natürlich – April 2024

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natürlich

Bienenprodukte Honig, Propolis und Gelée royale.

Gefährdete Wildbienen

Die unbekannten Bienen.

Im Takt bleiben Wenn der Biorhythmus durcheinander gerät.

Bienen Kleine Tiere, grosse Bedeutung

Wundpflege

Wie Maden und Co. offene Wunden heilen können.

Bewusst gesund leben
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Faszinierende Tiere mit beeindruckendem Staat

Liebe Leserin, lieber Leser

Bald schon summen sie wieder. Gemeint sind die Bienen. Die fleis sigen Insekten gehören seit Jahrtausenden wie Ziegen, Schafe, Rinder oder Hunde zu unseren domestizierten Haustieren. Doch trotzdem sind Bienen und ihr Staatswesen vielen fremd.

Dabei ist der Bienenstaat extrem spannend. Seit altersher regieren die Frauen. Allerdings in Form einer Monarchie. Die Bienenkönigin hat jedoch einen anstrengenden Job. Ihr Leben lang muss sie Eier legen. Und wenn sie schwach wird, ziehen die Arbeiterbienen, also nota bene ihre Töchter, eine Nachfolgerin heran. Die Königin kann sich aber trösten. Denn die Drohnen, also die «Bienenmänner», haben keinen Vater, sondern nur eine Mutter. Und sie haben nur ein kurzes Leben, in dem sie immerhin die Königin begatten müssen, bzw. dürfen, bevor sie sterben.

Doch die Bienen haben nicht nur einen faszinierenden Staat, sondern produzieren auch interessante Produkte. Wussten Sie beispielsweise, dass Honig unverderblich ist? Und haben Sie schon einmal das sagenhafte Gelée royale degustiert? Mehr dazu lesen Sie in diesem Heft.

Wir bieten aber auch zahlreiche andere, spannende Themen wie etwa über den Biorhythmus oder das richtige Atmen. Und auch politisch haben wir mit dem Thema Cannabis-Legalisierung einen spannenden Beitrag. Zwei Protagonisten sagen uns im Pro und Kontra, warum sie für, respektive gegen eine Legalisierung dieser Droge sind.

Ach ja: Im Fokusthema widmen wir uns dem Thema Wohnen. Wir bieten ein Kaleidoskop von interessanten Wohnformen für Jung und Alt.

Darüber hinaus finden Sie aber auch viele bewährte Rubriken wie etwa die beliebte Beratung unserer Spezialistin Sabine Hurni. Sie nimmt uns in ihrer Kolumne mit auf einen «Lauschangriff», dies aber im positiven Sinne. Sie zeigt uns, bewusst in unsere Umgebung hinein zu lauschen. Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre!

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Inhalt Service KOLUMNE 42 Sabine Hurni über … … das Lauschen.
48 Wohnformen Veränderte Gesellschaft verändert das Wohnen. GESUND ESSEN 54 Honig Kochen mit dem Zucker des Mittelalters.
60 Stiefmütterchen Kindermedizin und Zauberblume.
UND FREIZEIT 66 Hochbeet Der unkomplizierte Garten ohne Bücken. SCHWERPUNKT 6 Bienenprodukte Bienen produzieren weit mehr als nur Honig. 10 Wildbienen Sie sind wenig bekannt, aber wichtig. Und gefährdet. GESUNDHEIT 14 Wundheilungsstörung Schlecht heilende Wunden sind mühsam. Maden helfen. 18 Gesund Atmen Beeinflussen Sie Ihre Gesundheit positiv. 24 Biorhythmus Wenn der Körper aus dem Takt gerät. DEBATTE 36 Cannabis-Legalisierung Im Pro und Kontra erfahren Sie beide Standpunkte. 03 Editorial / 36 Debatte / 38 Kurz gefasst / 44 Beratung / 59 Liebesschule / 76 Hin und weg / Neu und gut 78 Ihre Seite / 80 Rätsel / 81 Vorschau / 82 Anderswelt lebe gesund mit der Kraft aus 49 Kräutern einzigartig * wohltuend * bekömmlich Kostenlos Proben bestellen p-jentschura.com/nch18 Jentschura (Schweiz) AG · 8806 Bäch/SZ www.jentschura-shop.ch
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NATUR
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Die Wunderprodukte der fleissigen Bienen

Honig haben wohl schon die meisten Menschen gegessen. Doch es ist bei Weitem nicht das einzige Produkt, das uns die Bienen schenken. Ein Produkt ist gar königlich und deswegen entsprechend rar. Und die Bienenprodukte gelten als Heilmittel.

Wussten Sie, dass Honig – mal abgesehen von Wasser – das einzige Lebensmittel ist, das bei richtiger Lagerung nie verdirbt?

In Ägypten wurde unverdorbener Honig als Grabbeigabe aus der Zeit der Pharaonen gefunden, der also bereits mehrere Tausend Jahre alt war. Bis 2007 war es in der Schweiz nicht einmal vorgeschrieben, eine Mindesthaltbarkeit auf Honiggläsern zu deklarieren. Und weil Honig ein sehr lange haltbares Produkt ist, genügt es noch heute, einfach eine Jahreszahl anzugeben. Also «mindestens haltbar bis Ende 2024» zum Beispiel. Sie können aber auch wesentlich älteren Honig noch immer bedenkenlos geniessen, wenn er sauber verschlossen und trocken gelagert wurde und noch immer gut riecht.

Dass schon in der Antike der Honig als heilwirkende Nahrung bekannt war, geht aus alten Schriften hervor. Er stellt tatsächlich eines der besten Kohlenhydrate dar, das der Körper sehr leicht aufnehmen kann. Eine weitere, alte Erfahrungstatsache weist darauf hin, dass der Bienenhonig die Wirkung aller Naturmittel, die die Atmungsorgane beeinflussen sollen, erhöht. Bei Katharrhen etwa, für die Bronchien oder die Lunge wirken die Mittel mit Honig zusammen viel rascher und stärker. Auch in Heilsalben für Schürfungen oder kleine Wunden kann Honig heilend wirken. Besonders, wenn er mit Merretich kombiniert wird. Auch bei Arthritis und Gichtschmerzen wirkt Honig Wunder.

Gelée royale – der königliche Honig

So weit so gut: Honig kennen und schätzen wie bereits erwähnt viele Menschen. Doch Honig ist bei Weitem nicht das einzige für uns nutzbare Bienenprodukt (siehe dazu auch den Kasten mit der Auflistung der Bienenprodukte). Honigtau und Nektar allein machen noch keine Königin. Während Arbeiterinnenlarven mit Pollen versorgt werden, füttern die Ammenbienen

die Königinnenlarven mit Gelée royale, dem reinen Sekret aus ihren Futtersaftdrüsen. Dieser besondere Saft bewirkt, dass sich aus der Larve nicht eine Arbeitsbiene, sondern eine Königin entwickelt. Gelée royale hat auch einen anderen, ins leicht säuerlichbittere gehenden Geschmack und eine dünnflüssigere Konsistenz als gewöhnlicher Honig.

Königinnenfuttersaft oder Gelée royale zu gewinnen ist möglich, wenn die Betriebsweise darauf ausgerichtet wird. Der besondere Saft hat antibakterielle Eigenschaften und enthält bedeutende Mengen an bestimmten Vitaminen.

Bereits vor Jahrzehnten hat Dr. A. Vogel in seinem Buch «Der kleine Doktor» auf die vielfältigen positiven Auswirkungen von Gelée royale hingewiesen: «Aus weiteren Berichten können wir feststellen, dass Gelée

BIENENPRODUKTE | SCHWERPUNKT 7
Samuel Krähenbühl Hier brüten die Arbeiterbienen eine neue Königin aus. Gefüttert wird sie mit Gelée royale.

Spannende Fakten zum Honig

• Der Name «Honig» kommt vom althochdeutschen «honag», was soviel wie «der Goldfarbene» heisst.

• Honig besteht aus Blumennektar und Enzymen, welche die Bienen beimischen.

• Das perfekte Sechseck der Honigwabe ist die optimale Form, um mit möglichst wenig Material möglichst viel Volumen einzuschliessen.

• Eine Bienenwabe mit einer Fläche von 10 cm2 wiegt nur ca. 12 Gramm, bietet jedoch Platz für ganze 350 Gramm Honig.

• Honig ist unverderblich, also ewig haltbar.

• Honig ist das einzige Nahrungsmittel, das alle lebenserhaltenden Substanzen enthält: Enzyme, Vitamine, Minerale und Wasser.

« Gelée royale wirkt belebend, verjüngend und behandelt diverse Beschwerden. »

royale nicht nur belebend und verjüngend wirkt, weil es die endokrinen Drüsen günstig beeinflusst, sondern auch bei Keuchhusten und Asthma, und zwar besonders im Kindesalter auffallend erfolgreich einsetzt. Auch bei schwächlichen Kindern stellte man fest, dass sie sich durch die Einnahme von Gelée royale rasch erholten und besseren Appetit erhielten.» Ebenso werde Bronchitis mit Erfolg beeinflusst, ja sogar Migräne, Magen- und Gallenleiden, Verdauungsstörungen, Nervenschwäche wie auch jene eigenartige Müdigkeit, die infolge schlechter Funktion endokriner Drüsen in Erscheinung treten kann. Auch auf die Haut übe es einen günstigen Einfluss aus, und zwar sowohl durch

Honig ist eines der ganz wenigen Lebensmittel, das nicht verdirbt.

die innere Einnahme als auch durch das Einmassieren in die Haut, indem man den Honig etwas verdünnt und mit dem Honigwasser eine Massage durchführt. Nicht unterschlagen werden soll allerdings auch der Hinweis, dass Gelée royale bei empfindlichen Personen zu allergischen Reaktionen hervorrufen kann. Menschen mit Allergien auf Bienen oder Wespenstiche oder mit Asthma sollten deshalb auf den Verzehr verzichten.

Propolis: Der Baustoff der Bienen

Noch ein weiteres, spannendes Bienenprodukt soll an dieser Stelle ausführlicher beschrieben werden: Propolis. Die Bienen sammeln Harz von Rinden und Knospen der Bäume und verarbeiten es zu Propolis. Damit dichten sie ihren Bienenkasten gegen Luftzug ab. Der Mensch nutzt die Propolis in der Medizin als natürliches Arzneimittel. Propolis ist das stärkste natürliche Antibiotikum. Das Wort stammt aus dem Griechischen und steht für «Pro» (vor) «Polis» (Stadt), also «Vor der Stadt». Ein etwas merkwürdig scheinender Name, der aber beim zweiten Blick ganz gut passt. Denn Bienenstöcke sind ja in einem gewissen Sinne regelrechte Städte, da sie von Tausenden von Bienen bewohnt werden.

Einige Sammelbienen haben die Aufgabe, Harz von Bäumen zu sammeln, um damit Propolis herzustellen. Im Bienenstock dient Propolis zum einen zur Isolation, dann aber auch zur Desinfektion. Da Propolis aus ver-

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Inhaltsstoffe des Honigs

schiedenen, oft auch zufällig gesammelten, Bestandteilen stammt, ist die Zusammensetzung nicht immer gleich. Es wurden bereits bis zu 200 verschiedene Substanzen in Propolis identifiziert. Deshalb ist es auch wichtig, dass Propolistinkturen qualitativ kontrolliert und standardisiert werden.

In biologischen Experimenten hat Propolis schon zahlreiche Wirkungen gezeigt. Unter anderem wirkt es gegen einige Bakterien, wirkt entzündungshemmend oder antiviral. Propolis kann allerdings auch Kontaktallergien auslösen. Propolis wird als Heilmittel gebraucht. Es gilt also die Heilmittelgesetzgebung. Zum Verzehr sind beispielsweise Honig-Propolis-Mischungen nicht erlaubt.

Ob sich die fleissigen Bienen überhaupt bewusst sind, welche bemerkenswerten Produkte sie hervorbringen? Wir Menschen können daran denken, wenn wir das nächste Mal eine der fleissigen Arbeiterinnen beobachten.

Quellen:

• Der kleine Doktor, Dr. A. Vogel, Verlag A. Vogel. Teufen 1977

• Propolis, Stefan Bogdanov, Schweizerisches Zentrum für Bienenforschung (Agroscope Liebefeld). Bern.

• Apisuisse/bienen.ch

Die Produkte der Bienen

Honig

Die Bienen suchen Nektar in Blüten und auch Honigtau an Bäumen. Daraus machen sie Honig. Da Nektar einen hohen Wasseranteil aufweist, ist er nicht haltbar und würde bald zu gären beginnen. Die Arbeiterinnen machen Honig aus konzentriertem Nektar, indem sie diesem Wasser entziehen und wichtige Enzyme hinzufügen.

Pollen

Pollen ist der Eiweisslieferant sowohl für die adulten Bienen, als auch und vor allem für die Bienenlarven. Er ist die einzige Quelle für Proteine, Aminosäuren, Fette und weitere lebenswichtige Stoffe. Die Entwicklung der Futtersaft- und Wachsdrüsen in Jungbienen und der Aufbau des Fettkörpers der Winterbienen hängt entscheidend von einer guten Pollenversorgung ab.

Wachs

Jungbienen produzieren Bienenwachs mit ihren Wachsdrüsen, wenn sie zwischen 12 und 18 Tage alt sind. In der Funktion als Baubienen sorgen sie für den Aufbau der Waben. Die Wachsproduktion ist aber stark abhängig vom Pollen- und Nektarangebot ausserhalb des Stocks. Wenn dieses Angebot nicht vorhanden ist, stellen die Bienen ihre Bautätigkeit ein.

Gelée royale

Ein königlicher Futtersaft! Mit diesem Stoff werden die Larven der Königinnen gefüttert. Tatsächlich ist dieses Gelée royale dafür verantwortlich, dass aus einer frisch geschlüpften weiblichen Bienenlarve auch tatsächlich eine Königin entsteht. Gelée royale enthält mehr Aminosäuren, Vitamine und Nukleotide als Futtersäfte für Arbeiterinnen oder Drohnen. Für deren Produktion benötigen die Bienen ein gutes Pollenangebot.

Bienengift

Die Bienen produzieren das Bienengift in speziellen Drüsen ihres Stechapparats. Die Giftproduktion beginnt bei drei Tage alten Bienen und erreicht ihren Höhepunkt bei zwei bis drei Wochen alten Arbeiterinnen. Selbstredend nutzen die Bienen das Gift für die Verteidigung gegen Eindringlinge in ihren Stock. Übrigens: Nur ein Stich gegen ein Säugetier mit seiner weichen, elastischen Haut bedeutet den Tod für die Biene. Bei der Verteidigung gegen andere Insekten entsteht ein kleines Loch im Panzer des Angreifers und die Biene kann den mit Widerhaken besetzten Stachel gefahrlos herausziehen.

Propolis

Ein natürliches Antibiotikum der Honigbiene! Bei warmen Temperaturen sammeln Arbeiterinnen Pflanzenharze und reichern diese mit Flavonoiden und Polyphenolen an. Diese Propolis wird dann genutzt, um die Behausung damit «auszukleiden» oder Ritzen auszufüllen, und schützt zudem die Bienen sowie deren Vorräte (insbesondere Pollen) vor Bakterien oder Pilzen.

9 BIENENPRODUKTE | SCHWERPUNKT
Fruchtzucker 38 % Wasser 17 % Mehrfachzucker 10 % Traubenzucker 32 % Beistoffe Enzyme Vitamine Aminosäuren Pollen Aromastoffe Mineralstoffe 3 %

◂ Blattschneiderbiene (Megachilidae).

Seidenbiene (Colletidae).

Gefährdete Wildbienen

Wildbienen sind faszinierende Insekten. Ihre Körpergrösse, Färbung und Lebensweise ist äusserst divers. Unsere Nahrungssicherheit steht in direktem Zusammenhang mit ihrer Bestäubungsleistung. Doch in der Schweiz ist die Hälfte der hier vorkommenden Arten gefährdet.

Was sind eigentlich Wildbienen? Worin unterscheiden sie sich von den Honigbienen? Wie leben sie? Welche Funktion haben sie im Ökosystem? Sind auch sie vom Insektensterben betroffen? Wie nützlich sind Wildbienenhotels wirklich? All diesen spannenden Fragen wollen wir im Folgenden nachgehen.

Was ist eine Wildbiene?

Alle Bienen ausser der Honigbiene sind Wildbienen. Man nennt sie so, weil sie in der Natur frei leben. Die Honigbiene (Apis mellifera) hingegen wird ihrer wertvollen Produkte wegen als Nutztier gehalten. Obwohl die Honigbiene vom Menschen gehalten wird, ist sie doch kein domestiziertes Wesen. Honigbienen nisten ursprünglich in Baumhöhlen und bilden grosse Staaten mit 40 000 bis 60 000 Geschwistern, die alle von derselben Königin abstammen. Wildbienen hingegen leben solitär als «Einzelgänger» oder in kleinen Sozialverbänden. Sie nisten in Erd- und Lehmhöhlen, Sandhaufen oder in hohlen Pflanzenstängeln. Im Gegensatz zu den Honigbienen bauen sie keine Waben. Obwohl die weiblichen Wildbienen stechen können, ist ihr Stachel in der Regel zu schwach, um menschliche Haut zu durchdringen. Zudem fehlt ihnen das aggressive Verteidigungsverhalten, das wir von den Honigbienen kennen.

Bienen gehören zur Ordnung der Hautflügler (Hymenoptera) und besitzen vier Flügel. Wie alle Fluginsekten mit

Ausnahme der Eintagsfliegen und einiger Libellen-Arten können Wildbienen ihre Flügel auf den Hinterleib umklappen. Durch das Anlegen der Flügel können sie sich besser verstecken und enge Hohlräume besiedeln. Weltweit gibt es schätzungsweise 30 000 verschiedene Wildbienen-Arten. In der Schweiz sind es etwa 600. Da viele sich sehr ähnlich sehen, gelingt die genaue Bestimmung oft nur mithilfe einer Lupe oder eines Mikroskops.

Folgende Unterfamilien kommen in der Schweiz vor:

Seidenbienen (Colletidae)

• Stark variable Gruppe, 7–14 mm gross.

• Nisten im Boden und in Steinmauern.

• Die Brut wird in ein seidenartiges Material gebettet.

Sandbienen (Andrenidae)

• Werden oft mit der Honigbiene verwechselt, 5–16 mm gross.

• Vorwiegend kommunale Lebensweise, nisten im Boden.

Furchen- und Schmalbienen (Halictidae)

• Weltweit verbreitete, stark variable Gruppe, 4–15 mm gross.

• Sowohl solitäre als auch kommunale Lebensweise, nisten im Boden und in Holz.

• Weibchen mit Furche auf dem Hinterleib.

11 WILDBIENEN | SCHWERPUNKT

Sägehorn- und Hosenbienen (Melittidae)

• Kleine Unterfamilie mit wenigen Arten, 10–14 mm gross.

• Nisten in sandigen Böden.

Mörtel- und Blattschneiderbienen (Megachilidae)

• Mörtelbienen bauen ihre Nester aus Lehm, Sand und Steinchen.

• Blattschneiderbienen nutzen Laubblätter als Baumaterial.

• 9–18 mm gross, nisten u. a. in markhaltigen Stängeln und Totholz.

• Der gesammelte Pollen wird an einer Bauchbürste transportiert.

Pelzbienen (Anthophoridae)

• Pelzig behaart, fälschlicherweise oft mit Hummeln verwechselt.

• Kommunale Lebensweise, 8–18 mm gross, nisten im Boden oder in Mauern.

Echte Bienen (Apidae)

• Zu dieser Gruppe gehören u. a. die Honigbiene und alle Hummel-Arten.

• Zumeist pelzige, bunte Behaarung, kommunale und staatenbildende Lebensweise.

• 8–34 mm gross, nisten ober- und unterirdisch.

Quelle: beeworld.ch

Die am Hinterleib oftmals gestreiften Schwebfliegen können leicht mit Wildbienen verwechselt werden. Schwebfliegen gehören jedoch zur Ordnung der Zweiflügler (Diptera), ebenso die Stubenfliegen, Stechmücken und Bremsen.

Soziale Organisation und Lebensweise

Die meisten Wildbienen-Arten leben solitär. Anders als die hochsozialen Honigbienen gründen sie keinen Staat. Solitär lebende Bienen legen ihre Gelege vorwiegend im Boden in Röhren an. Das Weibchen bettet ihre Eier in hintereinander gereihte Brutkammern auf Kissen aus Blütenpollen. Kommunal lebende Bienen wie beispielsweise die Hummeln bilden kleine Staaten von 200 bis 300 Individuen. Es überwintert ausschliesslich die Jungkönigin. Sie baut sich im Frühling einen neuen Staat auf.

Ein parasitäres Verhalten zeigen die sogenannten Kuckucksbienen. Wie die Kuckucke legen sie ihre Eier in die Nester einer anderen Art. Vier bis zehn Tage nach der Ablage schlüpft aus dem Ei eine madenförmige Larve. Die Larve ernährt sich während zwei bis vier Wochen vom Blütenpollen, bevor sie sich verpuppt. Die reifen Larven einiger Wildbienen-Arten spinnen sich einen schützenden Kokon, in welchem die Metamorphose zur adulten Biene stattfindet.

Wildbienen ernähren sich von Nektar und Pollen. Die Technik des Pollensammelns ist artspezifisch divers: der Blütenstaub wird entweder an den hinteren Beinpaaren oder an einer Bauchbürste transportiert oder temporär verschluckt.

Es werden zwei Gruppen unterschieden: polylektische Arten beziehen ihr Futter von verschiedenen Blütenpflanzen, oligolektische Arten haben sich auf bestimmte Pflanzen oder Pflanzenfamilien spezialisiert. Die Glockenblumen-Sägehornbiene (Melitta haemorrhoidalis) beispielsweise sammelt Nektar und Pollen ausschliesslich von Glockenblumen. Die männlichen Bienen schlafen sogar in den Blüten. Ja, auch Bienen brauchen Schlaf!

Ökologischer Nutzen

Als Bestäuber von Wild- und Nutzpflanzen spielen Wildbienen eine wichtige Rolle für die Biodiversität, unsere Nahrungssicherheit und die Stabilität von Ökosystemen. Wildbienen fliegen zu unterschiedlichen Tageszeiten aus zum Futter sammeln, auch bei schlechtem Wetter und niedrigen Temperaturen. Ihre Bestäubungsleistung kommt also einer grossen Vielfalt von Blütenpflanzen zugute. Besonders früh im Jahr macht sich die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) an die Arbeit des Bestäubens. Die schwarz und orange behaarte Biene ähnelt einer Hummel.

Gravierender Artenverlust

Insekten sind die artenreichste Klasse des Tierreichs und bilden die Basis unserer Nahrungskette. Das aktuelle Insektensterben hat dramatische Ausmasse angenommen. Innerhalb von nur drei Jahrzehnten ist die Insektenpopulation um bis zu 75 Prozent eingebrochen. Und auch die Artenvielfalt geht verloren. Zwei Drittel aller Schmetterlings- und Wasserkäferarten sind in ihrer Existenz bedroht. Bezogen auf die Wildbienen sind etwa die Hälfte der in der Schweiz vorkommenden Arten gefährdet.

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Blattschneiderbiene (Megachilidae).

Für das Insektensterben sind wir Menschen verantwortlich. Die Pestizide und Herbizide, die in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen, töten nicht nur sogenannte Schädlinge, sondern alle Insekten und Bodenlebewesen. Am Verlust artenreicher Kleinstrukturen ist auch die ungebremste Bautätigkeit schuld. Infolge des Siedlungsbaus geht in der Schweiz jede Sekunde ein Quadratmeter Boden verloren (Quelle: Bundesamt für Raumentwicklung).

Schutz und Förderung

Über die Hälfte der Wildbienen-Arten baut ihre Nester im Boden. Sie sind am meisten gefährdet. Zum Nutzen der beliebten Wildbienenhotels schreibt Apisuisse, der Dachverband der Schweizerischen Bienenzüchtervereine: «Wildbienenhotels werden als probates Mittel für die Förderung von Wildbienen betrachtet. Sie sind sicher wertvoll, um auf die pelzigen Nützlinge aufmerksam zu machen. Leider aber verfehlen sie das Ziel, wenn es darum geht, etwas Sinnvolles für den Bienenschutz beitragen zu wollen!» Und wer möchte das nicht – etwas Sinnvolles beitragen? Wir können Lebensräume für Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten schaffen, indem wir unseren Siedlungsraum naturnaher gestalten.

Brachflächen, Trockenmauern, Holz-, Stein- und Sandhaufen sind ideale Nistplätze. Öffentliche Plätze und Parkplätze können mit gestampftem Schotter und halboffenen Verbundsteinen angelegt werden, anstatt mit einer geschlossenen Asphaltdecke. Wenn wir solche einfachen Massnahmen vermehrt umsetzen, profitieren nicht nur Insekten davon, sondern auch Insektenfresser wie Vögel, Fledermäuse, Amphibien, Reptilien und Säugetiere.

Wildblumenwiesen bieten ein reiches Futterangebot. Diese müssen nicht unbedingt gross sein. Wichtig ist vielmehr ein möglichst dichtes Mosaik an blühenden Flächen. Besonders wertvolle Blütenpflanzen sind Weiden, Kleearten, Esparsetten, Natternkopf, Senf und andere Kreuzblütler, Glockenblumen, Zieste, Disteln und Flockenblumen, Wegwarte, Rainfarn, Doldenblütler, Rosengewächse u. v. m. (Quelle: birdlife.ch).

Eine Besonderheit vieler Wildbienen ist ihr kleiner Bewegungsradius von wenigen hundert Metern. Der Nistplatz und das Nahrungsangebot müssen demnach nahe beieinander liegen. Eine weitere zielführende Massnahme ist der Verzicht auf unnötiges Licht im Aussenbereich. Lichtverschmutzung ist ein wesentlicher Grund des Insektensterbens. Künstliche Lichtquellen ziehen nachtaktive Insekten an und halten sie gefangen, bis sie an Erschöpfung sterben oder von Vögeln und Fledermäusen gefressen werden. Die vielleicht nachhaltigste Unterstützung für Wildbienen und die Artenvielfalt kann durch umweltbewusstes Konsumverhalten erreicht werden. Als Konsumenten können wir biologisch produzierte Lebensmittel bevorzugen und so die giftfreie Landwirtschaft fördern. Tatsächlich steht und fällt unser Bekenntnis zum Artenschutz mit der Ausrichtung der Landwirtschaft!

Weiterführende Informationen und Unterstützungsmöglichkeiten:

Apisuisse

Nationaler Dachverband der Schweizerischen Bienenzüchtervereine. Der Verband setzt sich für die Anliegen aller Bienen ein und bietet Kurse an, wie sie Wildbienen sinnvoll unterstützen können. www.bienen.ch

« Wildbienen spielen eine entscheidende Rolle für die Biodiversität und Nahrungssicherheit. »
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Pelzbienen (Anthophoridae).

Die Zeit heilt nicht alle Wunden

Wundheilungsstörungen werden oft unterschätzt, sind aber eine ernsthafte Angelegenheit. Doch was steckt genau dahinter, und wie können alternative Therapieansätze wie die Madentherapie den Heilungsprozess unterstützen?

Text: Angela Bernetta, Illustration: Lena Kissoczy

Eine Wunde, die innerhalb von acht bis zwölf Wochen nicht heilt, wird als chronisch betrachtet», erklärt Slavica Markovic-Pticek, Wundexpertin an der Klinik Hirslanden. Wundheilungsstörungen treten auf, wenn der normale Ablauf der Gewebereparatur gestört ist. Dies kann verschiedene Ursachen haben, darunter Erkrankungen wie Diabetes, Durchblutungsstörungen, Immunsystemprobleme oder Infektionen (siehe Box «Ursachen einer Wundheilungsstörung»).

Wenn eine Wunde nicht wie üblich heilt, können langwierige und komplizierte Heilungsprozesse die Folge sein. «Menschen mit Wundheilungsstörungen glauben schon lange nicht mehr an den Spruch ‹Die Zeit heilt alle Wunden›», weiss Markovic-Pticek aus Erfahrung. «Viele Betroffene haben einen langen Leidensweg mit dauerhaft offenen oder wiederholt aufgehenden Wunden hinter sich. Auch wenn die moderne Wundversorgung immer weitere Fortschritte macht, muss klar gesagt werden: Nicht jede Wunde geht zu.» Deshalb ist es wichtig, Wundheilungsstörungen so gut wie möglich vorzubeugen. «Ein guter Ernährungszustand unterstützt eine funktionierende Immunabwehr sowie eine gute Beschaffenheit der Haut», ergänzt Gioia Vinci, Therapieexpertin Ernährung Intensivmedizin APD an der Klinik Hirslanden. «Bei Mangelernährung, die in der Schweiz weitaus häufiger vorkommt, als man annimmt, treten Wunden schneller auf, und die Wundheilung kann verzögert werden.»

Interdisziplinäre Arbeit

Die frühzeitige Erkennung von Wundheilungsstörungen ist entscheidend für den Heilungsprozess. Symptome wie anhaltende Rötung, Schwellung, vermehrter Schmerz oder ungewöhnlicher Ausfluss können An-

zeichen dafür sein. Wundexpert*innen wie Slavica Markovic-Pticek klären in der Folge ab, welche Faktoren die Wundheilung verzögern. Während einige von ihnen den Allgemeinzustand der Betroffenen, das Alter, die Lebensumstände sowie die Ernährung berücksichtigen, beziehen sich andere direkt auf den Zustand der Wunde. Dazu gehören beispielsweise das Alter der Wunde, mögliche Fremdkörper in der Verletzung sowie Versäumnisse bei der lokalen Wundtherapie. «Deshalb ist die Wundbehandlung eine interdisziplinäre Arbeit, die nach der Ursachenklärung ein klar definiertes Ziel verfolgt», ergänzt Markovic-Pticek.

Die Wundexpert*innen passen die lokale Behandlung sowie die Auswahl der Wundauflagen oder Kompressionstherapie individuell an. Diese Massnahmen umfassen in der Regel die Wundreinigung, eine antibiotische Therapie und regelmässige Überprüfungen. «Die Wundheilung erfordert viel Flüssigkeit, Kalorien und Proteine sowie spezifische Mikronährstoffe wie Zink oder Vitamin C», ergänzt Gioia Vinci. «Der Bedarf an Flüssigkeit, Makro- und Mikronährstoffen ist bei der Wundheilung im Vergleich zu einem Menschen ohne Wunden grösser.»

Alternative Therapien

Die Madentherapie, auch bekannt als Larventherapie, hat sich als effektive Methode bei Wundheilungsstörungen erwiesen. Sie wird angewendet, wenn konventionelle Therapien nicht den gewünschten Erfolg bringen. Fliegenlarven (Lucilia sericata) werden in einem kontrollierten Umfeld gezüchtet und sterilisiert, bevor sie auf die Wunde gelegt werden. «Dort setzen die Larven Enzyme frei, die das abgestorbene Gewebe aufbauen, während sie gleichzeitig das Gesunde unberührt lassen», erklärt Slavica Markovic-Pticek. «Die Ausscheidungen der Larven wirken zudem antibakteriell. Dies fördert die

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Heilung und minimiert das Infektionsrisiko.» Da die Larventherapie schmerzhaft sein kann, werden Patient*innen präventiv mit Opiaten behandelt. «Die Fliegenlarven dürfen lediglich von geschulten Fachkräften aufgelegt werden», ergänzt die Wundexpertin.

Die Anfänge der Madentherapie reichen weit zurück, in eine Zeit, in der die Naturheilkunde einen zentralen Platz in der medizinischen Praxis einnahm. Schon in antiken Kulturen wie der griechischen und römischen wurden Maden als effektive Mittel zur Wundbehandlung eingesetzt. Die Beobachtung, dass Fliegenlarven totes Gewebe von lebendem trennen können, führte zu den ersten Anwendungen dieser ungewöhnlichen Methode.

Erster Weltkrieg brachte Durchbruch

Der eigentliche Durchbruch der Madentherapie ereignete sich jedoch während des Ersten Weltkrieges, als Soldaten mit infizierten Wunden in Kontakt mit Maden kamen. Überraschenderweise heilten die Wunden schneller und effektiver als bei herkömmlichen Methoden. Diese Beobachtungen legten den Grundstein für weitere wissenschaftliche Untersuchungen und die systematische Anwendung von Maden in der modernen Medizin.

Die erste Studie über die Larventherapie wurde 1931 durch den amerikanischen Militärarzt William Bear an der John-Hopkins-Universität veröffentlicht. Er konnte aufzeigen, dass das Debridement – die Entfernung von abgestorbenem Material und verschmutzem Gewebe aus einer Wunde – durch die Larven dem chirurgischen Debridement überlegen ist, weil es mikroskopisch exakter ist. Ausserdem wird selektiv der Biofilm chronischer Wunden, also schädliche Bakterien, durch die Larventherapie zerstört.

Heute, im Zeitalter der biometrischen Forschung und technologischen Fortschritte, hat die Madentherapie ihren Platz als anerkannte Form der Biosurgery gefunden. Durch gezielte Anwendung von Fliegenlarven können Fachleute Gewebe reinigen, Infektionen bekämpfen und die Heilung von chronischen Wunden unterstützen.

« Eine Wunde, die innerhalb von acht bis zwölf Wochen nicht heilt, wird als chronisch betrachtet.

Weitere naturheilkundliche Ansätze

Neben der Madentherapie gibt es verschiedene andere naturheilkundliche Ansätze, die bei Wundheilungsstörungen helfen können. Dazu gehört die Anwendung von Honig, Aloe vera, Propolis, Ringelblume und Kamille. Diese Substanzen haben entzündungshemmende und antibakterielle Eigenschaften, die den Heilungsprozess fördern können. Eine individuelle Herangehensweise unter Einbezug von Fachärzt*innen und der Naturheilkunde ist dabei entscheidend, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. «Wunden gibt es, seit die Menschheit besteht», sagt Slavica Markovic-Pticek, Wundexpertin an der Klinik Hirslanden. Die Geschichte der Wundversorgung reicht also weit zurück. «Die Naturvölker behalfen sich mit allem, was ihnen zur Verfügung stand: Wurzeln, Rinden, Gräser, Blätter, Sägemehl und sogar Erde. Vielem wurde eine Heilkraft nachgesagt.» Naturheilkundliche Ansätze bieten heute noch eine breite Palette von Möglichkeiten zur Förderung der Wundheilung. Nachstehende natürliche Heilmittel zeichnen sich durch ihre entzündungshemmenden, antimikrobiellen und regenerierenden Eigenschaften aus:

Honig

Den alten Ägypter*innen dienten vor allem mit Honig getränkte Leinentücher als Lokaltherapeutikum zur Reinigung von infizierten Wunden. Diese Leinentücher wurden von Mumienmachern hergestellt. Auch in der heutigen Wundversorgung wird partiell noch medizinischer Honig eingesetzt. Der sterile Wundhonig wird etwa in Neuseeland aus den Blüten der Manuka gewonnen, die zur Familie der Myrtengewächse zählt. Seine antibakteriellen Eigenschaften helfen, Infektionen zu bekämpfen, und seine feuchtigkeitsspendende Wirkung fördert die Bildung von gesundem Gewebe.

Aloe vera

Die Aloe-vera-Pflanze ist für ihre vielfältigen gesundheitsfördernden Eigenschaften bekannt. Ihr Gel hat entzündungshemmende und kühlende Effekte, die bei der Linderung von Schmerzen und der Förderung der Wundheilung hilfreich sind.

Propolis

Bienen sind nicht nur Honigproduzenten, sondern stellen auch Propolis her, ein harziges Gemisch aus Bienenwachs, Pollen und verschiedenen Pflanzensubstanzen. Propolis hat antimikrobielle und entzündungshemmende Eigenschaften, die die Wundheilung fördern können.

Ringelblume

Die Ringelblume, oder Calendula, ist seit langem für ihre hautberuhigenden und entzündungshemmenden Eigenschaften bekannt. Calendula-Extrakte können die Regeneration von Hautzellen fördern und die Bildung von gesundem Gewebe unterstützen. Salben und Cremes mit Calendula sind ideal für die äusserliche Anwendung.

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» GESUNDHEIT | WUNDPFLEGE

Ursachen einer Wundheilungsstörung

« Die Ausscheidungen der Larven wirken antibakteriell, dies fördert die Heilung und minimiert das Infektionsrisiko. »

Kamille

Die Kamille, mit ihren beruhigenden und entzündungshemmenden Eigenschaften, ist eine weitere Naturheilpflanze, die bei Wundheilungsstörungen unterstützen kann. Kamillentee kann sowohl äusserlich als Kompresse als auch innerlich als entzündungshemmendes Getränk angewendet werden. Diese Methoden sollten mit einer Fachperson abgestimmt werden. Sie sind als Ergänzung zu konventionellen medizinischen Therapien zu betrachten.

Höheres Lebensalter: Ältere Menschen erfahren generell eine schlechtere Wundheilung aufgrund einer reduzierten Hautdurchblutung und häufig einem geschwächten Immunsystem.

Schlechter Ernährungszustand: Ein Mangel an Proteinen, Kohlenhydraten, Fetten, Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen kann die Wundheilung verzögern.

Begleiterkrankungen: Diabetes, Blutarmut, arterielle Durchblutungsstörungen, Gicht, Nikotinsucht und Venenschwäche (venöse Insuffizienz) führen zu einer verminderten Blutversorgung im Wundbereich, was die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung beeinträchtigt und somit die Wundheilung.

Schwächung des Immunsystems: Krebserkrankungen und chronische Infektionserkrankungen wie Tuberkulose, AIDS oder Syphilis schwächen das Immunsystem, was sich negativ auf die Wundheilung auswirken kann.

Psychosoziale Umstände: Psychische Erkrankungen, mangelnde Kooperationsbereitschaft des Patienten/der Patientin, Demenz, Verwahrlosung oder die Angst vor Schmerzen können sich ebenfalls negativ auf die Wundheilung auswirken. Dies äussert sich sowohl in unregelmässiger Wundpflege als auch in unzureichender Wundhygiene.

Lokale Faktoren: Krankheitserreger und Wundinfektionen durch Bakterien, Viren, Parasiten und/oder Pilzen; Fremdkörper in der Wunde; grosse und gequetschte Wunden; grosse Blutergüsse (Hämatome) im Bereich der Wunde; mangelnde Ruhigstellung der Wunde.

Quelle: meine-gesundheit

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Atme dich gesund!

In jedem Moment unseres irdischen Lebens atmen wir. Doch nicht immer atmen wir richtig. Oft atmen wir flach und verspannt. Mit Atemübungen können wir lernen, freier zu atmen und unsere Gesundheit massgeblich beeinflussen.

Lioba Schneemann

A«lles im Leben ist Rhythmus», schrieb Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie. Dies trifft auch auf den Atem zu. Der Atem gibt uns den Lebensrhythmus vor. Unser Atem ist die Brücke zwischen Körper und Seele. «Unser emotionaler und körperlicher Zustand spiegelt sich in unserer Atmung wieder. Unsere Atmung wird laufend von inneren Faktoren wie etwa Gedanken, Gefühlen und Körperempfindungen und äusseren Faktoren wie z. B. Geräuschen, Temperatur oder Mitmenschen beeinflusst. Wenn wir entspannt sind, atmen wir anders als wenn wir ängstlich oder unruhig sind. In der Regel können wir darauf vertrauen, dass der Körper am besten weiss, wie er zu atmen hat», sagt Martin Prätzlich, Leiter des Begegnungszentrums der Krebsliga beider Basel, der zudem als MBSR- und Yogalehrer auch Atemkurse in Basel anbietet.

Bewusst Atmen

Bewusstes Atmen ist das einfachste Mittel, um ganz in der Gegenwart anzukommen. Nicht umsonst wird der Atem in der Meditation als «unser bester Freund» bezeichnet, der einen nie verlässt. Oft ist es nur ein «Sicherinnern», dass er immer da ist. Leider atmen viele Menschen flach im Alltag, jedoch lässt sich bewussteres Atmen mit Übungen trainieren. In allen Traditionen ist der Atem ein Hilfsmittel, mit dem bewusst gearbeitet wird, sei es im Yoga, Tai-Chi oder bei der Praxis der Achtsamkeit. Die Ausatmung ist ein wichtiger Schlüssel zur Entspannung, die wir im ganzen Körper spüren: die Muskeln entspannen sich, das Herz schlägt langsamer, der Blutdruck sinkt und die Aktivität der Schweissdrüsen nimmt ab. «Atmen wir

auf eine bestimmte Art und Weise, zum Beispiel ruhig langsam in den Bauch, wie wir es in einem entspannten Zustand tun würden, können wir unserem Körper signalisieren, dass er in Sicherheit ist und sich entspannen darf», so der Psychologe.

Atme ich richtig?

Die einfachste Technik, ist die, einige Male tief durchzuatmen. Dabei kann man sich räkeln, strecken und gähnen – empfehlenswert etwa nach einer längeren Arbeitsphase, um wieder Geist und Körper zu entspannen.

Jedoch kann man sogar «falsch» atmen. «Wenn es einen Aspekt beim Atmen gibt, den man als richtig bezeichnen kann, dann jenen, dass wir die meiste Zeit durch die Nase atmen sollten», erklärt der Yogalehrer Martin Prätzlich. «Man schätzt, dass die Hälfte aller Menschen hauptsächlich durch den Mund atmet.» Bei der Nasenatmung werde die Luft gefiltert, erwärmt und befeuchtet, somit zur besseren Sauerstoffaufnahme aufbereitet. Daneben werde die Luft gereinigt und somit Keime abgewehrt. «Daneben wird durch eine Nasenatmung die Regulation des Blutdrucks und der Herzfrequenz beeinflusst. Atmen wir durch den Mund, fallen all diese gesundheitlichen Vorteile weg», so Prätzlich. «Leider gewöhnt man sich rasch an die Mundatmung, mit möglichen fatalen Folgen: abnorme Gesichts- und Zahnentwicklung, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Müdigkeit, Mundgeruch, Kopfschmerzen, Bluthochdruck, Entzündungen, Schlafapnoe, Schnarchen, Stress und Karies werden unter anderem mit der Mundatmung assoziiert.»

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GESUND ATMEN | GESUNDHEIT
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Die Atmung beeinflusst unmittelbar grundlegende Verarbeitungsprozesse im Gehirn. »

Neuere Studien zeigten, dass der Rhythmus der Nasenatmung sich mit Aktivitäten in bestimmten Gehirnregionen wie der Amygdala und dem Hippocampus synchronisiert, was bei der Mundatmung ausbliebe. Eine bessere Emotionserkennung und eine gesteigerte Gedächtnisleistung werde mit der Nasenatmung in Verbindung gebracht. «Das zeigt deutlich, wie die Atmung sich ganz unmittelbar auf grundlegende Verarbeitungsprozesse des Gehirns auswirkt und einem auch so einen Weg bietet, diese Prozesse gezielt zu beeinflussen. Somit ist es kaum verwunderlich, dass im Energiesystem des Yogas die Nase eine besonders wichtige Rolle spielt.»

Freier Atmen lernen

Empfehlenswert sind einfache Atemübungen aus dem Yoga, genannt Pranayama – (Prana = Energie, Ayama = Kontrolle), mit denen wir lernen, unseren Atem bewusst wahrzunehmen und zu steuern. «Damit aktivieren wir unsere Lebensenergie und bringen sie zum Fliessen. Verschiedene Übungen helfen, sich zu konzentrieren, wirken effektiv gegen Stress sowie entgiftend. Sie erweitern die Lungenkapazität, was einen wesentlichen Einfluss auf unsere Gesundheit und sogar unsere Lebensdauer hat. Ausserdem können die Atemübungen die Verdauung anregen und die Bauchmuskeln stärken

und unsere Gesundheit positiv beeinflussen», sagt Martin Prätzlich. Beim Atmen kann man in den Bauch oder in die Brust atmen. Bei der Bauchatmung bewegt sich das Zwerchfell nach unten, sodass der Brustraum mit der Lunge nach unten erweitert wird. Die Organe werden dabei nach unten bzw. vorne bewegt, die Bauchdecke wölbt sich nach aussen. Bei der Brustatmung hebt und weitet sich beim Einatmen der Brustkorb. Beide Arten der Atmung kann man gezielt nutzen und miteinander verbinden wie bei der Yoga-Vollatmung.

Diese geht so: Atme in den Bauch ein, die Bauchdecke wölbt sich nach aussen. Dann schliesst sich die Brustatmung an. Der Brustkorb weitet sich nach vorne und zu den Flanken. Beim Ausatmen senkst du Brustkorb und Bauchdecke gleichzeitig ab. Die Ausatmung erfolgt passiv, denn das Lungengewebe zieht sich von selbst zusammen. Ganz am Schluss der Ausatmung kannst du den Bauch nochmal leicht nach innen ziehen, damit noch etwas mehr Luft aus der Lunge ausgeatmet wird. Dann wieder einatmen.

Sitali nennt sich eine weitere Atemübung. Sie soll ebenfalls beruhigen und den Geist harmonisieren sowie die Blutbahnen reinigen und bei Fieber helfen. Setze dich in eine aufrechte Position, schliesse die Augen und

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GESUNDHEIT | GESUND ATMEN
Lernen wir, unseren Atem bewusst wahrzunehmen.

atme einige Male tief ein und aus. Strecke deine Zunge heraus, und wenn möglich, rolle sie längs zusammen und ziehe die Luft durch die gerollte Zunge ein. Am Ende der Einatmung den Mund wieder schliessen. Halte die Luft kurz an, dann atme tief durch die Nase wieder aus. Atme so 10- bis 20-mal und spüre die kühle Luft, wie Sie mit jedem Atemzug deinen Körper mehr und mehr abkühlt. Falls du die Zunge nicht längs einrollen kannst, kannst du auch die Zähne aufeinanderstellen und durch diese einatmen.

Hauchender Ton

Eine andere Übung arbeitet mit der Verengung der Stimmritze, um den Atemstrom zu regulieren. Dabei entsteht ein leises Strömungsgeräusch, das gut wahrnehmbar ist.

Diese Atemtechnik nennt sich Ujjayi – siegreicher Atem. Wer dies beherrscht, kann den unruhigen Geist beruhigen. Die Übung öffnet die Nasendurchgänge und befreit von Schleim, aktiviert die Atemmuskulatur und soll Erkältungskrankheiten vorbeugen. Sie wirkt erwärmend, erhöht die Vitalkapazität, zudem werden Nerven- und Verdauungssystem gestärkt. Auf geistiger Ebene wird die Aufmerksamkeit und Wahrnehmung der Atmung verbessert und die Gedanken beruhigen sich. Es empfiehlt sich diese Übung mindestens 20 Minuten lang auszuführen.

Atme durch die Nase ein, und atme in der ersten Phase durch den Mund mit einem hauchenden Ton aus, als würdest du einen Spiegel anhauchen. Wiederhole das einige Male, wobei du den Hauchton verstärkst oder reduzierst, um ein Gefühl für die Verengung der Stimmritze zu bekommen. In Phase zwei atmest du durch den Mund mit dem Hauchton wieder aus, schliesst nach der Hälfte der Ausatmung den Mund, um dann durch die Nase weiter hauchend auszuatmen. Dies einige Male wiederholen mit der Veränderung der Intensität des Hauchtons. In Phase 3 atmest du nur durch die Nase mit einem hauchenden Ton aus, das wieder einige Male mit der Modulierung. Am Ende den Atem wieder fliessen lassen und Nachspüren. Wichtig ist, dass Gesicht und Kiefer locker sind. Eine mittlere Spannung, die an das Rauschen des Meeres erinnert, ist empfehlenswert.

Du kannst die Einatmung mit Ujjayi auch schrittweise üben: Beginne mit der Ausatmung durch den Mund mit einem hauchenden Ton, die Stimmritze weiter verengt lassen und durch den Mund mit einem hauchendem Ton einatmen. Dann nach der Hälfte der Einatmung den Mund schliessen und durch die Nase weiter atmen.

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Die Wechselatmung wirkt beruhigend.

In einer dritten Phase kannst du vollständig mit einem hauchenden Ton durch die Nase einatmen. Die Wechselatmung – Nadi Shodana (übersetzt mit Reinigung der Nadis = Energiebahnen im Körper), soll dafür sorgen, dass die Energie wieder frei durch die Bahnen im Körper strömen kann. Vor allem bei Ängsten und Unsicherheit wird eine emotionale Balance geschaffen. Die Übung ist auch ein gutes Herz-Kreislauf-Training. Auch die Lungenkapazität kann optimiert werden, so dass sie Krankheiten wie Asthma positiv beeinflussen kann.

Wichtig ist wie bei jeder Wechselatmung, dass es sich angenehm anfühlt und du entspannt bleibst. Gegebenenfalls kann man den Rhythmus anpassen, vor allem, wenn man dies etwas geübt hat. Sitze aufrecht und entspannt. Bei der rechten Hand sind Zeigefinger und Mittelfinger gebeugt, die anderen Finger sind ausgestreckt. Die linke Hand liegt auf dem linken Oberschenkel oder Knie. Atme einige Male tief in den Bauch hinein, um dich zu zentrieren. Atme dann vollständig durch die Nase aus. Führe die rechte Hand zur Nase, verschliesse mit deinem rechten Daumen das rechte Nasenloch und atme links für wenige Sekunden ein, verschliesse nun mit dem Ringfinger auch das linke Nasenloch, halte den Atem dann einige Sekunden lang an. Der rechte Ellbogen ist dicht am Körper die Schulter entspannt. Öffne dann das rechte Nasenloch und atme rechts langsam und vollständig aus. Atme rechts wieder kurz ein, halte den Atem an bei verschlossenen Nasenlöchern. Dann öffne wieder das linke Nasenloch und atme links langsam und vollständig aus. Praktiziere diese Atemübung mindestens fünf Runden lang.

Die Kraft der Atmung –Schlüssel zu innerer Balance

Die Atmung, die oft als selbstverständlicher Akt betrachtet wird, birgt eine Tiefe, die weit über das blosse Ein- und Ausströmen von Luft hinausgeht. Sie ist eine lebensnotwendige Funktion und gleichzeitig ein komplexer Prozess, der Körper, Geist und Emotionen beeinflusst.

Auf nachhaltige und ganzheitliche Art fördert die Atmung unsere Gesundheit. Dem rasanten Tempo unseres Lebens setzt sie ab und zu eine Atempause entgegen.

Die Atemfrequenz beeinflusst physiologische Parameter: Schnelle Atmung steigert die Sauerstoffzufuhr, beschleunigt den Stoffwechsel und erhöht die Herzfrequenz. Langsame Atmung aktiviert den Parasympathikus, reduziert Stress und fördert Entspannung. Durch bewusste Wahrnehmung unseres Atems können wir Emotionen beeinflussen, Stress abbauen und unser Wohlbefinden steigern.

Die tiefe Bauchatmung, auch als Zwerchfellatmung bekannt, ist für eine effiziente Sauerstoffversorgung unerlässlich. Sie ermöglicht eine vollständige Luftzirkulation und wirkt sich positiv auf Körper und Geist aus. Die bewusste Vertiefung der Atmung durch Atem- und Achtsamkeitsübungen fördert das Körperbewusstsein, unterstützt die Gesundheit und hilft emotionale Herausforderungen zu bewältigen.

Atemtherapie, als komplementärtherapeutische Methode, betont die Verbindung von Atem und Bewegung

zur Förderung der inneren Balance. Techniken werden angewandt, um Atemprobleme oder -erkrankungen zu behandeln.

In der heutigen Zeit gewinnt die Bewusstmachung des Atemprozesses immer mehr an Bedeutung. Achtsamkeitsübungen fördern ein tieferes Verständnis für den eigenen Körper und können helfen, Stress abzubauen oderpsychische Herausforderungen zu meistern. Die Atmung ist eine Brücke zwischen Körper und Geist, schafft Raum für Reflexion und ist eine Quelle der Ruhe und Kraft für verschiedene Lebenssituationen.

Weitere Informationen oder eine Therapeutenliste finden sie auf unserer Webseite: www.atem-schweiz.ch

Martina Pecka

Dipl. Körper- und Atemtherapeutin Mitglied Vorstand Atemfachverband www.martina-pecka.ch

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Bleiben Sie im Takt!

Ein intakter biologischer Rhythmus spielt für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden eine zentrale Rolle, denn er sorgt für einen reibungslosen Übergang zwischen Aktivität und Ruhe, reguliert wichtige Körperfunktionen damit wir zu jeder Tages-und Nachtzeit für das Überleben gewappnet sind.

Gundula Madeleine Tegtmeyer

Alle lebenswichtigen Prozesse in unserem Körper schwingen in einem eigenen Rhythmus, Atmung, Herzschlag, Hormonproduktion. Auch unsere Nervenzellen schwingen rhythmisch. Ticken die inneren Uhren falsch, geraten der Stoffwechsel und auch unser Gehirn innerhalb kurzer Zeit aus dem Gleichgewicht und das gesundheitliche Risiko steigt.

Zellknäuel im Hirn steuert uns

In unserem Gehirn gibt es einen kleinen Zellverbund, den suprachiasmatischen Nukleus (SCN). Er ist der oberste Schrittmacher körpereigener Rhythmen und Bestandteil des Hypothalamus, der als oberstes Regulationszentrum für alle vegetativen und endokrinen (nach innen in den Blutkreislauf gebend) Vorgänge dient. Der SCN liegt in Gestalt von zwei miteinander vernetzten, stecknadelkopfgrossen Zellknäueln zwischen den Hirnhälften und kontrolliert unsere circadianen Rhythmen, eingedeutscht zirkadianer Rhythmus, die von Innen kommenden Rhythmen, die eine Periodenlänge von 24 bis 25 Stunden haben. Diese zirkadianische Periode bestimmt selbst dann unser Verhalten, wenn keine äusseren Zeitgeber vorhanden sind.

Der SCN-Zellverbund steuert hauptsächlich über die Hormone Cortisol, dem Stress- und Wachhormon, und Melatonin, dem Schlaf- und Entspannungshormon, diesen endogenen Rhythmus und synchronisiert sich dabei fortwährend mit den uns umgebenden Umweltbedingungen. Zirkadiane Rhythmen überwachen den täglichen Anstieg und Abfall des Hormonspiegels, der Körpertemperatur, des Stoffwechsels und viele weitere essentielle Körperfunktionen. Darüber hinaus unterstützen sie unseren Körper, die nächsten Ereignisse vorherzusagen und sich darauf vorzubereiten.

Am Morgen sind wir wehleidiger Auch unsere Schmerztoleranz hat einen Bio-Rhythmus, denn die Produktion von körpereigenen Schmerzhämmern läuft nicht in gleicher Intensität rund um die Uhr ab. So leiden wir beispielsweise unter Zahnschmerzen frühmorgens viermal so stark wie am Nachmittag. Diese Zyklen werden von «inneren Uhren» gesteuert, die Chronobiologie-Forscher*innen in den Zellen fast aller Organe und im Gewebe entdeckt haben und werden von einer «Hauptuhr» gesteuert.

Wichtigster Rhythmusgeber ist das Tageslicht. Spezielle Rezeptoren in unseren Augen senden Informationen an diese zentrale Uhr, um ihr mitzuteilen, wann es hell ist und dies erstaunlicherweise auch, wenn unsere Augen geschlossen sind. Etwa ein Dutzend Gene und 20 Modulator-Substanzen halten die Billionen von inneren Uhren am Laufen. Sie steuern im Tagesablauf

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Die Uhrwerke sind leicht störanfällig, wie etwa durch Lichtmangel, Stress, Ärger, Schichtarbeit und unflexible Arbeitszeiten.
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die Ausschüttung von Verdauungsenzymen, Wachstumshormonen und anderen essenziellen Stoffen. Die Uhrwerke sind leicht störanfällig, wie etwa durch Lichtmangel, Stress, Ärger, Schichtarbeit und unflexible Arbeitszeiten und Schulbeginn. Teenager haben einen anderen Biorhythmus als Erwachsene. Sie gehen später ins Bett, und verlassen es auch später, wenn man sie lässt. Die Verschiebung des Schlafrhythmus beginnt in der Regel in der Pubertät, bei einigen bereits in der Mittelstufe. Chronobiologische Studien an Jugendlichen zeigten, dass ein Schulstart vor 8 Uhr einem Arbeitsbeginn um 4 Uhr bei Erwachsenen gleiche. Permanente Übermüdung einhergehend mit mangelnden Konzentration in Schulklassen sind die Folge.

Wir leben gegen unseren Biorhythmus

Fast jede Körperfunktion pulsiert in ihrem eigenen Biorhythmus. Bei einem intakten Biorhythmus schwingt das Auf und Ab der verschiedenen Systeme harmonisch. Die meisten von uns leben indes gegen die innere Uhr, denn die moderne Arbeitswelt und technologischen Errungenschaften haben unsere Aktivitäten von Tageslicht und Dunkelheit entkoppelt. Diese Entkopplung schlägt sich auf unsere Gesundheit und seelisches Wohlbefinden nieder. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettsucht, Altersdiabetes, metabolisches Syndrom und gar Depressionen können die Folge sein.

Auch Faktoren wie Stress, Ärger oder Angst stören das sensible innere System. Das Wachhormon Cortisol und sein Gegenspieler Melatonin kontrollieren in einem komplexen Zusammenspiel nicht nur unseren SchlafWach-Rhythmus, sondern auch den Blutdruck, die

Pulsfrequenz und Körpertemperatur. Erste Anzeichen einer Störung dieses Zusammenspiels sind Schlafstörungen einhergehend mit Tagesmüdigkeit, Mattheit und verringerter Konzentrations-und Leistungsfähigkeit. Weitere Anzeichen sind Verdauungsprobleme und Bluthochdruck sowie eine schnellere Gewichtszunahme.

Ob wir als Lerche oder Eule geboren werden geben auch genetische Komponenten vor. Ein Missverhältnis zwischen individueller biologischer Innenzeit und sozialer Uhr bezeichnen Chronobiolog*innen als sozialen Jetlag, denn ticken die innere und äussere Uhr unterschiedlich, verschiebt sich unser Schlaf-WachRhythmus. Till Roennenberger, Chronobiologe und Professor an der Ludwig-Maximilian-Universität in München, plädiert für mehr Rücksichtnahme in der Arbeitswelt für Morgenmuffel und für einen späteren Schulbeginn. Gesünder sei es die soziale Uhr passt sich der biologischen an. Der Experte ist überzeugt: «Wer morgens einen Wecker braucht, lebt gegen seine innere Uhr.»

Essen zur richtigen Zeit

Der Stoffwechsel, die Verarbeitung der zugeführten Nahrung für das Funktionieren der Organe, wird primär von der inneren Uhr des Körpers gesteuert. Die Zyklen von Helligkeit und Dunkelheit im Tagesablauf regulieren diese Vorgänge, der wichtigste Taktgeber ist dabei eine kleine Struktur im Gehirn. Die Chrono-Nutrition erforscht die Wechselwirkung zwischen Nahrungsaufnahme, Stoffwechsel und unserer Körperuhr. Der zirkadiane Rhythmus beeinflusst, wie unser Kör-

Schlafen spielt eine entscheidende Rolle für unseren Biorhythmus

Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages.

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per zu verschiedenen Tageszeiten die aufgenommene Nahrung verarbeitet. Dr. Torsten Bohn, Chrono-Biologe und Leiter des «Nutrition and Health Research» am Luxemburger Institut für Gesundheit, unterstützt die These, dass es nicht nur wichtig sei was wir essen, sondern auch wann, da auch unsere Verdauung, wie viele andere Prozesse unseres Körpers, einem zirkadianen Rhythmus unterliegen.

Demnach scheint das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages zu sein. Es ausfallen zu lassen, führt oft zu vermehrtem Essen in den biologisch heikleren Abendstunden. Unsere Gene forcieren den Abbau von Nährstoffen wie Fetten und Zucker während des von der Natur vorgegebenen «aktiven» Teil des Tages, sprich, wenn es hell ist. Tagsüber sind die Verdauungsenzyme bei den meisten Menschen aktiver als in den Abendstunden.

Eine Studie, erstveröffentlicht am 18. Dezember 2022 in OBESITY Reviews (auf Deutsch: Fettleibigkeit Rezensionen), Fachzeitschrift des Welt-Adipositas-Verbandes, untermauert diese These. Die Aufnahme eines grösseren Anteils der Gesamtenergiezufuhr zu einem frühen Zeitpunkt am Tag wirkt sich positiv auf die Gewichtsabnahme aus. Verbesserungen des HOMAIR-Wertes, des Nüchtern-Blutzuckers und des LDLCholesterins wurden festgestellt. Dr. Bohns Empfehlung: ein reichhaltiges gesundes Frühstück, ein ausreichendes Mittagessen und eher kleine Portionen zum Abendessen. Die letzte Mahlzeit des Tages sollte etwa 3 Stunden vor dem Schlafengehen eingenommen werden.

Tipps, wie Sie im Takt bleiben

Sorgen Sie für ausreichend Schlaf, gehen Sie möglichst stets zur selben Zeit schlafen, stehen Sie zur selben Zeit auf, idealweise auch an den Wochenenden. Folgen Sie einem 12-12-Rhythmus mit individuellen Abweichungen: Der Tag sollte wärmer, hell und aktiv sein. Sie essen und trinken. Die Nacht sollte kälter, dunkel, ruhig und ohne Nahrungsaufnahme sein. Sorgen Sie für ausreichend Tageslicht, besonders morgens. Natürliches Licht ist der wichtigste Pulsgeber für einen gesunden Biorhythmus. Duschen Sie morgens kalt, es kurbelt die Produktion der Hormone Adrenalin und Cortisol an. Beide geben das Signal: Der Tag hat begonnen! Bewegen Sie sich täglich 30 Minuten. Zwei bis drei Mahlzeiten am Tag zu möglichst festen Zeiten, siehe dazu den Text oben zum Thema Chrono-Nutrition.

Vermeiden Sie blaues Licht vor dem Schlafengehen. Es ähnelt dem Tageslicht und unterdrückt das Melatonin, das Schlafhormon. Installieren Sie Blaulichtfilter auf Ihren Computer und anderen elektronischen Geräten. Er wird aktiv, wenn es dunkel wird. Auch eine spezielle Brille, die Blaulicht filtert, kann unterstützen. Reduzieren Sie abends den Cortisol-Spiegel durch beruhigende Aktivitäten, wie etwa ein Abendspaziergang, Yoga und Meditation. Auch regelmässige Sauna-Besuche oder ein warmes Bad fördern die Melatoninproduktion. Bei Schichtdienst versuchen Sie, die Schicht möglichst wenig zu wechseln.

Sommerzeit stört Schlaf-Wachzyklen

Eine Studie der Universität Bologna zeigt, dass die Schlaf-wachZyklen durch die Umstellung auf Sommerzeit signifikant stärker gestört werden als umgekehrt, denn die Winterzeit entspricht mehr unserer inneren Uhr. Besonders Menschen, die einen längeren Schlaf-wach-Rhythmus haben als den 24-stündigen Takt, leiden. Auch das Alter scheint eine Rolle zu spielen, denn ab dem 55. Lebensjahr wird von der Zirbeldrüse im Gehirn weniger Melatonin, das Schlafhormon, freigesetzt.

Weitere Studien belegen ungesunde Folgen durch die Sommerzeit – von metabolischen Erkrankungen bis zu psychischen Problemen. Als metabolisches Syndrom oder auch «tödliches Quartett» bezeichnen Mediziner ein Bündel aus Risikofaktoren: zu viel Bauchfett, hohe Blutzucker- und Blutfett-Werte und Bluthochdruck. Jeder dieser Faktoren steigert schon für sich gesehen das Risiko für Gefässkrankheiten. In der Schweiz gilt die Sommerzeit im selben Zeitraum wie in der Europäischen Union. Sie beginnt am Sonntag, den 31. März und endet am Sonntag, den 29. Oktober 2024.

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Was Reizdarm mit Erkältungen zu tun hat

Fast drei Viertel unserer Immunzellen befinden sich im Darm und schützen den ganzen Organismus. Wird die Schutzbarriere Darm gestärkt, reduziert das nicht nur wiederkehrende Atemwegsinfekte, sondern lindert auch Reizdarm-Symptome.

Der Darm fristete lange ein Schattendasein. Möglichst nicht über ihn sprechen, war die Devise. Seit aber verschiedene Bücher zum Darm veröffentlicht wurden, ist die Verdauung sogar Thema in Talkshows – zum Glück. Denn wer sich mit dem grössten Organ in unserem Körper beschäftigt, merkt, dass ohne ihn nichts geht. Oder wussten Sie, dass sich 70 Prozent der Immunzellen im Darm befinden? Höchste Zeit also, dass wir uns um ihn kümmern.

Verbundene Schleimhäute

Besonders wichtig für eine gesunde Darmflora sind intakte Schleimhäute. Diese Schutzschichten findet man an etlichen Orten im Körper. Zum Beispiel in den Atemwegen, in der Speiseröhre oder auch in der Gebärmutter. Alle Schleimhäute sind miteinander verbunden und reagieren aufeinander. Der Darm übernimmt dabei die Schlüsselrolle und agiert als Schaltzentrale. Wird das Immunsystem im Darm trainiert, kann dies auch die Abwehrlage in anderen Schleimhäuten steigern.

Trainingslager für das Immunsystem

Ein Teil der Abwehr im Darm sind spezielle Immunzellen, die auf Erreger reagieren und deren Bekämpfung starten. Es ist möglich, zum Beispiel mit Nahrungsergänzungsmitteln Bakterien von aussen zuzuführen, die dann als Trainingspartner für das Immunsystem im Darm dienen. Sie lösen keine Krankheiten aus, sondern regen die sich im Darm befindlichen Immunzellen an, Abwehrstoffe zu produzieren. Über das Blut- und Lymphsystem gelangen diese Informationen auch in die Schleimhäute anderer Organe. Dort unterstützen die Abwehrzellen als erste Verteidigungslinie das Immunsystem gegen unerwünschte Erreger – zum Beispiel auch gegen solche, die Erkältungen auslösen.

Keine einfache Diagnose

Das Reizdarmsyndrom ist eine häufige Magen-DarmErkrankung. Zu den Symptomen zählen: Durchfall, Verstopfung, Blähungen oder Krämpfe. Oft dauert es lange, bis die Diagnose feststeht. Alle möglichen orga-

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nischen Erkrankungen müssen zuerst ausgeschlossen werden. Die Ursachen können eine erbliche Veranlagung, eine durchgemachte Magen-Darm-Infektion, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Stress sein. Gerät das Gleichgewicht der Darmflora längerfristig aus dem Gleichgewicht, kann dies auch Reizdarm auslösen. Ein Reizdarm kann mit unterschiedlichen Ansätzen therapiert werden. Grundsätzlich gilt es dabei, die Darmflora wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Wichtig dabei ist festzustellen, welche Lebensmittel immer wieder zu Blähungen und Bauchschmerzen führen, und diese im Rahmen einer Ernährungsumstellung künftig bei Seite zu lassen. Ergänzend können dem Darm aber auch gezielt Bakterien zugeführt werden, die die Darmflora stabilisieren und helfen, die Verdauung zu beruhigen.

Helfer aus dem Pflanzenreich

Wer lieber mit Pflanzenkräften seine Verdauung verbessern will, findet in der Pfefferminze und im Kümmel zwei wirksame Helfer. Die Pfefferminze (Mentha x piperita L.) ist eine der bekanntesten Heilpflanzen. Schon in der Antike und im alten Ägypten wurde sie zur Linderung von unterschiedlichen Schmerzen genutzt. Sie hilft bei Magen-Darm-Beschwerden, lindert Bauchschmerzen, hilft bei Gallenproblemen und befreit die Atemwege bei Erkältungskrankheiten. Der Kümmel (Carum carvi L.) gehört zu den Doldenblütlern und ist als Heilpflanze bereits seit der Antike bekannt. Heute kommt der Kümmel für unser Haushaltsgewürz hauptsächlich aus Finnland. Kümmel ist eine sehr effektive Heilpflanze bei Magen-Darm-Beschwerden. Das ätherische Öl der Heilpflanze hilft bei Verdauungsbeschwerden, Blähungen, Bauchschmerzen, Völlegefühl und Schmerzen im unteren Bauchbereich. (kel)

Die vier Reizdarmtypen

Bei einem Reizdarmsyndrom gibt es vier zentrale Symptome:

1. Der Blähtyp

Betroffene klagen über einen aufgeblähten Bauch, der unabhängig von Nahrung, Bewegung und Stress immer gebläht ist. Die Gasentwicklung im Darm lässt den Bauch anschwellen.

2. Der Durchfalltyp

Betroffene klagen über deutlich häufigeren Stuhlgang mit Tendenz zu einer flüssigen Konsistenz. Bis zu dreimal täglich kann es zu Durchfall kommen.

3. Der Verstopfungstyp

Dieser Reizdarm-Typ leidet eher unter Verstopfung. Harter Stuhlgang, nur ein- bis dreimal wöchentlich.

4. Der Schmerztyp

Die Betroffenen klagen über krampfartige oder auch stechende Schmerzen im Bauch.

Die meisten Betroffenen sind Mischtypen mit einem dominanten Symptom. Manchmal wechseln sich Durchfall, Verstopfung, Schmerzen und Blähungen ab. Oft beeinträchtigt die Krankheit die Lebensqualität erheblich.

Wie gut es dem Darm geht, sieht man auch an der Haut. Wenn der Darm entzündet ist, können nur wenige Nährstoffe aufgenommen werden, aber auch mehr Giftstoffe in den Körper gelangen. Bei manchen Menschen macht sich das durch die Haut, etwa anhand von Ekzemen oder Akne bemerkbar.

Pfefferminze ist eine der bekanntesten Heilpflanzen hierzulande.

30 GESUNDHEIT | DARMGESUNDHEIT

Theodor Storm (1817–1888)

Abseits

Es ist so still; die Heide liegt Im warmen Mittagssonnenstrahle, Ein rosenroter Schimmer fliegt Um ihre alten Gräbermale; Die Kräuter blühn; der Heideduft Steigt in die blaue Sommerluft.

Laufkäfer hasten durchs Gesträuch In ihren goldnen Panzerröckchen, Die Bienen hängen Zweig um Zweig Sich an der Edelheide Glöckchen, Die Vögel schwirren aus dem Kraut –Die Luft ist voller Lerchenlaut.

Ein halbverfallen niedrig Haus

Steht einsam hier und sonnbeschienen; Der Kätner lehnt zur Tür hinaus, Behaglich blinzelnd nach den Bienen; Sein Junge auf dem Stein davor Schnitzt Pfeifen sich aus Kälberrohr.

Kaum zittert durch die Mittagsruh Ein Schlag der Dorfuhr, der entfernten; Dem Alten fällt die Wimper zu, Er träumt von seinen Honigernten. – Kein Klang der aufgeregten Zeit Drang noch in diese Einsamkeit.

Quelle

Theodor Storm: «Gedichte»

Hrsg. von Gunter Grimm. Reclam.

ISBN 978-3-15-014212-7

Versöhnung mit dem inneren Richter

Niemand ist so streng, gnadenlos und unerbittlich mit uns – wie wir selbst. In allen möglichen Lebenslagen meldet sich eine Stimme, die uns sagt, dass wir nicht gut genug sind, die alleinige Schuld daran tragen und uns gehörig dafür schämen sollten. Es ist an der Zeit, diesem inneren Richter entgegen zu treten.

Im mer wenn im Leben etwas so richtig schief geht, uns etwas Dummes über die Lippen rutscht oder wir vor aller Augen mit der vollen Kaffeetasse ins Stolpern kommen, dann ist sie blitzartig da, diese Stimme aus dem Innern, die uns in deutlichen Worten zu verstehen gibt, was sie von uns hält – nämlich so ziemlich nichts. Der innere Richter, es gibt ihn übrigens in allen denkbaren Geschlechtern, kennt keine Gnade. «Schuld bist du», urteilt er und verhängt auch gleich die Strafe: «Schäm dich!» Wir alle kennen solche Situationen.

Es ist wie ein böser Fluch, der uns immer wieder diese Stimmen in den Kopf zaubert. Da gibt es zum Beispiel die perfektionistische Stimme, die extrem hohe, aber unerfüllbare Erwartungen an uns stellt, sei es an unser Aussehen oder an unsere Leistung. Flankiert wird sie gern von der kritischen Stimme, die uns ständig wissen lässt, dass wir hinten und vorne nicht genügen und

weder Liebe noch Wertschätzung verdient haben. Und dann kommt noch die dazu, die uns sagt, wir sollten uns mehr anstrengen, mehr Sport treiben, gesünder essen und, und, und. Das wahrlich hinterhältige und geradezu perfide an diesen Stimmen aber ist: Sie geben keine Ruhe – egal, was wir tun.

Wie wir uns selbst strafen

Alle diese Stimmen haben Macht über uns. Sie haben sich bereits in unserer Kindheit als falsche Glaubenssätze eingebrannt und sind uns so vertraut, dass wir ihnen nicht nur jedes Mal zuhören, sondern auch noch glauben, was sie über uns erzählen. Genau das hält uns in diesem ewigen Kreislauf von Schuld und Scham fest – und darum ist es jetzt Zeit für ein kleines Gedankenexperiment. Stellen Sie sich vor, Sie treffen einen Menschen, den Sie gut mögen. Dieser Mensch erzählt Ihnen von einem Missgeschick, das ihm peinlich ist oder sehr leid tut. Was würden Sie nun zu diesem Menschen sa-

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gen? Tröstend oder kritisierend? Machen Sie eine kleine Pause, dann stellen Sie sich vor, Ihnen wäre etwas Ähnliches passiert. Was würden Sie zu sich selbst sagen? In welchem Tonfall? Tröstend oder kritisierend?

Wenn ich in einer Gesprächsrunde am Feuer diese Frage stelle, sind die Antworten meistens eindeutig: Wir sind zu uns selbst deutlich härter als zu anderen Menschen. Warum nur? Warum sind wir uns selbst gegenüber nicht ebenso mitfühlend wie einer guten Freundin oder einem Freund gegenüber? Und die noch viel wichtigere Frage lautet: Können wir daran etwas ändern? «Yes we can.» Aber einfach ist es nicht, denn: Diese Stimmen sind im Verlauf unseres Lebens zu festen Persönlichkeitsanteilen geworden. Mit einem Fingerschnippen werden wir sie deshalb nicht los, auch wenn uns das am liebsten wäre. Was es braucht, um den inneren Richter in seine Schranken zu weisen, ist eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den seinen Urteilssprüchen zu Grunde liegenden Glaubenssätzen.

Muss ich das glauben?

Sich aus der Umklammerung dieser Glaubenssätze zu befreien, ist kein Spaziergang, aber unmöglich ist es nicht. Ich schlage deshalb ein zweites Experiment vor. Was Sie dazu brauchen, ist ein ruhiger Ort, eine halbe Stunde Zeit, ein Blatt Papier und einen Stift. Schliessen Sie die Augen, atmen Sie ein paar Mal tief durch und laden Sie den inneren Richter, dem Sie normalerweise ja lieber nicht begegnen wollen, freundlich ein, sich zu Ihnen zu setzen. Begrüssen Sie ihn wohlwollend, neugierig und mitfühlend, denn er hat keinen einfachen Job. Erkundigen Sie eine Weile gemeinsam die typischen Urteile, die der innere Richter immer wieder fällt, und bei welchen Gelegenheiten er das tut. Schreiben Sie einige seiner Verdikte auf und beenden Sie diese bestimmt nicht leichte Begegnung. Lassen Sie einige Zeit verstreichen und schauen Sie sich diese Urteile mit

genügend Abstand nochmals an und fragen Sie sich dabei: Muss ich das glauben? Haben diese Urteile vielleicht sogar einen wahren Kern?

Der erste Schritt zum Frieden

Der innere Richter wird nach dieser Begegnung natürlich nicht einfach klein beigeben und weiter wie gewohnt seine unangenehmen Kommentare abgeben. Aber: Sie sind sich einem Prozess bewusst geworden, der wie ein inneres Programm bei passenden Gelegenheiten automatisch ausgelöst wird – und ebenso automatische Reaktionen wie Schuld und Scham hervorruft. Solche Prozesse begleiten uns seit unserer Kindheit und prägen damit bis ins Erwachsenenleben unser Selbstbild.

Wichtig ist, dass man allein oder mit der Unterstützung anderer Menschen beginnt, sich und den inneren Richter in einem anderen Licht zu sehen. Je mitfühlender wir uns den inneren Stimmen annähern, desto eher entdecken wir den Ursprung, der ihnen zu Grunde liegt und sie antreibt. Dabei darf nicht vergessen werden: Auch Persönlichkeitsanteile, die uns das Leben schwer machen, wollen gesehen, verstanden und respektiert werden. Wenn wir das schaffen, ändert sich nicht nur unser Selbstbild – sondern wir machen auch den ersten Schritt hin zur Versöhnung mit dem inneren Richter.

Meine Buchempfehlung

Ursula Liechti: Gut genug – eine Anleitung zur Selbstliebe, Weber Verlag, 2024

Don Miguel Ruiz: Die vier Versprechen – ein Weg zur Freiheit und Würde, Verlag Ullstein 2022

Unser strengster Richter sind wir selbst.

Haben Sie Fragen?

Markus Kellenberger begleitet Menschen auf der Reise ins Innere und beantwortet Ihre Fragen aus den Bereichen Leben, Liebe, Glaube und Spiritualität persönlich und ganzheitlich.

m.kellenberger@weberverlag.ch

33 SCHULD UND SCHAM | GESUNDER GEIST

Kraft aus der Mitte

Wollen Sie Ihren Rumpf stärken und Ihre Haltung verbessern? Dann ist Pilates die ideale Sportart für Sie. Gleichzeitig richtet Pilates den Fokus nach innen und hilft, Alltagssorgen loszulassen.

Blanca Bürgisser

Die Pilates-Methode verdankt ihren Namen ihrem Erfinder Joseph Hubertus Pilates (1883–1967), der das Ganzkörpertraining vor über 100 Jahren entwickelte. Sein Ziel war dabei nicht nur körperliches Training, sondern er strebte auch nach einer bewussten Führung des Körpers durch den Geist. Er entwickelte über 500 Übungen, für die er teils spezielle Trainingsgeräte konstruierte.

Wohlfühltraining für Körper und Geist Pilates ist ein Wohlfühltraining, das nicht nur den Körper stärkt, sondern auch für geistige Entspannung sorgt. Dank dem sanften Ansatz und den Anpassungsmöglichkeiten an die individuellen Bedürfnisse ist Pilates für jedes Alter und Fitnesslevel geeignet. Hauptziel des Trainings ist die Stärkung des Rumpfs, wobei die Tiefenmuskulatur im Vordergrund steht. Dazu zählen der quer verlaufende Bauchmuskel, die

Muskeln entlang der Wirbelsäule sowie die Beckenbodenmuskulatur. Das Zwerchfell stabilisiert zusätzlich von oben her. Joseph Hubertus Pilates bezeichnete die vier auch als «Powerhouse». Denn sie sorgen nicht nur für eine gute Haltung, sie helfen auch, die Wirbelsäule vor Verletzungen zu schützen.

So gelingt das Training

Beim Pilates spielt es nicht nur eine Rolle, welche Übungen gemacht werden, sondern auch wie diese durchgeführt werden. Aus diesem Grund sind folgende sieben Punkte besonders wichtig beim Pilates:

• Atmung: Atmen Sie während des Trainings stets tief, bewusst und gleichmässig. Atemen Sie durch die Nase ein und durch den leicht geöffneten Mund aus.

• Genauigkeit: Es spielt keine Rolle, wie viel Sie eine Übung wiederholen, sondern dass Sie die Bewegungen genau ausführen.

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• Kontrolle: Führen Sie die Bewegungen bewusst und aus der Körpermitte heraus aus.

• Konzentration: Lenken Sie Ihre Konzentration auf Ihren Körper. Dies sorgt für ein besseres Körpergefühl und hilft, Alltagssorgen loszulassen.

• Bewegungsfluss: Lassen Sie Ihre Bewegungen ineinanderfliessen.

• Aktivierung des «Powerhouse»: Am besten lässt sich die Körperspannung durch das Ausatmen aufbauen. Dafür spannen Sie zuerst den Beckenboden leicht an und ziehen Ihre Taille mithilfe Bauchmuskeln schmal. Dabei sollte der Bauchnabel nach innen oben sinken und der untere Rücken fester werden.

• Ohne Schmerzen: Pilates muss nicht wehtun, um zu wirken. Deswegen werden teilweise auch kleine Kissen oder aufgerollte Handtücher verwendet für eine bequeme Position.

Beim Pilates wird mit dem Gewicht des eigenen Körpers gegen die Schwerkraft gearbeitet. Teilweise wer-

Schulterbrücke

Ziel der Übung: Kräftigung der Bauchmuskulatur und der hinteren Oberschenkelmuskulatur, Lösen und Kräftigen der Rückenmuskulatur, Beweglichkeit der Wirbelsäule fördern

Ausgangsposition : Rückenlage, die Beine sind angewinkelt aufgestellt

Ausführung:

Ausatmen: Das Becken zurückkippen, indem das Schambein in Richtung Brustbein gezogen wird. Der untere Rücken senkt sich weich in Richtung Matte, das Becken hebt sich vom Boden ab. Einer nach dem anderen Wirbel löst sich die Wirbelsäule aus der Matte bis die Schultern, Hüftgelenke und Knie in einer Linie sind.

Einatmen: Pausieren

Ausatmen: Von oben her Wirbel um Wirbel auf die Matte zurückablegen

Die Übung kann auch mit fliessender Atmung ausgeführt werden, 5–10 Wiederholungen.

den die von Joseph Hubertus Pilates entworfenen Geräte verwendet, diese sind aber nicht zwingend. Dadurch lässt es sich gut auch zu Hause trainieren. Die Übungen enthalten teilweise auch koordinative Elemente, wodurch der Kopf gefordert wird. Beim Training wird neben dem Kraftaufbau auch Gleichgewicht, Koordination und Beweglichkeit gestärkt. Wir stellen Ihnen unten zwei Übungen vor, die Sie gut zu Hause machen können und die den Körper stärken.

Marlis Schrag

die Inhaberin von Querbeet-Bewegt in Thun und bietet verschiedene Pilateskurse an.

www.queerbeet-bewegt.ch

Arm- und Beinheben

Ziel der Übung: Kräftigen der tiefliegenden Bauch-, Rücken-, Nacken-, Arm- und Schultermuskulatur, ebenso Kräftigen der Gesäss- und Beinmuskulatur

Ausgangsposition: Vierfüsslerstand, Schultergelenke befinden sich über den Handgelenken, Hüftgelenke sind über den Kniegelenken positioniert, die Wirbelsäule wird möglichst in der Länge ausgerichtet, der rechte Arm wird nach vorne ausgestreckt, die Finger berühren den Boden, gleichzeitig ist das linke Bein nach hinten ausgestreckt, die Zehen berühren den Boden.

Ausführung:

Ausatmen: Den rechten Arm und das linke Bein gleichzeitig vom Boden anheben, ohne dabei in eine Hohlkreuzposition zu kommen.

Einatmen: Arm und Bein wieder senken.

Die Übung einige Male wiederholen und dann Seiten wechseln.

35 PILATES | GESUNDER KÖRPER
ist

Die Legalisierung des Handels und Konsums der Rauschdroge Cannabis ist seit Jahren ein heiss diskutiertes Eisen in der Schweizer Politik. Seit 2021 ist zwar die landwirtschaftliche Produktion von Nutzhanf, der nicht als Betäubungsmittel verwendet ist, legal. Nun laufen aber im Eidgenössischen Parlament ernsthafte Bestrebungen, auch den Handel und Konsum von Cannabis als Rauschmittel zu legalisieren. Zwei der profiliertesten Stimmen aus der Politik nehmen dazu Stellung.

Cannabis-Legalisierung –Ja oder Nein? Pro

In der Schweiz existiert ein Markt mit Cannabis in Milliardenhöhe und etwa 300 000 Konsumierenden. Leider überlässt der Staat diesen Markt illegalen Akteuren. Dies mit weitreichenden negativen Folgen. Drogenhändler verkaufen an alle, auch an Jugendliche. Die Produkte auf dem Schwarzmarkt sind verdreckt, von harmlosen Füllstoffen bis hin zu giftigen Substanzen. Diese unbefriedigende Situation ist trotz, oder wegen der heute gültigen Gesetze entstanden. Der Bundesrat beurteilt die Situation wie folgt: «Das geltende Verbot von Cannabis im Betäubungsmittelgesetz hat den Zweck, die Bevölkerung zu schützen und die Abstinenz zu fördern, nur ungenügend erfüllt. Trotz Verbot nimmt der Konsum nicht ab, der Schwarzmarkt floriert, es gibt keine Qualitätskontrollen und die Sicherheit der Konsumenten ist nicht gewährleistet.»

Die Prohibition (Verbot) hat keine Wirkung, also müssen wir die Strategie in der Suchtpolitik ändern. Vor 100 Jahren war der Alkoholismus durch übermässigen Schnapskonsum ein grosses Problem. Der Kampf dagegen wurde auf verschiedene Arten geführt. Die USA haben es mit Prohibition versucht. Sie kennen das Resultat: Die Mafia wurde reich, der Schwarzmarkt blühte und konsumiert wurde nicht weniger.

Die Schweiz hat klüger und erfolgreicher gehandelt. Sie hat ein Alkoholgesetz erlassen. «Das Gesetz über die gebrannten Wasser.» Dadurch wurde ein Schwarzmarkt in der Schweiz verhindert und der Konsum von hochprozentigem Alkohol ging zurück.

Aus dieser Erfolgsgeschichte sollten wir lernen und auf der Basis von wissenschaftlichen Grundlagen und Erfahrungen der modernen Suchtpolitik arbeiten. Ich erwähne das bewährte 4. Säulenmodell von Prävention, Therapie, Repression und Schadensminderung. Es geht nicht darum Cannabis einfach zu legalisieren, sondern mit einem griffigen Gesetz, analog dem Alkoholgesetz, zu regulieren.

Die Mehrheit der schweizerischen Bevölkerung wünscht sich einen pragmatischen Umgang mit Cannabis. Die medizinische Anwendung ist heute kaum mehr bestritten. Laut einer repräsentativen Umfrage des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), befürworten 2/3 eine Aufhebung des Verbotes von Cannabis unter gewissen Bedingungen, wie Verkaufsverbot an unter 18-Jährige und den Verkauf nur in Fachgeschäften.

Die Prohibition von Cannabis, im Vergleich zu legalen Drogen, beruht nicht auf aktuellen, wissenschaftlichen Argumenten, zumal die Schädlichkeit von Tabak und Alkohol nicht geringer ist. Diese moralische und juristische Inkonsequenz ist immer weniger zu rechtfertigen.

Heinz Siegenthaler

Heinz Siegenthaler ist ein Politiker der Partei «Die Mitte». In seiner Zeit als Nationalrat hat er eine parlamentarische Initiative für die Legalisierung von Cannabis eingereicht, welcher die Gesundheitskommissionen des National- und Ständerates zugestimmt haben.

36 DEBATTE | CANNABIS-LEGALISIERUNG

Kontra

«CANNABIS ZU ERLAUBEN WÄRE EIN GEFÄHRLICHES SIGNAL»

Bis anhin hat sich die Schweizer Bevölkerung immer wieder gegen eine Cannabislegalisierung, also gegen eine Lockerung im Betäubungsmittelgesetz, ausgesprochen –die Cannabis-Initiative wurde mit 63 Prozent und die Droleg-Initiative mit 74 Prozent abgelehnt.

Trotzdem versucht nun die Legalisierungslobby mit einer Cannabis-Verharmlosungskampagne, Einfluss auf das Eidgenössische Parlament zu nehmen. Tetrahydrocannabinol, die rausch- und suchterzeugende Substanz im Drogenhanf (Haschisch oder Marihuana) ist grundsätzlich schädlich. Die Forschung zeigt die negativen Auswirkungen des Cannabiskonsums, wie Lungenschäden, Amotivationssyndrom = «Null-Bock-Stimmung», Beeinträchtigung der Reaktions- und Konzentrationsfähigkeit sowie des Kurzzeitgedächtnisses, Aggressionen, Gewalt, Depressionen, Psychosen, Schizophrenien; darum ist jede Form einer Legalisierung zum Schaden von Menschen.

Der Staat darf nicht die Botschaft aussenden, der Konsum von Cannabis sei harmlos. Vor allem für Jugendliche muss eindeutig die Aussage gelten: Wer Cannabis konsumiert, gefährdet seine Gesundheit.

Das Tetrahydrocannabinol (THC), das Rauschgift im Cannabis, lagert sich im Gehirn ab und beeinträchtigt die Gehirnentwicklung. Diese ist erst ungefähr mit 25 Jahren abgeschlossen, deshalb verlieren viele kiffende Jugendliche den Anschluss in der Schule oder ihre Lehrstelle. Auffallend ist, dass die Promotoren grüne Politikerinnen und Politiker sind, die sich sonst für die Gesundheit der

Bevölkerung stark machen, wie gegen Pestizide, Autoabgase und den CO2-Ausstoss, aber ausgerechnet den schädlichen Cannabiskonsum umgehend legalisieren wollen.

Eine legale Abgabe von Cannabis unter staatlicher Aufsicht dürfen wir keinesfalls zulassen. Der Staat darf nicht zum Dealer werden. Hingegen ist es seine Aufgabe, die Strafverfolgung und Prävention zu gewährleisten. Was wir brauchen, ist nicht Legalisierung, sondern Aufklärung, vor allem in Schulen, Jugendclubs und Diskotheken; überall dort, wo junge Menschen ihre Zeit verbringen.

Hinzu kommt: Wäre Cannabis für alle problemlos verfügbar, würden auch mehr Menschen kiffen, und damit die Zahl der Verkehrstoten steigen. Denn Cannabiskonsumierende gehören definitiv nicht hinters Lenkrad.

Als Präsidentin der Schweizerischen Vereinigung Eltern gegen Drogen mache ich mir grosse Sorgen über die Drogenpolitik in der Schweiz. Wir erwarten von den Entscheidungsträgern, dass diese den Art. 10.1. im Bundesgesetz «Kinder und Jugendliche haben Anspruch auf besonderen Schutz ihrer Unversehrtheit und auf Förderung ihrer Entwicklung» respektieren und ihr Handeln auf ethische Grundsätze abstützen.

Sabina Geissbühler-Strupler

Sabina Geissbühler-Strupler ist Politikerin der SVP. Sie hat sich als Berner Grossrätin, aber namentlich auch als langjährige Präsidentin der Schweizerischen Vereinigung «Eltern gegen Drogen» seit Jahrzehnten gegen die Liberalisierung von harten, aber auch weichen Drogen stark gemacht.

37 CANNABIS-LEGALISIERUNG | DEBATTE

Kurz gefasst

ORGANSPENDE

Organspendezahlen 2023 auf einem neuen Höchststand

200 Personen wurden im vergangenen Jahr nach ihrem Tod zu Organspenderinnen und -spendern, so viele wie nie zuvor. Das schreibt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in einer Mitteilung. Es wurden 584 postmortal gespendete und 110 lebend gespendete Organe transplantiert. Insgesamt erhielten damit 675 Menschen eine Organtransplantation, das sind 105 Personen mehr als im Vorjahr. Am häufigsten konnten Nieren transplantiert werden, gefolgt von Lebern. Die Zahl der Personen auf der Warteliste ist leicht gesunken: Ende 2023 warteten 1391 Personen auf mindestens ein Organ (2022: 1442). Für mehr als die Hälfte der Personen auf der Warteliste kam eine Transplantation aber aus gesundheitlichen Gründen nicht in Frage. Die Stimmbevölkerung hat sich 2022 für einen Systemwechsel bei der Organspende ausgesprochen, von der Zustimmungszur Widerspruchsregelung. Damit gilt künftig jeder und jede grundsätzlich als Spender oder Spenderin. Wer nach dem Tod keine Organe und Gewebe spenden möchte, sollte dies festhalten. Um der Bevölkerung genügend Zeit zu geben sich einzutragen, wird die Widerspruchsregelung erst sechs Monate später in Kraft gesetzt werden, voraussichtlich 2026. ska

BUCHTIPP

Indigene Küche

Der Spitzenkoch Sean Sherman von der Oglala-Lakota-Sioux Nation bietet mit seinen Rezepten einen Einblick in die indigene Küche. Die Gerichte umfassen u. a. gegrillter Wildreiskuchen, Drei-SchwesternSalat oder geröstetes Maissorbet. Sean Sherman setzt dafür auf saisonale und lokale Produkte, wodurch er auf Gluten, Milch und Zucker verzichtet. Seine Rezepte ebenso wie seine Philosophie sind geprägt von einer tiefen Verbundenheit mit der Natur sowie Respekt vor Pflanzen und Tieren. Die Gerichte werden ergänzt mit Hintergrundwissen zu indigenen Kulturen und Traditionen.

Der Sioux-Chef. Indigen Kochen – Sean Sherman Kanon Verlag Berlin, 2023, ca. Fr. 48.90

ISBN 978-3-98568-082-5

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GESUNDHEIT

Gesundes Gehör –gesunder Geist

Hörgeschädigte merken oft nicht direkt, dass sie betroffen sind, und werden dann von anderen für desinteressiert, dumm oder dement gehalten. Dass zwischen Hörvermögen, Kognition und Psyche ein kausaler Zusammenhang besteht, glauben fast alle Fachpersonen, leuchtet auch ein: Wer schlecht hört, meidet Familienfeiern und wechselt womöglich die Strassenseite, um Small Talk mit der Nachbarin zu vermeiden. Das macht einsam, und Einsamkeit ist ein bekannter Faktor bei Depressionen. Das Gehirn wiederum braucht regelmässiges Training. Kommen in bestimmten Bereichen keine Impulse mehr an, verkümmern sie.

Harte Belege für diesen Zusammenhang fanden gemäss «Tagesanzeiger» Forschende erstmals 2020, als sie Schwerhörige mit Hörgerät mit ebenso Betroffenen ohne Hörgerät verglichen. Dabei stellten sie eine Verringerung des Demenzrisikos von 42 Prozent fest. Eine Hörhilfe kann also auch auf den Geist positiv wirken. Das Problem dabei: Die Altersschwerhörigkeit, die sogenannte Presbyakusis, kommt schleichend und wird von den Betroffenen oft zunächst gar nicht bemerkt. ska

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GESUNDHEIT

Hochverarbeitete Lebensmittel schaden Gesundheit

Hochverarbeitete Lebensmittel fallen gemäss «Neuer Zürcher Zeitung» seit Jahren in Studien negativ auf. 10 Prozentpunkte mehr an solchen Produkten auf dem Speiseplan, das bedeutet ein 12 Prozent höheres Risiko für sämtliche Krebserkrankungen, wie aus einer Studie der Epidemiologen Bernard Srour und Laury Sellem von der Universität Sorbonne in Paris hervorgeht. Eine US-Erhebung bei rund 200 000 Personen kam sogar auf ein Plus von 29 Prozent bei den Darmkrebsfällen, wenn viel industriell verarbeitete Lebensmittel auf dem Tisch standen. Und erst kürzlich veröffentlichte die Krebsforscherin Reynalda Cordova von der Universität Wien mit einem internationalen Forschungsteam, dass Menschen häufiger an mehreren chronischen Krankheiten wie Diabetes und Krebs leiden, wenn sie mehr hochprozessierte Lebensmittel essen. Die naheliegendste Erklärung ist: Hochverarbeitete Nahrungsmittel sind fast immer zu fettig, zu süss und zu salzig. ska

BUCHTIPP

Die Kraft der Liebe

In ihrem zutiefst persönlichen Werk geht bell hooks der Frage auf den Grund, was Liebe ist und zeigt, wie Liebe aus mehr als nur Sex und Sehnsucht besteht. Hooks konstatiert ein Fehlen von Fürsorge, Anteilnahme und Gemeinschaft in der Gesellschaft – nicht etwa Romantik. Im Verlauf des Buches erarbeitet sie Ansätze, wie wir echte Anteilnahme erlernen und diese in unser tägliches Leben einfliessen lassen können.

bell hooks’ Antworten regen zum Nachdenken an und schenken eine neue Sicht auf die Liebe: einer angstbefreiten Liebe, die von sakraler Kraft getragen, erlösend und heilsam ist – nicht nur heilsam für Individuen, sondern für eine ganze, in sich gespaltene Nation.

alles über liebe – bell hooks

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ISBN 978-3-7499-0236-1

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DROGENPOLITIK

Deutschland legalisiert Cannabis

Der Deutsche Bundestag hat das Kiffen teilweise legalisiert. Für das Cannabisgesetz stimmten 407 Abgeordnete, dagegen 226 Abgeordnete, vier Abgeordnete enthielten sich. Volljährige dürfen ab 1. April 50 Gramm Cannabis und höchstens drei Hanfpflanzen zu Hause besitzen. Ausserhalb der eigenen Wohnung sind 25 Gramm erlaubt. Zum 1. Juli sollen Klubs zum nichtkommerziellen Anbau möglich werden.

Begleitet wurde der Plan von Protesten und Bedenken aller Art. Im Vorfeld der Abstimmung hatte auch noch die Justiz Alarm geschlagen, denn bevor die Legalisierung sich entlastend auswirkt – künftig entfällt ein Grossteil der Strafbarkeit – komme erst einmal erhebliche Mehrarbeit auf sie zu. Der Gesetzentwurf enthält nämlich eine Amnestieregelung für Altfälle. ska

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Sabine Hurni

über …

Welche Töne kommen Ihnen in den Sinn, wenn Sie an die Natur denken? Bitte noch nicht weiterlesen, sondern kurz innehalten. Es ist höchst faszinierend, wie viele dieser Klänge wir einfach so, auf dem Sofa sitzend, innerlich abrufen können. Das Rascheln der trockenen Blätter im Herbst. Das Knacken eines trockenen Astes. Das fröhliche Plätschern eines Baches oder das Tosen des Wasserfalls. Mir fällt auch das Summen der Insekten ein, das man hört, wenn es ganz still ist, rundherum. Oder der Wind, der die Blätter zum Klappern bringt. Das Meer, mit seinem regelmässigen Ein- und Ausatmen.

Auch Städte kann man lauschend erleben. Das Plätschern des Brunnens auf einem Platz, das Quietschen des Trams oder das fröhliche Stimmengewirr in einer Gartenwirtschaft. Das Aufwachen einer Stadt am Morgen mit Putzmaschinen, dem Tuten von rückwärtsfahrenden Lieferwagen und dem Besengeräusch des Putzens vor dem eigenen Laden. Das emsige Treiben während des Tages und dann die Nacht, mit ein paar wenigen Gestalten, die sich etwas zurufen. Wer lauscht, nimmt den dominanten Augen die Macht und lässt den Alltag ganz neu erleben. Wer lauscht, macht nichts anderes als gespannt zu zuhören. Sei es an einem Konzert, bei einem Vortrag oder im Gespräch. Nichts ist so wertvoll wie ein Mensch, der zuhört. Ein Mensch, der den Ausführungen seines Gegenübers folgt, und nicht nur auf den Moment wartet, um selbst das Gespräch an sich zu reissen.

Das Lauschen ist die Fähigkeit zu hören und dies wiederum ist die Fähigkeit zur Kommunikation. Denke man nur an das Vier-Ohren-Modell von Schulz von Thun. Seine Kommunikationspsychologie basiert auf

der Annahme, dass jede Nachricht unter vier Aspekten gehört werden kann: Als Sachinhalt, als Selbstoffenbarung, als Appell oder auf der Beziehungsebene. Das macht die zwischenmenschliche Kommunikation so ungemein kompliziert. Nicht aber das Lauschen. Denn Lauschen ist wertfrei – sofern es nicht gerade an der Tür oder an der Wand stattfindet, um ungesehen eine Unterhaltung mitzubekommen.

Kürzlich war ich so sehr mit Lauschen beschäftigt, dass ich dabei fast den Zug verpasst hätte. Ich lauschte einer Unterhaltung zwischen Sehbehinderten und ihren Begleitpersonen. Es ging dabei um eine App, die «Be My Eyes» heisst und sehende Freiwillige mit Blinden und sehbehinderten Menschen verbindet. Die Person mit einer Sehschwäche kann einen Live-Video-Anruf tätigen, eine Person aus dem grossen Pot an Freiwilligen nimmt den Anruf entgegen und hilft bei Alltagsproblemen. Beim Suchen eines verlorenen Gegenstandes, bei der Auswahl von Kleidungsstücken, bei der Kontrolle, ob das Licht an- oder ausgeschaltet ist, ob ein Lebensmittel abgelaufen ist oder um sich in einer neuen Umgebung zu orientieren.

Während ich so am Mitlauschen war, wurde mir bewusst, wie genial gewisse technische Hilfsmittel doch sind. Menschen helfen gerne und fühlen sich regelrecht beglückt, wenn sie helfen können. Laut der Webseite von «Be My Eyes» sind so viele freiwillige Sehende angemeldet, dass die Chance, ein Video-Anruf entgegenzunehmen und einer blinden Person seine Augen zu leihen, relativ klein ist. Während ich mich für einige Minuten unverhofft mit dem Thema Blind-Sein beschäftigte, erinnerte ich mich auch an ein Erlebnis im Restaurant «Blinde Kuh» in Zürich. Es handelt sich um ein Restaurant, das von blinden Menschen geführt wird.

42 KOLUMNE | SABINE HURNI
… das Lauschen

Der Speisesaal ist stockdunkel. Wer nichts sagt, wird nicht wahrgenommen und beim Einschenken des Wassers oder des Weins, muss man einen Finger ins Glas stecken – Profis können natürlich aufgrund des Gewichts abwägen, ob das Glas voll genug ist.

Jedenfalls empfand ich den Abend in der «Blinden Kuh» wahnsinnig laut. Aufgrund des Nicht-Sehen-Könnens schienen meine Ohren sich doppelt und dreifach anzustrengen, um mich orientieren zu können, Halt im Raum zu finden und dieses Zurückgeworfen sein auf sich selbst zu bewältigen. Die Ohren schlugen regelrecht Alarm. Sie waren am Lauschen – aber nicht auf die versunkene, selbstvergessene Art, sondern zum Wahren der Kontrolle. Die Gespräche am Nebentisch drangen genau gleich intensiv in meine Ohren wie jene an unserem Tisch. Vielleicht sprachen die Leute unbewusst lauter – aus Unsicherheit oder Angst vor der Dunkelheit. Ohne Augen konnte ich nicht fokussieren und ohne Fokus war alles gleichwertig.

Beim Lauschen hingegen konzentriere ich mich auf eine einzige Sache. Ich setze den Fokus auf ein Geräusch oder einen Klang. Oder auch nichts von beidem – dann, wenn man in die Stille lauscht. Dem Dazwischen. Zwischen zwei Tönen oder Geräuschen. Diese Stille liebe ich über alles. Es ist, als ob die Zeit stehen bleiben würde. Als ob für einen Moment Alles und Nichts miteinander verschmelzen. Bei der Meditation entsteht ein solcher Moment nach dem Ausatmen und vor dem Einatmen. Je länger diese Atempause dauert, desto länger kann man der Stille lauschen, desto ruhiger wird der Geist und desto mehr Zeit ist da fürs Nicht-denken.

Kein Moment eignet sich besser, um nach innen zu lauschen. Um wahr zu nehmen, was Freude bereitet, und was losgelassen werden kann mit dem nächsten Ausatmen. Lassen Sie uns wieder mehr lauschen, denn lauschen können wir nur, wenn wir still sind. Wer sich selbst in der Stille begegnet, kann die feinen, kleinen Botschaften hören, die das Universum des Unterbewusstseins für uns bereithält.

Sabine Hurni arbeitet als Naturheilpraktikerin und Lebensberaterin in Baden, wo sie auch Ayurveda Kochkurse, Lu Jong- und Meditationskurse anbietet.

Beratung

BINDEGEWEBSSCHWÄCHE

Ich habe Beckenbodensenkung und Bindegewebsschwäche. Wie kann mich die Naturheilkunde unterstützen?

B. G., Luzern

Bei Bindegewebeschwäche hat sich der Schachtelhalm sehr gut bewährt. Sie können ihn als Tee, als Tinktur oder als Frischpflanzensaft einnehmen. Es ist eine Heilpflanze, die Sie über die nächsten Jahre treu begleiten darf. Der Schachtelhalm ist reich an Mineralstoffen, insbesondere Kieselsäure, Silikaten und Flavonoiden. Diese Inhaltstoffe haben blutstillende, wassertreibende, kräftigende und gewebefestigende Eigenschaften. In der Naturheilkunde wird die Heilpflanze zur allgemeinen Stärkung des Bindegewebes, der Haut, Haare und Knochen verwendet. Da die Pflanze einen engen Bezug zu den Nieren und den ableitenden Harnwegen hat, ist sie häufig zusammen mit Brennnessel und Birkenblättern in wassertreibenden Teemischungen zu finden. Die langjährige Erfahrung in der Volksheilkunde hat gezeigt, dass der Schachtelhalm die Harnmenge erhöht und deshalb bei leichten Harnwegsbeschwerden zur Durchspülung der ableitenden Harnwege eingesetzt werden kann. Sie werden also etwas häufiger Wasser lassen müssen. Der Schachtelhalm ist eine sehr strukturierte Pflanze mit einer klaren Gliederung. In der Pflanzensymbolik hat sie deshalb einen engen Bezug zu den Knochen, dem Bindegewebe und dem Skelett, insbesondere der Wirbelsäule. Das heisst, zu denjenigen Systemen, die dem Körper seine aufrechte Haltung geben.

Den Tee erhalten Sie in der Drogerie. Trinken Sie drei Tassen täglich. Lassen Sie ihn jeweils lange ziehen, da die Blättchen sehr hart sind. Ich mache es jeweils so, dass ich ihn mit kochendem Wasser übergiesse (ohne Sieb) und ihn gleich in der Tasse lasse. Er sinkt mit der Zeit ab und bis dahin ist auch das Wasser kühl genug um den Tee zu trinken.

Ansonsten wäre ein Beckenbodentraining angesagt. Es gibt Gymnastikangebote mit Schwergewicht Beckenboden, oder sonst finden Sie im Internet viele Videos dazu. Wichtig ist: dran bleiben.

NESSELGIFT

Im meinem Pflanzenbuch habe ich gelesen, dass die Brennnessel ein Nesselgift enthält. Ich bereite mir regelmässig aus frischen Brennnesselblättern einen Saft zu. Nun bin ich verunsichert. Sollte ich keine rohen Brennnesseln essen?

L. B., Bern

Die Brennnesselblätter dürfen Sie bedenkenlos als Saft, Tee, Smoothie, Suppe oder Ofenchips geniessen. Die Nesselsäure oder auch Nesselgift, ist jene Säure, die in den Brennhaaren enthalten ist und den brennenden Juckreiz hervorruft, wenn man die Blätter ohne Handschuhe pflückt. Sobald die Brennhaare brechen, brennen sie nicht mehr.

Die Säure dient der Pflanze als Schutz vor Frassfeinden. Für uns Menschen ist sie vollkommen unbedenklich. Machen Sie unbedingt weiter mit Ihrem Ritual! Es gibt kaum ein Kraut, das so wertvoll für unseren Körper ist wie die Brennnessel. Die Natur kann Ihnen fast nichts besseres schenken als einen Brennnesselstrauch im Garten. Eine Hand voll Brennnesseln ernten, waschen, mit 4 Deziliter Wasser pürieren und täglich trinken. Nach vier Wochen eine mindestens so lange Pause machen.

44 BERATUNG | SABINE HURNI

Pflaumen gegen Verstopfung

Wenn alles reibungslos läuft, entleert sich der Darm jeden morgen vollständig. Doch häufig sieht die Realität anders aus: Bei vielen Menschen ist der Darm träge, der Stuhl bleibt zu lange im Darm, dementsprechend viel Wasser wird entzogen, was zu einem trockenen und kompakteren Darminhalt führt. Dadurch nimmt die Darmbewegung weiter ab – ein Teufelskreis. Wer mehrere Tage nicht auf die Toilette kann, leidet oft an einem harten Bauch und generellem Unwohlsein.

Das hilft bei Verstopfung: Viele Leute greifen zu quellenden Heilmitteln wie Flohsamenschalen, Leinsamen oder Weizenkeimen. Doch nicht immer bringen diese Quellstoffe die gewünschte Wirkung. Eine sanfte und sehr effiziente Verdauungshilfe sind getrocknete, über Nacht in Wasser eingelegte Pflaumen oder Feigen.

Wie anwenden: Man legt abends drei bis vier getrocknete Pflaumen oder Feigen in etwas Wasser ein. Am nächsten Morgen kann man diese mit dem gewohnten Frühstück kombiniert geniessen. Das Einweichwasser trinken oder zusammen mit den Pflaumen verarbeiten.

Tipps für einen aktiven Darm

• Verzichten Sie auf Brot. Besser sind gekochtes Getreide, Eintöpfe oder alle Arten von Suppe.

• Einen Teelöffel Ghee, Olivenöl oder Leinöl in etwas warmes Wasser geben und vor dem Zubettgehen trinken.

• Entspannung ist wichtig. Atmen Sie tief ein und aus. Lassen Sie alles los, was Sie belastet. Setzen Sie sich jeden Morgen zehn Minuten mit gekreuzten Beinen auf den Boden. Meditieren Sie. Das alles löst die Bauchdecke, öffnet das Becken und gibt einem das Gefühl von Zeitlosigkeit. Denn eines ist sicher: Unter Zeitdruck geht gar nichts – auch nicht auf dem WC.

HOHER CHOLESTERINSPIEGEL

Ich habe seit kurzem viel zu hohe Cholesterinwerte diagnostiziert bekommen und nehme nun seit 2 Monaten Statine, möchte sie jedoch durch natürliche Produkte ersetzten. Gibt es natürliche, verlässliche Alternativen bei sehr hohem Cholesterin überhaupt? I. C., Zürich

Es gibt verschiedene Faktoren, welche das Risiko für einen Herzinfarkt erhöhen. Man kann nicht allein das Cholesterin dafür verantwortlich machen. Übergewicht, Bluthochdruck, Bewegungsmangel und Diabetes gehören dazu. Wenn Sie ein normales Gewicht haben, sich gerne und täglich bewegen, einen normalen Blutdruck und normale Zuckerwerte haben, können Sie dem erhöhten Cholesterinspiegel ziemlich entspannt entgegensehen und gut auf Ihr eigenes Empfinden gehen. Lassen Sie sich nicht von der Angst leiten. Einzelne hohe Cholesterinwerte sind nicht tragisch, sondern eher ein Hinweis darauf, dass gewisse Faktoren in der Lebens- und Ernährungsweise geändert werden sollten. Ernst nehmen, aber nicht in Panik geraten.

Wenn Sie Ihren Körper unterstützen möchten, das Cholesterin zu verdauen, dann müssen Sie auf Bitterstoffe, Ballaststoffe und Leberentgiftung setzen. Es gibt verschiedene Schritte, die Sie einleiten können:

1. Die Leber entgiften. Ist die Leber überlastet, stellt sie den Abbau von Cholesterin zurück. Nehmen Sie ein Mariendistelpräparat ein, evtl. kombiniert mit Artischockensaft von Schönenberger. Den Saft trinkt man dreimal täglich vor den Mahlzeiten.

2. Wenn Sie die Statine tatsächlich absetzen möchten, sollte die Artischocke zu einer treuen Begleiterin werden. Als Frischpflanzensaft, Tee, Spagyrikessenz oder Tinktur. Bleiben Sie in ärztlicher Kontrolle.

3. Die Ballaststoffe hochfahren. Ballaststoffe im Darm binden Cholesterin aus der Nahrung und verhindern, dass zu viel ins Blut gelangt. Ideal wäre es, wenn Sie morgens und abends je einen bis zwei Teelöffel Haferkleie in Wasser verdünnt einnehmen.

4. Essen Sie Vollkorngetreide. Sie können gerne weiterhin nur wenig Kohlenhydrate essen, aber sorgen Sie dafür, dass Sie täglich vormittags oder mittags etwas Vollkorngetreide zu sich nehmen. Hafer zum Beispiel. Er wäre ein ideales Frühstück.

5. Essen Sie mehrmals pro Woche bis zum Mittagessen kein Fett. Kein Ei, Käse, Joghurt, Fleisch, um die Leber zu entlasten und die Fettzufuhr zu verringern.

Es kann sein, dass Sie die Kohlenhydratmengen im Sommer herunterfahren können, im Winter jedoch etwas erhöhen müssen. Im Winter benötigen der Körper und das Gehirn einfach mehr Brennstoffe. Wählen Sie dabei aber nicht die raffinierten Teigwaren und das Weissbrot, sondern eben Speisen aus gekochten, ganzen Getreidekörnern wie Vollreis, Hirse, Dinkel und Hafer.

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BERATUNG | SABINE HURNI

KAFFEEKANNE

Mein Mann hat eine Thermoskanne aus Edelstahl gekauft. Kann der Kaffee, den wir darin aufbewahren den Stahl lösen und schädliche Stoffe freisetzen? Wäre es besser, eine Thermoskanne mit Glasbeschichtung zu kaufen?

A. B., Baden

Edelstahl ist sehr stabil und ein perfektes, langlebiges Material für warme und kalte Getränke. Es hat den Vorteil, dass man die Flasche gut waschen kann und die Innenwand nicht zerbricht, wenn die Flasche runterfällt, wie das bei den Thermoskannen mit Glaseinsatz der Fall ist. Natürlich wäre der Glaseinsatz die sauberste und beste Lösung, doch auch der Edelstahl ist absolut sicher, solange er innen nicht zusätzlich mit einer Aluminiumschicht beschichtet ist.

Man kann Edelstahl gut reinigen, er isoliert lange und es können sich keine Bakterien ansiedeln. Die Kaffeesäure kann dem Stahl nichts anhaben. Oder mit anderen Worten gesagt: Die Flasche ist eindeutig gesünder als der Kaffee, der darin ist – was natürlich nicht heisst, dass Sie auf den Kaffee verzichten sollen! Einfach nicht übertreiben.

Artischocke –die schmackhafte Knospe

Die Artischocke (Cynara scolymus) ist eine alte Heilund Gemüsepflanze. Man vermutet, dass sie durch die Araber*innen nach Europa gebracht wurde und seither im südlichen Mittelmeerraum gedeiht. Artischocken werden kurz vor dem Aufblühen geerntet und gekocht. Der fleischige Blütenboden, der noch geschlossenen Blüte ist eine beliebte Delikatesse.

So hilft die Artischocke: Die Artischocke ist reich an Bitterstoffen, Gerbstoffen und Flavonoiden. Die Inhaltsstoffe haben einen engen Bezug zu den Verdauungsorganen. Besonders die Leber, die Gallenblase, die Bauchspeicheldrüse, der Magen und der Darm werden in ihrer Funktion von der Artischocke unterstützt. Die kraftvolle Pflanze gilt deshalb seit frühester Zeit als Heilmittel bei unspezifischen Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Völlegefühl und Darmproblemen. Darüber hinaus stärkt die Artischocke die gesunde Funktion des Cholesterinstoffwechsels und übt einen positiven Einfluss auf den Blutzucker aus.

Wie anwenden: Die Artischocke kann man als Tinktur, Tee, Frischpflanzensaft, Spagyrikessenz oder auch einfach als Gemüse verwenden. Oft findet man sie auch in Leber-Galle-Tees, Bittertropfen und verdauungsfördernden Likörweinen. Entweder bei Bedarf verwenden oder dreimal täglich vor den Mahlzeiten einnehmen.

Tipps rund um die Artischocke:

• Wenn Sie Artischocken kochen, sollten Sie danach das Kochwasser trinken. Es liefert hochwertige Bitterstoffe und unterstützt Leber und Galle.

Haben Sie Fragen?

Sabine Hurni, Drogistin, Naturheilpraktikerin und AyurvedaExpertin, beantwortet Ihre Fragen zu Gesundheits- und Ernährungsthemen persönlich und ganzheitlich: s.hurni@weberverlag.ch

• Bei hohem Cholesterinspiegel dreimal täglich vor dem Essen Artischockentinktur zu sich nehmen.

• Getrocknete Pflanzenteile kann man zum Räuchern verwenden. Der Rauch vertreibt negative Energie.

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Wohnformen und neue Normen –Klima, Kosten und Komfort

Wohnen ist unglaublich divers – in Sachen Baumaterial, Wohnform und Wohnphilosophie. Mit dem Wandel der Zeit stellen sich neue Ansprüche an das Bauen und Wohnen. Die aktuellen Wohnprojekte wollen zukunftsorientiert sein und dem Klimawandel sowie der Überalterung der Gesellschaft entgegenwirken.

Alice Stadler

Viele Faktoren beeinflussen die Art und Weise, wie wir wohnen wollen und müssen: Zeit, Geld, Arbeitsort, benötigte Ausstattung und vieles mehr. Muss Geld gespart werden, ist eine Wohngemeinschaft eine Lösung. Manchmal aber auch, um ein grosses Haus überhaupt auszufüllen. Der Trend des Minimalismus hingegen, der als Antwort auf die Konsumgesellschaft folgte, führte zu einem breiteren Interesse an Kleinwohnformen auf Rädern und «Tiny Houses». Die Wohnphilosophie dahinter will ein maximalistisches Leben mit minimalistischem Ressourcenverbrauch verbinden, wodurch der Fokus auf Erlebnisse nicht materieller Art gesetzt wird. Und da wird bereits klar: Wohnen ist viel mehr als nur vier Wände um einen herum; wohnen widerspiegelt, wer wir sind, mit all unseren Einstellungen zum Leben.

Kollaborativ und digital

Unser Leben hat sich mit der Digitalisierung auch zunehmend verändert, so auch die gängigen Wohnformen. Das Arbeiten und Studieren von zu Hause aus ist Teil des Alltags geworden, was auch zu einer augenfälligen Stagnierung der Urbanisierung führte. Es werden weniger Zweitwohnungen oder Zügelungen benötigt. Und durch die steigenden Energiepreise entstehen zusätzlich auch vermehrt digitale Kollaborationen, bei denen jeder in seiner Wohnung wohnt, aber beispielsweise Internet, Streaming-Abos und ähnliches zusammen bezahlt werden. Ausserdem sollen smarte Technologien nun auch vermehrt bei Senior:innen zum Zuge kommen, um ihnen das Wohnen in den eigenen vier Wänden zu erleichtern. Aber natürlich ist auch die traditionelle WG in jeglichem Alter oder gerade auch generationsübergreifend eine Alternative zum Alleinwohnen im Alter. Ein Beispiel dazu von Pro Senectute in Zürich wird in einem weiteren Artikel vorgestellt.

Das Bauen der Zukunft

Neue Wohnansprüche implizieren ein neues Denken in der Baubranche. Bauten sollen geschlossene Energiekreisläufe bilden, energieeffizient, CO2-neutral und begrünt sein sowie aus rezyklierbaren Baustoffen bestehen. Natürliche Baumaterialien wie Lehm, Holz, Ökobeton aus Schlacke, Flugasche oder gar Hanf sollen die Häuser umweltverträglicher machen (mehr zum Bauen mit Stroh folgt weiter hinten im Magazin). Die Ergebnisse reichen von autofreien Wohnsiedlungen mit riesigen Veloparkplätzen über den Garden Tower in Wabern bei Köniz (BE), der ein Beispiel der Nachverdichtung mit vertikalen Gärten in einer städtischen Umgebung ist, bis hin zu Blocksiedlungen mit gemeinsamen Aufenthaltsräumen und Gemeinschaftsgärten –damit Umwelt und Gemeinschaft gleichermassen gefördert werden.

« Wohnen ist viel mehr als nur vier Wände um einen herum; wohnen widerspiegelt, wer wir sind, mit all unseren Einstellungen zum Leben. »
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Wohnen für Hilfe

Mit dem Projekt «Wohnen für Hilfe» vermittelt Pro Senectute im Kanton Zürich junge Student*innen mit älteren Menschen, die Hilfe im Haushalt benötigen. Im Gegenzug für ihre Unterstützung dürfen die Student*innen kostenlos bei ihnen wohnen.

Auch die Studentin Carina Accola und die Rentnerin Irene Fazzini machen beim Wohnprojekt von Pro Senectute mit: Seit letztem August wohnen die beiden Frauen gemeinsam in Irene Fazzinis Wohnung in Buch am Irchel. Von der Wohnung aus ist Carina Accola schnell an der ZHAW in Winterthur, wo sie Betriebsökonomie studiert. Neben ihrem Studium arbeitet die Studentin auch noch, denn dieses muss sie sich selbst finanzieren. Das Projekt «Wohnen für Hilfe» ist für sie deshalb besonders vorteilhaft, da sie dadurch neben Studiengebühren und anderen Lebenshaltungskosten wenigstens nicht auch noch Miete bezahlen muss. Statt mit Mietgeld bezahlt sie mit Hilfeleistung – die von Pro Senectute bestimmte Tauschregel ist dabei im Monat eine Stunde Hilfe pro Quadratmeter Wohnfläche sowie Nebenkosten. Diese Unterstützungsleistungen können Verschiedenes umfassen, von Hilfe im Haushalt über kleinere Reparaturen bis hin zu Begleitung oder ge-

meinsamen Aktivitäten. Die tatsächlich von den Senior*innen beanspruchten Leistungen variieren dabei je nach Bedarf. Irene Fazzini führt keine Buchhaltung über die geleisteten Stunden, die in ihrem Fall jeweils 15 Stunden im Monat für die 15 m 2 grosse Wohnfläche betragen würden – vielmehr hilft Carina Accola einfach dort, wo es sie gerade braucht. An manchen Tagen gehört da Wäschewaschen dazu, an anderen will das Auto geputzt werden – oder manchmal muss auch einfach ein verklemmtes Konfitürenglas aufgedreht werden, wie die Studentin schmunzelnd einwirft. Irene Fazzini ist vor allem um diese kleinen Hilfeleistungen froh, denn seit sie an Gesundheitsproblemen leidet, gehen manche Dinge, wie Gegenstände von hohen Regalen herunterholen, einfach nicht mehr.

Durch ihre Gesundheitsprobleme ist vor vielen Jahren auch Irene Fazzinis erste Mitbewohnerin in die Wohnung gekommen: Nach einer Knieoperation brauchte

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die Seniorin Unterstützung und holte sich eine Pflegekraft ins Haus. Später ist sie online auf Pro Senectutes Angebot «Wohnen für Hilfe» gestossen, und ist nun schon jahrelang Teil des Programms. Dank des Projekts hat sie immer jemanden, der bei ihr wohnt, was wichtig für sie ist, denn ihre Familie lebt weiter entfernt oder ist berufstätig und kann daher nicht oft vorbeikommen.

Während Irene Fazzini eine Mitbewohnerin suchte, schaute sich Carina Accola nach einer Unterkunft in Zürich um. Geplant war eigentlich, in eine WG zu ziehen, doch die Suche gestaltete sich als schwierig. So recherchierte sie andere Möglichkeiten – und stiess auf das Projekt von Pro Senectute. Zwischen den beiden Frauen hat es sogleich geklickt – nur vier Tage nach ihrem ersten gemeinsamen Treffen zog Carina Accola bei Irene Fazzini ein. Und am Tag nach ihrem Einzug begleitete die Studentin die Seniorin bereits zu einem Familienfest. So überstürzt, wie sich das auch anhören mag, für Irene Fazzini zählen die jungen Mitbewohner*innen schnell zur Familie. Sie hält immer noch Kontakt zu früheren Mitbewohner*innen, die sie auch um Hilfe anfragen kann, wenn Carina einmal nicht da ist. Denn Carina Accola stammt ursprünglich aus Davos und verbringt noch immer fast die Hälfte der Woche in Graubünden. So ist Irene Fazzini gut drei Nächte allein – was jedoch für sie kein Problem darstellt. Unterhaltung und Beschäftigung hat sie auch sonst genug, denn die Seniorin ist Mitglied bei zahlreichen Vereinigungen. Und wenn sie einmal Hilfe braucht und ihre junge Mitbewohnerin nicht da ist, kann sie immer jemanden aus der eng vernetzten Nachbarschaft um Unterstützung fragen. Ausserdem kommt regelmässig eine Putzfachkraft in die Wohnung, die bei Bedarf sogar Carinas Zimmer gleich mitputzt.

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Das Projekt von Pro Senectute ist wirklich optimal, so haben wir beide genau das, was wir brauchen. »

Zusätzlich zu ihrem Zimmer hat die Studentin auch ein eigenes WC, das Bad teilt sich das Wohnpaar. In die Quere kommen sich die beiden dabei nie: «Wir müssen ja auch nicht unbedingt gerade duschen gehen, wenn die andere auf der Toilette ist», lachen sie. Sowieso lebt es sich trotz Altersunterschied sehr gut miteinander: Frühstück essen die beiden gemeinsam, dann geht jede ihrem Tagesablauf nach. An den Geräuschen der anderen stören sie sich dabei nie; Irene Fazzini wacht nicht einmal bei geöffneter Schlafzimmertüre auf, wenn Carina nach Hause kommt und der Studentin macht es nichts aus, dass das Radio den ganzen Tag lang läuft. Eine ideale Wohngemeinschaft, die die beiden nur wärmstens weiterempfehlen können. «Das Projekt von Pro Senectute ist wirklich optimal», schwärmen beide einstimmig. «So haben wir beide genau das, was wir brauchen.»

Das Frühstück essen die beiden Frauen immer zusammen.

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Mit Stroh zum grünen Haus

In der Schweiz wird immer noch mehrheitlich mit Beton gebaut. Die Herstellung von Beton ist jedoch mit einem enormen Energieverbrauch und sehr hohen CO2-Ausstoss verbunden. Eine zukunftsweisende Alternative ist das Bauen mit Stroh.

Blanca Bürgisser

Die Verwendung von Strohballen als Baumaterialien hat viele ökologische Vorteile. So braucht die Herstellung sehr wenig graue Energie: 1 m 3 Strohballen erfordert lediglich 10 bis 15 kWh, während 1 m 3 Steinwolle 300 bis 600 kWh benötigt. Zusätzlich speichert Stroh sogar CO2, und zwar 1,28 Tonnen CO2 auf 1 Tonne Stroh. Im Idealfall stammt das Stroh sogar von einem Getreidefeld in der Region. Dadurch werden lange Transportwege gespart. Auch entsteht beim Abbau eines Strohhauses kein Sondermüll, denn das Stroh kann entweder wiederverwertet, verbrannt oder kompostiert werden.

Einer der Pioniere, was Bauen mit Stroh in der Schweiz betrifft, ist das Atelier Schmidt aus Trun im Kanton Graubünden. In den letzten 24 Jahren hat die Firma über 60 Strohballenbauten realisiert. Das Architekturbüro setzt dabei auf weitere nachhaltige

Materialien wie Holz, Lehm, Kalk, Natursteine, Baumwolle usw. Wenn möglich integrieren sie auch Solarzellen und/oder Warmwasserkollektoren. Ihr Ziel ist dabei die Energieneutralität: Die für die Herstellung und den Bau benötigte Energie soll durch die erzeugte Elektrizität ausgeglichen werden.

Verschiedene Bauweisen

Doch wie genau funktioniert das Bauen mit Stroh? «Es gibt zwei Möglichkeiten für den Bau eines Strohballenhauses», erklärt Architekt Werner Schmidt vom Atelier Schmidt, «und zwar die volllasttragende und die teillasttragende Bauweise.» Bei der volllasttragenden Bauart bestehen zwar das Dach und die Decken aus Holz, doch die Last wird von den Strohballwänden getragen. Aus diesem Grund werden die Fenster erst eingebaut, nachdem sich die Wände gesetzt haben. «Das ist die radikalste Bauweise, dafür braucht es eine experimentierfreudige Bauherr-

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schaft», bekennt Werner Schmidt. Denn der Grundriss muss dabei eine gewisse Symmetrie aufweisen und die Anordnung der Fenster ist nicht frei wählbar. Etwas weniger extrem ist die teillasttragende Konstruktion, bei der beim Bau der Strohballen-Aussenwände einzelne Holzrahmen für spätere Fenster gesetzt werden.

Zu guter Letzt dient Stroh natürlich auch als Dämmmaterial. Bei beiden Methoden werden die Ballen mit Lehm oder Kalk verputzt, um eine solide Oberfläche zu erhalten.

Gängige Mythen

Da Strohballenhäuser noch nicht so verbreitet sind, gibt es diesbezüglich immer noch einige gängige, falsche Vorstellungen. Die meisten davon können einfach widerlegt werden:

1. Strohballenhäuser sind anfällig für Mäuse und Insekten: Die benutzten Strohballen sind so stark durch Kompression verdichtet, dass sie keine Zwischenräume mehr aufweisen. Zusätzlich werden die Wände komplett verputzt. Es gelangen also keine ungewollten Gäste in die Wände.

2. Strohhäuser brennen leicht:

Durch die dichte Komprimierung, den Verputz sowie Brandtests und Zertifizierungen wird die Sicherheit gewährleistet.

3. Strohballenbauten schimmeln schnell: Dieses Risiko besteht einschliesslich während der Zeit, in der die Strohwände noch nicht verputzt sind. Dann muss das Wetter absolut trocken sein. Danach reguliert der Lehmputz die Feuchtigkeit und verhindert Schimmelbefall.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass mit guter Bauplanung ein Strohballenhaus also eine sichere und nachhaltige Alternative ist zu gängigen Betonbauten. «Und einige potenzielle Nachteile entpuppen sich gar als Vorteile», fügt Werner Schmidt an. So werden fehlerhafte Konstruktionen beispielsweise durch die Geruchsentwicklung viel schneller bemerkt als bei herkömmlichen Bauten aus Holz oder Beton.

www.atelierschmidt.ch

« Die Verwendung von Strohballen als Baumaterialien hat viele ökologische Vorteile. »

Ein Strohballenhaus ist eine nachhaltige Alternative ist zu gängigen Betonbauten.

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Honig, der Zucker des Mittelalters

Honig war über Jahrtausende das Hauptsüssungsmittel der Menschen und darum beliebt und begehrt. Er dient nicht nur zum Süssen von Gebäck und Getränken, sondern leistet auch in der Körperpflege und sogar in der Medizin gute Dienste. Therese Krähenbühl-Müller

Die Geschichte des Honigs ist eng mit der Geschichte der Menschheit verbunden. So ist es wenig erstaunlich, dass bereits in der Steinzeit die Gewinnung von Honig in Höhlenmalereien dargestellt wurde. Im alten Ägypten etwa um 300 vor Christus erlebte die Imkerei eine erste Blütezeit. 2007 wurde in Israel bei Grabungen eine Grossimkerei mit über 100 Bienenstöcken entdeckt, die aus dem 1. Jahrtausend vor Christus stammt. In der Bibel wird der Honig immer wieder metaphorisch für die Darstellung eines fruchtbaren Landes, in dem Milch und Honig fliessen, verwendet. Auch in den Sprüchen Salomons findet sich der Ausspruch «Iss Honig mein Sohn». Im persischen Trauritual spielen Honig oder alternativ Zucker, den sich das Paar reicht, um die Süsse der Ehe zu symbolisieren, eine zentrale Rolle.

Honig aus dem Kloster

Bereits im frühen Mittelalter wurde der Diebstahl von Honig und Bienenstöcken mit hohen Strafen geahndet, weil der Honig so wertvoll war. Im späten Mittelalter wurden sogar Zünfte der Imker gegründet. Aber auch zu praktisch jedem Kloster gehörte im Mittelalter eine Imkerei. Da in den Klöstern sehr viel Gebäck zu den Feiertagen gebacken wurde, ist es auch wenig erstaunlich, dass dort grössere Mengen Honig hergestellt und verwendet wurden. Zusätzlich wurde das Bienenwachs auch zur Herstellung von Kerzen oder von Honigwein, Honigbier und Honiglikör gebraucht.

Vielseitiges Heilmittel

Seit je hat Honig aber auch eine besondere Stellung als Heilmittel. In der sogenannten Apitherapie, diese umfasst alle Therapieformen der Naturheilkunde, in der Bienenprodukte wie Honig, Propolis und Bienengift eingesetzt werden, spielt er eine zentrale Rolle. Bei Halsschmerzen soll Honig beruhigend wirken. Sterilisierter Honig kommt sogar in der Schulmedizin bei Wundheilungsstörungen zum Einsatz, indem er direkt auf die Wunden aufgetragen wird.

Honiglikör wird auch Bärenfang oder Petzfang genannt.

Rezept: Ein Likör, der Menschen und Bären berauscht

Mit Honig lockt man Bären, mit Alkohol fängt man sie. Das mag der Grund sein, warum ein aus Ostpreussen stammender Honiglikör auch Bärenfang oder Petzfang genannt wird. Der süsse Likör aus Honig, Gewürzen und Kornbrand verführt und berauscht aber vermutlich nicht nur Bären, sondern auch menschliche Geniesser*innen. Im Geschmack erinnert er etwas an den mittelalterlichen Met-Wein. In seiner Wirkung ist er aber durch den hochprozentigen Alkohol um einiges stärker.

Süsser Duft

Die Herstellung des sogenannten Bärenfangs ist relativ einfach, und der Duft nach Gewürzen, Kräutern und Honig in der Küche während der Herstellung ist schlicht unbezahlbar.

55 HONIG | GESUND ESSEN

Zur Herstellung eines Honiglikörs braucht es folgende Zutaten: 2 Stück Sternanis, 1 Vanillestange, 1 Zimtstange, Kräuter, 1 Biozitrone, 1 Liter Kornbrand (mindestens 38 Volumenprozent), mindestens 500 g Honig (wer es süsser mag, gibt mehr Honig dazu), 1 Tasse Wasser.

Vorgehen: Die Vanillestange halbieren, die Samen herausschaben und zusammen mit den restlichen Kräutern, Gewürzen und der Schale der Biozitrone und einer Tasse Wasser kurz aufkochen und dann den Sud mindestens eine Stunde lang ziehen lassen. Der Sud wird dann durch ein Tuch in ein grosses Glas abgegossen. Danach den Kornbrand und den Honig dazugeben und alles gut verrühren. Das Glas mit einem Deckel verschliessen und den Likör mindestens drei Wochen lang ziehen lassen. Ab und zu sollte die Flüssigkeit gut umgerührt werden.

Wärmende Wirkung

Der Honiglikör ist ein feines Dessertgetränk. Im Sommer wird er ähnlich wie der italienische Limoncello gekühlt nach dem Essen oder zuvor als Aperitiv serviert. Im Winter verleiht ein Schuss Bärenfang einem warmen Tee das gewisse Etwas. Er lässt sich auch leicht erhitzt (aber nicht gekocht, weil sonst der Alkohol verdunstet) trinken. So wärmt er ganz wunderbar von innen her.

Rezept: Unwiderstehliche Süsse

Süss ist die einzige Geschmacksrichtung, die Menschen von Geburt an wahrnehmen können. Kein Wunder also, dass diese Geschmacksrichtung so beliebt ist und das Herstellen von Gebäck, das mit Honig gesüsst wird, eine lange Tradition hat. Ein besonderes Honiggebäck ist Baklava, das besonders im Mittelmeerraum sehr beliebt ist. Das Teiggebäck wird mit Zucker und Honig gesüsst, ist

auch bei Hitze lange haltbar und war für besonders für die Turkvölker, die als Nomaden lebten, ein wichtiger Energielieferant.

Und so wird Baklava hergestellt. Zutaten: 100 g geschmolzene Butter, 320 g Blätterteig, 50 g Honig, 60 g gemahlene Haselnüsse, 60 g gemahlene Baumnüsse, optional etwas Pistazien, etwas Zimt, 3 EL Zucker, 120 g Zucker, 120 ml Wasser.

Zubereitung: Zuerst die gemahlenen Hasel- und Baumnüsse mit etwas gemahlenen Pistazien, Zimt und 3 EL Zucker mischen. Die Teigblätter passend zu einer Gratinform schneiden. Wenn gekaufter und ausgewallter Blätterteig zu ungefähr 300 g verwendet wird, sollte dieser geviertelt werden. Die Form mit Blechreinpapier auslegen (dieses passt sich der Form besser an, wenn es zuvor nass und etwas ausgedrückt wird). Danach wird die Baklava geschichtet wie eine Lasagne. Butter in Form streichen. Erstes Blatt hineinlegen und mit Butter bestreichen und der Nussmischung bestreuen und wieder eine nächste Schicht darauflegen, bis das Ganze etwas 2 cm hoch ist. Den geschichteten Teig in Vierecke einschneiden und die Baklava ca. 25 Minuten bei 180 Grad (Umluft) oder 200 Grad in der unteren Ofenhälfte backen. Die Baklava aus dem Ofen holen. Zuckersirup aus Wasser und Zucker kochen, zum Schluss den Honig darin auflösen, einen Spritzer Zitronensaft und etwas Zimt beigeben. Baklava mit zwei Drittel des Sirups übergiessen. Das Gebäck fünf Minuten auskühlen lassen, den restlichen Sirup darübergiessen und die Pistazien darauf verteilen.

Dass Baklava auch bei höheren Temperaturen recht lang haltbar ist, ist einer der positiven Eigenschaften von Zucker und besonders des Honigs geschuldet. Er konserviert Speisen.

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GESUND ESSEN | HONIG
Baklava wird traditionellerweise auch mit Honig gesüsst.

Natürliche Vielfalt.

Jetzt im Biofachhandel oder unter biofarm.ch erhältlich!

Je länger, je lieber

Aussen knusprig, innen weich wie Butter: Diese Frites sind unwiderstehlich! Leicht zubereitet, und auch weil Mais viele gute Nähr-, Pflanzen- und Ballaststoffe enthält, macht man sie immer wieder gerne. Als Snack mit einem feinen Dip oder zu Geflügel, Gemüse, Fleisch und Fisch – Gross und Klein werden sie lieben!

Zutaten

Zutaten für 4 Personen

1 l Wasser

2 Bouillonwürfel

250 g Biofarm-Maisgriess mittel

20 g Butter

2 TL Oregano, getrocknet nach Bedarf Salz und Pfeffer wenig Biofarm-Olivenöl

Zubereitung Mais-Frites

1. Wasser und Bouillon in einem Topf aufkochen.

2. Maisgriess langsam ins Wasser rieseln lassen und mit dem Schwingbesen einrühren. Ca. 1–2 Minuten unter ständigem Rühren kochen lassen, bis es einzudicken beginnt.

3. Butter und Gewürze unterrühren und die Pfanne vom Herd nehmen. Die Masse noch warm in eine flache Form (z. B. Kuchenblech) etwa 1 cm dick ausstreichen und vollständig auskühlen lassen (kann auch über Nacht im Kühlschrank bleiben, wenn man am Vortag vorbereiten möchte).

4. Backofen auf 220 °C vorheizen.

5. Das erkaltete Maisgriess in Frites schneiden (ca. 1 cm breit). Die Streifen im Olivenöl wenden und auf ein mit Backpapier belegtes Backblech legen. Zwischen den einzelnen Frites etwas Platz lassen.

6. Die Frites in der oberen Ofenhälfte für 20 Minuten backen bis sie goldbraun und knusprig sind.

7. Mit dem Lieblingsdip servieren.

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REZEPT DES MONATS
Maisgriess

Gibt es Regeln und Gesetze in Beziehungen?

Jede Liebesbeziehung ist ein Vertragswerk. Beziehungen und Sozialgefüge definieren sich durch die Regeln, die die Partner, ausgesprochen oder unausgesprochen, aufstellen. Das lernte ich kürzlich in einem Workshop. Aber … stimmt es überhaupt?

Betrachten wir unsere Beziehung doch einmal genauer! Spüren wir die unausgesprochenen Abmachungen auf! Diese beginnen beim Haushalt: «Kümmere du dich um den Abfall, ich mich ums Einkaufen.» – gehen über soziale Vereinbarungen: «Ich rede dir nicht in deine Freizeitaktivitäten rein, dafür treffe ich mich mit meinen Freundinnen, so oft ich will.» – bis zur Verteidigung der Beziehungsgrenzen. Zum Beispiel: «Flirten mit anderen ist erlaubt, aber nur unverbindlich und ohne körperliche Berührung.» Oder: «Du darfst alles machen, so lange ich nichts davon erfahre.» … oder im Gegenteil: «Wenn du mir etwas verschweigst oder mich anlügst, dann ist Schluss.»

Beziehungsregeln werden meistens subtil, also non-verbal verhandelt. Manchmal widersprechen sie sogar dem, was wir einander in Worten sagen. Das kennen wir wohl alle: «Nein, es macht mir nichts aus, wenn du unser Wochenende absagst, auf das ich mich gefreut habe, du bist doch ein freier Mensch.» – «Ich eifersüchtig? Ach was. Geh doch mit deiner neuen Kollegin essen.» Sagt sie oder er – und bestraft dich hinterher mit eigenen Vertragsbrüchen.

Vom Beziehungspartner erwartet man meistens, die Regeln und Grenzen zu kennen und zu berücksichtigen, oft ohne sie ausgesprochen zu haben. Wer sie überschreitet, wird darauf aufmerksam gemacht. Wenn man nicht gelernt hat, seine Bedürfnisse zu formulieren, lässt man den anderen spüren, dass er etwas falsch gemacht hat: Bei den einen reicht dafür ein kühler Blick. Beim anderen ein handfestes Drama. Im extremen Fall die Trennung. Das alles läuft meist im subtilen Bereich. Die meisten

wären überrascht, wenn sie sehen könnten, wie strategisch und zielsicher sie oder ihre Partner scheinbar impulsive Reaktionen einsetzen.

Doch wir können lernen, zu benennen, was uns verletzt oder Angst gemacht hat – und ggf. gemeinsam neue Regeln aushandeln. Das war das Ziel des Workshops: Als Erwachsene sich unserer Beziehungsregeln bewusst zu werden und etwaige Änderungen gemeinsam zu besprechen. Denn Menschen entwickeln sich weiter, ebenso eine Liebesbeziehung. Wünsche und Bedürfnisse ändern sich: mehr Freiraum oder mehr Verbindlichkeit. Solche Konflikte sollten wir nicht umgehen, aber kreativ und mit Wohlwollen austragen. Etwa so: «Auch wenn ich weiss, dass du die Abende mit mir verbringen möchtest – ich möchte diesen neuen Abendkurs belegen. Vielleicht können wir dafür an den Wochenenden etwas Intensives zusammen machen?»

So weit, so gut. Ich persönlich – und da mag ich hoffnungslos romantisch sein – möchte aus meiner Liebesbeziehung kein Vertragswerk machen. Lieben heisst auch, zu schenken und sich beschenken zu lassen. Möglicherweise will ich mir eine Freiheit nehmen, ohne dafür etwas schuldig zu sein. Oder möchte, dass mein Partner alles tun darf, was ihn glücklich macht. Dass wir beide genau das tun, was wir wollen und uns darin vertrauen. Ist das nun Freiheit? Oder meine unbewusste Beziehungsregel?

Leila Dregger ist Journalistin und Buchautorin. Sie begeistert sich für gemeinschaftliche Lebensformen, lebte u. a. über 18 Jahre in Tamera, Portugal, sowie in anderen Gemeinschaften. Am meisten liebt sie das Thema Heilung von Liebe und Sexualität sowie neue Wege für das Mann- und Frau-Sein.

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KOLUMNE | LIEBESSCHULE
Leila Dregger

Kindermedizin und Zauberblume

Im Mittelalter war das Stiefmütterchen bekannt dafür, dass es den Intellekt schärft. Bei Shakespeare macht die Zauberblume liebestoll. Heute gilt die Pflanze als eines der besten Heilmittel für die Haut.

Yves Scherer

Endlich Frühling! Es ist faszinierend zu beobachten, wie die Kräuter nach der winterlichen Vegetationsruhe wieder spriessen. Während ich im Garten arbeite, kommen zwei Nachbarskinder vorbei und fragen nach essbaren Blumen. Es ist zwar noch früh im Jahr, aber im Garten und rund ums Haus finden sich doch schon einige blühende Kräuter. Die Kinder wuseln zwischen den Beeten herum, zupfen hier und da ein paar Blüten ab und stecken sie sich in den Mund. Ganz besonders mögen sie das Stiefmütterchen. Vorletztes Jahr hatte ich ein einzelnes Stiefmütterchen gepflanzt. Inzwischen zeigen sich die bunten Blütenköpfchen über den ganzen Garten verstreut. Beinahe kommt es mir vor, als sprängen die kleinen Blumen wie die Kinder zwischen den Beeten umher. Wer Stiefmütterchen oder Veilchen im Garten hat, kann täglich neue Blüten abzupfen und sie als farbenfrohe Salatbeigabe oder als Dekoration für Desserts verwenden. Ihr Geschmack ist süsslich-mild und etwas schleimig.

Es gibt viele verschiedene Stiefmütterchen-Arten. Zu Heilzwecken wird das Echte Stiefmütterchen (Viola tricolor) verwendet. Es blüht in den drei Farben Weiss,

Gelb und Blau-Violett und ist nahe verwandt mit dem Acker-Stiefmütterchen (Viola arvensis). Beide Arten weisen konzentrisch angeordnete Streifen auf den unteren drei Kronblättern auf, die den Hummeln und Bienen den Weg zum süssen Nektar anzeigen. Zur Familie der Veilchengewächse (Violaceae) gehören auch das violett gefärbte Wohlriechende Veilchen (Viola odorata) und viele weitere Arten.

Stiefmütterchen und Veilchen gehören zu den essbaren Blumen. Man kann sie in Smoothies geben, in Kräutersalz oder Kräuterbutter einarbeiten oder zum Aromatisieren von Tee, Spirituosen, Sirup, Essig und Kräutersaucen verwenden. Am besten schmecken sie aber roh. Besonders aromatisch schmeckt das Wohlriechende Veilchen. Seine Blüten gelten als Delikatesse.

Wie das Stiefmütterchen zu seinem Namen kam

Das Stiefmütterchen kennt man auch unter den Namen Mädchenauge, Schönauge, Dreifaltigkeitsblume, Liebesgsichtli, Schwigerli oder Freisamkraut. Dass sich der Name «Stiefmütterchen» durchgesetzt hat, liegt wohl an der einzigartigen Färbung der Blüten.

61 STIEFMÜTTERCHEN | HEILPFLANZE
Das liebliche Gesicht des Stiefmütterchens.
«

In der Pflanzensymbolik steht das Stiefmütterchen für Glaube, Hoffnung, Freundschaft, Treue, Selbstaufopferung und unwiderstehliche Liebe. »

Täglich erscheinen neue Blüten im Blumenteppich.

Trotz reicher Variationen zeigt sich bei den dreifarbigen Blüten eine Konstante: das unterste und die beiden seitlichen Kronblätter sind nämlich meistens heller als die beiden Oberen. Unten sitzt also die Stiefmutter, zu ihren Seiten ihre eigenen Kinder und oben die Stiefkinder.

In der Pflanzensymbolik steht das Stiefmütterchen für Glaube, Hoffnung, Freundschaft, Treue, Selbstaufopferung und unwiderstehliche Liebe. Um diese unwiderstehliche Liebe dreht sich William Shakespeares Komödie «Ein Sommernachtstraum».

Der Elfenkönig Oberon träufelt seiner Gattin Titania den Saft einer Zauberblume auf die Augenlider, damit sie sich in das erste Wesen verliebt, das sie nach dem Erwachen zu Gesicht bekommt. Die Zauberblume ist natürlich ein Stiefmütterchen. Der Zauber wirkt – blöd nur, dass die Königin nach dem Erwachen einen Esel sieht!

Verwendung gestern und heute

Im Mittelalter galten Veilchen-Arten als grosse Arzneipflanzen. Eingesetzt wurden sie bei Kinderkrankheiten, Epilepsie, Kopfschmerzen, Husten, Fieber und Gicht. Ausserdem diente Veilchenöl als Grundlage für die Herstellung vieler Arzneimittel und gehörte zu den meistgebrauchten Substanzen zur äusserlichen Behandlung von Hautkrankheiten und Wunden. Dem Stiefmütterchen wurde nachgesagt, es kläre den Geist, schärfe den Intellekt und schenke Zuversicht.

Im Mittelalter wurde das Veilchen offenbar bei Säuglingen zur Behandlung von Milchschorf angewendet. Der deutsche Botaniker und Mediziner Leonhart Fuchs schrieb in seinem «New Kreütterbuch» aus dem Jahr 1543: «Freyschamkraut (Milchschorfkraut) ist nützlich gesotten und getruncken denen so schwerlich athmen / reynigt die brust und lungen von allerley schleim und eyter. Es ist gut den jungen kindern so das freysch haben / daher ist es auch Freyschamkraut geheyssen worden.» Viola tricolor enthält entzündungshemmende Anthozyane, antioxidative Flavonoide, juckreizlindernde Schleimstoffe, schmerzlindernde Salicylsäurederivate und wundheilende Gerbstoffe. Ausserdem Phenolcarbonsäuren, Peptide, die Vitamine C und E, Carotinoide, Cumarin und viele weitere Inhaltsstoffe. Äusserlich angewendet wirkt der Stiefmütterchentee kortisonähnlich und lindert als Waschung, Badezusatz oder Umschlag Akne, chronisches Ekzem, Psoriasis und Sonnenbrand. Eingenommen wirkt er harn- und schweisstreibend. Der Tee unterstützt den Stoffwechsel und somit die Entgiftung des Organismus, was bei rheumatischen Beschwerden Linderung verschaffen kann. Durch den regelmässigen Genuss von Stiefmütterchentee wird die Haut von innen gereinigt und entlastet. Das hilft, allergischen Reaktionen vorzubeugen. Dank der schleimhautschützenden Schleimstoffe und einer antimikrobiellen, antiviralen Wirkung kann der Tee zur Vorbeugung und Behandlung von Atemwegsinfektionen getrunken werden.

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HEILPFLANZE | STIEFMÜTTERCHEN

Penicillin aus dem Garten

Der Meerrettich bereichert jede Hausapotheke

Wer schon einmal rohen Meerrettich gegessen hat, weiss: Diese Wurzel kann einem sprichwörtlich Tränen in die Augen treiben. Wird der Meerrettich geschnitten oder gerieben, werden scharfe Senföle freigesetzt. Diesen wiederum wird nachgesagt, schädliche Bakterien im Körper zu bekämpfen, was der Meerrettichwurzel auch den Beinamen «Penicillin aus dem Garten» eingebracht hat. Daran könnte tatsächlich etwas sein; die Senföle sorgen dafür, dass schädliche Stoffe in unserem Körper schneller abgebaut und ausgeschieden werden. Der Genuss von Meerrettich kann also unser Immunsystem dabei unterstützen, schneller mit Erkältungen und fiebrigen Infekten fertig zu werden.

Rezept: Meerrettich-Humus mit Randen

Zutaten:

• 200 g rohe Kichererbsen

• 100 g Olivenöl

• 15 g Knoblauch geschält

• 2 EL Foodoo-Gemüsebouillon

• 20 g Zitronensaft

• 5 g Kreuzkümmel

• 35 g Tahini (Sesampaste)

• 200 g Randensaft

• 50 g Meerrettich gerieben

• Pfeffer aus der Mühle

Hier geht es zur Zubereitung

www.egk.ch/meerrettich#rezept

Das blau blühende Wohlriechende Veilchen (Viola odorata).

Offene Fruchtkapsel mit reifen Samen.
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Anwendungstipps

Wegen seiner umfangreichen Heilwirkung und guten Verträglichkeit eignet sich das Stiefmütterchen hervorragend für den Hausgebrauch.

Teezubereitung::

4 bis 5 Teelöffel blühendes Kraut mit 1 Liter heissem Wasser übergiessen. Für Säuglinge wird niedriger dosiert (1 bis 2 TL Kraut pro Liter). 5 Minuten ziehen lassen. Über den Tag verteilt trinken.

Badezusatz:

3 bis 4 Esslöffel Blüten mit 1 Liter kochendem Wasser übergiessen, 15 Min. ziehen lassen, dem Badewasser zugeben.

Rezept:

Aknewasser für Pubertierende (von Margret Madejsky)

Das Aknewasser kann innerlich und äusserlich angewandt werden. Eingenommen reinigt es Blut und Lymphe von Antibiotikaresten und hilft Eiter abzubauen. Äusserlich regt es den Hautstoffwechsel an und wirkt entzündungswidrig.

Mischen Sie die folgenden Urtinkturen selbst oder lassen Sie diese in der Drogerie oder Apotheke zusammenstellen:

• Gundelrebe (Glechoma hederacea), Urtinktur 20 ml

• Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus), Urtinktur 20 ml

• Stiefmütterchen (Viola tricolor), Urtinktur 10 ml

Anwendung:

Zweimal täglich 5 bis 6 Tropfen im Mund zergehen lassen und zweimal täglich 5 bis 6 Tropfen auf 1 Esslöffel Wasser träufeln, mit einem Wattebausch als Gesichtswasser auftragen und kurz einwirken lassen

Eine Heilpflanze für Kinder

Auch Kleinkinder vertragen das Stiefmütterchen gut. Leidet ein Kind unter Milchschorf, kann man den Tee zum Schoppen geben oder das Milchpulver anstelle von Wasser mit Stiefmütterchentee anrühren. Die Heilpraktikerin Margret Madejsky empfiehlt in ihrem Buch «Lexikon der Frauenkräuter», dass stillende Mütter regelmässig Stiefmütterchentee trinken sollen, wenn ihr Kind an Neurodermitis leidet. Die pflanzlichen Wirkstoffe werden über die Muttermilch vom Säugling aufgenommen und können einer Hauterkrankung vorbeugen. Das gilt auch für Erwachsene: Viola tricolor wirkt zell- und gefässschützend, wundheilend, lindert Ödeme, regeneriert die Haut und hält sie elastisch. Die wirksamen Inhaltstoffe des Stiefmütterchens befinden sich in den Blüten und in den Blättern der Pflanze. Die Veilchenwurzeln, welche den Babies bei Zahnungsbeschwerden zum Kauen gegeben werden, stammen nicht vom Veilchen. Es handelt sich in Wirklichkeit um den Wurzelstock der Schwertlilie. Die echten Veilchenwurzeln sind ungeniessbar. Sie schmecken brennend scharf und können Erbrechen verursachen.

Sammeltipps

Stiefmütterchen- und Veilchenblüten sind klein und zart. Sie lassen sich aber leicht abzupfen, wenn man sie am unteren Teil des Blütenkelchs anfasst. Für einen medizinisch wirksamen Tee sollten immer auch ein paar Blättchen gesammelt werden. Transportieren Sie die Blüten in einem Körbchen und nicht in einem Plastiksack. Zum Trocknen können Sie das Sammelgut auf ein Tuch oder Papier auslegen. Zur Aufbewahrung eignen sich Papiertüten oder Glasbehälter.

Wenn Sie Stiefmütterchen im eigenen Garten ansiedeln möchten, sollten Sie beim Kauf der Samen oder Setzlinge darauf achten, dass Sie das Wilde bzw. Echte Stiefmütterchen wählen und nicht eine Zuchtform. Das Garten-Stiefmütterchen (Viola wittrockiana) hat zwar schöne übergrosse Blüten, zeigt aber nicht dieselbe Heilwirkung wie Viola tricolor. Doch welche Sorte Sie auch anpflanzen – eine Zierde für den Garten sind sie alle!

Yves Scherer

Yves Scherer ist Herbalist, diplomierter Naturheilpraktiker und visueller Gestalter. Er unterrichtet Phytotherapie an verschiedenen Fachschulen und bietet eine eigene Ausbildung in Pflanzenheilkunde und Kräuterwanderungen an: www.medizingarten.ch / www.medizinwald.ch

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HEILPFLANZE | STIEFMÜTTERCHEN

Wetterzeichen

Aprilwetter und Kartenglück, wechseln jeden Augenblick

Der April gilt vom Wetter her als launischer Monat. Das veränderliche Wetter ist typisch für diese Jahreszeit. Der Sonnenstand ist im April schon relativ hoch, sodass bei schönem Wetter die Landmassen schnell erwärmt werden. Typische Aprilwetter-Bedingungen herrschen, wenn sich ein stabiles Hochdruckgebiet über Nordwesteuropa oder dem nahen Atlantik und ein Tief über Skandinavien befindet, sodass Polarluft direkt zum Alpenraum fliessen kann.

Wenn diese kalte Polarluft zu uns vorstösst, wird sie tagsüber über dem Land erwärmt und steigt auf. Daraus entstehen Quellwolken, die zuerst klein sind. Im Laufe des Tages können diese Wolken weiter wachsen, bis sie schliesslich einen Regen- oder Graupelschauer zur Erde fallen lassen.

Der April ist während der letzten Jahrzehnte durch den Klimawandel wärmer und auch trockener geworden. Dies führt dazu, dass die Temperaturen schneller ansteigen als früher und der launenhafte Charakter etwas gedämpft werden kann.

Da im April die Tageslänge bei uns über drei Minuten pro Tag zunimmt, können bereits in der zweiten Aprilhälfte schon frühsommerliche Temperaturen auftreten, während am frühen Morgen immer noch Frost auftreten kann.

In den Bauernregeln wird der grosse Wetterkontrast des Aprils mit folgendem Vers beschrieben: «Aprilwetter und Kartenglück, wechseln jeden Augenblick.»

Mitte April stimmen die Sonnenuhren genau

Die Neigung der Erdachse und die elliptische Erdbahn bewirken, dass die wahre Tageslänge um den Mittelwert von 24 Stunden schwankt. Für unsere «normale» verwendete Zeit gehen wir von einer mittleren Sonne aus, die sich mit konstanter Geschwindigkeit entlang des Himmelsäquators bewegt.

Eine mechanische oder elektronische Uhr läuft immer gleichmässig. Eine solche Uhr kann jeweils nur die mittlere Ortszeit anzeigen und deshalb hat jeder Tag genau 24 Stunden. Die wahre Sonne kann jedoch bis zu 15 Minuten zu früh oder zu spät im Süden stehen als die mittlere Sonne. Diese Abweichung wird als Zeitgleichung bezeichnet und entspricht der Differenz der Zeitangabe von einer mechanischen Uhr gegenüber einer Sonnenuhr. Am 11. Februar gehen die Sonnenuhren gegenüber den «normalen» Uhren 14 Minuten nach. Dabei ver-

schiebt sich der Sonnenhöchststand bei uns auf den spätesten Zeitpunkt von 12.40 Uhr. Die Zeitdifferenz zum frühesten Sonnenhöchststand (12.10 Uhr) am 3. November beträgt eine halbe Stunde. An diesem Tag gehen die Sonnenuhren über 16 Minuten vor.

Um den 15. April verläuft die Zeitgleichung durch den Nullpunkt. Damit stimmt die «wahre Sonne» genau mit der «mittleren Sonne» überein. Die Sonne erreicht ihren Höchststand um 12 Uhr mittlerer Ortszeit. Da die Erde in Zeitzonen eingeteilt ist und im April bereits die Sommerzeit eingestellt wurde, erfolgt der Sonnenhöchststand z. B. in Zürich um 13.26 Uhr. Auch am 13. Juni, 1. September und 25. Dezember stimmen unsere Uhren genau mit den Sonnenuhren überein.

Sternengucker

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WETTERZEICHEN & STERNENGUCKER
Andreas Walker: 65

1 Vielfältig bepflanztes Hochbeet mit Hornveilchen, Radieschen, Rotem Lollosalat, Eichblattsalat, Rucola, Tomaten sowie zuhinterst Borretsch.

2 Auf angenehmer Arbeitshöhe macht das Pflanzen und Pflegen doppelt Spass. 1 2

Einmaleins des Hochbeet-Gärtnerns

Rascher und hoher Ertrag auf wenig Fläche, kein Bücken, kaum Schädlinge und Krankheiten: Die Vorteile des Hochbeets überzeugen. Spätestens im Frühling werden die fruchtbaren Kisten wieder flott gemacht. Damit es üppig spriesst, sollten ein paar Punkte in die Pflanzplanung miteinbezogen werden.

Irène Nager, JardinSuisse

Bevor es im Frühling ans Pflanzen geht, sollten sich Hochbeet-Gärtnerinnen und -Gärtner einige Gedanken machen. Sie wirken sich positiv auf Pflanzengesundheit und Ertrag aus. Als Erstes sollte der «Pflanzgrund» vorbereitet werden, denn Nutzung und Aufbau eines Hochbeets führen zu Volumenverlust, respektive Absinken der Erde. Lockern Sie die verbliebene Erde etwas auf, ohne sie umzugraben, und füllen dann qualitativ hochwertige Garten- oder Kompost-Erde nach, bis das ursprüngliche Niveau wieder erreicht ist.

Planungsschritte

Es lohnt sich, das Augenmerk auf die Kombination der Pflanzen zu richten, denn manche mögen sich und profitieren voneinander, manche sind neutral, andere wiederum konkurrieren um Nährstoffe und Platz oder hemmen sich sogar. Generell gilt: Je näher Pflanzen miteinander verwandt sind, desto weniger sollten sie neben- bzw. nacheinander gepflanzt werden. Ein weiterer Punkt ist die sogenannte Fruchtfolge. Das bedeutet, dass Sie den Nährstoffverbrauch der vorgängig gepflanz-

ten Arten bei Neupflanzungen berücksichtigen sollten. Wo zuvor starkzehrende Pflanzen wie zum Beispiel Kartoffeln, Zucchetti oder Kürbisse wuchsen, säen oder pflanzen Sie jetzt Gewächse, die weniger Nährstoffe benötigen, zum Beispiel Salate, Kräuter oder Spinat.

Optimale Nutzung

Das Hochbeet wird wie ein normales Gartenbeet bepflanzt. Da die Pflanzen aber schneller abtrocknen, darf es ruhig ein wenig dichter sein als im Gartenbeet; der Reihenabstand beträgt zirka 25 bis 30 cm. Es ist ratsam, den Platzbedarf und die Wuchsform der einzelnen Pflanzen in die Planung miteinzubeziehen. Welche Pflanze wächst wie hoch und welche Form nimmt sie an? Wächst sie in die Breite, ist sie hängend? Höhere Arten werden in der Mitte eingeplant, hängende und breite Pflanzen am Rand. Ideal für knappe Platzverhältnisse sind die neuen Minizüchtungen verschiedenster Gemüsearten oder Beeren, sogenannte Snackgemüse und Naschfrüchte. Sie brauchen wenig Platz, sind robust und sind äusserst ertragreich. Schliessen Sie nach dem Ernten die Lücken wieder. Gute «Lückenfüller» sind schnellwachsende Kresse, Schnittsalat, später im Jahr

67 GARTEN | NATUR & FREIZEIT

Nüsslisalat und Winterportulak. Nicht zuletzt unterdrücken sie den Wuchs unerwünschter Beikräuter. Auch beim Nachpflanzen oder -säen ist die Fruchtfolge zu beachten.

Frühe Ernte

Die klimatischen Verhältnisse des Hochbeets sind ideal für eine zeitige Bepflanzung. Ein sonniger Platz mit idealer Exposition, die Abstrahlung der Wände und allenfalls verrottendes organisches Material im Innern bieten beste Voraussetzungen für ein frühes und rasches Wachstum. Mit einem im Fachhandel erhältlichen Frühbeet-Aufsatz, wird aus dem Hochbeet gar ein kleines «Gewächshaus», in dem es bereits ab Ende Februar spriesst und grünt. Für frühe Saaten eignen sich Kresse, Rucola, Spinat; auch Schnittlauch und Peterli können bereits gepflanzt werden. Im März folgen Radieschen, Salate, Kohlrabi, Kefen oder Erbsen. Ausgesät wird idealerweise in eine zirka fünf Zentimeter dicke Schicht Aussaaterde. Wer nicht säen mag und auf Nummer sicher gehen will, findet in Gärtnereien und Gartencentern bereits Setzlinge. Im April sind die Einjährigen an der Reihe. Jetzt werden dekorative Kräuter und Blumen wie Borretsch, Kapuzinerkresse oder Ringelblumen ausgesät. Sie blühen meist die ganze Saison und vereinen viele Qualitäten in sich: Sie sind gut für Boden und Pflanzen, dekorativ und erst noch essbar.

Spezialfälle

Nicht alle mögen nährstoffreiche Erde. Mediterrane Kräuter wie Rosmarin, Thymian, Oregano oder Salbei lieben einen trockenen Standort mit magerem Boden.

Für sie können Sie einen Bereich im Hochbeet «ausmagern»: Anstelle nährstoffreicher Erde geben Sie Split, Sand oder Mergel dazu. Auf Kompost und Düngergaben wird verzichtet.

Tipps und Tricks

Standort

Auch im Hochbeet gibt es unterschiedliche klimatische Zonen, die in die Pflanzplanung miteinbezogen werden sollten. Hohe Pflanzen tendenziell nordseitig, mittelhohe mittig und niedrige am Rand platzieren und empfohlene Pflanzabstände einhalten. Für Kräuter, die mageren Boden brauchen, werden entsprechende Zonen geschaffen.

Pflege

Das Hochbeet trocknet schneller aus als der Gartenboden. Giessen also nie vergessen, an heissen Tagen kann das mehrmals am Tag sein. Evtl. leistet eine automatische Bewässerung wertvolle Dienste. Jäten muss man im Hochbeet kaum. Da es dicht bewachsen ist, kommen kaum Beikräuter auf. Falls es doch einige schaffen, sollten sie vor dem Blühen gejätet werden.

Fruchtfolge und Nährstoffe

Mit der Nutzungsdauer des Hochbeets sinkt der Nährstoffgehalt der Erde. Darum ist es ratsam, das Augenmerk auf die sogenannte Fruchtfolge zu richten, dem jährlichen Anbauwechsel der verschiedenen Gemüsearten. Diese werden in Stark-, Mittel- und Schwachzehrer eingeteilt.

68 NATUR & FREIZEIT | GARTEN
3 4 5

• Starkzehrer wie Kartoffeln, Süsskartoffeln, Kohl, Gurken, Zucchetti, Tomaten oder Kürbisse sind mit ihrem hohen Energiebedarf für den Anbau im ersten Jahr geeignet, wenn die Erde noch voller Nährstoffe ist.

• Im zweiten Jahr folgen Pflanzen mit mittelmässigem Nährstoffbedarf, beispielsweise Fenchel, Karotten, Zwiebeln, Randen oder Mangold.

• Genügsam sind Salate, Rucola, Radieschen, Kräuter, Erbsen, Kefen, Bohnen – letztere drei geben dem Boden sogar Stickstoff ab – und deshalb für den Anbau im dritten Jahr geeignet.

Wer in den Folgejahren dennoch Starkzehrer anpflanzen möchte, füllt den jährlichen Volumenverlust der Hochbeet-Befüllung mit guter Gartenerde auf und greift zu organischem Langzeitdüngern oder Hornspänen. Gut bedient ist, wer mehrere Hochbeete sein Eigen nennt und die Pflanzen entsprechend des jeweiligen Nährstoffgehalts des Substrates bepflanzt.

Mischkulturen und gute Nachbarn

Eine weitere Strategie ist die gezielte Kombination von sich gegenseitig unterstützenden Pflanzen. Sie sorgt für Abwechslung und fördert Wachstum und Widerstandskraft. Auch hier spielt der Nährstoffbedarf der verschiedenen Pflanzen eine Rolle. Neben einer Reihe Starkzehrern werden Schwachzehrer gepflanzt, was zur optimalen Nährstoff- und Platznutzung führt. Auch der Familien-Zugehörigkeit sollte Rechnung getragen werden: So sollten beispielsweise nach Radieschen oder Rucola, beide gehören zur Familie der Kreuzblütler, Korbblütler wie Kopfsalat oder Doldenblütler wie Karotten gepflanzt werden.

3 Im Mischkultur-Hochbeet – hier mit verschiedenen Gemüsen und Salaten –ist der Schädlingsdruck meist deutlich geringer als bei der klassischen Beetkultur.

4 Hängerosmarin ist speziell wärmeliebend, er gehört deshalb an die sonnigste Hochbeet-Ecke.

5 Wärmebedürftige Kräuter wie der Salbei pflanzt man vorzugsweise an den Rand.

6 Wird es im Hochbeet zu dicht, ist Ernte oder bei Kräutern auch ein herzhafter Rückschnitt angesagt.

Nicht zuletzt kommt es auf die richtige Nachbarschaft an. Gewisse Arten mögen sich gut leiden, andere sind neutral, wieder andere mögen sich nicht. Sympathien oder Antipathien können sich aufs Wohlbefinden, respektive das Wachstum auswirken.

➔ Tabellen zu Mischkulturen und guten Nachbarn sind in den meisten Gärtnereien erhältlich oder finden sich im Internet.

Pflanzen mit Schweizer Wurzeln

Schweizer Gärtnereien haben den Anspruch, möglichst nachhaltig zu produzieren. Darum haben sie in den vergangenen Jahren viel investiert, um ihre Produktionsmethoden zu optimieren. Sie verzichten, wo immer möglich auf den Einsatz von Torf und haben ihren Verbrauch von CO2 in den letzten 20 Jahren um 35 % reduziert. Bis 2030 wollen sie ihre Gewächshäuser zu 80 % fossilfrei beheizen und den Torfverbrauch in der Produktion auf unter 5% senken.

JardinSuisse

JardinSuisse ist der Unternehmerverband Gärtner Schweiz. Ihm gehören 1700 Betriebe des Garten- und Landschaftsbaus, der Topflanzen- und Schnittblumenproduktion, der Baumschulproduktion sowie des Gärtnerischen Detailhandels an. Er bietet seinen Mitgliedern eine umfassende Palette an Dienstleistungen. Dazu gehören die Beratung, die Unterstützung bei der Werbung, die Zertifizierung von Produktionsbetrieben und vieles anderes mehr. Der Verband betreut zudem die gärtnerische Berufsbildung von der Grundbildung bis zur Ausbildung zum Gärtnermeister.

69 GARTEN | NATUR & FREIZEIT
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Neues Konzept für die bewusste Auszeit

Laut Definition bedeutet «Me-time», sich einmal wieder so richtig Zeit für sich zu nehmen. Im Goldenen Berg am Arlberg findet man den idealen Platz dafür – dank umfangreichem Umbau und erweitertem Konzept ab diesem Sommer sogar mit noch mehr Raum für Holistic Selfcare.

Könnte es einen besseren Platz für die verdiente «Me-time» geben als ein Hotel, das erhoben über Lech, unter Obhut majestätischer Steinriesen mitten in der Natur thront? Wachgekitzelt wird man hier von niemand Geringerem als der Sonne selbst. Der Schlaf war tief und ungestört – muss wohl an den guten Schwingungen dieses besonderen Platzes liegen. Um richtig in den Tag zu starten, kann man vor dem gesunden Frühstück auf der Sonnenterrasse zwischen Yoga samt Breathwork und einer Runde auf dem wohltuenden Barfussweg wählen. Ja, an diesem Kraftplatz entkommt man dem Stress des Alltags, darf einfach mal sein. Tägliche Behandlungen und Sessions mit Coaches und Therapeut*innen inklusive. Die Hotelierin

«
Auf Körper und Seele wirkt die Zeit im Goldenen Berg wie der heilsamste Balsam.
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»

selbst bringt mit Energiemedizin seelische Blockaden in die Auflösung. «Spüren statt tun – alles darf, nichts muss». Me-time für die Seele.

Neuer Raum – neues Konzept

Daniela Pfefferkorn begeistert das Holistic Selfcare Konzept nicht erst seit gestern. Über die Jahre hat sie ihr Hotel zu einem weltoffenen Mekka für gesundheitsbewusste Menschen erblühen lassen. Und diesen

Frühling wird es umfassend erweitert: So lässt der unterirdische Tunnel schon bei der Anreise stimmungsvoll in die neue Welt des goldenen Energiebergs eintauchen. Der Spa-Bereich wird teilweise vergrössert und um einen neuen Raum, der ganz im Zeichen des intuitiven Tuns und der Energiemedizin steht, erweitert. Die Kaminstube im alten Goldenen Berg bekommt ein neues Gesicht; lädt zu Retreats, Yogasessions, Meditationsrunden, aber auch Hochzeiten und geselligen Abenden ein. Ein moderner, stimmiger Raum, der einfach umarmt, was immer auch Freudvolles stattfinden mag. Letztlich werden die beiden Chalet Suiten zu neuen Spa-Suiten – ausgestattet mit Sauna, Daybed und allem, was das Wellness-Herz sonst noch zum Schlagen bringt. Alles da, was es braucht, um ganz bei sich anzukommen.

Kontaktdaten Hotel:

Hotel Goldener Berg

Oberlech 117, A-6764 Lech am Arlberg Tel. +43 (0) 5583/22050 happy@goldenerberg.at | www.goldenerberg.at

71 BEWUSSTE AUSZEIT | NATUR & FREIZEIT
Balkon und Wohnzimmer laden ein zum Verweilen. Yoga vor atemberaubender Kulisse. Die Zimmer laden ein zum Erholen und Entspannen.

Spielend leicht zu nachhaltigen Ferien

Wie wird ein klassisches Landhotel möglichst nachhaltig?

Kein einfacher Weg, der einen langen Atem braucht. Im Familienhotel Stern in Tirol geht man ihn trotzdem.

Wenn viele Hände mitpflücken, ist der Korb rasch mit Spitzwegerich und Schafgarbenblättern gefüllt. Jetzt schnippeln die Hotelgäste gemeinsam mit Kräuterfee Elfi Stolz das frische Grün, während sie den Teig für die Kräutergnocchi aus den Kartoffeln vom eigenen Feld knetet. In der kleinen, urigen Holzhütte hinter dem Familienhotel Stern im Tiroler Ort Obsteig wird regelmässig verkocht, was bei der gemeinsamen «Mundräuber»-Tour im Wald und auf der Wiese gesammelt wurde.

Das «Mundräubern» ist Teil des Klima-Spiels, das Hotelchef René Föger für seine Gäste entwickelt hat. Unter dem Motto «Genussvoll was Gutes für das Klima und die Natur tun» will er seine Gäste spielerisch dazu animieren, in den Ferien die Natur zu geniessen und dabei Ressourcen zu schonen. Punkte sammeln für das Klima-Spiel kann etwa auch, wer sich für ein fleischloses Abendmenü entscheidet, die vom Hotel ausgegebene Trinkflasche mit Leitungswasser befüllt, auf den

Aufzug verzichtet oder vor dem Schwimmen duscht. Wenn das alle machen, reduziert sich der Chloreinsatz im Öko-Hallenbad um die Hälfte. Föger ist überzeugt: «Wenn es um Genuss und Erholung geht, ist ein spielerisches Vorgehen besser als Bevormundung.»

Als der Hotelier im Jahr 2004 als 27-Jähriger das Haus von seinen Eltern übernahm, war es ein Sanierungsfall. Die Not zwang ihn dazu, kreativ zu werden. Er suchte Unterstützung bei Andrea Dietl, die mit ihrem Unternehmen «knallgrün – new eco» Hotels und touristische Organisationen im Bereich nachhaltige Entwicklung und gesellschaftliche Verantwortung berät. Gemeinsam starteten sie einen Veränderungsprozess, um das Hotel zukunftsfit zu machen. Dazu gehörten viele offene Gesprächsrunden, etwa mit Mitarbeitenden, Nachbar*innen oder Produzent*innen. Ausserdem wurden alle hotelinternen Kennzahlen wie etwa zu Stromverbrauch oder Müllaufkommen gesammelt um zu schauen, wo das grösste Einsparungspotenzial ist.

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Alles möglichst lokal

Seither hat sich viel getan. Heute erzeugt das Hotel einen Teil der benötigten Energie selbst und kauft den Rest als Ökostrom zu. Das 2021 eröffnete Öko-Hallenbad hat eine minimalistische, ressourcensparende Architektur und ist auch für die Einheimischen zugänglich. Alle Holzbauarbeiten wie den Bau neuer Betten und Schränke übernimmt Fögers Bruder, der im Ort eine Tischlerei betreibt. In der Küche werden fast ausschliesslich Lebensmittel von regionalen Lieferant*innen verarbeitet – Milch, Eier, Joghurt, Fleisch und Gemüse. «Wir machen so viel wie möglich selbst, etwa alle Mehlspeisen, und verwerten Fleisch und Gemüse vollständig», erklärt Küchenchef Niklas Rappold. Vegetarische und vegane Speisen stehen immer öfter auf der Menükarte, denn vor allem Rindfleisch hat in der Erzeugung einen sehr hohen Klimafussabdruck.

Im Jahr 2023 hat das Hotel seinen Nachhaltigkeitsbericht erstmals öffentlich zugänglich gemacht. Mit den eigenen Massnahmen könne man zwar im Kleinen etwas bewegen, sagt Hotelchef Föger. Viel wichtiger sei aber die Wirkung als Multiplikator. «Wenn wir bei den vielen Menschen in unserem Umfeld etwas bewegen, haben wir insgesamt einen grossen Effekt.» Eine immense Wirkung hat auch die umliegende Natur auf die Gäste. Gleich hinter dem Hotel starten Velo- und Wanderwege, die durch die geschützten Larchwiesen führen.

Viele Familien geniessen es, mit der Picknickdecke oder Hängematte loszuziehen und unbeschwerte Stunden auf den sanften Wiesen unter den Lärchen zu verbringen. Am Waldspielplatz bauen die Kinder unter Anleitung Baumhäuser, lauschen im Tipi Geschichten oder toben sich am Flying Fox aus. Im Frühling können sie

beim «Ausputzen» der Larchwiesen helfen, im Sommer Heu ernten, im Herbst Kartoffeln ernten oder Pilze suchen – und gemeinsam mit Kräuterfee Elfi Stolz frisch verkochen.

Familienhotel Stern

Das Familienhotel Stern in Obsteig am Mieminger Plateau in Tirol trägt das österreichische Umweltzeichen. Durch zahlreiche Massnahmen wurde der Ausstoss klimawirksamer Emissionen (CO2-e) pro Nächtigung von 12,5 Kilogramm im Jahr 2010 auf etwas mehr als sieben Kilogramm gesenkt – ein weltweiter Spitzenwert in der Hotellerie. Nicht vermeidbare Emissionen werden mit Klimaschutzprojekten kompensiert. Ein Teil der nachhaltigen Strategie: Wer als Gast mit dem Zug anreist, wird kostenlos vom Bahnhof Telfs oder Ötztal abgeholt und erhält 5 Prozent Rabatt auf den Aufenthalt. www.hotelstern.at

Spielerisch und genussvoll was Gutes für das Klima und die Natur tun. Mit einem ganzheitlichen Ansatz setzt der Stern bei der Nachhaltigkeit neue Standards.

73 NACHHALTIGE FERIEN | NATUR & FREIZEIT

Vielfalt erleben: Ungewöhnliche Übernachtungen an der Ostsee

Die beliebte deutsche Region Mecklenburg-Vorpommern strotzt nur so vor Abwechslung. Das gilt auch für die Vielzahl überraschender Wohnformen, die sich zwischen Küste, Seen und Wald zum Übernachten anbieten.

Immer in einem Ferienhaus oder Hotel seinen Urlaub zu verbringen, kann auch mal langweilig werden, oder? Warum also die nächsten Ferien nicht einmal in einer ungewöhnlichen Unterkunft nächtigen. Das abwechslungsreiche deutsche Bundesland Mecklenburg-Vorpommern, paradiesisch zwischen Ostseeküste, Wäldern und Feldern gelegen und mit Trauminseln wie Rügen und Usedom gesegnet, hält unzählige solcher besonderen Übernachtungsmöglichkeiten parat. Hier finden alle ihren persönlichen Lieblingsplatz.

Im Strandkorb relaxen, durch die Ostseewellen toben, im Kanu über verschlungene Wasserwege durch nahezu unberührte Natur gleiten oder historische Hansestädte besuchen, alles ist hier möglich. Und der passende «Place to be» für «etwas andere» Nächte, ist nie weit entfernt. Lassen Sie sich inspirieren:

Slube – für Minimalist*innen

Die intelligenten Raumwunder vereinen Nachhaltigkeit und Gemütlichkeit. Äusserlich futuristisch anmutend, findet man innen alles, was man für einen angenehmen Aufenthalt braucht. Mit einer Höhe von knapp fünf Metern und einer Wohnfläche von 11 m 2 je Einheit, einige sogar zweigeschossig mit Dachterrasse, bietet das innovative Mini-Resort ökologisches und autonomes Wohnen. Auch von der Lage her sind die Wohntürme einzigartig: Vom Hafen im Herzen der maritimen Studentenstadt Greifswald bis hin zu «slubes» inmitten von Forellenseen im Brandenburger Wald, sind alle vier Standorte ein Erlebnis für sich. www.slube.de

Schweriner Zoo – für Tierfans

Eine Nacht im Zoo ist ein unvergessliches Erlebnis für Jung und Alt. Wie wahre Abenteur*innen nächtigt man im Baumhaus des Entdeckers Alexander von Humboldt.

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Die urige 40 m 2 grosse Unterkunft ist mit viel Liebe zum Detail gestaltet, verfügt über eine Dachterrasse und bietet mit drei Schlafnischen Platz für bis zu sechs Personen. Wer hier nächtigt, hat die Möglichkeit, den Zoo auch ausserhalb der regulären Öffnungszeiten zu erkunden. Sei es bei einer exklusiven Abendsafari, oder bei einem morgendlichen Streifzug, noch bevor der Zoo seine Tore öffnet. www.zoo-schwerin.de

Lotsenturm: für Romantiker*innen

Im traumhaften Hinterland von Usedom, malerisch am Wasser gelegen und mit einem faszinierenden Ausblick auf das Haff, thront ehrwürdig der historische Lotsenturm von Karnin. Einst in den Diensten der Schifffahrt, wurde er in ein edles, schlicht designtes Mini-Hotel für Zwei verwandelt.

Schon beim Betreten entsteht der berühmte «WOW»-Effekt: Ein behaglich beheizter Steinfussboden, ein HolzWhirlpool und bis zu 8 Meter Deckenhöhe heissen willkommen. Eine Wendeltreppe führt vom Erdgeschoss zu den weiteren Stockwerken. Spätestens die einzigartige Aussicht vom Balkon an der Turmspitze macht dann trunken vor Glück. Hier gibt es zwar bewusst weder TV

noch WLAN, aber ansonsten alles: Frühstück ans Bett, Bademantel, Minibar usw. Nur der Alltag scheint an diesem ruhigen Ort, Lichtjahre entfernt. www.lotsenturm-usedom.de

Kugelhaus am See: für Seensüchtige Ein Aufenthalt im Kugelhaus an der mecklenburgischen Seenplatte verspricht ein Wohnerlebnis der etwas anderen Art. Die runde Architektur ist ein echter Blickfang inmitten der Natur. Ob Naturliebhaber*innen, Wassersportler*innen oder Wanderfreund*innen, hier finden alle ihre perfekte Auszeit.

Die 12 Kugelhäuser sind in drei Grössen von 68 bis hin zu circa 120 m 2 zu mieten. Sie sind modern, hochwertig und individuell und mit viel Liebe zum Detail designt: dänische Holzfenster, Lehmwände und Seegrasdämmung schaffen eine echte Wohlfühlatmosphäre. Die natürlichen Baustoffe sorgen für ein optimales Raumklima und verbinden nachhaltigen Komfort mit einem authentischen Naturerlebnis. www.kugelhaus-am-see.de

Marina Kröslin: für Maritime

Während das Wasser das Floating House sanft schaukelt, betrachtet man direkt von der eigenen Veranda oder seinem Sonnendeck aus die schönsten Sonnenauf- und -untergänge über dem See.

Die schwimmenden Ferienhäuser im 5 Sterne Baltic Sea Resort vor der Insel Usedom sind zwischen 50–140 m 2 gross, edel und unikal ausgestattet. Sie warten mit Annehmlichkeiten wie u. a. Fussbodenheizung und offener Küche auf. Hochwertiges Design eint dabei alle 14. Je nach Kategorie sind zudem eine Sauna, ein Kamin oder gleich mehrere Decks integriert. Und wer’s mobiler mag, mietet eines der Hausboote. www.baltic-sea-resort.com

Weitere Infos: www.auf-nach-mv.de

Garantiert freier Blick auf fantastische Naturschauspiele über dem Wasser von der eigenen Veranda des Floating Houses.

Slubes am Krakower See – einer der schönsten Seen der Mecklenburgischen Seenplatte.

75 OSTSEE | NATUR & FREIZEIT
Der fast 70 Jahre alte Lotsenturm auf der Insel Usedom.

Wandern, Yoga & Genuss am Lieblingsort

Geniessen Sie eine Auszeit im «besonderen»

Albergo Casa Santo Stefano, umgeben von malerischen Wanderwegen durch Kastanienwälder und Wasserfälle.

13.4. – 18.4. Yogaferien

18.4. – 21.4. Yogaweekend

21.4. – 26.4. Yoga & Wandern

26.4. – 28.4. Out of the Box mit Yoga

28.4. –  3.5. Frühling Yogawoche

3.5. –  6.5. Yogawochenende

8.5. – 12.5. Yoga & Ayurveda

12.5. – 16.5. Yoga & Genuss

16.5. – 20.5. Yoga & Hike am Pfingsten

Casa Santo Stefano – Miglieglia

091 609 19 35, casa-santo-stefano.ch

FASTEN. GESUNDHEIT. AUSZEIT.

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Weiterbildung Atem und Psyche

Studien belegen, dass psychosomatische Störungen mit Atemtherapie positiv beeinflusst werden. Das IKP Institut bietet seit 40 Jahren die 3-jährige, berufsbegleitende und von der OdA KT akkreditierte Ausbildung in Ganzheitlich-Integrativer Atemtherapie IKP an. Lernen Sie, mit der Atmung Körper und Psyche zu beeinflussen. Nächste Info-Abende: 15.04. und 01.07.2024.

Mehr Infos: www.ikp-therapien.com (Rubrik Lehrgänge).

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Leserbild

Bild des Monats

Wir suchen für jeden Monat ein schönes Natur- oder Landschaftsbild. Senden Sie das Bild per E-Mail in hoher Auflösung (mindestens 3 Megabyte) per E-Mail an bild@natuerlich-online.ch unter Angabe Ihrer Adresse. (Querformat bevorzugt) Das aus Sicht der Redaktion schönste Bild wird jeweils abgedruckt und mit einem Gutschein des Weber Verlags im Wert von Fr. 50.– belohnt.

Weitere Bilder werden bei uns auf der Website natuerlich-online.ch aufgeschaltet.

Leserbrief

Briefe an natürlich

Fragen, Anregungen, Lob oder Kritik sind willkommen. Die Leserbriefe müssen mit der vollständigen Adresse versehen sein. Die Redaktion behält sich vor, Briefe zu kürzen. Schicken Sie Ihren Brief per E-Mail an leserbriefe@natuerlich-online.ch oder per Post an «natürlich», Leserbriefe, Gwattstrasse 144, 3645 Thun/Gwatt.

LIEBER HERR KELLENBERGER

Nach dem anstrengenden Kurs in Bern tauche ich in die Stadt Solothurn und wärme mich auf im bekannten Restaurant Kreuz, am Fenstersims sitzend, bei den Zeitungen und dem Heft Natürlich 1/2-24. Der Wind der Wind … das himmlische Kind schaut mich an, greift in mein Herz. Hellwach gleiten meine Augen über die Zeilen, mein Inneres füllt sich mit Göttinnen, Göttern aus vergangenen Zeiten. Auch die alte Muttergöttin, Wettergöttin Holle-holy-heilige gleitet durch den Wind. Ich tauche runter durch den Brunnen und bin in ihrer Welt. Die Welt unter der Welt ist zeitlos, ein uraltes Europa, vor Europa. Diese Zeit steht, sie währt, stärkt, verbindet, ver-

webt, bereichert, verdichtet und weitet den Raum. Mit warmem Atem entschleunigt, augenblicklich, wundervoll, erwacht, lebendig.

Durch Sie, Herr Kellenberger, und Ihrem kleinen Artikel über das himmlische Kind, schwebe ich durch die Zeiten von ganz oben bis ganz unten zur matriarchalen Göttin Holle, oder ist es eine grosse, göttliche Einheit, die Sie zum Schwingen bringen mit einem Windhauch von Andeutungen.

Ich danke Ihnen für diesen wundervollen zeitlosen Moment.

K. H., Rüttenen

78 IHRE SEITE | LESERBRIEF, LESERBILD
Regina Joss, Grindelwald, Westflanke Eiger

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Im Lichte der Wahrheit - Gralsbotschaft

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Tel.: 041 468 03 80 www.gralsbotschaft.org

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Mit Option zum eidg. Diplom

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Körperzentrierte/r Psychologische/r Berater/in IKP Psychosoziale Beratungskompetenz kombiniert mit Körperarbeit (Erleben und Erfahren über den Körper), Entspannungsübungen, Sinnfindung und Ressourcenstärkung. Dipl. Paar- und Familienberater/in IKP

Ganzheitliche systemische und psychosoziale Beratung sowie Coaching-Tools rund um Beziehungen. 3 Jahre, SGfB-anerk.

Beide Weiterbildungen können mit einem eidg. Diplom abgeschlossen werden.

IKP Institut, Zürich und Bern

Seit 40 Jahren anerkannt

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Fasten. Gesundheit. Auszeit.
IGEL (E R I NACEUS SPEC)
WENN
NICHTS
SEHEN WIR IHN
WIEDER.
WIR
TUN,
NIE

poetisch: Erquickung völlig, vollständig frz.: ohne Durchschrift Anrede für den Mann schüchtern bekannte Skiabfahrt (GR) Abk.: Madame Vertrauensmissbrauch Trinkgefäss

Schnittblumengefäss

Lösung des Rätsels

aus dem Heft 03/2024

Gesucht war: Henkelkrug

poet.: Mädchen

Schweizer Schriftsteller (Franz)

engl. Frauenkurzname

ugs.: Reifen

Arabermantel Messe in St. Gallen (Abk.) wildes Durcheinander Halunke

ugs.: Belästigung

Stadt im Zürcher Oberland

Fährte, Abdruck Südfrucht

Schmiervorrichtung

verfallenes Haus

Schweizer Sänger u. Model (Luca)

Kinderbuchfigur: Schellen-...

männl. Vorname

verhindern loben, rühmen

dumme, törichte Handlung höchster Gipfel d. Silvretta (Piz ...)

musischer Mensch

frz. Stadt an der Maas

plastisches Brustbild

Stadt in Mittelitalien

Bergpapagei Neuseelands

Spitzel Teigwaren (ital.)

«Robert & Josiane» Schweizer Naturkosmetik Kostbare, qualitativ herausragende pflanzliche Rohstoffe aus biologischem Anbau bilden die Basis für unsere natürlichen Pflegeprodukte. In einer harmonischen Kreation verschmilzt Wirkung, Duft und Poesie zu einem sinnlichen Ganzen.

NATRUE-zertifiziert, vegan und mit viel Sorgfalt von A-Z in der Schweiz hergestellt. www.robertundjosiane.ch

Fragewort

engl. Kurzform v. Michael

früherer Name Thailands

freie Wahlübung (Sport)

Kw.: ernste Musik

Riesentintenfisch

Stadt der Klassik, in Thüringen Gemüsepflanze

ärztl. Verschreibung

Stausee i. Gotthardgebiet (Lago ...)

grossblütiger Zierstrauch

Staat u. Fluss in den USA

Dramenheld bei Shakespeare

Vorname von Zola † 1902

engl. Anrede und Titel Textilgrundstoff glatt, glänzend

feinste Schmutzteilchen Schweiz (frz.)

Nische in Gaststätten Leine

Hauptstadt von Südkorea gegorenes Milchgetränk

engl.: Schlange Standort Flughafen Bern Brauch, Sitte (lat.)

Touristenziel in Nordnorwegen

kleiner Umkleideraum

abwaschen

Teil des Weinstocks zum Munde gehörig (Med.)

Knöchelgegend besitzanzeigendes Fürwort, 2. Person

Krautstängel

zugeteilte Menge

Wettbewerbstalon

Vorname Name

Strasse PLZ / Ort

Lösung

Und so spielen Sie mit: Senden Sie den Talon mit der Lösung und Ihrer Adresse an: Weber Verlag, «natürlich», Gwattstrasse 144, 3645 Gwatt Schneller gehts via Internet: www.natuerlich-online.ch/raetsel

Teilnahmebedingungen: Einsendeschluss ist der 22. April 2024. Die Gewinnerinnen und Gewinner werden direkt benachrichtigt. Eine Barauszahlung ist nicht möglich. Über diese Verlosung wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Fluss durch Florenz

Abk.: Nordnordost Vorschlag, Tipp

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9 8 7 6 5 4 3 2 1 1 7 6 3 2 9 4 8 5 s2018-13 ® www.kanzlit.ch

IMPRESSUM

44. Jahrgang 2024, ISSN 2234-9103

Erscheint 10-mal jährlich

Verbreitete Auflage: 19 857Exemplare (WEMF/KS beglaubigt 2023)

Kontakt

mail@natuerlich-online.ch, www.natuerlich-online.ch

Redaktion, Herausgeber und Verlag

Weber Verlag AG , Gwattstrasse 144, CH-3645 Thun Tel. +41 33 336 55 55, leserbrief@natuerlich-online.ch www.weberverlag.ch

Verlegerin

Annette Weber-Hadorn a.weber@weberverlag.ch

Verlagsleiter Zeitschriften

Dyami Häfliger d.haefliger@weberverlag.ch

Chefredaktor

Samuel Krähenbühl, s.kraehenbuehl@weberverlag.ch

Leser*innenberatung

Sabine Hurni, s.hurni@weberverlag.ch

Weitere Autor*innen

Samuel Krähenbühl, Yves Scherer, Angela Bernetta, Lioba Schneemann, Gundula Maria Tegtmeyer, Markus Kellenberger, Blanca Bürgisser, Sabine Hurni, Alice Stadler, Lena Kissoczy, Therese

Krähenbühl-Müller, Leila Dregger, Andreas Walker, Irène Nager

Grafik/Layout

Shana Hirschi, Nina Ruosch

Copyright

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung durch den Verlag. Für unverlangte Einsendungen wird jegliche Haftung abgelehnt.

Anzeigenleitung

Thomas Kolbeck, Tel. +41 79 269 73 21 t.kolbeck@weberverlag.ch

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Mediadaten unter www.natuerlich-online.ch/werbung

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Vogt-Schild Druck AG, CH-4552 Derendingen

Bildnachweise

Miriam Kolmann: 3

Lena Kissoczy: 14-17, 50,51

Adobe Firefly: 25

Marlis Schrag: 35

Andrea Abegglen: 42

Therese Krähenbühl-Müller: 54-56

Yves Scherer: 61-63

Andreas Walker: 65

Irène Nager: 66-69

Bernd Rottmann: 70

Zoologischer Garten Schwerin: 74

Lotsenturm GmbH: 75

slube GmbH: 75

TMV_Friedrich: 75

Regina Joss: 76 Schilddrüse

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Was sagt die Ernährungswissenschaft dazu? Hashimoto-Syndrom Erlebnisberichte von Betroffenen. Aufräumen, Loslassen Bringen Sie Ordnung in Ihr Inneres. Fokusthema Schlafen

Der Geist in der Maschine

Komm, bitte, bitte, lass mich nicht im Stich», flehte ich – und es half. Nach anfänglichem Gestottere startete mein Auto an diesem Morgen doch noch. Und wissen Sie was? Ich sagte brav auch noch «danke» und tätschelte dazu liebevoll das Lenkrad. Ist es nicht seltsam, wie wir Menschen, die wir uns gerne an Fakten und evidenzbasiertes Wissen halten, immer wieder mit zusammengeschraubten Dingen reden als hätten sie eine Persönlichkeit, Gefühle und je nach dem auch noch einen Willen?

Der Grund dafür liegt in unserer Natur. Unser Verstand mag sich an Physik, Chemie oder Mathematik halten, aber im Kern unseres Wesens sind wir zutiefst gläubig, genauer gesagt geistergläubig – und deshalb reden wir nicht nur mit Tieren, Pflanzen, Geistern und Göttern, sondern auch mit Maschinen. Dreihundert Jahre Aufklärung haben daran nichts geändert.

Jahrhunderttausende lang war für unsere Vorfahren immer klar, dass nicht nur Menschen Absichten hegen, Launen, Gefühle und Bedürfnisse haben, sondern auch Tiere, Pflanzen und sogar natürliche Objekte wie Berge, Flüsse, Wetterphänomene und selbstverständlich auch die Sterne. Für unsere Ahnen war die ganze Welt beseelt und somit auch voller Geister, die sich im Guten wie im Schlechten in ihr Leben einmischen konnten. War die Jagd erfolgreich, waren dem Stamm die Geister gewogen, grollte der Donner, musste sie irgend etwas verärgert haben. Klug wie Menschen nun mal sind, entwickelten wir deshalb Rituale, um uns die Gunst der Geistwesen zu sichern oder sie zu besänftigen, wenn sie gerade mal wieder in schlechter Stimmung waren. Das ist unser animistisch-schamanisches Erbe, das sich in verschiedensten Ausprägungen in jeder der grossen und kleinen Weltreligionen wiederfindet, selbst dort, wo aus Geistern Engel und Teufel gemacht wurden.

Kürzlich besichtigte ich die barocke Klosterkirche von St. Urban. In einer Nische auf einem kleinen Tischlein entdeckte ich dort das Fürbittbuch, blätterte darin und

las, was auf dutzenden von Seiten in unterschiedlichsten Handschriften geschrieben stand. Neben Maria und Jesus werden dort unzählige Heilige angerufen, mit Bitten wie die kranke Partnerin wieder gesund werden zu lassen, den eigenen Kindern bei einer Prüfung beizustehen oder das Haus vor Unglück zu beschützen. Es war auch viel Erleichterung darin zu lesen, zum Beispiel dafür, dass man einen guten Job gefunden hat oder die Tochter endlich einen guten Ehemann.

Mich haben der Glaube,die Hoffnung und die Dankbarkeit, die aus jeder dieser Fürbitten sprach, sehr berührt. Es sind viele, die sich in schwierigen Lebenslagen den Beistand, den Schutz und die Gnade höherer Mächte erhoffen oder darauf vertrauen, egal ob sie Christen, Muslime, Buddhisten, Hinduisten, Indigene oder Konfessionslose sind. Falls Sie übrigens zu jenen Menschen gehören, die Geisterglaube für altmodischen Quatsch halten – fragen Sie sich einmal, warum auch Sie auf dem Friedhof Gespräche mit Toten führen.

Dass wir mit unsichtbaren Wesen reden, an Götter glauben und sie mit unterschiedlichsten Ritualen um Hilfe bitten, macht uns seit jeher zu Menschen, egal, wo und wie wir leben. Und aktuell wäre es an der Zeit, gemeinsam und über alle Grenzen hinweg alle Geister dieser Welt um Frieden zu bitten.

Markus Kellenberger ist Autor und Journalist. In der Kolumne «Anderswelt» betrachtet er Alltägliches – nicht nur – aus schamanischer Sicht, und an seinen «Feuerabenden» im Tipi begleitet er Menschen auf der Reise ins Innere. markuskellenberger.ch

82 KOLUMNE | ANDERSWELT
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