sind, sowie Monotypien auf Papier zeigen die unermüdliche Beschäftigung mit neuen Materialien und deren Ausdrucksformen.

Hans Scheib entlehnt seine mit expressiver Formensprache ausgeführten Figuren, die teils aus der Mythologie, dem Alltag und der Kulturgeschichte stammen, einen Ausdruck von Lebensweisheit und unschuldiger Klugheit. Und immer überspielt er humorvoll eine sich andeutende Tragik, zu der sich passend zum Song im September ein gehöriger Schuss philanthropische Altersironie gesellt. Hans Scheibs still bewegte Tierfiguren sind liebevoll beobachtet und im Detail ausgearbeitet. In ihrer wesenserfassenden Körperhaltung changieren sie zwischen äußerer Sinnlichkeit und innerer Tiefe.

Septembersong

3. Oktober bis 24. November 2019

Werner Tübke

Radierungen und Lithografien

Werner Tübke, der „öffentliche Monumental- und Historienmaler, sublime Zeichner und esoterische Miniaturist“ zählt zu den bekanntesten Künstlern der Gegenwart.

Neben dem Panoramabild in Bad Frankenhausen, neben der unvorstellbaren Anzahl von Gemälden, Aquarellen und vor allem Handzeichnungen stellt die Druckgraphik zwar die kleinste Werkgruppe in Tübkes Schaffen dar, nichtsdestotrotz sind vor allem die Lithografien Zeugnis seiner überragenden Zeichenkunst und wurden auch auf Grund der vervielfachten öffentlichen Wirkung in den vergangenen Jahrzehnten zum gefragten Sammelobjekt. Für die Ausstellung im Kunstraum Bernusstraße konnte die Galerie aus verschiedenen Quellen rund drei Viertel des druckgrafischen Oeuvres zusammentragen.

Neben den normalen Ausstellungen finden in der Galerie in unregelmäßigen Abständen Kunstauktionen statt.

So wurden am Samstag, dem 30. November 2019 in der Galerie KunstRaum Bernusstraße Werke von Max Beckmann und Max Liebermann über Hermann Glöckner, Moritz Götze, Gerhard Altenbourg, Carlfriedrich Claus und Eberhard Göschel bis zu Tilo Baumgärtel und Mathias Weischer versteigert.

Verantwortlich für die Leipziger Auktionen ist:

Volker Zschäckel

Galerie am Sachsenplatz

Dantestraße 6

04159 Leipzig

30. November 2019

30. Leipziger Auktion

Ev Loehr

Schwebende Papierarbeiten / Raumzeichen als Erinnerungsspuren

Loehrs luzide Chiffrensprache wirkt zugleich deutungsoffen und rätselhaft.

Viele ihrer Arbeiten lassen an organische Mikrostrukturen denken: hauchzarte Algengewächse, Steinflechten als Urformen floralen Lebens - auch wenn konkrete Assoziationen keineswegs gewollt sind. Im Gegenteil.

Unbenennbar, unfixierbar wollen diese Organismen sein. Inspiriert von der strukturellen Vielfalt der Natur, lässt Ev Loehr in ihrer Arbeit persönliche und unpersönliche Erinnerungszeichen, Privates und Universelles ineinander fließen.

Intuitiv ist diese Arbeit, die keinem zeichnerischen Plan, keinem Kalkül folgt, sich aber einem formalen Purismus verpflichtetet weiß.

Zu Ihren neueren Arbeiten gehört der Zyklus „Gesichter“, in dem sie aus Alltagsbeobachtungen beeindruckende Charaktere aus Leim und dünnem Papier formt.

Peter W. Schindler – Otfried Schütz – Ann Reder

Fotografie – Malerei – Plastik

Den unverkennbaren künstlerischen Ausdruck erhalten die verschiedenen Arbeiten der DreierAusstellung durch klare Formen und einer gerade auch im Informellen stimmigen Gestaltgebung. In der Kombination der unterschiedlichen Ansätze ergeben sich erhellende Gegensätze wie auch unerwartete Ergänzungen.

Von Otfried Schütz, den die Galerie zum ersten Mal ausstellt, werden Arbeiten auf Papier gezeigt, die von Gestus und duftiger Farbigkeit gekennzeichnet sind. Darunter befinden sich auch Collagen, die diverse Papierstrukturen einbeziehen und sie zu Kompositionen mit sowohl zarten als auch schroffen Partien vereinigen.

Der Fotograf Peter W. Schindler bevorzugt das ausgeglichene Quadrat für seine Schwarzweißfotografien, in das er Motive setzt, die einerseits alltäglich und vertraut erscheinen, andererseits durch den ausgewählten Blick überraschen. Mit Bildern im Bild arbeitet auch er mit mehreren Ebenen.

Ann Reder fasst ihre Plastiken bevorzugt monochrom in einer der Elementarfarben. Dabei unterstützt die kräftige Farbigkeit die klaren Geometrien der Form. Oft sind die konkav gerundeten Raum- und Wandplastiken mit den Zahlen der Fibonacci-Folge gebaut. Der Schwung und Energiefluss der Formen lassen diese materielos erscheinen.

Ursula Edelmann & Stefan Pietryga

Die Inspiration – zwei Blicke / Fotografie und Skulptur Ein anderer Blick trägt viel zum Verständnis und zur Wirkung eines Kunstwerks bei. In ihren Fotografien führt uns Ursula Edelmann mit einem sowohl auf Material als auch auf Transzendenz gerichteten Blick zum Wesen der Skulpturen, zeigt uns beispielsweise die Sinnlichkeit einer Ariadne, die konzentrierte Kraft eines Bogenschützens oder die Flüchtigkeit eines Momentes in der Architektur. Es sind Augenblicke, die die Erinnerung an das Werk prägen. Als ein in der Kunsthistorie bewanderter und mit Originalen und Abbildungen vertrauter Künstler sieht Stefan Pietryga Verwandtschaften und lässt sich mit seiner eigenen künstlerischen Sprache auf Interpretationen und Transformationen der Werke der Kunstgeschichte und ihrer Abbilder ein. Sie ergänzen die Fotografien von Ursula Edelmann und spiegeln die Erinnerungen in die Gegenwart. Die Auswahl seiner Skulpturen orientiert sich an den Bildsujets von Ursula Edelmann.

Thomas Ranft ist ein Meister der Mappen. Unabhängig vom offiziellen Kunsthandel haben seine verspielten, ideenschweren aber leichten Blätter schon immer Sammler gefunden, die sich mit seinen Zeichnungen und Radierungen auf Reisen in fantasievolle Landschaften, Naturprozesse oder Literatur begeben. Mit feinem Strich nimmt er Rhythmus und Gesang der Lyrik auf und setzt sie in feine verrätselte Bilder und Welten um. Für die Ausstellung zum Saisonstart und zum Hölderlin-Jahr hat er sich nochmal mit einzelnen Blättern aus den zwei Hyperion-Zyklen befasst und diese bearbeitet. Idealismus und Natur verbinden sich zu Fragmenten einer reflektierenden Erzählung, die man sowohl intuitiv als auch rational erfassen kann.

Dazu kommen Mappen zu Rainer Maria Rilke, aus dessen starken Metaphern und Beobachtungen er einen neuen Kosmos entstehen lässt.

Thomas Ranft und Peter Vaughan

Allegorie und Komposition

Den feinen schwebenden Blättern sind Bronze- und Holzskulpturen von Peter

Vaughan gegenübergestellt. Mit ihrer Ausrichtung zum Boden und ihrem gleichzeitigen Drang in Höhe und Raum sind die abstrakten Kompositionen seelenverwandt und zugleich konträr. Unter der Oberfläche seiner geschlossenen

Skulpturen wachsen, zerren und ruhen Kräfte, die in den Kanten und Rundungen dem Volumen eine balancierte Form geben.

4. November bis 12. Dezember 2020

Martine Andernach – Dietz Eilbacher – Hans Steinbrenner

Skulpturen in der Nachfolge des Kubismus

Mit Skulpturen von Martine Andernach, Dietz Eilbacher und Hans Steinbrenner gibt der KunstRaum Bernusstraße einen Einblick in ein Stück Skulpturgeschichte, wie sie für die Jahrzehnte nach der Jahrhundertmitte bezeichnend war und nachhaltig den öffentlichen Raum bestimmte.

Angestoßen durch kubistisches Formspiel entstehen Objekte zwischen Figuration und Abstraktion. Als kraftvolles Ausdruckselement tritt das Material hinzu. Stein, Holz und Gips, später in Bronze abgegossen, bringen sich in einzigartiger Weise in die Formsprache ein. Die Kraft der von Feinheiten absehenden Form findet sich auch in den von den Künstlern geschaffenen Zeichnungen wieder.

Aus der im KunstRaum Bernusstraße präsentierten Gegenüberstellung von Zeichnungen und Skulpturen von Andernach, Eilbacher und Steinbrenner erhellt sich ein bildhauerisches Werk, das seine konzeptionellen Ansatzpunkte in der Zeichnung findet.

Inzwischen ist es zur Normalität geworden, dass Künstler kirchliche Räume gestalten. Auch Michael Morgner hat mit dem „Codex Morgner – ein moderner Kreuzweg“ die Leiden und Probleme der Menschheitsgeschichte in Bilder - in Kunst - verwandelt. Die 14 Stationen (Bilder in 3 x 5 m) standen bis vor Kurzem in einem Park in Premnitz /Brandenburg. Das Sammlerehepaar Behrens hat daraus die Idee einer Aufführung als Mahnung, des Aufrüttelns mittels temporärer Präsentation mit Text- und Orgelbegleitung entwickelt.

Corona lässt eine Aufführung des Codex während des Ökumenischen Kirchentages in der Frankfurter Frauenfriedenskirche nicht zu, deshalb zeigen wir in der Galerie Fotos der 14 Stationen mit einem Film der Uraufführung in der Berliner Gedächtniskirche im April 2019. Die Größe dieses Werkes besteht nicht in ihren Formaten, sie besteht in ihrem Inhalt!

Ein weiterer Schwerpunkt der Ausstellung sind neue Werke Morgners, vor allem seine fragilen, aber mit kraftvollen Setzungen gearbeiteten „Schweißtücher“.

16. Juni bis 10. Juli 2021

Ursula Edelmann

Ein Leben für die Fotografie

Den Themen Architektur, Maschinen und Skulptur widmet sich die Ausstellung der Frankfurter Fotografin Ursula Edelmann, die in diesem Jahr ihren 95. Geburtstag feiert. Ihr Werk gilt als herausragendes Beispiel deutscher Nachkriegsfotografie.

Zu sehen sind Fotografien aus den Aufbaujahren ab 1949, von Maschinen im Stil der Neuen Sachlichkeit, sowie von Skulpturen.

Aus dem Lichtbildarchiv Max Baur stammen Originalfotografien des Lehrmeisters von Ursula Edelmann.

25. August bis 25.September 2021

Claus Tittmann zum Achtzigsten

Skulptur – Zeichnung – Grafik

Zu den Jubiläumsjahren 2020/21 hat Claus Tittmann verschiedene Skulpturen - Köpfe und Torsi - zu Carl Maria von Weber (Uraufführung des „Freischütz“ 1821) und Hölderlin (250. Geburtstag) geschaffen. Material: Keramik und Bronze. Begleitend entstanden Skizzen, Monotypien und Holzschnitte. Ausgangspunkt waren historisch vorhandene Bilder oder Zeichnungen. Dem Künstler war es dabei wichtig, während des Arbeitsprozesses im Dialog mit dem jeweiligen Material (Ton/Gips) zu einer individuellen Form zu gelangen. Diese sollte einen zeitgemäßen, lebendigen Ausdruck finden.

27. Oktober bis 4. Dezmber 2021

Uschi Lüdemann

Gemaltes Licht

Uschi Lüdemann zeigt überwiegend Leinwand- und Papierarbeiten aus den letzten drei Jahren, die teilweise an der Pazifikküste entstanden sind und das kalifornische Licht einfangen.

Zu sehen sind aber auch einige großformatige Bilder, die Bezüge zu einer “absoluten Malerei“ aufweisen und zu einer immensen Raumwirkung führen, die sich nach allen Seiten erstreckt und weit in die Tiefe reicht.

Uschi Lüdemanns Bilder wurden in über 100 Einzelausstellungen in Galerien, Museen, Kunstvereinen, auf Kunstmessen und Biennalen in vielen Teilen der Welt gezeigt.

Auf der letzten OSTEN BIENNIAL of DRAWING Skopje 2020 erhielt sie den OSTEN AWARD, von der hessischen Kulturstiftung 2020 ein Arbeitsstipendium und 2021 das Brückenstipendium.

22. Februar bis 26. März 2022

Stefan Pietryga – Claude Wall

– multiple comments –

Die beiden befreundeten Künstler Stefan Pietryga und Claude Wall nehmen Fahrt auf, um die Passanten der Kunst wieder einmal in den Räumen des KunstRaum Bernusstraße in ihre Bilderwelten mitzunehmen.

In jedem Werk der Kunst liegt, verborgen oder offensichtlich, ein Kommentar der Zeit, aber immer im Rückspiegel auch die Verwandtschaft (vom schwarzen Loch bis zum schwarzen Quadrat, oder umgekehrt).

Claude Wall und Stefan Pietryga stellen dazu Kommentare in den Raum. Die Visionen beider, die sie in den letzten Jahrzehnten in der Kunstwelt ausbreiten durften und hier und da Spuren hinterlassen haben, sind vielschichtig, folgen aber immer einem erkennbaren Faden, den Passanten für einen Moment die Zeit zu stehlen.

23. April bis 21. Mai 2022

Michal Morgner

Archäologische Bilder zu seinem 80. Geburtstag

Archäologie - so heißt es im Lexikon - ist eine Wissenschaft, die mit naturwissenschaftlichen und geistes-wissenschaftlichen Methoden die kulturelle Entwicklung der Menschheit erforscht. Michael Morgner bezieht das ganz auf seine eigene Position und durchforscht sein Werk: ganz intuitiv und nur seinem eigenen Qualitätsanspruch verpflichtet. Aus alten Arbeiten, vor allem sogenannten Schweißtüchern und Prägeelementen, entstehen neue Bilder. Während Morgner früher vor allem mit dem Abtragen (der Decollage) gearbeitet hat, trägt er jetzt auf: Teile der Elemente, mit der er die für ihn unverwechselbaren Prägungen erzeugt hat, werden auf den Bildträger montiert und mit zahllosen Schichten von Schweißtüchern kaschiert. Deren Materialität - die Transparenz des Seidenpapiers - ermöglicht ein tiefes Eindringen in die einzelnen Schichten der Arbeit und legt so ihre Archäologie frei.

Fastentuch im Freiberger Dom

Für mich war und ist die Vorfreude des Ankommens, des sich auf den Weg machen, ein Quell von Lebendigkeit und spannender Neugier.

So ist seit über 20 Jahren, das auf dem Weg sein, was Jack Kerouac „On the road“ so einfühlend beschreibt, ein maßgebendes Thema in meiner künstlerischen Arbeit.

Waren es seit den frühen 2000er Jahren die verschiedensten „Karren“, die sich auf den Weg gemacht haben, sind es heute die Wasserwege, die ein „Fährmann“ beherrscht oder die „Menschen“ in ihrem Boot, die zu ihrem Ziel unterwegs sind. Sie bewegen sich auf den Flüssen, die in Meere enden und an einem dieser Orte, der rauen Nordsee, habe ich mein persönliches Ziel gefunden.

24. August bis 1. Oktober 2022

Alwin Dorok und Reinhard Roy Spektrale

Eine Reduktion auf die Grundelemente in Form, Farbe, Fläche und Raum bestimmt das Werk beider Künstler, die dieses sowohl aus dem Experiment wie auch aus einem stringenten Prinzip heraus entwickeln… (Bruno Kümin, Zürich).

Zu sehen sind ausgesuchte Arbeiten der Hamburgischen Sezession aus der Gründerzeit (Gründung 1919) und aus späteren Jahren von Otto FischerTrachau, Emil Maetzel u.a. Ergänzt wird die Ausstellung noch durch Arbeiten von Künstlern der Darmstädter Sezession, wie Gottfried Diehl sowie von Frankfurter Künstlern der gleichen Zeit von Georg Heck und Umfeld.

18. Januar bis 25. Februar 2023

125 Jahre Max Baur

Es gibt nur eine Sonne

Anlässlich des 125. Geburtstages des Fotografen Max Baur präsentiert der KunstRaum Bernusstrasse eine Retrospektive seines Werkes.

Mit präziser Lichtführung setzte Baur Motive aus Architektur, Landschaft, Natur und Werbung meisterhaft in Szene.

Stilprägend sind die kühle Eleganz und schlichte Schönheit von Baurs Fotografien.

Das Lichtbild-Archiv Max Baur, Aschau, stellt für die Ausstellung Originalfotografien zur Verfügung.

Kuratoren sind Rudi Feuser und Stefanie Wetzel, Pangallery, Frankfurt am Main.

Margarete Zahn

Bilder und Objekte

Seit mehr als 25 Jahren beschäftige ich mich mit dem Andreaskreuz und seiner Möglichkeit der künstlerischen Darstellung. Diese X-Form bilde ich in vielfältiger gestalterischer Variation ab - in unterschiedlichen Formaten sowohl als dreidimensionales Objekt aus Holz, als auch zweidimensional als Malerei auf Leinwand oder Papier. Im Laufe der Zeit hat sich die Kreuzform mehr und mehr verändert, ist fast gänzlich in den Hintergrund getreten und für den Betrachter nur noch schwer erkennbar.

Man kann sie jetzt nur noch in den hölzernen Kastenformen von unterschiedlicher Größe erkennen, die ähnlich einem Mosaik strukturübergreifend bemalt und aneinander fixiert sind.

Detlef Waschkau

Urban Vibes

Detlef Waschkau sieht seine Kunst als die Beziehung von Stadt und Mensch. Der Ausstellungstitel „Urban Vibes“ steht für zeitlose Schwingungen und Transformationen im urbanen Raum. Seine Werke spiegeln das Unvorhergesehene, das Experimentelle, Überschneidungen und Befreiungen.

Die Stadt wird zum Kraftwerk der Gefühle und Ankerpunkt für durch Straßen eilende Menschen. Er begreift das Urbane als Resonanzraum und verarbeitet das Alltägliche in Bildkonstruktionen aus Holz und Farbe. Farbstimmungen und Freiflächen ermöglichen Ruhepunkte und formen neue Narrative.

Die Malerei der Dortmunder Künstlerin

Julia Steinberg, Meisterschülerin bei Prof. Norbert Tadeusz/ Düsseldorf, verbindet die strenge, mathematisch-architektonische Linie des Konstruktivismus mit einem Hang zum Spielerisch Ornamentalen und der Heiterkeit des Impressionismus. Die Themenkreise der Künstlerin sind zahlreich, Architektur, Interieurs, Landschaften, Binnen-Wasser-Idyllen mit ruhendem Boots-Betrieb. Sonnentag und Sonntag, die Arbeit pausiert, Waffenstillstand, den die Ästhetik vermittelt, die Welt umfängt uns als reine Erscheinung, der Wille ruht. Die äußere reale Welt der Zwecke, Mittel und Bewegungen liegt still, auf ihre Silhouetten reduziert, vor uns, wir nehmen Farb-Form-Synthesen wahr, die in ihrem ursprünglichen Sinn als Fortbewegungsmittel kaum noch lesbar sind, sie treten als Äquivalente des menschlichen Seelenlebens in Erscheinung, in seinem Wesen liegt es, über die Ufer zu treten und sich auf Wegen jenseits von Logik und Kausalität zu bewegen.

Wolfgang Herzer

Julia Steinberg

Landschaft mit Wolken

29. August bis 29. September 2024

Eckhard Froeschlin Radierungen

Eckhard Froeschlin, geboren 1953 in Tettnang, zählt zu jenen Künstlern, die durch ihre Experimentierfreude und handwerkliche Virtuosität die Radierung maßgeblich weiterentwickelt und ihr zu neuer Ausdrucksform verholfen haben. Der Künstler stellt das erste Mal im KunstRaum Bernusstraße aus und zeigt Radierungen aus seinen Arbeitsschwerpunkten: Überfahrt, Reiselandschaften, Dichterporträts und Künstlerbücher.

Galerie

Marina Grützmacher

Impressum:

Texte und Fotos:

Martine Andernach: Heribert Schulz (Text)

Eric Decastro: David Galloway (Text)

Menno Fahl: Bernd Kuhnert (Fotos)

Franz Mon: Franz Mon (Text)

Ann Reder: Peter Sarowsky (Fotos)

Hans Scheib: Daniel Stemmrich, Sebastian Schobbert, u. a. (Fotos)

Claus Tittmann: Peter Schmitt (Text)

Layout / Produktion: Horst Ziegenfusz

© KunstRaum Bernusstraße und Autoren / 2006-2024

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