Weekend Magazin Vorarlberg 2018 KW 28

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STO RYS

Der Politikbe­ rater war einst rechte Hand von Jörg Haider. Heute spricht er offen.

„Wenn es um das persönliche Gerschtl geht, unterscheiden sich die Saubermänner nicht von anderen.“ Stefan Petzner, Politik-Experte

4 gilt erst recht für politiNaive Mitstreiter. Das

sche Neulinge. In der Theorie wissen sie genau, was sie ­gerne ändern würden. Aber wenn sie dann wirklich im Nationalrat sitzen, müssen sie merken, dass dort besondere Regeln gelten. Auch Politik ist ein Handwerk – und wer es nicht beherrscht, hat keine Chance, etwas umzusetzen.

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Geld. Mit dem Einzug in

den Nationalrat erwartete die neue Partei ein wahrer Geldregen. Es gibt Parteienförderung, Klubförderung, Geld für eine Parteiakademie. Was soll man damit machen? Der plötzliche Reichtum ist verlockend, zumal die meisten neuen Parteien keine Erfahrung im Umgang mit Millionen haben. Da kommt es schnell zu größeren Aus­ gaben, die absolut nicht zu rechtfertigen sind. „Wenn es um das persönliche Gerschtl geht, unterscheiden sich die

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Saubermänner nicht von ­anderen“, sagt Politikexperte Petzner.

6 neue Partei im Wahl- 9 Gerade weil die SauberJobs. Egal wie sehr eine

Riesen-Enttäuschung.

kampf gegen Postenschacher und Doppelbezüge gewettert hat: Sobald sie einmal im ­Nationalrat sitzt, gibt es viele Jobs zu vergeben – und viele verdienstvolle Mitstreiter, die auf diese spitzen. Die Versuchung ist groß, einem Freund eine lukrative Anstellung im Klub oder in der Partei­ akademie zuzuschanzen.

mann-Parteien im Wahlkampf so großspurig getönt haben, alles besser zu machen, sieht man später umso ge­ nauer hin. Ein Nationalratsabgeordneter, der sich von seiner Partei ein Zusatzgehalt zahlen lässt? Wenn das bei e­iner der alten Parteien vorkommt, ist das keine

Über­raschung. Aber die neue ­Bewegung wurde ja gewählt, weil sie alles besser machen wollte. Für sie gelten höhere Ansprüche. „Sie sind nicht schmutziger, aber es fällt mehr auf“, sagt Petzner.

10 Wenn es die AufdeKeine zweite Chance.

cker-Partei einmal vermasselt hat, dann ist das Urteil der Wähler in der Regel knallhart. Denn im Gegensatz zu den etablierten Parteien haben sie keine Stammwähler, die am Ende doch murrend ihr Kreuz an der richtigen Stelle des Wahlzettels machen. Wer weg ist, ist weg. Das ist das Schicksal der meisten Saubermänner: Sie haben keine Möglichkeit, sich zu bessern.

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7 Einzug in den Nationalrat

Macht. Gleich nach dem

werden die Machtverhältnisse geklärt. Die alten Hasen wissen, in welchen Schlüsselpositionen sie die meiste Macht haben, um möglichen Widerstand von vornherein zu ­unterbinden. Ehe die Jungen verstehen, was passiert, haben sie auch schon jegliche Mitsprache verloren.

8 Natürlich flunkern auch Zu viel versprochen.

die anderen Parteien im Wahlkampf. Aber sie wissen, was sie alles versprechen ­können, ohne nach der Wahl als Hochstapler dazustehen.

Jörg Haider wollte wie Robin Hood die Mächtigen quälen, um den einfachen Leuten zu helfen. Doch seine Skandale kamen den Steuerzahlern teuer.

FOTOS: GERT EGGENBERGER/APA/AP/PICTUREDESK.COM

rung damit. Sie haben sich selbst Regeln gegeben, an die sich auch Parteichefs halten müssen. Den neuen Parteien fehlen diese bewährten Spielregeln: wenn es kracht, dann richtig.

Diese Disziplin fehlt den selbst ernannten AufdeckerParteien. Sie versprechen ihren Wählern das Blaue vom Himmel. Nach der Wahl kommt dann für die Unterstützer die große Ernüchterung. Denn am Ende sind ­allen in der Politik Grenzen gesetzt. Supermänner und Superfrauen gibt es nicht.


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