4 minute read

Natürlich mit Ilona

MIT WEINEN VERWEILEN

Wo entdeckt man grosse Weine? An Messen und Veranstaltungen. Wie etwa an der Robert Parker Wine Advocate’s «Matter of Taste – The Ultimate Fine Wine Experience» in Zürich.

Text ________ Ilona Thétaz

Eine Art, Weine zu entdecken, sind Veranstaltungen von nationalen und internationalen Wein-«Turn-» Vereinen. Ansammlungen von Winzer*Innen und Besucher*Innen beim sich Verweinen, bei mässiger Bewegung und vielen vollen Spucknäpfen. Da gibt es bekanntere und unbekanntere, verpönte und verwöhnte und es gibt die grossen.

Wie zum Beispiel «Matter of Taste», eine sehr beeindruckende Veranstaltung, organisiert von einer sehr beeindruckenden Gesellschaft. Alles ist daran beinahe überbeeindruckend. Wenn da der Tatsache einer ziemlich hochkarätigen Veranstaltung dann die Tatsache hinzugefügt wird, dass diese Veranstaltung in diesem Jahr wieder mal in Zürich stattgefunden hat, wurmt es wohl Weinliebhaber*Innen, dass sie dem Weinschiff den Vorrang gegeben haben. Weshalb ich jetzt von dieser Veranstaltung und nicht vom Wein an sich erzähle, hat eigentlich alles mit einer noch beeindruckenderen Gesellschaft zu tun, dem Padre der Weinkritik, dem in den Ritterstand befördernden Punkte-Verband von Michelins Robert Parker. Trotz meiner unkonventionellen Neuronität wird mir immer noch widerspenstig ehrfürchtig zu Mute, wenn wir dieses Thema ansprechen. Daher freue ich mich, dies in Ihrer Begleitung machen zu können. Ich war eben da in diesem Jahr, und zum Glück war ich auch da nicht allein. Ich war umgeben von einer grossen, lieben, wunderbar unvernünftigen Winzerschaft, welche in diesem Jahr ausgewählt wurde eben da zu sein mit dem Genuss einiger dekorativer Punkte. Weil ich es aber eben nicht so mit Zahlen und mehr mit Wein habe, würde ich gerne auf den flüssigen Inhalt eingehen und meine Höhen und Überhöhen dieses Tages hier mitteilen.

Voraus möchte ich noch ein klares Vorurteil verurteilen und wenn möglich vernichten. Robert Parker mag eine grosse und unglaublich einflussreiche Gesellschaft sein, man kann sich vorstellen, dass diese Punkte eine gewisse Anhaftung von veraltetem Bordeaux, von Herrensälen und patriarchalem Unmut haben. Schwer kann man sich vorstellen, dass in diesem Zusammenhang eventuell sogar Naturwein ins Spiel kommen könnte. Grundsätzlich heisst es bei uns #Parkergaveme50 … Doch sind wir jetzt da, dass es eben genau so ist. So kam

es auch, dass ich da mit den wundervollsten Winzer*Innen der Schweiz eine Präsentation unserer Weine durch Monsieur Stephan Reinhardt hören durfte und wir ziemlich stolz auf unsere Weine sein durften.

Zurück an den Tag erinnere ich mich an einige Weine, welche mich aus den Stiefeln gestiefelt haben! Oh Mey! Wein! Wundervoller Wein. Und deshalb gehts jetzt los mit meinen Top 3

der naturnahen Parker-Weine in der Schweiz!

#NEWGENERATION!!

Ich sage jetzt gezielt naturnah, bio ist Voraussetzung, soweit diese Information zu finden ist, da manche nur in ihrer Broschüre bio machen, aber keine Zertifizierung oder sonstige Label haben; und spontan vergoren, der direkte Nachfolger, wo gleich dasselbe Problem besteht, deshalb trotz guten Recherchen keine Gewähr. Den Schwefel verteufeln wir jetzt mal nicht – okay? Auch wenn es jetzt vielleicht so wie eine Weinrevue im Blick tönt – es ist immer noch Natürlich mit Ilona!

Santé

WEINTIPPS

Trotz der Tatsache, dass ich vor mehr als 10 Jahren mit Silas, dem Technischen Leiter vom Weingut Riehen, meine RebbergFertigkeiten an der Berufsschule Wädenswil gelernt habe, hatte ich keinen Plan, wo mein ehemaliger Klassenkamerad gerade winzert. Und somit war dies mein erstes Mal mit ihm. Mit dem petit und dem grand. Die Roten sind bestimmt wunderbar, aber mir habens die Weissen angetan, wie so oft. Sie haben mich unglaublich herausgefordert. Ich musste mich zusammenreissen, Silas die Weine nicht zu entreissen und in einem Ecklein des Dolder Grand ein Rendezvous mit diesem Wein zu haben. Der Wein ist so streng, wie er aussieht, so süffig, wie er nur süffig sein kann. Le Grand ist grösser. Der Chardonnay macht die Strenge verträumt, wie verliebt sein. Unmöglich, ihn nicht zu trinken, wobei der Petit auch seinen Charme hat.

WEINGUT RIEHEN «DU PETIT AU GRAND» WEISS 2017

Als ich diesen Schwung von Wein probierte, habe ich genau dies hier aufgeschrieben: Wie ein wohliges Bett, die Nase schläft, wie ein Stein riecht, welcher sich in der Sonne aufgewärmt hat, wie Wäsche, die in der Sonne trocknet, wie die glitzernden Augen von jemand Wunderschönem, der oder die in die Sonne schaut. Säure und Holz, Tessin und Temperament. Grazie Myra. «Cheibe Donnerwätter!» Grappes entières purs! Es war am Abend des Parker-Dings, als es ein Winzer*Innen-Dinner gab und jede und jeder eine Flasche Wein mitbrachte. Da hat mir Patrick Adank davon eingeschenkt. Frisch und knackig! Sehr gute Pinoitik, ernsthaft spassig, trinkig, nicht so herrschaftig, eher einzigartig. Irgendwie kann man warten und lagern oder sofort trinken, sofern man diesen überhaupt schon bekommt, wunderbar!

2

AZIENDA AGRICOLA ZÜNDEL «VELABONA» 2019 Ilona Thétaz

Ilona Thétaz lebt mit ihrer Tochter Emma und ihren Tieren auf dem Bauernhof ô fâya in Saxon im Wallis. Dort produziert sie Aprikosen, Wein, Gemüse und Fleisch nach den Vorgaben des ökologischen Landbaus. Sie ist eine der talentiertesten Jungwinzerinnen der Schweiz.

OFAYA.CH FACEBOOK.COM/OFAYAFARM

3

WEINGUT FAMILIE HANSRUEDI ADANK «FLÄSCHER HERRENACKER» 2019

This article is from: