MENSCHEN
«Ich mag den psychologischen Fight mit der Gegnerin» Die 18-jährige Thunerin Valentina Ryser gehört zu den 25 besten Tennisspielerinnen der Schweiz. Ihr Ziel sind die Top 100 der Welt. Für ihren Traum vom Tennisprofi trainiert sie hart und wird von vielen unterstützt – auch von ihrer Omi. VALENTINA RYSER, wie fing das alles an mit dem Tennisspielen? Mit fünf Jahren stand ich zum ersten Mal auf dem Platz. Meine Eltern spielen beide Tennis und nahmen mich mit. Später besuchte ich Ferienpass-Kurse und schliesslich nahm ich regelmässig Stunden. Gab es noch andere Optionen als Tennis? Als Kind machte ich auch Kunsteislauf. Mir gefiel beides sehr gut. Irgendwann musste ich mich aus Zeitgründen für eine Sportart entscheiden. Weil ich immer so kalte Füsse hatte auf der Eisbahn, fiel mir der Entscheid nicht sonderlich schwer. Wann haben Sie gemerkt, dass Tennis mehr ist als ein Hobby? Schon ziemlich früh. Bereits in der 3. Klasse erhielt ich Dispensationen für das Angebot «Schule und Sport», wo wir im CIS Heimberg trainieren konnten. In der 7. Klasse besuchte ich in der Progymatte die Sportklasse. Ich hatte mega Glück mit meinen Lehrern, die alle sehr 6
ThunMagazin | 5/19
sportbegeistert waren und mich förderten und unterstützten. Mit 15 Jahren kam ich in die Swiss Tennis Academy in Biel, wo ich heute noch trainiere. Was fasziniert Sie am Tennis? Tennis ist einfach cool und so vielseitig. Es ist ein schönes Gefühl, einen Winner zu schlagen. Zudem ist Tennis ein richtiger «Psychosport». Damit meine ich, dass sehr viel über den Kopf geht. Auf einem gewissen Niveau können alle gut Tennis spielen. Ausschlaggebend ist dann oft der mentale Bereich. Man kann einen Match immer noch drehen, weil es keine Zeitbegrenzung gibt wie zum Beispiel im Fussball. Diesen psychologischen Fight mit der Gegnerin mag ich sehr.
Der berühmte Kopf. Wie trainieren Sie mentale Stärke? Ich gehe einmal pro Woche zu einer Mentaltrainerin. Mit ihr lerne und übe ich, wie ich mich in mental belastenden Situationen verhalten soll und die richtige Entscheidung treffe. Sie zeigt mir verschiedene Techniken und Strategien, zum Beispiel, wie ich ruhig und konzentriert bleiben kann in einer engen Situation. Vieles kommt auch mit der Erfahrung. Und Selbstvertrauen ist etwas vom Wichtigsten im Tennis. Daran arbeite ich. Schläge zu üben ist einfacher, als den Kopf zu trainieren. Ihr Spiel ist schnell, offensiv. Sie wirken auf dem Platz cool, fast abgeklärt. Wie sieht es in Ihnen aus während eines Matchs? Oft anders. Ich zeige meine Emotionen nicht so stark gegen aussen.
«Es ist ein schönes Gefühl, einen Winner zu schlagen.»