Welthaus Jahresbericht 2017

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2017 Jahresbericht 2017

graz.welthaus.at

Welthaus. Wir stärken Menschen.


2 | Inhalt

3 Vorwort

14 Religionsfreiheit

4 Weltweit aktiv Länder / Projekte 2017

16 Unrecht beseitigen

6 7

Argentinien

Stärkung von Indigenen

8

Brasilien

Guatemala

20

Den Maya-Völkern eine Stimme geben

9 Laos Erhalt der Lebensgrundlagen 10

Workshops

19

Eine bessere Zukunft für Jugendliche

18 Gemeinsam lernen

Senegal

Mit Gartenbau aus der Armut

11 Slowakei Pastoralarbeit im Roma-Zentrum

Weltweite Zusammenhänge erkennen

21 22 24

Entwicklungspolitische Mediathek

Drehscheibe für Globales Lernen

Gäste aus Guatemala

Begegnungen, die bewegen

Veranstaltungen

Brisante Themen – freier Eintritt

Hilfswerke / Pfarren

Tätige Nächstenliebe

Tansania

25 Finanzen 2017

Ukraine

26 Spenden & helfen

12

Höhere Ernten – bessere Erträge

13

Bildungschancen und Arbeit für Jugendliche

Impressum Medieninhaber, Herausgeber, Verleger: Welthaus Diözese Graz-Seckau Bürgergasse 2, 8010 Graz Tel. +43 316 324556 E-Mail: graz@welthaus.at graz.welthaus.at

Titelfoto: Diese Kleinbäuerin lebt im Dorf Santhiou Béra im Senegal. Sie ist Mitglied einer Gruppe von Frauen, die sehr erfolgreich Gemeinschaftsgärten betreibt, um die Ernährung ihrer Familien zu verbessern (siehe S. 10) Foto: Zerche

Redaktion, Gesamtleitung: Christian Köpf Layout: Christian Köpf Druck: Druckhaus Thalerhof Fotos: Welthaus, Ernst Zerche, Thomas Bauer, Gerd Neuhold, Christian Köpf, Christine Reiter-Haas, Incupo, Verein Viden, privat F.d.I.v.: Dietmar Schreiner Rechtsform: Welthaus Diözese Graz–Seckau Entwicklungszusammenarbeit: Öffentliche juristische Person gemäß can.114 ff CIC. Verantwortlich für Spendenwerbung: Viktoria Schichl. Für Spendenverwendung: Agnes Truger. Für den Datenschutz: Dietmar Schreiner.


Vorwort | 3

Liebe Leserin, lieber Leser!

Ö

sterreichische und europäische Politik hat immer wieder negative Auswirkungen auf die Lebensbedingungen von Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern. Welthaus engagiert sich deshalb nicht nur durch die Finanzierung von Entwicklungsprojekten, sondern auch auf österreichischer und internationaler Ebene, um zum Abbau ungerechter Strukturen beizutragen und faire Rahmenbedingungen für alle Menschen zu schaffen. Ziel dieser Arbeit von Welthaus ist es, die Ernährungssouveränität, also das Recht aller Menschen auf gesunde und kulturell angepasste Nahrung, zu stärken. Der Zugang zu Land, Wasser und Saatgut ist die Basis dafür. Europäische Landwirtschafts-, Wirtschafts-, und Handelspolitiken haben aber vielfach negative Auswirkungen auf Entwicklungsländer und führen immer wieder dazu, dass Menschen diesen Zugang nicht haben. Hier gilt es, gestaltend einzugreifen. Daher setzt sich Welthaus für politische und

wirtschaftliche Rahmenbedingungen ein, die Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern den Zugang zu diesen Produktionsmitteln sicherstellen. Mit dem vorliegenden Jahresbericht möchten wir Ihnen einen Einblick in die Arbeit von Welthaus im Jahr 2017 geben. An ausgewählten Beispielen zeigen wir, wie unsere Projekte die Lebensbedingungen von Menschen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa verbessern konnten. Wir möchten auch zeigen, wie unsere anwaltschaftliche Arbeit sich für an den Rand der Gesellschaft gedrängte Menschen einsetzt und wir stellen Ihnen unsere Bildungsangebote in der Steiermark vor. Ich darf Sie, liebe Leser und Leserinnen, einladen, uns bei unserer Arbeit weiterhin tatkräftig zu unterstützen. Mag. Dietmar Schreiner Geschäftsführer


4 | Welthaus Jahresbericht 2017

SLOWAKEI

UKRAINE

LAOS

SENEGAL

GUATEMALA

BRASILIEN

TANSANIA

ARGENTINIEN

W

elthaus fördert innovative und nachhaltige Programme, die es Menschen ermöglichen, die Gestaltung ihres Lebens und ihrer Z ukunft selbst in die Hand zu nehmen. Ausgegrenzte Menschen werden zu aktiv Handelnden. Kreative Überlebensstrategien und konkrete Lösungen lassen erkennen, dass Arme nicht passive Spendenempfänger sind. Welthaus arbeitet langfristig mit lokalen (kirchlichen und nichtkirchlichen) Partnerorganisationen zusammen. Diese sind bei staatlichen Stellen in den jeweiligen Ländern registriert. Die einheimischen MitarbeiterInnen verfügen über professionelles Knowhow. Nur auf diesem Weg sind nachhaltige Veränderungen zu erreichen.

Welthaus ist sich seiner großen Verantwortung gegenüber KirchenbeitragszahlerInnen und SpenderInnen bewusst. Die Projektfinanzierung erfolgt in Teilzahlungen nach Überprüfung des Projektfortschrittes. Regelmäßige externe Buchprüfungen vor Ort gehören zum Standard. Ebenso wird Welthaus von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer jährlich geprüft. Welthaus führt das österreichische Spendengütesiegel. Die Spenden an Welthaus sind steuerlich absetzbar. Zur Sicherung der Qualität werden die Projekte laufend evaluiert. Die Weltkarte oben zeigt unsere Schwerpunktländer. Eine Liste aller Projekte finden Sie rechts. Auf den folgenden Seiten stellen wir Ihnen einige Projekte vor …


Länder / Projekte | 5

Land

Aktivität – Projektpartner

Argentinien

Politische und kulturelle Stärkung von Indigenen im Chaco – Incupo

30.105,23

Brasilien

Stärkung der Rechte von traditionellen Gemeinschaften – CPT Nordeste, Bahia, Minas Gerais

26.574,32

Brasilien

Gefängnispastoral – CNBB

18.048,06

Brasilien

Verbesserung der Lebensbedingungen v. Kindern u. Jugendlichen – Convivencia

Brasilien

Einsatz gegen Windparks – CPT Jacobina

Brasilien

Produktion Film “Soja. Der Fleisch gewordene Wahnsinn”

Guatemala

Politische Mitsprache der indigenen Jugend – FTN

15.060,00

Guatemala

Den Maya-Völkern eine Stimme geben – COPAE

22.055,00

Guatemala

Schutz von MenschenrechtsverteidigerInnen – COPAE

12.881,86

Laos

Ernährungssicherung – ARMI

15.037,50

Laos

Landrechte / politische Einflussnahme – VFI

13.293,15

Laos

Erhalt von natürlichen Ressourcen – GAPE

33.082,50

Laos

Schutz von Gemeinschaftswald und natürlichen Ressourcen – JVC

32.128,00

Laos

Zugang zu Gemeinschaftsland und Landrechtstrainings – PSNUA

33.583,75

Laos

Schutz und Zugang zu natürlichen Ressourcen – Mekongwatch

Senegal

Ernährungssouveränität – acht Partnerorganisationen

87.373,60

Senegal

Lösung von Landkonflikten – Forum Civile

30.351,93

Senegal

Regenwassermanagement (Restmittel)

25.988,60

Slowakei

Schulaktivitäten in Hostice – Gemeinde und Schule in Hostice

Slowakei

Romnija – “Agentinnen der Gleichberechtigung” – Verein SPOLU

Slowakei

Pastoralarbeit im Romazentrum in Lipany – Caritas Košice

Slowakei

“Vom Abseits in den Mittelkreis”: Förderung von Roma-Mädchen durch Fußball – Verein SPOLU

Tansania

Ernährungssouveränität Chunya – ADP Mbozi

Tansania

Ernährungssouveränität – ERI-Act Mara

Tansania

Gesicherter Zugang zu Land – MIICO

30.225,00

Tansania

Nachhaltige Landwirtschaft III – IRDO

23.602,04

Tansania

Landrechte – Haki Ardhi II

13.348,48

Tansania

Sicherung von Landrechten – TNRF

40.130,00

Ukraine

Jugendzentrum in Konotop – Verein VIDEN

22.088,00

Ukraine

Hilfe für Binnenflüchtlinge in Konotop und Wolnowacha – Verein Viden, Caritas Iwano-Frankiwsk

34.136,00

International

Wissensmanagement inkl. Review – HORIZONT3000

5.000,00 25.062,50 4.000,00

7.028,06

690,00 28.580,00 5.000,00 7.500,00 20.815,29 9.314,10

8.970,85

Welthaus. Wir stärken Menschen.


6 | Welthaus Jahresbericht 2017

ARGENTINIEN

Stärkung von Indigenen werden rücksichtslos ausgebeutet. Obwohl die argentinische Verfassung der indigenen Bevölkerung das Recht auf Land zusichert, stehen Vertreibungen auf der Tagesordnung. In der Öko-Region des Gran Chaco – nach dem Amazonasgebiet das zweitgrößte Ökosystem der Erde – wird gerodet, um zu säen: Investitionsfonds mit internationalem Kapital pachten tausende Hektar Land. Die Gewinne nach dem Verkauf der Weizen- oder Sojaernte werden unter den Investoren aufgeteilt. Rund 80 Prozent des kultivierbaren Landes werden derzeit mit herbizidresistenten gentechnisch veränderten Pflanzen bebaut. Pro Kopf und Jahr werden in Argentinien circa 10 Liter Herbizide und Pestizide versprüht, meist mit Kleinflugzeugen.

José Luis Castillo kämpft für sein Recht auf eigenes Land – mit Unterstützung von Welthaus.

D

ie Regierung Macri fährt in Argentinien einen strikt neoliberalen Kurs: Flexibilisierung der Arbeitsschutzgesetze, Steuersenkungen auf Exportprodukte wie Soja oder Baumwolle, extreme Preiserhöhungen bei Strom, Gas und öffentlichem Verkehr. Während die Lebenserhaltungskosten ansteigen, wurden Sozialprogramme stark gekürzt. Soziale Probleme nehmen zu, gleichzeitig wird der Protest kriminalisiert. Der Staat und führende Medien bedienen sich einer rassistischen, diskriminierenden Sprache, die die Bevölkerung polarisiert. Das Agrobusiness dehnt sich unaufhörlich in die nördlichen Provinzen des Landes aus. Die dort lebenden Menschen und die Umwelt

José Luis Castillo (Foto) lebt mit seiner Familie auf drei Hektar Land, für das er kämpft. „Das Land muss für alle ein gutes Leben ermöglichen. Heute ist es ein großes Geschäft für einige wenige und ein unerreichbarer Traum für den großen Rest“, beklagt er. „Viele bäuerliche und indigene Familien leiden unter Hunger, haben kein sauberes Trinkwasser und wohnen in Plastikhütten.“ Diese Missstände mobilisieren die Zivilgesellschaft, die sich gegen soziale Ungleichheit und für Umweltschutz einsetzt. INCUPO (Instituto de Cultura Popular) stärkt die Position von indigenen Organisationen – mit Unterstützung von Welthaus – durch gezielte Vernetzung, Ausarbeitung und Umsetzung von Strategien und einen in der Öffentlichkeit geführten Diskurs über die Konflikte um Land und den Lebensraum. graz.welthaus.at/argentinien


Weltweit aktiv | 7

BRASILIEN

Eine bessere Zukunft für Jugendliche

J

ulio, Eugenio, Mariana, Mireille, Paulo …. Die Träume Jugendlicher im Nordosten Brasiliens sind nicht viel anders als jene von Jugendlichen bei uns: ein Konzert der Lieblingsband in der Hauptstadt besuchen, Reisen, ein guter Arbeitsplatz, später eine Familie gründen. Die Ausgangslage ist jedoch eine andere: Im Nordosten des riesigen Landes leben viele junge Menschen in ländlichen Zonen des Trockengebietes, wo der Lebensstandard weit unter dem nationalen Durchschnitt liegt. Sie sind stark betroffen von den Auswirkungen einer Politik, die einerseits in unökologische agroindustrielle Großprojekte investiert und andererseits die Ausgaben für Bildung und Gesundheit einfriert. Es gibt eine hohe Kindersterblichkeit, Unterernährung und niedrige Bildung. IRPAA, das Institut für angepasste, klimagerechte Landwirtschaft, fördert eine Wirtschaftsweise, die Natur und Mensch respektiert. Es trägt dazu bei, dass gesetzlich verankerte Kinderrechte auch unter diesen widrigen Umständen gewährleistet sind. Kindern, Eltern und Lehrkräften werden Kenntnisse über ein angepasstes Zusammenleben mit der Trockenzone – die übrigens eine verblüffende Pflanzenvielfalt aufweist – und über den Wert ihrer eigenen Kultur vermittelt. Dazu gehört die Erarbeitung von an die

speziellen Umweltbedingungen angepassten Lehrplänen und Unterrichtsmaterialien sowie die Weiterbildung von jugendlichen Führungspersönlichkeiten.

Ein Projekt im armen Nordosten Brasiliens will Kindern und Jugendlichen neue Perspektiven ermöglichen.

IRPAA gibt damit Jugendlichen eine Perspektive: Alle 18 jungen Menschen, die zurzeit im Schulungszentrum leben und zugleich eine landwirtschaftliche Ausbildung an der Universität machen, wollen in ihre Gemeinden zurück und das Erlernte weitergeben. Das Projekt wird kofinanziert mit der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar.

graz.welthaus.at/brasilien 7


8 | Welthaus Jahresbericht 2017

GUATEMALA

Den Maya-Völkern eine Stimme geben Trotz weit verbreiteter Unterernährung setzt der Staat primär auf die exportorientierte Agrarindustrie. Davon profitieren ausnahmslos die Unternehmen mit ihren lokalen Verbündeten. Die Maya-Völker, die von dem von der Regierung konzessionierten Land leben, werden vertrieben oder müssen mit den industriell verursachten Umweltschäden leben.

In Guatemala erheben die Nachfahren der Maya ihre Stimme gegen die systematische Diskriminierung.

I

n Guatemala sind Einkommen und Vermögen extrem ungleich verteilt. Wirtschaftliche Macht und soziale Anerkennung konzentrieren sich auf eine kleine Elite. Gleichzeitig ist Guatemala das einzige Land Lateinamerikas mit indigener Bevölkerungsmehrheit. Armut ist in Guatemala vor allem ländlich und indigen. Im von indigenen Völkern dominierten westlichen Hochland leben drei von vier Menschen unter armen oder extrem armen Bedingungen. Bezeichnend für das politische System in Guatemala ist die starke Stellung einiger mächtiger Familien, die die Wirtschaft des Landes in Allianz mit transnationalen Konzernen dominieren. Sie kontrollieren die Nutzung lukrativer Ressourcen: Bergbau, Erdölförderung, Wassernutzung, Holzwirtschaft.

Auch die Medienlandschaft und öffentliche Kommunikation sind in Guatemala in der Hand weniger. Selbst alternative Medien wie Gemeinschaftsradios werden durch selektive, die indigene Bevölkerung ausschließende, Vergabe von Radiofrequenzen weitgehend unterbunden. Dies widerspricht dem internationalen Recht der indigenen Völker auf Zugang zu Kommunikationsmedien. Welthaus unterstützt in Guatemala ein Projekt der Kommission für Frieden und Ökologie (COPAE) und des Rates der Mayavölker (CPO), das bedeutende Erfolge verzeichnet: Der Verfassungsgerichtshof erkannte in mehreren Urteilen auf Beschwerden des CPO hin die systematische Verletzung indigener Rechte an. Sechs bereits vergebene Bergbaulizenzen wurden suspendiert, da das Recht der lokalen Bevölkerung, vorab informiert und konsultiert zu werden, verletzt wurde. Die politischen und juristischen Tätigkeiten von COPAE und CPO und ihre Berichte darüber erhöhen das öffentliche Bewusstsein dafür, dass indigene Maya-Völker ein Recht auf Mitsprache und Teilhabe in Politik, Bildung, Gesundheit, Justiz und Kultur haben. graz.welthaus.at/guatemala


Weltweit aktiv | 9

LAOS

Erhalt der Lebensgrundlagen

I

n Laos gehört alles Land dem Staat. Die Landbevölkerung hat ein traditionelles Nutzungsrecht – für ihre Reisfelder und Gärten, aber auch für Weideland, Wälder und Flüsse, die gemeinschaftlich genutzt werden. Der Erhalt dieses Landes ist für die Menschen sehr wichtig. Neben dem Grundnahrungsmittel Reis und der Tierzucht bilden vor allem die „Früchte“ der Wälder, Flüsse und Teiche die Basis für das, was auf den Tisch kommt: Bambussprossen, Pilze, Wildtiere, Heilkräuter und Fisch. Welthaus unterstützt die Menschen in der Region Savannahkhet bei der Verbesserung von Nutzung und Erhalt von vorwiegend gemeinschaftlich genutzten Flächen. Dabei geht es vor allem darum, in den Dörfern verbindliche Regeln für Gemeinschaftswälder und Fischereizonen aufzustellen. Dazu gehören auch Schutzzonen, damit sich die Natur wieder erholen kann. Die gesamte Dorfbevölkerung wird in die Erstellung der Regeln eingebunden und es wird sichergestellt, dass diese auch verstanden werden. Eigens dafür eingerichtete Komitees wachen in den Dörfern über die Einhaltung dieser Regelungen. Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt des Projektpartners ist die Ausbildung von Frauen in den Dörfern: Frauen leisten unverzichtbare Arbeit zur Versorgung ihrer Familien. Wenn es aber um ihre Rechte geht, sind sie nach wie vor benachteiligt und wissen darüber auch oft gar nicht Bescheid. Oft geht es

dabei vor allem um Landrechte. Denn auch wenn das Land dem Staat gehört, wird es doch innerhalb der Familien vererbt. Frauen werden bei Erbschaften vielfach nicht berücksichtigt. Im Falle einer Scheidung gibt es zwar laut Gesetz klare Regelungen; sie werden jedoch in der Praxis kaum angewendet. Das führt oft dazu, dass geschiedene Frauen mit ihren Kindern ihre Höfe verlassen müssen und vielfach in extremer Armut und Hunger landen.

Gärten, Felder, Flüsse und Wälder sind die Basis für eine ausreichende Ernährung der Landbevölkerung in der Region Savannahkhet.

In Trainings lernen Menschen am Land – vor allem Frauen, aber auch Dorfälteste und Regierungsbeamte auf Bezirksebene – die Gesetzeslage kennen. Dies befähigt sie, ihre Rechte auch einzufordern. graz.welthaus.at/laos 7


10 | Welthaus Jahresbericht 2017

SENEGAL

Mit Gartenbau aus der Armut

Lucie Diatta erklärt im Gespräch mit Gabi Gmeindl (Welthaus), wie die Einnahmen aus dem Gemüseanbau ihr Leben verändert haben.

O

bwohl ein Großteil der Bevölkerung im Senegal von Landwirtschaft lebt, ist jede/r Fünfte von Mangelernährung betroffen. Während der dreimonatigen Regenzeit werden Hirse, Mais, Reis und Erdnüsse angebaut. Aufgrund von veralteten Maschinen und Werkzeug schaffen es die Kleinbauern aber oft nicht, die Felder vor der Regenzeit zu bestellen. Ausgelaugte Böden, schlechte Samen und Dünger sowie fehlende Lagermöglichkeiten führen zu geringen Erträgen. Am Land sind 40 Prozent der Haushalte gezwungen, auf Notstrategien zurückzugreifen: Sie essen Samen, verkaufen ihre Güter, sie nehmen ihre Kinder aus der Schule und schicken sie als Haushaltshilfen in die Städte. In den Dörfern gab es bislang wenig Gartenbau, obwohl im Senegal viel Gemüse gegessen wird. Dies ändert sich nun durch ein

Projekt der Caritas Kaolack, einer Partnerorganisation von Welthaus: Während der Anbau von Getreide nur in der Regenzeit möglich ist und in männlicher Hand liegt, wird der Gemüseanbau vorwiegend von Frauen in der Trockenzeit betrieben. Der Gemeinderat stellt den Frauen dafür ein Feld zur Verfügung. Das ganze Dorf hilft mit, wenn es eingezäunt wird, um freilaufende Tiere fernzuhalten. Bei Temperaturen bis 45 Grad ist eine funktionierende Wasserversorgung essenziell: In der Mitte des Feldes wird ein Brunnen angelegt. Eine solarbetriebene Pumpe leitet das Wasser in Becken, von wo die Frauen mit Gießkannen das Wasser zu ihren Beeten bringen. Die Frauen lernen, wie sie aus Viehdung und Haushaltsresten Dünger herstellen, wann welches Gemüse gesät wird, wie sich die Pflanzen mit Mischkultur gegenseitig stärken oder wie aus den Blättern des Neem-Baumes ein natürliches Pflanzenschutzmittel hergestellt wird. Lucie Diatta aus dem Dorf Santhie Bera erzählt: „Jede Frau hier im Dorf bewirtschaftet eine Parzelle auf unserem Gemüsefeld. Nach intensiver Unterstützung der Caritas Kaolack arbeiten wir heute selbständig. Es gedeihen Melanzani, Chili, Paprika, Tomaten, Zwiebel, Bohnen, Kräuter. Mehr als die Hälfte des Einkommens unseres Dorfes kommt nun aus dem Gemüseanbau. Die Armut ist stark zurückgegangen, wir leben besser als viele Menschen in der Stadt.“ Derzeit wird in acht weiteren Dörfern mit dem Gemüseanbau begonnen. Die Nachfrage ist groß, die Erfolge aus Santhie Bera haben sich herumgesprochen. graz.welthaus.at/senegal


Weltweit aktiv | 11

SLOWAKEI

Pastoralarbeit im Roma-Zentrum

U

nweit der Kleinstadt Lipany mit etwa 6.500 Einwohnern befindet sich ein Roma-Ghetto, wo rund 800 Roma in völliger Isolation von der Stadt leben. Die Arbeitslosigkeit beträgt circa 95 Prozent! Um die Roma-Minderheit durch Bildung bzw. Aus- und Weiterbildung zu fördern, stellte die Stadt unweit der Romasiedlung ein Gebäude zur Verfügung, in dem ein Roma-Zentrum entstand. In den letzten Jahren wurde die Arbeit immer professioneller, so wurden etwa ein Kindergarten und zwei Vorschulklassen eingerichtet. An den Nachmittagen finden im Zentrum verschiedene Aktivitäten statt. Die Zusammenarbeit mit der Pfarre konnte sich auch dank des Engagements des zuständigen Pfarrers Michal Marčák gut entwickeln. Die Vorbereitungen für die Taufe und das Fest selbst ist für viele Familien sehr wichtig. Dabei werden Kontakte geknüpft und Gemeinschaft gefördert. Für Kinder und Jugendliche steht die Stärkung der sozialen Kompetenzen und des Selbstbewusstseins im Vordergrund. Zusammen spielen, basteln und Ausflüge machen wirkt identitätsstiftend. Allein die nächste Umgebung und die Natur zu erkunden kann zu einem Erlebnis werden. Ein wichtiger Bereich ist die Schulbildung. Vor allem in den ersten zwei bis drei Jahren ist es wichtig, die Lernfreude bei den Kindern zu wecken. Im Zentrum erhalten sie an den Nachmittagen auf spielerische Weise Hilfe bei den Hausaufgaben. Bei vielen Aktivitäten werden Anknüpfungspunkte mit

der ganzen Gemeinde gesucht. Dafür bietet sich auch Sport an – vor allem Fußball. Beim jährlichen Fußballturnier kommen Jugendliche und Erwachsene aus der ganzen Region zusammen. In den Mannschaften spielen Roma und Nicht-Roma gemeinsam. Das sind konkrete Schritte, die zum Abbau von Vorurteilen auf beiden Seiten führen. Das Zusammenwachsen der Gemeinde durc h gegenseitiges Kennenlernen und Austausch steht im Mittelpunkt. Wichtig dabei ist auch der „Tag der offenen Tür“, wo man sich von den vielfältigen Angeboten des Zentrums überzeugen kann.

Das Roma-Zentrum in Lipany unterstützt Kinder und Erwachsene mit einem breiten Bildungs- und Freizeitangebot.

Dieses Projekt wird von den steirischen PastoralassistentInnen mitfinanziert. graz.welthaus.at/slowakei

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12 | Welthaus Jahresbericht 2017

TANSANIA

Höhere Ernten – bessere Ernährung schon kurz nach der Ernte einen Teil verkaufen, damit sie wichtige Einkäufe wie Schuluniformen und Medikamente tätigen können. So bleiben oft nicht genügend Grundnahrungsmittel übrig, um die Familien ganzjährig zu ernähren. „Viele Familien essen nur einmal am Tag. Nur wenige können sich den Luxus leisten, dreimal am Tag zu essen. Die Kinder gehen ohne Frühstück in die Schule und sind dort nicht wirklich aufnahmefähig. Aber auch für die Eltern, die meist mangel- oder unterernährt sind, ist es schwierig, ihre Arbeit auf den Feldern zu bewerkstelligen!“, erzählt Victor El-Nshau von unserer Partnerorganisation ADP Mbozi.

Höhere Ernten, verbesserte Lagerung, bessere Preise am lokalen Markt: Die Ernährungslage dieser Kleinbauern in Tansania hat sich deutlich verbessert.

D

er Südwesten Tansanias kann klimatisch in zwei Zonen eingeteilt werden: Einerseits das fruchtbare Hochland, die Kornkammer Tansanias, geprägt von Weizen-, Kaffee- und Teeanbau. Andererseits das trockene Tiefland, in dem sich auch der Bezirk Songwe befindet. Diese Region wird von den Entwicklungsplänen der Regierung vergessen, da man dort aufgrund des Klimawandels mit längeren Dürreperioden und unsicheren Regenfällen wenig Gewinn erwirtschaften kann. Die Kleinbauern, die vorwiegend Mais, Hirse, Reis und Maniok anbauen, müssen oft

Ein von Welthaus unterstütztes Projekt hat zum Ziel, in 14 Dörfern mit angepassten Methoden die Erträge in der Landwirtschaft zu steigern. Dies betrifft sowohl Ackerbau wie auch Kleintierzucht. Hier erklärt Victor, dass es besonders wichtig sei, Nahrungsmittel mit hohem Nährwert zu verbreiten, damit sich die Ernährungssituation nachhaltig verbessern kann. Durch verbesserte Lagermöglichkeiten und gemeinschaftliche Vermarktung können bessere Preise erzielt und damit die Einkommen der Familien erhöht werden. Das Projekt wird kofinanziert mit der Dreikönigsaktion, HORIZONT3000 und der Austrian Development Agency. graz.welthaus.at/tansania


Weltweit aktiv | 13

UKRAINE

Bildung für Jugendliche

L

andesweit ist jede fünfte Familie in der Ukraine von akuter Armut bedroht, selbst wenn beide Elternteile beschäftigt sind. Die wirtschaftliche Situation von Kindern und Jugendlichen aus Flüchtlingsfamilien, von Alleinerzieherinnen und von Waisenkindern ist noch prekärer: Arbeitslosigkeit, Alkoholmissbrauch und die daraus resultierende Armut sind die Haupthindernisse im Ausbildungsweg der Jugendlichen. Vielfach werden Jugendliche in die Arbeitslosigkeit bzw. in die Illegalität (auf den Schwarzmarkt) abgedrängt. Den Ausweg suchen viele junge UkrainerInnen in der Arbeitsemigration – oft auch illegal. In der westukrainischen Stadt Ivano-Frankivsk unterstützt Welthaus gemeinsam mit der Caritas der griechisch-katholischen Kirche Jugendliche aus sozial schwachen Familien bei ihrer Berufsausbildung und vor allem bei der Arbeitsplatzsuche. Nach einem Jahr intensiver Zusammenarbeit mit den Berufsschulen und mit den Arbeitsämtern ist es gelungen, 37 jungen Menschen einen Arbeitsplatz zu vermitteln. Jugendliche, die ein Studium beginnen möchten, wurden durch gezielte Förderung bei der Vorbereitung für die Aufnahmeprüfung unterstützt. Insgesamt konnte im letzten Schuljahr 44 jungen Menschen geholfen werden, damit sie die Aufnahmeprüfung an höheren Schulen erfolgreich absolvieren. Das Interesse und Engagement aller Betei-

ligten war überwältigend – nur so sind die überaus positiven Ergebnisse zu erklären. Zusätzlich wurden wertvolle Kooperationen eingegangen – vor allem mit unterschiedlichen Schultypen, Arbeitsämtern und Firmen. Dieses von Welthaus unterstützte Projekt zeigt, dass durch gezielte und konsequente Förderung die Bildungschancen für Jugendliche aus sozial schwachen Familien gewahrt werden können. Alle Beteiligten hoffen, dass diese Initiative fortgesetzt werden kann.

Jugendliche aus sozial schwachen Familien erhalten durch gezielte Förderung Zugang zu Arbeitsplätzen. Hier: angehende Floristinnen.

Dieses Projekt konnte 2017 dank der Zusammenarbeit mit der Stadt Wien und mit HORIZONT3000 durchgeführt werden. graz.welthaus.at/ukraine 7


14 | Welthaus Jahresbericht 2017

RELIGIONSFREIHEIT

Dialog statt der „einen Wahrheit“

I

n der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts meinten viele, Religion sei das Relikt einer auslaufenden Epoche, von geringer Relevanz für die moderne Gesellschaft und eigentlich Privatsache. Aber spätestens nach dem religiös motivierten Angriff auf das World Trade Center kam die öffentliche Bedeutung von Religion wieder ins Bewusstsein zurück – und zwar in ihrer ganzen Ambivalenz: Reli-

gion als Quelle für Fragen der Lebensausrichtung und der sozialen Orientierung, aber auch als Ursache von Konflikten und Hass. Die Katholische Kirche hat einen langen Weg von der Christenverfolgung über den Vorrang als Staatskirche bis zum Bekenntnis zur religiösen Vielfalt durchschritten. Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil in den 1960ern wurde


Religionsfreiheit | 15

Weit über 200 „MiniHauben“ hat die Handarbeitsrunde der Pfarre St. Christoph/Thondorf ehrenamtlich gehäkelt. Sie kommen nun – auf Holzkegel gesetzt – zum Einsatz beim „WeltSpiel“, wo sie die Religionen symbolisieren.

ein grundsätzlich neues Denken in Fragen der Religionsfreiheit in Kraft gesetzt. Bis dahin war durch alle politischen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Umbrüche hindurch die Position verteidigt worden, dass es nur eine Wahrheit gäbe und diese nur von der Katholischen Kirche repräsentiert werde. So befremdlich diese Position heute auch sein mag, sie ist von gewisser Aktualität – Stichwort Islamismus. Dem Konzil gelang der Brückenschlag zur Moderne. Die bahnbrechende Erklärung zur Religionsfreiheit „Dignitatis Humanae“ gesteht jedem Menschen das Recht auf religiöse Freiheit zu. Im Dokument „Nostra Aetate“, wo es um das Verhältnis zu den nichtchristlichen Religionen geht, werden unter anderem die Wertschätzung, die Wichtigkeit des Dialoges und der gemeinsame Einsatz für eine gerechtere Gesellschaft betont. Die Frage der freien Ausübung von Religion ist zu einem Schwerpunktthema von Welthaus geworden. Bei Veranstaltungen mit ExpertInnen werden Hintergründe von religiösen, gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen beleuchtet (Seite 22). In der Mediathek im Welthaus Graz können inzwischen über 200 Medien zu den Themen

Religionen, interreligiöser Dialog und Naher Osten entlehnt werden. Das Welthaus-Team bietet darüber hinaus fachkundige Beratung beim Medienverleih an und gestaltet Büchertische bei Veranstaltungen, die auf reges Interesse stoßen. Unsere ReferentInnen geben Auskunft über aktuelle Dokumentationen und Analysen zur Lage der Religionsfreiheit weltweit. Bei der Langen Nacht der Kirchen 2017 wurde auf Initiative von Welthaus das Programm um 22 Uhr unterbrochen: Dies war eine Einladung zum Gebet für alle, die wegen ihres Glaubens verfolgt und bedrängt werden (Seite 24). Als gemeinsame ökumenische Initiative wurde der Grazer Uhrturm in rotes Licht getaucht. Die Thematik der weltweiten religiösen Vielfalt kann man auch auf spielerische Weise erfahren: „Meine, deine, unsere Religion?“ ist ein Schätzspiel, das von Gruppen oder auch Schulklassen gespielt wird. Dabei kann man die weltweite Verteilung der Religionsgemeinschaften „begreifen“: 100 Holzkegel stellen die Weltbevölkerung dar. Durch Aufsetzen von bunten gehäkelten Hauben werden die Religionen zugeordnet (Foto). Manches Aha-Erlebnis ist dabei vorprogrammiert. Das Schätzspiel ist in der Entwicklungspolitischen Mediathek im Welthaus entlehnbar. graz.welthaus.at/religionsfreiheit


16 | Welthaus Jahresbericht 2017

UNRECHT BESEITIGEN

Gemeinsam aktiv für gesellschaftlichen Wandel

W

elthaus tritt für den Zugang zu Nahrung und Land ein, um damit die Basis für Ernährungssouveränität zu legen. Da österreichische und europäische Politiken oft negative Auswirkungen auf die Lebensbedingungen in Entwicklungsländern haben, engagiert sich Welthaus auf nationaler und internationaler Ebene, um zum Abbau ungerechter Strukturen und Rahmenbedingungen beizutragen. Im Hinblick auf eine Veränderung dieser Rahmenbedingungen in den Bereichen Ernährung, Energie, Klimawandel und Landwirtschaft engagiert sich Welthaus in strategischen Allianzen. In Österreich sind dies etwa die Dachorganisation „AG Globale Verantwortung“, die Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO), das „Netzwerk Agrotreibstoffe“ und die Plattform „Wir haben es satt“. Auf europäischer Ebene ist Welthaus aktiv im „Agrofuels Network“ und der internationalen

Allianz von katholischen Entwicklungsorganisationen CIDSE. 2017 haben wir im Rahmen von politischer Lobbyarbeit Gespräche mit ParlamentarierInnen auf nationaler und EU-Ebene geführt und bei der Erstellung parlamentarischer Anfragen mitgewirkt – etwa zu Sojafuttermittelimporten und Agrotreibstoffen. Dies stellt auch sicher, dass nicht allgemein zugängliche Informationen für unsere Arbeit, aber auch für Medien und die Öffentlichkeit, zugänglich gemacht werden. Durch diese Hintergrundarbeit konnte Welthaus wesentlich zu politischen Diskussionsprozessen beitragen. Eine weitere Basis für die Arbeit war die Erarbeitung von Grundsatz-, Positions- und Forderungspapieren. Ein Beispiel ist das Argumentationspapier „Landwirtschaft und Entwicklung“ mit der AG Globale Verantwortung (Download: www.globaleverantwortung.at). Darüber hinaus koordinierte Welthaus Konsultationsprozesse, etwa zur Agrarpolitik der EU.


A

usverkauft“ hieß es am 13. März im Grazer Filmzentrum im Rechbauerkino, als Welthaus und Regisseur Thomas Bauer den Film „Soja: Der Fleisch gewordene Wahnsinn“ präsentierten. Der gebürtige Voralberger Thomas Bauer lebt seit über 20 Jahren in Brasilien und ist ein langjähriger Projektpartner von Welthaus. In seinem Dokumentarfilm zeigt er auf, welche gravierenden Folgen die steigende Produktion von Soja als Futtermittel in Brasilien auf Mensch und Natur hat. Für seinen Film hat er Kleinbauernfamilien besucht, die wegen der riesigen GensojaPlantagen ihr Land verloren haben und mit Indigenen gesprochen, die unter den Folgen der großflächig versprühten Pestizide leiden. Zu Wort kommen auch ein Arzt und ein Staatsanwalt, die sich gegen alle Widerstände für die Leidtragenden einsetzen. Der Film zeigt, dass auch in Österreich die wenigsten Landwirte von einem Agrarsystem profitieren, das von ihnen verlangt,

immer mehr und immer billiger zu produzieren. Wie es anders gehen könnte, zeigt der Besuch am Hof eines Biobauern in Oberösterreich. In beeindruckenden Bildern spannt der Film einen globalen Bogen von Brasilien nach Österreich und regt zum Nachdenken über das gegenwärtige Wirtschaftssystem an.

Markus Meister, Thomas Bauer und Sigrun Zwanzger (v.l.) bei der ausverkauften Filmpremiere im Grazer Rechbauerkino.

Bei zahlreichen Filmscreenings während der Fastenzeit haben den Film mehr als 2200 Menschen in Österreich gesehen. Anschließend wurde der Film auch auf einem alternativen Filmfestival in Brasilien gezeigt. Er dient sowohl in Österreich als auch in Brasilien als Grundlage für Diskussionen und Gespräche. Dazu wurde auch zusätzliches pädagogisches Material erarbeitet. Der Film „Soja: Der Fleisch gewordene Wahsinn“ ist als Stream kostenfrei auf der Website von Welthaus verfügbar. Dort findet man auch das Begleitmaterial mit Anregungen für den Einsatz des Films im Schulunterricht. graz.welthaus.at/news/soja-der-fleischgewordene-wahnsinn

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18 | Welthaus Jahresbericht 2017

GEMEINSAM LERNEN

Aktiv für eine gerechte Welt

D

ie Erfahrungen aus den Projektländern bilden die Grundlage für die Bildungsarbeit in der Steiermark. Das Grundprinzip dabei ist, mit Menschen aus anderen Kulturen in offenen Kontakt zu treten, die Welt aus der Sicht anderer zu betrachten und die Konsequenzen des eigenen Handelns in einem globalen Zusammenhang zu sehen.

Das vielfältige Angebot reicht von Workshops mit Schulklassen, Jugendgruppen und Erwachsenen über Vorträge, Diskussionen und Filmvorführungen bis zu Festen und Ausstellungen sowie dem Verleih von Medien zu globalen Themen. Gemeinsam werden Mittel und Wege erkundet, wie man im Rahmen der eigenen Möglichkeiten für eine gerechtere Welt aktiv werden kann.


Gemeinsam lernen | 19

WORKSHOPS

Weltweite Zusammenhänge erkennen

W

as hat der vom Soja-Anbau vertriebene Kleinbauer in Brasilien mit mir zu tun? Und welchen Einfluss hat die Wahl meiner Schokolade auf das Leben eines Kindes in Kamerun? Die Workshops, die Welthaus 2017 für Schulen, Jugendgruppen und Erwachsene anbot, orientierten sich am Konzept des Globalen Lernens, das zu einem persönlichen Handeln in einer globalen Perspektive hinführt. Die Workshops schufen interkulturelle Begegnungsmöglichkeiten und ermöglichten es, sich differenziert mit globalen Themen auseinanderzusetzen: In der Welthausreise bekamen die TeilnehmerInnen einen Einblick in die Arbeit von Welthaus, vertieften ein entwicklungspolitisches Thema nach Wahl und lernten die Entwicklungspolitische Mediathek kennen. Die bittere Seite der Schokolade zeigte ein weiterer Workshop auf. Wissen zum Anbau von Kakaobohnen und der Schokoladenherstellung wurde vermittelt, soziale, ökologische und ökonomische Probleme diskutiert und im Hinblick auf das eigene Konsumverhalten reflektiert. Ein besonderer Schwerpunkt lag auch in der Bildungsarbeit auf dem Thema Ernährungssouveränität. So wurde im Outdoor-Workshop Auf Entdeckungsreise durch unser Dorf den weltweiten Zusammenhängen rund um unsere Ernährung auf die Spur gegangen.

Die Ursachen und Auswirkungen des globalen Wettlaufs um fruchtbare Böden und dessen Zusammenhang mit unserem Lebensstil wurden im Workshop Geraubtes Land, geraubtes Essen erarbeitet. Die sozialen und ökologischen Folgen der Produktion von Agrotreibstoffen sowie die weltweite Dimension des Agrarhandels machte der Workshop Fährst du schon, oder isst du noch? sichtbar. Die neu entwickelte App Dem Schnitzel auf der Spur ermöglicht es, mehr zum Thema Fleischkonsum durch knifflige Fragen auf einer Schnitzeljagd durch Graz zu erfahren. graz.welthaus.at/workshops

„Dem Schnitzel auf der Spur“: Mit der kostenlosen App begibt man sich auf eine Erkundungstour durch die Grazer Innenstadt. Die App kann man auf https:// de.actionbound.com herunterladen. Und einfach den QR-Code mit der App scannen:


20 | Welthaus Jahresbericht 2017

ENTWICKLUNGSPOLITISCHE MEDIATHEK

Drehscheibe für Globales Lernen gruppen und Gemeinden. SchülerInnen und Studierende werden bei der Recherche für ihre vorwissenschaftlichen Arbeiten oder Abschlussarbeiten betreut. Mit anderen steirischen entwicklungspolitischen Einrichtungen gibt es immer wieder Kooperationen.

Die Mediathek bietet über 4.700 Medien, interessante Veranstaltungen und fachkundige Beratung.

W

as man schon immer über Ernährungssouveränität, Klimawandel, Religionsfreiheit, Migration und viele weitere Themen wissen wollte – in der Entwicklungspolitischen Mediathek wird man fündig. Mehr als 4.000 Sachbücher, DVDs, CDs, Unterrichtsmaterialien, Spiele und Belletristik kann man in der Mediathek im Welthaus Graz entlehnen. „Highlights“ waren 2017 etwa die DVD von „Bauer unser“, der „Atlas unserer Zeit“ oder das Sachbuch „Iran verstehen“. Das Welthaus-Team bietet fachkundige Beratung zum Globalen Lernen und Unterstützung bei der Planung von Projekttagen und Aktionen in Schulen, Pfarren, Solidaritäts-

Neben dem Standort in Graz gibt es acht Regionalstellen in den Stadtbüchereien in Fürstenfeld, Gleisdorf, Kapfenberg, Knittelfeld, Liezen, Leoben, Mürzzuschlag und Weiz. Diese Bibliotheken sind sehr aktiv und bilden regionale Netzwerke mit Gemeinden, Pfarren, Schulen, Kindergärten und Weltläden. 2017 wirkten sie auch an den Fairen Wochen des Landes mit und bewarben die Aktion „Gerecht leben – Fleisch fasten“. Auch Thementische und Auslagen wurden in den Regionalstellen gestaltet, um auf verschiedene Schwerpunkte aufmerksam zu machen. In Graz und in den Regionen wurden 2017 insgesamt rund 32 Veranstaltungen und Aktivitäten durchgeführt, initiiert oder mit Beratung und Begleitung unterstützt: Zwölf WeltCafés, Lesungen und Diskussionen und 20 Workshops mit SchülerInnen und Firmlingen. Im Rahmen von Veranstaltungen gab es 21 Büchertische bzw. Buchausstellungen. Die Entwicklungspolitische Mediathek wird von FairStyria gefördert.

Infos, Termine und Online-Recherche: graz.welthaus.at/mediathek


Gemeinsam lernen | 21

GÄSTE AUS GUATEMALA

Begegnungen, die bewegen

I

nterkulturelle Begegnungen, die bewegen: Welthaus lädt regelmäßig Gäste aus Afrika, Asien und Lateinamerika nach Österreich ein. In ihren Heimatländern engagieren sie sich gegen Armut und für zukunftsfähige Gesellschaft. Workshops, Vorträge und viele persönliche Begegnungen bieten den Rahmen für gegenseitigen Austausch und authentische Einblicke in das Leben in Entwicklungs- und Schwellenländern. Im April 2017 besuchten Gäste aus Guatemala die Steiermark. „Das gute Leben“ stand im Mittelpunkt des Austausches mit Rosario No’j Xoyon und Mariola Vicente Xiloj. Dieses Thema traf einen Nerv unserer Zeit: unter reger Beteiligung des Publikums wurden Gedanken und persönliche Geschichten dazu ausgetauscht. Kurze spirituelle Einblicke in die Maya-Kosmovision am Beginn und Ende der Begegnungen haben eine sehr bewegende Verbindung der Welten geschaffen. Trotz der schwierigen guatemaltekischen Realitäten fanden die Veranstaltungen in einer positiven, fröhlichen Atmosphäre statt. „Dass sich die Menschen in Österreich für uns als Indigene interessieren, für unsere Kultur, unsere Kosmovision, unsere Geschichte, unsere Probleme in Guatemala, hat uns sehr berührt, weil das etwas ganz Neues für uns ist“, meinte Mariola Vicente.

Während die indigene Mehrheitsbevölkerung das Land mit seiner kulturellen und sprachlichen Vielfalt prägt, leidet sie unter Diskriminie-

rungen, Gewalt und Menschenrechtsverletzungen. Trotz Repressalien seitens der Eliten leisten die Nachfahren der Maya beharrlichen Widerstand gegen die wirtschaftliche und politische Ausgrenzung. Unsere Gäste berichteten, wie sie sich in ihren Organisationen für ein würdiges Leben der Indigenen in Guatemala einsetzen. Sie fordern Mitspracherecht und Teilhabe an Bildung, Gesundheit, Justiz und Kultur. Sie schlagen alternative Wirtschaftssysteme vor, die die Umwelt schützen und zu einem guten Leben für alle beitragen.

Rosario und Mariola berichteten von ihrem Einsatz für Menschenrechte in ihrem Heimatland Guatemala.

„Begegnung mit Gästen“ wird von den Welthaus-Organisationen in Graz, Linz, Klagenfurt, St. Pölten, Innsbruck und Wien durchgeführt. Unterstützt wird das Projekt von der Austrian Development Agency. graz.welthaus.at/gaeste 7


22 | Welthaus Jahresbericht 2017

VERANSTALTUNGEN

Brisante Themen – freier Eintritt

V

orträge, Diskussionen, Ausstellungen, Filmabende, ... Im Jahr 2017 war Welthaus Schauplatz zahlreicher Veranstaltungen. Eine Auswahl: Vollbesetzt war der Grazer Barocksaal am 18. Januar, als P. Sebastian Painadath zum Thema „Der eine Geist und die vielen Religionen“ sprach. Pater Painadath hat in Südindien im Auftrag der Jesuiten ein geistliches Begegnungszentrum gegründet, das die geistige Begegnung zwischen den Religionen fördert. Was heißt es, in China Christ zu sein? Darüber sprach die Chefredakteurin der Zeitschrift „China heute“, Katharina Wenzel-Teuber, am 9. Februar im Barocksaal. Der China-Expertin gelang es in ihrem Vortrag hervorragend, die vielschichtige und spannende Situation des Christentums und speziell der katholischen Kirche in China zu beleuchten. Zum Start der Aktion „Gerecht leben – Fleisch fasten“, die alljährlich in der Fastenzeit von 15

katholischen Einrichtungen durchgeführt wird, beleuchtete der Moraltheologe Georg Winkler das Thema Fleischkonsum aus dem Blickwinkel der Schöpfungsverantwortung. Dabei ging es auch um die Frage, was verantwortungsvoller Fleischkonsum neben gesundheitlichen, ökologischen und sozialen Aspekten auch mit dem christlichen Glauben zu tun hat. Im März berichtete Jyoti Shrestha, eine Projektpartnerin der kfb, von der schwierigen Situation von Frauen und Mädchen in Nepal: Im von den Folgen des Bürgerkrieges geprägten Land haben sie oft keine Chance auf Bildung und werden häufig Opfer von Gewalt. Die Organisation „Nepal Mahila Bishwasi Sangh“ setzt sich für eine Besserstellung von Frauen und Mädchen ein und unterstützt sie in Notsituationen in einem eigenen Krisenzentrum. In vielen Ländern werden Menschen wegen ihrer Religionszugehörigkeit diskriminiert, unterdrückt, verfolgt und ermordet. Verletzungen der Religionsfreiheit haben unterschiedlichste


Gemeinsam lernen | 23

Ursachen und Akteure. Der ehemalige UNSonderberichterstatter über Religionsfreiheit, Heiner Bielefeldt, zeigte im Barocksaal die Hintergründe dieser Menschenrechtsverletzungen auf. Der Theologe und Philosoph machte deutlich, dass unsere Wahrnehmung dabei stark von unseren Erwartungen beeinflusst wird. Die schwierige Lage der Bäuerinnen und Bauern, Billigstpreise, Wetterextreme und Klimawandel, die Rolle der Handelsketten und die Macht der KonsumentInnen ... Über diese und weitere Themen diskutierte eine hochkarätige Runde im Welthaus: Ewald Grünzweil (Bio-Milchbauer), Stephan Pöchtrager (Werner Lampert Beratungs Ges.m.b.H.), Karl Buchgraber (Bundeslehr- und Forschungsanstalt Raumberg-Gumpenstein) und Markus Meister (Welthaus). Palmöl ist in aller Munde: Fast jedes zweite Produkt im Supermarkt enthält das Öl aus den Früchten der Ölpalme. Gleichzeitig wird die Kritik an den sozialen und ökologischen Folgen des Palmöl-Booms in den Anbauländern immer lauter. Über Für und Wider sowie mögliche Alternativen diskutierten im Welthaus Christina Plank (Alpen-Adria-Universität Klagenfurt), der Biodiesel-Pionier Karl Totter (SEBA Mureck) und Markus Meister.

Ernst Zerche ist Welthaus-Referent und freiberuflich Fotograf. Viele seiner Projektreisen nach Afrika, Asien und Lateinamerika hat er fotografisch festgehalten. In einer Wanderausstellung zeigt er 25 ausgewählte Fotos, die auf Reisen rund um die Welt entstanden sind. Die Fotos ermöglichen eine Annäherung an den Inhalt von Papst Franziskus‘ Enzyklika Laudato si´. Themen wie die ungerechte Verteilung von Ressourcen und Umweltzerstörung, aber auch Lebensfreude, Menschenwürde, Gemeinschaft und die Schönheit der Natur werden auf beeindruckende Weise sichtbar. Die Foto-Ausstellung war 2017 u.a. zu sehen in der Pfarre Graz-St. Leonhard, der Fachschule Schloss Stein und in der Pfarre Lieboch. Der Iran wird immer mehr zu einer dominierenden Regionalmacht im Vorderen Orient. In den Medien ist das Land dauerpräsent – von den Spannungen wegen des Atomdeals bis zur Beteiligung an den Kriegen im Irak, Syrien und Jemen. Entsprechend groß war das Interesse, als der Nahostexperte und Autor Gerhard Schweizer am 4. Oktober im voll besetzten Barocksaal zum Thema „Iran verstehen“ sprach. Schweizer, einer der führenden Experten für die Analyse der Kulturkonflikte zwischen Abendland und Orient, plädierte dafür, den Iran mit allen seinen Gegensätzen wahrzunehmen und die Reformkräfte zu stärken. graz.welthaus.at/termine

Vorträge und Diskussionen: Pater Painadath, ehem. UNSonderberichterstatter Heiner Bielefeldt, Moraltheologe Georg Winkler und Nahostexperte Gerhard Schweizer (v.l.)


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HILFSWERKE / PFARREN

Tätige Nächstenliebe

Bei der Langen Nacht der Kirchen gestalteten die Katholischen Hilfswerke das Programm in der Grazer Stiegenkirche.

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ie tätige Nächstenliebe ist nicht nur ein Auftrag an jeden einzelnen Gläubigen, sondern an alle Pfarren, die diözesanen Einrichtungen und die Diözese als Ganzes. Welthaus hat laut Statut die Aufgabe, die gemeinsamen Aktionen der Katholischen Hilfswerke in der Steiermark – Caritas, Dreikönigsaktion, „Aktion Familienfasttag“ der KFB, „Aktion Sei so frei“ der KMB, Missio, Welthaus – zu koordinieren. Seit einigen Jahren gestalten die Hilfswerke gemeinsam einen Abend bei der Langen Nacht der Kirchen. Im Jahr 2017 stand das Programm ganz im Zeichen der Weisheit. Der erste Programmpunkt führte in die Welt

des interkulturellen Kinderchors Superar, der das aktive Singen, Tanzen und Musizieren von Kindern in aller Welt fördert. Im Anschluss waren Weisheitsmärchen aus aller Welt zu hören. Welthaus-Mitarbeiter und Fotograf Ernst Zerche führte durch seine Fotoausstellung Laudato si´ (siehe Seite 23). Unter dem Motto „Drei Könige backstage“ waren Filmausschnitte mit Projektbeispielen der Katholischen Hilfswerke zu sehen, anschließend gab es ein Filmgespräch von Julia Radlingmayer (DKA) mit Regisseur Gernot Lercher, Ernst Zerche u.a. Die kunstvolle Beleuchtung von Nina Ortner verwandelte die Stiegenkirche wieder in ein wunderbares Lichtkunstwerk (Foto). Ein gemeinsamer spiritueller Abschluss mit „Weisheiten aus aller Welt“ beendete diesen schönen Abend. Den steirischen Pfarren bietet Welthaus neben Workshops, Vorträgen und Materialien für Pfarrblätter und Gottesdienste auch Beratung bei der Unterstützung von Projekten und die Vermittlung von Gästen und ReferentInnen für die Bildungsarbeit. Im Jahr 2017 wurden drei Workshops für Firmlinge durchgeführt. Außerdem war Welthaus bei neun Spirinights vertreten – insgesamt konnten wir somit über 500 Firmlinge mit Begleitpersonen erreichen. Welthaus nahm wieder an der Pfarrerwoche teil und gestaltete dort gemeinsam mit Missio einen Infostand.

graz.welthaus.at/pfarren


Finanzen 2017 | 25 Mittelherkunft I. Spenden

144.042,15

a) ungewidmete Spenden

23.695,07

b) gewidmete Spenden

120.347,08

II. Mitgliedsbeiträge

-

III. Betriebliche Einnahmen

60.804,97

a) betriebliche Einnahmen aus öffentlichen Mitteln

870,40

b) sonstige betriebliche Einnahmen

59.934,57

IV. Subventionen und Zuschüsse der öffentlichen Hand

72.320,00

V. Sonstige Einnahmen

-

a) Vermögensverwaltung

-

b) sonstige andere Einnahmen (nicht unter Punkt I-IV)

-

VI. Einnahmen aus kirchlicher Mitfinanzierung

1.599.530,04

a) von KOO-Mitgliedern

111.000,00

b) von sonstigen kirchlichen Organisationen (Kirchenbeitrag)

1.488.530,04

VII. Auflösung von Passivposten für noch nicht widmungsgemäß verwendete Spenden bzw. Subventionen VIII. Auflösung v. Rücklagen

-

IX. Jahresverlust

61.890,83

Summe Mittelherkunft

1.938.587,99

Mittelverwendung I. Leistungen für die statutarisch festgelegten Zwecke

1.690.152,26

Projektmittel (Entwicklung, Humanitär, Andere, Mildtätige)

651.637,83

Aufwendungen für Projektvorbereitung, - begleitung

168.126,37

Aufwendungen für Bildung/Anwaltschaft/Information

612.411,56

Aufwendungen an KOO-Mitglieder (Weiterleitungen, Kofin.)

257.976,50

II. Spendenwerbung

32.809,53

III. Verwaltungsaufwand

109.751,09

IV. Sonstige Ausgaben, sofern sie nicht unter I. bis III. enthalten sind

105.875,11

V. Zuführung zu Passivposten für noch nicht widmungsgemäß verwendete Spenden bzw. Subventionen VI. Zuführung zu Rücklagen

-

VII. Jahresüberschuss

-

Summe Mittelverwendung

1.938.587,99

Gemäß Finanzrichtlinien der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission.

D

ie finanziellen Mittel, die Welthaus zur Bewältigung seiner Aufgaben zur Verfügung stehen, stammen zum überwiegenden Teil von der Diözese GrazSeckau, die durch „Selbstbesteuerung“ ihre Solidarität mit der Weltkirche und mit Menschen in vielen Teilen der Welt zum Ausdruck bringt.

Die Arbeit von Welthaus wird kofinanziert durch das Land Steiermark und das Österreichische Außenministerium (Austrian Development Agency). Ein wesentlicher Teil der kofinanzierten Entwicklungsprojekte wird in Kooperation mit HORIZONT3000 durchgeführt. Außerdem wird die Arbeit von Welthaus unterstützt von:

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26 | Welthaus Jahresbericht 2017

WIR STÄRKEN MENSCHEN

Mit Ihrer Hilfe...

O

hne regelmäßige Spenden wäre die Arbeit vieler karitativer Organisationen wie Welthaus nicht möglich. Seit April 2017 darf ich Sie nun begleiten und betreuen. Dank Ihrer Unterstützung konnten wir 2017 etwa indigene Jugendliche im Hochland Guatemalas mit Aus- und Weiterbildung stärken, damit sie sich selbst für ihre Rechte einsetzen können. Davon konnten unsere Projektpartnerinnen bei ihrem Besuch im April eindrucksvoll berichten. Die Lage der Roma in der Slowakei ist trotz EU-Mitgliedschaft nach wie vor prekär. Welthaus unterstützt die „Agentinnen der Gleichberechtigung“. Sie stärken Frauen dabei, für ihre eigenen Anliegen einzutreten und bereiten Kinder auf den Eintritt in die Regelschule vor. Hier wird von Inklusion nicht nur gesprochen; es werden Schritte zur gleichberechtigten Teilhabe am gesellschaftlichen Leben gesetzt. Den „Welttag der Armen“, zu dem Papst Franziskus im November 2017 erstmals aufgerufen hat, nahmen wir zum Anlass, auf unser Gemüsegarten-Projekt im Senegal hinzuweisen. In Zeiten des Klimawandels gewinnt das Thema „Armut und Überleben auf dem Land“ in zunehmend trockeneren Regionen weltweit massiv an Bedeutung. Die Region Mara im Nordosten Tansanias zählt zu den ärmsten Gegenden des Landes. Welthaus unterstützt hier Kleinbauernfamilien dabei, ihre Ernährung nachhaltig zu verbessern

und Wälder wieder aufzuforsten, um die fortschreitende Erosion aufzuhalten. Die erfreulicherweise zahlreichen Spenden zu unserem Weihnachtsmailing und der Spendenbeilage im Sonntagsblatt kommen diesen Menschen zugute. Bischof Wilhelm Krautwaschl konnte sich bei einem Besuch im Herbst von der erfolgreichen Arbeit vor Ort überzeugen. Beim traditionellen Adventpunsch der Grazer Wechselseitigen Versicherung wurde wieder für Flüchtlinge in der Ukraine gesammelt. Ein herzliches Vergelt´s Gott für Ihre Unterstützung unserer Projekte! Ihre Viktoria Schichl P.S.: Eine Idee, die Schule machen könnte: Auch 2017 haben sich einige SpenderInnen bei der Feier ihres runden Geburtstages anstelle von Geschenken Spenden für WelthausProjekte gewünscht. Das Jahr 2017 war in Hinsicht auf die neu eingeführte automatische Meldung der Spenden von Privatpersonen zur Erlangung der Spendenabsetzbarkeit eine Herausforderung. Welthaus ist zur automatischen Datenweitergabe an das Finanzamt verpflichtet. Hier benötigen wir Ihre Mithilfe: Wenn Sie Ihre private Spende an uns absetzen möchten, geben Sie uns bitte – falls Sie es noch nicht getan haben – Ihren Namen laut Meldezettel und Ihr Geburtsdatum bekannt!


Spenden & Helfen | 27

PRAKTIKUM UND EHRENAMT

„Lehrreich und spannend“

I

m Zuge meines Masterstudiums „Global Studies“ hatte ich ein Pflichtpraktikum zu absolvieren. Ich habe mich für das Welthaus entschieden, da es nationale und internationale Projekte durchführt. Mein großes Ziel war es schon immer, auch auf globaler Ebene tätig zu sein. Und die Themen von Welthaus wie Ernährungssouveränität, Religionsfreiheit und nachhaltige Produktionsweisen haben mich angesprochen. Ein weiterer Grund für meine Entscheidung war, dass das Welthaus stark am Aufbau des Masterstudiums Global Studies beteiligt war. Und es behandelt viele Themen meines Studiums wie etwa die Globalisierung und den Klimawandel. Bei meinem Praktikum im Welthaus konnte ich mein Wissen darüber vertiefen und sogar in der Praxis anwenden. Mein Praktikum war sehr abwechslungsreich, vielseitig und nie langweilig. Aufgaben waren u.a. die Erstellung eines Blogs auf WordPress für die Aktion „Gerecht Leben – Fleisch Fasten“. Es ging darum, während der Fastenzeit zum Fleischfasten zu bewegen. Ziel ist ein gerechter und nachhaltiger Umgang mit dem Fleischkonsum. Des Weiteren durfte ich bei der Gestaltung einer Spiele-App mit der Anwendung „Actionbound“ mitarbeiten. Der Titel: „Dem Schnitzel auf der Spur!“ Es geht darum, dass sich Schulklassen, Gruppen oder einzelne Personen mit dieser App auf die Spuren der Fleischproduktion machen. Sie werden dabei auf eine Rätselrallye durch Graz geschickt. Zudem konnte

ich bei der Gestaltung einer Facebook-Seite für das Projekt „Begegnung mit Gästen“ mitarbeiten: Dabei geht es um den Austausch von Erfahrungen zwischen österreichischen Dialoggruppen, Gästen aus Entwicklungsländern und den Gästen untereinander. Kontakte sollen geknüpft und erhalten werden. Meine Aufgaben waren stets lehrreich und spannend. Ich konnte mich immer auf die Hilfe und Unterstützung des WelthausTeams verlassen. Besonders wichtig war mir auch, dass ich Feedback zu meinen Arbeiten bekommen habe. Das Praktikum hat mir wirklich viel Spaß gemacht und das Gelernte kann ich sicherlich für meine zukünftigen Arbeitsbereiche und im Studium verwenden. Linda Kargl graz.welthaus.at/spenden-helfen


Danke für Ihr Vertrauen! Wir bitten Sie auch weiterhin um Ihre Unterstützung. WELTHAUS IST ... eine Einrichtung der Katholischen Kirche Steiermark zur weltweiten Verwirklichung von Menschenwürde und Gerechtigkeit. Seit 1970 verbessert Welthaus gemeinsam mit lokalen Organisationen die Situation von Armen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa. In Österreich zeigt Welthaus globale Zusammenhänge auf und tritt für einen nachhaltigen und sozial gerechten Lebensstil ein. Die Erfahrungen aus den Projektländern bilden die Grundlage für die Bildungsangebote in der Steiermark. Welthaus Diözese Graz-Seckau Bürgergasse 2, 8010 Graz Tel. +43 316 324556 graz@welthaus.at Öffnungszeiten: Mo – Do: 9 – 12 und 13 – 16 Uhr Fr: 9 – 12 Uhr In den Schulferien: 9 – 12 Uhr

Spendenkonto

IBAN: AT79 2081 5000 0191 3300 BIC: STSPAT2GXXX

Spenden steuerlich absetzen

Wenn Sie Ihr Geburtsdatum, Vor- und Nachname angeben, werden Ihre Spenden an Welthaus ab 2017 automatisch steuerlich berücksichtigt (siehe Seite 26). Diese Absetzbarkeit ermöglicht es Ihnen, mehr zu spenden – ohne mehr zu bezahlen!

Online spenden unter: graz.welthaus.at / Welthaus

/ WelthausGraz

Welthaus. Wir stärken Menschen.


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