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Umwegrentabilität
Digitalisierung mit Umwegrendite
Accenture und Industriellenvereinigung analysierten in einer Studie Eigenschaften und Eigenheiten der heimischen digitalen Champions.
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••• Von Helga Krémer
Digitale Champions haben ein größeres Umsatzplus und ein stärkeres Beschäftigungswachstum.
Accenture und die Industriellenvereinigung haben in ihrer aktuellen Studie „Digitale Dividende 2022“ die Erfolgsfaktoren,
Strategien und Maßnahmen der digitalen Champions – also jene
Unternehmen mit dem höchsten
Digitalisierungsgrad – analysiert. „Die Digitalisierung manifestiert sich als der entscheidende
Erfolgsfaktor für Unternehmen.
Digitale Technologien wirken als Turbo für die Organisationen“, sagte Michael Zettel, Country Managing Director Accenture Österreich, bei der Präsentation der Studie.
Der Chefökonom der Industriellenvereinigung, Christian Helmenstein, verwies anhand der Studienergebnisse auf die wirtschaftliche Komponente: „Die Digitalisierung wird auf Jahrzehnte hinaus die treibende Kraft für eine neue wirtschaftliche Prosperität sein können. Analog zur Globalisierung seit den 1990er-Jahren eröffnet sie die Perspektive eines enormen Zuwachses an Welteinkommen.“ Und Helmenstein räumte mit einem sich hartnäckig haltenden Vorurteil auf: „Die Unterscheidung zwischen Old und New Economy ist eine künstliche. Wir sehen Unternehmen sozusagen aus der Oldest Economy – zum Beispiel der Holz- und der Steinindustrie –, die genauso Innovations- und Strukturwandeltreiber sind wie Unternehmen aus der Informationstechnologie.“
Champions setzen auf Cloud
Eine Erfolgsdeterminante ist der Einsatz von innovativen Technologien – diese wirken positiv auf das Umsatzwachstum. So beträgt etwa der Effekt durch innovative Datentechnologien auf das Umsatzwachstum bei den Champions 17,3% im Vergleich zu 11,7% bei den Unternehmen mit geringem Technologieeinsatz.
Laut der Studie sind die Technologien mit den größten Effekten auf das Umsatzwachstum Datentechnologien (Cloud Computing, Automatische Datenspeicherung/Datenanalyse/Datenvisualisierung), Interaktive Geräte (Augmented und Virtual Reality, Gestensteuerung) sowie Standardgeräte (Laptop, Smartphone, Tablet, Wearables).
STUFEN DER DIGITALEN TRANSFORMATION
Von „blind“ bis „autonom“
Digitale Reife Für die Studie wurde der Digitalisierungsgrad in vier Stufen unterteilt: Stufe 0 ist „digital blind“. Ein Großteil der Datenspeicherung und der Informationsübermittlung passiert hier noch papierbasiert. Stufe 1 steht für „digital abbilden“ – IKT kommt im Bereich der Arbeits und Hilfsmittel zum Einsatz. Die Stufe 2 heißt „digital agieren“. Diese Betriebe nutzen ihre Daten, verfügen über eine digitale Prozessoptimierung, aber die Entscheidungen liegen noch beim Menschen. Die Stufe 3, die letzte Stufe, bedeutet „digital autonom“. Es werden datenbasierte Produkte und Dienstleistungen verkauft, Prozesse sind automatisiert und datengestützt, Entscheidungen können auch automatisiert getroffen werden. Bei dieser Stufe stehen die digitalen Geschäftsmodelle im Fokus.
Die in der Studie befragten Unternehmen wurden den jeweiligen Stufen zugeordnet.
© PantherMedia/PeopleImages.com

Die digitalen Champions investieren 60% ihrer IT-Ausgaben in innovative Technologien, zeigt die Studie, und beweisen damit ihre innovationsaffine Unternehmenskultur. Die Mehrzahl der Unternehmen bevorzugt vielfältige Sichtweisen für die Entwicklung innovativer Lösungen, und mehr als zwei Drittel der Unternehmen gaben an, neue IT-Lösungen gerne auszuprobieren. „Digitale Champions haben klar die Vorteile erkannt, setzen weit stärker auf die Cloud und bauen ihren Vorsprung damit aus“, sagt Zettel.
Digitale Skills und Prozesse
Die wichtigsten Erfolgsfaktoren der Vorreiter sind Beschäftigte mit umfassenden digitalen Skills und abgestimmte digitale Prozesse. „Der Erfolg durch Digitalisierung hängt nicht nur stark von den Prozessen, sondern auch von den Beschäftigten ab. Gut ausgebildete Fachkräfte bilden das Rückgrat des wirtschaftlichen Erfolgs von Unternehmen“, erläutert Michaela Zalesak, Researcher Economica Institut für Wirtschaftsforschung.
Ein bis zu 6,2 Prozentpunkte höheres Umsatzwachstum werde durch den verstärkten Einsatz der Erfolgsfaktoren wie digitalisierte Prozesse, gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder entsprechende Managementstrukturen erreicht. Bei der Beschäftigung wirken die Erfolgsfaktoren mit einem Plus von bis zu 5,7 Prozentpunkten, welche die digitalen Champions im Vergleich zu den gering digitalisierten Unternehmen realisieren konnten.
Besser mit Strategie
Weiters zeigen die Ergebnisse der Analyse, dass eine Digitalisierungsstrategie eine notwendige Voraussetzung für eine erfolgreiche Transformation ist, aber entsprechende Strukturen in Form von institutionalisierten, personellen Verantwortlichkeiten braucht. 66% der digitalen Champions (Stufe 2 + 3) haben eine zuständige Person für die Planung und Umsetzung von Transformationsprozessen; im Vergleich dazu hat nur jedes zweite Unternehmen bei den gering digitalisierten Unternehmen (Stufe 1) eine operativ zuständige Person. „Jedes Unternehmen kann digitaler Champion werden“, betonte Philipp Krabb, Research Lead Accenture Österreich, und erklärte: „Diese Positionierung ist unabhängig von der Branche, der Größe, der Struktur oder des Alters. Die Digitalisierung wirkt sich bei allen unterschiedlichen Unternehmen positiv auf den Geschäftserfolg und das Beschäftigtenwachstum aus.“
Am Punkt
„Schnelle Unternehmen sind digital, digitale Unternehmen sind schnell“, brachte Michael Zettel, Country Managing Director Accenture Österreich (2.v.r.), das Ergebnis auf den Punkt.
Von wegen alt
Strukturwandeltreiber sind in jeder Branche, in der New und der Old Economy, zu finden, also nicht nur in der Informationstechnologie.
