Weltkulturen News 07

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POWER WELTKULTUREN NEWS — 07

Provenienzforschung zu Sammlungsobjekten aus dem Königreich Benin / Researching the provenance of objects from the Kingdom of Benin

Im Fokus des vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Forschungsvorhabens stehen Objekte aus dem Königreich Benin (Nigeria), die sich in der Sammlung des Weltkulturen Museums in Frankfurt be nden. Das sechsmonatige Projekt zielt darauf ab, die Provenienz dieser Objekte genauer zu untersuchen. Insbesondere wird versucht zu klären, ob Objekte im Kontext der britischen „Strafexpedition“ 1897 nach Europa und schließlich in das damalige Völkermuseum gelangten.

Im Frankfurter Museum wurden 57 Objekte mit dem geographischen Bezug „Königtum Benin, Nigeria“ identi ziert. Die Erforschung ihrer Biographien wird durch die Museumsgeschichte erschwert: Die Sammlungen des Weltkulturen Museum gehen zurück auf Bestände der 1817 gegründeten Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft. Teile ihrer Sammlung gingen 1877 an das Historische Museum, die sie dann an das 1904 neu

gegründete Städtische Völkermuseum übergab. Während des Zweiten Weltkriegs war das Museum von mehreren Bombenangri en betroffen, die u.a. den Großteil des hauseigenen Dokumentenarchivs zerstörten. Die Quellenlage zu Objekten ist daher sehr eingeschränkt, und auch die noch vorhandenen Archivunterlagen enthalten kaum Details darüber, wie BeninObjekte in die Sammlung gelangten.

This research proposal funded by the German Lost Art Foundation focuses on objects from the Kingdom of Benin (in present-day Nigeria) which are in the collection of the Weltkulturen Museum in Frankfurt. This six-month project aims to examine the provenance of these objects in greater detail. A particular emphasis will be placed on determining whether objects from the British “punitive” expedition in 1897 were brought to Europe and ultimately ended up in the Völkermuseum, as the Weltkulturen Museum was then called.

Institutionen

In the Frankfurt museum, 57 objects have been identi ed in the inventory as having a geographical link to Benin. Conducting research into the biography of the objects has been hindered by the history of the museum itself: The Weltkulturen Museum collections date back to the holdings of the Senckenbergische Naturforschende Gesellscha , which was established in 1817. Parts of its collection were transferred

to the Historisches Museum in 1877 and were further transferred to the newly founded Städtische Völkermuseum in 1904. This museum was subject to multiple bombing attacks during World War II. Generally speaking, information about the origins of the objects is extremely limited due to the crucial loss of the museum’s own documentary archive when Frankfurt was bombed in the war. The few archived documents to have survived contain very little information on how the Benin objects made their way into the collection. The project will have to research documents in other museums and archives, as well as comparing objects in the Weltkulturen Museum with those in other institutions. This research will be conducted by the cultural studies scholar Audrey Peraldi on behalf of the Museum. The ndings will serve as the starting point for an in-depth dialogue with Nigerian partners and facilitate political negotiations

desebene ermöglichen.

Um möglichst umfassende Ergebnisse zu erzielen, ist es nötig, auch in anderen Museen und Archiven zu recherchieren und die Sammlungsobjekte des Weltkulturen Museums mit Objekten anderer Institutionen zu vergleichen. Diese Forschung wird von der Kulturwissenscha lerin Audrey Peraldi im Au rag des Museums durchgeführt. Die Ergebnisse sollen als Ausgangspunkt für den vertiefenden Austausch mit nigerianischen Partner*innen dienen und politische Verhandlungen auf Stadt- und Bundesebene ermöglichen.

limited due to the crucial loss of the museum’s to at the municipal and national levels.

01.–06.
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weltkulturen museums

Sieben, eine Zahl, die mit besonderer, sich weltweit o sehr ähnelnden Bedeutung belegt ist. Ein Beispiel hierfür sind die Plejaden, ein heller, mit bloßem Auge am Himmel erkennbarer Sternhaufen. Sowohl in der griechischen Mythologie als auch in den Mythen vieler australischer Aboriginal Gruppen wird dieses Siebengestirn von sieben Schwestern gebildet, die vor ihrem Aufstieg in den Himmel eng mit dem Wasser verbunden waren. Die siebte Karte der Großarkana im Tarot ist der Wagen, der für Vorwärtsstreben bis zur Vollendung steht. Die Verwandlung der sieben Schwestern und die treibende Kraft des Wagens passen hervorragend zu den Themen dieser Weltkulturen News, denn hier steht unsere nächste, gerade in Arbeit be ndliche Ausstellung „healing. Leben im Gleichgewicht“ im Mittelpunkt. Wenn die beiden Kuratorinnen Mona Suhrbier und Alice Pawlik, die Projektassistentin Laura Heidemann oder der Filmemacher Felix Schwarz über die Realisierung in unserem Haus erzählen, wird deutlich, dass aktive Gestaltung ein spannender Prozess stetiger Veränderungen ist, der enorme kreative Krä e freisetzt. In der Ausstellung „healing“ geht es auch um die Zusammenhänge von Wirkmacht und Spiritualität. Gerade die Sieben wirkt bis ins Alltägliche mit ihrer spirituellen Bedeutung. Würde uns die Frankfurter Grüne Soße schlechter schmecken, wenn von ihren sieben Kräutern einmal eines fehlen würde? Bestimmt, wenn wir es vor dem Essen wüssten! Dann wäre uns ja bewusst, dass der Mischung nicht das vollendete, wahre Rezept zugrunde liegt. Wir laden Sie herzlich dazu ein, sich ab dem 2. November mit den vielfältigen Aspekten von healing auseinanderzusetzen.

Reich,

the weltkulturen museum

Udo-Stil.

Lippert.

Weltkulturen

of of heavens.

Sisters and the driving force of the Chariot ts in of Weltkulturen News, because it’s all about the Heidemann ex-

This edition of our newspaper is the seventh, and seven is a number imbued with special meaning that is o en very similar across the globe. One example of this is the Pleiades, a bright cluster of stars that can be seen by the naked eye. Both in Greek mythology and in the myths of many Australian Aboriginal groups, this asterism is depicted as the Seven Sisters, who were closely associated with water before they ascended to the heavens. In tarot, the seventh card of the major arcana is the Chariot, which stands for showing resolve until a goal is attained. The transformation of the Seven Sisters and the driving force of the Chariot ts in wonderfully with the topics covered in this edition of Weltkulturen News, because it’s all about the exhibition that is currently in preparation, namely “healing. Life in Balance”. When the two curators Mona Suhrbier and Alice Pawlik, project assistant Laura Heidemann or filmmaker Felix Schwarz talk about how they’re putting the show together at our museum, it’s clear that active design is an exciting process of continual change that unleashes immense creative forces. The “healing” exhibition is all about the links between potency and spirituality. The number seven has a particular effect on people’s everyday lives, thanks to its spiritual significance. Would Frankfurt’s famous “green sauce” taste less good if just one of its seven herbs were missing? Of course, if we knew that fact before we started eating! Then we’d realise that the ingredients didn’t re ect the one-and-only complete recipe. We’d love to welcome you to the museum, where you can explore all the different aspects of

citing process of continual change that unleashes is all about the links between potency and spirituon people’s everyday lives, thanks to its spiritual sauce” taste less good if just one of its seven herbs you explore aspects healing from 2 November onwards.

Günzel

unbekannt. Sammlung Weltkulturen Museum. Foto: Wolfgang Günzel

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Eva Ch. Raabe, director, Weltkulturen Museum
02. Schachtel. Benin Reich, Nigeria. Händler: J. F. G. Umlauff. Sammlung Weltkulturen Museum. Foto: Wolfgang Günzel 03. Zeremonialschwert ‚Eben‘. Benin Reich, Nigeria. Händler: William Ockelford Oldman. Sammlung Weltkulturen Museum. Foto: Wolfgang Günzel 04. Figurengruppe. Benin Reich, Nigeria. Vorbesitzer: Schaumburg. Sammlung Weltkulturen Museum. Foto: Wolfgang Günzel 05. Reliefplatte. Benin
Nigeria. Vorbesitzer: Ernst
Sammlung
Museum. Foto: Wolfgang
06. Kopf im
Nigeria. Vorbesitzer*in
*** FOR THE ENGLISH CAPTIONS, SEE PAGE 27

die entstehung der ausstellung „healing. leben im gleichgewicht“ / the curators mona suhrbier and alice pawlik on preparing the exhibition “healing.

Krise, Transformation und healing / Crisis, transformation and healing

Crisis, transformation

Bio:

die Amerikas im Weltkulturen Museum Frankfurt am Main, realisiert seit 1990 Ausstellungen, Publikationen, Veranstaltungen und Videodokumentationen zu Fragen der Gegenwart in der Ethnologie, u.a. zu Sklaverei, Indigenen Landrechten und Dekolonisierung sowie allgemein zu Kultur, Religion und zeitgenössischer Kunst. Ihr Schwerpunkt liegt auf Lateinamerika, hier besonders auf dem Amazonasgebiet und Afrobrasilien. Sie sammelt für das Museum zeitgenössische Indigene und afrobrasilianische Kunst und arbeitet mit internationalen Künstler*innen, Aktivist*innen und Indigenen Partner*innen zusammen. Seit 2020 ist sie stellvertretende Direktorin des Museums. Sie unternahm diverse Forschungsreisen in Brasilien und hatte Lehrau räge an den Universitäten in Marburg und Frankfurt. 1999 war sie Gastprofessorin an der Universität von São Paulo (USP) in Brasilien.

Dr. Mona B. Suhrbier (*1959) is an ethnologist and has been curator for the Americas at the Weltkulturen Museum Frankfurt am Main since 1990. Suhrbier researches and publishes on contemporary issues in ethnology, including slavery, Indigenous land rights and decolonisation, as well as contemporary art. Her focus is on Latin America. She collects contemporary Indigenous and Afro-Brazilian art for the museum and works with international artists, activists and Indigenous partners. Between 1988 and 2016, Suhrbier conducted eld research among Guarani in Brazil and held teaching positions at the University of Marburg and Goethe University in Frankfurt. She was a visiting professor at the University of São Paulo (USP) in Brazil in 1999. In 2020, she became deputy director of the museum.

Alice Pawlik (*1980), studierte Ethnologie, Kulturanthropologie und Psychologie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Im Juni 2010 schloss sie das Studium mit dem Schwerpunkt der Visuellen Anthropologie ab. Seit Oktober 2010 begleitete sie die Neuorientierung der Film- und Fotosammlung des Weltkulturen Museums mit besonderer Ausrichtung auf die Bedeutung des Materials als wichtige Ressource für den wissenscha lichen und künstlerischen Forschungsprozess. Im April 2012 übernahm sie die Leitung der Abteilung Visuelle Anthropologie. Von 2014 bis 2016 koordinierte sie zusätzlich als Referentin für Bildung und Vermittlung die Ausstellungsreihe „Dialoge – Gesellscha swissenscha en und Kunst“ der Galerie der Schader-Sti ung in Darmstadt.

Seit Mai 2016 ist Alice Pawlik Kustodin für Visuelle Anthropologie am Weltkulturen Museum.

Alice Pawlik (*1980) is an ethnologist and curator of the Visual Anthropology collection at the Weltkulturen Museum in Frankfurt am Main. She studied ethnology, cultural anthropology and psychology at Goethe University in Frankfurt. Pawlik has been working at the Weltkulturen Museum since October 2010.

She coordinated the restructuring of the photographic and lm collection, focusing especially on the signi cance of the material for academic and artistic research processes. In April 2012, she took over the management of the museum’s photographic and lm collection and the Visual Anthropology department. From 2014 to 2016, she was also an education and outreach o cer at the gallery of the Schader Foundation in Darmstadt. There she coordinated the series of exhibitions

Dialoge Gesellscha swissenscha en und Kunst (Dialogues –Social Sciences and Art). She has been curator of the collection Visual Anthropology at the Weltkulturen Museum since 2016.

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Bio: Bio:
Bio:

weltkulturen news: Ihr bereitet gerade die Ausstellung „healing. Leben im Gleichgewicht“ vor. Wie seid Ihr auf den Themenkomplex zu dieser Ausstellung gekommen?

alice pawlik: Wir hatten unabhängig voneinander die Idee zu einer Ausstellung, die sich mit dem Themenkomplex healing, dem Wunsch nach Ganzheit und dem Wiederherstellen eines Gleichgewichts beschä igt. Wir haben beobachtet, dass viele Menschen nach etwas suchen, was sie selbst nicht fassen oder nicht beschreiben können.

DAS GESPRÄCH FÜHRTEN CHRISTINE STURM, LAURA HEIDEMANN UND JULIA RAJKOVIC-KAMARA

handlung eines Symptoms, sondern immer einen oszillierenden Prozess zwischen sich und der Umwelt und die Einbeziehung in das große Ganze.

wkn: Stichwort „Prozess“ und „Krise“: Von der Themen- und Titel ndung bis zur fertigen Ausstellung ist es ja nicht immer ein gradliniger Weg, es gibt bestimmt auch Krisen. Seid Ihr bei der Vorbereitung der Ausstellung mit Plänen und Ideen gestartet, die Ihr dann verworfen habt? Oder gab es auch schöne Entdeckungen und Überraschungen während der Ausstellungsentstehung?

ap: Eine große Krise hatten wir bisher noch nicht: Eher Planänderungen, z.B. aus restauratorischen Gründen. Das Ziel, das wir verfolgten, ist aber die ganze Zeit gleichgeblieben: Uns war es immer wichtig, dass die Ö entlichkeit Indigenes Wissen als globales Wissen anerkennt, da es zum Wohlergehen und der Zukun sfähigkeit unserer Weltgemeinscha beiträgt. Wir möchten dafür sensibilisieren, dass unsere Denkstrukturen historisch, europäisch geprägt sind. Und diese würden wir gerne durch Indigene Vorstellungswelten anreichern.

Künstler*in wird nicht nur nach seiner oder ihrer Homepage- oder Instagramseite beurteilt, sondern der Mensch wird durch die Beantwortung der Fragen sichtbar. So ist eben eine persönliche, individuelle Ebene entstanden. Der Begri healing ist ja unheimlich komplex und bedeutet für jede*n einzelne*n auch immer etwas Anderes. Und die Wege, die dann gegangen werden, sind auch sehr unterschiedlich. Uns war es wichtig, Beteiligte auszuwählen, die aus einer Krise herausarbeiten und da so viele Stimmen wie möglich zu sammeln, um verschiedene Wege aufzuzeigen wie eine Krise bewältigt werden kann. Daher ist eine multiperspektivische Ausstellung eine Selbstverständlichkeit.

ms: Wir haben auch viele Künstler*innen aus der Sammlung, die wir zeigen. Auch welche, die nicht mehr leben, zum Beispiel Feliciano Lana, dessen Werk wir zu einem teilanimierten Film neu konzipiert haben. Da er die drei Fragen nicht mehr selbst beantworten kann, präsentieren wir stattdessen eine Indigene und eine wissenscha liche Perspektive auf Feliciano Lana. Dabei wurde uns wieder bewusst, welche The-

heraus verstehen“. Wenn man die Religionswissenscha en nimmt, dann ist die Esoterik ein Teil davon. Und wenn man es so sieht, dann ist die Esoterik ein Teil der Wissenscha . Also ist die eigentliche Frage, warum ist die Esoterik im allgemeinen Sprachgebrauch so negativ beha et? Das hängt wahrscheinlich mit der allgemeinen Annahme zusammen, dass alles, was nicht beweisbar ist, nicht richtig ist. Aber nur, weil etwas nicht bewiesen ist, heißt es ja nicht gleich, das es auch nicht richtig ist. Vielleicht hat sich einfach noch keiner darangemacht, es zu beweisen, oder wir haben momentan noch nicht die Möglichkeit, es zu beweisen. Denken Sie zum Beispiel an die Arbeiten der Neurowissenscha en. Einer der größten Vorwürfe, der zum Teil immer noch gegen die Meditation erhoben wird, ist, dass sie unwirksam sei, dass man sie nicht beweisen könne. Langzeitstudien, die in den 1990er Jahren durchgeführt wurden, haben die positiven Auswirkungen der Meditation auf den Körper und die Seele nachgewiesen. Im Hinblick auf Esoterik stellt sich also eher die Frage: Warum halten manche so an der Beweisbarkeit fest?

mona suhrbier: Genau. Mein Eindruck war, dass in Social Media der Begri healing o verwendet wird: Bei Indigenen Gruppen, bei Künstler*innen, bei Klimaaktivist*innen. Mir sind immer wieder Wortpaare begegnet: zum Beispiel „Krise und healing “, „Trauma und healing “ oder „Zerstörung und healing “. Es wurde deutlich: Irgendetwas stimmt nicht. Unser Planet braucht ein healing. Ich habe dann zu den verschiedenen Traumata geforscht: zu körperlichen, zu emotionalen, zu den Traumata in der Umwelt, in der Geschichte und innerhalb von Indigenen Gesellscha en. 2019 war ich dann auf der Konferenz „Healing the Divide“ der Association on American Indian A airs in Phoenix, bei der es um Repatriierung und die Rückkehr lonialer Wunden herbeizuführen. Anschließend habe ich mich informiert, wer eigentlich healings durchführt, und das sind Künstler*innen, Indigene und Aktivist*innen.

ap: Und dann kam die Pandemie und hat unseren Blick nochmal geschär : Wir be nden uns in einer globalen Krise, die uns alle betri . Die Fragilität des Lebens wurde uns noch mehr bewusst und die Frage, wie wir mit Krisen umgehen sollen und welche gemeinsame Verantwortung wir haben. Da war uns klar, dass wir diese Ausstellung umsetzen müssen.

wkn: Welche Themen stecken für Euch als Ethnologinnen im Begri healing?

ap: Ganz allgemein gesprochen ist die Ethnologie eine Wissenscha , die die Vielfalt menschlicher Lebensweisen betrachtet. Die kulturellen Praktiken, Lebens-, Handlungs- und Vorstellungswelten stehen auch noch in sozialen, politischen, ökonomischen und religiösen oder spirituellen Zusammenhängen. Healing als Prozess, als kulturelle und auch individuelle Praxis betri all jene Bereiche. Es geht um das Wahrnehmen und Erklären von Bedeutungszusammenhängen. Für mich persönlich ist die Ethnologie auch eine vermittelnde Wissenscha , die sich besondere Situationen anschaut, wo sie dann auch für neue Strukturen und neue Denkweisen sensibilisiert und damit auch neue Wege aufzeigen kann, wie man Dinge anders oder besser machen kann. Und damit kann die Ethnologie auch einen Themenkomplex wie das Bedürfnis nach einem globalen healing betrachten, analysieren und auch hier einen Umgang mit den durch Gewalt, Rassismus oder Diskriminierung zugefügten Wunden aufzeigen.

ms: Aus der ethnologischen Perspektive habe ich mich gefragt, wer eigentlich die Spezialist*innen für healing sind. Und das sind Schaman*innen, die dazu ausgebildet sind, healing durchzuführen und mit Krisen umzugehen: healing wird also in anderen Kulturen in eine übergreifende, spirituelle weltumfassende Angelegenheit umgewandelt und mit Jenseitswesen verbunden, mit Transformation. In Indigenen Kulturen ist healing auch immer eine Angelegenheit der ganzen Gemeinscha . Healing bedeutet also nicht nur Heilung, sondern bezeichnet – als Verb – auch den Prozess, und das ist das, was wir zeigen wollen: Es sind immer Prozesse, die angefangen werden müssen, wenn Krisen da sind, und dann gehen sie ihren Weg. ap: Genau, auch der soziale Aspekt ist hier wichtig: Man wird mit seiner Heilung nicht allein gelassen. Was in unserer Kultur ja o anders ist, man steht o alleine da. Die Einbindung in das große Ganze gibt es hier dann eben nicht – zumindest nicht auf den ersten Blick. Healing bedeutet für uns also nicht nur die Be-

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ms: Ich glaube, das hat etwas mit Angst zu tun. Alles, was jenseits des Weges liegt oder der Gruppe, in der man sich bewegt, verunsiman dafür Wörter, vielleicht auch die falschen, wie z.B. „Esoterik“ oder „psychedelisch“, um etwas abzuwerten. Ich habe mich auch aus ethnologischer Perspektive gefragt, was Esoterik bedeutet. Sogenannte Esoteriker*innen sind Menschen auf der Suche nach einer Religion ohne Dogma. Es sind doch die Individualist*innen, die ihren eigenen Weg suchen und irgendwann bilden sich dann auch Gruppierungen, die manchmal merkwürdige Dinge tun. Es ist vielleicht auch das Versagen dieser Gesellscha , uns etwas anzubieten, das hil . Die Religion ist weg, es gibt keinen Ersatz und nicht alle können sich auf das rationale Weltbild beschränken. Diese Menschen suchen dann in anderen Kulturen und anderen Weltbildern, sie suchen aber auch hier in Gemeinscha en vor Ort nach Orientierung.

von human remains ging, um so ein healing ko- chert und wird abgewehrt. Und dann sucht

ms:

Auch die Künstler*innen haben ihre Themen mitreingebracht und so haben wir uns thematisch ziemlich breit aufgestellt. Zum Prozess gehörte auch, dass wir einen Künstler wieder rausgenommen haben, da er über einen langen Zeitraum nicht geantwortet hat und sich dann auch nie wieder gemeldet hat. Wir haben dann eine Alternative gefunden, die uns auch viel besser gefällt als der „alte weiße Mann (lacht) – eine junge, südkontinentale Frau!

thematisch ziemlich breit aufgestellt. Zum dann auch nie wieder gemeldet hat. Wir haben auch “ ap: healing

Die Menschen, die teilnehmen, sind alle unheimlich herzlich. Was wirklich besonders ist. Das hängt bestimmt auch mit der Thematik zusammen. Dadurch sind auch besondere Beziehungen entstanden. Auch zwischen uns als Kuratorinnen. Ich bin seit über zehn Jahren am Museum, aber so nah waren wir uns vorher nicht (lacht). Die Teilnehmer*innen spüren auch eine besondere Verantwortung, das Thema in die Ö entlichkeit zu bringen. Und es kommt eine andere Art der Kommunikation und Zusammenarbeit zustande, wie ich sie in anderen Projekten nicht erlebt habe.

men in unserer Sammlung stecken – auch das Thema der kritischen Aufarbeitung kolonialer Verstrickungen. Die Themen müssen nur rausgearbeitet werden, es ist aber alles vorhanden.

Wir er nden hier ja nicht das Rad neu. Die ganzen Themen liegen auf der Hand: Die Umwelt zu schützen, gegen Gewalt, Diskriminierung und Rassismus zu sein. Das ist ja schon immer präsent. Eigentlich ist es eher traurig, dass man die Themen immer wieder hervorholen und darauf aufmerksam machen muss, dass endlich etwas geschieht.

ap: Es ist eben immer die Krise, die Verzwei ung und die Suche nach dem Weg. Wohin der dann führt, das ist unterschiedlich. Die Gegenüberstellung von Wissenscha und Esoterik, diese Dichotomie ist ein Konstrukt der deutschen Gesellscha .

wkn: Das Praktizieren ostasiatischer „alternativer“ Medizin in Deutschland muss sich o dem Vorwurf der kulturellen Aneignung stellen. Ihr habt mit in Heilberufen Praktizierenden aus Frankfurt gesprochen. Austausch oder Aneignung – wie schätzt Ihr diese Kritik ein?

Zusammenarbeit wkn: Die Ausstellung präsentiert neben den ms: wir nicht für andere sprechen wollen. Das war

Die Ausstellung präsentiert neben den Objekten aus unserer Sammlung viele Kunstwerke von zeitgenössischen Künstler*innen und aktivistische Arbeiten. Aus welchem Grund war Euch diese Zusammenarbeit für die Ausstellung wichtig und wie habt Ihr die Beteiligten ausgesucht?

Von Anfang an war für uns klar, dass wir nicht für andere sprechen wollen. Das war die Grundlage für alles was passiert: Ein Projekt, das im Dialog entsteht. Unsere Partner*innen haben uns dann auch die Themen in den Topf geworfen. Wir haben drei Fragen entwickelt, die wir allen gestellt haben und die in unserer Publikation nachzulesen sind.

Topf geworfen. Wir haben drei Fragen entwiap:

Diese drei Fragen haben viel von dem jeweiligen Gegenüber preisgegeben. Der/die

Verstrickungen. Die Themen müssen nur rausap: Umwelt zu schützen, gegen Gewalt, Diskrimims: viele Kompetenzen: Für die Umwelt, für die hisist doch alles noch so ursprünglich“ wahrgedigenen die ihnen etwas Wichtiges zu sagen hat, dass

Die Kompetenz unseres Museums ist es, Indigene Stimmen zu präsentieren. In den Indigenen Gemeinscha en gibt es unheimlich viele Kompetenzen: Für die Umwelt, für die historische Aufarbeitung, für religiöse Heilung. Alle Kompetenzen sind da. Aber das wird hier nicht gesehen oder verstanden oder als „Das ist doch alles noch so ursprünglich“ wahrgenommen. Die Leute halten immer an ihren alten Vorstellungen fest, anstatt sich von einem*r Indigenen Sprecher*in überzeugen zu lassen, der/ die ihnen etwas Wichtiges zu sagen hat, dass das auch etwas mit ihnen zu tun hat! Ich denke da an Feliciano Lana, Roldan und Harry Pinedo, die auch in ihren Werken diese Kompetenz ausNoch eine vielleicht etwas kritische Frage: Der Grat zwischen Wissenschaft und kann sehr schmal sein. Wie ist Euch dieser Balanceakt gelungen?

ap: Es gibt schon lange einen Austausch zwischen den verschiedenen Medizinsystemen. Stichworte Migration, lokal – global: alles vermischt sich schon immer, alles er ndet sich auch neu!

ms: Die westliche Medizin wird ja auch in der ganzen Welt angewendet – natürlich aus dem Zusammenhang kolonialer Strukturen entstanden. Ein Schamane im Amazonasgebiet, vor die Wahl gestellt zu sterben oder sich operieren zu lassen, würde sich auch ans westliche System halten. Man kann sich also entscheiden. Man kann sich auch hier entscheiden!

strahlen. wkn:

Esoterik im Bereich healing sein. Wie ist Euch dieser Balanceakt gelungen? ms

: Angst vor der Esoterik hatten wir nie! In einem unserer ersten Gespräche haben wir beschlossen, wir wollen keine „Walle, walle“-Esoterik und damit war das Thema vom Tisch.

Die von uns interviewte Ayurveda-Spezialistin ist eigentlich Krankenschwester, die Ärztin für chinesische Medizin ist eine im westlichen System ausgebildete Ärztin. Diese Frauen haben sich dann bei Auslandsaufenthalten, bei Spezialist*innen aus anderen Bereichen noch weiteres Wissen draufgescha . Sie würden sich nie dem westlichen System verweigern und nutzen z.B. auch westliche Labortechnik. Es geht mehr Hand in Hand.

Ich frage mich, warum es überhaupt einen Balanceakt zwischen Wissenscha und Esoterik geben soll? Das Wort „Esoterik“ ist aus dem Griechischen und bedeutet „von innen

terik und damit war das Thema vom Tisch. ap: aus dem Griechischen und bedeutet „von innen

ap: Und was ist, wenn das Medizinsystem versagt und die Schmerzen bleiben? Dann muss man nach Alternativen suchen. Wenn dann einer merkt, dass er woanders Hilfe bekommt, warum dann also nicht? Dann können diejenigen, die bis dahin mit alternativer Me-

IM GESPRÄCH / IN CONVERSATION

dizin nichts anfangen konnten, aus ihrer Verzwei ung heraus ganz neue Wege gehen. Und wer macht diese Kritik überhaupt auf und zelebriert diese Dichotomie? Also woher kommt diese Kritik? Jeder auf der Welt möchte sich wohlfühlen, und wenn das der Weg für den einen oder die andere ist, dann ist dieser Weg gut und machbar und sollte gegangen werden.

wkn: Ja, es ist eben verunsichernd, wenn es nicht eindeutig ist, das „Dazwischen“ auszuhalten. Es ist eben weder westlich noch „etwas Anderes“.

ap: Ein anderer Vorwurf ist auch, dass andere Systeme verwestlicht werden. Und das mag ja auch sein. Aber die Systeme an sich werden ja nicht nur in westliche Welten getragen, sondern auch in andere Welten und formieren sich lokal neu.

wkn: Kommen wir nochmal auf Museen zu sprechen. Welche Verantwortung für die Aufarbeitung von Krisen haben Museen? Wie können ethnologische Museen zu healing beitragen? Die Debatte um Rückgaben ist ja omnipräsent. Ist das auch als Akt der Heilung zu verstehen?

ms: Als Teil der Frankfurter Öffentlichkeitsarbeit sind wir dafür da, Themen, die gesellscha lich relevant sind, aufzubereiten, sodass sie für alle verstehbar werden. Unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir Objekte in unseren Sammlungen haben, die aus Indigenen Gesellscha en und Migrationskulturen stammen, und wir haben die Verp ichtung, die Krisen der Menschen aus diesen Herkunftsgesellscha en zu benennen. Der zweite Strang ist: Was haben wir damit zu tun? Sind wir vielleicht die Ursache dieser Probleme? Im Weltkulturen Museum sehen wir die Menschen, die hinter den Objekten stehen und versuchen auf eine moralisch möglichst gute Weise mit Menschen und Objekten umzugehen. Und wir beschä igen uns auch mit Rückgaben. In erster Linie sind wir mit Anforderungen von überall her beschä igt. Manchmal geht es nur darum, ein digitales Verzeichnis anzulegen, manchmal um konkrete Forderungen nach Ritualgegenständen oder menschlichen Überresten mit dem Ziel der Heilung. Es ist die Verantwortung der Ethnologie und auch der Politik, diese Forderungen anzuerkennen! 2021 mitten im Corona-Lockdown haben die Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt und das Weltkulturen Museum ein historisches Lederhemd an den Nachfahren des ursprünglichen Besitzers in der Rosebud Reservation in den USA repatriiert. Dort, bei der Familie und in der Reservation, hat damit ein healing kolonialer Wunden stattgefunden. Ich habe über die Geschichte des Lakaota-Lederhemdes in der Ausgabe 5 der Weltkulturen News berichtet.

ap: Repatriierung ist nur eine Sache mit Symbolkra , die man tun kann.

ms: Ja, der brasilianische Künstler Ayrson Heráclito bearbeitet in seinen Werken die Wun-

den, die die Jahrhunderte dauernde Sklaverei in den Amerikas geschlagen und bis heute hinterlassen hat: körperliche Wunden und Verstümmelung, Elend und Hunger, Vergewaltigung, Demütigung, Vereinzelung und Einsamkeit durch das Auseinanderreißen von Familien und allgemein auch Zerstörung von Kultur und Religion. Ayrsons Kunst ist politisch, aber er ist kein Ankläger. Er begibt sich vielmehr in die Rolle dessen, der solche historischen Wundenin Performances zu heilen versucht. Er folgt darin dem Weg der afrobrasilianischen Religion Candomblé, die sich als Religion der Heilung ebendieser Wunden ihrer Gläubigen verschrieben hat. ap:

La Vaughn Belle arbeitet auch in den Werken „Cuts and Burns“ zum Thema Wunden in der Sklaverei. Den Sklav*innen wurden Wunden und Verbrennungen zugefügt. Sie ist in der Folgegeneration und spürt noch die Wunden, Strukturen und Problematiken. Die Wunden sind immer noch da. Auch sichtbar z.B. auf der Insel, auf der sie lebt, durch die Plantagen, die wie Furchen in die Landscha geschnitten sind, oder die Gebäude, die noch an diese Zeit erinnern. Es ist also alles noch da.

THE INTERVIEW WAS HELD BY CHRISTINE STURM, LAURA HEIDEMANN AND JULIA RAJKOVIC-KAMARA

You’re currently put-

weltkulturen news: ting together the exhibition “healing. Life in Balance”, how did you come up with this the: We independently came up with the idea for an exhibition addressing the , the desire for wholeness, and restoring balance. We’ve observed that lots of people are searching for something that they themselves can’t grasp or describe.

Exactly. I had the impreshealing media: in connection with Indigenous groups, artists, climate activists. I kept on coming across pairs of words such as ‘crisis and ’ or ‘destruction and ’. It became clear that something wasn’t right. Our planet needs search on various kinds of trauma: physical and emotional trauma, trauma to the environment, trauma in history, and within Indigenous societies. In 2019 I was at a conference, staged by the Association on American Indian A airs in Phoenix. It was about repatriating and returning human remains as a way of colonial wounds. A erwards I found out more about who actually carries out the artists, Indigenous people and activists.

matter with a spiritually global dimension associated with the herea er, with transformation. In Indigenous cultures, invariably an issue for the whole society. So doesn’t just mean curing, because as a verb it also refers to a process, and that’s what we want to show: there are always processes that have to be initiated when crises arise, and then they take their course.

Der Spruch „Die Wunden o en halten“ bedeutet ja auch, den Schmerz nicht zu

Ja genau. Also um den Bogen zum Anfang unseres Gesprächs zu schlagen: Auch dieser Prozess ist nicht abgeschlossen, sondern bleibt sichtbar. Es ist ein Prozess. Es gibt eine Vernarbung, dann ist die Wunde „verheilt“, aber sie ist eben immer noch da. Und diese Akzeptanz, dieser Umgang damit, das wirkt sich noch mal in einer ganz anderen Weise aus.

Abschließend noch eine persönliche Frage: Welche Dinge, Personen, Orte oder Aktivitäten besitzen für Euch heilende Krä e?

Steine, Reiki, schamanische Sitzungen, Yoga, Freunde, Liebe.

Freunde, Liebe, Wald, Bäche, Seen, das Meer, Sonne und Mond, Regenbogen, auch Gerüche in der Natur, Plätschern, Rauschen oder Vogelgesang, ein Igel, der nachts das Katzenfutter frisst, ein zusammengerolltes, schnurrendes Katzentier oder eine zarte Vogelfeder im Park oder auf der Straße, alles, was mich innehalten lässt, verändert meinen inneren Zustand – und Lachen!

Wunden Wunden, Strukturen und Problematiken. Die wkn: vergessen. ap: wkn: Abschließend noch eine persönliche Dinge, tivitäten besitzen für Euch heilende Krä e? ap: Yoga, Freunde, Liebe. ms: Lachen! ap:

zeiten nicht vergessen.

Es gibt unheimlich vieles, was heilend wirkt, und das sollte man vor allem in Krisenzeiten nicht vergessen.

And then the pandemic came along and opened our eyes to the situation even more: we’re in a global crisis that a ects us all. We became even more aware of the fragility of life, as well as the question of how we deal with crises and what responsibilities we all share. It became clear to us that we really had to make this exhi-

matic area? alice pawlik themes of healing can’t describe. mona suhrbier: had sion that the term is o en used in social healing’, ‘trauma and healing ‘destruction healing healing. I did some research on various kinds of trauma: physical and Healing the Divide, healing I more about who actually carries out the healing: ap: we’re in a global crisis that a ects us all. We beof exhibition happen. wkn: healing? ap: the as texts. Healing areas. nings are connected. I personally see ethnology

As ethnologists, what topics do you think are incorporated in the concept of Generally speaking, ethnology is a discipline that looks at the diverse ways in which people live. People’s cultural practices and lifeworlds, as well as the systems governing their actions and beliefs, are also set within social, political, economic and religious or spiritual conas a process, as cultural and individual practice, affects all these areas. It’s about perceiving and explaining how meanings are connected. I personally see ethnology as a discipline that educates and communicates, one that looks at exceptional situations where it can create an awareness of new structures and new ways of thinking in order to identify new directions people can take to change things or make them better. That’s what makes it possible for ethnology to scrutinise and analyse a subject area like the desire for global nding an approach that will similarly highlight the wounds in icted by violence, racism

new ways of thinking in order to identify new healing, nding and discrimination.

From an ethnological perspective I asked myself who the specialists for tually are. They’re shamans who are trained and deal with crises: so in is recast as a universal

ms: From an ethnological perspective I asked healing acto carry out healing and other cultures healing is recast as a universal

Exactly, the social aspect is important too: people aren’t le to get on with their alone. And that’s o en very di erent in our own society, where you’re frequently on your own. Being integrated into a bigger whole isn’t a thing here – at least not at rst glance. We don’t see as being just about treating a symptom, it’s always an oscillating process between persons and their environment, and about being incorporated into a single big entity.

Talking about the key terms of 'process' and 'crisis': getting from the point where you make a decision about the content and the title through to the nished exhibition isn’t always a straight line, it undoubtedly involves some crises too. When you started preparing the exhibition, did you have any initial plans and ideas that you then had to discard? Or were there delightful discoveries and surprises along the way, too, while the exhibition was coming toWe haven’t had a big crisis so far: it’s been more on the level of modifying plans to t in with restoration requirements, for example. But we’ve followed the same goal all along: we always found it important that the general public recognises Indigenous knowledge as global knowledge because it contributes towards our wellbeing and the future viability of our global community. We would like to increase people’s awareness of the fact that our thought patterns have been historically shaped by European attitudes. And we would like to augment these with Indigenous conceptual worlds.

Artists have contributed their own topics too, so the content is thematically fairly wide ranging. It was also part of the process that we removed one artist from the project because he didn’t reply for a long time and then we just didn’t hear from him again. We found an alternative who we’re much happier with than that old white man (laughs) – a young woman from

er, healing is also healing ap: healing here – at least not at rst glance. We don’t see healing sympincorporated into a single big entity. wkn: title through to the nished exhibition isn’t alideas that you then had to discard? Or were there gether? ap: We haven’t had a big crisis so far: it’s global atms: pics he didn’t reply for a long time and then we just we’re the Global South. ap: and

The people taking part are all incredibly kind. That’s something very special, and it’s undoubtedly connected to the subject matter. Some exceptional relationships have been formed as a consequence. Between the two of us as curators too. I’ve been at the museum for over ten years, but we’ve never been this close before (laughs). The participants sense a special responsibility in communicating the topic of to a wider audience. And that creates a di erent kind of communication and cooperation that I’ve not experienced in other projects.

Some exceptional relationships have been too. before (laughs). The participants sense a special healing kind tion that I’ve not experienced in other projects.

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sind alle unheimlich herzlich. Was wirklich besonders ist. Das hängt bestimmt auch mit der Thematik zusammen.“ 10.

weltkulturen news:

Vervollständigt doch bitte diesen Satz für uns: Ein Leben im Gleichgewicht bedeutet für mich …

alice pawlik :

… innere und äußere Ruhe zu spüren, sowie Liebe, Achtsamkeit und Frieden für sich selbst für einander und für die Natur.

mona suhrbier: auch im Schmerz gut zusammenleben und sich selbst und einander verzeihen.

weltkulturen news: Can you complete this For me, a life in balance means …

sentence for us please: alice pawlik : mona suhrbier:

… a state of consciousness, an inner attitude that expresses itself in love and mindfulness, and in peace with oneself, one another, and nature.

… living a good life together, even when in pain, and forgiving ourselves and one another.

gen Indigener Gesellschaften

„HEALING. LEBEN IM GLEICHGEWICHT“ 2. NOVEMBER 2022 BIS 3. SEPTEMBER 2023 “HEALING. LIFE IN BALANCE” 2 NOVEMBER 2022 UNTIL 3 SEPTEMBER 2023

wkn: In addition to objects from our collection, the exhibition presents lots of artworks by contemporary artists and the work done by activists. Why was this kind of cooperation important for you and how did you select the people involved?

ms: It was clear to us from the start that we didn’t want to speak for other people. That was the basis for everything that happened: a project that evolved from a process of dialogue. So our partners suggested a number of topics. We devised three questions that we asked everyone, and you can read about them in our publication.

ap: These three questions revealed a lot about the interviewee. The artist isn’t being evaluated purely on account of their homepage or Instagram – answering the questions uncovered something about the person themself. It allowed a personal, individual side of them to emerge. The term healing is incredibly complex and means something di erent to each and every person. And the routes taken to achieve that are very di erent too. We found it important to choose participants who work their way out of a crisis, so we could collect as many voices as possible and present di erent options for overcoming that crisis. That’s why putting on an exhibition with a multiplicity of perspectives was such an obvious step.

ms: We’re also showing works by lots of artists who are represented in the collection. That includes some who are no longer alive, such as Feliciano Lana – we’ve devised a new concept for his work involving a partially animated lm. Because he can’t answer the three questions himself any more, we present an Indigenous perspective on Feliciano Lana alongside a more scholarly approach. That gave us a renewed awareness of the themes contained within our collection – including the topic of critically addressing colonial entanglements. The topics just have to be eshed out, but the material is already there.

done by neuroscience. One of the biggest accusations still made against meditation to some extent is that it’s ine ective, that you can’t prove it. Long-term studies conducted in the 1990s have demonstrated the positive e ects of meditation on the body and soul. So with respect to esotericism the question should be instead: why do some people cling on to the notion of provability so much?

ms: I think it’s something to do with fear. Everything that lies beyond the established path or the group to which people belong makes them feel insecure, so they reject it. They look for words, perhaps the wrong ones such as ‘esoteric’ or ‘psychedelic’, in order to be disparaging about it. I asked myself from an ethnological perspective what esotericism means. People who are called esoteric are on the hunt for a religion without dogma. They’re the individualists who are looking for their own way and at some point they form groups that sometimes do strange things. Maybe it’s the failure of this society to provide something that actually helps. Religion is gone, there’s no replacement, and not everyone can limit themselves to a rational view of the world. These people then go looking in other cultures and other worldviews, but they also turn to local communities here for guidance.

ap: It’s always about crisis, desperation, and searching for a way. Where that way leads will di er. But establishing a dichotomy between scholarship and esotericism is a construct of German society.

wkn: When people practice east Asian ‘alternative’ medicine in Germany they are o en confronted with the accusation of cultural appropriation. You’ve spoken with people from Frankfurt who work in healing professions. Is it exchange or appropriation – how do you evaluate this criticism?

for working through crises? How can ethnological museums contribute to the healing process? The debate about restitution is everywhere. Can that be understood as an act of healing?

ms: Our public outreach brief in Frankfurt involves addressing and processing issues that are relevant to society so that they can be understood by everyone. Our distinguishing feature is that we have objects in the collection from Indigenous societies and migrant cultures, and we are obliged to name the crises experienced by people from these societies. The second strand of this is: how are we connected to this? Are we possibly responsible for causing this problem? At the Weltkulturen Museum we see the people behind the objects, and we try to approach both people and objects in a manner that is as ethical as possible. We deal with repatriations too. First and foremost, we handle all sorts of requests from all over the place. Sometimes it’s just a matter of setting up a digital register, on other occasions there are speci c requests for repatriating ritual objects or human remains that will bring about healing. It’s the role not only of ethnology but also of politics to acknowledge these requests! In 2021, in the middle of the Covid lockdown, Frankfurt’s deputy mayor in charge of culture and the Weltkulturen Museum repatriated a historic leather shirt to the descendants of the original owner at the Rosebud Reservation in the USA. It brought about a healing of colonial wounds for the family and the reservation. I reported on the history of the Lakota leather shirt in Issue 5 of Weltkulturen News.

ap: healing e ect, and we shouldn’t forget that, especially not in times of crisis.

An incredible number of things have a e ect, and we shouldn’t forget that, espe-

07. Harry Pinedo - Inin Metsa. La Meditación del Ayahuasca (Die Ayahuasca Meditation), 2022. Shipibo, Ucayali und Lima, Peru. Gesammelt von Mona Suhrbier, 2022.

Acryl auf Leinwand.

Sammlung Weltkulturen Museum.

Foto: Wolfgang Günzel

08. Alice Pawlik und Mona Suhrbier.

Foto: Wolfgang Günzel

09. Ausstellungsansicht Foyer „healing. Leben im Gleichgewicht“.

Foto: Wolfgang Günzel

im Gleichgewicht“, Installation

10. Ausstellungsansicht „healing. Leben im Gleichgewicht“, Installation Schamanismus mit Holzschemeln vom Xingu, Rasseln aus dem Amazonasgebiet, Jaguarskulpturen der Guaranì und Gemälden von Harry Pinedo. Sammlung Weltkulturen Museum.

Foto: Wolfgang Günzel zum Thema

11. Ausstellungsansicht „healing. Leben im Gleichgewicht", Installation mit Hockern und Rasseln aus dem Amazonasgebiet, Jaguarskulpturen von GuaraníKünstler*innen und Gemälden von Harry Pinedo. Von unterschiedlichen Sammler*innen zwischen 1954 und 2022 erworben. Sammlung Weltkulturen Museum. Foto: Wolfgang Günzel

ap: Processes of exchange between di erent systems of medicine have existed for a long time. Just think about migration, local and global, everything blending together – and it’s always been that way, everything gets re-invented.

ap: We’re not re-inventing the wheel. All the topics are self-evident: protecting the environment, countering violence, discrimination and racism. That’s always present. Actually, it’s again and again in order to underline the fact that something has to nally happen.

ms: Our museum is skilled at presenting Indigenous voices. In the Indigenous communities there are so many di erent skills: relating to the environment, to a reappraisal of history, to religious healing. All the skills are there. But that doesn’t get seen or understood here, or people perceive it as “but it’s all so ‘original’”. People always hang on to their old beliefs instead of letting themselves be convinced by an Indigenous representative who has something important to say to them, and something that has something to do with them, too! I’m thinking here of Feliciano Lana, Roldán and Harry Pinedo, whose works manifest these skills.

wkn: And now a question that is potentially somewhat critical: The line between scholarly and esoteric can be pretty narrow in the eld of healing. How did you manage this balancing act?

ms: We’ve never been scared of esotericism! In one of our rst conversations we decided we didn’t want any of the 'sorcerer’s apprentice' kind of esotericism and that was an end to the matter.

ap: I ask myself why there even has to be a balancing act between scholarship and esotericism. The word comes from Greek and means ‘understanding from within’. If you look at theological scholarship, esotericism is a part of that. So is the real question more about why the term esotericism has such negative connotations in the way it is generally used? It’s probably connected with the general assumption that everything that can’t be proven isn’t correct. But just because it’s not proven doesn’t automatically mean it’s not true. Perhaps nobody has bothered to prove it up to now, or it’s just not possible for us to do so at the moment. To take an example of this, think of the work

ms: Western medicine is used throughout the world – and of course it emerged from a the Amazon region who is facing the choice of dying or having an operation would stick with the western system. So it’s about making a decision. You can make a decision here, too! The Ayurveda specialist we interviewed is actually a nurse, and the doctor for Chinese medicine trained as a doctor in the western system. These women then acquired further knowledge on trips abroad and from specialists in other elds. They would never reject the western system, and they use western laboratory technology, for example. The two systems are complementary.

ap: And what happens when the medical system fails and the pain is still there? At that point you have to look for alternatives. If someone realises that they can get help else-where, why shouldn’t they do so? Then the people who have hitherto not seen the point in alternative medicine could strike out in an entirely new direction due to pure desperation. And who is even initiating this criticism and celebrating this dichotomy? Where does this criticism come from? Everyone in the world wants to feel good, and if this person or that person takes a di erent path, and that path is good and feasible, it’s the right one to take.

wkn: Yes, it’s just disconcerting when the situation isn’t absolutely clear, putting up with an ‘in between’ state. It’s neither ‘western’ nor ‘something else’.

ap: A further accusation is that other systems are becoming westernised. And that may be true. But the actual systems themselves aren’t just being transported to Western worlds, they’re going to other worlds too, and then they regroup locally.

wkn: Let’s go back to the subject of museums. In what respect are museums responsible

ap: Repatriation is just one thing you can do that has symbolic value. ms: Yes, the Brazilian artist Ayrson Heráclito uses his works to process the wounds that centuries of slavery in the Americas have in icted, the traces of which can still be felt: physical wounds and mutilations, misery and starvation, rape, humiliation, isolation and loneliness caused by families being torn apart and more generally by the destruction of culture and religion. Ayrson’s art is political, but he is not standing there as someone who throws role of attempting to heal these historical wounds in his performances. In this respect he is going down the path of the Afro-Brazilian religion Candomblé, which has dedicated itself to healing the wounds that have been in icted upon their believers.

accusations around; instead he takes on thecontext of colonial structures. A shaman inrather sad that these issues have to be dug out

ap: La Vaughn Belle also addresses the issue of the wounds from slavery in her works “Cuts and Burns”. Wounds and burns have been inicted on the slaves. She’s in the next generation and can still feel the wounds, the structures, the problems. The wounds are still there, and they’re still visible on the island where she lives, for instance, which has plantations carved into the landscape like furrows and buildings that still recall that era. So it’s all still there.

wkn: The saying about ‘keeping wounds open’ also means not forgetting the pain.

ap: Yes, quite. Going back to the start of our conversation: this process isn’t complete either, so it’s still visible. It’s a process. It scars over and then the wound is ‘healed’, but it’s still there. And this acceptance, this way of dealing with it, has an impact in an entirely di erent manner.

wkn: To conclude, a personal question: which things, people, places or activities have healing powers for you?

ap: Stones, reiki, shamanic sessions, yoga, friends, love.

ms: Friends, love, the forest, streams, lakes, the sea, the sun and the moon, rainbows, as well as the smells of nature, splashing water, a whispering breeze, birds singing, a hedgehog that eats cat food at night, a curled up purring feline, or the delicate feather of a bird in a park or on the street; everything that lets me pause for a moment and changes the way I feel inside –and laughter!

Die gleichnamige Publikation zur Ausstellung „healing. Leben im Gleichgewicht“ erscheint im Kerber Verlag und ist in der Ausstellung für 32 € zu haben.

The exhibition “healing. Life in Balance” is accompanied by the book of the same name. Published by Kerber Verlag, it can be purchased in the exhibition for € 32.

Die gleichnamige Publikation Verlag und ist in der Ausstellung in Balance” is accompanied hibition for € 32.

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healing

as being just about treating a symptom, it’s always an oscillating process between persons and their environment, and about being incorporated into a single big entity.”
an single entity.”

Cause for hope

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Die Aktivist*innen rufen dazu auf, und ökologischen Ungerechtigkeit sowie Ausbeutung geheilt werden können.“

Wie sieht eine „heile“ Welt aus? Wie wäre das Leben in einer Welt ohne Ausbeutung, Gewalt oder Ungleichheit? Kann solch ein Zustand überhaupt erreicht werden? Welche Wege müssten hierfür eingeschlagen werden? Heilungs- und Transformationsprozesse sind nicht ausschließlich an physische oder psychische Krisen einzelner Individuen gebunden, sondern stehen o auch in einem größeren Kontext. So geraten unser Planet und wir, die darauf lebenden Bewohner*innen, immer wieder in neue Missstände und Ungleichgewichte. Es liegt an uns, solche Herausforderungen zu bewältigen und nach einem Gleichgewicht zu streben, das kollektives healing ermöglicht. Während manche Menschen allgegenwärtigen Krisen rat- und honungslos, überwältigt oder gar ignorant gegenüberstehen, wächst die Zahl der Individuen und Gruppen, die aktiv handeln, sich der aktuellen Missstände annehmen und somit Veränderungen ermöglichen, durch Aktivist*innen stetig an. Doch was genau bedeutet Aktivismus und inwiefern trägt er zu Heilungsprozessen bei? Mit dieser Frage, die mich seit Beginn meines Volontariats fasziniert, habe ich mich intensiv beschä igt. Nach eingehender Recherche und Kontaktaufnahme zu Aktivist*innen verstehe ich Aktivismus als selbstermächtigendes Handeln, um Ziele zu verfolgen, die zu einer erho en besseren Zukun führen. Er ist dabei nicht als einzelne Handlung oder einzelner Gedanke anzusehen, sondern als kontinuierlicher, dynamischer Prozess, der Wandel bewirkt. In den letzten Jahrzehnten hat Indigenes Wissen über die wechselseitige Beziehung zwischen Menschen, Tieren, P anzen, Geistern und Göttern zunehmend an Bedeutung gewonnen. Während in der westlichen Vorstellung Natur und Umwelt überwiegend als (aus-)zunutzende Ressourcen angesehen werden, tragen viele Indigene Gruppen durch ihre nachhaltige Lebensweise besonders zum Schutz der Biodiversität bei. Diese basiert auf der Vorstellung, dass wir mit allen Lebewesen in einer wechselseitig vernetzten Gemeinscha leben. Gleichzeitig sind in der Regel ausgerechnet die Lebensräume von Indigenen durch die

systematische Zerstörung der Ökosysteme bedroht. Die Krisenverantwortung darf nicht ausschließlich auf Indigenen Gemeinscha en lasten, sondern muss zwingend global geteilt werden.

Im Rahmen des internationalen Projekts „healing. Leben im Gleichgewicht“ ist es uns wichtig, aktivistische Stimmen zu Wort kommen zu lassen. So präsentieren wir in der Ausstellung Zitate Indigener Aktivist*innen und stellen in der gleichnamigen Publikation Aktivist*innen vor, die keine Indigene Gruppe repräsentieren, aber ähnlich wie diese ein gutes Zusammenleben anstreben. Bei den vorbereitenden Arbeiten zu dieser Begleitpublikation suchte ich nach Aktivist*innen aus unterschiedlichen Regionen der Welt und mit diversen Anliegen. Deren globale Vernetzung über Social Media erleichterte mir die Recherche. Ich stieß auf zahlreiche engagierte Personen mit herausragenden Projekten und Missionen, deren Motivation und Zielstrebigkeit beeindrucken und inspirieren. Trotz der immensen Vielfalt zu bekämpfender Probleme geben sie Anlass zur Ho nung. Die drei Akteur*innen, die in unserer Publikation zu Wort kommen, beantworten darin jeweils drei Fragen zu ihrem aktivistischen Engagement. Jede*r von ihnen bekämp unterschiedliche Missstände, jedoch weist die spezifische Vorstellung von healing bei allen dreien ähnliche Ansätze auf. Nachstehend ein kurzer Einblick in ihre beeindruckenden Projekte:

Als Bewohner der Republik Fidschi wurde Fenton Lutunatabua schon in früher Kindheit von seinem Großvater vermittelt, dass der Ozean ihn und seine Nachkommen versorgen werde, wie er es auch für seine Vorfahren getan habe. Lutunatabua beobachtet in den letzten Jahrzehnten allerdings eine gegenteilige Entwicklung: Durch die menschengemachte Ausbeutung und Verschmutzung entwickelt sich das Meer zu einer immer größeren Gefahr. Die Inseln sind häufiger von Überschwemmungen betro en, die nicht allein die Ernährungssicherheit und Süßwasserversorgung, sondern auch die Bewohner*innen unmittelbar bedrohen.

AKTIVISMUS / ACTIVISM
Medienwissenscha en an der Universität Bonn, der Ponti cia Universidad Católica del Perú, Lima sowie an der Universität Freiburg. Seit 2021 ist sie wissenscha liche Volontärin der Abteilung Amerikas am Weltkulturen Museum sowie kuratorische Assistentin der Ausstellung „healing. Leben im Gleichgewicht“. Laura Heidemann specialised in Cultural Anthropology and Media Studies at Universität Bonn, Ponti cia Universidad Católica del Perú, Lima, and at Universität Freiburg. She has been a research assistant in the Americas department at the Weltkulturen Museum since 2021 and is a curatorial assistant for the exhibition “healing. Life in Balance”. Bio: Bio: 13.

Aktivismus und inwiefern trägt er zu Heilungsprozessen bei?“

Um seine Heimat zu retten und den nachkommenden Generationen einen gesunden Planeten zu hinterlassen, setzt sich Lutunatabua seit 2009 gegen die Ursachen des Klimawandels und seine Auswirkungen auf die Ozeane ein. Zunächst engagierte er sich als Repräsentant Fidschis bei Greenpeace. Seit 2013 arbeitet er bei der gemeinnützigen Umweltorganisation 350.org, wo er aktuell als Regionalleiter tätig ist. Außerdem co-organisiert Lutunatabua die umweltaktivistische Gruppe Paci c Climate Warriors. Sein Ziel ist die Umstellung der Energiesysteme hin zu komplett erneuerbaren und sozial gerechten Energien: „Wir müssen dafür sorgen, dass der politische Wille vorhanden ist, sich von allen Dingen abzuwenden, die diesem Planeten schaden, und dass der Übergang dazu unverzüglich eingeleitet wird“.

der bereits mehrere gemeinnützige Projekte und Kampagnen geleitet hatte. Dieser war von den ersten Resultaten der Wiederau orstung begeistert. Aus seiner Vision einer kollektiven Bewegung zur Wiederherstellung von Landscha en heraus gründeten Westerveld und Karpes die internationale gemeinnützige Organisation Justdiggit mit Sitz in Amsterdam. Mittlerweile ist sie Teil der Global Evergreening Alliance, der Green up to cool down-Kampagne sowie des UN-Environment-Programme.

Angeline Makore kommt aus Simbabwe und bekämp geschlechtsbezogene Benachteiligung und geschlechtsspezi sche Gewalt, die sie sowohl als lokales als auch als globales Problem erachtet. Als Aktivistin nimmt sie sich dieses Missstandes ganzheitlich an und erstrebt eine Veränderung der Umstände: „Ich wünsche mir eine Gesellscha , in der es Mädchen und Frauen wirtscha lich, emotional und sozial gut geht“.

Makore gründete 2014 die gemeinnützige Sti ung Spark R.E.A.D., die Mädchen und Frauen in den Bereichen Gesundheit, Sicherheit und Bildung unterstützt und fördert. In Bezug auf Gesundheitsfragen werden verschiedene Au lärungsprogramme, beispielsweise zu Schwangerscha en sowie Hygiene und Verhütung, angeboten. Außerdem wird Frauen und Kindern mithilfe von Notunterkün en, medizinischer Versorgung sowie psychologischer und juristischer Hilfe Schutz vor allen Formen von Gewalt geboten. Mit der zusätzlichen Gründung von Mwedzi Social Enterprise im Jahr 2016 ermöglicht Makore Mädchen und Frauen Ausbildungen im Bereich der Unternehmensbildung für ökonomische Unabhängigkeit. Neben den Projekten Makores bedarf es laut der Aktivistin vor allem struktureller Veränderungen, wie beispielsweise strengere Gesetze gegen diskriminierende kulturelle und religiöse Praktiken. „[Es] besteht großer Handlungsbedarf an systematischen Veränderungen, um Ungleichheiten zu reduzieren und zu beseitigen, was meiner Meinung nach letztendlich der Beginn für

Die grünen Landscha en, die Peter Westerveld in seiner Kindheit in Tansania kennengelernt hatte, sind in den letzten Jahrzehnten als Folge massiver Abholzung verschwunden. Der Künstler und Entwickler begann, diese mithilfe von nachhaltigen Techniken der Renaturierung wiederherzustellen. 2009 traf er auf den niederländischen Marketingdirektor Dennis Karpes,

„Wir müssen dafür sorgen, dass der politische Wille vorhanden healing ist.“ auf den niederländischen Marketingdirektor Dennis Karpes,

nächsten zehn Jahre wieder zu begrünen. Der Planet soll so-

Das Ziel der internationalen gemeinnützigen Organisation ist es, Afrika mithilfe naturbasierter Methoden innerhalb der nächsten zehn Jahre wieder zu begrünen. Der Planet soll somit „abgekühlt“ und dem bedrohlichen Klimawandel Einhalt geboten werden: „Die Wiederherstellung der Vegetation hat unzählige positive Auswirkungen auf Klima, Umwelt, Artenvielfalt und Menschen. Sie ist der Schlüssel zur Heilung unseres Planeten und zur Rückbesinnung auf unsere Rolle als Bewahrer*innen dieser Erde“. Justdiggit hat Projekte in Tansania, Kenia, Äthiopien und Uganda und arbeitet dort mit lokalen Subsistenzbauern sowie mit nationalen und internationalen Organisationen zusammen. Mit Medienkampagnen, Kommunikation, mobilen Technologien und bekannten Partner*innen macht die Organisation gleichzeitig weltweit auf ihre Bewegung

Technologien und ihre Botscha aufmerksam.

ein roter Faden eine Vorstellung von healing

wie eine Gestaltung des zukün igen Miteinanders, bei der ein

Die Aktivist*innen rufen dazu auf, gemeinsam tätig zu werden, damit Wunden der gesellscha lichen und ökologischen Ungleichheit, Ungerechtigkeit sowie Ausbeutung geheilt werden können. Ihr Ziel ist stets eine positive Transformation der Umstände. Durch die Beiträge der Aktivist*innen zieht sich wie , die sich durch eine kollektive Verantwortungsübernahme auszeichnet. Dazu gehört die gemeinsame Abscha ung der Schadensursache sowie eine Gestaltung des zukün igen Miteinanders, bei der ein soziales und globales Zusammenleben angestrebt wird. Dabei wird von einer ganzheitlichen Verbundenheit untereinander und mit dem Planeten ausgegangen, die es zu berücksichtigen gilt. Erst durch die Heilung anderer integraler Teile des Gesamtnetzwerks können auch wir selbst gesund und glücklich leben. Denn wir alle sind von gesellscha lichen und ökologischen Missständen betro en, unabhängig davon, ob wir ihre Auswirkungen bereits selbst beobachten bzw. erleben oder nicht.

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What does a perfectly “healed” world look like? What would life be like in a world without exploitation, violence or inequality? Is achieving this kind of state even possible? What paths would have to be taken for that to happen? Healing and transformational processes are not exclusively associated with the physical or psychological crises su ered by a particular person, and in fact they can o en be situated within a larger context. So the ills and imbalances su ered by our planet and by us, its inhabitants, occur time and time again. It’s up to us to overcome these challenges and strive to achieve a balance that makes collective healing possible. While some people react to the ubiquitous crises by feeling bewildered, pessimistic or overwhelmed – or even confront them with ignorance – there is a steadily growing number of activist individuals and groups who are taking action, assuming responsibility for the current woes and thereby making it possible to achieve change.

But what does activism actually mean, and how much of a contribution does it make to the healing processes? This question has fascinated me since I began my traineeship, and I’ve spent a lot of time looking into it. A er conducting in-depth research and getting in touch with activists, I understand activism as self-empowered action in order to pursue goals that will lead to a future that will hopefully be better. Rather than being viewed as a single activity or a single thought, activism should be seen as a continual, dynamic process that brings about change. In recent decades, Indigenous knowledge about the mutual re-

lationship between people, animals, plants, spirits and gods has become ever more important. While Western beliefs primarily view nature and the environment as a resource to be used (and exploited), Indigenous groups play a special role in protecting biodiversity through their sustainable way of life. This is based on the notion that we are linked to all other living creatures as part of a mutually interlinked community. At the same time, it is generally the areas where Indigenous people live that are being threatened by the systematic destruction of ecosystems. But the Indigenous communities should not be forced to bear the sole responsibility for dealing with this crisis – there is no doubt that it has to be shared across the globe.

It is extremely important to us that activists’ voices are heard as part of the international project “healing. Life in Balance”. In the exhibition we will be presenting quotations from Indigenous activists and the book of the same name will introduce activists who do not represent an Indigenous group but who aim to promote harmonious co-existence in a similar manner. In preparing the ground for this accompanying publication I looked around for activists from various regions of the world who were campaigning for di erent causes. My research was facilitated hugely by them being globally linked through social media. I stumbled across so many committed people with exceptional projects and missions whose motivation and determination were both impressive and inspiring. Despite the immense range of problems being combatted, they provide cause for hope.

to transform the

similar approaches to the speci c notion of . Here be-

done for his ancestors. However, in recent decades Lutunatabua itation and pollution have turned the sea into an ever greater

The three activists whose voices are heard in our publication will each answer three questions about their activist dedication. Although they are each battling di erent issues, they share healing low there is a brief glimpse of their highly impressive projects: When Fenton Lutunatabua, an inhabitant of the Republic of Fiji, was still a young boy his grandfather taught him that the ocean would look a er him and his descendants, just as it had done for his ancestors. However, in recent decades Lutunatabua has noticed a trend in the opposite direction: manmade exploitation and pollution have turned the sea into an ever greater danger. The islands are a ected more o en by ooding, which threatens not only the inhabitants’ food security and freshwater

provision but also their immediate safety.

In order to save his homeland and leave a healthy planet for coming generations, Lutunatabua has been campaigning since 2009 against the causes of climate change and the consequences it has on the oceans. He was initially active as the Fijian representative for Greenpeace. Since 2013 he has been working for the environmental NGO 350.org, and is currently a regional manager for the organisation. In addition, Lutunatabua co-organises the environmental activist group Paci c Climate Warriors. His goal is to transform energy systems into completely renewable and socially equitable energies: “We need to ensure there is political will to shi away from all things that harm this planet and begin the transition now.”

Angeline Makore, who comes from Zimbabwe, combats gender-related discrimination and gender-speci c violence, which she regards as both a local and a global problem. As an activist, she has thrown herself into tackling this abuse and aims to change the underlying circumstances: “I want to see a society where girls and women thrive – economically, emotion-

ally and socially.”

In 2014, Makore founded the NGO Spark R.E.A.D., which supports and aids girls and women in the elds of health, safety and education. It runs a number of educational programmes on health issues such as pregnancy, hygiene and contraception. Moreover, women and children are o ered protection from all forms of violence through the provision of emergency shelters, medical care and psychological and legal support. Makore also set up Mwedzi Social Enterprise in 2016 to teach women and girls how to found their own company as the basis for achieving nancially independence. However, the activist believes that projects like this have to be supplemented by structural changes,

jects like this have to be supplemented by structural changes,

for instance stricter laws against discriminatory cultural and religious practices. “[…] there is […] a great need for systematic change to eliminate or reduce inequalities which is, I believe, the ultimate starting point of In recent decades, the green landscapes that were so familiar to Peter Westerveld as a child in Tanzania have disappeared due to widespread deforestation. So the artist and inventor started restoring them using sustainable regreening techniques. In 2009, he met the Dutch marketing director Dennis Karpes, who had already run several charitable projects and campaigns. Karpes was enthusiastic about the initial results of the reforestation programme. Based on the vision of a collective movement to regreen landscapes, Westerveld und Karpes set up the international notfor-pro t organisation Justdiggit, which is based in Amsterdam. It is now a member of the Global Evergreening Alliance, the Green Up to Cool Down campaign and the UN Environment

healing .” to

was enthusiastic about the initial results of the reforestation proProgramme. myriad

healing our planet and restoring our role as opia organisations.

The goal of this international NGO is to regreen Africa in the next ten years with the help of nature-based solutions. This will “cool down” the planet and put a brake on the threat of climate change. “Bringing back vegetation has a myriad of positive e ects for the climate, the environment, biodiversity and people. It is one of the keys to caretakers of it.” Justdiggit has projects in Tanzania, Kenya, Ethiopia and Uganda, working together with local subsistence farmers as well as national and international organisations. The NGO also uses media campaigns, communication, mobile technologies and partners who are already well known to raise awareness of their movement and their message around the world.

The activists are calling for people to join forces and take steps to heal the wounds in icted by social and ecological inequality, injustice and exploitation. Their goal is invariably to transform the situation for the better. The idea of something that involves a collective assumption of responsibility is like a common thread running through the work undertaken by these activists. This includes coming together to eradicate the cause of the harm as well as shaping the way people should live together in the future, at both the social and global levels. It presupposes a holistic connection with each other and with our planet which has to be respected. We cannot personally live healthily and happily until other integral aspects of the complete network have been healed, because we are all a ected by social and ecological ills, regardless of whether we have already observed or experienced the consequences at rst hand or not.

equality, injustice and exploitation. Their goal is invariably to healing as observed or experienced the consequences at rst hand or not.

13. Foto: Justdiggit 14. Foto: Tony Wild & Justdiggit 15. Foto: Tony Wild & Justdiggit 16. Foto: Justdiggit 17. Foto: Hans Cosmas Ngoteya & Justdiggit
calling for people to join forces and take steps to heal the wounds inflicted by social and ecological inequality, injustice and exploitation. Their goal is invariably situation for the better.”

Über Zusammenarbeit / About collaboration

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filmemacher felix schwarz/ an interview with filmmaker felix schwarz

weltkulturen news: Vervollständige doch bitte diesen Satz für uns: Ein Leben im Gleichgewicht bedeutet für mich …

felix schwarz :

… für andere Menschen da zu sein, wenn sie mich brauchen, aber gleichzeitig den eigenen Wunsch nach Rückzug und Erholung dabei nicht zu vernachlässigen.

weltkulturen news: Can you complete this sentence for us please: For me, a life in balance means …

felix schwarz :

… being there for other people when they need me, but at the same time not neglecting my own wish to retreat and recuperate.

Bio: Bio:

Felix Schwarz ist Filmemacher, Fotograf und seit 2021 Redakteur bei ZDF Digital. Zwischen 2012 und 2016 absolvierte er das Bachelor-Studium in Medienwirtscha mit dem Schwerpunkt auf Filmproduktion an der Hochschule der Medien Stuttgart. 2018 bis 2021 folgte dann das Masterstudium in Zeitbasierte Medien mit der Fachrichtung Film an der Hochschule Mainz. Seit 2014 produzierte Schwarz freiberu ich Videos und Fotogra en für verschiedene Unternehmen, u.a. für Mercedes-Benz, die Deutsche Bahn und das Weltkulturen Museum. Auch für die Ausstellung „healing. Leben im Gleichgewicht“ produzierte Schwarz im Au rag des Museums mehrere Filme, darunter den teilanimierten Film „Der Anfang vor dem Anfang“. Felix Schwarz is a lmmaker, photographer and (since 2021) a journalist at ZDF Digital. From 2012 to 2016 he did a bachelor’s degree in media management at Hochschule der Medien Stuttgart, specialising in lm production. This was followed from 2018 to 2021 with a master’s in time-based media in the lm department at Hochschule Mainz. He has been producing videos and photos on a freelance basis for various companies since 2014, including Mercedes-Benz, Deutsche Bahn and the Weltkulturen Museum. For the exhibition “healing. Life in Balance”, Schwarz has been commissioned by the museum to produce several lms, including the partially animated lm “The Beginning before the Beginning”.

weltkulturen news: Felix, wir arbeiten ja schon länger mit Dir zusammen. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Weltkulturen Museum?

felix schwarz: Der Kontakt entstand durch eine Kooperation des Museums mit meiner ehemaligen Hochschule, der FH Mainz. Ich meldete mich freiwillig für ein Filmprojekt zum Thema „Altäre im halbö entlichen Raum“. Das war der Startschuss für unsere regelmäßige Zusammenarbeit, und im Nachhinein bin ich sehr froh darüber, damals die Hand gehoben zu haben.

wkn: Welches Museumsprojekt ist dir dabei besonders in Erinnerung geblieben? Und hat die Arbeit für das Weltkulturen Museum deine Arbeit als Filmscha ender beein usst?

fs: Ich dur e einmal den Beginn einer Repatriierung lmisch begleiten und im Magazin des Museums dabei sein, während ein Nachfahre des ursprünglichen Besitzers das fragliche Stück besichtigte. Das war sehr emotional und eindrucksvoll. Zudem fand ich es super interessant, aus nächster Nähe mitzuerleben, wie so eine Rückgabe abläu . In der ö entlichen Debatte wird das Thema o sehr abstrakt dargestellt. Wenn man aber live dabei ist, sieht man erstmal, welche persönlichen Geschichten damit verbunden sind und welche Akteur*innen dabei ihre Interessen vertreten.

wkn: Für die aktuelle Ausstellung „healing“ hast du mehrere Filme im Au rag des Museums produziert, darunter den teilanimierten Film „Der Anfang vor dem Anfang“ sowie mehrere Kurz lme, die in Heilberufen Praktizierende aus Frankfurt vorstellen. Was nimmst du persönlich von diesem Projekt mit?

fs: Das Projekt „Der Anfang vor dem Anfang“ war auf jeden Fall eines der umfangreichsten und anspruchsvollsten Projekte, die ich je umsetzen dur e. Es kostete mich viel Zeit und Schweiß, vor allem die digitale Aufarbeitung der 99 Dias, aus denen sich der Film zusammensetzt und die vorher in teils sehr schlechtem Zustand waren. Dafür musste ich mir neue Techniken aneignen, die mir nun in zukün igen Projekten zugutekommen. Ganz

abgesehen von den technischen Feinheiten ist die Weltsicht der Desâna einfach sehr schön, und darüber konnte ich durch das Projekt auch etwas lernen. Von den Kurz lmen nehme ich spannende Begegnungen, neue Perspektiven auf die Medizin und den Umgang mit sich selbst mit. Es ist hier so, wie bei allen anderen Projekten, die ich bisher in Kooperation mit dem Museum umsetzten dur e: Ich bekam Einblick in ein Thema, das ich als Normalo eher nicht auf dem Schirm hatte, sich dann aber als wahnsinnig spannend und horizonterweiternd entpuppte. Deshalb macht mir die Zusammenarbeit auch insgesamt so viel Spaß.

wkn: Für deine Masterarbeit „When nature goes viral“ bist du an verschiedene Orte gereist, die unter In uencer*innen bekannt sind für die perfekte Inszenierung in der Natur. Wie bist du zu diesem Thema gekommen?

fs: Ich finde diesen Clash aus Massentourismus und inszenierter Individualität bzw. Naturverbundenheit total spannend. Die einsame In uencerin, die auf einer pittoresken Klippe steht, augenscheinlich total abgeschieden. Was man nicht sieht, ist die Menschentraube, die hinter der Kamera darauf wartet, genau das gleiche Foto zu schießen. Und die Zerstörung, den Lärm und den Müll, den diese Besuchermassen verursachen bzw. hinterlassen. Bali ist z.B. der Instagram-Hotspot schlechthin. Ein Bekannter berichtete mir nach einem Urlaub auf der Insel davon, wie Einheimische die „Instagrammability“ ihres Zuhauses zum Geschä smodell gemacht haben. Sie transportieren Tourist*innen dort auf Rollern zu den fotogensten Orten und inszenieren gegen Geld kreative Motive. Und so begann ich dann weiter zu diesem Thema zu recherchieren und Orte in Europa aus ndig zu machen, die einem ähnlichen Trend unterliegen.  wkn: Und an welchem Projekt arbeitest du aktuell?

fs: Aktuell erstelle ich als Redakteur öffentlich-rechtliche Inhalte für die sozialen Medien, im Bereich Factual Entertainment. Es ist sehr spannend, die Transformation des ÖRR ins digitale Zeitalter mitzuerleben!

weltkulturen news: Felix, we’ve been working with you for some time now, how did this collaboration with the Weltkulturen Museum come about?

felix schwarz: We got in touch with each other through a joint project between the museum and my former university, FH Mainz. I volunteered for a lm project on “altars in semipublic spaces”. That was the start of our regular cooperation, and looking back, I’m so happy I raised my hand.

wkn: Which museum project sticks out most in your memory? And have your activities for the Weltkulturen Museum in uenced your work as a lmmaker?

fs: On one occasion I was allowed to follow a repatriation, and so I was present while a descendent of the original owner viewed the piece in question. It was so emotional and poignant. I also found it really interesting to get rsthand experience of how an object is returned. In public debate on the matter it’s o en presented very abstractly. But it’s only when you’re there in person that you see the personal stories connected with the object, and the people who are representing their interests.

wkn: You’ve produced several lms on behalf of the museum for the current exhibition “healing”, including the partially animated lm “The Beginning before the Beginning” and a few short lms presenting people who work in healing professions in Frankfurt. What has been your personal takeaway from this project?

fs: “The Beginning before the Beginning” was de nitely one of the most comprehensive and demanding projects I’ve ever had the good fortune to do. It cost me a great deal of time and e ort, in particular digitally editing the 99 slides that comprise the lm; some of them were in terrible condition beforehand. It meant I had to learn new techniques that I’ll be able to utilise for other projects in the future. Quite apart from the technical details, the Desâna have such a wonderful view of the world, and I also learned a few things from the project that I hadn’t known before. I’ve come away from the short lms with some exciting encounters,

new ways of looking at medicine, and a di erent approach to myself. It was the same here as with all the other projects I’ve done in cooperation with the museum so far: it gave me insights into a subject that wouldn’t even have been on my radar as an average Joe, but then it turned out to be incredibly fascinating and something that broadened my horizons. That’s also why this collaboration is so much fun in general!

For your master’s dissertation “When nature goes viral” you travelled to various natural settings that are well known for being immaculately curated by in uencers. What made you decide to take on this topic?

approach to myself. It was the same here as with on my radar as an average Joe, but then it turwkn: For your master’s dissertation “When you decide to take on this topic? fs:

I’m fascinated by the clash between mass tourism and a stage-managed individuality and love of nature. The solitary in uencer perched on a picturesque cli op appears to be totally secluded. But what you don’t see is the cluster of people behind the camera who are waiting to take exactly the same shot. And the destruction, the noise, the trash that this stream of visitors produce or leave behind. Bali, for example, is quite simply the Instagram hotspot to end all hotspots. A er going on holiday there, one acquaintance told me that the locals have turned the “Instagrammability” of their island into a business model. They transport tourists on scooters to the most photogenic places and produce creative scenes for a fee. So I began to research this theme and sourced places in Europe that are undergoing a similar trend. What project are you working on

research this theme and sourced places in wkn: right now?

fs: At the moment I’m working as a jour-

At the moment I’m working as a journalist in public broadcasting, producing social media content in the eld of factual entertainment. It’s really exciting being able to experience public broadcasting as it makes the transition into the digital era.

18. Felix Schwarz.Foto: Jaydee Nujsongsinn

19. Ausstellungsansicht „healing. Leben im Gleichgewicht“ mit dem teilanimierten Film „Der Anfang vor dem Anfang“ nach Feliciano Lana, 1977.

Foto: Wolfgang Günzel

THE INTERVIEW WAS HELD BY CHRISTINE STURM, JULIA RAJKOVIC-KAMARA AND LAURA HEIDEMANN
INTERVIEW / INTERVIEW

Xylothek: Faszination Bäume / From Arboretum to Xylotheque: the Fascination of Trees

20. Roldán Pinedo - Shoyan Shëca. Cedro. Aus der Serie „Solo Árboles“ (Nur Bäume), 2020. Shipibo, Ucayali und Lima, Peru. Gesammelt von Mona Suhrbier, 2020. Acryl auf Leinwand. Auftragsarbeit für die Sammlung Weltkulturen Museum.

Foto: Wolfgang Günzel

20. 16

der weltkulturen bibliothek, die im ausstellungsraum werken von roldán pinedo einsehbar ist. von renate a selection of literature about trees and the forest, side works of art by roldán pinedo. collected by renate

von „healing. leben im gleichgewicht“ mit den kunstlindner, librarian at the weltkulturen museum

Als die Bäume davon ogen. Bilder von Barbara Steinitz. Wuppertal: Hammer.

— Der emp ndsame Pablo in der Mensch und Natur lebensfreundliche Bedingungen vor nden.

■ Bussel, Gerard von und Axel Steinmann (Hrsg.). 2021: Wald, Baum, Mensch. Eine Ausstellung des Museums für Völkerkunde, Wien, Kunsthistorisches Museum. Wien: Museum für Völkerkunde.

— Der Ausstellungskatalog ist in drei große Themen gegliedert: Der phantastische, entzauberte und geschundene Wald und beschreibt mit reichem Bild- und Objektmaterial das gesamte Spektrum aus ethnologischer Sicht.

■ Demandt, Alexander. 2014: Der Baum. Eine Kulturgeschichte. 2., überarb. u. erweiterte Au age. Köln: Böhlau-Verlag.

— Eine umfassende, wissenscha liche Kulturgeschichte vom frühen Christentumzum Mittelalter zur Postmoderne.

■ Feest, Christian und Christine Kron (Hrsg.). 2015: Regenwald. Begleitbuch zur Sonderausstellung im Ausstellungszentrum LokschupRosenheim. Lokschuppen.

und Besonderheit thematisiert; mit Arbeitsvorschlägen kann das Wissen und Verständnis vertie werden.

— Zusammengestellt und ergänzt mit reichhaltigem Bildmaterial werden wissenscha liche Beiträge renommierter Ethnolog*innen und Naturwissenscha ler*innen zum Lebensraum Regenwald präsentiert.

■ Fischermann, Thomas und Madarejúwa Tenharim. 2019: Der letzte Herr des Waldes. Ein Indianerkrieger erzählt vom Kampf gegen die Zerstörung seiner Heimat und von den Geistern des Urwalds. Berlin: Ullstein Taschenbuch Verlag.

— Madarejúwa Tenharim erzählt von seinem Leben im Amazonasgebiet, dessen Zerstörung auch seine Existenz bedroht.

■ Geißler, Katja und Markus Hirschmann. 2007: Mit 18 Bäumen um die Welt. Ein Arbeitsbuch für Umweltbildung und Lernen. München: oekom. — Brotfruchtbaum, Baobab, Kapokbaum oder auch Niem werden mit ihrer Bedeutung

Ulrich Kaiser (u.a.). 2020: Bibliothek der Bäume. Anlässlich der Ausstellung zur Xylothek von Marion & Karlheinz Miarka im Museum Wiesbaden. Wiesbaden: Museum Wiesbaden. — Gezeigt wird die 250 Holzarten umfassende Xylothek (Holzbibliothek) des Ehepaars Miarka mit Text- und Fotomaterial.

■ Jordan, Michael. 2019: Arboretum. 70 Bäume – 70 Städte. München: Prestel. — Rund um den Globus werden Bäume mit ihrem prachtvollen Wuchs und ihrer Verwendung vorgestellt, dazu die städtischen Parkanlagen und Alleen.

■ Maathai, Wangari. 2008: Afrika, mein Leben. Erinnerungen einer Unbeugsamen Köln: DuMont.

— Mit eigenen Worten erzählt die Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai (1940–2011) ihr wechselvolles und facettenreiches Leben: Als Mädchen in einem

kenianischen Dorf, als ehrgeizige Biologiestudentin in den USA und Deutschland, als Universitätsdozentin und als lebenserfahrene Frau und Mutter, die mit ihrem 1977 gegründeten „Green Belt Movement“ nicht nur Bäume p anzen, sondern das Umweltbewusstsein und die Eigeninitiative der Kenianer*innen fördern wollte.

Gedanken zu Konsumgesellscha und Wirtscha swachstum werden in diesem Buch erörtert.

träumt von einer Welt, pen Rosenheim. Rosenheim: ■ Geller-Grimm, Fritz; und Mutter, die mit ihrem ■ Selbmann, Sibylle. 1984:

Der Baum. Symbol und Schicksal des Menschen. Eine Ausstellung der Badischen Landesbibliothek. 4. Au age. Karlsruhe: Badische Landesbibliothek.

used and the urban parks and avenues where they are

situated.

■ Maathai, Wangari. 2008. Unbowed: A Memoir. London: Arrow Books.

■ Nivola, Claire A. 2015: Bäume für Kenia. Die Geschichte der Wangari Maathai. Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben. — In kindgerechter Sprache beschreibt das Bilderbuch die Vision der Kenianerin Wangari Maathai, die Entwicklung ihrer Heimat ökologisch und ökonomisch zu fördern.

■ Mars, Elisabeth Marie. 2012: global.patrioten. Begegnungen, Positionen und Impulse zu Klimagerechtigkeit, biologischer und kultureller Vielfalt. München: oekom. — Das von einem Neunjährigen initiierte Projekt „Plant-for-the Planet“, das Konzept der südamerikanischen Indigenen „Buen vivir“ oder auch kritische

Opening hours of the Weltkulturen Library With advance reservation Monday to Thursday 9 am – 3 pm weltkulturen.bibliothek@stadt-frankfurt.de

— Eine Fülle von Schridokumenten und Bildern trägt Sibylle Selbmann, Germanistin, Publizistin und Symbolforscherin, für die gleichnamige Wanderausstellung zusammen, die 1984–1987 in acht deutschen Städten gezeigt wurde.

■ Filippupucci, Laura. 2018. The Universe is a Tree. Mankato, Minnesota: Creative Editions.

— A picture book with stories and sayings – not just for children.

■ Jordan, Michael. 2018. Urban Arboreal: A Modern Glossary of City Trees. London: White Lion.

— Magni cent mature trees from around the globe are presented here along with the way in which they are

Bio:

— In this autobiography, cinating life in her own

— In this autobiography, Nobel Peace Prize laureate Wangari Maathai (1940–2011) tells her eventful and fascinating life in her own words: as a girl growing up in a Kenyan village, as an ambitious biology student in the USA and Germany, as a university lecturer, and as a woman and mother with abundant experience of life. She set up the Green Belt Movement in 1977 not only to plant trees, but also to promote ecological awareness and personal initiative among Kenyans.

■ Nivola, Claire A. 2008. Planting the Trees of Kenya: The Story of Wangari . New York: Farrar, Straus, and Giroux.

The Story of Wangari Maathai

— In age-appropriate language, this picture book for children describes the vision of Kenyan activist Wangari Maathai, who campaigns for the ecological and economic development of

Wangari for the ecological and her homeland.

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Renate Lindner hat an der Fachhochschule für Bibliothekswesen, Frankfurt studiert und arbeitet seitdem in der Weltkulturen Bibliothek Renate Lindner studied librarianship in Frankfurt and since that she has worked in the library at the Weltkulturen Museum.
Mit Voranmeldung Montag bis Donnerstag 9–15 Uhr weltkulturen.bibliothek@stadt-frankfurt.de
LESEEMPFEHLUNGEN / READING RECOMMENDATION

Federkleids

21.

von kristina werner und mareike mehlis / by kristina werner and mareike mehlis

Bio: Bio: Bio:

taurierungs- und Konservierungswissenscha der TH Köln Restaurierung und Konservierung von Objekten aus Holz und Werksto en der Moderne und schloss mit dem Master ab. Seit 2015 ist sie am Weltkulturen Museum tätig.

Kristina Werner, conservator, studied restoration and conservation of wooden artefacts and modern materials at the Cologne Institute of Conservation Sciences, graduating with a master’s degree. Since 2015 she has worked in the Conservation Department of the Weltkulturen Museum.

Mareike Mehlis, Restauratorin, studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart Konservierung und Restaurierung von archäologischen, ethnologischen und kunsthandwerklichen Objekten und schloss mit dem Diplom ab. Seit 2015 ist sie am Weltkulturen Museum tätig.

Mareike Mehlis is a conservator who studied conservation and restoration of archaeological, ethnographic and decorative arts’ objects at the Stuttgart State Academy of Art and Design, graduating with a diploma. Since 2015 she has worked in the Conservation Department of the Weltkulturen Museum.

21. Armschmuck. Tukan-Federn, Affenhaar, Frucht, Käferflügel. Aus der kulturellen Produktion der Tukâno-Gruppe, Uaupés/Vaupés-Gebiet, Brasilien/ Kolumbien. Gesammelt von Lothar Petersen, vor 1959. Sammlung Weltkulturen Museum.

Foto: Wolfgang Günzel

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Bio:

die auf physikalischem Wege erzeugt werden und

sten Materialien, die unsere Natur hervorgebracht hat. Sie weisen nicht nur ein breites Farbspektrum auf, sondern können auch schillernde Wirkungen erzeugen. Dabei wird zwischen vier verschiedenen Arten von Farben und ihrer chemischen Stabilität unterschieden, deren richtige Zuordnung für die Restaurierung von Federn wichtig ist. Sie spielt z.B. bei der Reinigung eine zentrale Rolle, da instabile Farben emp ndlich auf die Anwendung von Lösemitteln wie Ethanol reagieren und herausgelöst werden können. An erster Stelle sind die Pigmentfarben zu nennen, bei denen drei verschiedene Arten von biologischen Pigmenten (Biochromen) im Keratin der Federn eingelagert werden: Melanine erzeugen dabei braune bis schwarze und Porphyrine verschiedene bunte Farbtöne. Beide Pigmentarten werden von den Vögeln selbst gebildet und gelten unter Restaurator*innen als stabil. Carotinoide hingegen werden über die Nahrung aufgenommen, lassen gelbe bis rote Farbtöne entstehen und sind nicht lösemittelstabil. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die rosa Farbe der Flamingos. Die zweite Art sind Strukturfarben (Schemochrome), daher sehr stabil sind. Sie entstehen durch unterschiedliche Lichtbrechungen auf strukturierten Ober ächen mancher Federn, sodass es zu irisierenden Farbeindrücken kommt. Eine Kombination aus Pigment- und Strukturfarben bildet den dritten Typ, der zum Beispiel für das blau schillernde Ge eder des Eisvogels verantwortlich ist. Als Letztes sind die Ha farben zu nennen, die durch den äußeren Au rag von Pigmenten entstehen. Diese

that nature has produced. Not only do they exhibit a wide spectrum of colours, they can also create iridescent e ects. A distinction is made between four kinds of colours in terms of their chemical stability, and it is crucial to categorise these correctly when restoring feathers. It plays a critical role, for instance, in the cleaning process, because unstable colours can react sensitively to the use of solvents such as ethanol, which could potentially make them dissolve. Pigment colours need to be mentioned rst of all, with three di erent kinds of biological pigments (biochromes) stored in the keratin of feathers: melanins create tones that range from brown to black, while porphyrins are responsible for a range of brighter colours. Both kinds of pigments are formed by the birds themselves and are regarded as stable by conservators. Carotenoids, by contrast, which create tones from yellow to red, are absorbed via the bird’s diet and are not solvent stable. One well-known example of this

Beobachtung lässt sich unter anderem bei den rostfarbenen Federn des Bartgeiers machen. Deren Farbe wird vom roten Eisenoxid gebildet, das in den Felshöhlen und -spalten seines Lebensraumes vorkommt. Ha farben sind größtenteils nicht fest mit der Feder verbunden und können dementsprechend bei einer Feuchtreinigung herausgelöst werden. Für die aktuelle Ausstellung wurden die meisten der gezeigten Federobjekte gereinigt, um Staub und andere Verschmutzungen aus der Federstruktur zu entfernen. Hierbei wurde in einem ersten Schritt der au iegende Schmutz mit trockenen Pinseln und einem Staubsauger abgenommen. Im Anschluss fand bei den Federn mit stabilen Farben eine Feuchtreinigung mit Lösemitteln statt, um anha enden Schmutz herauszulösen und die Farbintensität der Federn zu erhöhen. Jede einzelne Feder wurde dabei mit einem Stück Löschkarton unterlegt und ein lösemittelgetränkter Pinsel wurde wiederholend in Wuchsrichtung über die Federn geführt. Schmutz und überschüssige Feuchtigkeit wurden direkt vom Löschkarton aufgenommen. Die noch feuchten Federn wurden danach sofort trockengeföhnt, denn nur so erhalten sie wieder ihren ursprünglichen Charakter. Abschließend konnten auch die ausgefransten Federfahnen wieder korrekt ausgerichtet werden, indem die getrennten Bogen- und Hakenstrahlen vorsichtig durch Streichen zwischen Daumen und Zeige nger wieder miteinander verbunden wurden. Die Federn in der Ausstellung „healing. Leben im Gleichgewicht“ erfuhren in dem Sinne durch die Restaurierung wobei sie einen Teil ihrer ursprüng-

Farbe wird vom roten Eisenoxid gebildet, das in den vorkommt. Ha farben sind größtenteils nicht fest sprechend bei einer Feuchtreinigung herausgelöst meisten der gezeigten Federobjekte gereinigt, um Farbintensität der Federn zu erhöhen. Jede einzelne geführt. Schmutz und überschüssige Feuchtigkeit

Die noch feuchten Federn wurden danach sofort ihren ursprünglichen Charakter. Abschließend konnkorrekt ausgerichtet werden, indem die getrennten Streichen zwischen Daumen und Zeige nger wieder der Ausstellung „healing. Leben im Gleichgewicht“ erfuhren in dem Sinne durch die Restaurierung ein healing, wobei sie einen Teil ihrer ursprünglichen Pracht zurückerhalten haben.

is the pink colour of amingos. The second kind are structural colours (schemochromes), which are extremely stable because they are created by physical means. They are generated by light refracting in various ways on the structured surfaces of some feathers, producing the impression of iridescent colours. Pigment and structural colours are combined in the third type, which is responsible for the iridescent blue plumage of the kingsher, to take one example. The nal category is called cosmetic colouration, referring to the colours created by the external application of pigments. This can be observed with the rustcoloured feathers of the bearded vulture, for instance. The colour is formed from red iron oxide, which is found in the rocky caves and cracks that are the bird’s habitat. In most cases, cosmetic colours are not rmly attached to the feather and are thus liable to dissolve if a damp cleaning process is used.

For the current exhibition, most of the feathered objects were cleaned in order to remove dust and other impurities from

the structure of the feathers. The rst step in this process was enabling them to regain some of their original magni cence.

the structure of the feathers. The rst step in this process was eliminating surface debris with dry brushes and a vacuum cleaner. A er that, feathers with stable colours were damp cleaned with solvents in order to draw out any dirt that was attached to the feather and enhance the intensity of the colours. A piece of blotting paper was placed under each individual feather and a brush soaked in solvent was repeatedly swept over the feather outwards and upwards from the sha . Dirt and super uous moisture were directly absorbed by the blotting paper. The feathers, which were still damp, were then immediately blow dried. This is the only way of ensuring that they return to their original condition. Finally, the ragged feather vanes were re-arranged into their correct position by carefully stroking the separated barbules and hamuli between a thumb and index nger in order to re-connect them. In that respect, the restoration really has been a healing process for the feathers in the exhibition “healing. Life in Balance”, enabling them to regain some of their original magni cence.

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RESTAURIERUNG / CONSERVATION

an/to Susanne Becker und/and Heide Schott

susanne becker arbeitet seit jahren und heide schott seit jahren in der verwaltung am weltkulturen museum. gemeinsam sind sie zuständig für reibungslose abläufe hinter den kulissen seien es verträge, internationale zahlungen oder organisatorische fragen jeder art. wir haben sie zum interview getroffen.

22.

weltkulturen news seum schon mindestens Euer halbes Leben lang. Da hat sich doch sicherlich einiges verändert?

susanne becker: zimmer angefangen, denn ich hatte gerade eine Ausbildung zur Stenogra e-Sekretärin bei der Stadt abgeschlossen. Der damalige Direktor Professor Josef Franz Thiel hat noch diktiert und ich habe es dann in Stenoschri aufgenommen und in die Schreibmaschine übertragen. Da ich aber hauptsächlich für den wissenscha lichen Dienst zuständig war, habe ich damals auch vom Band über Kop örer in die Schreibmaschine deren Schri verkehr übertragen oder eben nach Vorlage. Das war rückblickend gesehen ganz schön umständlich, aber damals gab es noch keine Computer. Und bei Tippfehlern musste man den Brief noch mal schreiben; erst Mitte der 90er Jahre wurden die ersten PCs bzw. PC-Schreibmaschinen eingeführt. Im August 1999 bin ich dann in die Verwaltung gewechselt und gehöre schon fast zum Inventar (lacht).

: Ihr begleitet das Weltkulturen MuOh ja. Ich habe damals noch im Schreibfür den wissenscha lichen Dienst zuständig war, habe ich daAls ich im Dezember 2004, direkt nach

heide schott: meiner Ausbildung, hier am Museum angefangen habe, war für mich natürlich alles neu, aber ich habe sehr schnell gemerkt, dass mir die Arbeit sehr viel Spaß macht, weil sie so abwechslungsreich und interessant ist. Im Laufe der Jahre sind einige Themen, wie z. B. Datenschutz oder neue Kassensysteme, dazugekommen und Arbeitsabläufe haben sich verändert, beispielsweise die Umstellung auf digitale Rechnungen. Sie sind vor allem komplexer und umfangreicher geworden. Nichtsdestotrotz bin ich gespannt, was es für Entwicklungen in der Zukun geben wird.

Datenschutz ben wird.

: Was sind die Besonderheiten in der Verwaltungsarbeit

wkn hier am Weltkulturen Museum? Und macht es für Euch einen Unterschied, ob ihr an einem ethnologischen Museum arbeitet oder in einem anderen Amt?

det zu sein und wollte auch nie wechseln in ein anderes Amt. hs: Ob es tatsächliche eine Besonderheit ist, kann ich nicht einschätzen, weil ich bisher noch an keinem anderen Museum gearbeitet habe, aber ich denke schon, dass das Internationale etwas Besonders ist. Ich persönlich nde es sehr interessant, wenn sich das Museum mit Themen auseinandersetzt und Menschen eine Plattform gibt, die der breiten Ö entlichkeit nicht bekannt sind. Zurzeit kann ich mir schwer vorstellen, in einem „klassischen“ Amt zu arbeiten. Mir würden wahrscheinlich die Vielfalt und die Abwechslung der Themen fehlen. wkn: Heide, du bist für eine der meistverkau en Postkarten des Museums verantwortlich. Erzähl uns doch, wie es dazu kam! hs: Ich bin schon im Kindesalter regelmäßig mit meiner Oma verreist. Somit war es für mich überhaupt keine Frage, ihren Wunsch „Bis zum 80. Geburtstag will ich in Kuba gewesen sein“ zu erfüllen. Im Dezember 2017 war es dann, so weit und ein besonderes Highlight war die Fahrt mit dem Oldtimer inklusive Cocktailpause. Kurz darauf wurde zum Call für die Ausstellung „Grey is the new Pink – Momentaufnahmen des Alterns“ aufgerufen. Das entstandene Bild hat super zu dem Thema gepasst, meine Oma war mit der Teilnahme einverstanden und so hat alles seinen Weg genommen. Das war das i-Tüpfelchen für sie. wkn : Susanne, was ist Dir besonders in Erinnerung geblieben? sb: Da gibt es eine ganze Menge, dass ich mich gar nicht entscheiden kann: Zum einen natürlich unsere tollen Ausstellungserö nungen, aber auch die Konzerte der Rapper Brô MCs im Museumspark. Die Musik habe ich auf meinem Handy und höre sie o beim Joggen. Dann natürlich die Orakelsitzung mit Doté Amilton, einem Priester aus Brasilien, der für eine Zeit lang Gast im Museum war oder auch die Performance von Ayrson Heráclito. Natürlich gibt es noch so viel mehr. All die unterschiedlichen Künstler*innen oder Gruppen aus so vielen verschiedenen Kontinenten, das ist schon immer wieder eine Bereicherung.

sb:

Verwaltung im Museumsbereich hat man ganz viele verschiedene Anforderungen zu erfüllen: Personalverwaltung, Rechnungsführung, Werkverträge mit Künstler*innen, Leihverkehr mit internationalen Leihgebern/Leihnehmern. Und allein die Organisation der Transporte von Übersee hierher und umgekehrt. Alle diese Aufgaben sind zwar sehr umfangreich und zeitintensiv, aber man hat so viele verschiedene Aufgabengebiete abzudecken. Das ist sehr interessant und fordert einen immer wieder heraus. Ich bin froh, gerade hier im Museum in der Verwaltung gelan-

Das macht sogar einen sehr großen Unterschied. In der Ich bin froh, gerade hier im Museum in der Verwaltung gelan-

Susanne Becker absolvierte ihre Ausbildung bei der Stadt Frankfurt und ist seit 1989 am Weltkulturen Museum tätig.
Susanne
Becker did her training with the City of Frankfurt and Bio: Bio:
20
has been working for the museum since 1989. 33 18 23. Heide Schott. Foto: Wolfgang Günzel 24. Foto: Wolfgang Günzel

weltkulturen news: Vervollständigt doch bitte diesen Satz für uns: Ein Leben im Gleichgewicht bedeutet für mich …

susanne becker:

… ein Leben im Gleichgewicht bedeutet für mich ein gutes Team um mich zu haben und natürlich meine Familie.

heide schott :

… Familie und das Berufsleben sind im Gleichgewicht und der Spaß und die Freude sind nicht auf der Strecke geblieben.

weltkulturen news: Can you complete this sentence for us please: For me, a life in balance means …

susanne becker: … as far as I’m concerned, a harmonious life is about having a good team around me, and of course my family too.

heide schott : … there’s a balance between my family life and my career, and fun and joy aren’t falling by the wayside.

susanne becker has been working in the administration department at the weltkulturen museum for the last thirty-three years, while heide schott has been part of the team for eighteen years. the two of them are responsible for ensuring that it all runs smoothly behind the scenes: everything from contracts to international payments and all kinds of organisational matters.

weltkulturen news You’ve both spent at least half your life with the Weltkulturen Museum. A lot must have changed in that time?

susanne becker: Very much so. I started o as a typist, because I’d just completed my training with the municipal authorities as a shorthand secretary. Professor Josef Franz Thiel, who was the director at the time, would dictate something and I’d write it down in shorthand and then type it out on the typewriter. But at the time I mainly took care of scholarly matters, so I would transcribe letters from audio recordings using headphones or type out handwritten material. In retrospect it was a real hassle, but there weren’t any computers back then. If you made a typo you had to write the whole letter again; the rst PCs and electronic typewriters were only introduced in the mid1990s. In August 1999 I transferred to the admin department, and since then I’ve basically been part of the furniture (laughs).

heide schott: I started working at the museum in December 2004, immediately a er completing my training, so it all felt completely new, of course. But I very quickly realised that the work was fun because it’s so varied and interesting. Over the years a few new aspects such as data protection have been added to the job, and some of the working processes have changed, like the shi to digital invoices. In general, the role has become more complex and comprehensive. But despite that I’m excited to see how things will develop in the future.

wkn: What’s so unique about working in the administration here at the Weltkulturen Museum? And does it make any di erence for you whether you work at an ethnological museum or in some other kind of o ce?

sb: It actually makes a huge di erence to me. The requirements of the role are so diverse in museum administration: HR admin, invoicing, contracts for services performed by artists, correspondence about loans with lenders and borrowers in other countries. Just organising transport from abroad and vice versa is a massive undertaking. Each of these individual tasks is broadly de ned and takes up a lot of time, but you’re responsible for so many di erent areas too. It’s all incredibly interesting as well as being a constant challenge. I’m happy I landed here in the museum administration and I’d never want to transfer to a di erent division.

hs: I can’t say if it’s unique or not because I’ve never worked in another museum, but I do think the international aspect is something special. I personally nd it really interesting when

a museum tackles issues and gives a platform to people who aren’t well known by the general public. At the moment I can’t really imagine working in a more “conventional” o ce. I think I’d probably miss the sheer diversity and the variety of topics.

wkn: Heide, you’re responsible for one of the best-selling postcards at the museum. Can you tell us how that came about?

aren’t I hs:

Even as a child I regularly went travelling with my grandmother. So there was no question in my mind that I would grant her wish “to have been to Cuba by my eightieth birthday”. One highlight of our trip there in December 2017 was a drive in a vintage car, including a break for cocktails. Shortly a er that, a call went out for [images for] the exhibition “Grey is the New Pink. Moments of Ageing”. The picture that ended up being used was perfect for the subject matter, my grandma was happy to be a part of it, and so that’s how it all happened. It was like the icing on the cake for her.

wkn: Susanne, what particular memories do you have?

There have been so many I can’t really decide: our wonderful exhibition openings, of course, but also the concerts by the rapper Brô MCs in Museumspark. I have the music stored on my phone and I o en listen to it when I’m out jogging. Then of course there was the oracle session with Doté Amilton, a priest from Brazil who guested at the museum for a while, and the performance by Ayrson Heráclito. Needless to say, there’s so much more besides. All the di erent artists and groups from so many di erent continents, it keeps on being such a positive expe-

One highlight of our trip there in December 2017 was a drive went that to sb: but of for rience.

Heide Schott absolvierte ihre Ausbildung bei der Stadt Frankfurt und ist seit Dezember 2004 am Weltkulturen Museum in Heide Schott did her training with the City of Frankfurt and has been in the administration department of the Weltkulturen
der Verwaltung tätig. Museum since 2004. Bio: Bio:
24.

Dr. Eva Ch. Raabe (*1957) studierte an der Universität Göttingen Ethnologie. 1985 wurde sie von Josef Franz Thiel als OzeanienKustodin des Weltkulturen Museums Frankfurt am Main eingestellt. Seit 2015 leitet sie das Museum. Ihre thematischen Spezialgebiete sind Kunstethnologie und Material Culture Studies. 1998/99 war sie International Research Fellow am Centre of Cross-Cultural Research an der Australian National University in Canberra. Sie arbeitete mit zeitgenössischen Künstlern in Papua-Neuguinea und beschä igte sich mit deren Rezeption durch ein europäisches Publikum.

Dr. Eva Ch. Raabe (b. 1957) studied ethnology at Georg-August Universität Göttingen. In 1985 she was employed by Josef Franz Thiel as curator for Oceania at the Weltkulturen Museum in Frankfurt am Main. Since 2015 she has been the director. Her specialisations are the ethnology of art and material culture studies. In 1998/99, Eva Raabe was the recipient of an international research fellowship at the Australian National University’s Centre of Cross-Cultural Research in Canberra. She worked with contemporary artists in Papua New Guinea and explored their reception by a European audience.

explored their reception by a European audience.

25. Josef Franz Thiel, Demokratische Republik Kongo, 1962.

Fotograf unbekannt.

Sammlung Weltkulturen Museum

26. Josef Franz Thiel neben einem Termitenbau, Demokratische Republik Kongo, 1961.

Fotograf unbekannt.

Sammlung Weltkulturen Museum

27. Josef Franz Thiel bei seinem Geburtstag 2021. Foto: Eva Raabe

ehemaliger museumsdirektor josef franz thiel begeht neunzigsten geburtstag / former museum director josef franz thiel celebrates his ninetieth birthday

Bio: Bio: 25. 26.
22

Eva Ch. Raabe / A Tribute by Eva Ch. Raabe

Am 18. September feierte Josef Franz Thiel, der von 1985 bis 1998 das Weltkulturen Museum leitete, seinen 90. Geburtstag. Das möchten wir hier zum Anlass nehmen, seine Verdienste um unser Haus zu würdigen. Unter seiner Direktion durchlief das Weltkulturen Museum eine bedeutende Zeit des Au ruchs, in der er sowohl die inhaltliche Ausrichtung des Museums entscheidend prägte als auch dessen heute zur Verfügung stehende Infrastruktur maßgeblich au aute.

Wert auf das wissenscha liche Pro l des Hauses und warb mehrfach Drittmittel für Projekte bei der Deutschen Forschungsgemeinscha ein. Schließlich wurden die beiden Nachbarvillen am Schaumainkai hinzugewonnen und renoviert sowie der größte Teil der Sammlungen in ein neues technisch gut ausgestattetes Magazin im Frankfurter Osten umgelagert.

Und wieder berichtet Thiel selbst am eindrucksvollsten von seinem Einsatz für das Museum – daher auch hier wieder eine Leseempfehlung: „Zur neueren Geschichte des Museums für Völkerkunde“ in „Ansichtssachen. Ein Lesebuch zu Museum und Ethnologie in Frankfurt am Main“ (2004, S. 168–186). In diesem Rückblick anlässlich des 100jährigen Jubiläums des Weltkulturen Museums beschreibt der Autor, wieviel Mühe, Überlegung und Detailarbeit in all diesen Planungen, Umbauten, Renovierungen und Sammlungsumzügen steckten. Ebenso wird daraus deutlich, wie viel Energie und Arbeit Thiel in die Planung des ihm bei Stellenantritt in Aussicht gestellten Museumsneubaus investierte und was für eine große Leistung es war, auch nach der städtischen Absage dieses Projekts mit unvermindertem Engagement weiter an der Fortentwicklung des Museums zu arbeiten.

turen Museum from 1985 to 1998, celebrated his

Josef Franz Thiel, the director of the Weltkulturen Museum from 1985 to 1998, celebrated his 90th birthday on 18 September. We think that’s a great opportunity to acknowledge everything he achieved at the museum. Under his leadership the Weltkulturen Museum entered a remarkable new era, when he decisively in uenced the direction the museum took in terms of its content, but also signi cantly expanded the infrastructure into its current form.

and two more jobs were created in the res-

Als gebürtiger Donauschwabe erfuhr Thiel schon als Kind und Jugendlicher Krieg, Vertreibung und Internierung. 1953 trat er den Steyler Missionaren (Societas Verbi Divini, Gesellscha des Göttlichen Wortes) bei, einer Ordensgemeinscha , die christliche Mission mit ethnologischer Forschung verknüp . So erhielt er während seines Theologiestudiums als Novize im Missionshaus St. Gabriel auch eine ethnologische Ausbildung. Nach Abschluss seiner Studien wurde Thiel 1961 als Missionar in die damalige Republik Kongo entsandt. 1964 studierte er dann Soziologie an der Sorbonne in Paris und wurde im Fach Ethnologie promoviert. Für das Anthropos-Institut des Missionshauses St. Augustin bei Bonn arbeitete er als Redakteur der großen ethnologischen Fachzeitschri Anthropos und leitete das zugehörige Museum Haus der Völker und Kulturen. Nach seiner Habilitation 1974 lehrte er außerdem an der Universität Bonn.

Als unbedingt lesenswert sollen hier zwei Bücher Thiels empfohlen werden: „Fremd –Zu Hause. Eine donauschwäbische Kindheit 1932–1947“ (Wien 2012) und „Jahre im Kongo: Missionar und Ethnologe bei den Bayansi“ (Frankfurt 2001). Diese eindrucksvollen autobiogra schen Werke machen deutlich, wie sehr die Kindheit inmitten verschiedener ethnischer Gruppen mit unterschiedlichen Sprachen und die Missionsarbeit während einschneidender politischer Veränderungen im Kongo den Autor für die Ethnologie und die internationale Arbeit in einem Weltkulturen Museum sowie überhaupt für den zwischenmenschlichen Austausch mit ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten prädestinierten.

As a native ”Danube Swabian” (a member of the ethnic German-speaking population of south-eastern Europe), Thiel experienced war, displacement and internment while still a child and teenager. In 1953 he joined the Steyler Missionaries (the Societas Verbi Divini, or Society of the Divine Word), a religious order which combined Christian missionising with ethnological research. It meant that while studying theology as a novice at the St. Gabriel mission house he also received training in ethnology. A er nishing his studies, Thiel was sent as a missionary to what was then the Republic of Congo in 1961. In 1964 he studied sociology at the Sorbonne in Paris and did his doctorate in ethnology. He worked for the Anthropos Institute at the St. Augustin mission house near Bonn as an editor for the major ethnological journal “Anthropos” and was the director of the associated museum, Haus der Völker und Kulturen. A er completing his “Habilitation” (post-doctoral lecturing quali cation) in 1974 he also taught at Bonn University.

the curatorial team on permanent contracts, and two more jobs were created in the restoration department. Moreover, an extensive library of specialist literature and a comprehensive image archive were also set up. In general, Thiel placed a great deal of value on the museum’s research pro le, and he procured project funding from the German Research Foundation on multiple occasions. Ultimately, the two villas neighbouring the main building on Schaumainkai were also renovated and added to the museum, and most of the collections were relocated to a new storage depot in eastern Frankfurt with superior technical facilities.

biogra schen Werke machen deutlich, wie sehr

Als Thiel 1985 von der Stadt Frankfurt zum Direktor des damaligen Museums für Völkerkunde ernannt wurde, gab es nur ein Haus, die Villa am Schaumainkai 29, mit der Ausstellungs äche und wenigen im Dachgeschoss darüber eingerichteten Büros. Das völlig renovierungsbedür ige zugehörige Kutscherhaus beherbergte die Restaurierungswerkstätten und der größte Teil der Sammlungen war in einer nicht klimatisierten Industriehalle im Osthafen ausgelagert. Der wissenscha liche Dienst bestand aus zwei Stellen, die Restaurierung nur aus einer. Schritt für Schritt und Jahr um Jahr erweiterte Thiel zielstrebig die räumliche und personelle Situation und damit den Handlungsspielraum des Museums. Ausstellungsächen und Werkstätten wurden renoviert und technisch besser ausgestattet, für die Kustodie der Sammlungsbereiche Ozeanien und Südostasien feste wissenscha liche Stellen geschaffen, die Restaurierungsabteilung wurde um zwei Stellen erweitert, eine umfangreiche Fachbibliothek und ein wissenscha liches Bildarchiv aufgebaut. Überhaupt legte Thiel großen

Thiel verstand es gut, das gesamte Museumsteam zu motivieren und für neue Inhalte zu begeistern. So etablierte sich unter seiner Führung der Kulturvergleich als didaktische Methode, die bis heute den im Weltkulturen Museum konzipierten Ausstellungen zu Sachthemen von allgemeiner gesellscha licher Bedeutung zugrunde liegt. Als Thiel 1986 die außereuropäische zeitgenössische Kunst grundsätzlich zu einem Sammelschwerpunkt erklärte, setzte er damit einen bedeutenden Meilenstein für die inhaltliche Arbeit des Museums. Unter seiner Leitung wurde 1997 die Galerie 37 begründet, die Künstler*innen des globalen Südens, die damals bei westlichen Kunstmuseen noch keine Beachtung fanden, eine Plattform bot. Dieses Projekt wurde im Rahmen der Weltdekade für kulturelle Entwicklung von der mit einem Prädikat ausgezeichnet. Heute gibt es die Galerie 37 nicht mehr, denn Kooperationen mit zeitgenössischen Künstler*innen und Präsentationen ihrer Werke sind grundsätzlich zu einem festen integralen Bestandteil aller Projekte des Weltkulturen Museums geworden. Doch die Galerieausstellungen der 1990er Jahre waren vielbeachtete, innerhalb der damaligen Museumsethnologie seltene Pionierleistungen und für die weitere Entwicklung des Weltkulturen Museums richtungs-

Thiel verstand es gut, das gesamte Museumszu einem Sammelschwerpunkt erklärte, setzte die inhaltliche Arbeit des Museums. Unter sei-

the Sorbonne in Paris and did his doctorate in tute at the St. Augustin mission house near mended at this point because they are too good 1947; Vienna 2012) and “Jahre im Kongo: Misat

Two books by Thiel just have to be recommended at this point because they are too good to miss out: “Fremd – Zu Hause: Eine donauschwäbische Kindheit 1932–1947” (Foreign – at Home: A Danube-Swabian Childhood 1932–1947; Vienna 2012) and “Jahre im Kongo: Missionar und Ethnologe bei den Bayansi” (The Years in Congo: Missionary and Ethnologist with the Bayansi; Frankfurt 2001). These impressive autobiographical works underline how his background – a childhood spent amidst various ethnic groups, each with their own languages, combined with his missionary work at a time of radical political change in Congo – predestined the author not merely for a career in ethnology, working at an international level in a museum dedicated to the cultures of the world, but also for conducting interpersonal dialogue with some highly diverse individuals.

kade für kulturelle Entwicklung von der unesco und Präsentationen ihrer Werke sind grund1990er Jahre waren vielbeachtete, innerhalb weisend.

Ohne jeden Zweifel trägt das Museum, so wie wir es heute kennen, die Handschri Josef Franz Thiels, die auch noch 24 Jahre nach seiner Zeit als Direktor deutlich lesbar ist!

Zeit als Direktor deutlich lesbar ist!

as director of the then Museum für Völkerkunde who worked there, thereby giving the museum

Once more, it is Thiel himself who delivers the most impressive account of his actions on behalf of the museum – and that leads me to make a further recommendation for you to read: “Zur neueren Geschichte des Museums für Völkerkunde” in “Ansichtssachen: Ein Lesebuch zu Museum und Ethnologie in Frankfurt am Main” (2004, pp. 168–86). In this book commemorating the centenary of the Weltkulturen Museum, the author describes the amount of e ort, thought and detailed work that went into all these plans, modi cations, renovations and collections being moved around. It similarly shows how much energy and work Thiel invested in planning the brand new museum building which had been promised when he accepted the job, and what a huge achievement it was to maintain the same level of enthusiasm for improving the museum a er the city had cancelled the construction project.

behalf of the museum – and that leads me to memorating the centenary of the Weltkulturen and collections being moved around. It simiaccepted the job, and what a huge achievement

Oceania and South-East Asia collections joined

When the city of Frankfurt appointed Thiel as director of the then Museum für Völkerkunde in 1985, there was only the one building: a villa at Schaumainkai 29 comprising the exhibition areas and a few rooms in the attic which were set up as o ces. The adjoining Kutscherhaus housed the restoration workshops, but was itself in need of complete renovation, and most of the collections were stored in a non-climatecontrolled industrial warehouse at the city’s Osthafen port. Two members of sta were responsible for scholarly matters, while there was only one post for restoration work. Step by step, year by year, Thiel single-mindedly expanded the available space and the number of people who worked there, thereby giving the museum greater scope for action. The display areas and workshops were renovated and the technical equipment was improved. Specialists for the Oceania and South-East Asia collections joined

Thiel knew how he could motivate the whole museum team and ll them with enthusiasm for new topics. Cultural comparison was established as a didactic method under his management, and to this day it still underpins exhibitions created by the Weltkulturen Museum on themes that are of general importance for society. When Thiel declared in 1986 that contemporary non-European art would form a key focus of the collections, it was a milestone decision for the direction that the museum’s content would take. And he was at the helm in 1997 when Galerie 37 was set up to give artists from the Global South a platform, at a time when they were still being ignored by Western art muunesco ject as part of its World Decade for Cultural Development programme. Galerie 37 no longer exists today because co-operating with contemporary artists and displaying their works has become a xed and inherent aspect of all Weltkulturen Museum projects. But the gallery’s exhibitions in the 1990s were rare pioneering achievements that attracted a great deal of attention, and they signposted the direction that the Weltkulturen Museum would continue

Thiel knew how he could motivate the whole agement, and to this day it still underpins exWeltkulturen it tent would take. And he was at the helm in 1997 the Global South a platform, at a time when seums. unesco bestowed an award on the proDevelopment programme. Galerie 37 no longer Weltkulturen Museum projects. But the galthat the Weltkulturen Museum would continue to take. teristic signature of Josef Franz Thiel, which is

There is absolutely no doubt that the museum as we know it today re ects the characteristic signature of Josef Franz Thiel, which is still very easy to spot twenty-four years later!

WÜRDIGUNG / APPRECIATION

Kra des Tanzes

28. WELTKULTUREN MUSEUM

tanzpädagogin

The invigorating power of dance

lung bildung und a conversation between dance ashanti and from the museum’s education departement

Du hast Umweltmanagement studiert und Ich komme aus einem Dorf, in dem die Wasser-

endete

julia albrecht: jetzt leitest du eine Tanzschule. Wie kamst du zum Tanz? ashanti: versorgung ein Problem war. Die Bevölkerung musste das Wasser entweder aus einem Brunnen schöpfen oder weite Wege laufen, um mehr Wasser zu besorgen. Neben dem Palmenanbau wurden die wenigen verbliebenen Reserven durch illegale Anp anzungen kontaminiert. Wie eine Heldin dachte ich damals also, ich müsste etwas für mein Volk tun und beschloss daher, Umweltmanagement zu studieren. Ich wusste, dass dies nicht meine Leidenscha war, denn Tanzen war schon als Kind meine Berufung. Nachdem ich mein Studium abgeschlossen und in diesem Bereich gearbeitet habe, um unter anderem die Wasserversorgung in meinem Dorf zu verbessern, beschloss ich, meiner wahren Leidenscha – dem Tanz – nachzugehen. Das Schöne daran ist, dass meine künstlerische und choreogra sche Arbeit viel mit der Umwelt zu tun haben, auch wenn ich nicht direkt in diesem Bereich tätig bin. Ein Beispiel dafür ist der Kurz lm „Blick in den Spiegel“, der ursprünglich als Bühnenstück konzipiert war, aber aufgrund der Pandemie als Kurz lm endete und sich mit den natürlichen Ressourcen der Erde und dem Verhalten der Menschen beschä igt. Ich bin sehr stolz auf das Ergebnis und wir haben bei unseren Live-Übertragungen überragendes Feedback erhalten. Heute betreibe ich meinen eigenen Tanzraum, in dem es nicht nur um Bewegung, sondern auch um Ermächtigung, Begegnung und Resilienz geht.

ja:

Kannst Du das noch ein bisschen mehr ausführen? a:

Die Tanzschule zielt insbesondere darauf ab, Frauen, Afrokinder und Menschen mit Migrationshintergrund durch Bewegung zu stärken. Ein weiteres Ziel ist die Unterstützung von Frauen im Unternehmertum. Dafür konzentriere ich mich auf die Weiterbildung der Frauen in ökologischem Unternehmertum und bei ihren persönlichen Finanzen auf Ahnenbasis. Wenn ich von den persönlichen Finanzen unserer Vorfahren spreche, meine ich die Art und Weise, wie unsere Großmütter und Großväter mit Geld umgingen und es sparten. Sie betrieben Tauschhandel und es herrschte große Solidarität, wenn beispielsweise gemeinsam das Haus eines Onkels, einer Freundin oder einer Großmutter zu bauen war. All diese wertvollen Beiträge haben mit ökologischer, solidarischer und wirtscha licher Nachhaltigkeit zu tun und das ist das Ziel dieser Initiative. Auch die bewusste Bewegung durch neurolinguistisches Programmieren (NLP) gehört dazu. Außerdem biete ich Tanz- und Bewegungsunterricht an, bei dem Kinder und Erwachsene vielseitig und mit Spaß ihre Körper auf neue Art kennenlernen können.

ja:

Weltkulturen Museum geleitet. Kannst Du uns etwas darüber erzählen?

grammieren (NLP) gehört dazu. Außerdem biete ich Tanz- und Du hast die Kinderworkshop-Reihe „In Bewegung“* im a: Die

Die Höhepunkte des Workshops „In Bewegung“ waren die lebha en Kinder, die mit Begeisterung andere Kulturen kennenlernen wollten. Das Beste von allem war, dass wir von Carlotta begleitet wurden, einem 13-jährigen Mädchen, dessen kleiner Körper es ihr nicht erlaubte, die vorgeschlagenen Bewegungen auszuführen. Sie lud uns daher ein, uns in ihren Körper zu versetzen und uns auf eine andere Art zu bewegen. Die Kinder waren erstaunt über diese neue Sprache und die neuen Bewegungen, die Carlotta uns lehrte.

Heilung durch meine Arbeit bedeutet: Meinen Körper, meinen Geist und meine Seele in Einklang zu bringen; sie miteinander tanzen zu lassen, mit dem Blick zu fühlen, mit dem Körper zu hören. Ein Leben im Gleichgewicht bedeutet für mich Ziel ndung. Denn wenn ich meine Mission gefunden habe, erlebe ich Liebe und Leidenscha . Wenn du das in deinem Leben hast, sind dein Geist und dein Körper in völligem Gleichgewicht. Apropos Gleichgewicht: Gefühle im Gleichgewicht zu haben, ist ein wesentlicher Bestandteil einer gesunden körperlichen, emotionalen und geistigen Intelligenz.

ja: Was bedeutet healing für Dich und Deine Arbeit? a: für

*Gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des „Au olpakets“.

You studied environmental management and now you’re the head of your own dance school. How did you ge

I come from a village where the water supply was a real issue. The people who live there were forced to either get water out of a well or walk long distances to get more. The few remaining reserves [of water] were contaminated not only by the cultivation of palm trees but also by illegal planting. Back then I thought I had to act the hero and do something for my people, so I decided to study environmental management. I knew it wasn’t something I felt passionately about, because dance had been my true calling since childhood. A er I graduated and had worked in my area of study, so I could improve the water provision in my village, among other things, I decided to pursue my true passion: dancing. The wonderful thing is that my work as an artist and choreographer has a lot to do with the environment, even though I’m not directly active in that sector. One example of this is the short lm “Blick in den Spiegel” (Look in the Mirror), which was originally devised as a theatrical piece – but the pandemic meant that it ended up as a short lm instead. It’s all about the earth’s natural resources and people’s behaviour. I’m really proud of the result, and we’ve had incredible feedback from our live broadcasts. Today I run my own dance studio, where the focus isn’t just on movement but also on empowerment, coming together, and resilience.

Can you say a bit more about that?

julia albrecht : get into dance? ashanti: water out of a well or walk long distances to get more. The few but something A a ja: a: movement.

The dance school is aiming in particular to empower women, children of African heritage, or people from migrant backgrounds through the medium of movement. A further goal is supporting women as entrepreneurs. So I’m focusing on training women to run businesses on an ecological basis and deal with their personal nances on an ancestral basis. When I talk about the personal nances of our ancestors, I mean the approach our grandmothers and grandfathers took to money, and how they saved it. They bartered goods, and people showed a huge amount of solidarity in coming together to build a house for an uncle or a friend or a grandmother, for instance. All these invaluable contributions are connected through ecological and economic sustainability on the basis of mutual support, and that’s the aim of our initiative. Using NLP to develop an awareness of how you move is a part of it too. On top of all that, I run dance and exercise classes where children and adults can learn about their bodies in an entirely new way that’s both varied

You ran the “In Bewegung”* (Keep Moving) series of workshops for children at the Weltkulturen Museum. Can you tell us

The highlight of the “In Bewegung” workshop was the lively children, who were full of enthusiasm about getting to know other cultures. Best of all, we had Carlotta there, a 13-yearold girl whose little body didn’t allow her to follow the suggested movements. So she invited us to imagine ourselves in her body and move in a totally di erent way. The children were astonished to learn this new language and the new movements mean for you and your work?

training women to run businesses on an ecological basis and economic sustainability on the basis of mutual support, and about their bodies in an entirely new way that’s both varied and fun. ja: something about that? a: to that Carlotta taught us. ja: What does healing a: my and ni cant aspect of a healthy physical, emotional and spiritual intelligence.

In terms of my work, healing means: harmonising my body, my spirit and my soul; allowing them to dance with each other, feeling with my gaze, listening with my body. I think a life lived in harmony means having goals, because when I’ve found my mission I experience love and passion. When you have that in your life, your spirit and body are in complete balance. Talking of balance: when your feelings are in harmony it’s a signi cant aspect of a healthy physical, emotional and spiritual * Financed by the “Recovery Project” of the Federal Ministry for Family Affairs, Senior Citizens, Women and Youth.

28.
GESPRÄCH / CONVERSATION
lehrerin und Personal Trainerin mit mehr als zehn Jahren Erfahrung. In ihrer Tanzschule in Frankfurt am Main bietet sie Tanzkurse, Coaching und Kindergeburtstag für die ganze Familie an (www.ashantidance.com). Ashanti is a state-certi ed dance teacher, a life coach, yoga teacher and personal trainer with more than ten years of experience. In her dance school in Frankfurt am Main she o ers dance courses, coaching and children’s birthday parties for the whole family (www.ashantidance.com). Bio: Bio:

Weltkulturen Museum Schaumainkai 29 60594 Frankfurt am Main Tel. 0049 (0)69 212 31510 weltkulturen.museum@stadt-frankfurt.de

Weltkulturen Labor Schaumainkai 37 60594 Frankfurt am Main

Ö nungszeiten Mo und Di geschlossen Mi 11-20 Uhr Do – So 11 – 18 Uhr

Eintrittspreise

Eintritt Museum: 7€ / 3,50€

Eintritt Labor: 3€ / 1,50€

Jeden letzten Samstag im Monat ist der Eintritt in die Ausstellungen kostenfrei.

Freier Eintritt Kinder bis zum 18. Geburtstag, Freundeskreismitglieder, ICOM-Mitglieder, Inhaber von MuseumsuferCard und –Ticket, Studierende der Frankfurter Hochschulen

Folgende Personen haben ermäßigten Eintritt Studenten und Auszubildende, Arbeitslose, Schwerbehinderte ab 50%, Gruppen ab 20 Personen.

Für Inhaber des Frankfurt-Passes und des Kulturpasses sowie für Personen mit Flüchtlingsstatus gilt ein reduzierter Eintritt von 1€. Entsprechende Dokumente müssen vorgelegt werden.

Weltkulturen Bibliothek Schaumainkai 35 60594 Frankfurt am Main Tel. 069 212 34349 weltkulturen.bibliothek@stadt-frankfurt.de

Ö nungszeiten: Nach Vereinbarung

News ash

Monatlich informiert Sie unser News ash über unsere aktuellen Veranstaltungen. Anmeldung unter www.weltkulturenmuseum.de/de/ kontakt/newsletter

Werden Sie Mitglied im Freundeskreis!

1993 gegründet, begleitet und fördert der Freundeskreis des Weltkulturen Museums die vielfältigen Aktivitäten des Hauses. Für Mitglieder ndet am zweiten Donnerstag eines jeden Monats um 19 Uhr ein Tre en in der Villa 35 des Weltkulturen Museums statt. Der Jour xe bietet den Rahmen für einen lebendigen Austausch von Meinungen und trägt zu einem tieferen Verständnis der Weltkulturen bei. Geschä sführender Vorstand Vorsitzende: Adelheid Tröscher Stellvertretende Vorsitzende: Dr. Peter Wilke und Dr. Uwe Tessmar Weitere Informationen unter www. weltkulturenmuseum.de/de/freundeskreis

SO FINDEN SIE ZU UNS

Mit ö entlichen Verkehrsmitteln U-Bahn U1, U2, U3, U8 (Schweizer Platz), U4, U5 (Willy-Brandt-Platz); Straßenbahn 15, 16 (Schweizer Platz/ Gartenstraße)

Mit dem Auto Für Menschen mit eingeschränkter körperlicher Mobilität gibt es Parkmöglichkeiten. Bitte anmelden! (Außer bei Veranstaltungen)

Bitte beachten Sie, dass der Zugang zu den Ausstellungen nicht barrierefrei ist.

Weltkulturen Museum Schaumainkai 29 60594 Frankfurt am Main Tel. 0049 (0)69 212 31510 weltkulturen.museum@stadt-frankfurt.de

Weltkulturen Labor Schaumainkai 37 60594 Frankfurt am Main

Opening hours Closed on Monday and Tuesday Wed 11am – 8pm Thurs – Sun 11am – 6pm

Admission Fee Museum: €7 / €3.50 Labor: €3 / €1.50 Free admission every last Saturday of the month

Free admission

Children and young adults up to 18 years old, members of the Friends of the Museum, ICOM members and Museumsufer-Card and –Ticket holders, students of the universities of Frankfurt am Main

Concessions

School and university students, apprentices, unemployed persons, persons with disabilities and groups of at least 20 persons. For owners of the Frankfurt-Pass (Frankfurt passport) or the Kulturpass (culture passport) as well as for refugees who can verify their refugee status applies a reduced admission fee of €1.

Weltkulturen Library Schaumainkai 35 60594 Frankfurt am Main Tel. 0049 (0)69 212 34349 weltkulturen.bibliothek@stadt-frankfurt.de

Opening hours: By appointment

News ash

Every month our News ash informs you about our current events. Registration at www.weltkulturenmuseum.de/ en/kontakt/newsletter

Become a member of the Friends of the Museum!

Workshops, Führungen und Kindergeburtstage

In den Vermittlungsangeboten des Weltkulturen Museums tauchen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer tiefer in die Themen der aktuellen Ausstellungen ein, erforschen die Sammlungsobjekte, setzen diese mit sich selbst in Beziehung und entwickeln daraus neue Ideen, Fragen und kreative Objekte. Ziel ist es, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene das Weltkulturen Museum als ihren Ort verstehen und diesen nicht nur besuchen, sondern sich ihn aneignen. Für Besucherinnen und Besucher jeder Altersgruppe bietet das Weltkulturen Museum verschiedene Überblicks- und Themenführungen sowie Workshops in der aktuellen Ausstellung an – auch in englischer Sprache.

In zahlreichen Kooperationsprojekten werden die Teilnehmenden zu Akteurinnen und Akteuren im Museum und diskutieren aktuelle gesellscha liche Themen. Für Schulen und Kitas gibt es von der Vorschule bis zur Oberstufe spezielle Führungs- und Workshopangebote. Für Lehrer*innen und Erzieher*innen bietet das Weltkulturen Museum Einführungen in aktuelle Ausstellungen und Fortbildungen an. Auch Kindergeburtstage können im Weltkulturen Museum gefeiert werden. Ausgehend von der Bildungssammlung zum Anfassen, gestalten die Kinder Masken, Batiken oder ergründen das Spiel der Schatten. weltkulturen.bildung@stadt-frankfurt.de 069 212 39898

Tours, workshops and Children’s birthday parties

The Weltkulturen Museum’s education programme o ers visitors the chance to explore the subjects and themes in the current exhibition in greater depth, to research the objects, and to create their own connections with the collection, thus developing new ideas, questions or creative objects. We want children, young people and adults to see the Weltkulturen Museum as somewhere that belongs to them – not simply visiting the museum, but making it their own. The Weltkulturen Museum o ers guided tours and workshops for all age groups in the current exhibition. Some are also held in English. In numerous cooperation projects, participants become actors in the museum and discuss current social issues and topics.

IMPRESSUM: Herausgeber: Weltkulturen Museum, Stadt Frankfurt am Main, Schaumainkai 29–37, 60594 Frankfurt am Main • Texte: Julia Albrecht, Ashanti, Susanne Becker, Julia Friedel, Laura Heidemann, Renate Lindner, Mareike Mehlis, Alice Pawlik, Eva Raabe, Julia Rajkovic-Kamara, Heide Schott, Felix Schwarz, Christine Sturm, Mona Suhrbier, Kristina Werner • Redaktion: Christine Sturm, Julia Rajkovic-Kamara • Lektorat: Margit Zimmler, Vera Kern • Gestaltung: Studio Michael Satter • Schri en: Rosart (Camelot) und Simon Mono (Dinamo) • Druck: Frankfurter Societäts-Druckerei • Lithogra e: Michael Schulz, ORT Studios Frankfurt • Übersetzungen: Nicola Morris • LGBTQ: Unser Ziel ist es lesbare und zugleich gendersensibel formulierte Texte zu verfassen. Übersetzungen sollen zudem dem Originaltext möglichst gerecht werden ohne diskriminierend formuliert zu sein. Mit der von uns

IMPRINT : Editor: 60594 Frankfurt am Main • Texts:

Schaumainkai 35. This jour xe enables

The Friends of the Weltkulturen Museum (Freundeskreis des Weltkulturen Muwseums) support the institution and its wide range of activities. Members meet at 7pm on every second Thursday of the month in the Museum’s Villa at Schaumainkai 35. This jour xe enables a lively exchange of opinions and fosters a deeper understanding of the world cultures.

Board of directors

Chairwoman: Adelheid Tröscher Deputy chairmen: Dr. Peter Wilke

Chairwoman: Adelheid Tröscher

and Dr. Uwe Tessmar

www.weltkulturenmuseum.de/en/friends

Further information www.weltkulturenmuseum.de/en/friends

HOW TO FIND US

Public transport

U4, U5 (Willy-Brandt-Platz);

U-Bahn U1, U2, U3, U8 (Schweizer Platz), Tram 15, 16 (Schweizer Platz/Gartenstraße)

By car

Parking is available for persons with Please register ahead of your visit.

restricted physical mobility. (Except at events)

We regret that our exhibition space

is not handicapped accessible.

The Weltkulturen Museum o ers a range

The Weltkulturen Museum o ers a range of special tours and workshops for schools and day care centres from pre-school to senior grades. For educators and teachers, from pre-school to secondary level, the Weltkulturen Museum o ers introductions to current exhibitions and further training courses. Children’s birthday parties can also be held in the Weltkulturen Museum. Working with the education department’s special hands-on collection, children can create masks and batiks or build their own

weltkulturen.bildung@stadt-frankfurt.de

from pre-school to secondary level, the pinhole camera. 069 212 39898

Schwarz, • Editorial Sta : Christine Sturm, Julia Rajkovic-Kamara

• Proof Reading: Vera Kern • Design: Studio Michael Satter • Typefaces: (Dinamo) • Printed by: Frankfurter Societäts-Druckerei • Lithography: Studios Frankfurt Translations: yet text all

Weltkulturen Museum, Stadt Frankfurt am Main, Schaumainkai 29–37, Julia Albrecht, Ashanti, Susanne Becker, Julia Friedel, Laura Heidemann, Renate Lindner, Mareike Mehlis, Alice Pawlik, Eva Raabe, Julia RajkovicKamara, Heide Schott, Felix Schwarz, Christine Sturm, Mona Suhrbier, Kristina Werner Margit Zimmler Rosart (Camelot) und Simon Mono Michael Schulz, ORT Nicola Morris • LGBTQ: Our goal is to write readable and yet gendersensitive texts. In addition, translations should be as fair as possible to the original text without being discriminatory. With the spelling we choose, we address all gender identities.

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www.weltkulturenmuseum.de www.weltkulturenmuseum.de/en
Ö entliche Führungen Weitere Informationen nden Sie unter Public Guided Tours Further information at
SERVICE / SERVICE

TITEL: Harry Pinedo – Inin Metsa. El Yanapuma fondo diseno del rio (Der Yanapuma [spiritueller Jaguar] vor den Mustern des Flusses), 2022. Shipibo, Ucayali und Lima, Peru. Gesammelt von Mona Suhrbier, 2022. Acryl auf Leinwand. Sammlung Weltkulturen Museum. Foto: Wolfgang Günzel

TITLE: Harry Pinedo – Inin Metsa. El Yanapuma fondo diseno del rio (The Yanapuma [spirit jaguar] in front of river patterns), 2022. Shipibo, Ucayali and Lima, Peru. Collected by Mona Suhrbier, 2022. Acrylic on canvas. Collection Weltkulturen Museum. Photo: Wolfgang Günzel

Figure of a rooster. Benin Empire, Nigeria. Dealer: William Ockelford, Oldman Collection. Collection Weltkulturen Museum. Photo: Wolfgang Günzel

Box. Benin Empire, Nigeria. Dealer: J. F. G. Umlauff. Collection Weltkulturen Museum. Photo: Wolfgang Günzel

Ceremonial sword ‘Eben’. Benin Empire, Nigeria. Dealer: William Ockelford Oldman. Collection Weltkulturen Museum. Photo: Wolfgang Günzel

Group of figures. Benin Empire, Nigeria. Previous owner: Schaumburg. Collection Weltkulturen Museum. Photo: Wolfgang Günzel

Relief plaque. Benin Empire, Nigeria. Previous owner: Ernst Lippert. Collection Weltkulturen Museum. Photo: Wolfgang Günzel

Head in Udo style, Nigeria. Previous owner unknown. Collection Weltkulturen Museum. Photo: Wolfgang Günzel

Harry Pinedo – Inin Metsa. La Meditación del Ayahuasca (The Ayahuasca Meditation), 2022. Shipibo, Ucayali and Lima, Peru. Collected by Mona Suhrbier, 2022. Acrylic on canvas. Collection Weltkulturen Museum. Photo: Wolfgang Günzel

Alice Pawlik and Mona Suhrbier. Photo: Wolfgang Günzel

Alice Pawlik and Mona Suhrbier. Photo: Wolfgang Günzel

Exhibition view foyer “healing. Life in Balance”. Photo: Wolfgang Günzel

Exhibition view “healing. Life in Balance”, Installation on the theme of shamanism with stools and rattles from the Amazon region, Jaguar sculptures made by Guaraní artists and paintings by Harry Pinedo. Acquired by different collectors between 1954 and 2022. Collection Weltkulturen Museum. Photo: Wolfgang Günzel

12. Photo: Hans Cosmas Ngoteya & Justdiggit

Photo: Justdiggit

Photo: Tony Wild & Justdiggit

Photo: Tony Wild & Justdiggit

Photo: Justdiggit

Photo: Hans Cosmas Ngoteya & Justdiggit

Felix Schwarz. Photo: Jaydee Nujsongsinn

Exhibition view “healing. Life in Balance” with the partially animated film “The Beginning before the Beginning” based on photo reproductions from drawings made in 1977 by Feliciano Pimentel Lana. Photo: Wolfgang Günzel

Roldán Pinedo – Shoyan Shëca. Cedro. From the series “Solo Árboles” (Only Trees), 2020. Shipibo, Ucayali and Lima, Peru. Collected by Mona Suhrbier, 2020. Acrylic on canvas. Commissioned work for the Weltkulturen Museum Collection. Photo: Wolfgang Günzel

21. Arm jewellery. Feathers, monkey hair, fruit, beetle wings. From the cultural production of the Tukâno group, Uaupés/Vaupés region, Brazil/Colombia. Collected by Lothar Petersen, before 1959. Collection Weltkulturen Museum. Photo: Wolfgang Günzel

Susanne Becker. Photo: Wolfgang Günzel

Heide Schott. Photo: Wolfgang Günzel

Photo: Wolfgang Günzel

Josef Franz Thiel, Democratic Republic of the Congo, 1962. Photographer unknown. Collection Weltkulturen Museum

Josef Franz Thiel next to a termite burrow, Democratic Republic of the Congo, 1961. Photographer unknown. Collection Weltkulturen Museum

Josef Franz Thiel on his birthday in 2021. Photo: Eva Raabe

Workshop with Ashanti. Photo: Eray Aydin

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Der Jaguar gilt in Südamerika als Kra tier. Ein wichtiges mythisches Tier, das einerseits Gegenspieler der Menschen ist, andererseits selbst Teil der Menschen wird. Menschen haben Jaguarkrä e in sich, die sie zu disziplinieren lernen, also eine Art Übung in Selbstkontrolle und innerem Gleichgewicht. Die Kra des Jaguars machen sich Schaman*innen zunutze, sie zähmen ihn quasi und machen ihn zum respektierten Partner. Der Künstler Harry Pinedo, von dem das Weltkulturen Museum das auf der Titelseite abgebildete Jaguarbild für die Ausstellung „healing. Leben im Gleichgewicht“ angekau hat, fertigt auch Porträts von mythischen

Wesen an, halb Mensch, halb Jaguar. THE JAGUAR AS A POWER ANIMAL

In South America, the jaguar is regarded as a power animal. It’s an important mythical creature that is the opponent of human beings on the one hand while also an intrinsic part of a human on the other. People have jaguar powers within them that they learn to regulate, which requires them to practice self-control and inner harmony. Shamans use the power of the jaguar by taming it, as it were, and turning it into a respectable partner. The artist Harry Pinedo, from whom the Weltkulturen Museum has purchased the image of the jaguar depicted on the front cover for the exhibition “healing. Life in Balance”, also creates portraits of mythical

power of the jaguar by taming it, as it were, and turning it into a respectable partner. The artist Harry Pinedo, from whom

creatures that are half human, half jaguar.

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