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Nutri-Score II
„Eine Übersetzung der Nährwerttabelle“
Nicht nur foodwatch Österreich sieht im Nutri-Score vorwiegend Gutes; auch unter den Herstellern gibt es kaum deklarierte Gegner.
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„Nutzen belegt“
Lisa Kernegger (l.) und Heidi Porstner sind entschiedene Befürworterinnen des NutriScore – und setzen sich für eine EU-weite, verpflichtende Einführung ein.
••• Von Christian Novacek und Paul Hafner
In der medianet-Coverstory der Vorwoche („Der Nutri-Score sorgt weiterhin für Zündstoff“) wurde der Nutri-Score aus Sicht des heimischen LEH beleuchtet – in Teil zwei kommen nun der Verein foodwatch Österreich und Vertreter der heimischen Lebensmittelindustrie zu Wort: „Wir brauchen als Konsumentinnen und Konsumenten eine einfache, leicht verständliche Nährwertkennzeichnung“, holt Heidi Porstner, Leitung foodwatch Österreich aus. „Die Nährwerttabellen sind oft sehr kleingedruckt auf der Verpackungsrückseite. Sie müssen um eine leichter verständliche, gut sichtbare Kennzeichnung auf der Verpackungsvorderseite ergänzt werden. Die EU-Kommission wird gegen Ende des Jahres einen Vorschlag dafür auf den Tisch legen.“ Der Nutri-Score sei nicht nur das „derzeit am besten untersuchte Kennzeichnungssystem“ und von unabhängigen Wissenschaftlern entwickelt, er erfülle überdies „alle wesentlichen Kriterien, die eine vereinfachte Nährtwertkennzeichnung haben muss“.
Während aktuell „viele EUMitgliedsstaaten, darunter auch Österreich, auf den Vorschlag der EU-Kommission zu warten scheinen“, sei dieser etwa in Deutschland, Frankreich und in den Niederlanden „längst eingeführt“; die Erfahrungswerte fie-
len positiv aus. Lisa Kernegger, Co-Leiterin foodwatch Österreich, ergänzt: „Zahlreiche Studien und Umfragen bestätigen, dass der Nutri-Score jene Kennzeichnung ist, die von Konsumentinnen und Konsumenten am leichtesten verstanden wird.“ Der Nutri-Score sei in erster Linie schlichtweg „eine Übersetzung der Nährwerttabelle in einen leicht verständlichen Farbcode“, der seine volle Wirkung aber nur dann entfalten könne, wenn er EU-weit verpflichtend eingeführt werde. „Nur dann können Konsumentinnen und Konsumenten im Supermarkt auf einen Blick sehen, wie ausgewogen oder wenig ausgewogen ein Produkt ist“, so Kernegger.
iglo in der Pionierrolle
Wer nach Produkten mit Nutri-Score in der eigenen Küche sucht, könnte im Tiefkühler fündig werden: Anfang 2021 begann TK-Marktführer iglo die Kennzeichnung seiner Produkte mit dem Nutri-Score, bis Anfang 2023 soll das gesamte Sortiment darauf umgestellt sein – damit ist iglo einer der Vorreiter in der heimischen Lebensmittelindustrie in Sachen Nutri-Score. „Auch wenn es derzeit keine rechtliche Verpflichtung gibt, Lebensmittel mit Nutri-Score zu kennzeichnen, ist iglo als Unternehmen der Ansicht, dass Transparenz wichtig ist, und begrüßt Maßnahmen, die zu mehr Transparenz dem Konsumenten gegenüber führen“, erläutert Florian Pesjak, Brand & Communications Manager von iglo Österreich.
Dementsprechend werde „der Ansatz verfolgt, freiwillig über gesetzliche Bestimmungen hinaus zu deklarieren, wenn es für den Konsumenten einen Mehrwert bietet. Das gilt sowohl für Nährwertangaben als auch für Herkunftsangaben.“ Um die „grüne Quote“ zu erhöhen – aktuell haben 80% der öserreichischen iglo-Produkte einen Nutri-Score von A oder B –, würden bestehende Rezepturen laufend angepasst werden.
Nestlé pro Einführung
Auch Nestlé Österreich ist unter den vorreitenden Befürwortern: „Wir haben bereits vor zwei Jahren begonnen, unsere Produkte mit dem Nutri-Score zu kennzeichnen – in mehreren europäischen Ländern. Wir implementieren Nutri-Score in Belgien, Luxemburg, Frankreich, Deutschland, Portugal, Spanien, der Schweiz und auch in Österreich“, erklärt Katharina Keimelmayr, Head of Corporate Communications & Public Affairs, Nestlé Österreich. Man tue das bei „unseren fully-ownedMarken, abgesehen von jenen, die vom Nutri-Score ausgenommen sind, wie etwa Säuglingsnahrung. Das umfasst Original Wagner Pizza und Garden Gourmet-Produkte über Nesquik-Cerealien bis hin zu Maggi-Suppen, Nescafé Cappuccino und Smarties – und von A bis E ist bei den Scores alles dabei.“
Der Nutri-Score biete einen „klaren Standard“ und funktioniere „nachweislich bei den Verbrauchern“; wichtig zu verstehen sei, dass das System auf den Vergleich von Produkten innerhalb einer Kategorie abziele – und „nicht um Diät-Cola mit Olivenöl zu vergleichen“. Dass der Nutri-Score aktuell nur auf freiwilliger Basis angewendet werde, bedeute viel ungenutztes Potenzial: „Eine verpflichtende Anwendung würde zu einem einheitlichen, harmonisierten System führen, von dem Verbraucher und Unternehmen gleichermaßen profitieren würden.“
Wenig Kontra
Den Nutri-Score allenfalls für „hochverarbeitete Produkte“ geeignet hält Josef Braunshofer, Geschäftsführer von Berglandmilch – ein System, das „davon
ausgeht, dass ein Mensch 100 Gramm Butter auf einmal isst, sollte aus unserer Sicht nochmals überdacht werden“.
Deklariert gegen den NutriScore wollen sich in der Lebensmittelproduktion ansonsten nur wenige positionieren. Den allgemeinen Grundtenor spiegelt das Statement von Mondelez wider: Man befürworte „einen koordinierten Ansatz auf EU-Ebene, um ein harmonisiertes System zur Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln zu schaffen, das auch die Portionsgröße mit einbezieht“, betont Sprecherin Christine Benesch; die individuellen Eigenschaften existierender Systeme wolle man aber nicht kommentieren.
Zahlreiche Studien und Umfragen bestätigen, dass der Nutri-Score jene Kennzeichnung ist, die von Konsumenten am leichtesten verstanden wird. Eine verpflichtende Anwendung würde zu einem einheitlichen, harmonisierten System führen, von dem Verbraucher und Unternehmen profitieren.
Lisa Kernegger
foodwatch Österreich
© Paul Hafner

Im grünen Bereich Bis Anfang 2023 will iglo seine gesamte Produktpalette mit Nutri-Scores versehen haben – der TK-Marktführer zählt damit zu den Vorreitern.
Nutri-Score
Kein Rosinenpicken
Produzenten dürfen den Nutri-Score nur ganz oder gar nicht auf eine Marke anwenden – sie haben allerdings zwei Jahre Zeit, um Verpackungen der vollständigen Produktpalette mit der Lebensmittelampel zu versehen.
Ausnahmen
Unverarbeitete Lebensmittel wie frisches Obst und Gemüse oder Honig, aber auch Zutaten, die nur in geringen Mengen verzehrt werden (Gewürze, Salz, Germ, etc.), sind nicht für Deklarationen mit dem Nutri-Score geeignet und daher ausgenommen.
Katharina Keimelmayr
Nestlé Österreich
KARRIERE
© Interspar/Wildbild
Monika Bernhofer
Interspar Nach 26 Jahren in der IntersparBäckerei Salzburg verabschiedet sich Bäckermeister Siegfried Köstenberger in den Ruhestand; seine Nachfolge als Leitung des Zehn-Personen-Betriebs übernimmt Monika Bernhofer. Die 24-jährige Gollingerin kann abgeschlossene Meisterprüfungen in der Bäcker- und auch in der Konditorlehre vorweisen und absolvierte zudem die Ausbildung zur Diplom-Patissière; 2019 holte sie im Landes- und Bundeswettbewerb der Bäckerlehrlinge Gold.
© Xiaomi
Tibor Wagner
Xiaomi Austria Tibor Wagner, seit 2019 Country Manager von Xiaomi in Ungarn, folgt Österreich-Chef Kurt Manninger und wird künftig die Geschäfte beider Länder führen. Xiaomi zählt – mit Samsung und Apple – zu den drei größten Smartphoneherstellern der Welt; hierzulande ist das Unternehmen erst mit zwei Stores (in der SCS und im Donau Zentrum) vertreten.
© Sport 2000
Am Ruder
Holger Schwarting ist seit elf Jahren Vorstand von Sport 2000 Österreich – der Umsatz hat sich seither, u.a. dank strategischer Partnerschaften und einer Schärfung des Markenprofils, verdreifacht.

Sport 2000 legt im Jubiläumsjahr zu
Im 50. Bestehensjahr wird ein Österreich-Umsatz von 700 Mio. Euro prognostiziert – ein Plus von neun Prozent.
WIEN. Begonnen hat die Geschichte von Sport 2000 Österreich im Mai 1972 mit einem Einkaufsverbund von zehn Sportartikelhändlern; 50 Jahre später hält die Fachhändlergemeinschaft bei 232 Händlern mit 395 Geschäften in ganz Österreich. Wenngleich man „herausfordernde Zeiten“ durchmache, wie Vorstand Holger Schwarting betont, erwartet man einen für 2022 einen Österreich-Umsatz von 700 Mio. € und damit ein Plus von neun Prozent gegenüber dem – wohlgemerkt noch von Lockdowns getrübten – Vorjahrsergebnis.
Einschließlich des Geschäfts in Tschechien und der Slowakei (insg. 72 weitere Geschäfte), die ebenfalls zu Sport 2000 Österreich zählen, wird ein Umsatz von 783 Mio. € erwartet.
„Es sind aktuell sehr bewegte Zeiten, auch für den Sportfachhandel. Auf der einen Seite profitieren die Sportfachhändlerinnen und Sportfachhändler von den Megatrends Sport und Gesundheit, auf der anderen Seite werden sie gebremst von Lieferengpässen, Lieferkettenproblemen und den Auswirkungen der globalen Geschehnisse. Digitalisierung und Onlinehandel sind weitere starke Trends, die den Sportfachhandel fordern“, beschreibt Schwarting die gegenwärtige Situation.
Viele Unsicherheitsfaktoren
„Preiserhöhungen und konkrete Auswirkungen wie Kaufzurückhaltung sind derzeit noch nicht absehbar. Unsere Strategie mit klarem Fokus auf Qualität, Beratung, Service und Spezialisierung gibt uns jedoch in diesem dynamischen Marktumfeld Sicherheit und stärkt uns für kommende Herausforderungen“, führt Schwarting aus. Die Entwicklungen in den nächsten Wochen und Monaten seien entscheidend für das Wintergeschäft 2022/23.
Zukunftsagenda
Um weiterhin im „sehr fordernden Marktumfeld des stationären Sportfachhandels zu reüssieren“, wolle Sport 2000 Österreich künftig strategisch „verstärkt auf die Weiterentwicklung unserer Digitalisierungsprojekte sowie die fundierte Ausbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ setzen, so Schwarting. Für die kommenden Wochen geplant ist der Launch eines neuen Online-Marktplatzes. (red)