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Die Markenstory

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Chef’s Table

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Château Les Carmes Haut-Brion umfasst rund fünf Hektaren Weinberge in der Appellation Pessac-Léognan. Der Keller gleicht einem modernen Schiff und wurde von Stararchitekt Philippe Starck realisiert.

LES CARMES HAUT-BRION

Château Les Carmes Haut-Brion gilt als neuer Shootingstar in Bordeaux. Sein Fundament ist wie bei zahlreichen Häusern der Region eine jahrhundertalte Geschichte, die jetzt aber dank seinem neuen Besitzer den Sprung in die Neuzeit geschafft hat. Kunst kommt dabei auch nicht zu kurz.

Fotos ________ ZVG

Sergio Mora hat dieses Fass 2016 realisiert.

Beim Blick in den Keller erkennt man, dass noch zahlreiche Fässer weiss sind – und darauf warten von weiteren Künstlern bemalen zu werden.

In diesem Kapitel geht es bekanntlich nicht primär um den Wein, also den Inhalt der Flasche, sondern vielmehr um das Drumherum. Und dieses sollte einen speziell kreativ-artistischen Touch haben, der als Inspiration für andere dienen könnte und der für uns beim Genuss des Weins zusätzlich erfreuen kann. Mit «Drumherum» sind natürlich die Etiketten der Weine gemeint, es kann aber auch die Kellerei sein oder, wie in diesem Fall, die Gärtanks.

Als Patrice Pichet Les Carmes Haut-Brion im Jahr 2010 erwarb, begann für dieses winzige Anwesen in der Stadt Bordeaux eine neue Zeit. Mitgeholfen hat dabei auch der visionäre Architekt Philippe Starck, der selber Wein in Grandola im Norden Alentejos anbaut und auch für das Champagnerhaus Roederer einen speziellen StarckChampagner lanciert hat. Seine Aufgabe für Les Carmes Haut-Brion: der Bau eines neuen Weinkellers – was sich als nicht ganz einfach herausstellte. Es sollten keine Reben ausgerissen werden und der kleine Park der Domaine stand unter Denkmalschutz und durfte nicht bebaut werden. Der einzige verfügbare Platz war der Fluss Peugue, der den Weinberg durchquert. Philippe Starcks Lösung: Er schuf eine kleine Insel und baute darauf und darunter. Verständlich daher, dass der Bau einem aus Aluminiumplatten gebauten Schiffsbug ähnelt. Der StarArchitekt philosophiert:

Guillaume Pouthier (l.) und Patrice Pichet von Les Carmes Haut-Brion haben 2016 mit dem Kunstprojekt auf dem Bordelaiser Weingut begonnen.

«Der Wein ist ein Zauber. Sein Zuhause musste evokativ sein, ein Minimum, eine Intuition, eine Reflexion. Das Wunder von Château Les Carmes Haut-Brion hat diese Beständigkeit verdient.» Das knapp fünf Hektaren grosse Château Les Carmes Haut-Brion ist ein wahres Schmuckstück unter den Weingütern des Bordelais. Es liegt wie sein Nachbar Château Haut-Brion in Pessac im Südwesten der Stadt Bordeaux und gehört zur Appellation Pessac-Léognan. Das Château stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert, ebenso wie der drei Hektaren grosse Park, der vom damals bekannten Landschaftsarchitekten Fischer entworfen worden ist. Wesentlich älter sind die Weinberge. Vermutlich existieren sie seit dem 16. Jahrhundert, als der damalige Besitzer Jean de Pontac das Anwesen dem Karmeliterorden vermachte. Nach der Französischen Revolution wurde das Weingut versteigert. Danach besassen sowohl der französische Weinhändler Léon Colin als auch die Familie Chantecaille-Furt das Weingut. Heute gehört es Patrice Pichet, dem Leiter einer französischen Immobiliengesellschaft, der das Anwesen um rund zwei Hektaren erweiterte. 1987 wurden die Keller komplett renoviert. Seit 1990 wird neben dem Les Carmes Haut-Brion auch der Zweitwein Le C des Carmes Haut-Brion vinifiziert. Interessant ist weiter, dass der Sortenspiegel auffallend anders ist als sonst in der Region – Cabernet Sauvignon wird eher wenig bewirtschaftet (10%), dafür umso mehr Merlot (50%) und Cabernet Franc (40%), der hier besonders viele Finessen offenbart. In Bordeaux ist die Sorte sehr wichtig, war aber in der Vergangenheit selten dominant, was sich angesichts der Erderwärmung in Zukunft verändern kann. Cabernet Franc ist einfach anzubauen, aber schwer, gut anzubauen. Mit optimalen Trauben lassen sich strukturiertere und langlebigere Weine hervorbringen, die eine saftige Frische mit sich bringen. Und die Weine? Sie sind von einer unglaublichen Eleganz, Textur und auch Opulenz, aber einer Opulenz, die von Frische und Saftigkeit getragen wird und nicht von süssem Schmelz. Ganz zu schweigen von den Tanninen, die fein geschliffen und seidig zart diesem zeitlosen Bordeaux das nötige Gerüst für eine Lebensdauer von mehreren Generationen verleihen. Jährlich werden nur gerade einmal 35000 Flaschen vom Les Carmes HautBrion vinifiziert und es ist nicht immer ganz einfach, ein paar Flaschen davon zu ergattern.

Der Barriquekeller und der Degustationsraum befinden sich unter dem Wasser, da der einzige Ort, an dem etwas gebaut werden durfte, der Fluss Peugue war.

Das Weingut ist inzwischen nicht nur ein eigenständiges Kunstwerk, sondern beherbergt jedes Jahr auch die Kreationen eines Gastkünstlers. Die Wände des Weinguts zeigen Werke, die Teil einer wachsenden Sammlung sind und sich für Interpretationen des Weinbergs eignen. So wählt die Groupe Pichet Jahr für Jahr einen Künstler aus, der eines der neuen Fässer mit einem Werk verzieren darf. Den Anfang machte Ara Starck, die Tochter von Philippe Starck. Fass Nr. 18 wurde auf «Lieux» getauft. Beim darin enthaltenen Jahrgang handelte es sich um den 2015er.

«Der Wein ist ein Zauber. Sein Zuhause musste evokativ sein, ein Minimum, eine Intuition, eine Reflexion. Das Wunder von Château Les Carmes Haut-Brion hat diese Beständigkeit verdient.»

Sie entwarf dafür eine allegorische Darstellung des Anwesens und seiner Weine rund um den Begriff «Orte», eine Ode an die unterschiedlichen Terroirs von Château Les Carmes HautBrion, die zusammen die Komplexität dieses Weins ausmachen. Weitere Künstler sind bis jetzt Sergio Mora, Beniloys, Collectif La Douceur und Gwendoline Finaz de Villaine.

Ihre Arbeiten sind eine Assemblage aus ihrer Handschrift und ihrer visuellen Interpretation des Jahrgangs des jeweiligen Weins. Und was mir beim Betrachten der Resultate besonders aufgefallen ist, dass sie nicht unterschiedlicher sein könnten, was mich einmal mehr daran erinnert hat, dass jeder von uns eine ganz eigene Wahrnehmung des Weins hat – absolut faszinierend. Und so meint Guillaume Pouthier, Direktor des Weingutes: «Am Ende zeigt unser gesamtes Anwesen den Charakter unseres Weines – der Keller offenbart, dass wir keine Angst vor der Zukunft haben, und das Schloss und seine vollkommen traditionelle Renovierung, dass wir auch die lange Tradition von Bordeaux und seiner Weinkultur zelebrieren.»

Jedes Jahr wird ein neues Fass von einem anderen Künstler realisiert. Die Kreationen sollten dabei einen Bezug auf die Ereignisse des Jahres haben.

So wählt die Groupe Pichet Jahr für Jahr einen Künstler aus, der eines der neuen Fässer mit einem Werk verzieren darf. Den Anfang machte Ara Starck, die Tochter von Philippe Starck.

Le C des Carmes Haut-Brion 2018

Pessac-Léognan

Schon die Farbe verführt die Sinne im Nu. Denn sie leuchtet in dunklem Violett und lässt an den Saft frisch gepresster Brombeeren denken. Auch der Duft ist sehr beerig und einladend. Noten von Cassis, Erdbeeren und Zedernholz sind zu erkennen. Im Gaumen dicht, stoffig und komplex. Ein charmanter Bordeaux mit Eleganz, Finesse und dem nötigen Druck. Sie können den Wein ruhig jetzt schon geniessen, wobei ich ihn dann dekantieren würde. Jeder Schluck ist wie ein Fruchtkonzentrat mit etwas Schokolade. Perfekt zu Steak, Braten oder einem Lammgigot.

BEZUGSQUELLE: Spar

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