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EIN BÜHNENREIFER AUFTRITT THE PENINSULA, PARIS

EIN BÜHNENREIFER AUFTRITT


Begreift man ein Hotel als Bühne, dann wird im «Peninsula Paris» das perfekte Stück gespielt. Die Kunst ist es, alles so selbstverständlich wirken zu lassen wie das Ticken einer Uhr. Dafür läuft im Hintergrund ein perfektes Räderwerk.

Text: Karin Schmidt





Die steinernen Löwen, die Pagen und die unverkennbare Rolls-Royce-Flotte – neben zahlreichen anderen sündhaft teuren Luxuskarossen, die sich bis in die Avenue Kléber vor dem Nebeneingang an der Rue des Portugais aufreihen – lassen keinen Zweifel daran: Hier gibt sich eine «Grande Dame» die Ehre. Das erste Haus der Peninsula-Gruppe in Europa hat sich 2014 im eleganten 16. Arrondissement und «Triangle d‘Or», dem goldenen Dreieck, niedergelassen. Direkt an der historischen Metrostation «Kléber» und verlockend nah zu den luxuriösen Einkaufsstrassen. 1908 im Stil des Städteplaners Baron Georges-Eugène Haussmann erbaut, war das heutige «The Peninsula Paris» einst das «Hotel Majestic», Treff von Literaten und Musikern der Belle Époque und in den «Années folles», den verrückten 20er-Jahren. Dazu gehörten die Tänzerin Josephine Baker und der US-Komponist George Gershwin. Hier entstand 1928 sein Orchesterwerk «Ein Amerikaner in Paris». Ein anderer Amerikaner in Paris, Henry Kissinger, verhandelte 1973 in der heutigen Bar Le Kléber den «Pariser Vertrag» zur Beendigung des Vietnam-Krieges. Damals war ein späteres unterirdisches 1800-Quadratmeter-Spa mit 22Meter langem SwimmingPool samt zwei Fitnessstudios nicht annähernd vorstellbar. Bevor es «The Peninsula Hotels» aus seinem Dornröschenschlaf wachküsste, wurde am Beaux-Art-Gebäude vier Jahre lang geplant, gehämmert, gebaut und renoviert. Die besten Handwerker Frankreichs – sogar die Restaurateure aus dem Schloss Versailles und des Louvre – wurden gerufen. Ziel war es, die Authentizität und den Geist des Gebäudes zu bewahren. Akribisch wurden Marmor, Stuck, Mosaike und Wandfliesen, Schnitzereien und Steinmetzarbeiten, vergoldete Elemente und Malereien restauriert. Da es den Architekten aus Denkmalschutzgründen nicht gestattet war, das Äussere des Hauses zu verändern, konzentrierten sie sich darauf, die Innenräume neu zu gestalten und behutsam zu modernisieren.

1 In Paris werden die Gäste in der Lobby mit dem handgefertigten Lasvit-Lüster mit Blättern aus Kristall begrüsst. 2 Der Ausblick vom Restaurant «L’Oiseau Blanc» über die
Dächer von Paris gehört zu den einzigartigsten der Stadt.
3 LiLi, das chinesische Restaurant des Hauses, serviert
Peninsula-typische kantonesische Küche, darunter die beliebten Dim Sum-Menüs sowie Meeresfrüchte. 4 Die 200 luxuriösen Zimmer gehören zu den grössten der
Stadt und sind alle mit Peninsulas führender Technologie ausgestattet. 5 In der Bar Le Kléber geben Holztäfelungen und vergoldete
Zierleisten, riesige Spiegel und schwindelerregend hohe
Decken den Ton an.
Das so entstandene zeitgenössische Hotel ist natürlich auch mit der bahnbrechenden Peninsula-eigenen In-Room-Technologie ausgestattet. Damit surft der Gast blitzschnell im Internet, steuert über interaktive Tablets Temperatur, TV, Vorhänge und das Licht, das sich angenehm dimmen lässt, und erhält auf Knopfdruck Zugriff auf die Karten der vier Restaurants sowie auf ausnahmslos alle Hoteldienstleistungen. Dabei ist die Bedienung (in elf Sprachen) verblüffend einfach. Es darf jedoch auch traditionell zum Hörer gegriffen und kostenlos rund um die Welt telefoniert werden. 200 elegante Gästezimmer, 45 davon sind Suiten, wiederum fünf davon mit eigener Dachterrasse, verteilen sich im sechsgeschossigen Gebäude. Riesige runde Marmorbäder, dazu ein geräumiger Ankleideraum und sogar ein eigener Handtrockner für den Nagellack. Das kluge Lichtkonzept und Farbtöne in Beige, Grau und Elfenbein verleihen den Zimmern trotz dem ganzen Prunk eine gewisse Heimeligkeit. Vorbei sind die Zeiten, als man Schuhe zum Putzen vor die Tür stellte. Im «The Peninsula Paris» gibt es die Valet-Box in der Schrankwand. Klappe auf, Schuhe rein, Klappe zu, Knopf drücken. Wenn sie gereinigt zurückkommen, ertönt ein Signal. Das Herz jedes Peninsula Hotels ist die Lobby – in Paris gibt es gleich deren zwei. Von der Avenue Kléber gelangen die Gäste über den Eingangsbereich in die erste Lobby mit ihren hohen, stuckverzierten Decken. Frühstück, Mittagessen, der berühmte Afternoon Tea, Abendessen und leichte Snacks werden dort serviert. Ein zweiter Eingangsbereich an der Avenue des Portugais ist für die Anreise mit dem Auto vorgesehen. In der 4 Meter hohen Lobby schweben hunderte handgefertigte Blätter aus Kristall von der hohen Decke – als zarte Hommage an die fliegenden Blätter der Platanen, welche die Avenue Kléber säumen. LiLi, das kantonesische Restaurant des Hauses, zelebriert die asiatischen Wurzeln der Peninsula Hotels. Der Name LiLi spielt auf eine berühmte chinesische Sängerin aus den 1920er-Jahren an. Marmorsäulen, Stuck, nachtblaue Wände und Kronleuchter sowie aussergewöhnliche Kunstwerke bestimmen das Interieur – dramatisch schön inszeniert, inspiriert von chinesischen Opernhäusern. Raumhohe Fenster erfüllen das Restaurant mit Tageslicht und dank des direkten Zugangs zur La Terrasse Kléber können Gäste die Köstlichkeiten auch unter freiem Himmel geniessen. LiLi bietet eine authentische kantonesische Küche und Hongkonger Spezialitäten. Dabei legt das kulinarische Team besonderen Wert auf Fisch und Meeresfrüchte sowie die Dim-Sum-Küche, die unter dem geschulten Blick von Chef Yip steht. Wer einen Blick in das Allerheiligste der Küche werfen möchten, bucht den Chef‘s Table: Feinschmecker der kantonesischen Küche sind live bei der Zubereitung ihres mehrgängigen Menüs dabei und schauen den Meistern am Herd über die Schulter. Mit der einzigartigen La Terrasse Kléber besitzt The Peninsula Paris die wohl grösste Outdoor Dining-Terrasse in Paris. In Erweiterung der Lobby auf der Nordterrasse und LiLi auf der Südseite des Gebäudes ist das gartenähnliche Café direkt über die Avenue Kléber erreichbar. Sechs Stockwerke über der Terrasse hängt «Le Oiseau Blanc». Das gleichnamige Restaurant ist eine Hommage an das französische Doppeldecker-Flugzeug, das 1927 bei dem Versuch, den Atlantik zu überqueren, nahe Paris abstürzte und seither verschollen ist. Im spektakulären Rooftop-Restaurant mit Bar und Terrasse wird zeitgenössische französische Küche und eine grosse Auswahl an Weinen und Cocktails serviert. Die 360-Grad-Sicht zu Eiffelturm, Montmartre und Notre Dame ist atemberaubend und gibt es gratis dazu. Eine erstklassige Adresse, auch für Paris-Reisende, die nicht im «Pen» wohnen. Die legendäre unaufdringliche Gastlichkeit ist auch in Paris Peninsula-typisch. Naturellement! Wer mit dem Vermerk «show him that you know him» versehen ist, wundert sich nur einmal, dass ihn vom Concierge bis zum Liftboy alle mit Namen grüssen. Wenn es jemand schafft, die hohe Kunst der Gastfreundschaft zu zelebrieren, ist es das The Peninsula Paris, denn das 500-PersonenTeam ist auf alle Sonderwünsche eingerichtet – damit (fast) keine Wünsche offen bleiben.