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Bundesländer-Vergleich Geringster Einbruch im Burgenland und in Vorarlberg

Blick auf die Konjunktur der Bundesländer

Positive Beiträge dank Gesundheit, Immobilienwesen und IT-Dienstleistungen – geringster konjunktureller Einbruch im Burgenland und in Vorarlberg.

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••• Von Paul Christian Jezek

Aufgrund der CoronaPandemie lag der Konjunktureinbruch 2020 in Österreich bei –7,5 Prozent. Hauptleidtragende von Covid-19 sind Teile des Dienstleistungssektors wie Gastgewerbe und Beherbergung, Kunst und Unterhaltung und Teile des Handels, während sich die Industrie- und Baukonjunktur relativ robust zeigte. In den Bereichen Gesundheit, ITDienstleistungen und im Immobilienwesen zeigte sich dagegen in beinahe allen Bundesländern ein positiver Trend. „Im Vorjahr war die Steiermark vor allem wegen der Sonderkonjunktur in der Fahrzeugindustrie der Wachstumskaiser unter den Bundesländern“, erklärt UniCredit Bank Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer. „2020 kam es aber natürlich aufgrund der weltweiten Auswirkungen der Corona-Pandemie zu einem kräftigen Rückgang der Wirtschaftsleistung in allen Bundesländern.“

Tirol mit dem stärksten Minus

Das „Heilige Land“ verzeichnete den stärksten Rückgang der regionalen Wirtschaftsleistung mit 9,5 Prozent, gefolgt von Salzburg und der Steiermark mit jeweils –8,5 Prozent.

Vergleichsweise weniger betroffen zeigte sich die Konjunktur im Burgenland und Vorarlberg mit einem Rückgang von jeweils sechs Prozent.

Dazwischen liegen Nieder- und Oberösterreich mit –7,5 Prozent, was der BIP-Veränderung Gesamtösterreichs entspricht. In Kärnten und in Wien war der

© Hartwig Zoegl

Tapfere Industrie

Im produzierenden Bereich gibt es eine relativ robuste Konjunktur. Die Rezession in der Industrie fiel 2020 viel schwächer aus als 2009. Allerdings gab es erstmals seit 2009 einen Rückgang der Wertschöpfung. Bild: Industriegelände in Gresten (NÖ).

Harte Zeiten

Schwerer Konjunktureinbruch beim Tourismusland Tirol. Der Dienstleistungssektor ist stark eingebrochen, immerhin bleibt die (Pharma-) Industrie positiv.

Rückgang der Regionalwirtschaft mit sieben Prozent etwas unter dem Durchschnitt.

Robuste Produzenten

Erstmals seit dem Krisenjahr 2009 verzeichnete die Industrie 2020 einen Rückgang der Wertschöpfung. Die gute Nachricht: Die Rezession in der Industrie fiel 2020 viel schwächer aus als 2009!

Differenziert nach Industriesektoren, gab es den größten Rückgang der Wirtschaftsleistung in der KFZ-Industrie, im Maschinenbau und in der Metallindustrie. Von dieser sektoralen Schwäche waren vor allem die Unternehmen in den Industriebundesländern Oberösterreich und Steiermark betroffen.

Die globale Konjunktureintrübung führte in den ersten drei Quartalen 2020 auch bei den Warenexporten zu einem kräftigen Rückgang um neun Prozent im Jahresvergleich. Einen starken Exportrückgang gab es in der Fahrzeugindustrie, bei Eisen und Stahl und bei Maschinen, wovon wiederum Oberösterreich und die Steiermark negativ betroffen waren.

Demgegenüber standen robuste Exportzahlen in der Pharma-Industrie – das sind Stärkefelder der Exportindustrie in Wien und Tirol.

Bau zeigt differenziertes Bild

Im Burgenland und in Vorarlberg konnte die Bauwirtschaft 2020 positive Impulse für die Regionalkonjunktur setzen.

Österreichweit waren alle drei Sparten der Bauwirtschaft – Hochbau, Tiefbau und das Baugewerbe – von den LockdownMaßnahmen negativ betroffen; den stärksten Rückgang der Bauleistung gab es in Kärnten und Wien.

Positive „Ausreißer“

In den meisten Bundesländern konnten die Bereiche Gesundheit, Erbringung von IT-Dienstleistungen und das Immobilienwesen trotz Lockdown-Maßnahmen positiv zur Wirtschaftsleistung beitragen.

Hingegen verursachten die Lockdown-Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie vor allem im Gastgewerbe und in der Beherbergung, in der Verkehrswirtschaft und in Teilen des Handels einen massiven Rückgang der Sektorwertschöpfung. Am stärksten war der negative Wachstumsbeitrag des Dienstleistungssektors in Tirol, Salzburg und Wien, am geringsten in den Industriebundesländern Steiermark und Oberösterreich.

Viel mehr Arbeitslose

Aufgrund der Lockdowns stieg die Arbeitslosenquote in allen Bundesländern stark an. Den prozentuell kräftigsten Anstieg der Arbeitslosenzahl wiesen die Tourismushochburgen Tirol und Salzburg auf, die von den Hotelschließungen besonders stark betroffen waren.

Die niedrigste Arbeitslosenquote wies 2020 Oberösterreich mit 6,7 Prozent auf, während die Bundeshauptstadt Wien mit 15,3% die mit Abstand höchste Quote verzeichnete.

Größtes Sorgenkind bleibt der Tourismus: Hier hat sich die Arbeitslosigkeit im Jahresabstand auf knapp 80.000 Betroffene verdoppelt. Die FremdenverkehrsBundesländer Tirol (+118%) und Salzburg (+71%) sind daher von der Winterarbeitslosigkeit mit Abstand am stärksten betroffen, während Niederösterreich (+14%) und das Burgenland (+15%) noch relativ glimpflich davongekommen sind.

Ein Lob der Kurzarbeit!

Ende Jänner waren beim AMS bundesweit insgesamt 535.470 Menschen als arbeitslos gemeldet oder befinden sich in einer AMS-Schulungsmaßnahme – um 27 (!) Prozent mehr als im Jänner 2020 und um knapp 15.000 Betroffene mehr als im Dezember.

Dass die 600.000er-Marke nicht überschritten wurde, liegt vor allem an der Kurzarbeit, die im Jänner für 470.000 Personen beantragt wurde.

Leitbetriebe

Experten und Interviewpartner beim LeitbetriebeJahresauftakt „Restart Austria – Es geht dynamisch weiter!“.

Nach dem Motto „Jetzt erst recht!“

Dank Innovationsschub und Digitalisierung wird noch heuer eine dynamische Aufwärtsentwicklung erwartet.

WIEN. Der traditionsreiche Jahresstart von Leitbetriebe Austria am 27. Jänner war trotz des durch den aktuellen Lockdown schwer beeinträchtigten wirtschaftlichen Umfelds von Aufbruchsstimmung geprägt.

Nicht die aktuellen Probleme während, sondern neue Möglichkeiten und Perspektiven nach der CoronaPandemie standen im Mittelpunkt der Diskussionsbeiträge führender Unternehmer und Manager.

Bei der LiveSendung wurde auch das heuer unter dem Motto „Dynamisch den Standort vorantreiben“ stehende Leitbetriebe Wirtschaftsmagazin 2021 präsentiert. „An der aktuellen Situation gibt es nichts zu beschönigen, aber Österreichs Leitbetriebe sind aus dem Überlebensmodus wieder zurück auf Kurs Richtung Zukunft“, erklärte LeitbetriebeGeschäftsführerin Monica Rintersbacher. „Auch wenn nicht klar ist, wie lange wir noch mit Beschränkungen kämpfen: Fix ist, dass die Unternehmen zukunftsorientiert arbeiten, mehr denn je auf Innovationen setzen und auch zu raschen Investitionen bereit sind, um wieder auf Wachstumskurs zu kommen.“

Krisenfest dank Digitalisierung

Auch Standort und Digitalisierungsministerin Margarete Schramböck unterstrich die Schlüsselrolle, welche die Investitionsbereitschaft der heimischen Unternehmen für die Erholung des Wirtschaftsstandorts spielt: „Damit wir weiterhin gut durch die Krise kommen können und ein rotweißrotes Comeback nach der Pandemie gelingt, ist es sehr wichtig, weiterhin und nachhaltig Investitionsanreize zu setzen und unsere Betriebe bei deren Durchführung zu unterstützen.“

Die dazu geschaffene Investitionsprämie stellt einen Basiszuschuss von sieben und in den Bereichen Digitalisierung, Life Science, Gesundheit und Nachhaltigkeit einen Förderzuschuss von bis zu 14 Prozent zur Verfügung. „Besonders die Digitalisierung ist ein Impfstoff gegen die Krise und hilft uns, unsere Wirtschaft resilienter zu machen, heimische Unternehmen und deren Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und bestehende Arbeitsplätze zu sichern und wenn möglich neue zu schaffen.“

ÖBAGDirektorin Christine Catasta bewertet das Krisenmanagement in den heimischen Firmen sehr positiv: „Wir hätten uns nicht erwartet, dass der Großteil der Firmen so gut durch die Krise kommt, wie das bisher der Fall ist. Auch Umsatzverluste von zum Teil mehr als 50 Prozent konnten kompensiert werden, und die Unternehmen haben enorm an Effizienz gewonnen.

Es wurden neue Produkte und Dienstleistungen kreiert, Prozesse und Strukturen wurden modernisiert und insgesamt ist die Krise geradezu zu einem Effizienzturbo geworden.“

Als wichtigste Voraussetzung für einen erfolgreichen Neustart betrachtet Catasta maximale Flexibilität: „Die Unplanbarkeit ist zum Standard geworden. In Umbruchssituationen, wie wir sie jetzt erleben und wie sie uns bevorstehen, kann man den Erfolg nicht in Excelsheets planen. Gefragt sind Spontaneität, notwendige Veränderungen konsequent durchzuziehen und viel Mut, auch Neues anzugehen.“

Das neue „Wir-Gefühl“

„Das Arbeitsverhalten der Menschen hat sich verändert, unsere Büros werden nie mehr so aussehen wie vor Corona“, sagte ArbeitsweltenExperte Andreas Gnesda. „Die Qualität des Büros als Ort der Begegnung zum persönlichen Gespräch und zur persönlichen Zusammenarbeit sowie als Magnet der Unternehmenskultur ist von unschätzbarer Bedeutung. Mitarbeiter haben Wahlmöglichkeiten: Büro, Remote oder Homeoffice, freiere Zeiteinteilung, ergebnisorientiertes Arbeiten, neue und hybride Kooperations und Kommunikationsformate, mehr Selbstbestimmung. Die Chancen stehen gut, dass die Arbeitswelt nach Corona mehr Lebensqualität bietet als zuvor.“ (pj)

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