Waldegg Kalender 15/04

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Roger Dörig, Sennensattler Die aufknarrende Tür in Dörigs Büdeli an der Poststrasse lässt drei kleine GäässenGlöggli erbimmeln. Überall glitzert’s von Mösch (Messing). Instinktiv zieht der Eintretende den Kopf ein. Er ist in Appenzell. Die Nasenflügel weiten sich ob dem Ledergeruch. Es riecht wie früher beim Schuhmacher, als es diesen noch gab. Alte Dragoner wähnen sich in der Sattelkammer. Da arbeitet einer wie im Schnuggebock, ein Jahrhundert zurückversetzt. Nur, der Schnuggebock musste aus dem Holz abgebrochener Häuser neu erbaut werden, Dörigs Haus „Schöneck“ wurde vor 1856 erstellt. „Die Gnade der übersprungenen Generation“ könnte man das nennen. Der Grossvater arbeitete halt bis ins hohe Alter, so lange, dass die Werkstatt direkt an den Enkel überging. Er liess alles so wie’s eben war. „Zum Glück“, sagt Roger schmunzelnd, „da musste ich keine Umbausünden korrigieren. Zu meinem Handwerk passt dieses alte Büdeli perfekt!“

gen Handfertigkeiten erlangt. Auch heute noch bildet er sich bei alten einheimischen Meistern seiner Kunst weiter und erwirbt sich etwa bei Designern und Goldschmieden zusätzliche Kenntnisse.

Roger Dörig bei der Arbeit

Eigentlich hat er einen KVAbschluss im Sack. Doch ihm stand der Sinn nach dem, wofür er seinen Grossvater immer bewunderte, dem Nähen, Ziselieren und Gravieren des Appenzeller Sennen-Brauchtumguts. Nach einer Karriere als Skirennfahrer und Wanderjahren in Amerika übernahm er 1995 den Einmannbetrieb. Gelernt hat er den Beruf des Sennensattlers nie, das geht offiziell auch gar nicht. Doch schon als Bub hatte er dem Grossvater ausgeholfen und damit die nöti–9–

„Doch doch, ‘Sennensattler’ ist die zutreffendste Bezeichnung für meine Tätigkeit. Auch wenn ich offen für neue Produkte bin. Die Arbeiten für den Schmuck der Sennentracht wird immer im Zentrum stehen. Doch auch Traditionen wollen weiter entwickelt werden.“ Sagt’s und greift zum Hammer und widmet sich wieder seiner Lieblingsarbeit, dem Ziselieren. Roger Dörig stellt in den Monaten März und April 2004 im Vorraum zu Schnuggebock und Restaurant Waldegg Beispiele seines Wirkens aus. An einigen Wochenenden wird er zudem am Samstagabend und am Sonntagmittag seine Handwerkskunst persönlich demonstrieren. Roger Dörig im Internet: www.myAppenzell.com


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