Zeitschrift Notfallvorsorge Ausgabe 01/2021, 52. Jahrgang

Page 1

Ausgabe 1/2021 52. Jahrgang

Notfallvorsorge Die Zeitschrift für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Strategische Aufgaben im Bevölkerungsschutz: Erste Erkenntnisse aus dem Jahr 2020 Das aktuelle Thema

Die Bundeswehr als kooperativer Partner im Bevölkerungsschutz – das Zukunftsmodell? | Zur Bedeutung ressort- und ebenenübergreifender Krisenmanagementausbildung: Sicherheitspolitische Rahmenbedingungen | Klimawandel, Wetterextreme, Wald und Waldbrand: Eine Querschnittsaufgabe!


WISSEN FÜR DIE PRAXIS

ONLINE-KRISENMANAGEMENT-WORKSHOP „LESSONS LEARNED CORONA”

Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie essentiell die Arbeit von Krisenstäben in Behörden und kommunalen Einrichtungen ist. Dies ist besonders relevant in dauerhaften Krisensituationen, die alle Beteiligten kontinuierlich durch ständige Anpassung und Veränderung fordern. Der WALHALLA Fachverlag bietet Ihnen diesen Online-Krisenmanagement-Workshop an, in dem unsere Experten Birgit Spiewok und Andreas Kling gemeinsam mit Ihnen die Vorsorge, Vorbereitung, Bewältigung und Nachbereitung einer „Pandemie“ erarbeiten. „Der Workshop Lessons Learned Corona war eine sehr erfolgreiche Veranstaltung, um den Mitarbeitern des Krisenstabs Corona der Stadt Calw die Möglichkeit zum gezielten Austausch zu geben. Die beiden Moderatoren Kling und Spiewok haben uns fachkundig mit Einsatz moderner digitaler Konferenzmethoden durch die Diskussion geführt und so konnten wir nicht nur zurückblicken, sondern auch festhalten, was tatsächlich gut läuft und welche Baustellen wir noch angehen wollen.“ Florian Kling, Oberbürgermeister der Stadt Calw Fordern Sie Ihr individuelles Angebot an: 0941 5684-120. Ausführliche Informationen, weitere Seminare und Workshops unter: www. WALHALLA.de/seminare


Inhalt Das aktuelle Thema Strategische Aufgaben im Bevölkerungsschutz: Erste Erkenntnisse aus dem Jahr 2020 Andreas H. Karsten

4

Die Bundeswehr als kooperativer Partner im Bevölkerungsschutz – das Zukunftsmodell? Johanna Filgertshofer

12

Zur Bedeutung ressort- und ebenenübergreifender Krisenmanagementausbildung: Sicherheitspolitische Rahmenbedingungen Dirk Freudenberg, Frank Meurer

18

Klimawandel, Wetterextreme, Wald und Waldbrand: Eine Querschnittsaufgabe! Georg Goldammer

22

Impressum

ISSN 0948-7913, 52. Jahrgang Begründet von Rolf Osang

Erscheinungsweise und Bezugsbedingungen: Die „Notfallvorsorge“ erscheint 4-mal jährlich. Bestellungen direkt beim Verlag. Jahresbezugspreis 96 Euro, zzgl. Porto. Irrtum und Preisänderungen vorbehalten.

Die in den Beiträgen vertretenen Auffassungen der Autoren stellen deren Meinung dar; sie müssen nicht identisch sein mit denen ihrer Institution, der Redaktion oder des Verlags.

Copyright und Nachdruck: © Walhalla u. Praetoria Verlag GmbH & Co. KG, Regensburg. Alle Rechte, insbesondere das Recht zur Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Printed in Germany.

Lediglich im Sinne der besseren Lesbarkeit wird auf die Genderschreibweise verzichtet.

Verlag | Redaktion | Kundenbetreuung: Walhalla Fachverlag Haus an der Eisernen Brücke, 93042 Regensburg Tel.: 0941 / 56 84-0, Fax: 56 84 111 E-Mail: krieger.melanie@WALHALLA.de Internet: www.WALHALLA.de/notfallvorsorge

Verfasser der Fachbeiträge: Johanna Filgertshofer, B.A. in der internationalen Notund Katastrophenhilfe, Masterstudentin in Risikoprävention und Katastrophenmanagement, Wien. Dr. Dirk Freudenberg, Dozent an der AKNZ des BBK, Bonn. Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Johann Georg Goldammer, Leiter des Global Fire Monitoring Center (GFMC), Freiburg im Breisgau. Andreas H. Karsten, Berater, Trainer, Dozent für Krisenmanagement und KRITIS. Frank Meurer, M.Sc. MBA, Referatsleiter, AKNZ, BBK, Bonn.

Redaktion: Melanie Krieger, Henrik Nitsche

Fotos: Fotolia, soweit nicht anders angegeben.

Gestaltung: setz it. Richert GmbH, Sankt Augustin

Titelbild: Soziale Distanz – der neue gesellschaftliche Alltag?

Notfallvorsorge – Die Zeitschrift für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe

Manuskripte, ausschließlich Erstveröffentlichungen, nimmt die Redaktion gerne entgegen.

www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021 | 3


Das aktuelle Thema

Andreas H. Karsten, Dipl. Physik. und BDaD, Berater, Trainer, Dozent für Krisenmanagement und KRITIS.

Strategische Aufgaben im Bevölkerungsschutz: Erste Erkenntnisse aus dem Jahr 2020 Ziel jeglicher Weiterentwicklung im Bevölkerungsschutz muss es sein, die deutsche Gesellschaft resilienter aufzustellen als bisher. Das bedeutet, dass der Staat in der Lage sein muss, die Lebensumstände der Menschen in Deutschland vor Gefahren zu schützen und wenn dies nicht gelingt, diese zumindest möglichst schnell wiederherzustellen. Die Frage, in welchen Lebensumständen die Menschen 2050 leben werden, kann natürlich nicht exakt beantwortet werden. Deshalb ist es auch nicht möglich, eindeutig vorauszusagen, wie sich der Bevölkerungsschutz entwickeln muss, um das vorgegebene Ziel zu erreichen. Jedoch geben die Ereignisse der letzten Monate erste Hinweise darauf, welche Herausforderungen zu bewältigen sind. Im folgenden Artikel sollen nur einige Aspekte beispielhaft diskutiert werden. Neben strategischen Überlegungen sollen auch mittelfristige (taktische) und kurzfristige (operative) Maßnahmen dargestellt werden, die umgesetzt werden sollten. Denn bis 2050 kann nicht gewartet werden – die nächste Pandemie, der nächste Blackout, die nächste Naturkatastrophe kann in wenigen Minuten den deutschen Bevölkerungsschutz herausfordern. 4 | www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021


Strategische Überlegungen Zunächst sollen einige Herausforderungen angesprochen werden, denen der deutsche Bevölkerungsschutz im Jahre 2050 gegenüberstehen könnte.

4. Wie kann die Daseinsvorsorge in den ruralen Gebieten sichergestellt werden? • Können Roboter die abnehmende Anzahl der ehrenamtlichen Einsatzkräfte ausgleichen? • Kann durch baulichen Brandschutz und Telemedizin der Bedarf an Einsatzkräften so

Veränderungen der Sozialstruktur

minimiert werden, dass Einsätze in ruralen

der Gesellschaft

Bereichen weiterhin durch ehrenamtliche

Derzeit existieren widersprechende Voraussagen darüber, wie sich die Anzahl der Menschen,

gemeistert werden können? • Muss neben dem Rettungsdienst auch der

die 2050 in Deutschland leben werden, verändern

Brandschutz und die technische Rettung

wird. Sicher scheinen folgende Entwicklungen

privatisiert werden?

zu sein: • Die Anzahl der älteren Menschen über 67 Jahre

5. Müssen Stadtquartier-angepasste Einsatzkonzepte entwickelt werden?

und die über 85 Jahre wird bis 2050 deutlich ansteigen und damit auch die Anzahl Pflege-

Veränderungen in der Arbeitswelt

bedürftiger.

Drei Entwicklungen scheinen sehr wahrscheinlich:

• Die Altersarmut wird zunehmen.

• Das mittlere Alter der Erwerbstätigen wird steigen.

• Die Anzahl der Menschen, die nicht in Deutsch-

• Menschen werden i. d. R. später aus dem

land geboren wurden, wird steigen.

Erwerbsleben ausscheiden.

• Die Urbanisierung wird zunehmen.

• Nach der Industriellen Revolution 4.0 werden

• Die Spaltung zwischen Stadt und Land wird

weitere in immer kürzeren Zeitabschnitten

zunehmen: Stadt – jung und multikulturell, Land – alt und nahezu monokulturell. • Die Spaltung zwischen den Quartieren in den Städten wird zunehmen: arm–reich/ deutsch– nicht-deutsch/jung–alt etc.

kommen. Fragestellungen für den BS-2050: 6. Werden die hauptamtlichen Kräfte in der Lage sein, die zukünftigen Anforderungen an den Einsatzdienst noch bis zum dann geltenden

Fragestellungen für den Bevölkerungsschutz 2050

Pensions- bzw. Rentenalter leisten zu können?

(BS-2050):

• Werden Exoskeletts die körperliche Belas-

1. Werden die älteren, pflegebedürftigen Men-

tung für Einsatzkräfte derart vermindern,

schen überwiegend in Heimen leben oder

dass eine Einsatztätigkeit bis ins hohe Alter

außerhalb? Muss der Rettungsdienst vermehrt

möglich sein wird?

„Pflegeaufgaben” wahrnehmen? 2. Welche Veränderungen des Einsatzgeschehens folgt aus der zunehmenden Altersarmut? 3. Wird es große Gruppen geben, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind? • Wird National Language Processing in der Lage sein, fehlerfrei zwischen Betroffenen und Einsatzkräften in Echtzeit zu übersetzen? • Müssen die Einsatzkräfte polyglott aus-

• Wird es neue, nicht so belastende Tätigkeiten geben, die Einsatzkräfte über 50 wahrnehmen können (z. B. pflegerischer Notdienst, entsprechend dem ärztlichen Notdienst)? • Müssen die Einsatzkräfte frühzeitig für eine Tätigkeit außerhalb des Bevölkerungsschutz qualifiziert werden? 7. Werden die Einsatzkräfte über die notwendigen

gebildet sein? Oder reicht es, dass sie über

Fähigkeiten verfügen, die neuen Technologien

interkulturelle Kompetenz verfügen?

zu beherrschen?

www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021 | 5


Das aktuelle Thema

• Werden die Berufe im Bevölkerungsschutz so attraktiv sein, dass Hochqualifizierte sie wahrnehmen werden? • Werden die Geräte so einfach zu bedienen sein, dass sie auch unter Stress von „digitalen Analphabeten” genutzt werden können? • Werden die technisch schwierigen Aufgaben

Veränderung der Art des Regierens und Verwaltens Zwei Aspekte sollen exemplarisch betrachtet werden: • das Verhältnis Staat – Mensch bei der Bewältigung von Krisen In der deutschen Geschichte wechseln sich Epochen ab, in denen die Menschen in Krisen

durch Roboter und die sozialen durch

lieber auf sich selbst vertrauen, mit solchen, in

Menschen wahrgenommen?

denen sich die Menschen nahezu vollständig

8. Welche neuen Gefahren bzw. Möglichkeiten bringen die vor der Tür stehenden technischen Umbrüche?

auf den Staat verlassen. • Smart Cities einschließlich Warnung/Bevölkerungsinformation In Smart Cities werden eine Unzahl von Daten

Veränderung der Infrastruktur Die Bedeutung des Bevölkerungsschutzes als

erfasst, ausgewertet und zur Steuerung des Allgemeinwesens verwendet werden. Den Men-

Kritische Infrastruktur wird wachsen. Aufgrund der

schen in Deutschland ist es egal, wer verant-

Veränderungen in der Sozialstruktur wird sich auch

wortlich für eine Warnung ist oder welche Tech-

die Infrastruktur entsprechend verändern. Kritische

nologie dazu verwendet wird. Sie wollen nur

und systemrelevante Infrastrukturen werden in den

eins: in einer Krise auf die Gefahren hingewiesen

ruralen Gebieten immer seltener vorhanden sein.

werden und Handlungsoptionen bekommen.

Redundanzen bei der Bevölkerungsversorgung werden abnehmen und Gebiete werden anfälliger gegenüber Ausfällen. Fragestellungen für den BS-2050: 9. Wie müssen Organisationsstrukturen und Ein-

Fragestellungen für den BS-2050: 11. Werden die Menschen in Krisen weiterhin auf den Staat als adäquater Krisenmanager setzen? 12. Muss der Bevölkerungsschutz privatisiert werden, um die notwendige Qualität effektiv und

satzkonzepte der unterschiedlichen Bereiche

effizient garantieren zu können? Wenn ja, wer

– Brandschutz, technische Rettung, medizini-

sollte die Qualität festlegen und beauftragen?

sche Rettung, Katastrophenschutz, Zivilschutz – miteinander verknüpft werden, um keine Reibungsverluste zu erzeugen und dadurch

13. Können die Technologien der Smart Cities zur Warnung genutzt werden? 14. Welche Daten können unter Berücksichtigung

Ressourcen zu vergeuden?

des Datenschutzes für die Einsatzkräfte sinnvoll

• Kann die Zuständigkeit für den operativen

genutzt werden?

Bevölkerungsschutz auf eine Autorität vereinigt werden? • Kann die Finanzierung aller Bereiche des

15. Wie können die Unmengen an Daten adressatengerecht aufbereitet werden? 16. Muss bei Beschaffungen die Auswirkung auf

Bevölkerungsschutzes den Qualitätsverant-

die Resilienz eine höhere Priorität haben als die

wortlichen übertragen werden? Besonders

Wirtschaftlichkeit?

die Finanzierung des Rettungsdienstes durch die Krankenkassen ist eine historisch

17. Wie kann die Zivilgesellschaft vollständig integriert werden?

gewachsene Anomalie im System der ansonsten steuerfinanzierten Daseinsvorsorge. 10. Kann die ehrenamtliche Struktur, die derzeit

Industrielle Revolution 4.0 ff. Die Gefahren und Möglichkeiten, die die wei-

einen großen Vorteil im internationalen Ver-

teren technologischen Entwicklungen bis 2050

gleich darstellt, aufrechterhalten werden?

hervorbringen werden, können hier noch nicht

6 | www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021


einmal ansatzweise dargestellt werden. Aber die

21. Muss damit gerechnet werden, dass ganze

mit diesen verschiedenen vor der Tür stehenden

Ernten ausfallen? Reicht dann die bisherige

Technologien einhergehenden Veränderungen

Vorratshaltung im Rahmen des Ernährungs-

werden mindestens so gravierend sein, wie die

sicherstellungs- und -vorsorgegesetzes?

des mobilen Internets. Die folgenden Technologien

22. Reichen die kommunalen Löscheinheiten aus,

sind genauer zu betrachten: Künstliche Intelligenz,

die Vegetationsbrände zu begrenzen? Oder

Internet of Things, Extended Reality, 3D-Druck, au-

müssen neue Strukturen etabliert werden,

tonome Systeme, Cloud und Quanten Computing,

z. B. stehende Landesgroßverbände?

Mobilkommunikationsstandards 5Gff, Nano-Tech-

23. Wird die Zunahme von älteren Menschen, die

nologie, Biotechnologie, Hyperschall-Transporttech-

alleine in einer Wohnung leben, dazu führen,

nologie, allgegenwärtige Sensoren (Smart City). Bei all diesen Entwicklungen ist zu beachten, dass sie immer vermehrter in nicht EU-Staaten entwickelt und produziert werden. Fragestellungen für den BS-2050: 18. Welche neuartigen Gefahren entstehen durch diese Technologien? • Welche Möglichkeiten bestehen, diese Gefahren abzuwehren? • Welche Auswirkungen werden diese Gefahren haben, wenn sie wirksam werden? Werden neue Fähigkeiten benötigt, um diese Auswirkungen bekämpfen zu können? 19. Auf welche dieser Technologien kann ein State-

dass die hitzebedingten Notfälle zu einem

„Massenanfall dehydrierter Personen” ausarten?

24. Wie können diese dehydrierten Personen gerettet werden? Anders als bei einem MANV treten die Betroffenen sehr dezentral auf. Dies behindert zum einen das Erkennen und zum anderen die Rettung dieser Personen. • Können spezielle Apps den Gesundheitszustand der evtl. betroffenen Personen automatisch überwachen? • Muss die Rettung vom Rettungsdienst übernommen werden, von den Pflegediensten oder müssen diese Personen auf Nachbarschaftshilfe hoffen?

of-the-Art BS-2050 verzichten? Wie können die unverzichtbaren Technologien so eingeführt werden, dass sie die Resilienz erhöhen und keine neuen Gefahren für das System einbringen.

Energiewende Aufgrund der Energiewende werden vermehrt dezentrale, alternative Energien eingesetzt werden. Die Steuerung der Stromversorgung

Klimawandel Der Klimawandel wird vielfältigen Einfluss auf

wird dadurch komplexer und anfälliger für hybride Angriffe. Gleichzeitig ermöglichen viele dezentrale

die Rahmenbedingungen haben:

Energieerzeuger bei einem Black Out Inselnetze zu

• Verknappung des Trink- und des Löschwassers

betreiben.

• Verknappung der Lebensmittelversorgung • Zunahme von vertrockneten Flächen in der Natur, dadurch vermehrt Vegetationsbrände aller Arten und Sandstürme • Zunahme der Hitzeperioden besonders in urbanen Gebieten

Fragestellungen für den BS-2050: 25. Wie kann der Wechsel von Verbund- zu Inselnetzversorgung ohne größere Beeinträchtigungen bewerkstelligt werden? 26. Welche Folgen hat es, dass die Herstellung von Schlüsseltechnologien der Energiewirtschaft

Fragestellungen für den BS-2050:

sich auf zwei außereuropäische Weltregionen

20. Muss die Löschtechnik so verändert werden,

konzentriert?

dass nicht Trinkwasser dafür verwendet werden muss?

27. Welche Auswirkungen wird die massenhafte Nutzung von E-Kraftfahrzeugen haben?

www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021 | 7


Das aktuelle Thema

28. Welche Gefahren entstehen durch die Wasserstofftechnologie, auch wenn sie nur als Brückentechnologie betrachtet wird?

Notwendige taktische Maßnahmen Um vor die Lage zu kommen, müssen schon heute Weichen gestellt werden, auch wenn die Randparameter eines BS-2050 noch nicht bekannt

Verkehrswende Die Verkehrswende wird sowohl die urbanen

sind. So sind mindestens folgende Maßnahmen in den nächsten Jahren umzusetzen.

Zentren wie die ruralen Bereiche erheblich verändern. Fragestellungen für den BS-2050: 29. Was bedeuten autofreie Innenstädte? Welche Auswirkungen haben sie auf die Infrastruktur, z. B. das Tankstellennetz? 30. Wie können Bereiche in Krisensituationen evakuiert werden, wenn deren Bewohner über keine eigenen Kfz in der Nähe ihrer Wohnungen verfügen? 31. Auf welche Unfallmuster muss sich der medizinische Bevölkerungsschutz einrichten? 32. Welche Folgen werden autonome Fahrzeuge haben? Veränderung der Angriffsbedrohungen auf Deutschland Hybride Gefahren werden in absehbarer Zeit eher wachsen als abnehmen. Dadurch wird die deutsche Teilung zwischen Zivil- und Katastrophenschutz sowie staatlichen und betrieblichen Krisenmanagement noch unpraktischer als bisher. Die bisherige weitgehende Einschränkung auf klassische Bedrohungs- und Cyberszenarios wird zu kurz greifen und große Lücken in der Sicherheitsarchitektur erzeugen. Fragestellungen für den BS-2050: 33. Inwieweit können die unterschiedlichen Bereiche der Gesellschaft so miteinander vernetzt werden, dass sie resilient wird? 34. Welche organisatorischen und technischen Möglichkeiten bestehen, um die Auswirkungen hybrider Attacken zu beherrschen? 35. Auf welche Technologien und deren Hersteller muss verzichtet werden, um vor hybriden Attacken geschützt zu sein?

Gründung eines Center of Excellence-Bevölkerungsschutz Wie auch andere Bereiche der Sicherheitspolitik benötigt auch der Bevölkerungsschutz Think Tanks, die interdisziplinär und unabhängig von Ministerien, die strategischen Fragen diskutieren. Diese Think Tanks müssen über unabhängige Ressourcen verfügen. Stärkere Nutzung der Vorteile des Föderalismus und des Subsidiaritätsprinzips Gerade in neuartigen Krisen ist es vorteilhaft, wenn viele unterschiedliche Lösungsoptionen praktisch ausprobiert werden. Dazu ist das heutige deutsche System sehr gut geeignet. Allerdings nur, wenn die Methode „Trial-Error-And Learn“ richtig genutzt wird: Diejenigen, die eine nicht so erfolgreiche Handlungsoption ausprobiert haben, müssen ihre Entscheidung revidieren und von den erfolgreichen Optionen lernen. Eine „Best/Worst Practice-Plattform”, die nicht genutzt wird, sich über den Misserfolg der Anderen zu amüsieren, kann dieses Lernen effektiv unterstützen. Die gesetzlichen Vorgaben berücksichtigend sollte folgende Aufgabenteilung eingehalten werden: • Bund: Die verschiedenen Stakeholder bundesweit koordinieren und das Umfeld so kultivieren, dass die Einsatzkräfte optimal den betroffenen Menschen helfen können. • Länder: Die verschiedenen Stakeholder in ihrem Bundesland koordinieren und die Hilfsmaßnahmen der Kommunen benchmarken. • Kommunen: Den betroffenen Personen helfen und die Krise bekämpfen. Es kommt aber immer wieder zu Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit verschiedener

8 | www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021


Behörden (besonders der Austausch von Daten).

System des staatlichen präventiven und operativen

Bei den derzeit genutzten unterschiedlichen

Bevölkerungsschutzes einzubringen.

Führungsunterstützungs- und Leitstellensystemen

Möglichkeiten bestehen u. a. in der Etablierung

der Kommunen dürfte der Bund in einem Vertei-

eines „Runden Tischs Resilienz” auf jeder Ver-

digungsfall seine Führungsaufgabe – selbst bei

waltungsebene. Deren Mitglieder beurteilen die

stringenter Anwendung der Auftragstaktik – nur

Auswirkungen von staatlichen Entscheidungen auf

sehr schwer wahrnehmen können.

die Resilienz der deutschen Gesellschaft. Neben Vertretern des Bevölkerungsschutzes sind auch

Zuständigkeiten Alle Zuständigkeiten sind auf den Prüfstein zu legen. Es ist neu festzulegen, wer was in welcher

Vertreter aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft für diese Runden Tische zu bestellen. Des Weiteren kann die Beteiligung aller Stake-

Situation zu machen hat. Dabei haben einsatz-

holder der Krisenbewältigung (staatliche, Hiorgs,

taktische Gesichtspunkte die politischen und histo-

private, Bürger) durch eine Online-Diskussions-

rischen zu überwiegen.

Plattform unterstützt werden.

So ist es nicht mehr erklärbar, warum ein

Durch moderne Führungsmodelle können selbst

Rettungswagen einer Kommune zu einem Notfall

staatsferne Spontanhelfer effektiv in den opera-

entsandt wird, obwohl ein vergleichbares Ret-

tiven Bevölkerungsschutz eingebunden werden.

tungsmittel der Nachbarkommune schneller wäre.

Dabei sind Gruppenegoismen schon im Vorfeld zu

In einem immer weiter zusammenwachsenden

reduzieren. Die von einer Krise Betroffenen interes-

Europa sollten auch Staatsgrenzen einer engen

siert es wenig, wer ihnen in einer Krise hilft, Haupt-

Vernetzung nicht entgegenstehen.

sache ihre Situation verbessert sich. Dazu sind die entsprechenden Dienstvorschriften anzupassen

Organisation der Einheiten Die Einsatzressourcen müssen mehr fähigkeitsorientiert und modular aufgestellt werden. Viele

und diese Führungsmodelle in die Aus- und Fortbildung des staatlichen Bevölkerungsschutzes zu vermitteln.

Aufgaben sind bei den unterschiedlichen Lagen identisch. So z. B. die Erfassung von Personendaten bei der Evakuierung nach Bombenfunden,

Beherrschen von Masseneffekten Seltene Einsätze, bei denen Menschenmassen

Flüchtlingsunterbringung und Massenimpfungen.

beteiligt sind (Flüchtlingsaufnahme, Nachverfol-

Ressourcen nur für einen speziellen Einsatz vorzu-

gung von Infizierten, Massenimpfungen), stellen

halten ist unwirtschaftlich.

den klassischen Bevölkerungsschutz vor große

Durch den Wechsel von Aufgaben- zur Fähig-

Schwierigkeiten. Bevor solche Aufgaben mittels

keitsorientierung bei der Aufstellung von Kompo-

Künstlicher Intelligenz beherrschbar werden,

nenten werden diese zusätzlich noch besser in

müssen Brückenlösungen gefunden werden. Dazu

die Lage versetzt, auf undenkbare Ereignisse,

ist zu analysieren, was die eigentliche operative

sogenannte Schwarze Schwäne, zu reagieren.

Herausforderung (S3-Aufgabe) ist. So gesehen ist die Corona-Massenimpfung kein medizinisches

„Zivilgesellschaftlicher” Bevölkerungsschutz In den nächsten Jahren wird die Boomer-Gene-

Problem. Die wesentlichen operativen Herausforderungen sind die Vergabe von Terminen und die

ration überwiegend gesund und agil das Arbeits-

Steuerung großer Menschenmengen durch eine

leben verlassen und als Teil der Zivilgesellschaft

Räumlichkeit. Alles Aufgaben, denen auch die

Aufgaben des Bevölkerungsschutzes übernehmen

Veranstaltungswirtschaft bei Großveranstaltungen

(als Philantrop, Spontanhelfer, etc.).

gegenübersteht. Ihre Erfahrungen und Möglichkei-

Diese Ressource ist gewinnbringend in das

ten sind in Zukunft besser zu nutzen.

www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021 | 9


Das aktuelle Thema

Erarbeiten einer Warntaktik/Bürgerinformation

fest vom Staat, 50 Prozent durch „Kunden”)

als Brückenlösung

würde einen größeren Anreiz erzeugen, schnell

Ziel jeder Warnung muss es sein, die überwie-

auf aktuelle Nachfrage zu reagieren.

gende Anzahl der Bevölkerung vor Gefahren zu warnen, unabhängig von dem auslösenden Ereig-

Kritische Infrastrukturen und

nis. Dabei sind auch die Lebensumstände von älte-

systemrelevante Bereiche

ren Menschen (ohne Internetzugang) oder Men-

Die Corona-Pandemie zeigt deutlich, dass zum

schen, die der deutschen Sprache nicht mächtig

Wohlergehen der Menschen erheblich mehr als

sind, zu beachten. Eine Lösung könnte sein, dass

die Kritischen Infrastrukturen nach dem Gesetz

die Menschen ein Einkanal-Kurbelradio einschal-

des Bundesamts für Sicherheit in der Informati-

ten, sobald sie einen Stromausfall bemerken.

onstechnik notwendig ist. Selbst die Erweiterung

Eine Brückenlösung ist dringend notwendig, bis ein State-of-the-Art Warnsystem in Deutschland zur Verfügung steht Damit die Menschen in Krisen den Anordnun-

um zwei Sektoren auf die sich der Bund und die Länder verständigt haben, greift viel zu kurz. Neben einer Abstufung der Notwendigkeit (absolut lebensnotwendig, für ein heruntergefahre-

gen/Empfehlungen des Bevölkerungsschutzes

nes Leben notwendig, ...) ist auch die Finanzierung

folgen, muss dieser die Deutungshoheit in Krisen

der Schutzmaßnahmen und etwaiger zusätzlicher

gewinnen und behalten. Das zu nutzende Informa-

Krisenmaßnahmen festzulegen (rein staatlich,

tionsmedium muss folgende drei Eigenschaften

Mischfinanzierung, rein privatwirtschaftlich).

besitzen: Schnelligkeit, einfache Bedienbarkeit, Vertrauen.

Eine entsprechende KRITIS-Gesetzgebung ist überfällig.

In Krisen nutzen die Menschen die Informationsquellen, die ihnen aus dem täglichen Gebrauch bekannt sind und denen sie aus Erfahrung vertrauen.

Sicherheitsforschung Viele gute Ideen wurden und werden in Deutsch-

Unabhängig von der unterschiedlichen Zuständig-

land auch für den Bevölkerungsschutz entwickelt.

keit bei den verschiedenen Krisen sollte nur eine

Probleme gibt es derzeit bei der Überführung der

Plattform zur Bevölkerungsinformation angeboten

Forschungsergebnisse in die Praxis. Der Markt im

werden. Damit diese Plattform tagtäglich von den

Bereich Bevölkerungsschutz ist schwierig. So sind

Menschen genutzt wird, hat diese außerhalb von

für die operative Gefahrenabwehr, die Kommunen

Krisen für die Menschen wichtige Informationen

zuständig. Diese verfügen aber i. d. R. nicht über

(z. B. Verkehrsnachrichten) bereitzustellen.

die finanziellen Mittel, um aus einer tollen Idee ein Produkt entwickeln zu lassen. Hier könnte der

Aus- und Fortbildung der Einsatzkräfte Die traditionellen Bildungseinrichtungen im Bereich Bevölkerungsschutz reagieren derzeit zu

Bund noch mehr seine Zivilschutzmittel einbringen. Ein kritisches Hinterfragen des Fahrzeugkonzeptes kann einige Finanzmittel frei machen.

langsam auf eine sich schnell verändernde Nachfrage. Gerade der erste Corona-Lockdown zeigte,

Steigende Diversifikation der Bevölkerung

dass das Bildungsangebot nahezu auf Null gefah-

Gerade in urbanen Gebieten treffen Einsatz-

ren werden musste. Die Umstellung auf Fernaus-

kräfte vermehrt auf Menschen, die nicht mit der

bildung dauerte sehr lange. Auch bei einer mittel-

deutschen Kultur aufgewachsen sind. Um deren

fristigen Betrachtungsweise zeigt sich, dass die

Stress in Krisen nicht zu erhöhen, benötigen die

Angebote eher zögerlich der aktuellen Nachfrage

Einsatzkräfte interkulturelle Kompetenz. Gleich-

angepasst werden.

zeitig sollten Letztere über zumindest rudimentäre

Eine Änderung der Finanzierung besonders der staatlichen Bildungseinrichtungen (z. B. 50 Prozent

10 | www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021

Englischkenntnisse verfügen. Beide Kompetenzen sind in Aus- und Fortbildungen zu vermitteln.


Notwendige operative Maßnahmen Derzeit befindet sich der Bevölkerungsschutz in einigen Bereichen hinter der Lage. Gefährliche

sprechende Anpassung der Einsatzorganisation von Feuerwehr und Rettungsdienst ist vieler Orten angezeigt.

Lücken sind umgehend zu schließen, denn die nächste Krise kann schon morgen ausbrechen. Einige dieser, die nicht im Fokus der derzeitigen

Stärkung des Ehrenamts Das Erscheinungsbild des Ehrenamts muss

Diskussionen stehen, sollen deshalb abschließend

attraktiver dargestellt werden, denn das Ehrenamt

kurz angesprochen werden.

ist bereits sehr attraktiv. Finanzielle Anreize sollten nur sehr beschränkt zusätzlich eingeführt werden.

Alte Menschen und pflegebedürftige Menschen,

Jede finanzielle Vergütung verwandelt schleichend

die nicht im Heim wohnen

das Ehren- in ein Hauptamt.

Menschen, die über 80 Jahre alt sind bzw. solche, die nicht in einem Heim leben, aber Pflege

Fachkräftemangel und Globalisierung

bedürfen, werden in den Planungen nicht ausrei-

des Arbeitsmarkts

chend berücksichtigt. So müssen sie sich einen

Die Anzahl an Bewerbungen für den hauptamt-

Impftermin besorgen und eines der Impfzentren

lichen Bevölkerungsschutz sind zwar noch ausrei-

aufsuchen, auch wenn sie nur wenige Meter

chend, jedoch verfügen viele Bewerber nicht über

neben einem Heim wohnen, in dem mobile Teams

die bereits heute notwendigen Kompetenzen, ganz

impfen. Gerade die Generation, die Deutschland

zu schweigen von den mittel- bzw. langfristig zu

nach dem Krieg aufgebaut hat, verdient in Krisen

erwartenden. Deshalb müssen alle Bevölkerungs-

eine bessere Behandlung.

gruppen angesprochen werden. Dazu ist manch alter Zopf im Beamten- und Tarifrecht abzuschnei-

Veränderung des Verhältnisses Staat–Bürger Da alle Einsatzkräfte als Teil der staatlichen

den (z. B. Voraussetzung der EU-Staatsbürgerschaft für Feuerwehrbeamte). Gleichzeitig müssen die

Gewalt angesehen werden, verändert sich auch

beruflichen (Hard- und Soft-)Angebote so attraktiv

der Umgang zwischen Bürger und Einsatzkräfte.

sein, dass Fachkräfte (z. B. Pflegekräfte) nicht ins

Letztere sind sowohl auf die Hilfe von Spontan-

Ausland abwandern. So müssen die Erfahrungs-

helfern und Unternehmen wie auch auf mögliche

stufenregelungen im Angestelltenbereich den

Probleme mit Corona-Leugnern, Maskenverweige-

Herausforderungen des globalisierten Arbeits-

rern und gewaltbereiten Störern vorzubereiten.

markts angepasst werden.

Reaktionen auf den Brexit

Aus- und Fortbildung

Der Brexit hat zwei konkrete Auswirkungen auf

Die Bildungseinrichtungen müssen vermehrt

den Bevölkerungsschutz. Zum einen verliert das

und im Laufe der Zeit dann verbesserte Fernaus-

europäische Sicherheitsforschungsprogramm

bildungsveranstaltungen und Online-Laufbahn-

wichtige Partner. Zum anderen wird der Brexit

prüfungen anbieten. Schnelligkeit muss hier vor

Beschaffungen beeinflussen. Einen ersten Ein-

Qualität gehen, um nicht einen riesigen Nachfrage-

druck kann man derzeit bei der Beschaffung von

berg zu erzeugen.

Impfstoffen gewinnen. Einsatzaufkommen in Innenstädten Die Corona-Pandemie induziert eine erhebliche Veränderung in den Innenstädten. In den nächsten Monaten werden viele Leerstände und Baustellen das Einsatzgeschehen beeinflussen. Eine ent-

www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021 | 11


Johanna Filgertshofer, B.A. in der internationalen Not- und Katastrophenhilfe, Masterstudentin in Risikoprävention und Katastrophenmanagement (Wien), Gastdozentin an der AKNZ des BBK, Erste-Hilfe-Ausbilderin der DGUV, Pflegekraft.

Die Bundeswehr als kooperativer Partner im Bevölkerungsschutz – das Zukunftsmodell? Eine Meinungsforschung darüber, ob eine vermehrte Handlungskompetenz der Bundeswehr im Inland im Fall einer Katastrophe von NGOs erwünscht ist.

Soldaten1 leisten, wenn der Bedarf nach Unter-

trägern überschneiden. Die Exekutive des Bevöl-

stützung besteht, reaktiv Amtshilfe. Schon mehr-

kerungsschutzes, unter anderem die zuständigen

mals unterstützte so die Bundeswehr im Inland

nichtstaatlichen Hilfsorganisationen, müssen

Betroffene und Helfer mit ihrem Dienst. Diese

somit ihr Tätigkeitsfeld teilen. Diese Bredouille,

Leistungen – so mag es den Anschein machen

die Unterstützung der Bundeswehr anzunehmen

– sind notwendig und indiziert, daher rechtlich

oder abzulehnen, wurde in einer quantitativen

unumstritten. Die Befugnisse sind im Grundgesetz

Meinungsumfrage erfasst und in den aktuel-

festgehalten, die Antragsteller können die Lage

len Kontext der Pandemie gestellt. So sind sich

mit eigenen Fähigkeiten nicht mehr bewältigen.

Teilnehmer großer deutscher NGOs2 trotz ihrer

Soweit die Theorie. In der Praxis jedoch, in der

unterschiedlichen Organisationszugehörigkeiten

unmittelbaren Bewältigung einer Katastrophe,

einig, dass zukünftig die Bundeswehr eher eine

können sich die Handlungskompetenzen der

unterstützende als eine leitende Rolle im Bevölke-

Bundeswehr weiten und mit anderen Kompetenz-

rungsschutz übernehmen sollte.

12 | www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021


Sei es bei Hochwasser, Schneechaos oder Wald-

Diese Hauptakteure im Bevölkerungsschutz, neben

brand, die Bundeswehr diente schon mehrmals

den Katastrophenschutzbehörden, formen den

im Inland als hilfreiche und notwendige Unterstüt-

Katastrophenschutz, indem sie diesen exekutiv

zungskomponente zur Bewältigung von Katast-

umsetzen. Somit geht mit ihrer Handlungskompe-

rophen. Es ist anzunehmen, dass Amtshilfe dann

tenz Macht einher, die durch das Kollidieren beider

beantragt wird, wenn die eigenen Kapazitäten nicht

Parteien zwangsweise mit einer Machtumvertei-

mehr ausreichen, also eine Schwachstelle ent-

lung im Bevölkerungsschutz gleichgesetzt ist.

standen ist, die eigenständig nicht mehr gedeckt

Darüber hinaus hinterfragt auch die Politik die

werden kann. Auch im Zuge der Corona-Pandemie

Spannweite der Befugnisse der Bundeswehr bei

absolvierten unter anderem etliche Reservisten in

einer Katastrophe im Inland, die die schwelende

Altenheimen ihren Dienst. Zudem erwägen auch

Diskussion, ob dieselben ausreichend sind,

Behörden und NGOs im Rahmen der Pandemie

erneut befeuert. Patrick Sensburg, Chef des

Kräfte der Bundeswehr zu gewinnen. So waren Sol-

Reservistenverbandes, bekräftigte im Interview

daten bei den Probeentnahmen gegen COVID-19,

mit der Welt, dass der Einsatz von Reservisten

durchgeführt von ansässigen Hilfsorganisationen

in der Corona-Pandemie die Notwendigkeit der

im Kreis Gütersloh, tätig – um hier nur ein Beispiel

Unterstützung durch die Bundeswehr bestätige.6

zu nennen. Augenscheinlich mag der Eindruck

Auch Annegret Kramp-Karrenbauer sieht hier ihre

vermittelt werden, die Theorie der Amtshilfe und

Absicht, einen neuen Freiwilligendienst in der

damit ihre rechtlichen Voraussetzungen würden

Bundeswehr für den Heimatschutz einzuführen,

hier zutreffen. Hierzu muss nach § 5 Nr. 1–5 VwVfG

als untermauert an.7 Reformkritiker der Stiftung

der Mangel an Einrichtungen oder Dienstkräften

Wissenschaft und Politik dagegen plädieren für

der anfordernden Stelle, die die Aufgabe überneh-

einen Aufwuchs der Reserve, jedoch abseits einer

men könnten, eintreffen. Jedoch kann bei näherer

Wehrpflicht. Eine solche verpflichtende Reserve

Recherche vermutet werden, diese Unterstützungs-

könne bestehenden Strukturen wie Bundes-

leistungen seien als subsidiäre Hilfe an sich frag-

wehrkrankenhäusern zugeordnet werden.8 Haak,

würdig. Erneut kann die Leistung der Reservisten

Reporterin der Berliner Zeitung, ergänzt die Aus-

begutachtet werden, die in Pflegeeinrichtungen

sage von Major/Schulze et al., indem sie auf das

zum Tragen kommt. Laut einem Kommentar in

vielfältige Aufgabenspektrum, das sich durch die

der Saarbrücker Zeitung von Renz/Keßler et al. sei

Wehrpflicht erweitern würde, hinweist. Eine sol-

hier zunächst die Personalstärke zu prüfen, bevor

che Aufgabe bindet Kräfte, die gar nicht da sind.9

Soldaten abseits ihres Auftrages tätig würden. Für

Vergangene Einsätze verdeutlichen zudem den

diesen Einsatz brauche man keine Soldaten. So

Bedarf nach einer vermehrten Kooperation und

sei der Pflegenotstand in Senioren-Einrichtungen

Koordination zwischen den Behörden und Organi-

und Krankenhäusern eine Katastrophe, aber keine

sationen zur Bewältigung einer Lage, der bereits

unerwartete Naturkatastrophe.4 Daneben sei bei

seit Langem erfasst ist. So zeigte nicht nur der

den Testungen in Gütersloh Personal von Hilfsorga-

Kirchbachbericht zum Hochwasser 2013 an der

nisationen zur Verfügung gestanden.5

Elbe und Donau die Grenzen in der Zusammenar-

3

Daher stellt sich die Frage, ob die Kapazitäten

beit eintreffender Behörden und der Bundeswehr

der Antragsteller tatsächlich ausgeschöpft waren,

auf.10 Bereits früher wurden Schwachstellen in

ehe Amtshilfe beantragt wurde. Würde dieser Fall

der Koordination angeprangert, die unter anderem

zutreffen, wäre faktisch die Unterstützung der

auf Defizite wie sprachliche Intransparenzen oder

Bundeswehr rechtswidrig. Geht man nun weiter

unterschiedliche Führungsprinzipien zurückzu-

davon aus, die Bundeswehr hätte über ihre

führen sind.11 Unzureichende Kommunikation,

Kompetenzen hinaus agiert, würden sich deren

die mangelnde Bereitschaft zur Kooperation als

Handlungsfelder zudem mit den Zuständigkeiten

auch die mangelhafte strukturelle Zentralität des

nicht-staatlicher Hilfsorganisationen überlappen.

operativ-taktischen Katastrophenschutzsystems

www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021 | 13


wurden bereits 2002 von der DKKV in der Zusam-

angewendet an den Beispielen der Bewältigung

menarbeit mit der Universität Potsdam heraus-

der aktuellen Pandemie als auch des Hochwassers

gearbeitet.12 So ist die vermehrte Einbindung der

2013, zu bewerten.14 Entscheidend, inwieweit die

Bundeswehr neben dem Versuch, die Kooperation

Teilnehmer eine Handlung der Bundeswehr als

zwischen Behörden im Falle einer Katastrophe zu

„akzeptabel“ bewerteten, war die individuell

optimieren, als mögliches Verbesserungspotenzial

wahrgenommene Situation der Befragten. Die

erkannt worden.

Kategorien umfassen die Bandbreite zwischen einer fehlenden Funktion oder Gewalt der Bundes-

Untersuchungsergebnisse

wehr als niedrigste Stufe der Partizipation bis hin zum eigenständigen Leiten von Programmen oder

Jedoch muss im Kontext dieser politischen Debatte auch die Auffassung der bisherigen Akteu-

Institutionen als die höchste Stufe der Beteili-

re, unter anderem die der NGOs, die das Handeln

gung.15 So konnte die Auffassung von 26 Befragten

des Bevölkerungsschutzes nachhaltig beeinflus-

ausgewertet werden. Der Fokus wurde auf poten-

sen, berücksichtigt werden. Inwieweit Angehörige

zielle Teilnehmer der Kreis- und Kommunalebene

nationaler nicht-staatlicher Hilfsorganisationen

gelegt.16 So stellen 42,86 Prozent der Befragten

des Katastrophenschutzes eine Erweiterung

Angehörige des DRK, 35,71 Prozent der Malteser,

der Partizipation der Bundeswehr in der Zivil-

21,43 Prozent der Johanniter Unfallhilfe e. V.

13

Militärischen-Zusammenarbeit akzeptieren, um

64,29 Prozent dieser Befragten sind der Ansicht,

die Schwachstellen des Katastrophenschutzes bei

die aktuelle Partizipation der Bundeswehr in der

einem Katastrophenfall in Friedenszeiten zu schlie-

Katastrophenhilfe würde die Möglichkeit der Mei-

ßen, muss hinterfragt werden. Sind sie bereit, der

nungsäußerung als auch die Information über die

Bundeswehr gleiche Kompetenzen einzuräumen

Einsatzlage beinhalten. Die Meinung der Soldaten

oder ist die bisherige Beteiligung der Streitkräfte

wird zur Kenntnis genommen, jedoch wird die der

für die Befragten ausreichend?

HiOrgs umgesetzt, sollten die Auffassungen nicht

Zu diesem Zweck wurde im Zeitraum vom

konform sein. Nachfolgend werden die unter-

10.07. bis 30.08.2020 eine quantitative Befragung

schiedlichen Auffassungen der Schwachstellen der

von Angehörigen nationaler NGOs durchgeführt.

gewählten NGOs veranschaulicht. Im Szenario des

Insbesondere waren die Teilnehmer dazu angehal-

Hochwassers sind 80,57 Prozent der Teilnehmer

ten, kategorisch eingeteilte Stufen der Partizipation,

der Auffassung, den Soldaten sollte es ermöglicht

Abbildung 1: Prozentuale Verteilung der Auffassung der Schwachstellen nationaler HiOrgs 90

prozentuale Verteilung

80 70 60 50 40 30 20 10 0

Kooperation

Errichtung und Lei- Aufrechterhaltung Krisenstab tung Lieferketten

Auffassung HiOrgs Corona

14 | www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021

Meinungsäußerung

Bereitstellung Personal

Auffassung HiOrgs Hochwasser 2013


werden, vor Einsatzbeginn ihre Meinung zu äußern,

rungsschutzes, insbesondere zwischen den NGOs

die Führung des Einsatzes wird jedoch von Vertre-

und der Bundeswehr kommen muss, ist unstrittig.

tern des Katastrophenschutzes bestimmt. Daneben

Die Fähigkeiten der Streitkräfte, insbesondere die

bestehe Bedarf, die kooperative Zusammenarbeit

der Stabsarbeit, sollten nicht nur genutzt, sondern

im Katastrophenschutz zu fördern. 50 Prozent

ausgeschöpft werden. Eine weitere Ressource

sprechen sich für eine kooperative Errichtung und

manifestiert sich, abseits der Tatsache, dass

Besprechung einsatzrelevanter Knotenpunkte

die Bundeswehr bereits seit Jahren eine dünne

durch Soldaten und Mitarbeiter der Organisationen

Personaldecke vorzuweisen hat, in der Durchhalte-

aus. Dennoch stufen 50 Prozent die Leitung und Er-

fähigkeit der Truppe.17 Soldaten werden zur Kata-

richtung eines Krisenstabes durch die Bundeswehr

strophenbekämpfung beordert. Sie helfen somit

als nicht akzeptabel ein. Dagegen ist zum einen die

„hauptamtlich“, anders als das ehrenamtlich Enga-

Aufrechterhaltung von Lieferketten von Lebens-

gierte der Hilfsorganisationen, deren zahlenmäßi-

mitteln und medizinischem Equipment für 64,29

ger Rückgang seit Jahren prognostiziert ist.18 Bei

Prozent der Teilnehmer eine akzeptable Unterstüt-

lokalen Ereignissen besteht zudem die Möglichkeit

zungsleistung. Des Weiteren sind 35,72 Prozent der

der Eigenbetroffenheit der Helfer, indem sie ihr

Auffassung, die Bereitstellung von „man power“

eigenes Hab und Gut zuerst retten möchten.19

durch die Bundeswehr, ohne hierbei die Möglich-

Auch die Befragten der Untersuchung sehen

keit auf Mitentscheidung oder Reaktion zu haben,

den Bedarf, sich einer neuen Diskussion zu wid-

sei ein adäquates Mittel, um die unzureichenden

men. 64,29 Prozent bekräftigen diese Auffassung,

Ressourcen der Einsatzkräfte der NGOs auszuglei-

dennoch ist unklar, in welchem Ausmaß erneute

chen. Dagegen sprechen sich 28,57 Prozent aus.

Debatten ihre Wirkung zeigen werden. Zumal ist

Auch in der Corona-Pandemie sieht ein Großteil

zwar die Notwendigkeit erkannt und Bestrebungen

der Befragten [64,29 Prozent] die Meinungsäuße-

stehen im Raum, jedoch gibt es keine konkreten

rung der Soldaten als eine akzeptable Unterstüt-

Umsetzungsstrategien. Dabei ist das Plädoyer

zungsleistung an. Zudem deklarieren 71,43 Prozent

Sensburgs, als Versuch das Grundgesetz um den

die kooperative Zusammenarbeit zwischen Solda-

Passus der Pandemie zu erweitern, obwohl die

ten und Mitarbeitern des Katastrophenschutzes als

Pandemie in Art. 35 Abs. 2 des Grundgesetzes als

mögliche Ressource. Dennoch sind in der Be-

natürliche Katastrophe bereits deklariert wird, nicht

kämpfung des Virus 35,71 Prozent der Befragten

nachvollziehbar.20 Nach Gubelt sind Massenerkran-

der Auffassung, die Leitung und Errichtung eines

kungen Naturkatastrophen, die durch Naturereig-

Krisenstabes sollte nicht von der Bundeswehr

nisse ausgelöst werden. Zudem ist unklar, welche

übernommen werden. Trotzdem ist die Aufrecht-

Änderungen er beabsichtigt, nachdem, unabhän-

erhaltung von Lieferketten für 57,14 Prozent,

gig davon, ob eine Pandemie als Naturkatastrophe

neben der direktiven Bereitstellung von Soldaten

bezeichnet wird, die allgemeine Amtshilfe außer-

zur Situationsbewältigung für 42,86 Prozent der

halb des hoheitlichen Handelns der Bundeswehr

HiOrgs-Angehörigen, eine akzeptable Unterstüt-

allemal durch Art. 35. Abs. 1 GG gedeckt ist.21 Des

zung durch die Streitkräfte. Somit zeigt sich eine

Weiteren ist fraglich, inwieweit hoheitliche Befug-

klare Tendenz. Die Hilfsorganisationen sind nicht

nisse in einer Pandemie zielführend sind.

bereit, die Führung eines Katastropheneinsatzes

Der Ausfluss einer solchen Debatte könnte es

der Bundeswehr zu übergeben. Dennoch sind sie

nicht nur den Soldaten ermöglichen, zukünftig,

gewillt, kooperativ diese Kräfte miteinzubinden.

sei es durch „man power“ oder Fähigkeiten, dem

Unterstützende Tätigkeiten, wie die Aufrechterhal-

Bevölkerungsschutz unter die Arme zu greifen.

tung von Warenlieferungen durch die Bundeswehr,

Erneute Diskussionen um die Handlungskompe-

wird beispielsweise als akzeptable Hilfe anerkannt.

tenz der Bundeswehr könnten präventiv umgangen

Dass es zu einer vermehrten Kooperation und

werden, indem Akteuren die rechtlichen Voraus-

Koordination zwischen den Akteuren des Bevölke-

setzungen vor Augen geführt werden. Dies wäre

www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021 | 15


ein hilfreicher Nebeneffekt – um es in den Worten Schulzes, Reporter der taz, zu formulieren –, nämlich ein „Nachhilfeunterricht“ unter anderem für Kommunen, die verfassungswidrige Hilfen erhalten wollen.22 Eine Unterstützungsleistung, wie die Amtshilfe in Altenheimen, würde somit gar keinen Anlass bieten, eine solche Handlung nachträglich in Frage stellen zu müssen. So ist sich der Großteil der Teilnehmer der Befragung [57,14 Prozent] einig, dass diese Unterstützung nicht mehr im Sinne der Subsidiarität ist. Begründet wurden die Auffassungen unter anderem mit Aussagen wie „Hilfeleistungspotenzial noch nicht ausgereizt“ oder „nationale werden nicht ausreichend genutzt, wenn diese Ressource ‚nicht mehr kann‘, dann kann BW [Bundeswehr] unterstützen“. Für eine erfolgreiche Adaptierung neuer zivil-militärischer Elemente bedarf es nichtsdestotrotz der Einbindung bestehender Institutionen des Bevölkerungsschutzes, in diesem Fall der Hilfsorganisationen, in den Entwicklungsprozess. Diese sind unter anderem entscheidend dafür, inwieweit die Handlungen der Bundeswehr im Inland sich in das Katastrophenschutzsystem einfügen und es ergänzen können.

Fußnoten 1 Im Zuge dieses Artikels werden, nach der Auffassung der Autorin, geschlechterunspezifische Begrifflichkeiten wie „Soldaten“ oder „Reservisten“ verwendet, die sich bewusst von der Diskriminierung diverser Geschlechter distanzieren und lediglich zur besseren Lesbarkeit gewählt wurden. 2 NGO = Non-governmental organization. 3 Welt (2020): Kreis Gütersloh bittet Bundeswehr um Hilfe bei Corona-Tests. www.welt.de/regionales/nrw/ article209850071/Kreis-Guetersloh-bittetBundeswehr-umHilfe-bei-Corona-Tests.html [09.09.2020]. 4 Niewald, L. V. (2020): Plötzlich steht die Bundeswehr vor der Tür. In: Neue Westfälische, o. S. 5 Renz, M./Keßler, T. et al. (2020): Kritik an Soldaten-Hilfe in Altenheimen. In: Saarbrücker Zeitung, S. 10. Aus Befürchtung von Repressionen kann hier keine Quelle genannt werden. 6 Jungholt, T. (2020): „Brauchen eine Debatte, wann Bundeswehr im Inland eingesetzt werden soll“. www.welt. de/politik/deutschland/article206770243/Corona-Brauchen-Debattewann-Bundeswehr-im-Inland-eingesetztwerden-soll.html [09.09.2020]. 7 Zeit online (2020): Bundeswehr-Freiwilligendienst Bundeswehr will Freiwillige für den Heimatschutz rekrutieren. https://www.zeit.de/amp/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-07/bundeswehrfreiwilligendienst-heimatschutzrekrutierung-annegret-kramp-karrenbauer [09.09.2020]. 8 Major, C./Schulz, R. et al. (2020): Die neuartige Rolle der Bundeswehr im Corona-Krisenmanagement. www.swp-

16 | www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021

berlin.org/fileadmin/contents/products/aktuell/2020A51_ bundeswehr_corona.pdf [09.09.2020]. 9 Haak, J. (2020): Wohin geht’s ?. In: Berliner Zeitung 160/2020, S. 6. 10 Kirchbach, H.-P. von/Popp, T. et al. (2013): Bericht der Kommission der Sächsischen Staatsregierung zur Untersuchung der Flutkatastrophe 2013. Dresden, Sächsische Staatskanzlei. 11 Kreutzer, R. (2008): Katastrophenschutz auf dem Prüfstand. www.allianz.com/content/dam/onemarketing/ azcom/Allianz_com/migration/me dia/current/de/presse/ news/studien/archiv/downloads/studie_katastrophenschutz.pdf [31.10.2020]. 12 Bessel, T./Callsen, I. et al. (2015): Das Hochwasser im Juni 2013. Bewährungsprobe für das Hochwasserrisikomanagement in Deutschland. www.dkkv.org/fileadmin/user_upload/Veroeffentlichungen/Publikationen/ DKKV_53_Hochwasser_Juni_2013.pdf [31.10.2020]. 13 Hilfsorganisation = HiOrg. 14 Das Szenario des Hochwassers wurde gewählt, um die Ereignisunabhängigkeit der Schwachstellen der Hilfsorganisationen zu verdeutlichen. 15 Arnstein, S. (1969): A Ladder of Citizen Participation. In: Journal of the American Institute of Planners 4/1969, S. 216–224. 16 Anfängliche Versuche, ausschließlich Führungskräfte der Landes- und Bundesebene einzubinden, scheiterte durch Absagen der Großteil der Teilnehmer. Insgesamt konnten von 105 Fragebögen 26 zur Untersuchung herangezogen werden. Es ist anzunehmen, dass der Anteil der unbearbeiteten Bögen auf die gewählte Thematik zurückzuführen ist. Diese befasst sich mit der Machtkonstellation und den damit einhergehenden Interessen der beteiligten Akteure. Darüber hinaus haben diese den Bedarf nach einer Anpassung und Änderung der Kooperation mit der Bundeswehr im Bevölkerungsschutz erkannt. Drei anonymisierte Rückmeldungen bestätigen die aktuellen Absprachen der Hilfsorganisationen mit der Bundeswehr. Darüber hinaus untermauern diese Rückmeldungen die Zurückhaltung potenzieller Teilnehmer der Untersuchung. Sie befürchten berufliche Repressionen, sollten sie eine solche Thematik bewerten, die eine tagesgelebte politische Realität in Frage stellt. 17 Major, C./Schulz, R. et al. (2020): Die neuartige Rolle der Bundeswehr im Corona-Krisenmanagement. www.swpberlin.org/fileadmin/contents/products/aktuell/2020A51_ bundeswehr_corona.pdf [31.10.2020]. 18 Bundesministerium des Inneren (2016): Konzeption Zivile Verteidigung. www.bmi.bund.de/SharedDocs/ downloads/DE/veroeffentlichungen/themen/bevoelkerungsschutz/konzeption-zivileverteidigung.pdf_ blob=publicationFile&v=1 [31.10.2020]. 19 Kreutzer, R. (2008): Katastrophenschutz auf dem Prüfstand. www.allianz.com/content/dam/onemarketing/ azcom/Allianz_com/migration/media/current/de/presse/ news/studien/archiv/downloads/studie_katastrophenschutz.pdf [31.10.2020]. 20 Jungholt, T. (2020): „Brauchen eine Debatte, wann Bundeswehr im Inland eingesetzt werden soll“. www.welt. de/politik/deutschland/article206770243/Corona-Brauchen-Debattewann-Bundeswehr-im-Inland-eingesetztwerden-soll.html [31.10.2020]. 21 Gubelt, M. (2001): Rechts- und Amtshilfe; Katastrophenhilfe Art 35–37. In: Münch, I. von (Hrsg.): Grundgesetzkommentar Band 2 Art. 20–69. 5. Auflage, Verlag C. H. Beck, München, S. 587–622. 22 Schulze,T. (2020): Coronahilfe durch die Bundeswehr: Armee gegen Einsatz im Innern. https://taz.de/Coronahilfedurch-die-Bundeswehr/!5680047/ [31.10.2020].


www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021 | 17


Dr. Dirk Freudenberg, M. A., Dozent, Referat IV.2 „Risiko- und Krisenmanagement – National“, Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ), Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) Frank Meurer, M.Sc. MBA, Referatsleiter, Referat IV.2 „Risiko- und Krisenmanagement – National“, Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ), Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK).

Zur Bedeutung ressort- und ebenenübergreifender Krisenmanagementausbildung: Sicherheitspolitische Rahmenbedingungen Deutschland sieht sich in seiner Lage als Hochindustrieland in der Mitte Europas ohne wesentliche eigene Rohstoffe und abhängig vom weltweiten Export seiner Produkte mit umfassenden sicherheitspolitischen Herausforderungen und Akteuren konfrontiert. Das sind neben der nach wie vor gegebenen Bedrohung durch den transnationalen islamistischen Terrorismus zum einen das Wiedererstarken Russlands in der direkten Peripherie Ostmitteleuropas; das sind Wirtschaftsund Finanzkrisen, Migration und aktuell die COVID-19-Pandemie, an der deutlich aufgezeigt werden kann, wie unterschiedliche (sicherheits-)politische Problemfelder sich gegenseitig beeinflussen und ggf. auch katalysieren.

18 | www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021


Dazu kommen einerseits der Aufstieg weiterer

weiterer systemrelevanter Anbieter von Waren,

globaler Mächte, wie China und Indien, welche

Produkten und Dienstleistungen. Besonders die

nicht nur wirtschaftlich Partner und zugleich Mitbe-

Schnittstellenvielfalt zwischen unterschiedlichen

werber sind, sondern auch im klassischen sicher-

Akteuren aus Wirtschaft, Verwaltung, Politik; zwi-

heitspolitischen Politikfeld (potentiell) als Heraus-

schen staatlich-administrativen und nicht-staatli-

forderer auftreten.1 Andererseits die zunehmende

chen Akteuren auf und zwischen unterschiedlichen

Emanzipation der europäischen Staaten – auch

Ebenen stellt durch ihre Unübersichtlichkeit eine

Deutschlands – von den Vereinigten Staaten von

besondere Herausforderung dar. Die Komplexi-

Amerika und sich daraus ergebende Disharmonien

tät der Herausforderungen für den Staat werden

im westlichen Verteidigungsbündnis der NATO

zukünftig eher zunehmen und dementsprechend

sowie zentrifugale Erscheinungen in der Europä-

werden die Lösungsansätze nicht zwingend in der

ischen Union, welche sich in der Finanzkrise, im

alleinigen Zuständigkeit eines Ministeriums bzw.

Brexit und auch in Souveränitäts- und Autonomie-

einer (nachgeordneten) Behörde verortet sein.

bewegungen einzelner autochthoner Minderheiten

Eine zentrale Herausforderung ergibt sich aus dem

innerhalb der europäischen Nationalstaaten wider-

Umbruch der modernen Industriegesellschaft zur

spiegeln. Deutschland ist von diesen Entwicklun-

Bildungsgesellschaft; das 21. Jahrhundert wird

gen direkt und indirekt betroffen und muss hierauf

geprägt durch Wissen und Information, welche

reagieren und seine Positionen und Rolle in der

ihrerseits zu den zentralen wirtschaftlichen Res-

internationalen Ordnung und im Kreise seiner Ver-

sourcen werden.3 Der Umgang mit den vorstehend

bündeten und Partner neu justieren. Unter diesen

skizzierten Herausforderungen und Problemfel-

Bedingungen von Globalisierung und Transnationa-

dern ist für die zukünftige sicherheitspolitische

lität steigt somit sowohl im nationalen wie auch im

Bedeutung – und damit eng verbunden und in

internationalen Krisenmanagement die Bedeutung

Wechselwirkungsbeziehung damit stehend – für

von Führung, Koordination und Zusammenarbeit

die Bedeutung des Wirtschaftsstandortes Bundes-

im internationalen wie auch im nationalen Bereich.

republik Deutschland von existenzieller Bedeutung.

Das gilt insbesondere für die Schnittstellen staat-

Diese Entwicklungen schlagen in ihren Auswirkun-

licher Verwaltung auf allen Ebenen des föderati-

gen ggf. direkt auf den Bevölkerungsschutz durch

ven Systems zu anderen gesamtgesellschaftlich

oder tangieren ihn zumindest indirekt.

systemrelevanten Akteuren einschließlich Unternehmungen der Wirtschaft2, hier insbesondere den Betreibern Kritischer Infrastrukturen (KRITIS) und

Konsequenzen für die Anforderungen im Krisenmanagement Insgesamt wird das Thema „Führung“ komplexer, da nicht allein horizontal in eigene, unterstellte Bereiche steuernd einzuwirken ist, sondern ebenen- und institutionenübergreifend Probleme analysiert werden und abgestimmt geregelt werden müssen. Insofern baut Führung auf überkommenen Grundsätzen auf, die das Zusammenwirken von Menschen und Organisationseinheiten und -elementen auf eine gemeinsame Zielrichtung hin gestalten. Weiterhin besteht nicht nur nach wie vor, sondern, angesichts einer komplexer werdenden Welt mit steigenden Anforderungen an Führungskräfte, eine zunehmende Notwendigkeit von Organisations-, Institutionen- und Ebenenübergreifender Durchlässigkeit sowie ein entsprechen-

www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021 | 19


der Transfer von Wissen und Fähigkeiten. Diese

nur auf den eigenen Verantwortungsbereich zu

Beobachtung gilt nicht nur aus der Perspektive der

fokussieren und zu beschränken, sondern mit Sicht

Akteure, die Teil des Problems sind, sondern ist

auf den Interessenraum die umfassende Viel-

auch aus dem Blickwinkel der Akteure festgestellt,

schichtigkeit und Mehrdimensionalität von Ereig-

welche tragfähige Beiträge zu Lösungen leisten

nissen und Geschehnissen zu erfassen, um daraus

können und müssen.

wiederum mögliche (sicherheitspolitische)

Entscheidend ist das Verständnis für:

Entwicklungen zu antizipieren und in ihren jewei-

• die Komplexität von Sachzusammenhängen

ligen Bereich zu transformieren sowie dement-

• die Wahrnehmungsfähigkeit für Ereignisse und

sprechend vorausschauend ziel- und wirkungs-

mögliche Folgen und Auswirkungen sowie die

orientierte Entscheidungen zu treffen. Kooperation

Selbstbetroffenheit

erfordert bewusste Reflexivität, also ein Erkennen

• die Antizipation von sicherheitspolitischen Herausforderungen und Krisenmanagement • das Wissen um (ggf. sachfremde) politische

des Umstandes, dass Entscheidungen, die im Wege arbeitsteiliger Informationsverarbeitung und bei Setzung von Entscheidungsprämissen nach

Interessenlagen und entsprechende Konstella-

einer bestimmten Ordnung gefunden werden,

tionen

sich aufeinander beziehen, dass sie nur schritt-

• sachorientierte Organisationsstrukturen und -gliederungen • strukturierte Problemlösungs- und Entscheidungsfindungsprozesse • Lösungsansätze im Ressort-, Ebenen- und

weise Komplexität absorbieren können, dass bei jedem Schritt Wahlen getroffen werden müssen.4 Allerdings darf eine Verantwortungsdiffusion nicht einer Wirkungsorientierung und Zielerreichung in der Sache entgegenstehen. Es bedarf politischer

Institutionenübergreifenden vernetzten Ansatz

Führung des Willens und der Fähigkeit zur stra-

(Comprehensive Approach)

tegischen Steuerung politischen Handelns.5 Und auch die Durchsetzung und Umsetzung dieses

Konsequenzen für den Bildungsauftrag

Willens bedarf bestimmter Prozesse, um auf Her-

Können ist das Produkt aus Wissen und Erfah-

ausforderungen zu reagieren. Demzufolge gilt es,

rung, welches seinerseits wiederum schöpferisch

Fähigkeiten zu entwickeln und zu fördern, welche

zur Anwendung und Wirkung gebracht werden

die Analysefähigkeit, die Antizipationsfähigkeit,

muss. Gerade für Führungskräfte und Entscheider

die Entscheidungsfindungsfähigkeit, die Ent-

gilt es, vor den oben skizzierten Problemstellungen

schlussfähigkeit und Durchsetzungsfähigkeit bei

einen klaren Blick zu entfalten und sich dabei nicht

Entscheidern und Führungsgehilfen stärken. Die

20 | www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021


Schlüssel hierzu sind Wissen und Erfahrung – oder

keine semantische Übung, welche den Begriff der

kurz: Bildung und Ausbildung, welche sich wiede-

Krise ersetzen will und ihr zugleich den Anschein

rum in Übungen und Einsätzen widerspiegeln und

der Gefahr, wie auch den „Geschmack der Krise“

ihrerseits auch in ihren Wechselwirkungen neuen

nehmen will, sondern eine thematisch umfassen-

Erkenntnisgewinn generieren.

de Erweiterung auf alle krisenrelevante Bereiche, welche mit dem unmittelbaren Kerngeschäft

Antizipatorische und analytische Fähigkeiten als Voraussetzungen von Entscheidungen

zusammenhängen und die sich auf die Sicherheit (negativ) auswirken könnten. Dieses Verständnis und die Offenheit, sich intellektuell auf mögliche Ereignisse einzulassen, die (möglichen) Konse-

Seit einigen Jahren wird das Thema „Issuemanagement“, also Ereignismanagement, disku-

quenzen und ihre verschiedenen Ableitungen

tiert. Dabei versteht man „[u]nter Issues ... The-

hieraus zu durchdenken, zu diskutieren, und nicht

men, Ereignisse, Prozesse und Entwicklungen ...,

etwa mit dem Argument etwaiger aktueller politi-

die für ein Unternehmen relevant sind, frühzeitig

scher Relevanz weg zu negieren, weil potentielle

erkannt, evaluiert sowie professionell gemanagt

Folgerungen und Antworten unbequem sind oder

werden sollten. ... Issue-Management behandelt

es möglicherweise (noch) keine befriedigenden

den gesamten Prozess von Monitoring und Früh-

Lösungsansätze gibt, sind die Voraussetzungen für

erkennung über Szenario- und Agendamethodik,

ein umfassendes Risiko- und Krisenmanagement.

Intervention, Planung in der Krise sowie Aufarbei-

In diesem Sinne sollte Ereignismanagement auch

tung, Dokumentation und Corporate Learning.“

Teil des Selbstverständnisses eines umfassenden

Dementsprechend ist Ereignismanagement

Krisenmanagements sein.

6

umfassender als das herkömmliche Verständnis von Krisenmanagement, weil es dem Eintritt einer Krise ggf. und günstigenfalls (weit) vorgelagert ist und durch frühzeitige Wahrnehmung und Einwirken es möglicherweise zu keiner krisenhaften Phase kommt bzw. deren Eintrittstermin und Verlauf verzögert bzw. abgemildert werden kann und dementsprechend auch die Auswirkungen eines Ereignisses besser zu steuern sind. Daher ist der Gebrauch des Terminus „Ereignismanagement“

Fußnoten 1 vgl. Nissel, H. (2020): Indien und China. Konkurrenten in der neuen Weltordnung. In: ÖMZ 2020, S. 559 ff. 2 vgl. Freudenberg, D. (2015): Schnittstellen im Krisenmanagement. Das Zusammenspiel von Unternehmen und Verwaltung. In: Zeitschrift Notfallvorsorge 2/2015, S. 3 ff.; vgl. Freudenberg, D. (2016): Unternehmenssicherheit im Kontext eines modernen Bevölkerungsschutzes. In: Kuhlmey, M./Freudenberg, D. (Hrsg.) (2016): Krisenmanagement – Bevölkerungsschutz. Lehrstoffsammlung, Berlin, S. 239 ff.; vgl. Meurer, F. (2015): Ein Beitrag aus der operativ-taktischen Führungsausbildung: Eine Schnittstellenbetrachtung für Führungsstäbe. In: Im Einsatz 5/2015, S. 30 ff.; vgl. Geier, W. (2017): Strukturen, Zuständigkeiten, Aufgaben und Akteure. In: Karutz, H./ Geier, W./Mitschke, T. (Hrsg.) (2017): Bevölkerungsschutz. Notfallvorsorge und Krisenmanagement in Theorie und Praxis. Berlin, Heidelberg, S. 93 ff. 3 Schreiner, K. H. (2006): Soziale Perspektiven des Transformationsprozesses. In: Bockstette, C./Jertz, W./Quant, S. (Hrsg.): Strategisches Informations- und Kommunikationsmanagement. Handbuch der Sicherheitspolitischen Kommunikation und Medienarbeit. Bonn, S. 50 ff.; 36. 4 Luhmann, N. (1971): Politische Planung. In: Ronge, V./ Schmieg, G.: Politische Planung in Theorie und Praxis. München, S. 57 ff. 5 Hänsch, K. (2002): Anmerkungen zur Strategiefähigkeit in der Politik. In: Nullmeier, F./Saretzki, T. (Hrsg.): Jenseits des Regierungsalltags. Strategiefähigkeit politischer Parteien. Frankfurt am Main, New York, S. 179 ff. 6 Kalt, G./Kinter, A./Kuhn, M. (2009): Einleitung. In: Kalt, G./Kinter, A./ Kuhn, M. (Hrsg.): Strategisches Issues Management. Vom erfolgreichen Umgang mit Krisen und Profilierungsthemen. Konzepte – Implikationen – Best Practices. Frankfurt am Main, S. 9 ff.; 10.

www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021 | 21


22 | www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021


Foto: Global Fire Monitoring Center (GFMC)

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Johann Georg Goldammer ist Leiter des Global Fire Monitoring Center (GFMC) und der Arbeitsgruppe Feuerökologie des Max-Planck-Instituts für Chemie (Mainz) und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau. Neben seiner Mitgliedschaft im THW ist er Fachberater Landschaftsbrände der Feuerwehr Freiburg. Dort wird seit 2014 zusammen mit dem Forstamt das „Freiburger Modell“ zur Bekämpfung von Waldbränden und Bränden im Offenland aufgebaut.

Klimawandel, Wetterextreme, Wald und Waldbrand: Eine Querschnittsaufgabe! Die Folgen des Klimawandels drücken sich in den vergangenen Jahren durch das zunehmende Vorkommen von Wetterextremen wie Stürme/ Orkane, Starkniederschläge, Hitzewellen und länger andauernde Trockenzeiten aus. Damit bestimmt der Klimawandel die Zukunft der Wälder Mitteleuropas. Hierzu bedarf es keiner weiteren Erläuterungen und Begründungen – die abgesunkenen Grundwasserspiegel und der Zustand des Walds in Deutschland sprechen für sich. Das bestätigte zuletzt der am 24.02.2021 von der Bundesregierung veröffentlichte Waldzustandsbericht 2020. Die Niederschläge im Winter 2020/2021 sind kein Anlass, die Warnampel von Rot auf Gelb zu schalten. Die klimagetriebene Entwicklung der Natur- und Kulturlandschaften in Deutschland wird regional und standörtlich unterschiedlich sein, aber eines gemeinsam haben: die steigende Anfälligkeit bzw. das Risiko von Landschaftsbränden – Brände im Offenland und Waldbrände. www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021 | 23


Waldbrände entstehen oft außerhalb Die Bundesanstalt für Ernährung und Landwirt-

und evakuiert, z. B. Bad Siegburg und die brandenburgischen Gemeinden Tiefenbrunnen, Klausdorf

schaft (BLE) erfasst und koordiniert die Meldungen

und Frohnsdorf. 2019 waren es die Ortschaften

der Bundesländer über Brände in Waldflächen.

Alt-Jabel, Jessenitz-Werk und Trebs bei Lübtheen

Brände in der Offenlandschaft werden statistisch

in Mecklenburg-Vorpommern, die vor den Feuern

nicht erfasst, das heißt Brände auf landwirtschaft-

auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz und

lichen Flächen, Mooren, Heideflächen einschließ-

Munitionsdepot geschützt und evakuiert werden

lich der dort vorwiegend zu findenden Standorte

mussten. Im April 2020 wurden am Rand eines

mit Kampfmittelbelastung (vgl. NfV 3/2019).

Waldbrands in Nordrhein-Westfalen Menschen

Die Jahre 2018 bis 2020 haben wiederholt aufgezeigt, dass Landschaftsbrände in Deutschland nicht nur in Wäldern zunehmend Probleme bereiten, sondern vor allem auch auf landwirt-

aus Gummersbach-Strombach evakuiert.

Der Wald als Notfall Dieser Beitrag soll Führungskräften der Feuer-

schaftliche Flächen, in Naturschutzgebieten, auf

wehren Einsicht in die besonderen Herausforde-

ehemaligen und aktiv genutzten militärischen

rungen der Waldentwicklung und der Waldbrand-

Übungsflächen und auf Flächen ehemaliger

gefährdung im Klimawandel vermitteln. Dabei

Kampfhandlungen des Zweiten Weltkriegs (Flä-

wird darauf hingewiesen, dass die Waldgebiete in

chen mit Kampfmittelbelastung, insbesondere

Deutschland von landwirtschaftlichen Flächen und

in Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-

anderer Vegetation der Offenlandschaft umgeben

Vorpommern 2018–2019) und auch in Feucht-

bzw. in diese eingebettet sind. Landschaftsbrände

gebieten und Mooren (Moorbrand bei Meppen

kennen keine Grenzen zwischen Vegetationsty-

2018). Erstmalig seit mehr als vier Jahrzehnten

pen und Landeigentümern bzw. behördlicher,

wurden 2018 auch Siedlungen im ländlichen

juristischer und hoheitlichen Zuständigkeiten der

Raum und Stadtrandlagen betroffen bzw. bedroht

Gemeinden, Landkreisen, Bundesländern und

Foto: Global Fire Monitoring Center (GFMC)

Landwirtschaftliche Flächen – Ursprung und Übersprung von Waldbränden

24 | www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021


benachbarter Staaten. Der Beitrag soll aufzeigen,

finden sich vorwiegend Kiefernbestände und

dass Abgrenzungen sektoraler Zuständigkeiten

naturschutzfachlich wertvolle Heideflächen, die

und der Kapazitäten unterschiedlicher Akteure

seit vielen Jahrzehnten, einige auch seit über

überwunden werden sollten. Hierbei sind nicht

einhundert Jahren, durch Feuer entscheidend

nur staatliche Dienststellen von Bund und Ländern

gestaltet wurden.

gefragt, sondern auch die Bereitschaft der Zivil-

Auch ohne den Einfluss von Waldbränden sind

gesellschaft, das Thema der Prävention und

viele Laubbaumarten besonders von den Trocken-

Kontrolle von Landschaftsbränden als eine Quer-

zeiten betroffen, die der Klimawandel mit sich

schnittsaufgabe gemeinsam anzugehen. Das

bringt. Unter anderen Arten leidet darunter auch

„Freiburger Modell“, das ein engeres Zusammen-

die heimische Buche, auf die bis vor kurzem als

rücken zwischen Waldbesitzern und Feuerwehren

wichtige Zukunftsbaumart gesetzt wurde.

vorsieht, ist ein Test dieses Konzepts, das seine Zwischenprüfung bestanden hat.

Reduzierung des Waldbrandrisikos

Blick in den Wald

zierung des Risikos der Entstehung, Ausbreitung

Der Aufbau von Waldstrukturen, die der ReduBevor ein Blick auf die Zukunft geworfen wird,

und Intensität von Waldbränden dienen, ist Auf-

soll auf die Erfahrungen der Forstwirtschaft und

gabe des Waldbesitzers. Die traditionellen Maß-

der Forstwissenschaft hingewiesen werden. In den

nahmen umfassen vor allem die Anlage von Brand-

klassischen forstlichen Lehrbüchern ist umfang-

schutz- bzw. Wundstreifen, Wasserreservoire und

reiche waldbauliche Expertise zur Risikoverminde-

der Aufbau von Waldbrandriegeln.

rung von Waldbränden niedergelegt. Der Anbau

Die Anlage von Wundstreifen entlang von

von Laubholz in Form von Unterbau oder die Anla-

Straßen, Bahngleis oder frequentierten Waldwegen

ge von Brandschutzriegeln, lässt sich darin ebenso

dienen in erster Linie dazu, die Ausbreitung eines

nachvollziehen, wie die Funktion von Wundstrei-

von den Verkehrswegen ausgehenden Entste-

fen – auch wenn diese Praktiken nach fast einem

hungsbrands in den ersten Metern aufzuhalten.

halben Jahrhundert „Waldbrandruhe“ vielerorts in

Die Anlage und Unterhaltung solcher Wundstreifen

Vergessenheit geraten waren. Allerdings ist in ei-

waren vor 2018 im Bundesgebiet eher rückläufig –

ner Hinsicht Vorsicht geboten: Das „alte gemäßig-

erfahren aber angesichts des ansteigenden Risikos

te Klima“, in denen diese Erfahrungen gesammelt

ein neuerliches Interesse. Konzepte für die Anlage

wurden, gehört der Vergangenheit an.

von Wund- und Schutzstreifen sind in vielen forstli-

Das zeigen auch die Waldbrandstatistiken auf.

chen Lehrbüchern niedergelegt und haben weiter-

Bei genauem Hinsehen werfen sie neues Licht auf

hin ihre Gültigkeit, so z. B. auch in „Waldkrankhei-

landläufige Meinungen, z. B. dass es vorwiegend

ten – Lehrbuch der Forstpathologie und des Forst-

Nadelholzbestände sind, die von Bränden betrof-

schutzes“ von Fritz Schwerdtfeger, das in erster

fen seien. Im Jahr 2017 waren 84 Prozent von der

Auflage im Jahr 1942 erschien und dessen jüngste

von einem Waldbrand betroffenen Flächen Laub-

Auflage in den Regalen vieler Forstbetriebe steht.

wälder, im Jahr 2018 waren es 50 Prozent und

Die historischen Erfahrungen der Wirkung von

43 Prozent im vorletzten Jahr 2019 (die Wald-

Wundstreifen und baumbestockten Schutzstreifen

brandstatistik für 2020 wird erst Mitte 2021

sind es wert, überprüft und wieder in Anwendung

veröffentlicht). Diese Zahlen beziehen sich auf alle

gebracht zu werden. Diese waren in erster Linie

Waldbesitzarten – ausgenommen Bundeswald.

entlang des Bahngleises oder entlang von Straßen

Letzterer umfasst vorwiegend ehemalige und

vorgesehen. Das Hauptproblem – Funkenflug aus

aktive Militärflächen, die historisch durch Übungs-

Dampflokomotiven – ist wohl Geschichte, auch

bzw. Schießbetrieb geprägt wurden, darunter

wenn er entlang von museal betriebenen Bahn-

auch durch regelmäßig auftretende Feuer. Dort

strecken gelegentlich heute noch Probleme

www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021 | 25


Fotos: Global Fire Monitoring Center (GFMC)

Waldstruktur und die Menge des Brennmaterials bestimmen das Feuerverhalten: Nicht aufgearbeitetes Läuterungsmaterial liefert die Energie für ein Vollfeuer.

bereitet. In der jüngeren Vergangenheit war es

z. B. die bereits erwähnte Buche, zeigen sich den

eher der Funkenflug von Gusseisenbremsen

Klimaextremen nicht gewachsen. Und: Können

von Güterzügen, der auf längeren Gefällstrecken

Laubholzstreifen wirklich effektiv einen Großbrand

(Bremsstrecken) zu Bränden führte. Beispielswei-

stoppen?

se entstanden 2003 in Deutschland mehr als 900 Brände entlang des Gleises. Mit der Ausstattung neuer Bremssysteme wird auch dieses Problem

Blick in andere Regionen Ein Blick auf andere Regionen der Welt, in

bald der Vergangenheit angehören. Heute sind es

denen bereits jetzt bzw. in der jüngeren Vergan-

eher Katalysatoren von abgestellten Fahrzeugen

genheit ein Klima herrscht wie das, das auf Mittel-

und heiß gelaufene land- und forstwirtschaftliche

europa zukommt, mag hilfreich sein. Wie sehen

Maschinen, die im Auge zu behalten sind.

heute schon die Wälder in Regionen aus, die von mediterranem oder subtropischem Klima geprägt

Feuerresiliente Wälder Waldbrandriegel innerhalb des Waldes dienen

sind? Oder Regionen in Zentralasien, in denen ein stark ausgeprägtes kontinentales Klima die Wald-

der Fragmentierung des Feuerrisikos in zusam-

gesellschaften geformt hat. Die dort verbreiteten

menhängenden Waldgebieten. Ein laufender

natürlichen und vom Menschen eingebrachten

Waldbrand soll hier durch eine Bestandsstruktur

Feuer hatten einen erheblichen Einfluss auf die

aufgehalten werden, die die Ausbreitung von

Dynamik und Zusammensetzung von Waldgesell-

Feuer hemmt bzw. die Bekämpfung des Feuers

schaften. Die Einsicht in diese Regionen sollten

erleichtert. Hier wird heute unverändert der Anbau

Gedankenanstöße geben, ohne zu beabsichtigen,

von Laubholzarten empfohlen, seien es Buche,

diese Verhältnisse 1:1 auf Mitteleuropa zu übertra-

Roteiche oder Robinie. Ob diese Praxis unter den

gen. Sie sollen zum Nachdenken anregen, ob unter

zu erwartenden Auswirkungen des Klimawandels

den hiesigen Standortbedingungen Maßnahmen

noch Bestand hat, ist fraglich. Baumarten, die

für die Forstwirtschaft abgeleitet werden können,

noch vor Kurzem als zukunftsweisend galten, wie

vor allem in Hinblick auf Baumartenwahl und

26 | www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021


Waldstruktur, die Risiken für die Ausbreitung, Be-

hohe Widerstandskraft haben, oder Douglasien aus

kämpfbarkeit und Auswirkungen eines Waldbrands

ihrem Herkunftsgebiet im pazifischen Nordwesten

verringern.

der Vereinigten Staaten, die eine hohe Widerstands-

Kann unsere Forstwirtschaft aus den Waldgesellschaften lernen, die wohl eine unterschiedliche

kraft gegenüber Feuer und Trockenheit aufweisen. Von Interesse für Mitteleuropa und Deutschland

Geschichte und Entwicklung haben, aber Struk-

sind vor allem auch die Waldgesellschaften der

turen aufweisen, die Anregungen für die Gestal-

Nordhemisphäre, in denen die gleichen Baumarten

tung des künftigen Waldes in Deutschland geben

bzw. -gattungen vorkommen. Als Beispiel mag die

können? Im Fokus steht hierbei die Notwendigkeit,

heimische Waldkiefer (botanisch: Pinus silvestris)

die Resilienz des Waldes zu priorisieren, und zwar

dienen, die als eine der mehr als 100 Kiefernarten

in Hinblick auf:

ein ungewöhnlich großes Verbreitungsgebiet hat:

• Trockenstress: Baumartenwahl und Reduzie-

Es reicht von Schottland im Westen bis an die

rung der Konkurrenz zwischen Einzelbäumen bei begrenzter Wasserversorgung, insbesondere in

Pazifikküste im Fernen Osten Russlands. Im zentralen Eurasien – vor allem in Sibirien und

Hinblick auf physiologischem Stress und damit

den angrenzenden Waldgebieten Kasachstans,

der Anfälligkeit gegenüber einem Befall von

der Mongolei und Chinas – hat sich die heimische

Schaderregern (z. B. Borkenkäfer)

Waldkiefer seit dem Ende der letzten Eiszeit auf

• Sturm: Baumartenwahl in Hinblick auf Stand-

den Standorten der „hellen Taiga“ den Bedingun-

festigkeit (Wurzelsystem) bei erhöhtem Auf-

gen des kontinentalen Klimas, häufigen Blitzschlag-

treten von Starkwinden/Sturm

feuern und den durch Menschen verursachten

• Feuer: an Bodenfeuer angepasste bzw. tole-

Bränden stellen müssen. Hier haben sich vor allem

rante Baumarten

auf nährstoffarmen Standorten Waldbestände

Mögliche Zukunftsbaumarten sind wärme- und

bzw. Waldgesellschaften in Form von Lichtwäldern

trockenheitsangepasste Eichenarten (z. B. aus dem

gebildet, die eine bemerkenswert hohe Stabilität

natürlichen Verbreitungsgebiet in Südeuropa), die

und Resilienz gegenüber Trockenheit und Feuer

gegenüber Feuer, Wassermangel und Sturm eine

aufweisen.

Fotos: Global Fire Monitoring Center (GFMC)

Blick in die Lichtwälder Sibiriens: Regelmäßige Blitzschlagfeuer räumen den Waldboden auf – es kann sich kein Vollfeuer bilden.

www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021 | 27


Fotos: Global Fire Monitoring Center (GFMC)

Brand bei Lübtheen 2019: Die meisten Kiefernbestände waren bereits Jahrzehnte zuvor wiederholt von Feuer durchgebrannt – auch die Harznutzung konnte diesen Beständen nicht zusetzen.

Bewährte Verfahren In Hinblick auf die Risikoreduzierung ist es aber nicht nur das natürliche und kontrollierte Feuer, das resiliente Waldstruktur schaffen kann. Die

nisch geschehen, indem die pflanzliche Biomasse als Quelle erneuerbarer Energie verwertet oder in den Boden eingearbeitet wird. In der Grafik ist ein Waldbrandriegel modellhaft

Bewirtschaftung des Unterstands, des potenziellen

veranschaulicht: Ein aufgelichteter Waldbestand,

Brennmaterials auf dem Waldboden und der Wald-

in dem die Bäume einen Solitärcharakter haben,

struktur: Statt mit Feuer kann dies auch mecha-

damit standfester sind und vor allem während

Bis in die 1990er-Jahre verwendete der U.S. Forest Service Unimogs mit Schlegelmulchgeräten, um offene Waldbrandriegel an strategischen Positionen anzulegen – leicht befahrbar für die Firefighter.

28 | www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021


Trockenzeiten weniger Konkurrenz um Wasserversorgung haben. Ein Kronen- bzw. Vollfeuer ist in einem solchen Riegel ausgeschlossen. Das Ausmaß eines Riegels richtet sich nach der Topographie und weiteren standörtlichen Bedingungen. Die Einsatzkräfte können in topographisch geeigneten Lagen den aufgelichteten Bestand begehen bzw. befahren, in dem Bodenfeuer leicht kontrolliert werden können.

Waldbrandbekämpfung – Mitverantwortung des Waldbesitzers? Das erhöhte Risiko von Waldbränden wird dabei eine der großen Herausforderungen sein, die der Waldbesitzer in Zukunft mit in seine forstlichen Planungen integrieren muss. Aber auch in Hinblick auf die Waldbrandbekämpfung sollte der Wald-

Blick in alte Lehrbücher: Schutzstreifen entlang der Bahn.

besitz mehr Mitverantwortung übernehmen. Die Aufgabenteilung zwischen Wald- und anderem Landbesitz einerseits und den Feuerwehren andererseits scheinen in Deutschland nahezu in Stein gemeißelt zu sein. Hier stimmen die forstlichen Lehrbücher nicht mehr, wie beispielsweise der zuvor zitierte Klassiker von Fritz Schwerdtfeger, der noch im Jahr 1970 ausführt: „Die technische Leitung der Waldbrandbekämpfung liegt in der Hand des zuständigen Forstbeamten.“ Realität heute: Die Zuständigkeit in Deutschland liegt letztlich bei den Feuerwehren. Je nach Rechtslage der einzelnen Bundesländer hat das Forstpersonal im Fall eines Waldbrands eine beratende Funktion. Bei der Bekämpfung von Landschaftsbränden werden vorwiegend Freiwillige Feuerwehren des ländlichen Raums eingesetzt. Der Mangel an einschlägiger Ausbildung und Ausrüstung für den Landschaftsbrand und – im Fall von Waldbrand – fehlende Orts- und Grundlagenkenntnisse über den Wald und die Besonderheiten des Waldbrands, stellen aber in vielen Fällen eine Überforderung der Freiwilligen Feuerwehren dar, deren Mitglieder sich ja aus allen Berufssparten der Gesellschaft zusammensetzen.

In Zukunft sollte der Wald in strategisch angelegten Riegeln intensiv durchforstet, ggf. aufgeastet und das Unterholz mechanisch, durch kontrolliertes Feuer oder Beweidung entfernt werden – das bremst einen Brand aus und erleichtert die Bekämpfung.

www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021 | 29


Nochmals ein Blick über die Grenzen In den Ländern, die bereits länger mit größeren

feuerwehr gründen, die in der Regel die Kapazitäten für einen Erstangriff haben, bis die regulären

Waldbränden konfrontiert sind, haben staatliche

Feuerwehren eintreffen und übernehmen. Da die

und private Forstverwaltungen neben der Präven-

Betriebsfeuerwehren keinen staatlichen Auflagen

tion auch eine teilweise oder gesamte Verantwor-

unterliegen, können sie in Hinblick auf Ausbildung

tung für die Waldbrandbekämpfung. In einigen

und Ausrüstung durchaus flexibler auf den neues-

Ländern liegt die alleinige Verantwortung für die

ten Stand des Wissens und der Technik ausgestat-

Waldbrandbekämpfung bei staatlichen Forstver-

tet werden, da sie hierbei keinen landesrechtlichen

waltungen, z. B. beim U.S. Forest Service oder den

und häufig sehr einengenden technischen Normen

regionalen Forstbehörden der Russischen Föde-

und Beschaffungsvorschriften unterliegen.

ration. In anderen Ländern verfügen die Forstverwaltungen über Spezialeinheiten, die Standardsituationen, das heißt die Entstehungsphase und

Das Freiburger Modell Am Standort des GFMC in Freiburg im Breisgau

insgesamt auch kleinere Waldbrände, eigenständig

wurde 2013 eine Partnerschaft zwischen dem

bekämpfen. Eine Unterstützung durch Feuer-

GFMC und der Feuerwehr Freiburg eingeleitet,

wehren bzw. Katastrophenschutzorganisationen

die nach mehrjährigen Erfahrungen 2019/2020 zu

wird erst bei größeren Bränden benötigt.

einer Vertiefung der Zusammenarbeit führte. Nach

Auch in Deutschland können Landesforstbe-

der Ausbildung und Ausrüstung einer „Task Force

triebe oder Privatwaldbesitzer eine sog. Betriebs-

Landschaftsbrand“, bestehend aus den Abteilun-

Gemeinsame Arbeiten zwischen Feuerwehr und Forstamt: Entwicklung einer Waldbrandkarte mit wichtigen Informationen über Gelände, gefährdete Lagen und Zufahrt

30 | www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021


gen Kappel und Waltershofen (zwei der insgesamt 18 Abteilungen der Feuerwehr Freiburg), erweiVerkehrs AG (VAG), deren Seilbahn auf den Schauinsland durch ein zunehmend durch Waldbrand gefährdetes Waldgebiet auf der Gemarkung Freiburg führt, und dem Forstamt Freiburg. Das Konzept sieht vor, dass im Modellrevier Schauinsland der zuständige Revierförster und seine Forstwirte mit den gleichen Handgeräten und einer vergleichbaren Ausbildung in Grundlagen,

Foto: Global Fire Monitoring Center (GFMC)

terte sich die Zusammenarbeit auf die Freiburger

Sicherheit und Bekämpfung eines Entstehungsbrandes ausgestattet werden wie die Task Force.

Forst und Feuerwehr verfügen über die gleichen Handgeräte und Ausbildung. Der Leiter der Abteilung Kappel und Mitglied der Task Force weist den Revierleiter Schauinsland in die Handhabung einer Rucksackspritze ein.

Ziel: Gemeinsam planen (Waldbrandkarte), üben und dann im Erstangriff das Feuer aufhalten, bis die von den Forstleuten geleitete Feuerwehr am Brandort eintrifft. Die Zusammenarbeit hat sich bereits bewährt. gänglichen und stark ausgetrockneten Bereich des Forstreviers Schauinsland ein Waldbrand aus. Nach der Lokalisierung und Meldung des Brands an die Leitstelle nahmen die Mitarbeiter des Forstamts den Erstangriff vor – erfolgreich. Das Ablöschen der Glutnester erfolgte durch die Feuerwehr Freiburg. Die im Mai 2020 durchgeführten Schulung der Forstwirte in Grundlagen und Sicherheit der Waldbrandbekämpfung wird im Sommer 2020 durch ein

Foto: Global Fire Monitoring Center (GFMC)

Am 22.04.2020 breitete sich in einem schwer zu-

Hands-on-Training für praktische Feuerbekämpfung mit Handgeräten, gemeinsam mit dem Forstamt

Gemeinsames Refresher Training für Personal der Feuerwehr und des Forstamts Freiburg

und der Feuerwehr Freiburg, ergänzt. Wenige Tage später ein erneuter und nicht ungefährlicher Waldbrand im Stadtwald – hier konnte das neue kooperative System sich bewähren.

Technologie für erweiterte Partnerschaften Es wurde aufgezeigt, dass es Feuerwehren brände gemeinsam können – von der Prävention bis zur Bekämpfung. Für schwieriges Gelände gibt es in Deutschland derzeit nur wenige geländegängige und manövrierbare Löschfahrzeuge. Hierfür

Foto: Ute Nostadt

und Forstbetriebe sind, die das Problem der Wald-

stehen aber andere Akteure und Technologien zur Verfügung, die mit überschaubarem Aufwand

Feuertaufe in Freiburg-Günterstal am 31.07.2020

www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021 | 31


aufgerüstet werden können. Bereits traditionell ist

lieferbar – mit Fassungsvermögen wahlweise

die Beteiligung der Löschwasserversorgung durch

zwischen 300 und 1600 l, zusätzlich mit einem

Landwirte. Nur: Die Güllefässer bzw. Güllewagen

separaten Tank für Schaumlöschmittel. Die FFB

können ihre Tankinhalte nicht in Tanklöschfahr-

kann nicht nur an die in Deutschland verfügbaren

zeuge oder Schlauchleitungen übergeben – das

Forstmaschinen aufgehängt werden.

verbieten die Regeln von Hygiene von Feuerwehr-

Unschätzbarer Vorteil: Auch landwirtschaftliche

gerät, das zu vielen anderen Zwecken der Nothilfe

Traktoren und andere geländegängige Fahrzeuge,

eingesetzt wird.

die über eine Dreipunktaufnahme (Cat. II und III)

Deutschlandweit verfügen Forstbetriebe, Land-

in Verbindung mit Ölhydraulikversorgung und/

wirte und Bauhöfe der Gemeinden über Forstma-

oder Zapfwellenantrieb verfügen, können die FFB

schinen oder Traktoren, die mit Dreipunkt-Kraft-

aufnehmen. Das Hochdrucksystem liefert bei

hebern (Dreipunkthydraulik) versehen sind. Hier

170 bar 2 bis 56 l/min, das Niederdrucksystem

greift eine Entwicklung der Firma Welte, ein

liefert bei 20 bar zwischen 50 und 130 l/min. Bis

bekannter Hersteller von Forst- und Spezialfahrzeu-

zu 50m Hochdruckschlauch (selbstaufspulend)

gen. Das nach gemeinsamem Gedankenaustausch

versorgen die Hochdrucklanze, die auf Punkt- oder

mit den Partnern des Freiburger Modells entwi-

Sprühstrahl umgeschaltet werden kann. Befüllt

ckelte Konzept der Fire Fighter Box (FFB) wurde

wird der Tank über einen C- oder B-Rohr-Anschluss. Derartige einfach zu handhabende Geräte

im Januar 2021 der Öffentlichkeit vorgestellt. Eine FFB ist mit Wassertanks unterschiedlicher Größe

können zu vielen anderen Zwecken eingesetzt wer-

Foto: Global Fire Monitoring Center (GFMC)

Welte Fire Fighter Box (FFB) – vorgestellt im Januar 2021

32 | www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021


den – zur Bewässerung von Neuaufforstungen,

Daher können derartige Brände wie zuletzt 2019

in der Landschaftspflege, in städtischen Grünan-

bei Lübtheen (Mecklenburg-Vorpommern) nur mit

lagen oder zur Hochdruckreinigung. Damit muss

einer Technik bekämpft werden, die den Einsatz-

dieses Zusatzgerät nicht einen Teil des Jahres

kräften ausreichenden gepanzerten Schutz bieten.

stillstehen. Vor allem sind es aber die Land- und

Daher gilt hier: Forstverwaltungen und Besitzer

Forstwirte, die häufig auch Mitglieder der Freiwilli-

von Wald- und Offenlandflächen, die mit Kampf-

gen Feuerwehren im ländlichen Raum sind und

mitteln belastet sind, müssen die Feuerbekämp-

bei Landschaftsbränden Hand in Hand mit den

fung denen überlassen, die über entsprechende

Feuerwehrstrukturen und dem THW (Nachschub

sichere Technologien verfügen, die das Personal

von Löschwasser) arbeiten können.

vor Einwirkungen schützen. Auch wenn Feuerwehren der Länder oder auch Einrichtungen des Bun-

Hände weg bei Kampfmittelbelastung!

des nicht über derartige Technologien verfügen,

Nach den Dienstvorschriften der Feuerwehren

kann auch hier auf sichere, gepanzerte Technolo-

und der Kampfmittelbeseitigungsdienste ist bei

gien zum kontrollierten Brennen und zur Feuerbe-

einem Brand auf einem Gelände, auf dem sich

kämpfung aus der Privatwirtschaft zurückgegriffen

Explosivstoffe bzw. nicht explodierte Munition

werden. Diese Technik und Verfahren wurden

befinden oder vermutet werden (Kampfmittelver-

zwischen 2010 und 2014 in einem Forschungs-

dachtsflächen), ein Sicherheitsabstand von 1000m

und Entwicklungsvorhaben des NaturschutzFonds

einzuhalten. Dies gilt auch für Luftfahrzeuge.

Brandenburg zur Einsatzreife gebracht.

Fotos: Global Fire Monitoring Center (GFMC)

Der Löschpanzer SPOT-55 bei der Bekämpfung von Feuer auf Kampfmittelverdachtsflächen – sicheres Spezialgerät eines mittelständischen Unternehmens.

www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021 | 33


Ausblick Waldbesitzer müssen sich auf eine neue Lage einstellen: Krisenwaldbewirtschaftung. Diese

erfordert eine stärkere Berücksichtigung sekundärer Folgen des Klimawandels. Bereits jetzt liegt die Verantwortung für die Vorsorge und das Krisenmanagement von biotischen und abiotischen Schäden in der Hand der Forstwirtschaft. Die Waldbrandvorsorge und die sofortige Reaktion auf einen im

Revier entstehenden Waldbrand – bis zum Eintreffen der Feuerwehr – sollte zum Leistungs- und Ausbildungsportfolio der Forstwirte hinzugefügt

werden. Der Aufwand hierzu ist verhältnismäßig gering. Man denke nur an die Größenordnung an Kosten, die die Ausbildung und zusätzliche Ausrüstung einer Freiwilligen Feuerwehr erfordert.

Diese liegt einschließlich Beschaffung von leichter Schutzkleidung und Rucksackspritzen um die 10.000 Euro. Die Zusatzausstattung von Forstwirten für den Erstangriff in einem Forstrevier oder

Forstamt liegen in der Größenordnung zwischen 1.000 und 3.000 Euro. Zum Vergleich: Die Kosten für eine Flugstunde eines größeren Transporthubschraubers der Bundeswehr mit Außenlastbehälter für den Abwurf von Löschwasser aus der Luft wird mit etwa 40.000 Euro in Rechnung gestellt. Damit kostet die vollständige Ausrüstung einer Freiwilligen Feuerwehr so viel, wie eine Viertelstunde Hubschraubereinsatz, die Kosten für ein Forstrevier

entsprechen maximal 5 Minuten Hubschraubereinsatz. Und: Eine FFB für den schweren Geländeeinsatz, beschafft von einem Forstbetrieb oder dem Bauhof einer Gemeinde, kostet weniger als eine halbe Flugstunde Hubschrauber.

Literatur • Global Fire Monitoring Center (GFMC) (2019): Report of the Independent Committee tasked to analyze the Underlying Causes and Explore the Perspectives for the Future Management of Landscape Fires in Greece. Report to the Government of Greece, based on the Ministerial Decision Y60 (Gov. Gaz. 3937/B/2018). – https:// gfmc.online/wp-content/uploads/FLFM-GreeceCommittee-Report-07-February-2019.pdf • Goldammer, J. G. (2013): Wald und Heide brennen. Von der Waldbrandkatastrophe zum kontrollierten Brennen. Forstliche Mitteilungen 10/2013,

34 | www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021

• • •

S. 10–15. – https://gfmc.online/wp-content/ uploads/Waldbrandforschung-Forstliche-Mitteilungen-10-2013-p10-15.pdf Goldammer, J. G. (2019): Auswirkungen des Klimawandels und gesellschaftlicher Veränderungen auf Landschaftsbrände in Deutschland: Herausforderungen und Lösungsansätze. Zeitschrift Notfallvorsorge 3/2019, S. 4–17. – https://gfmc.online/wp-content/uploads/GFMCLandschaftsbrand-Notfallvorsorge-3-2019.pdf Goldammer, J. G. (2020): Klimawandel, Wetterextreme, Wald und Waldbrand. Deutscher Waldbesitzer 3/2020, S. 16–19. – https://gfmc. online/wp-content/uploads/GFMC-DeutscherWaldbesitzer-Juni-2020-PRINT.pdf Goldammer, J. G. (2020): Verantwortung in der Waldbrandbekämpfung heute. Deutscher Waldbesitzer 4/2020, S. 16–18. – https://gfmc. online/wp-content/uploads/GFMC-DeutscherWaldbesitzer-August-2020-PRINT.pdf Goldammer, J. G. (2020): Prävention und Bekämpfung von Waldbränden erfordert mehr als nur technische Lösungen. Ländlicher Raum 2/2020, S. 40–42. – https://gfmc.online/wp-content/uploads/GFMC-Praevention-WaldbraendeLaendlicher-Raum-Juni-2020.pdf Goldammer, J. G./ Eritsov, A. M./Kisilyakhov, Ye. K./Byambasuren, O./ Arkhipov, Ye. V./ Zibtsev, S. V./Ponomarev, E. I. (2020): Need for the Development of Pragmatic and ScienceBased Solutions for Forest Management and Fire Management in Central Eurasia. In: Innovations in the conservation and sustainable development of forest ecosystems (S.V. Bykov et el., Hrsg.). – https://gfmc.online/wpcontent/uploads/Kazakhstan-Burabai-Conference2020-Proceedings-pp1-28-Goldammer-et-al.pdf Komac, B./Migliorini, M./Schwarze, R./Sigmund, Z./Awad, C./Chatelon, F. J./Goldammer, J. G./ Marcelli, T./Morvan, D./Simeoni, A./Thiebes, B. (2020): Evolving Risk of Wildfires in Europe. The changing nature of wildfire risk calls for a shift in policy focus from suppression to prevention. European Science & Technology Advisory Group (E-STAG), UN Office for Disaster Risk Reduction, Regional Office for Europe. – www.undrr.org/publication/evolving-risk-wildfires-europe-thematicpaper-european-science-technology-advisory and https://gfmc.online/wp-content/uploads/UNDRRE-STAG-Thematic-Paper-Evolving-Wilfdire-RiskEurope-04-August-2020.pdf Schwerdtfeger, F. (1970): Waldkrankheiten – Lehrbuch der Forstpathologie und des Forstschutzes. Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin. Website des GFMC: https://gfmc.online/ Website des GFMC zu Landschaftsbränden in Deutschland: Beiträge des GFMC in Ausbildung, Forschung, Entwicklung von Konzepten und Politikberatung, einschließlich weiterführender Literatur: https://gfmc.online/manag/ germany.html


GRUNDWISSEN FÜR FÜHRUNGSKRÄFTE Provokant – Authentisch – Agil Die neue Art zu führen Wie Sie Mitarbeiter humorvoll aus der Reserve locken Michael Hübler ISBN 978-3-96186-004-3

29,95 €

Ist Frieden ohne Konflikte denkbar? Zusammenarbeit ohne Auseinandersetzungen? Das gesamte Leben ist ein Wechselspiel aus egoistischem und kooperativem Miteinander. Ohne Schwarz kein Weiß. Ohne Plus kein Minus. Es muss beides geben, um dem jeweils anderen eine Existenzberechtigung zu verleihen: Provokation und Verständnis. Wer provokant führen möchte, benötigt jedoch • eine stabile Werte-Basis aus Vertrauen, Gelassenheit und Optimismus, • eine gesunde Menschenkenntnis, • ein mutig-empathisches Konfliktmanagement und • einen Rucksack voller Humor.

Chef-Checkliste Mitarbeiterführung 111 wichtige Regeln für mehr Führungskompetenz Hans-Jürgen Kratz ISBN 978-3-96186-010-4

14,95 €

Ab sofort leiten Sie ein Team, eine Abteilung oder ein Unternehmen. Jetzt gilt es, Ihrer Umgebung zu beweisen, dass Sie zu Recht Vorgesetzter sind. Doch verfügen Sie neben dem fachlichen Know-how auch über das notwendige Wissen, um Ihre Mitarbeiter erfolgreich zu führen? Besonderes Konfliktpotenzial erwartet Sie, wenn Sie vorher noch der Kollege waren. • Klare Ziele vereinbaren • Offen miteinander kommunizieren • Richtig motivieren, delegieren, kritisieren • Teamarbeit steuern • Soziale Verantwortung leben • Konflikte sozialverträglich lösen

Sie haben Fragen? Wir beantworten sie gerne. WALHALLA Fachverlag Haus an der Eisernen Brücke 93042 Regensburg

0941 5684-0 0941 5684-111

WALHALLA@WALHALLA.de www.WALHALLA.de

www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021 | 35


WISSEN FÜR DIE PRAXIS

VORSORGE: FÜR MEINE LIEBSTEN UND MICH Organisieren Sie all Ihre Dokumente zur Vorsorge gezielt an einem Ort, so dass Ihre Angehörigen im Notfall alle benötigten Dokumente schnell finden. Sortieren Sie Ihre aktuelle Lebenssituation: Überprüfen Sie, ob Sie die passenden Versicherungen und Verträge haben. So können Sie alles Wichtige bereits im Vorfeld regeln und Ihren Liebsten unnötiges Leid ersparen. Enthalten sind einfache und logisch aufgebaute Checklisten, Anleitungen und Musterformulare aus allen relevanten Lebensbereichen – Familie, Wohnen, Finanzielles, Gesundheit und Todesfall: • Organspendeverfügung • Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung verbindlich und rechtssicher formulieren • Bankvollmacht • Und viele, weitere Formulare Top aktuell: Inklusive Verwaltung und Regelung des Digitalen Vermögens, sowie des Digitalen Nachlasses. Weniger Aufwand: Inklusive CD-ROM und Online-Zugriff.

Die Neue Vorsorge-Mappe

mit CD-ROM und Online-Dienst Für den Krankheits- und Todesfall Checklisten – Musterformulare – Informationen – Anleitungen Michael Blauth, Peter Depré, Oliver Jenal, Antje Lambert, Wolfgang Popp 200 Seiten im A4-Ordner ISBN 978-3-8029-1327-3 29,95 €

Versandkostenfreie Lieferung im Inland ab einem Bestellwert von 40,– €

WALHALLA@WALHALLA.de

0941 5684-111

www.WALHALLA.de

Absender:

Hiermit bestelle ich: ....... Expl. Die Neue Vorsorge-Mappe ISBN 978-3-8029-1327-3

0941 5684-0

Name, Vorname

29,95 €

E-Mail* Die Preise verstehen sich inkl. der gesetzl. Mehrwertsteuer, zzgl. Versandkosten. Bestellen Sie ohne Risiko, Sie haben 14 Tage Widerrufsrecht. Unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) finden Sie unter www.WALHALLA.de/agb

Kunden-/Adressnr.

Telefon*

Straße

PLZ, Ort

Wir sind daran interessiert, die Kundenbeziehung mit Ihnen zu pflegen und Ihnen Neuigkeiten und Angebote zu unseren Produkten und Dienstleistungen zukommen zu lassen. Daher verarbeiten wir Ihre Daten auch, um Ihnen Informationen für eigene ähnliche Waren per Post und per E-Mail zuzusenden (Rechtsgrundlage: Artikel 6 Absatz 1 Buchstabe f DSGVO). Sie können der Verwendung Ihrer Daten zum Zweck der Direktwerbung jederzeit widersprechen. Weitere Infos zum Datenschutz: www.WALHALLA.de/datenschutz; Anfragen per E-Mail: datenschutz@WALHALLA.de

beruflich

Institution

Preisänderungen vorbehalten.

Datenschutzhinweis: Wir beachten die Regeln der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Ihre personenbezogenen Daten werden zur Auftragsbearbeitung elektronisch verarbeitet (Rechtsgrundlage: Artikel 6 Absatz 1 Buchstabe b DSGVO). Sie werden so lange aufbewahrt, bis keine gesetzlichen Aufbewahrungs- bzw. Verjährungsfristen mehr bestehen. Wir geben Ihre Daten nicht an Unternehmen außerhalb der Walhalla Verlagsgruppe (WALHALLA Fachverlag mit seinen Verlagsbereichen metropolitan und karriereführer, Deichmann+Fuchs Verlag) weiter. Sie können unter den gesetzlichen Voraussetzungen Auskunft, Berichtigung, Löschung oder die eingeschränkte Verarbeitung Ihrer Daten verlangen, der Verarbeitung widersprechen oder Ihr Recht auf Datenübertragbarkeit geltend machen. Sie haben zudem das Recht zur Beschwerde über diese Datenverarbeitung bei der zuständigen Aufsichtsbehörde für Datenschutz.

privat

36 | www.WALHALLA.de/notfallvorsorge | Notfallvorsorge 1/2021

Datum, Unterschrift

*freiwillige Angabe

WALHALLA Fachverlag · Haus an der Eisernen Brücke · 93042 Regensburg Walhalla u. Praetoria Verlag GmbH & Co. KG Komplementärin: Walhalla u. Praetoria Verlag Unternehmensbeteiligung GmbH · Geschäftsführer: Johannes Höfer · Registergericht Regensburg · HRA 2314 · HRB 3390


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.