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Die Markenstory
Wenn der Nebel aufsteigt und die Trauben in Tau bettet, nimmt der Edelpilz Botrytis cinerea seine Arbeit auf. Diese FurmintTrauben sind die letzten der Ernte und die Basis für den Nektar namens Tokajer.
ROYAL TOKAJI
Ungarn ist die Hochburg der Furmint-Traube und auch die Heimat eines der bekanntesten Süssweine der Welt - dem Tokajer. Weinpapst Hugh Johnsons Liebe zu diesem Wein liess ihn nach dem Mauerfall ein önologisches Projekt gründen, das den Namen «Royal Tokaji» trägt.
Fotos ________ ZVG Der heilige Thomas pflegt die Reben im Weinberg. Der Rebberg ist entsprechend nach ihm benannt und sein Abbild ist auf einem der trockenen Furmint-Weine zu sehen.
Die Region Tokaj in Ungarn. Man sieht den erloschenen Vulkan, auf dem die Trauben gedeihen, und die beiden Flüsse Bodrog und Tisza (dt. Theiss), die das Klima so sehr prägen.

Eins vorweg – wir stellen hier nicht die süssen Royal-Tokaji-Weine vor, sondern die trockenen, die alle mit dem neuen Jahrgang auch ein neues Label erhalten haben. Jedes Label erzählt einen Teil der Geschichte des Weins und wurde vom jungen ungarischen Künstler Arpad Szigeti kreiert.
Weinbau blickt in Ungarn auf eine lange und bewegte Geschichte zurück, die seit einigen Jahren wieder erblüht. Ein grosser Fan des Landes ist auch Hugh Johnson, der hier zusammen mit ein paar Investoren die Kellerei Royal Tokaji gegründet hat. So erzählt er: «Ich erinnere mich noch, als ich Ende der 80er-Jahre für eine Reportage nach Ungarn eingeladen wurde.

Weinpapst Hugh Johnson vor seiner Statue. Er ist eine der treibenden Kräfte hinter der Kellerei Royal Tokaji.



Vulkangebiet und Vulkangestein prägen den Charakter der Weine aus Tokaj. Besonders wohl fühlt sich hier die Furmint-Traube.
Die speziellen Winde der Region sind für die Entstehung des Edelschimmelpilzes Botrytis cinerea wichtig.
Ich entdeckte zahlreiche Fässer mit uraltem Tokajer darin. Die Bauern konnten ihn nicht abfüllen, weil sie gar keine Glasflaschen besassen. Wir mussten Coca-Cola-Flaschen aus Plastik besorgen, um den Wein abfüllen und mitnehmen zu können. Ich habe mich sofort in diesen Wein verliebt. Er ist sowohl historisch einzigartig wie auch geschmacklich. Kein anderer Süsswein hat derart viel Finesse, Grösse, Eleganz und so wenig Alkohol wie der Tokajer. Ludwig XV. nannte ihn schon ‹Vinum Regum, Rex Vinorum› also den Wein der Könige, König der Weine.» Vinifiziert wird dieser Süsswein primär aus der Furmint-Traube, aus der auch ganz trockene Weissweine produziert werden können, was Johnson in seinem Weingutsprojekt auch umgesetzt hat. Charakteristisch ist die ausgeprägte Säure, die dem Wein (auch in süsser Form) Frische und Lebhaftigkeit verleiht. Generell haben Furmint-Weine auch ein ausgeprägtes Alterungspotenzial. In Ungarn werden rund 4000 Hektaren kultiviert; 97 % davon befinden sich im Nordosten in der Region Tokaj – der Heimat der Royal Tokaji Wine Company. Sie wurde 1990 gegründet und zählt inzwischen zu den bekannten Weingütern der Region. Von Budapest aus erreicht man sie nach einer gut vierstündigen Fahrt, was sich auf jeden Fall lohnt, zumal in diesem UNESCOgeschützten Gebiet die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Man reist in eine romantische Landschaft aus Kellerlabyrinthen, Reben und Hängen, eingebettet in die Ausläufer des Zemplén-Gebirges. Der Grossteil der Weinberge von Royal Tokaji befindet sich in der Gemeinde Mád. Dazu gehören die 1er-Cru-Lagen Szt. Tamás, Nyulászó, Betsek und die 2ème-Cru-Lage Birsalmás. Der Weinberg Mézes Mály – eine 1er-Grand-Cru-Lage – liegt in der Gemeinde Tarcal. Diese Klassifizierung geht auf das 17. Jahrhundert zurück, als die süssen Tokaji-Aszú-Weine an den Höfen Europas so hoch angesehen waren, dass Fürst Ferenc Rákóczi auf einer Klassifizierung der besten Weinberge in den 28 Dörfern der Region bestand. Diese wurden in 1er Grand Cru, 1er Cru, 2ème Cru und 3ème Cru eingeteilt.
Die Siedlung Mád ist ein wichtiges Zentrum des Weingebiets, umgeben von den besten Weinbergen.
Schon lange, bevor in Sauternes der erste Süsswein abgefüllt wurde, vinifizierte man in Tokaj Wein aus edelfaulen Trauben. Mitte des letzten Jahrhunderts zerstörte der Kommunismus leider diese historische Weinkultur, die zum Glück dank Kellereien wie Royal Tokaji wieder zu erblühen beginnt.
Den Namen Tokajer dürfen nur Weine aus dem Tokajer Weinbaugebiet tragen, das sich im Norden Ungarns an der Grenze zur Slowakei befindet.


Eine Szene auf dem Weinetikett bezieht sich auf eine Lage, die für die Jagd nach Hasen bekannt war.

Trockene Weisse …
… der Royal Tokaji

Furmint 2019 Dry
Guter Einstieg in diese Palette von äusserst trockenen Weissen, die im Grunde genommen ein perfektes Pendant zu den süssen Tokajern sind. Dieser trockene Furmint ist perfekt als Gaumenerfrischung und wenn man wirklich gerne einen trockenen, ja fast spröden Weissen sucht. Ganze Trauben wurden hier gepresst und anschliessend teils im Edelstahltank, teils im Barrique (15% neue Eiche) vergoren. Nach der Gärung verbleiben beide Chargen in ihren Gefässen auf Feinhefe, um weiter reifen zu können. Das Label ist eine Hommage an die Region Tokaj. Man sieht den erloschenen Vulkan, auf dem die Trauben gedeihen, und die beiden Flüsse, die das Klima so sehr prägen.
Furmint
2018 Vineyard Selection
Kernig, trocken und dicht. Klassischer Furmint mit beachtlicher Struktur und phenolischen Noten. Als ob man etwas Tannin in ihm spürte. Bei der Vinifikation wurden die ganzen Trauben gepresst und in Zemplén-Eichenfässern vergoren. Nach der Gärung reifte der Wein für sechs Monate in 300-Liter- und 500-LiterFässern. Die endgültige Mischung hat einen Anteil von 20% neuer Eiche. Die Furmint-Trauben für diesen Klassiker stammen von den Reben, die sich rund um das Weingut und das Dorf Mád befinden. Das Dorf beherbergt mehr 1er-Cru-Lagen als jede andere Region. Das Etikett zeigt einen Blick über das Dorf zum Tokaji-Hügel. Die Textur des charakteristisch vulkanischen Mád-Terroirs (und eine Eidechse) ist im Vordergrund zu sehen.
Furmint
2018 Nyulászó, 1st Growth
Nyulászó ist einer der am meisten geschätzten Weinberge in seiner Gemeinde. Der Boden ist reichhaltiger Lehm. «Unser Nyulászó-Furmint ist ein eleganter Wein mit vulkanischer Struktur am Gaumen und guter Frucht, ergänzt durch Eichen- und Vanillenoten. Gut integrierte Säure mit frischen Fruchtaromen und einem langen mineralischen Abgang. Ein echter Terroirwein», erklärt Johnson. Nach der Ernte wurden die ganzen Trauben gepresst und in 300-Liter-ZemplénEichenfässern vergoren. Nach der Gärung reifte der Wein für sechs Monate im Eichenfass. Nyulászó bedeutet auf Ungarisch «ein Ort, an dem man Hasen jagen kann». Entsprechend ist eine solche Szene auf dem Label abgebildet.
Szt. Tamás Betsek
Furmint
2018 Szt. Tamás
Szt. Tamás ist ein hochwertiger 1er-CruWeinberg, der nach Südwesten abfällt und das Weingut Royal Tokaji in Mád überblickt. Der Boden ist reichhaltig – eine Kombination von rotem Ton und Vulkangestein. Das Etikett zeigt den Heiligen Thomas, der die Reben im Weinberg pflegt. Der Rebberg ist entsprechend nach ihm benannt. Die Gebäude im Hintergrund sind ein Abbild der Kellerei von Royal Tokaji. Dieser Furmint ist voller Kraft und Struktur. Seine Säure ist knackig und im Finale entdeckt man neben Aromen von Bienenwachs und Lindenblüten auch alpine Kräuter.
Hárslevelu 2019 Betsek
Kernig, trocken mit einer dezenten Note von Lindenblüten, Granny-Smith-Apfel und Fleur de Sel. Karger Weingenuss, der etwas Steiniges und Hageres in sich trägt. Hat auch eine Note von Bienenwachs und kühlem Gestein. Vielschichtige Textur mit frischer Säure und einem langen Reifepotenzial. Aus der Hárslevelű-Traube vinifiziert, die man weniger gut kennt als die Furmint-Traube. Streng limitiert. Das vulkanische Terroir von Tokaj macht etwa 65% der weltweiten HárslevelűAnpflanzungen aus. Die grossen, lockeren Trauben und dickschaligen Beeren wachsen auch in anderen Teilen Ungarns (Eger, Somló, Plattensee und Villány) sowie jenseits der ungarischen Grenze in der Slowakei, Rumänien und Österreich sowie auch in Südafrika. Das Label bezieht sich auf die Lage. Wie Hugh Johnson erklärt: «Der Weinberg Betsek hat die Form einer Mondsichel und die Luft steht hier nie still.»