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Die Inflation bremsen

Der Inflation jetzt den Garaus machen

Freie Unternehmensverbände warnen vor nicht mehr kontrollierbarer Teuerung und legen Konzept zur Inflationsbekämpfung vor.

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Halbe-Halbe

Reinhard Stulik (Wirtschaftsexperte), Gaby Stowasser (SdW), Wolfgang Lusak (LdM), Peter Lieber (ÖGV), Stephan Blahut (ÖGV, v.l.).

••• Von Reinhard Krémer

Die freien Unternehmensverbände warnen vor einer nicht mehr kontrollierbaren „Horrorinflation, wie sie das Land seit 70 Jahren nicht mehr erlebt hat“. Sie legen deshalb der Regierung und den Lohnverhandlungspartnern ein kooperatives Konzept zur Inflationsbekämpfung vor und belegen die Zustimmung der Wirtschaft zu diesem Vorschlag mit einem klaren Votum von 2.000 dazu befragten Unternehmen.

Sie versprechen mit ihrem Konzept den Bruch der LohnPreisspirale, einen vollen Inflationsausgleich für die Beschäftigten sowie eine Stützung für die von der Energiekrise geplagte Wirtschaft und insbesondere die Kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU).

Im Detail haben Lobby der Mitte, Gewerbeverein und Senat der Wirtschaft mit ihrem „Herbstlohnrunde-Halbe-HalbeKonzept gegen die Inflation“ vorgeschlagen, dass sich die Arbeitnehmer bei einer beispielsweise neun Prozent-Inflation mit einer Lohnsteigerung von 4,5% begnügen, dafür aber von der Regierung gleichzeitig einen 4,5% Nettolohnausgleich gewährt bekommen – durch Lohnsteuer- bzw. vorgezogene Einkommenssteuer-Senkungen. „So hätten Arbeitnehmer netto einen vollen Inflationsausgleich; die durch die Energiekrise geplagten mittelständischen Unternehmen zumindest bei den Löhnen eine wichtige Erleichterung und die Lohn-Preisspirale wäre gebrochen“, meinen die drei Verbände, unterstützt von Wirtschaftsexperten Reinhard Stulik, der sich dieses Modell ausdachte.

Kosten für Staat ausgleichen

Durch die inflationsbedingten höheren Steuereinnahmen aus Mehrwertsteuer und Einkommenssteuer seien für den Staat auch die Kosten für den staatlichen Ausgleich gedeckt. Mit diesem Konzept haben die drei Unternehmensverbände auch ihre Mitglieder in einer Umfrage konfrontiert.

Breiter Schulterschluss

Außerdem haben sich noch weitere unabhängige Wirtschaftsverbände dieser Umfrage angeschlossen. Dadurch konnte die sehr repräsentative Beteiligung von über 2.000 Teilnahmen erreicht werden. Laut dem Umfragebericht haben mehr als 88% der befragten Unternehmen dem Halbe-Halbe-Vorschlag zugestimmt.

Mehr als 77% der Betriebe sehen sich laut Umfrage bei einer Lohnerhöhung ab acht Prozent und darüber veranlasst, die Preise für ihre Produkte und Dienstleistungen zu erhöhen. Ein Drittel der Unternehmen hätte durch so eine Lohnerhöhung finanzielle Probleme zu bewältigen.

Ein weiteres Drittel würde in dem Fall Mitarbeiter abbauen. Von denjenigen Unternehmen, die Mitarbeiter abbauen, kommen wiederum über 50% aus den Großunternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern.

Kaufkraft & Beschäftigung

Gaby Stowasser vom Senat der Wirtschaft dazu: „Daher müssen wir genau jetzt die Inflation bekämpfen und damit Kaufkraft, Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung sichern – das ist ein Anliegen aller.“ 84% werden Preiserhöhungen nur teilweise oder nicht durchsetzen können. Betriebe, die meinen, höhere Lohnabschlüsse gut verkraften zu können, sind auch der Meinung, Preisanpassungen leichter weitergeben zu können. Das größte Problem orten die Verbände bei den Unternehmen, welche Preiserhöhungen aufgrund ihrer Kleinheit oder Schwäche nicht für sich durchsetzen können.

Am schwersten täten sich dabei die EPU, gefolgt von den Betrieben mit bis zu zehn Mitarbeitern. KMU mit zehn bis 250 Beschäftigten geben sich laut Umfrage bezüglich eigener Preiserhöhungen auch nur durchschnittliche Chancen.

Die Kleinen sind gefährdeter

Am leichtesten tun sich dabei die Großunternehmen, „vermutlich wegen ihrer Marktmacht“. Wolfgang Lusak von Lobby der Mitte interpretiert das mit „Die Kleinen beißen die Hunde! Aber die sind das Rückgrat der Wirtschaft. Deshalb muss die Regierung nicht nur bei diesen, sondern auch bei allen anderen Maßnahmen KMU und unternehmerischen Mittelstand immer mitdenken. Die repräsentieren nämlich nicht nur die sieben Prozent Eigner und Eignerinnen von KMU in Österreich, sondern auch die nachweislich Wahl-relevanten 33 Prozent der Wertegemeinschaft Mittelstand, welche die Werte der mittelständischen Unternehmen teilen.“ Wie der Staat seinen Teil der Halbe-Halbe-Aktion bei den Lohnverhandlungen finanzieren kann, rechnete der Steuerberater und Wirtschaftsexperte der Lobby der Mitte, Reinhard Stulik, vor: „Der im Konzept enthaltene Nettolohnausgleich kann nur in Form der Senkung von Lohn- und Einkommenssteuern erzielt werden, welche sich durch inflationsgetriebene höhere Umsatz- und Einkommenssteuereinnahmen finanziert.“

So sieht die Finanzierung aus

Die Entlastung durch den Staat würde ca. 3,5 Mrd. € kosten. Bei einem Bruttoeinkommen von monatlich 2.500 € würde dies 862 € betragen, so Stulik.

„Bei vier Millionen Beschäftigten wären dies rund 3,5 Mrd. Euro. Die Finanzierung wäre sichergestellt, da der Staat durch die Inflation 2,5 Mrd. Euro Mehreinnahmen bei der Umsatzsteuer lukriert und bei der Lohnerhöhung von vier bis fünf Prozent Mehreinnahmen von rund 1,5 Mrd. Euro bei der Lohnsteuer lukriert. Somit wäre die Finanzierung gesichert und der Staat würde nur seine Mehreinnahmen an die Bürger zurückgeben.“

Mehrheit stimmt zu

Laut Umfrage haben 1.800 Unternehmen, also fast 90% der Befragten, ihre Zustimmung zu dem Halbe-Halbe-Vorschlag der freien Verbände gegeben.

ÖGV-Präsident Peter Lieber fasst die Ergebnisse der Umfrage zusammen: „Unsre Ergebnisse repräsentieren trotz leichter Ostlastigkeit im Großen und Ganzen die österreichische Wirtschaft, da Betriebe aus allen Bundesländern teilgenommen haben und auch alle Branchen vertreten sind. Die EPU und Unternehmen bis zu zehn Mitarbeitern unterstützen unsere Vorschläge am meisten, wohl weil sie die von Krisen, Energiepreisanstiegen und Inflation am meisten Geplagten sind. Auch KMU bis zu 250 Mitarbeitern gaben uns ihre Zustimmung. Letztlich lehnen auch nur 20 Prozent der Großunternehmen den Vorschlag ab – vielleicht, weil sich Einzelne mit ihrer Marktmacht und Sonderregelungen mit ihren Betriebsräten und den Gewerkschaften leichter tun, eigene Lösungen zu finden.“

Mit dem Rücken zur Wand

Lieber zu den Forderungen der freien Verbände: „Die Wirtschaft steht nicht nur mit dem Rücken zur Wand, sie steht auch mit ihrem Rückgrat, dem Mittelstand, an der Wand. Die Bundesregierung ist jetzt jedenfalls aufgefordert, vom Kleinklein in große Maßnahmen zu wechseln. Ein substanzielle Lohnerhöhung hilft allen am besten bei der Bewältigung der Inflationsflut, die ist mit unserem Halbe-HalbeModell möglich.“

Wir müssen genau jetzt die Inflation bekämpfen und damit Kaufkraft, Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung sichern – das ist ein Anliegen aller.

Gaby Stowasser

Senat der Wirtschaft

Für den Wirtschaftskreislauf in Österreich und die Exporte spielen Kreditversicherungen eine tragende Rolle.

Anpassung nötig

Die hohe Inflation erfordert eine Anhebung der maximalen Deckungszusagen in der Kreditversicherung.

WIEN. Große und mittelgroße Lieferanten sichern sich häufig gegen einen Zahlungsausfall ihrer Kunden ab. Je höher die offenen Forderungen, desto höher sind auch die Kreditversicherungsprämien.

Doch die Versicherer übernehmen nur Risiken bis zu einer im Vorhinein definierten Höhe. Christoph Zawadil, Experte bei Österreichs führender Kreditversicherungsmaklergesellschaft A.C.I.C., erläutert die aktuellen Herausforderungen: „Die Nachfrage nach Waren ist in vielen Branchen unvermindert stark. Zugleich sorgt die hohe Inflation dafür, dass die Preise und somit auch die offenen Forderungen steigen.“

Dies erfordert zunehmend eine Anhebung der Kredit-Limite. Grundsätzlich behalten sich alle Versicherer in ihren Verträgen vor, den Versicherungsschutz für einzelne Geschäftsbeziehungen eines Lieferanten zu senken oder ganz zu streichen.

Unsicherheiten dominieren

Zu diesem Zweck treffen sie ständig Bonitätseinschätzungen für deren Geschäftskunden, wobei die Geschäftsberichte der Vergangenheit pandemiebedingt in manchen Branchen derzeit kaum Einschätzungen über die künftige Entwicklung erlauben.

Hinzu kommen die kriegsbedingte Unsicherheit bezüglich der Versorgungssicherheit in Europa, allfällige weitere Zinsanhebungen der EZB oder der Fed sowie die stetig steigende Inflation.

Cash ist wieder King

„Cash ist derzeit für die Unternehmen wieder King“, so Zawadil. Immer mehr Lieferanten verkaufen daher ihre offenen Forderungen an spezialisierte Factoring-Banken, um vorzeitig zu Geld zu kommen.

Voraussetzung dafür ist aber immer eine Kreditversicherung. Ist aber das Kredit-Limit zu gering, ist daher auch die Möglichkeit der Factoring-Bank zum Forderungsankauf eingeschränkt.

Möglichkeiten zur Anhebung von Kredit-Limiten sind, so Christoph Zawadil, „von der Durchforstung der Geschäftsberichte der vermeintlich bonitätsschwachen Unternehmen, um die Vorbehalte der Kreditversicherer argumentativ zu entkräften, bis hin zur Aufsplittung der Risiken auf zwei oder mehrere Anbieter, um in Summe höhere Kredit-Limite zu erreichen“. (rk)

Helvetia am beliebtesten

Erster Platz im Rechtsschutzversicherer-Ranking.

WIEN. Zwischen April und Juni 2022 wurden mehr als 2.000 Versicherungskunden über ihre Zufriedenheit mit Rechtsschutzversicherern befragt.

An der Umfrage teilnehmen konnten Kunden, wenn sie innerhalb der letzten fünf Jahre beim jeweiligen Rechtsschutzversicherer ein Versicherungsprodukt abgeschlossen haben. Ausgewiesen wurden nur Anbieter, für die mindestens 100 Bewertungen vorlagen; in der finalen Evaluierung wurden 17 Rechtsschutzversicherer beurteilt. Insgesamt wurden 2.172 Bewertungen abgegeben.

Helvetia holte sich den Gesamtsieg und erzielte in den Kategorien Kundenvertrauen, Preis-Leistungs-Verhältnis, Transparenz und Service jeweils die höchsten Scores. (rk)

© Helvetia/Christian Husar

ALEXANDER AHAMMER Neuer Leiter bei Valida Gruppe

WIEN. Alexander Ahammer, CFA (42), übernahm die Leitung des Bereichs Asset Management der Valida Gruppe. Er zeichnet damit für die Kapitalanlage einer der führenden Vorsorgekassen und Pensionskassen in Österreich verantwortlich. Ahammer war seit knapp zehn Jahren als Senior Asset Manager in der Valida Vorsorge Management-Unternehmensgruppe tätig. Der ausgebildete Finanzanalyst und Portfoliomanager hat davor in unterschiedlichen Instituten im Bereich Research und Asset Management gearbeitet. Alexander Ahammer folgt auf Arnd Münker, der auf eigenen Wunsch Valida verlassen hat.

ZERTIFIKATEMARKT Zinsprodukte kehren zurück

WIEN. Die Bewegungen an den Zinsmärkten spiegeln sich im Juli auch am österreichischen Zertifikatemarkt wider: Erstmals seit Jahren konnte eine Steigerung des Open Interest in der Kategorie der strukturierten Zinsprodukte verzeichnet werden. Im Juli wurden um 6,8% (oder 129,2 Mio. €) mehr in Zinsprodukte investiert als im Vormonat. Insgesamt übersteigt das Volumen der Zinsprodukte wieder die Zwei-MilliardenMarke. Der Anstieg bei den Zinsprodukten führte zu einem Anstieg des Gesamtmarktvolumens um 4,8%. Alle wesentlichen Kategorien der Anlage-Zertifikate verzeichneten moderate Zuwächse; Index-Zertifikate hatten mit einem Plus von 5,2% den stärksten Zuwachs.

Es ist Feuer am Dach

Advicum Consulting: Dramatischer Fachkräftemangel bedroht Österreichs Wirtschaft – Wirtschaftswachstum in Gefahr.

© PantherMedia/assumption111

Erste Hilfe

AdvicumArbeitsmarkttherapie: Neue, zukunftsweisende Ausbildungskonzepte und laufende Weiterbildungsaktivitäten.

WIEN. Im Jahr 2014 galten in Österreich acht Berufe als „Mangelberufe“ – heute sind dies bereits 66.

Der Bedarf an Fachkräften liegt mittlerweile bei über 220.000, rund 70% der heimischen Unternehmen können ausgeschriebene Stellen nicht mehr mit den notwendigen Arbeitskräften besetzen. Daraus resultierender Stress in den Unternehmen führt zu einer Minderung der Qualität von Produkten und Dienstleistungen, die Nichterfüllung von Aufträgen bremst das Wirtschaftswachstum aus, und die eingeschränkte Innovationsleistung vermindert die internationale Wettbewerbsfähigkeit, so eine aktuelle Analyse der Wiener Unternehmensberatung Advicum Consulting.

Industrie besonders betroffen

Besonders betroffen ist die Industrie, insbesondere der Bereich Metall, aber auch die Sparten Tourismus und Freizeitwirtschaft, Gewerbe und Handwerk sowie Transport und Verkehr haben nach den Pandemieverwerfungen nicht mehr zur benötigten Personalstärke gefunden. Aufgrund der Unterbesetzung sind bereits jetzt rund zehn Prozent der Unternehmen mit Umsatzeinbußen konfrontiert, insbesondere in der Industrie, der Baubranche sowie im Gesundheits- und Tourismussektor. (rk)

© PantherMedia/nateemee (YAYMicro)

Neugeschäft wächst stark

Leasing ist verlässliches Finanzierungsinstrument.

WIEN. Die heimische Leasingbranche verzeichnete in den Monaten Jänner bis Juni 2022 ein Neugeschäftsvolumen von 4,3 Mrd. €, gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 11,3%. Das Gesamtvolumen aller 820.196 laufenden Leasingverträge in Österreich belief sich auf 25,9 Mrd. €. Vor dem Hintergrund der deutlich rückläufigen KFZ-Neuzulassungen von etwa –27,4% ist die positive Entwicklung der KFZLeasingverträge besonders bemerkenswert: Mit 100.896 Stück gab es +0,6% Zuwachs gegenüber 2021. Mit einem Volumen von 3,1 Mrd. € im Neugeschäft wurde nach 2019 das zweitbeste Halbjahresergebnis in der Geschichte erzielt. Spitzenreiter ist Immobilien-Leasing mit einem Zuwachs von 78,7% bzw. mehr als 356 Mio. €. (rk)

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