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Was erhoffen Sie sich vom Schweizer Markt, Herr Wendl?

«Hotelier»-Gespräch mit Gerhard Wendl über das erste JUFA-Hotel in der Schweiz

Was erhoffen Sie sich vom Schweizer Markt, Herr Wendl?

JUFA ist die grösste Familien-Hotelgruppe Österreichs und betreibt aktuell 60 Familienhotels in Österreich, Deutschland, Ungarn

und Liechtenstein. Die Gruppe generiert jährlich rund 1,6 Millionen

Logiernächte. Jetzt eröffnet Jufa-Gründer und CEO Gerhard Wendl

das erste JUFA-Hotel in der Schweiz. Im Juni eröffnet das «JUFA»

in Savognin (GR).

INTERVIEW Hans R. Amrein

Die JUFAHotelgruppe gibt ihren Einstand in der Schweiz – genauer gesagt in Savognin (GR). Der komplett aus lokalem Fichtenholz erstellte Elementbau mit 72 Zimmern ist als «erschwingliches Familienhotel» im 3SterneSuperiorBereich geplant. Die Eröffnung ist auf den 18. Juni 2021 terminiert. «Hotelier» sprach mit JUFAGründer und Geschäftsführer Gerhard Wendl über den Markteintritt in der Schweiz.

Gerhard Wendl, was steckt eigentlich hinter der Abkürzung «JUFA»? Woher kommt dieser Name?

Im Hintergrund steht unsere Historie rund um Jugend und Familie. Jugend steht für «JU», Familie für «FA». Dieser Brand steht also noch immer für Familie und mehr denn je für die andere Art des Tourismus, unkonventionell regional, vielfältig, eben für Tourismus mit Augenmass.

Hinter der JUFA-Hotelgruppe steckt eine gemeinnützige Stiftung. Das tönt nach sozialem Zweck und Engagement. Ist es überhaupt Ihr Ziel, mit den 60 Hotels Geld zu verdienen?

Wir sind – trotz und vielleicht auch wegen unserer Herkunft und unserer Eigentümerstruktur – ein wirtschaftliches Unternehmen. Soziales Engagement, regionales Bewusstsein und wirtschaftlicher Erfolg schliessen sich nicht aus. ➤

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Sie betreiben JUFA-Hotels in Deutschland, Österreich, Ungarn und dem Fürstentum Liechtenstein. Jetzt eröffnen Sie in Savognin (Graubünden) ihr erstes Haus in der Schweiz. Was erhoffen Sie sich vom Schweizer Markt?

Die Schweiz als Urlaubsland, die Schweizer Gäste und unsere Urlaubsidee passen perfekt zusammen. Wir positionieren uns im 3Sterne und 4SterneSegment und glauben, damit eine Lücke zwischen 5SterneAngeboten und Privatzimmervermietern zu treffen. Wir sind davon überzeugt, dass unsere Idee von Ferien – regional, leistbar, aber trotzdem mit guter Qualität – sowohl am Inlandsmarkt als auch für den deutschen Gast interessant sein wird.

Im Fokus Ihrer Hotels stehen Familien, Kinder, Jugendliche, Schulen und Vereine. Ist ein JUFA-Hotel so etwas wie eine komfortable und weiterentwickelte Jugendherberge?

Wir wissen, was Familien wollen und bieten hier als Marktführer im österreichischen Familien und Gruppenreisesegment ein Angebot. das sich bestens bewährt hat. So wie auch die Ferienansprüche von Familien stets steigen, so steigt auch unsere Qualität ständig. Mit unseren Standorten in Hamburg, direkt in der HafenCity, oder in Wien und Salzburg, hat sich für uns gezeigt, dass unsere Hotelidee sowohl in AAARegionen und Standorten, sowohl in Städten und in kleineren Regionen funktioniert.

Warum wagen Sie den Schweizer Markteintritt ausgerechnet in einer touristischen B-Destination, nämlich in Savognin?

Savognin ist ein von uns bewusst gewählter Standort! Für uns ist es wichtig, Potenziale zu erkennen und Standorte zu finden, die zu unserem Familienschwerpunkt passen. Savognin bietet mit seiner natürlichen Angebotsvielfalt genau die Potenziale, die wir suchen. Dazu haben wir hier viele regionale Partner auf Augenhöhe gefunden. Zudem ist Savognin schon jetzt eine InlandsFamiliendestination und ermöglicht eine ganzjährige Auslastung.

Haben Sie die Absicht, in der Schweiz weitere JUFA-Hotels zu eröffnen?

Im Moment konzentrieren wir uns auf die Eröffnung in Savognin. Dennoch gibt es in der Schweiz interessante Regionen oder auch Städte, wo unsere Hotelidee gut hinpassen könnte. Konkrete Gespräche mit möglichen Partnern gibt es aber derzeit noch nicht. Wobei wir weitere Standorte in der Schweiz anstreben.

Wie würden Sie die Positionierung Ihrer Hotels umschreiben? Worin unterschieden Sie sich deutlich von Ihren Mitbewerbern?

JUFAHotels sind wahrscheinlich das «unkomplizierteste Ferienprodukt Europas» – mit sehr guten Standards, regional eingebunden und mit grosszügigen Erlebnismöglichkeiten für Kinder und ältere Feriengäste. Wir bieten 3SternePreise bei 4SterneQualität.

Welche Zielgruppen sprechen Sie mit Ihrem Hotelkonzept an?

Regionale und touristische Vielfalt sind bei uns Trumpf. Genau diese Vielfalt trifft auch auf unsere Zielgruppen zu. Wir haben Konzepte und Ideen entwickelt, die natürlich den Hauptfokus auf die Familie richten. Wobei wir den Begriff Familie vom Pärchen bis zur Grossmutter mit Enkel spannen. Dazu kommt, dass durch unsere Zimmer und Preisgestaltung sich auch Gruppen und Vereine bei uns wohl fühlen. Unser Bekenntnis lautet: «Offen für alle».

Offensichtlich gibt es so etwas wie eine «JUFA-Fan-Gemeinde», denn die Weiterempfehlungsrate z.B. auf Holiday-Check ist sehr hoch und beträgt 95,7 Prozent. Wie schaffen Sie das?

Am Ende ist es unsere gelebte Hotelidee und eine versprochene Qualität, die wir seit knapp 30 Jahren immer wieder aufs Neue in jedem der nun 61 Standorte liefern. Wir wollen nicht auf Trends aufspringen, sondern Trends kreieren. Wir sind nicht regional und nachhaltig geworden, weil das jetzt gerade «im Trend» liegt!

Den ersten «Fair Trade Kaffee» gab es in einem JUFAHotel vor 20 Jahren. Seit 1991 werden ein Grossteil unserer Möbel von einer integrativen Werkstätte in Österreich produziert. Letztendlich hat unser Erfolg viel mit unseren Werten, der Wertschätzung gegenüber den Standortregionen und den Menschen zu tun. ➤

«Es gibt in der Schweiz interessante Regionen oder auch Städte, wo unsere Hotelidee gut hinpassen könnte»

GERHARD WENDL

Was steckt hinter den JUFA-Hotels?

JUFA ist die grösste Familien-Hotelgruppe Österreichs.

Gründer und Geschäftsführer Gerhard Wendl hat die JUFA-Hotels innerhalb von 30 Jahren zu einer der erfolgreichsten Hotelgruppen in DACH-Raum aufgebaut. Mittlerweile zählen über 60 Familienhotels in Österreich, Deutschland, Ungarn und Liechtenstein zum JUFA-Portfolio, die jährlich rund 1,6 Millionen Logiernächte generieren. Viele der Im mobilien sind im Besitz einer gemeinnützigen Stiftung, einige gehören privaten Investoren. Die JUFA Holding GmbH ist die Dachorganisation, welche zentrale Leitlinien, Qualitätsstandards und das Marketing der JUFA-Gruppe vorgibt und Eigentümer oder Miteigentümer der Betriebsgesellschaften ist.

Der gemeinnützige Hintergrund der JUFA-Idee ist historisch entstanden und spiegelt sich heute im JUFA-Leitbild und einer nachhaltigen Unternehmensphilosophie wider. Der Fimenhauptsitz befindet sich in Graz.

«Savognin bietet mit seiner natürlichen Angebotsvielfalt genau die Potenziale, die wir suchen. Dazu haben wir hier viele regionale Partner auf Augenhöhe gefunden.»

GERHARD WENDL

Wer besitzt eigentlich die Hotelimmobilien?

Am Ende der Kette gehören die Immobilien zum grössten Teil einer gemeinnützigen Stiftung, aufgeteilt in Länder GmbHs. Bei gut 75 Prozent der Hotels sind wir auch Eigentümer der Immobilie, die restlichen 25 Prozent sind Investorenprojekte, wo wir Betreiber sind.

Nach welchem Geschäfts- und Betreibermodell führen Sie die Hotels?

Wir haben ausschliesslich langfristige Pacht und Betreibermodelle und sind auch stolz, dass wir in 30 Jahren noch keinen Standort aufgegeben haben.

Mit etwa 3000 Zimmern oder 10 000 Betten erzielten Sie vor der Corona-Krise rund 1,3 Millionen Logiernächte. Wo lag der Jahresumsatz der JUFA-Gruppe im Jahr 2019?

2019 konnten wir den Jahresumsatz bei 1,6 Millionen Nächtigungen auf knapp unter 90 Millionen anheben.

Ist Ihre Hotelgruppe rentabel? Oder anders gefragt: Verdienen Sie operativ Geld mit Ihren 60 Häusern?

Ohne operatives Ergebnis wäre eine Entwicklung von drei auf über 60 Hotels in 30 Jahren nicht möglich gewesen.

Apropos Betriebs- und Finanzzahlen: Wo in etwa liegt der durchschnittliche RevPAR in einem JUFA-Hotel?

Ein DurchschnittsRevPAR ist aufgrund der Hotelkonzepte nicht gut vergleichbar. Sehr gute Hotels liegen bei 175 Franken, mittlere Hotels bei 100 Franken.

Schlussfrage: Wo steht die JUFAHotelgruppe in zehn Jahren?

Wenn man das so genau sagen könnte … Ich bin sicher, dass der Tourismus gerade im zentraleuropäischen Raum wieder und weiter an Bedeutung gewinnen wird. 

[01] Das neue JUFA-Hotel in Savognin. Das Haus mit 72 Zimmern wird im Elementbau aus Fichtenholz gebaut.

[02] JUFA-Geschäftsführer Gerhard Wendl.

[03] Blick in die Hotelhalle des neuen JUFA-Hotels in Savognin.

[04] So sieht das neue JUFA-Hotel in Savognin aus (Projektbild).

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