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Dimensions 4 2015 | wissenschaft
wissenschaf t
Stomatologie-Quiz
Leitsymptom: Freiliegender Knochen distal des Zahnes 17
Patientengeschichte Beim 41-jährigen Patienten wurde der tief kariös zerstörte Zahn 18 in der Privatpraxis extrahiert. Zu Beginn war die Wundheilung unauffällig. Im weiteren Verlauf berichtete der Patient jedoch über Schmerzen, welche sich hauptsächlich beim Essen und auf Druck in regio 17/18 manifestierten. Aufgrund dieser Beschwerden suchte der Patient drei Monate später erneut seinen Privatzahnarzt auf, der ihn für die weitere Abklärung an die Klinik für Oralchirurgie und Stomatologie der Universität Bern überwies. Der Patient war Nichtraucher. In der allgemeinen Anamnese berichtete er von einem vor anderthalb Jahren diagnostizierten multiplen Myelom. Klinischer Befund Extraoraler Befund: Der extraorale Befund war unauffällig. Es gab keine Anzeichen für eine e xtraorale Schwellung oder Druckdolenz. Die Lymphknoten waren nicht vergrössert oder dolent. Intraoraler Befund: Die Dentition war mit diversen Füllungen versorgt. Beim unversorgten Zahn 38 war eine gräuliche Verfärbung der Krone (V.a. Karies) zu erkennen. Disto-palatinal des Zahnes 17 fiel ein 6x4mm grosses Areal ohne Mukosabedeckung, mit freiliegendem, gelblich-weis sem, hartem Knochen (Abbildung 1) auf. Um den Zahn 17 war die Gingiva marginal gerötet und distal des Zahnes 17, am Alveolarkamm war die Mukosa rot und atrophisch. Es war kein Pusaustritt ersichtlich. Auch waren keine Schwellung oder Auftreibung vorhanden. Die parodontalen Sondierungen waren beim Zahn 17 sowie bei den anderen Zähnen im Ober- und Unterkiefer im physiologischen Bereich (<4mm). Der Zahn 17 reagierte positiv auf den Sensibilitätstest mit CO2-Schnee. Zur weiteren Beurteilung des Kieferknochens und als radiologische Übersichts-
aufnahme wurde eine Panoramaschichtaufnahme gemacht (Abbildung 2). Auffällig waren der alveoläre ossäre Defekt in Regio 18 und die inhomogene ossäre Struktur distal 17. Als Nebenbefunde zeigten sich eine radioopake Struktur (V.a. Wurzelfüllmaterial) apikal des wurzelbehandelten Zahnes 26 im Bereich des Sinus maxillaris links sowie eine Aufhellung intrakoronal bei Zahn 38.
Dr. med. dent. David Gfeller Dr. med. dent. Valérie G. A. Suter Klinik für Oralchirurgie und Stomatologie Zahmedizinische Kliniken der Universität Bern
Fragen: 1) Welche weiteren Fragen richten Sie an den Patienten, wenn Sie die Anamnese und den klinischen Befund kombinieren? 2) Was sind Ihre Verdachtsdiagnose und Differenzialdiagnosen? 3) Welche präventiven Massnahmen können Sie durchführen?
Abbildung 1
Abbildung 2