WEIN & CO Magazin 25 Jahre

Page 96

m e n s c h e n

25 Jahre

das tischgespräch

Weingeschichte

im Rückblick

Heinz Kammerer, Willi Klinger und Dorli Muhr sprechen über 25 Jahre Wein & Co: Wie es früher war, wie es heute ist und wie es morgen vielleicht sein wird. text: florian holzer fotos: rene wallentin

A

Weggefährten: Dorli Muhr, Heinz Kammerer, Willi Klinger – sie bildeten das Wein & Co-Kernteam der ersten Stunde. Und stellen heute fest: Damals wurde begonnen, was heute gut funktioniert und als selbstverständlich gilt.

ls Heinz Kammerer, davor im Fliesengroßhandel tätig und leidenschaftlicher Weintrinker, 1993 Wein & Co gründete, holte er sich die besten Sommeliers aus der heimischen Spitzengastronomie und setzte Willi Klinger – heute Chef der Österreichischen Weinmarketing­gesellschaft, damals Marketing-Chef und Einkaufsleiter beim Weinhändler A. V. Stangl – als Geschäfts­ führer ein. Dorli Muhr, Chefin der jungen Weinmarketing-Agentur „Wine & Partners“, heckte 1993 mit Heinz Kammerer die Strategien für die Öffentlichkeitsarbeit aus. Heute ist ihre Agentur Europas erste Adresse für Kommunikationsangelegenheiten in Sachen Wein, außerdem ist Dorli Muhr gefeierte Winzerin auf dem Spitzer­ berg. Protokolliert wurde von Florian Holzer, einem Kunden der ersten Stunde. Heinz Kammerer: Auch ein wichtiger Mann der ersten Stunde – wenngleich anfangs ein bisschen contra eingestellt – war ja der Helmut Touzimsky, der Chef vom Meinl am Graben. Der kam in der

190

Florian Holzer: Ich kann mich erinnern, mich hat diese neuartige Präsentationsform – die bis dahin als Heiligtümer verehrten Weine in einfachen Supermarktregalen – z­ uerst schockiert. Aber es war klar, dass das ersten Zeit jeden zweiten Tag zu der Weinhandel der Zukunft ist, ohne das uns herüber und hat geschaut, Elitäre. was wir da so machen. Willi Klinger: Und es war damals völlig Willi Klinger: Ein wunder­ undenkbar, sich dem Thema barer Mann, dem wurde ja Wein gesamtheitlich zu gesagt, „da müssen’s jetzt nähern. Wein hatte Klinger: „Weinkauf wahrscheinlich mit den fruchtig, sauber und kühl war wie Zigarettenkauf, man blieb der Marke Preisen ein bisserl runter­ vergoren zu sein, ein treu. Dann haben wir die gehen, mit dieser Konkurbisserl Barrique Verkostung eingeführt renz in der Nachbarschaft“. vielleicht, aber nicht zu und diesen Bann gebrochen.“ Und er darauf: „Ja, aber viel, es war die Zeit der höchstens bei den Knack­ Techno-Weine. würsten“. Florian Holzer: Offenheit Heinz Kammerer: Aber so schlecht und Neugier fand eigentlich nicht haben wir das damals gar nicht gemacht. statt, wir wussten damals genau, wie jeder Willi Klinger: Die Zeit, die du mit Wein & Wein zu schmecken hatte. Co abgelöst hast, war die Zeit, als jeder Dorli Muhr: Das ist aber heute nicht sehr einen einzigen Winzer hatte, zu dem er viel anders. Die heutigen Jungen haben hingefahren ist und von dem er alles auch ihre fixen Vorstellungen, wie Wein zu gekauft hat, Weiß und Rot. Weinkauf war sein hat, aber halt andere. Und es ist ja gut, damals wie Zigarettenkauf, da blieb man dass sich da immer etwas wandelt. seiner Marke treu. Und dann haben wir Willi Klinger: Das hat sich aber definitiv das mit dem Verkosten eingeführt und geändert: Guten Wein aus guten Gläsern zu diesen Bann gebrochen. trinken, das ist heute auch für junge 191


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.