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Spitalsbetten-Schwund Minus 14% seit dem Jahr 2000
from medianet 16.10.2020
by medianet
PRIVATSPITÄLER
U-Ausschuss prüft Kassenreform
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WIEN. Die Finanzierung von Privatkrankenanstalten über einen von den Krankenversicherungen finanzierten Fonds (PRIKRAF) war nun zentrales Thema im parlamentarischen Ibiza-U-Ausschuss. Dabei sind überraschend auch das Alois-Mock-Institut, dessen Präsident der Ausschussvorsitzende Wolfgang Sobotka ist, und die ÖVP zur Sprache gekommen.
Floss Geld an ÖVP?
Der als Auskunftsperson geladene Eigentümer der Privatklinik Währing, Walter Grubmüller, wurde befragt, weil seine Klinik 2018 in den Privatanstalten-Finanzierungsfonds aufgenommen worden sei, weil der damalige Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache für ihn interveniert habe. Türkis-Blau hatte 2018 im Zuge der Sozialversicherungsreform auch die Dotierung des PRIKRAF erhöht. Dieser hat dann die Klinik aufgenommen. Im Ausschuss ließ Grubmüller aufhorchen, als er sagte, er hätte Geld an mehrere Vereine zahlen sollen, darunter das Alois-Mock-Institut. ÖVP und Wirtschaftskammer wiesen das zurück.
© ÖGK
Ibiza-Ausschuss
ÖGK-Vizeobmann Matthias Krenn (FPÖ) bestätigte Interventionsversuche von Karl-Heinz Strache.
Weniger Betten
In Spitälern wurden in den vergangenen Jahren massiv Betten abgebaut: Seit 2009 gab es bundesweit ein Minus von 9%.
••• Von Martin Rümmele
WIEN. Immer wieder war in der Coronakrise davon die Rede, dass vor allem jene Länder hart getroffen waren, die Spitalsbetten in den Jahren davor massiv abgebaut hatten. Intensivbetten wurden hochgefahren, und auch der heimische Rechnungshof rückte von seiner langjährigen Kritik ab, dass es zu viele Spitalsbetten in Österreich gäbe. Eine Anfrage der Neos an Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) zeigt nun, dass Österreich Glück im Unglück hatte. Denn auch hierzulande waren in den Jahren vor der Krise die Spitalsbetten in den Bundesländern massiv abgebaut worden.
Kürzungen in roten Ländern
Zwischen dem Jahr 2000 und 2019 gingen die Spitalsbetten österreichweit um 14% zurück, seit 2009 um neun Prozent. Spitzenreiter waren demnach ausgerechnet die SPÖ-regierten Bundesländer Kärnten mit einem Minus von 29% seit 2020, Wien (–18%) und das Burgenland (–17%). Nahezu konstant blieben die Betten in Tirol.
Neos-Gesundheitssprecher Gerald Loacker kritisiert allerdings nicht den Bettenabbau, sondern, dass dieser planlos erfolgt sei. „Wer die Spitalsstruktur zurückbaut, muss darauf achten, parallel dazu den niedergelassenen Bereich zu stärken. Da schauen die Länder weg.“ Inhaltlich hält Loacker hingegen den Bettenabbau für sinnvoll.
Gerald Loacker
Neos-Gesundheitssprecher Durch überzählige Spitalsbetten würden finanzielle Mittel verschwendet. „In den Spitälern wird Geld von Steuerzahlern in Milliardenhöhe vernichtet, während für eine rasche Umsetzung der Gesundheitsreform die Mittel fehlen und die Patienten im niedergelassenen Bereich immer längere Wartezeiten erdulden müssen“, formuliert Loacker bereits 2015. Und dazu stehe er auch jetzt noch, sagt er im medianet-Gespräch.
„Spitäler robust machen“
Der Grüne Gesundheitssprecher Ralph Schallmeiner hält dagegen, dass durch Corona die „leidige Diskussion über die Anzahl der Intensivbetten und Spitalsausstattung verschwunden ist“. Man müsse sich aber vielmehr überlegen, „wie wir die Spitäler so robust machen, wie wir sie brauchen“. Corona werde nicht die einzige und letzte Krise gewesen sei – Stichwort Klimawandel. Dass der niedergelassene Bereich gestärkt werden müsse, sieht auch es so.
Schlagerstar Nik P. war nach überstandener Covid-19-Infektion einer der ersten, der Blutplasma gespendet hat.
Therapie mit Wiener Hilfe
Antikörper aus Blutplasma von Covid-19-Genesenen, das auch in Wien gewonnen wird, gehen jetzt in die finale Testphase.
© Wildbild/Herbert Rohrer
••• Von Katrin Pfanner
WIEN. Die Entwicklung eines möglichen Covid-19-Medikaments mit Antikörpern aus Blutplasma von Genesenen – auch aus Österreich – geht in die entscheidenden Phase. In der klinischen Studie Phase III werden Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit an Patienten getestet, teilte der Pharmakonzern Takeda in Österreich mit. Das Mittel ist zur Behandlung erwachsener Spitalspatienten gedacht, bei denen ein ernsthaftes Risiko von Komplikationen besteht.
Allianz sucht Medikament
Zur Entwicklung der Anti-Covid19-Hyperimmunglobulin-Therapie (CoVIg-19) hatten sich mehrere Blutplasma-Unternehmen zu einer Allianz zusammengeschlossen, teilte der Pharmariese mit, der in Österreich zwölf Plasmazentren betreibt. „Die ersWIEN. Der Pharmaverband Pharmig und der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller (ÖVIH) haben gemeinsam das „Austrian Vaccines Strategy Forum“ gegründet. Ziel ist es, mit der Expertise der Impfstoffhersteller und auf Basis der Erfahrungen der vergangenen Jahre mitzuhelfen, die Versorgung der österreichischen Bevölkerung mit Impfstoffen zu verbessern te Plasmaspende kam aus einem unserer BioLife-Plasmazentren in Österreich“, betonte Matthias Gessner, Leiter von BioLife Europa. „Die Plasmaspende ist der erste Schritt auf dem Weg zur Entwicklung eines möglichen Arzneimittels. Auch hier ist Österreich führend“, sagte er. Ende Juni war am Produktionsstandort von Takeda in Wien der Herstellungsprozess von klinischem Material auf Basis einer bewähr-
© APA/AFP/Claudio Cruz
Impfstrategie gefordert
Pharmabranche kritisiert fehlende Planungen.
ten Plattform gestartet worden. und die Durchimpfungsraten zu erhöhen. Unter anderem sehen beide Organisationen Verbesserungsbedarf bei der Art, wie Impfstoffe beschafft werden, bei der Entwicklung und Finanzierung nationaler Impfprogramme sowie bei der Implementierung von Aufklärungskampagnen, hieß es in einer Pressekonferenz mit dem Zentrum für Public Health der MedUni Wien. (red)
CORONA-IMPFSTOFF
EU bestellt auch bei Janssen
BRÜSSEL/WIEN. Im Kampf gegen Corona hat sich die EU-Kommission nun auch Bezugsrechte für einen möglichen Impfstoff von Janssen – einem Unternehmen von Johnson & Johnson – gesichert. Konkret geht es um die Lieferung von Impfstoff für 200 Mio. Menschen. Die Kommission hat bereits ähnliche Verträge mit den Pharmariesen AstraZeneca und mit Sanofi und GSK geschlossen, die ebenfalls aussichtsreiche Impfstoff-Kandidaten testen.
Kampf um Impfstoff
Bisher ist aber noch keiner dieser Stoffe zugelassen. Die Abnahmeverträge mit Vorkasse sollen die Entwicklung und Massenproduktion der Impfstoffe beschleunigen. Vorgesehen sei auch die Option auf Impfstoff für weitere 200 Mio. Personen, teilte die Brüsseler Behörde mit. Der JanssenImpfstoffkandidat befindet sich bereits in Phase III der klinischen Entwicklung. „Jeder Vertrag bringt uns einen großen Schritt zum erklärten Ziel näher, nämlich einen qualitativ hochwertigen, sicheren und wirksamen Covid-19-Impfstoff bereitzustellen“, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). (red)
© Janssen