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Heft 1 2010 - Weiß

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Vorwort und Impressum

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Interstudis an Uni willkommen geheißen Essentielle Begriffe im Studium: Conditio-sine-qua-non

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Deutschland sucht den Stupastar Unsere Reporterin war live dabei - Eine Rezension

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What Time is it? SHOWTIME! Ein Blick hinter die Kulissen des 2. Uni-Musicals

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„Ein zweites Musical war nicht geplant“ Über die Entstehungsgeschichte des Stupastars

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Neues von den Familienbeauftragten

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UNITHEA 2010 15. – 17. JUNI // Soll und Haben – Kredit i Kapitał Frisch gebackener Animateur im Bundestag Eine Glosse

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Gründungsservice löst Lotsendienst ab Existenzgründungsprojekt jetzt studentenfreundlicher

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Da warens nur noch drei FSR Kuwi sucht für Wahl im Juni engagierte Kuwis Eine Weltverbesserungsidee: Future-Schach

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IKMZ – der unbekannte Dienstleister an der EUV Diesmal: Die Abteilung Systeme

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Nicht nur graue Zellen trainieren Zwei Frankfurter Fitnesscenter im Test

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Die Mitte liegt ostwärts Die studentische Initiative GFPS stellt sich vor

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Polnisch Crashkurs III Flirten, Liebe, Kennenlernen

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Das FForsthaus: Internationales Leben in Frankfurt

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Schreibsprechstunde

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Viel Sonne, mehr Öl und immer wieder „Eramu“ Auslandsaufenthalt in Spanien - ein Überlebender berichtet

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Comic Weiß


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Vorwort

Heft 1 2010 - Weiß

Foto: privat

Es ist Frühling, und so liebe Leserin und lieber Leser ist es Zeit für uns in der harmonischen Welt zwischen Blumen, Hormonen und Bienen Platz zu nehmen und sich der schönen Dinge im Leben bewusst zu werden. Doch woher kommt es, dass wir uns so gut fühlen? Ganz klar von der Sonne. Denn die Sonne (schönes Ding) hat eine besondere Wirkung auf uns, Licht macht uns glücklich. Das merkt man vor allem am Schreiber-Kollegen Mische, der in Spanien sehr viel Licht abbekommen hat. Natürlich will er dieses Glück mit uns teilen und zwar auf Seite 18. Frühlingsgefühle? Haben Sie jemanden kennengelernt? (oder sind sogar gerade dabei während sie das hier lesen?) Leider bekommen Sie mit, dass die Dame oder der Herr polnisch sprechen und sie davon keinen blassen Schimmer haben. Keine Panik, ganz schnell Seite 15 aufschlagen und den Polnisch-Crashkurs lesen, dieser widmet sich diesmal der Liebe… in spe. Mit großer Freude verweise ich auf eine weitere tolle Idee aus unserer Redaktion, den Weltfrieden zu etablieren. Herr Bruckert zeigt in Future-Schach (Seite 10) wie es machbar ist. Ach ja, Frühling lädt zum Küssen ein. Klingt nach ‘nem interessanten Thema, hatte ich da nicht mal... ja, ich hatte da eine Idee zu einem Comic (Seite 22). Danach sehe ich aber SCHWARZ. Herzlichst ihr Paul „Fo“ Bogadtke

Impressum Feste Mitarbeiter:

Paul „Fo“ Bogadtke, Thomas Bruckert, Anja Franzke, Laura Goetze, Mario Mische, Natalia Polikarpova, Saskia Pelzer

Freie Mitarbeiter:

Werner Eggerath, Ulrike Polley, Rüdiger Hahn, Charlotte Steinke, Franziska Liebetanz, Vivian Büttner, Jakub P. Plonski, Markus Kubbutat

Layout:

Natalia Polikarpova, Anja Franzke, Thomas Bruckert, Paul „Fo“ Bogadtke, Mario Mische

Titelbilder, Comics & Grafiken:

Paul „Fo“ Bogadtke

V.i.S.d.P. & Chefredakteur: Herausgeber:

Thomas Bruckert

Redaktionsschluss dieser Ausgabe: Redaktionsschluss nächste Ausgabe:

28.04.2010 20.06.2010

Telefon:

0335 - 5534 5202

E-Mail: vivadrina Büro:

vivadrina e.V.

Postadresse: vivadrina e.V. Europa-Universität Viadrina Große Scharrnstraße 59 15230 Frankfurt (Oder)

Druck: Flyerpilot vivadrina@yahoo.de Printgroup GmbH & Co. KG Handwerkerstraße 2 Logenhaus Nebengebäude Raum 118 (bis Ende Mai) D-97526 Sennfeld

Wir danken allen, die das Erscheinen der Zeitung möglich gemacht haben. Besonderen Dank an AStA und StuPa der Europa-Universität Viadrina, die wichtige Förderer sind. Wir weisen darauf hin, dass die Artikel nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion widerspiegeln. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge und Leserbriefe sinnwahrend zu kürzen. Das vivadrina-Team freut sich immer über Neuzugänge. Erwünscht sind nicht nur Artikelschreiber, sondern auch Leute mit Organisationsfähigkeiten, Verkaufstalent, Bildbearbeitungskenntnissen, Anzeigenaquirierer, Layouter und Putzkräfte. Wir suchen keine Perfektionisten – davon haben wir schon genug. Bei Interesse ruft uns einfach an oder schreibt eine E-Mail. Am schönsten finden wir es natürlich, wenn ihr zu unseren Treffen kommt: Mittwochs, 18 Uhr.


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Heft 1 2010 - Weiß

Interstudis an Uni willkommen geheißen

Fotos: Mario Mische

Am 13. April lud der Interstudis e.V. Gaststudenten und ihre Tutoren zu einem bewegenden Empfang im Gräfin-Dönhoff-Gebäude ein. Der Abend war wie immer gut besucht und bot ein gelungenes Rahmenprogramm. Für die musikalische Begleitung sorgte die „Three Days Band“, eine musikalische Formation aus zwei deutschen und zwei Gaststudenten. Matthias Waldkirch, ihr Sänger, Trompeter, Akkordeonist und Ukulelist, erklärte den Bandnamen damit, dass sie sich erst vor drei Tagen gegründet hätten und nun ihren ersten Auftritt haben. Man sollte es ihnen nicht anmerken. Die Veranstaltung begann offiziell mit der Begrüßung durch den Vorstand der Interstudis. Auch Viadrina-Präsident Gunter Pleuger begrüßte die Gaststudenten und gratulierte ihnen zur Wahl der Viadrina, seiner Meinung nach die „internationalste“ und eine „der besten Universitäten der Welt“.

Die „Three Days Band“: hoffentlich keine musikalische Dreitagsfliege.

Im Saal gab es indes Gerüchte darüber, wie viele der Gaststudenten Frankfurt (Oder) für Frankfurt am Main gehalten haben. So hätten einige Gaststudenten die Ankunftszeit am Flughafen angegeben. Nach einer – irritierenderweise nur auf Deutsch gehaltenen – Rede der Ausländerbeauftragten Carmen Thiele (Anm. der Redaktion: siehe Seite 12 der schwarzen vivadrina) folgte der Ansturm auf das Buffet. Die Plätze an den Tischen wurden zugelost, um die Volkerverständigung etwas zu erleichtern. Die Tischbesetzungen wechselten schnell, so dass noch viele neue Kontakte geknüpft wurden. Nachdem die meisten gesättigt waren, traten die sehr jungen Cheerleader der Frankfurter Football-Mannschaft „Red Cocks“ auf. Sie vollführten akrobatische Kunststücke und beeindruckten das Publikum durch tollkühne und gewagte Würfe. Es folgte der Höhepunkt des Abends: Der Tanzwettbewerb, den Svetlana Patimova gewann. Der Hauptpreis war ein Fahrrad, welches sie als frisch eingetroffene Gaststudentin natürlich gut gebrauchen konnte. Schließlich weckte der Abend auch Vorfreude auf das Viadrina-Musical „Stupastar“, welches vom 10. bis 12. Mai aufgeführt wurde: Zwei Auftritte der Tänzer, einmal zu „Sing Sing Sing“ und einmal als Zombies zu

Die Gewinnerin des Tanzwettbewerbes, Svetlana Patimova, fährt auf ihren Preis voll ab.

Michael Jackson’s „Thriller“, begeisterten das Publikum mit ihren aufwendigen und schönen Choreographien. Obwohl sie am nächsten Tag eine wichtige Prüfung hatte, ist Elisabeth Panic auch unter den Gästen. Sie hat den Empfang selbst vier Mal organisiert und wird ihn nun nach dem Ende ihres Studiums sehr vermissen. Auch die Organisatoren der Veranstaltung äußerten ein positives Fazit: „Ich und vor allem die Gaststudenten waren zufrieden mit diesem Abend und konnten die schöne Atmosphäre genießen“, sagte Maria Pankova vom Vorstand der Interstudies. Dem kann ich mich nur anschließen. Tobias Franz

Essentielle Begriffe im Studium: Conditio-sine-qua-non Eure vivadrina möchte für euch eine neue Serie ins Leben rufen, die euch bei der Erkenntnis hilft, dass dieses jene Studium vielleicht nicht das Richtige für euch ist. Es geht um essentielle Begriffe im Studium - wer die nicht versteht, hat sein Studienfach verfehlt. Wir fangen an mit einer der zentralsten Figuren in der Juristerei: der Conditiosine-qua-non-Formel. Man nutzt sie, um herauszufinden, ob eine Person xy wirklich für einen Zustand z verantwortlich ist. Die auch als Kausalität bekannte Rechtsfigur ist in zwei großen Rechtsgebieten (Straf- und Schuldrecht) zentral und kann nicht hinweggedacht werden. „Hinweggedacht“ passt hier wortwörtlich wunderbar, denn die conditio-sine-qua-non-Formel bejaht dann eine Kausalität, wenn eine Bedingung nicht hinweggedacht werden kann, ohne dass der Erfolg entfiele. Wir zählen vier Verneinungen in dieser kurzen Formulierung. Man muss es schlicht mehrmals lesen, damit sich einem der Inhalt erschließt. Unwissenschaftlich ausgedrückt, schaut man, ob der Tod von Miriam auch ein-

getreten wäre, wenn Bauarbeiter Paul seinen Hammer in der Hand behalten und nicht vom Gerüst geworfen hätte. Hätten sich Pauls Eltern nicht vor 30 Jahren beim Tanz kennengelernt, wäre Miriam noch am Leben. Pauls Eltern sind schuld! Nanu? Ja genau. Wenn man die Kausalität strikt durchzieht, landet man letztlich bei Adam und Eva oder dem Urknall. Denn Kausalitätsketten können sehr lang sein. Um dieser Ausuferung Herr zu werden, wurde im Strafrecht die objektive Zurechnung eingeführt und im Zivilrecht die Adäquanztheorie. Grob zusammengefasst schaut man dort, ob ein Zustand xy wirklich auf den Täter oder einen bestimmten Handelnden zurückzuführen ist. Offensichtlich abwegige Kausalitätsketten gehen dann nicht zu Lasten des Be- oder Verklagten. Kausalität lädt zu interessanten Gedankenexperimenten ein: Der unbeliebte Justin

läuft im Wald herum und sucht das Pfefferkuchenhaus. Einhundert Meter von ihm entfernt lauern Scharfschützen und wollen ihn kalt stellen. Wenn sie beide zeitgleich abdrücken und beide Kugeln ihn töten, wie sieht es dann mit der Kausalität aus? Denkt man den Schuss des einen weg, wäre er trotzdem gestorben. Sein Schuss wäre für den Tod also nicht kausal. Das Gleiche kann man bei dem zweiten Schützen sagen. Beide wären folglich für den Tod nicht verantwortlich und verabreden sich künftig vielleicht zu noch mehr Doppelschüssen. Um solchen seltsamen Ergebnissen entgegen zu treten, wurden Sonderfälle in der Kausalität geschaffen, kumulative oder alternative Kausalität zum Beispiel. Wer mehr über Kausalität wissen möchte, der findet in der Bibliothek hunderte Bücher dazu. Thomas Bruckert


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Heft 1 2010 - Weiß

„Ich bin hier vielleicht der Stupastar, aber zum Stupaman fehlt mir noch einiges“ Am 10.05.2010 feierte das 2. Unimusical „Stupastar“ seine Premiere.

Eine Rezension.

Unerfahrene Musicalgänger sind skeptisch und gespannt zugleich. Was verspricht ein Name wie Stupastar für das 2. Viadrina-Musical? Unwillkürliche Assoziationen wie: stupide, stupedia.com und vielleicht noch bei den raren hochschulpolitisch Interessierten das Richtige- Stupa: Abkürzung für das Studierendenparlament. Solche und mehrere Gedanken werden im Stillen und im Lauten innerhalb der sich massig vergrößernden Schlange ausgetauscht. Die Stimmung ist gespannt und genervt zugleich, da sich schon ab 18 Uhr immer mehr Menschen vor dem Audimax der Europauniversität sammeln. Es geht durch die Reihen, dass am zweiten Aufführungstag die ehemalige Uni-Präsidentin Gesine Schwan eigens für dieses Ereignis anreist. Doch vorerst sind das nur Gerüchte. Heute, am 10.05.2010, ist die Premiere des hoch angepriesenen Universitätsmusicals und scheinbar jeder will das Spektakel sehen.

Fotos (3): Kondorr

Als die Masse anfängt, sich träge zu bewegen, wird jeder Einzelne unruhig- jetzt heißt es kämpfen! Die besten Plätze in der Mitte des Audimax sind entweder reserviert oder bereits besetzt. Es werden Freundschaften auseinandergerissen, nur um nicht an die unbeliebten Ränge am Rand abgeschoben zu werden. Über der Bühne hängt noch ein mystisch dreinblickender Nebelschwaden, vermutlich ein Überrest von den Proben, der den Zuschauer ein wenig mehr mutmaßen lässt. Spekulationen gab es im Vorfeld genug. Die Universität wurde tapeziert mit rätselhaften Plakaten, auf denen überzeugte Darsteller mit dem Spruch „Wählt André“ das Musical anpriesen. Es gab eigens dafür gedrehte, kurze Videos, in denen André, der Hauptprotagonist für seine Kandidatur als Stupapräsident warb. Das schürte Erwartungen und Neugier und so sitzt der ungeduldige Zuschauer im vollen Audimax und wartet mehr oder weniger ausdauernd. Als ein motiviertes Jubeln hinter der Bühne hervorklingt wird klar: Jetzt geht es los! Zuerst tritt Eckart Brock, der Finanzbeauftragte der Universität, auf die Bühne. Mit gewitzt-sympathischer Moderation kündigt er an, wie sich der Zuschauer während der kommenden zwei Stunden zu verhalten habe, wobei nie aufgelöst wird, ob dies bereits Teil des Stückes ist. Ein unterhaltsames Bühnenspektakel nimmt seinen Lauf. Der motivierte Weltverbesserer André (Marcus Grünschneder), der die schlechten Studienbedingungen an seiner Uni verbessern will, wird bei seinem VorhaDa lacht er noch, der AStA...

ben schamlos von seiner machtbesessenen, rechten Hand Igor (Andreas Hensel) ausgenutzt. Das Übliche eben- Gut gegen Böse, mit der finalen Erkenntnis, dass in Jedem von uns Beides zu Hause ist. Gefüllt wird die ganze Misere mit überraschend guten musikalischen als auch schauspielerischen – wenn man die weibliche Hauptrolle au-

Foto: Heide Fest Zweifelsohne einer der Höhepunkte des Abends: der Auftritt der Sambatänzerinnen

ßen vorlässt- Leistungen der Schauspieler. Bekannte Lieder wie „Frau’n regiern die Welt“ von Roger Cicero mit jeweils leichten Textveränderungen tragen sowohl zum Lächeln als auch Mitwippen bei. Das Auge wurde durch schöne Lichtinszenierungen und ausgefallene, bunt-glitzernde Kostüme befriedigt. Das Highlight kurz vor einer kleinen Unterbrechung ist der Auftritt einer Sambaband mit professioneller Sambatänzerin. Als Zuschauer geht man zufrieden in die Pause, ist erheitert und fasziniert zugleich von dem enormen Aufwand, der in dieser Arbeit zu stecken scheint. Nach der Pause jedoch wird aus dem bunten,

mitreißenden Geplänkel ein willkürliches Abschlussdrama. Schnell wird noch die obligatorische Liebesszene in das Stück gequetscht, in der die Hauptdarstellerin innerhalb eines Liedes ihre ganze Liebe zu dem bis dato verabscheuungswürdigen Hauptdarsteller offenbart. Der Rest der netten, kleinen Geschichte zieht sich langsam quälend in die Länge, bis es schlussendlich einen ersten Toten gibt. Angelegt an das erste Musical gibt es für den Zuschauer auch dieses Mal die Möglichkeit aktiv auf das Musical Einfluss zu nehmen. Als in dem Audimax pathetische, weiße Papiertauben in Form von Zetteln hochgehoben wurden, heißt es: „Jeder macht einmal Fehler, verzeiht André, lasst ihn leben.“, was die Darsteller aber nicht daran hinderte, zwei alternative Enden vorzuspielen. Nach zweieinhalb recht vergnüglichen Stunden kann der Zuschauer, kleinerer Kritiken zum Trotz, schließlich zufrieden und mit wippendem Fuße in die kalte Nacht hinaustreten. Sicherlich lange noch wird er den Melodie und Bildern dieses sehr unterhaltsamen Abends frönen können. Und nicht zuletzt auch darüber staunen, wie anders die Menschen, die er eben auf der Bühne bestaunen durfte, doch sind, wenn er sie in „zivil“ an der Uni trifft. Und vielleicht bleibt sogar der eine oder andere Gedanke zur Hochschulpolitik und der eigenen Beteiligung daran hängen. Saskia Pelzer

Foto: Kondorr Auch tragische Tode gab es zu beweinen, wie hier in der Schlussszene.


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Heft 1 2010 - Weiß

WHAT TIME IS IT? SHOWTIIIIIIME!!! Foto: Anja F

Ein Blick hinter die Kulissen des 2. Uni-Musicals „Stupastar“

ranzke

Es ist der Abend der Musicalpremiere kurz vor 19 Uhr. Der große Hörsaal des Audimax, wo in wenigen Minuten die Vorstellung beginnen wird, ist bereits fast bis auf den letzten Platz vom Publikum in Beschlag genommen. Vorfreude und Neugierde auf das Kommende liegen in der Luft. Man plaudert über dies und das, erzählt sich Anekdoten vom letzten Unimusical, macht es sich bei Bier und kleinen Snacks gemütlich und freut sich auf einen entspannten Feierabend. Hinter der Bühne jedoch fängt der Tag jetzt eigentlich erst richtig an.

Fotos: Anja Franzke

Es ist eine ganz eigentümliche Stimmung, Sache zu sein. Während Einige ihrem Auf- sich auch, als es einige Minuten nach 19 die in den letzten 30 Minuten vor dem ersten tritt zumindest äußerlich relativ entspannt Uhr schließlich wirklich an den PremieFallen des Vorhanges den Backstage- Be- entgegensehen, schlägt bei Anderen der Puls ren-Countdown geht, sich kollektiv vor reich des 2. Uni-Musicals erfüllt. Nervosität, offenbar bereits weit über dem Normalwert. dem Bühnenaufgang versammelt und mit Anspannung, Hektik, aber auch Neugierde, einem gemeinsam skandierten „WHAT Vorfreude und eine gehörige Portion Adre- Auch draußen auf den Gängen des Back- TIME IS IT? SHOWTIME!“- Ruf der Startnalin vermischen sich zu einem hochkon- stage- Bereiches herrscht kurz schuss für die erste Aufführung zentrierten Gefühls-Gebräu. Es herrscht ein vor Beginn der Show rege Bevon „Stupastar“ gegeben wird. ziemliches Gewusel, jeder hat noch irgen- triebsamkeit. Trompetenkländetwas zu tun, bevor es in wenigen Minuten ge hallen durch die Luft. Im Danach ist der Zenit der allgeernst wird. In der Umkleide, einem der Kel- Nebengang geht einer der Darmeinen Nervosität überschritten. lerräume des AM gleich neben der Bühne, steller noch einmal seinen Text Natürlich wird es öfters mal wiewird sich eifrig zurechtgemacht, geschminkt durch, wobei er energisch auf der hektisch, wenn zum Beispiel und gepudert, sowie sich für den Auftritt um- und ab geht. Direkt hinter dem in aller Eile zu absolvierende gezogen - Bühnenausgang stapelt sich ein Kostümwechsel anstehen. Von in den mei- buntes Sammelsurium an Re- Schmulen erlaubt! Diesen gibt es während der zweisten Fällen quisiten, die ebenso auf ihren stündigen Vorstellung in der Tat nicht zum großen Auftritt warten. Es herrscht ein ste- so einige. Claudia Grünberg, eine der Choree i n z i g e n tiges Kommen und Gehen. Je näher der Be- ographinnen und Tänzerin, bringt es hierbei Mal an die- ginn der Show rückt, desto greifbarer wird gar auf die stolze Zahl von 8 Outfitwechseln. sem Abend. die Anspannung. Unmittelbar bevor es kurz Insgesamt läuft aber alles in ziemlich geOrdentlich nach 19 Uhr wirklich los geht, gleicht die ordneten Verhältnissen ab. Größere PatEin Blick auf das ganz normale allgemeine Stimmung einem Hexenkessel. zer bleiben aus, das Publikum lacht an den Backstage-Chaos in der Umkleide ist es hier nicht ge- Kein Wunder, denn jeder der Beteiligten hat richtigen Stellen, ist dem Musicalteam auch rade: überall liegen Kostümteile, Schuhe, viel investiert in das Projekt Viadrina-Musi- sonst mehr als gütig gestimmt und sogar persönliche Sachen, Schminkutensilien und cal Nr. 2. Mehr als ein halbes Jahr hat man die Pyrotechnik in der Schlussszene verauffallend viele angebrochene Strumpfho- auf diesen Moment hingearbeitet, scheinbar mag das Audimax nicht in Brand zu setzen. senpackungen herum. An einem Tisch prä- endlose Proben auf sich genommen, geparieren zwei der Tänzerinnen noch schnell schwitzt, geflucht, hin- und herorganisiert, Als gegen 22 Uhr dann der letzte Ton verihre Masken für den „Thriller“Pläne gemacht, sie wieder klungen ist, ist die anfängliche Nervosität Tanz – im Vorfeld des Musicals verworfen, sein Leben außer- vollends einer euphorisierten Freude über ist dieses kleine Detail wohl halb des Musicals mitunter die gelungene Premiere gewichen, der nun einfach auf der Strecke geblieschändlichst vernachlässigt mit einer ausgiebigen Feier hinter den Kulisben. Überhaupt scheint es so und vergeblich versucht, die sen Ausdruck verliehen wird. Zwei weitere Einiges zu geben, was im Eifer Ohrwürmer der Musicalsongs Aufführungen liegen nun noch vor den „Studes Gefechts schlicht und einnach den Proben wieder los- pastars“, bevor am letzten Abend schließfach vergessen wurde – wie zum .... und sie leuchteten dann zuwerden. Der heutige Abend lich der ultimative Abschluss des Musicaldoch: die Masken für den Beispiel an den richtigen BH „Thriller“-Tanz und die zwei folgenden sind Marathons inklusive – was für ein famoses für sein Kostüm zu denken, den nun der absolute Höhepunkt Timing – des Geburtstages der Regisseurin Akku der Kamera mitzubringen, mit der das dieser sicherlich sehr anstrengenden und in- Maxi gefeiert werden kann. Es wird vorMusical später aufgenommen werden soll tensiven Zeit, die jeder der „Stupastars“ mit erst das letzte große Zusammentreffen des oder auch einfach nur auf Toilette zu gehen. 3 fulminanten Aufführungen beenden will. „Stupastar“- Teams sein. Was tun, wenn Das nämlich fällt einer der Tänzerinnen tat- Dieses „Mit- allem- persönlichen- Herzblut- nicht zur Probe gehen? Wohin mit all der sächlich erst nach einem Moment innigsten Dabeisein“ ist es nun, was die Atmosphäre auf einen Schlag freigewordenen Zeit? DiNachdenkens darüber ein, was um Himmels hier im Backstage- Bereich ganz wesentlich ese Frage wird sich der eine oder andere im Willen sie denn nun schon seit einer halben mit konstituiert. Trotz des Stresses und der Leben nach dem Musical sicherlich stellen. Stunde machen wollte. Inwieweit sich der Anspannung merkt man den Mitwirkenden Doch wer weiß, vielleicht ist es ja gar nicht Einzelne durch diese kleineren Problem- doch vor allem die Freude und den Spaß an, so lange hin, bis es das nächste Mal heißt: chen von der allgemeinen Aufregung mit- den man miteinander beim Projekt „Stupa- „IT‘S SHOWTIME!“ reißen lässt, scheint eine ganz individuelle star“ hatte und hat. Dieser Teamgeist zeigt Anja Franzke


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Heft 1 2010 - Weiß

„Ein zweites Musical war nicht geplant“ Von „Brats“ zu „Stupastar“ – eine kurze Entstehungsgeschichte liche Arbeit sollte genau damit beginnen. Zunächst hieß es, geeignete Darsteller für noch freie Rollen zu finden, die sowohl musikalische, als auch koordinative und schauspielerische Qualitäten in sich vereinen. Bis die endgültige Besetzung stand, verstrich einiges an wertvoller Probenzeit. Nicht alle waren so leicht zu finden wie Hauptdarsteller Marcus, der bereits beim ersten Musical sein Können unter Beweis gestellt hatte. Schließlich muste eiDiese war durch- Die Auferstehung des AStA im Thriller-Tanz nige Darsteller eine aus schnell zu finden. Doppelbesetzung aufGrundlage hierfür bildete ein Artikel von führen. Besonders die weibliche HauptThomas Bruckert, der in einer älteren Ausga- rolle der Hope bereitete den Regisseuren be der Vivadrina erschienen war. Ein alles- Kopfzerbrechen. Am Ende von zwei Caeinnehmender Diktator, verschwendete Stu- stings fand sich die Rettung schließlich dentengelder, Drohungen einer Klage und in der Gestalt von Anne-Kathrin Haase. Schwierigkeiten bei den Wahlen wurden direkt aus der Realität in das Stück importiert. Bezeichnend für die Arbeit am zweiten MuSogar die Finanzkrise fand noch ihr Plätz- sical war besonders das Ausbleiben der so chen. Gefüttert wurde das Skript mit Zitaten beliebten „Alles-hinschmeiß-Phase“, die es und Insiderwitzen aus „Youtube“, „studivz, bei dem ersten Musical durchaus gegeben „Southpark“, „Hör mal wer da hämmert“, hat. Sogar die Kooperation mit dem Orddie der aufmerksame Zuschauer während nungsamt und der Universität bezüglich der der Aufführung bemerken konnte. Maxi Pyrotechnik lief reibungslos. Die Proben Becker war nach mehreren, erfolglosen Ko- stellten sich jedoch als etwas schwieriger dar. operationen mit einem Komponisten dazu Bei so vielen Mitwirkenden war es geradezu gezwungen statt weniger eigens für das unmöglich, wirklich alle Tänzer, HauptdarMusical komponierte Songs ausschließlich steller, Musiker, Backgroundsänger und Neberühmte Ohrwürmer auszuwählen und bendarsteller zusammen zu bringen. Daher sie mit neuen Texten zu versehen. Trotz gab es oftmals nur Proben in Teilbesetzung. dieser Anlaufschwierigkeiten fanden sich Selbst die berühmte Generalprobe, bei der schnell Sponsoren wie der AStA, die Euro- im Normalfall alles schief geht, fand nicht pa-Universität und der Förderkreis Viadrina. in kompletter Musical-Besetzung statt. Dort stellte sich dann heraus, ob und wie sich die Nach einem langwierigen Schaffungspro- kleinen Teilstücke zu einem großen Ganzen zess, in dem Dialoge und einzelne Szenen fügen würden- Anspannung bis zur letzten immer wieder verworfen, geändert und ge- Sekunde. Das Ergebnis zeigte jedoch, dass kürzt wurden, konnten die ersten Proben die Koordination gut genug war, um am Ende im September 2009 anfangen. Die eigent- ein stimmiges Musical hervorzubringen

Vorsicht Andre, hier wird scharf geschossen!

Viele Kleinigkeiten des Musicals blieben bis zur Inszenierung noch unklar. Zum Beispiel für welches Ende sich die Zuschauer entscheiden würden, wenn man ihnen die Wahl lässt. Und wie spontan die Akteure dann darauf reagieren könnten. Zur Sicherheit gab es dann doch eine letztlich nur „vorgegaukelte“ Entscheidungsfreiheit, bei der das alternative, grausame Ende nur angespielt wird, um dann von der Regisseurin zurückgespult zu werden und im berühmten „Happy Ending“ zu landen. Mario Mische fand besonders

beeindruckend, was die Darsteller aus den Texten gemacht haben und wie die Figuren durch die unterschiedlichen Darstellungsweisen noch einmal ganz anders lebendig gemacht wurden. „Das was die bei den Aufführungen manchmal gemacht haben, das war echt Feuer.“, pflichtet Thomas Bruckert bei. Besonders bei den Aufführungen kamen die Schauspieler aus sich heraus und haben somit dem Musical einen ganz eigenen Charme verliehen, so der Drehbuchschreiber. Ein drittes Musical wird es höchstwahrscheinlich unter der gleichen Leitung nicht mehr geben. Die bisherige Regie- und Produktionsleitung Maxi Becker konzentriert sich nach Monaten der Anstrengung mit seltenen Pausen endlich wieder ganz auf ihr Studium in Bielefeld. „Ich glaube, da verkürzt sich die Lebenszeit, wenn man bei solch einem Projekt die Zügel in der Hand hält“, meint Thomas Bruckert Regieassistent und Drehbuchautor. Bisher war Maxi die treibende Kraft, bei der alle Zügel zusammenliefen, die durch eigenen musikalischen Hintergrund nicht nur Wissen, sondern auch Fotos: Michèlle Schubert

Bereits kurz nach dem Tumult und dem großen Erfolg des ersten Musicals „Brats!“ wandten sich die Universitätsleitung und der heutige Hauptdarsteller Marcus Grünschneder mit der Bitte um ein zweites Musical an die inszenierende Instanz Maxi Becker. Im Dezember 2008 setzte sie sich dann mit den beiden Drehbuchautoren des 1. Musicals, Mario Mische und Thomas Bruckert, zusammen, um eine neue Idee zu entwickeln.

„Der Typ muss Weg, shoop shoop.“

die notwendigen Kontakte mitbrachte. Sie legte ihre Hand ins Feuer, um sie am Ende wieder unversehrt herauszunehmen. Sie ist der heroisierte, todgeglaubte Übermensch. Ohne sie, so sind sich viele der Mitwirkenden einig, kann es kein weiteres Musical geben. Aber vielleicht benötigt es gar keinen Übermenschen, um die junge Tradition des Universitätsmusicals aufrecht zu erhalten. Wahrscheinlich braucht es, wie in den meisten Fällen, nur ein bisschen Mut etwas Neues anzufangen. Und, wie in den letzten beiden Musicals auch, viele kleine Heinzelmännchen, die aktiv sind und mithelfen ohne dass der Zuschauer es je erfahren wird. Ein anderer Aspekt ist auch: Bereits nach dem ersten Musical hieß es zuerst: „nie wieder“... Saskia Pelzer


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Triumphale Neuerungen für Eltern an unserer Uni Erstattung von Kinderbetreuungskosten

Studierende und Promovierende der Viadrina können sich auch in diesem Jahr Kinderbetreuungskosten aufgrund von studienund promotionsrelevanten Veranstaltungen erstatten lassen, wenn die Regelbetreuung in dieser Zeit nicht in Anspruch genommen werden kann. Pro Student/in können maximal 100 € pro Semester erstattet werden. Die genauen Bedingungen und der Antrag befinden sich auf der Homepage der Familienbeauftragten: www.euv-frankfurt-o.de/ familie

Familienfest am Tag der offenen Tür Zum zweiten Mal laden die Familienbeauftragten im Rahmen des Tages der offenen Tür am 30. Juni 2010, alle Eltern der Viadrina zu einem Familienfest ein. Bei Sport und Spielen, Beschäftigung und Basteln, bei Kaffee und Kuchen stehen von 15-18 Uhr Vergnügen und Austausch im Mittelpunkt. Auch können wieder erste Kontakte zu den Erzieherinnen der ViadrinaNotfall-Kinderbetreuung geknüpft werden.

Eröffnung des Eltern-KindR aumes Ende April eröffneten die Familienbeauftragten gemeinsam mit dem Kanzler der Universität, Christian Zens, und Eltern der Viadrina und ihren Kindern, sowie zahlreichen anderen Gästen den neuen ElternKind-Raum der Universität. Der Raum K20 im Hauptgebäude, das ehemalige Büro der Familienbeauftragten, ist kaum wieder zu erkennen: die Wände sind sonnengelb gestaltet, auf dem Boden liegt ein dicker Teppich und schmucke Lampen statt Neonröhren verbreiten angenehmes Licht. Ein mit PC und Telefon eingerichteter Arbeitsplatz und ein Stillsessel stehen für die Eltern bereit, um dringende Arbeiten und Kinderbetreuung zu verbinden. Auf die Kinder warten ein Kindertisch, eine gemütliche Kuschelecke und ein großes Regal mit allerlei Büchern, Spielen und Beschäftigungsmaterialien. Ein dezent an der Wand hochklappbarer Wickeltisch und ein Flaschenwärmer im Regal runden das Angebot ab. Seit Sommer 2009 fand die Betreuung der

Kinder von Universitätseltern oder -gästen im Still- und Ruheraum der Universität statt, der für diesen Zweck auch mit Spielzeug und Beschäftigungsmaterialien ausgestattet wurde und auch weiterhin dafür genutzt werden kann. Hier stieß die Betreuung mehrerer Kinder jedoch schnell an ihre räumlichen Grenzen. Nun ist genug Platz, um zum Beispiel während einer Tagung oder einer Konferenz auch Kinder von mehreren Universitätsgästen zu betreuen. Dieses Angebot, so die Familienbeauftragten, soll ein Standard an der zertifizierten familiengerechten Viadrina werden. Unter den Gästen der Eröffnung weilten auch die Kooperationspartnerinnen der Familienbeauftragten, die seit dem v e r-

gangenen Sommer die Viadrina-NotfallBetreuung sicherstellen. Ob nun bei universitären Veranstaltungen, Schließtagen oder Krankheit: Eltern können bei den Kooperationspartnerinnen ihre Kinder in gute Hände übergeben und ihren dienstlichen oder Studien-Angelegenheiten nachgehen. Einige Frauen schauten sich an diesem Tag mit besonderer Neugier im Eltern-KindRaum um: die Damen des Lions Club Viadrina hatten beim vergangenen Sommerfest eine großzügige Spende von 1500 € für die Ausstattung des geplanten Eltern-KindRaumes übergeben und waren nun gespannt, was die Familienbeauftragten daraus gemacht hatten: „Ich bin ganz beeindruckt von diesem schönen Eltern-Kind-Raum. Unser Anliegen, die Unterstützung studierender Eltern – wie es ja viele Frauen unseres Lions Clubs auch mal waren – ist in diesem Raum gut zum Ausdruck gebracht worden“, so die Architektin Eicke Prejawa. Auch Jeannette Marti, Gleichstellungsbeauftragte des Frankfurter Institutes für Halbleiterphysik (IHP), sah sich sehr aufmerksam um und fotografierte eifrig: „Wir machen uns auch Gedanken um familienfreundliche

Arbeitsbedingungen für unsere Mitarbeiter und stehen schon länger im Austausch mit den Viadrina-Familienbeauftragten. Heute hole ich mir Anregungen.“ Die Familienbeauftragten selbst sind höchst zufrieden: „Die Nachfrage war groß, dringende Arbeiten zusammen mit Kindern in einer geeigneten Umgebung in der Uni zu erledigen. Es ist schön, dass die Viadrina dies nun anbieten. Jetzt hoffen wir, dass sich dieser Raum schnell herumspricht.“

Willkommensgruss für studierende Eltern Gemeinsam mit dem Studentenwerk Frankfurt (Oder) und den Familienbeauftragten der Viadrina wollen StuPa und AStA einen Willkommensgruß für Studierende einführen, die während ihres Studiums oder ihrer Promotion an der Viadrina Eltern werden, als auch für jene, die sich bereits mit Kindern immatrikulieren. Neben einem Begrüßungsgeld in Höhe von 100 €, das zur Hälfte von der Studierendenschaft und zur Hälfte vom Studentenwerk finanziert werden soll, enthält er auch Informationen zu familienfreundlichen Angeboten in der Uni und der Stadt, sowie Gutscheine oder Produkte lokaler Händler. Die Einführung, ist bis zum Wintersemester 10/11 geplant.

Spielgeräte auf dem Campus Die Familienbeauftragten haben vor, noch in diesem Jahr einen Campus-Spielplatz zu eröffnen: Die Spielgeräte sollen nicht nur die Kinder von Universitätsangehörigen und -gästen und die Frankfurter Kinder erfreuen. Trampoline, Drehkarussel und Schaukeln werden auch für „große Kinder“, also Studierenden, nutzbar sein. Für die Finanzierung der Spielgeräte suchen die Familienbeauftragten noch Sponsoren aus der Universität und der Stadt. Interessierte sind gebeten, mit den Familienbeauftragten in Kontakt zu treten. Alena Karaschinski

Bild: die Familienbeauftragten der Viadrina: Alena Karaschinski (links) und Karin Höhne


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UNITHEA 2010 15. – 17. JUNI // Soll und Haben – Kredit i Kapitał Es ist wieder soweit! Das Theater ist Perspektive. [Soll und Haben] [Kredyt i Kapital] deutsch-polnische Theaterfe15. bis 17. Juni 2010 stival UNITHEA wird zum 13. Mal von Studenten der Europa-Universität Viadrina konzipiert, organisiert und durchgeführt. Unter dem Motto „Soll www.unithea.com/2010 und Haben“ bietet das Festival anspruchsvolle Unterhaltung Mit dabei sind unter vielen anderen Beatrice Fleischlin, Turbo Pascal für deutsche und polnische StudentInnen und BürgerInnen der Städte Frankfurt (Oder) und Słubice. und Theresa Maslowska. Als Dauerperformance wird die „Dramazone“ ein Plaudercamp in der Nähe des Festivalstreffs (wieder in Das Theaterfestival versteht sich in diesem Jahr als unterhaltsame der Großen Scharrnstraße 11a) einrichten, in dem über die Städte dokumentarische Bestandsaufnahme der Lebenswirklichkeiten Frankfurt (Oder) und Słubice geplaudert werden soll. diesseits und jenseits der Oder. Was lieben wir an Frankfurt? Was Es gibt Gelegenheit zum Kennenlernen der Künstler und zur Diskuslieben wir an Słubice? Was verbindet uns mit der Stadt? sion über die Produktionen. Die Organisatoren von UNITHEA laden Auf die Zuschauer wartet eine reichhaltige Auswahl an deutscher dich herzlich ein, drei fantastische Tage mit anspruchsvoller Unterund polnischer Dramatik, szenischen Lesungen und Performance- haltung im Kleist Forum, im Collegium Polonicum, im Theater des theater, sowie natürlich ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm Lachens, auf der Oderbrücke und in der Ladenstraße zu verbringen. aus Konzerten und Tanzmusik, bis hin zur Vorführung eines bislang Tageskarte 7,- € / Festivalpass 15,- € / präsentiert von radioeins (rbb) unveröffentlichten Filmes aus dem Jahr 1990 in Frankfurt (Oder). Werner Eggerath

Frisch gebackener Animateur im Bundestag Eine Glosse

Quelle: www.hna.de

Seit dem 26.3.2010 können Besucher auf Führungen durch den Bundestag per Audioguide von Brummelbemme „Bernd dem Brot“ begleitet werden.

Klar, wer ist besser dafür geeignet, den beim Volk so beliebten Beruf des Politikers mit dem gebührenden Respekt zu veranschaulichen, als das schlecht gelaunte, eigenbrötlerische Kastenbrot? Diese Art der Kinderattraktion könnte langweilige Führungen in Zukunft wesentlich interessanter machen. Beim nächsten Besuch des Zentrums für Essstörungen wird man von Lasagneliebhaber Garfield begrüßt. Prähistorische Museen könnten mit Otto Waalkes SidStimme die Prä-Jugend anlocken. Besuchern wird im Mediationszentrum das diplomatische Parkett der internationalen Politik durch die klare Argumentationsführung Rambos nähergebracht. Um dem Wohlklang der deutschen Sprache zu huldigen, sollte das Zentrum für deutsche Sprache und Kultur eine Führung mit Bushidos ey-voll-krass-Rap anbieten. Die Stimme von Darth Vader könnte zum einen auf die schädliche Wirkung des Rauchens hinweisen, wäre aber zum anderen auch im Genetikzentrum gut aufgehoben. Dafür legitimiert ihn sein Feingefühl bei der Familienzusammenführung – ein gut platziertes: „Ich bin dein Vater.“ Wer weiß, vielleicht ist dies die Rache der als „kulturlos“ verschrienen Medien, wie Comics, Popcornkino und Hiphop-Musik. Bundestagsvizepräsidentin Gerda Hasselfeldt und einige Schüler mit Bernd das Brot, Chili Mario Mische, das Schaf und Briegel der Busch. der sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt


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Gründungsservice löst Lotsendienst ab

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Existenzgründungsprojekt jetzt studentenfreundlicher Studenten und Unimitarbeiter, die sich mit einer Geschäftsidee selbstständig machen wollen, hatten bis zum Ende des Wintersemesters 2009/2010 die Gelegenheit, den Lotsendienst in Anspruch zu nehmen. Nutznießer dieses Dienstes mussten die für eine Gründung wichtigen Berater nicht aus der eigenen Tasche bezahlen. Nun hat die Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt (KOWA) ihr Angebot neu strukturiert: An Stelle eines

Assessment-Centers, in dem alle angehenden Gründer bunt gewürfelt zusammensitzen, gibt es beim Gründungsservice Ideen-Werkstätten, in denen gezielter auf die verschiedenen Personengruppen eingegangen werden kann. Studenten, Absolventen, wissenschaftliche Mitarbeiter und Doktoranden entwickeln ihre Geschäftsideen im Dialog weiter. Die Teilnehmer erfahren, wie ausgereift ihre Ideen sind oder wie die ersten Schritte aussehen könnten. Kommt man schließlich in die Förderung, so wird man für eine Probezeit von drei Monaten mit 600 € für Beraterkosten unterstützt. „In dieser Bewährungsphase müssen sie zeigen, dass sie es ernst meinen“, verdeutlicht KOWA-Mitarbeiterin Ramona Alt, „danach wird über weiteres Geld entschieden.“ Früher stellte die KOWA an alle Bewerber um eine Förderung dieselben Anforderungen. Aber Studenten haben andere Präferenzen: „Das Hauptinteresse der Studenten, die bei uns mitmachen wollen, liegt nicht in der Selbstständigkeit, sondern im Studieren: Das wollen wir nicht gefährden“, räumteArne Meyer-Haake ein und fügt hinzu „eine weitere Neuerung ist, dass die Studenten bis zu einem Jahr nach der Gründung durch uns begleitet und betreut werden.“ Doch der Workshop ist nicht nur für Studenten mit einem festen Gründungsvorhaben interessant. So lud die KOWA zu einer IdeenWerkstatt am ersten Maiwochenende gezielt studentische Vereine und Initiativen ein. „Wir wollten die Leute erreichen, die bereits en-

gagiert und motiviert sind“, erklärt KOWAMitarbeiter Arne Meyer-Haake. Mit der Resonanz sei er sehr zufrieden: An dem Workshop nahmen elf Kuwis und ein Wiwi teil, viele vom Verein Alegro. Als Diplom-Kulturwissenschaftler weiß Arne Meyer-Haake aus eigener Erfahrung, dass Kulturwissenschaftler anders „ticken“ als Wirtschaftsstudenten: „Kuwis denken, dass man zur Ausübung einer gemeinnützigen Idee einen Verein gründen sollte, anstatt aus ihr eine Geschäftsidee zu machen. Sie verstehen sich nicht als Unternehmer.“ Die Ideen-Werkstatt soll nicht nur dazu dienen, dass Studenten wirtschaftliche Praxiserfahrungen sammeln und den Markt kennenlernen, sie können auch Geschäftskontakte knüpfen und die regionale Wirtschaft stärken. „Vielleicht entscheiden sich die erfolgreichen Gründer nach dem Studium in der Region zu bleiben“, hofft Arne Meyer Haake. In dem monatlich stattfindenden GründerColloquium haben diese die Möglichkeit, ihre Erfahrungen auszutauschen. Zu dem Colloquium sind auch Lotsendienstkunden gern gesehen. Ebenso sind Experten eingeladen, die jeweils über ein bestimmtes Thema referieren. „Durch diese regelmäßigen Gruppentreffen lässt sich der Aufbruchsgeist noch weitertragen. Die Elankurve ist dann länger“, weiß Ramona Alt als Beraterin mit eigener Gründungserfahrung. „Sich selbst immer wieder zu motivieren, lernt man nicht im Praktikum“ gibt Arne Meyer-Haake zu bedenken. Mit der Unterstützung durch die Uni sind beide zufrieden, lediglich beim Lehrstoff vermisst Ramona Alt den Praxisbezug: „Die akademische Ausbildung ist eine gute Qualifikation, aber es wird beispielsweise nicht vermittelt, wie eine Rechnung geschrieben wird.“ Mario Mische

Kontakt: KOWA Europa-Universität Viadrina Postfach 1786 15207 Frankfurt (Oder) Fon (0335) 55 34 5902 Fax (0335) 55 34 5903 kowa@uni-ffo.de http://www.kowa.uni-ffo.de

Das türkische Restaurant in Frankfurt (Oder) freut sich über Gäste, die in gemütlicher Atmosphäre essen und trinken. Im Angebot sind verschiedenste Pizzen, Salate, Dönermenüs und türkische Teigspeisen. Wir bedienen unsere Gäste auch gerne auf unserer Sommerterasse. Ab 6 Euro Bestellwert liefern wir nach hause. Rufen sie uns an:

0335-4012671 Sie finden uns am Marktplatz 3 und 4, 15230 Frankfurt (Oder) www.mezopotamya-grillhaus.de Öffnungszeiten: Montag bis Samstag: 10 bis 23 Uhr Sonn- und Feiertag: 11 bis 22 Uhr


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Da warens nur noch drei: FSR Kuwi sucht für Wahl im Juni engagierte Kuwis

Foto: privat

Der Fachschaftsrat Kulturwissenschaften besteht aus acht Mitgliedern, die jeweils von den Studierenden der Kulturwissenschaftlichen Fakultät bei Wahlen im Juni und Dezember gewählt werden. Zurzeit sind wir jedoch nur zu sechst: Florian Manke, Anne-Sophie Neuber und Ulrike Polley, die im Juni 2009 gewählt wurden, sowie Oliver Kossack, Michael Krieger und Hannah Schmelzer, die seit Dezember 2009 dabei sind. Außerdem helfen uns Juliane Patz, Nora Schmitt-Güngerich und Lea Winkler im Offenen-FSR. Unsere Aufgabe ist die Vertretung und Wahrnehmung der Interessen der Fachschaft KuWi. Auf Deutsch: Wir sind für euch da! Für alle Fragen und Probleme der KuWi-Studierenden, egal ob Bachelor oder Master, ob neu oder schon lange an der Uni. Wir haben ein offenes Ohr für eure Probleme in Seminaren oder Vorlesungen. Außerdem steht unsere Tür immer offen für interessierte Studierende, die sich an der Uni engagieren wollen. Regelmäßig organisieren wir den legendären Kuwi-Stammtisch, das Essenhopping, die Veranstaltungsreihe „KULT“. Bei Informationstagen an der Uni sind wir auch immer zu finden. In den letzten Semestern haben wir Aktionen wie das Gutscheinheft für Erstis und das Sortieren der Uni-Pinnwände ins Leben gerufen. Alle zwei Wochen gibt es den fast schon legendären KuWi-Newsletter mit allen anstehenden Veranstaltungen in Frankfurt (Oder). In diesem Semester treffen wir uns jeden Donnerstag ab 18 Uhr zur

öffentlichen Sitzung in der Studentenloge (Raum 119), zu der ihr herzlich eingeladen seid! Außerdem findet ihr uns jeden Mittwoch, von 13 Uhr bis 14 Uhr, in der GD-Mensa. Dort könnt ihr mit Anliegen jederArt bei unserer KuWi-Sprechstunde vorbeischauen. Per E-Mail sind wir jederzeit unter fsrkuwi@euv-frankfurt-o.de erreichbar. Aktionen, die in diesem Semester geplant sind: Stammtische wie gehabt jeden 1. Mittwoch im Monat, 1-2 Mal Essenhopping, voraussichtlich ein weiteres „KULT“ und eventuell wird „Meet a Prof“ wieder ins Leben gerufen. Was uns wichtig ist: Anfang Juni sind wieder Wahlen. Beim FSR Kuwi werden fünf Plätze frei. Wer sich gerne aufstellen lassen will, kann gerne zu unseren Sitzungen vorbei kommen. Wir helfen bei der Wahlaufstellung. Damit Demokratie an der Uni auch funktioniert, müssen wir unsere Möglichkeiten ausschöpfen. Der FSR Kuwi hat in den letzten Semestern fast immer mit weniger Mitgliedern als eigentlich möglich gearbeitet, was wir sehr schade finden. Wir würden uns freuen, wenn sich in diesem Semester fünf neue Mitglieder finden würden! Eure Vorteile/was bringt die Arbeit beim FSR Kuwi?! Die Arbeit macht Spaß und ihr werdet neue Leute kennenlernen. Dabei könnt ihr Unistrukturen durchschauen und Hochschulpolitik aktiv mitgestalten, Eventmanagement betreiben, etwas an der Uni bewegen und mitentscheiden, was mit Studentengeldern passiert. Als Lohn für eure Mühe dürft ihr ein Semester länger Studieren und Bafög bekommen. Eine Ehrenurkunde des Präsidenten für die geleistete Arbeit gibt es als Sahnehäubchen obendrauf. Ulrike Polley

Eine Weltverbesserungsidee: Future-Schach Manchmal wünscht‘ ich mir, ein Schachspiel wäre lebendiger. Keine toten Holzfiguren, die für eine Partie wiederbelebt werden. Schach könnte ohne Tod auskommen! Spinnt man das weiter, könnte Schach gar seine originäre Aufgabe erfüllen: Kriege verhindern. Das Spiel der Könige wird Ersatz für sterbende Soldaten an der Front. Nur noch EINE Schlacht wird es geben, die über Sieg und Niederlage entscheidet. Doch das Spiel sollte spannender für alle Beteiligten werden. Echte Menschen auf 64 Feldern. Statt aufwendiger Ausbildung menschlicher Kampfmaschinen wird die Wehrpflicht ersetzt durch Schachpflicht. Anstelle der Einteilung in Infanteristen, Panzerfahrer und Gebirgsjäger wird dann erklärt, wie möglichst elegant (oder imposant!) diagonal oder horizontal gelaufen wird. Insbesondere die Trainings der Springer würden sehr amüsant sein. Sterben soll auf dem hölzener Schlachtfeld aber keiner. Bitte nur bewusstlos hauen und

dann von DRK-Leuten verarzten lassen. Damit wären wir bei einer Erweiterung der Schachausbildung: Kurieren von Pferdetritten, Turmschlägen oder schallenden Ohrfeigen der Damen. Damit möglichst viele Leute von der modernen Kriegsführung Wind bekommen, gibt es eine gewaltige Medienpräsenz inklusive Live-Moderator, der Mitgefühl für einen sterbenden Bauern heuchelt oder die Bekleidung aller Frauen im Spiel beschreibt. 64 Kameras, pro Spielfeld eins, halten jegliche Mimik der Figuren fest. Theatralisch soll agiert werden, mit ausladenden Bewegungen und emotionaler Vertonung. Es wird eine Industrie, die nicht nur korrekte Laufrichtungen und Wundheilung lehrt, nein! Auch schauspielerisches KnowHow soll beigebracht werden. Ohne wäre „Future-Schach“ nicht lebendig genug. Einen faden Beigeschmack gäbe es dennoch: Werden reelle Schlachten ersetzt durch lebendiges Schach, wäre Tod trotzdem die Folge - nämlich der Schwerindustrie. Nun,

die Lords of War stört‘s bestimmt nicht lange. Die angepasste Schwerindustrie baut statt Raketen einfach Hufeisen, damit der Pferdekuss auch richtig sitzt. Nur müssten die Kriegstreiber sich dann umbenennen in... Hufschmiede, Lauftrainer, Mistgabelschärfer, Tussi-Aufhetzer, Steinmetze, Pferdeflüsterer, und und und... Thomas Bruckert


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IKMZ – der unbekannte Dienstleister an der EUV Diesmal: Die Abteilung Systeme Wenn Universitätsmitarbeiter an den Arbeitsplatz gehen, machen sie drei Dinge: Sie starten ihren PC, hören den Anrufbeantworter ab und schalten die Kaffeemaschine an. Von diesen Dingen fällt nur die Kaffeemaschine nicht in den Aufgabenbereich des IKMZ.

Foto: Thomas Bruckert

In unserer IKMZ-Reihe stellen wir euch ware zu beschaffen und die Mail-Server zu ein weiterer Mitarbeiter in der Abteilung die diesmal die Wichtigste aller Abteilung vor: betreuen. Abteilungsleiter Mußmann meint, Backup-Systeme und den absturzsicheren die Systeme. Ganz richtig ist das allerdings dass es eigentlich genug Arbeit für zwei ist. Storagebereich. Sein Name: Thorsten Woinicht, denn jede Abteilung würde von sich Durch die Auslastung bleibt effektiv keine the. Er hat vor über 25 Jahren sein Hobby behaupten, die Wichtigste zu sein. Der Zeit, Problemstellungen zu vertiefen oder zum Beruf gemacht. Sein breites Wissen Grund dafür ist einfach: Alle sind unentbehr- sich weiterzubilden. Der Arbeitsalttag biete über Betriebssysteme ist ein weiterer Grund lich für einen störfreien Ablauf in der Uni- dafür keinen Raum, bedauert sie. dafür, dass Lehrstühle an der EUV konstant verwaltung und bei den Studentenkonten. arbeiten können. Und was an Lehrstühlen Auf den ersten Blick scheinen Studenten Miriam hat nun ein funktionierendes Kon- schief läuft, trifft letztlich an den Studenten nicht viel Berührungspunkte mit der Sy- to und möchte wir ihre Vorlesung noch ein in einer Univeranstaltung. Teilnehmersteme-Abteilung des IKMZ liste, nur digitalgespeicherte zu haben. Um deutlich zu Prüfungsergebnisse, Teile von machen, welche Bedeutung Datenbanken der Uni: Wenn es die Abteilung hat, machen alles nicht gesichert wäre, und wir ein kleines GedankenexDatenverlust eintritt, könnten periment: Studentin Miriam wir Forschung und Lehre wiehat sich gerade an der Viadrider mit Tafel, Papier, Bleistift na immatrikuliert. Zum Bemachen... ginn ihres Studiums bekam sie einen Laptop geschenkt, Kopf der Systeme-Abteilung mit dem sie nun ins WLAN ist Frank Mußmann. Er koorder Universität möchte. Audiniert und stimmt sich mit den ßerdem braucht sie noch eine anderen IKMZ-Abteilungen ab. ImmatrikulationsbescheiniZusätzlich berät er bei Beschafgung für ihre Bank. Die erfungen neuer Hardware und desten Seminare, die sie beleren Auswertung. Fachlich hat gen möchte, fordern zudem er auch mit Microsoft-Domaineine Anmeldung mit ihrer ofControllern zu tun und ist für Servants of the Servers: Thorsten Woithe, Jolanta Starobrat, fiziellen E-Mail-Adresse der den Betrieb des Fileservers und Frank Mußmann, Arnold Jürgens (v.l.n.r.) EUV. Für alle diese Dinge Zugriffe auf Datenbanken verbraucht sie Zugriff zu ihrem Studentenantwortlich. konto. Würde IKMZ-Mitarbeiterin Jolanta paar Dinge kopieren. Sie geht zu einem der Unsere Miriam würde dann merken, dass Starobrat ihren Job vernachlässigen, hätte öffentlichen Kopierer und hat es Arnold Jür- Mußmann gerade pausiert, wenn UnmitMiriam nicht mal ein Studentenkonto. Sta- gens zu verdanken, dass er funktioniert. Jür- arbeiter sich zu Hunderten in der Caféteria robrat legt nämlich alle Studentenaccounts gens ist jetzt seit 95 an der EUV und seit vier sammeln oder beim Kaffeeautomaten aufan und betreut sie danach. Aktuell sind es Jahren im IKMZ. Er beschafft, betreut, repa- halten, weil sie keinen Zugriff auf ihre Da8000 Studentenaccounts und noch einmal riert und pflegt jegliche öffentliche Kopier- tenserver haben. 1000 für die Mitarbeiter. Die Konten unter- und Scantechnik an unserer Uni. Pro Moscheiden sich nur in dem Punkt, dass Stu- nat werden insgesamt 200.000 bis 300.000 Mußmann ist seit 1993 an der Viadrina und denten keinen Zugriff auf den Fileserver und Kopien angefertigt. Denkt man Jürgens Job hat die alle Entwicklungen des IKMZ mitdie darauf befindlichen Datenbanken haben. weg, würden die Lehrstühle und sonstige bekommen. Ihm fällt auf, dass die Aufgaben Verwaltungseinrichtungen der Uni nach dramatisch zugenommen haben, aber die Mit dem Studentenkonto meldet sich Mi- schätzungsweise zwei Tagen brach liegen, personelle Ausstattung nicht. Die Betreuriam dann später im HIS-Portal an, nutzt weil sie nicht mehr vernünftig arbeiten kön- ung in der Abteilung ist sehr zeitintensiv. Die ihr E-Mail-Programm und kann sich auch nen. Und Miriam müsste zum Copyshop. größte Herausforderung besteht darin, es zünoch ins WLAN der Uni einklinken. Wenn Nach Schätzungen von Jürgens würde der gig zu machen. Mußmann meint scherzhaft, sie Probleme mit ihrem Studentenaccount Preis pro Kopie auf 10 Cent steigen, wenn dass schon das EDV-Feuer in einem brenhat, klopft sie wieder an die Tür von Jolanta seine Stelle von einer Fremdfirma betreut nen sollte, wenn man hier arbeitet. Woithe Starobrat. Täglich kommen 20-30 Anfra- würde. Und welcher Student kopiert dann stimmt ihm zu und ergänzt, dass man sich gen von Studenten, die Probleme mit ihren noch in der Uni? privat auch stetig weiterbilden muss, da die Accounts haben. Kurz vor Semesterbeginn Arbeit sehr vielfältig ist. Für Jürgens ist es sind es sogar noch mehr. 20-30 pro Tag mag Damit das IKMZ (und indirekt dadurch die nicht normale Arbeit: „Es ist nicht nur Beruf, nicht viel klingen, doch ist die einzige Frau ganze Univerwaltung, - forschung und -leh- sondern Berufung.“ der Abteilung auch damit beschäftigt, Soft- re) stabil und sicher arbeiten kann, betreut Thomas Bruckert


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Nicht nur graue Zwei Frankfurter Fit Zentral. Preiswert. Studentenfreundlich. So sollte es sein, Auf der Suche nach solch einem Studio, welches diesen und weiteren Heilbronner Straße 30 und das Fitnesscenter des Universitätssportclubs im Tag von ihnen einen qualitativen Sprint an den legt und

s mög macht‘ 9 9 T T s : Da Fotos ppen -

Triple 9

Direkt im Zentrum über dem Kaufland befindet es sich, das einjährig bestehende Studio Triple Nine (T9) mit der Möglichkeit Rad oder PKW bequem zu parken. Großflächig prangt an Nach der Fassade das FitnessAngebot für 9,99 Euro im Monat. Viele Studenten waren anfangs skeptisch, doch lich jetzt sind es vor allem diese, welche das T9 schätzen und besuchen. Das Angebot hat natürlich einen kleinen Haken. Es gilt nämlich nur für unter 18-Jährige. Das ist aber kein Thema im T9, da auch 18,99Euro im Monat preiswert sind, wenn man sich überlegt, was man dafür bekommt. Schließlich kann man mit einer Mitgliedskarte in jedem T9 Deutschlands trainieren. Sho

raining dem T

Foto: T9

Es ist 17Uhr. Bei einem Rundgang durch das mit Pflanzen und Sitzmöglichkeiten ausgestattete Studio erhält man einen entspannten, einladenden Eindruck. Die Luft ist angenehm, lässt jedoch körperliche Betätigung erahnen. Der Lautstärkepegel von Musik und menschlicher Aktivität ist angemessen. Eventuelle Befürchtungen vor wie in Legebatterien angelegten Fitnessgeräten schwinden beim Anblick des großräumigen Studios. Die Trainingsfläche von über 2000m² erlaubt es, sich individuell zu entfalten. Bewertungen: An der großen Anzahl und Vielfalt der Geräte kann man sich beliebig austoben. Selten sind alle Trainingsmöglichkeiten besetzt, da sich die SportlerInnen auf zwei Etagen stählen können. La Gute Voraussetzungen, um motiviert den Schließfachschlüssel entgegenzunehmen und Grö sich in die Umkleide zu begeben. Geräumig, ruhig und sauber ist es hier. An sanitären Anlagen mangelt es nicht und so dienen Duschen, Toiletten und eine Sauna mit Ruheraum Gerätezahl & dazu, nach dem Auspowern wieder herunter zu kommen. Das T9 bietet die Möglichkeit, sich einen individuellen Fitnessplan erstellen zu lassen, nach diesem man die gewünschPreise & ten Körper(problem)-zonen gezielt trainieren kann. Der Pluspunkt liegt in der ständigen Erweiterung und Modifizierung dieses Plans durch ausgebildete Trainer. Wer Schwierigkeiten mit einer ausgewogenen und gesunden Ernährung hat, kann sich hier kostenlos Atmos beraten lassen. Personal & Wem allerdings ein konsequentes Einzeltraining zu wider ist und wer sich eher als Teamplayer und Herdentier versteht, sollte sich in den zehn verschiedenen Kursen des Fitnessstudios zu Höchstformen antreiSanitäre Anlagen ben lassen. Sechs Tage in der Woche hat man die Gelegenheit, in einem verspiegelten und gut belüfteten Kursraum mit weiteren Mitgliedern des T9 zu Dance/House-Rhythmen, den Charts oder chilligen Songs Öffnungs Mo- So 8-24 Uhr all seine Kraft auszuschöpfen. Auch die Männer kommen in schweißtreibenden Hantel-Fit Kursen voll auf ihre sportlichen Kosten. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Wer es zackiger mag, findet Erfüllung Kon in den Step-Aerobic und Bauch-Beine-Po-Stunden. Entspannender hingegen sind die Rückenfit- und T9www.triple-nine.de Balance-Kurse, bei denen man den Stress des Alltags vergessen kann. 0335/ 284 70 35 Momentan liegt der Frauenanteil des T9 bei 70%, da die Kurse sich großer Beliebtheit erfreuen und ein Spaßfaktor sind. Des Öfteren sieht man auch Mütter beim Training, die ihre Schützlinge mit ruhigem Gewissen in der Spielecke lassen können. Davon sollte sich das männliche Geschöpf nicht abschrecken lassen. Denn trotz ihrer Unterzahl haben gerade die Männer in der oberen Etage einen gesonderten Bereich für gezielten Muskelaufbau. Trainingsunterstützend für beide Seiten sind die drei Trainer des Studios, die jederzeit mit Rat zur Seite stehen. Letztendlich muss aber auch das T9 kleine Abstriche machen. Für ein solch günstiges Angebot behalten es sich vor, für das Solarium ein kleines Entgelt zu verlangen. Und auch die Sauna ist nur eine Standardausstattung. Dennoch bleibt das Angebot durch die Vielfalt der Trainingsmöglichkeiten gerade für Studenten sehr verlockend. Spätestens wenn im Herbst auch Spinning-Kurse zum Repertoire des T9 gehören, lassen sich die letzten Zweifler vielleicht überzeugen. Doch letztlich ist man selbst für den Trainingserfolg verantwortlich, dabei kann auch das Fitnessstudio Triple Nine nicht behilflich sein.

Blick in den

Trainingbere

ich des T9


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Zellen trainieren nesscenter im Test das gewünschte Fitnessstudio für sportliche Studenten. Kriterien entspricht, haben sich das Triple- Nine in der Untergeschoss des AM durchgesetzt. Nun stellt sich die Frage, welcheswelchem die Puste schon vor dem Ziel ausgeht.

USC-Studio In vielerlei Hinsicht fast das komplette Gegenteil zum Triple 9 ist das Fitnesscenter des Universitätssportclubs (USC) im Untergeschoss des AM. Obwohl es mittlerweile schon seit ca. 10 Jahren existiert, ist es doch immer noch zumindest in Studentenkreisen eher weniger bekannt. Im Vergleich zu seinem populären Konkurrenten ist es sowohl in Bezug auf die Größe seiner Räumlichkeiten als auch bezüglich seiner Mitgliederzahlen wesentlich kleiner und überschaubarer. So ist seine Gesamtfläche mit 1000m² nur in etwa halb so groß wie die des T9. Sie verteilt sich auf mehrere, eher kleinere Räume. Dadurch entsteht, anders als beim Training in den vergleichsweise weitläufigen, saalartigen Räumen des T9, eine fast gemütlich-familiäre, auf jeden Fall aber intimere und ruhigere Atmospäre. Auch das Personal des USC ist durchweg sehr freundlich und immer bereit, bei Fragen und Probleme Rede und Antwort zu stehen. Nach erfolgter Geräteeinführung kann bei Bedarf ein persönlicher Trainingsplan erstellt und eine Ernährungsberatung in Anspruch genommen werden. Ausgestattet ist das USC-Fitnesscenter insgesamt mit ca. 50 Geräten. Damit schneidet es im quantitativen Vergleich mit dem T9 ohne Frage (max. 5 Punkte) etwas bescheidener ab. Dies betrifft zwar weniger die Bandbreite an verschiedenen Geräten, bei der beide Konkurrenten ungefähr gleichauf liegen. Doch gibt es im ge USC abgesehen vom Kardiobereich leider meist nur ein Exemplar pro Gerätetypus unter Umständen kann es also vorkommen, dass man beim Training nicht ganz nach ße Lust und Laune an die favorisierten Geräte kann, da diese eventuell besetzt sind. Jedoch kann man in diesen Fällen normalerweise ganz einfach auf ein anderes GeVielfalt rät ausweichen, denn wirklich überfüllt ist es im USC- Center selten bis nie. Auch über den Zustand der Geräte im USC kann man eigentlich nicht meckern - es sei denn man Verträge stört sich daran, dass diese überwiegend schon etwas in die Jahre gekommen sind. Die Funktionstüchtigkeit der Geräte wird davon allerdings nicht wirklich beeinflusst. phäre Was die Trainingspreise im USC- Fitnesscenter angeht, so kann man sagen, dass auch sie sich definitiv Service nicht als Ausrede dazu eignen, keinen Sport zu machen. Denn zweifelsohne ist der monatlichen Beitrag von 16,50 € für Studenten bei sechsmonatiger Vertragslaufzeit auch für deren tendenziell chronisch & Sauberkeit klamme Geldbeutel noch höchst verträglich. Außerdem besteht die Möglichkeit seinen Vertrag für monatlich nur 5,50 € mehr auf die zahlreichen weiteren Kursangebote des USC auszuweiten. Auch Fans der zeiten klassischen Fitnesskurse wie „Bauch-Beine-Po“, „Hantelworkout“ oder Ähnlichem kommen hier also Mo-Fr 8- 23, Sa/So 13- 18 Uhr auf ihre Kosten, müssen aber damit leben, dass die Kurse allesamt NICHT im Center stattfinden.

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Welches der beiden Fitnesscenter geht nun als glorreicher Sieger aus diesem Duell hervor? Ein absolutes Schmankerl für den erasmusumtriebigen Studenten von heute, eine flexible Kündigungsfrist der ich im USC Der Barbere Verträge, bieten sie beide an: jeweils zum 31.03. und 31.09. können diese ohne weiteres beendet werden. Doch nicht nur das: unter „besonderen“ Umständen, zu denen ausdrücklich auch ein Umzug, Erasmussemester oder ähnliches gezählt wird, kann auch außerhalb dieser Frist problemlos gekündigt werden. Alternativ besteht die Möglichkeit, ganz einfach eine Vertragspause einzulegen, um zu gegebener Zeit wieder zurück an die Hanteln kehren zu können. Über diesen gemeinsamen Pluspunkt hinaus haben beide Studios zweifelsohne ihre Vor- und Nachteile, über deren Gewichtung wir hier nicht urteilen wollen. Dies bleibt wohl letztendlich eine Frage des persönlichen Geschmacks. Wir hoffen jedoch, euch mit diesem Artikel eine kleine Hilfestellung gegeben und vielleicht sogar den einen oder anderen Fitnessmuffel neugierig gemacht zu haben. Also dann, nichts wie ran an den Speck! Laura Goetze und Anja Franzke

ja Franzk

Zu guter Letzt seien noch ein paar Sätze zum Entspannungsfaktor im USC-Center erlaubt. Auch der kommt hier nämlich nicht zu kurz: So laden zum Beispiel Sauna und Solarium zu einem locker-lässigen Trainingsausklang ein. Wer dagegen vom Schwitzen vorerst genug hat, kann sich im gemütlichen „Barbereich“ einen frisch zusammengebrauten Proteindrink gönnen (Vorsicht, extremer Sattmacher!) oder einen Fitnessriegel snacken – beides zu wirklich sportlichen Preisen. Im Unterschied zum T9 ist dieser Bereich des Studios vom Trainingsbereich räumlich getrennt, was hier eindeutig ein Pluspunkt für das USC-Studio ist.

Fotos: An

takt www.usc-viadrina.de 0335/ 5534 43 67


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Die Mitte liegt ostwärts Die studentische Initiative GFPS stellt sich vor Der Sprung über die Oder ist von unserer Universität aus ein Leichtes. Wer aber noch ein wenig mehr Mut aufbringt und ein paar mehr Schritte gen Ostern wagt, merkt schnell, dass es dort viel Neues und Unbekanntes zu entdecken gibt, einem aber auch immer wieder unerwartet Bekanntes und Vertrautes begegnet. Es gibt ihn noch: den Teil Europas, der den Meisten zwar räumlich sehr nah, aber gleichzeitig auch sehr weit entfernt zu sein scheint. Die studentische Initiative GFPS will Studierende dazu animieren, diesen Sprung in beide Richtungen zu wagen, und eine Plattform für Entdeckungen und Begegnungen auf bekannten oder unbekannten Terrain im universitären Alltag bieten. Selbst an einer so international ausgerichteten Universität wie unserer kommt der Kontakt zwischen den Studierenden verschiedener Länder nicht so problemlos zustande, wie man vielleicht vermuten könnte. Mit der Ausrichtung auf Mittel- und Osteuropa und dort speziell Polen, Belarus und Tschechien möchte GFPS Interesse an Themen aus Mittel- und Osteuropa an der Universität und darüber hinaus wecken. Im Wintersemester 2009/2010 ist nun die unter dem Dach des deutschlandweiten Vereins GFPS organisierte Stadtgruppe in Frankfurt (Oder) nach einer Pause zu neuem Leben erwacht und trifft sich nun regelmäßig im Zwei-Wochen-Rhythmus. Alle, die Lust haben, dürfen gerne vorbeikommen, neue Ideen einbringen, sich an einem speziellen Projekt beteiligen oder auch einfach nur einmal hören, was gerade so besprochen wird. Im vergangenen Semester haben wir in Frankfurt polnische Dokumentarfilme in den Räumen der Europa-Universität vorgeführt, die kulturelle, historische und politische Themen vermittelt haben. Um einen ersten Kontakt zu einer anderen GFPS-Stadtgruppe zu knüpfen, sind wir im November nach Poznań gefahren. Weiterhin haben wir etliche Informationstreffen vorbereitet und veranstaltet, um unseren Verein im universitären Alltag wieder sichtbarer zu machen.

Für dieses Sommersemester und darüber hinaus haben wir uns nun auch einiges vorgenommen. Unsere bisher rein polnische Dokumentarfilmreihe wollen wir auf die anderen GFPS-Länder ausweiten. Desweiteren ist eine Exkursion nach Łódź geplant, bei der wir diese Stadt aus verschiedenen Perspektiven näher erkunden wollen. Um auch die nicht-studentische Perspektive kennenzulernen, wollen wir außerdem eine Dozentenlesung organisieren, auf der Professoren und andere Mitarbeiter der Viadrina in entspannter Atmosphäre berichten, wie sie ihren Weg nach Mittel- und Osteuropa fanden. Speziell für die Jura- Studierenden möchten wir zudem ein regelmäßiges Forum einrichten, bei dem sich deutsche und polnische Studierende etwas mehr ins Herz schließen können (Anm. der Redaktion: siehe Polnisch-Crashkurs III auf der folgenden Seite). Da wir glauben, dass ein intensiver Kontakt mit den anderen Ländern und Kulturen das gegenseitige Kennenlernen, sowie das Verständnis der Unterschiede und Gemeinsamkeiten sehr befördert, setzt sich GFPS für den studentischen Austausch zwischen den oben genannten Ländern ein. So werden jedes Semester Stipendien an polnische, tschechische und belarussische Studierende und Doktoranden für einen Studienaufenthalt an einer deutschen Hochschule vergeben. Umgekehrt werden aber auch deutsche Studierende und Doktoranden auf ihrem Weg in Richtung Osten mittels Stipendien unterstützt. Für diese Stipendien kann man sich jeweils zum 30. September und 31. März bewerben (Informationen unter: www.gfps.org). Einmal an der Gasthochschule angekommen, werden die Stipendiaten von den jeweiligen Stadtgruppen in allen Lebenslagen intensiv unterstützt. So sollte der kleine oder auch größere Sprung in unsere mittel- und osteuropäischen Nachbarländer um vieles leichter fallen. Wir haben noch viel vor, damit dieser Teil Europas über das Räumliche hinaus weiter an uns heranrückt und das gegenseitige Verständnis für Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede, in den Köpfen wächst. Rüdiger Hahn

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Polnisch Crashkurs III: Flirten, Liebe, Kennenlernen Der Frühling ist bekanntlich die Zeit, in der nicht nur Flora und Fauna zur großen Balz antreten und die Luft sich erfüllt mit Blütenduft und dem fröhlichen Gezwitscher liebestrunkener Singvögel. Nein, der Beginn der warmen Jahreszeit lässt es zuweilen auch unter den Menschen knistern. Gleichsam proportional mit jedem dem Winter abgetrotzten Grad Celsius scheint nicht nur die Anzahl der Garten- und Grillparties in exorbitante Höhen zu steigen, sondern gleichzeitig auch die zwischenmenschliche Kontaktbereitschaft. Wohl keine andere Jahreszeit erweist sich als in gleichem Maße geeignet, um auf die Pirsch zu gehen und nach der einen oder anderen Romanze Ausschau zu halten. Damit einer möglichen Frühlingsliaison auch jenseits der deutsch-polnischen (Sprach-)Grenze zumindest von sprachlicher Seite nichts im Wege steht, präsentiert die Vivadrina ihrem geneigten Leser nunmehr einen dritten Teil des Polnisch Crashkurses mit einigen dafür gegebenenfalls nützlichen polnischen Sätzen und Redewendungen. Viel Spaß beim Ausprobieren... und viel Glück! Ansprechen Przepraszam, jest tutaj wolne? [pschäpraschamm, jäst tutaj wolnä] - Entschuldigung, ist hier noch frei? Mogę się przysiąść? [Moggä schä pschöschionschtsch]- Kann ich mich dazu setzen? Przepraszam, masz ognia? [pschepraschamm, masch ognia] – Entschuldigung, hast du Feuer? (Ja) Jestem ..., i jak masz na imię? [ ja jestäm, ie jack masch nah imijä] - Ich bin ..., und wie heißt du? Miło mi ciebie poznać. [Miewo mie tschäbiä possnatsch] – Freut mich, dich kennen zu lernen. Chcesz tańczyć?/ Mogę Cię prosić ? [chzäsch taintschütsch/ moggä tschiä proschitsch] – Möchtest du tanzen? / Darf ich bitten? Flirten und Verabreden Masz chłopak/ dziewczynę? [masch chwoppack/ dziäfftschinnä] – Hast du einen Freund/ eine Freundin? (Bardzo) mi się podobasz [bardso mie schä podobsch] – Du gefällst mir (sehr). Dasz mi swój numer? [dasch mie swui nummer?] - Gibst du mir deine Nummer? Masz plany na dziś wieczór? [masch plane nah dgisch wijätschur]Hast du heute Abend schon was vor? Chciał(a)bym się z Tobą umówić. [chtschau(a)bimm schä s tobong uhmuwietsch] – Ich möchte mich mit dir verabreden. Chciał(a)bym zaprosić Cię do kina/ na drinka/ na kawę. – [chtschau(a) bimm saproschietsch tschä do kina/ nah drinka/ na kawä] - Ich würde dich gerne ins Kino / auf einen Drink/ auf einen Kaffee einladen. Może wpadniesz do mnie dziś wieczorem.? [moschä wpattnijäsch do mnjä dgisch wijätschorrem] - Vielleicht kommst du heute Abend bei mir vorbei?

Anja Franzke, die das auch im Auslandssemester anwenden wird

Bild: Paul „Fo“ Bogadtke

Das Date Mam dla Ciebie kwiaty. [mamm dla tschiäbiä kwiattä] - Ich habe Blumen für dich. Fajnie/świetnie wyglądasz (dzisiaj) – [Fainijä/ schwiätniä weglondasch (dgischaj)] – Du siehst (heute) super/ hervorragend aus. Kocham cię [kocham tschä] – Ich liebe dich. Chcesz wejść do środka? [chzesch weischtsch do schrodka] - Willst du noch kurz reinkommen? Kiedy znowu się zobaczymy?/ Chętnie zobaczę się jeszcze z Tobą. [kjäde znowwu schä sobatschümme]/[chäntnijä sobatschä schä jäschtschä s tobong] - Wann sehen wir uns wieder?/ Ich würde dich gern wiedersehen.

Hat man dann erst mal ein passendes Deckelchen gefunden, dauert es meist nicht lange, bis man den zuweilen etwas seltsam ausartenden, aber umso schwerer zu unterdrückenden Drang verspürt, ihn oder sie mit mehr und mal weniger positiv aufgenommenen, in den meisten Fällen aber durchaus sehr liebevoll gemeinten Kosenamen zu versehen. Glücklicherweise bietet das Polnische seinen Sprechern und natürlich auch allen, die es noch werden wollen, eine reichhaltige und vielfältige Nomenklatur an Kose-Möglichkeiten, die das Deutsche zum Teil fast etwas einfallslos erscheinen lässt. Wo man in den westlichen der Oder gelegenen Gefilden aus „Anja“ eigentlich nur „Anjachen“ oder „Anni“ machen könnte, kommen polnische Anias in den Genuss von sehr viel mehr Koseformen. Das fängt schon damit an, dass eigentlich niemand in Polen so gerufen wird, wie es in seinem Personalausweis steht. Abgesehen von eher förmlichen Kontexten benutzt man hier nämlich immer die vom „offiziellen“ Namen abgeleitete Koseform. So wird aus Anna zum Beispiel schwuppdiwupp eine Ania (in Polen mit i geschrieben!). Doch damit nicht genug. Wem die schnöde und doch noch ziemlich alltäglich-normale Rufform nicht reicht, der kann, um bei genanntem Beispiel zu bleiben, aus Anna noch etliche weitere Liebhabeformen basteln. So wird Ania schließlich zu Andzia, Aneczka, Aniusz, Anusia, Aniuszka und noch einiges mehr, je nach Lust und Laune des Ansprechenden. Ebenso variantenreich lässt sich kosetechnisch mit prinzipiell allen anderen Vornamen verfahren, wobei der ursprüngliche Name zum Teil von nicht-Eingeweihten nur noch schwer erkennbar ist. Wer würde zum Beispiel, ohne des Polnischen mächtig zu sein, tatsächlich den ursprünglichen Namen Joanna hinter seiner „kosigen“ Rufform Asia [sprich: Aschia] vermuten?


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Das FForsthaus: Internationales Leben in Frankfurt Nicht alles, was man in Frankfurt (Oder) braucht, kann man in Słubice kaufen. Zum Beispiel: Zukunft. Und nicht alles, was man in den beiden Grenzstädten vermutet, findet man dort. Zum Beispiel: Zusammenleben. Frankfurt (Oder) schrumpft! Zwanzigtausend Frankfurter suchten ihre Zukunft lieber anderswo. Sechstausend Wohnungen stehen derzeit leer und werden Frankfurt zur Last. Im geschäftigen Słubice dagegen herrscht Wohnungsnot. Nichts stößt dort auf mehr Unverständnis, als der Abriss leerstehender Häuser auf der deutschen Seite der Oder. Und nichts schmerzt die Frankfurter mehr, als ihre Stadt Haus um Haus verschwinden zu sehen. Der Ort des lebendigsten Austausches zwischen Deutschen und Polen ist die EuropaUniversität Viadrina. Wer aber erwartet, die Grenzstadt würde in den Vorlesungssälen zusammenwachsen, der wird enttäuscht: die meisten deutschen Studenten fahren schon nachmittags zurück nach Berlin. Ihre polnischen Kommilitonen laufen nach Słubice. Wohnungen in Deutschland sind für sie meist zu teuer. Die Frankfurter wiederum stehen der Universität skeptisch gegenüber und fühlen sich bei Entscheidungen, die ihre Stadt betreffen, oft übergangen. Seit dem 500. Gründungsjubiläum unserer Universität im Jahr 2006 hat sich ein Stück geändert: das internationale, selbstverwaltete verbuendungshaus fforst wurde eröffnet und hat mit seinem bunten Leben, Partys und internationalen Abenden bereits einen festen Platz im kulturellen Leben Frankfurts gefunden. Hier fängt Europa an! Hier in der Forststraße 3/4 – das Gebäude liegt auf halbem Weg zwischen Universität und Grenzbrücke. Von hier erreicht man zu Fuß die Grenze oder den Hörsaal in fünf Minuten. Die vier oberen Etagen des Plattenbaus bieten für 30 Studenten Platz zum Wohnen und Arbeiten. Mehrere FFörster-Generationen haben es bis heute umgestaltet. Jeder, der neu in das Haus einzieht, bringt einen Teil

seiner Persönlichkeit in das Projekt FForst: Zimmer werden umgestaltet, Businesspläne entworfen, die Website gebaut, Events organisiert - durch die Zusammenarbeit von Studenten aus über 25 Ländern hat sich ein funktionierendes Projekt entwickelt. Im letzten Jahr wurde das Buch „Verbuendungshaus FFORST – Eine Ermutigung/ an encouragement“ (Junius Verlag 2009, ISBN: 978-3-88506-442-8) veröffentlicht,

das in kurzen Artikeln die Entstehungsgeschichte des Hauses erzählt. Die großzügigen Räumlichkeiten im Erdgeschoss eignen sich für Veranstaltungen und auch Seminare. Sie stehen jedermann offen und werden sowohl von den Hausbewohnern als auch von externen Gruppen genutzt. Die Veranstaltungen bieten ein breites Spektrum: internationale Abende, Salsakurse, Workshops, Foto- und Filmpräsentationen, Konzerte, Ausstellungen, Eltern-KindTreffs, Stammtischgruppen, Spieleabende, Partys und vieles mehr. Mit dem verbündungshaus fforst ist ein Ort entstanden, wie es ihn bislang weder in Frankfurt noch in Słubice gab. Hier kommt zusammen, was bislang sauber getrennt in verschiedenen Schubladen lag: Studenten und Berufstätige, Rentner aus Frankfurt (Oder) und Erstsemestler aus Frankfurt (Main), polnische Germanisten und deutsche Osteuropa-Experten. Im verbuendungshaus werden heiß diskutierte Themen

vom Podium an den Küchentisch geholt. Als eine international zusammengesetzte Gruppe angehender Kulturwissenschaftler, Juristen und Wirtschaftswissenschaftler haben wir den verbündungshaus fforst e.V. gegründet. Der Verein ist Träger des Projektes. An der Vision des verbündungshaus fforst e.V. arbeiten wir gemeinsam mit unserem polnischen Partner, der Stiftung Collegium Polonicum sowie der Wohnungswirtschaft Frankfurt (Oder) GmbH. Auch die Europa-Universität Viadrina zählt zu unseren Unterstützern. Unser Partner und Berater bei der Realisierung des Projektes war das Designkollektiv anschlaege.de. Die Berliner Gruppe trat in den letzen Jahren mit Projekten in die Öffentlichkeit, die sich unter anderem mit der Umnutzung leer stehender Plattenbauten beschäftigten. Foto: privat „BAU AN!“ ein Projekt, das vorschlägt, Edelpilze in der Platte zu züchten, gewann den Wettbewerb „Shrinking Cities - Reinventing Urbanism“. Viel Aufmerksamkeit fand auch „dostoprimetschatjelnosti“, die temporäre Nutzung eines Hochhauses in Berlin-Hellersdorf als Lebens- und Arbeitsraum für 50 Künstler, Architekten und Gestalter aus aller Welt. Die so gewonnen Erfahrungen fließen in das verbündungshaus fforst mit ein. Welche Veranstaltungen es in diesem Semester im FForsthaus geben wird, ist unter www.fforst.net nachzulesen. Es werden jedes Semester neue FFörster gesucht, die Lust und Interesse haben, am spannenden Leben in einem internationalen Wohnprojekt teilzunehmen! Kontakt: verbuendungshausfforst@gmail.com Charlotte Steinke


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Schreibsprechstunde Viele Studierende haben das Problem, dass sie sich beim Schreiben wissenschaftlicher Texte oft alleine fühlen und keine Hilfe suchen. Dem versucht das Schreibzentrum entgegen zu wirken. In der neuen Rubrik Schreibsprechstunde geben wir Studenten die Möglichkeit, sich bei individuellen Schreibprobleme Rat zu holen. Liebes Schreibzentrum, In diesem Semester muss ich meine erste Hausarbeit schreiben. In meinem bisherigen Studium habe ich zwar bereits sehr viel geschrieben, z.B. Essays und Protokolle. Jedoch habe ich mich bisher vor dem Verfassen von Hausarbeiten gedrückt, da ich mir sehr unsicher bin, wie ich so ein großes Schreibprojekt überhaupt angehen soll. Ich sitze momentan auf einem riesigen Stapel von Büchern, die alle ganz gut zu meinem Thema passen. Ich weiß allerdings gar nicht, wo ich anfangen soll. Kannst du mir einen Tipp geben, wie ich strukturiert und effektiv vorgehen kann? Eure Ines Liebe Ines, Wissenschaftliches schreiben kann man lernen

Es stimmt, beim Schreiben von Hausarbeiten müssen so viele Dinge geplant und beachtet werden und oft ist es schwierig, den Überblick zu behalten. Zu deiner Frage: Ja, du kannst das Schreiben deiner Arbeit richtig planen und Schritt für Schritt beim Schreiben vorgehen. Vielleicht ist dir beim Schreiben schon mal aufgefallen, dass du im Wesentlichen drei große Schritte machst. Das Schreibprojekt wird geplant, du denkst über dein Thema nach und sammelst Ideen. Danach beginnt man das Schreiben und dann wird die Hausarbeit überarbeitet. Diese drei großen Schritte können auch in fünf kleinere Schritte aufgeteilt werden: 1. Orientieren/ Planen, 2. Recherchieren/Material sammeln, 3. Schreiben der Rohfassung, 4. Überarbeiten und 5. Korrigieren/Abschließen. Für die ersten vier Stufen brauchst du ungefähr gleichviel Zeit und für die letzte Stufe am wenigsten. Natürlich springt man während des Schreibprozesses zwischen den Stufen. Allerdings ist es sinnvoll, das Schreiben von Hausarbeiten in diese kleinen überschaubaren Teilschritte aufzuteilen. 1. Orientierung und Planung: Hier sammelst du erste Ideen und Gedanken für dein Hausarbeitsthema. Du verschaffst dir einen Überblick über mögliche relevante Literatur und Quellen. Außerdem solltest du schon hier eine vorläufige Fragestellung entwickeln, um dein Thema einzugrenzen. Formuliere die Frage mit mindestens sieben Wörtern, damit dein Thema eingegrenzt wird. Bespreche mit deiner Dozentin oder deinem Dozenten die Fragestellung. 2. Recherchieren und Material sammeln: In dieser Phase beginnst du einzelne Werke oder Kapitel fokussiert zu lesen. Schreibe dazu Notizen und Exzerpte. Des Weiteren solltest du jetzt eine vorläufige Gliederung entwickeln und diese mit deiner Dozentin oder deinem Dozenten besprechen. Die vorläufige Gliederung ist dein Baugerüst, mit dem dudeiner Hausarbeit die erste Struktur und den roten Faden gibst. 3. Schreiben der Rohfassung: Jetzt kannst du beginnen zu schreiben. Nehme dir deine Fragestellung, deine Gliederung und all deine Notizen und Exzerpte zur Hand.

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Foto: Thomas Bruckert

Du kannst chronologisch nach deinen Gliederungspunkten schreiben oder mit deinem Lieblingskapitel beginnen. Schreibe einfach drauf los und denke nicht zu lange über perfekte Formulierungen oder mögliche Rechtschreibfehler nach. Wichtig ist es, zuerst deine Gedankenstränge sichtbar zu machen und dann das Geschriebene zu verschönern. Immerhin kannst du bei der Überarbeitung und bei dem Korrigieren und Abschließen deiner Arbeit auf diese Aspekte achten. Zeige deine Rohfassungen anderen. Die Außenperspektive deiner Feedbackpartner hilft, unstrukturierte Textabschnitte zu erkennen und zu ordnen oder unlogische Aussagen sichtbar zu machen. 4. Überarbeiten: Das Überarbeiten deiner Texte ist ein sehr wichtiger Schritt und dafür solltest du genügend Zeit einplanen. Lese erneut deine Rohfassungen und überarbeite sie. Auch die Rückmeldungen deiner Feedbackpartner solltest du einarbeiten. Du kannst fehlende Teile schreiben, Abschnitte umschreiben und Inhalte ergänzen. 5. Korrigieren und Abschließen: Der letzte Schritt, das Korrigieren und Abschließen dauert in der Regel nicht so lange wie die vorherigen Schritte. Du solltest dir am besten Korrekturleser suchen, die deine Hausarbeit nach Rechtschreibfehlern und Kommafehlern prüfen. Außerdem gehört zum Abschließen, dass du darauf achtest, ob du das richtige Format wie Zeilenabstand, Schriftgröße etc. verwendet hast. Wir hoffen, wir konnten dir mit dem Vorschlag, deinen Arbeitsprozess zu strukturieren, weiter helfen! Gerne kannst du zur Schreibsprechstunde vorbei kommen und wir können dir genaueres zu den verschiedenen Stufen sagen, Schreibtechniken vorstellen und weitere Tipps geben, damit du das „Schreibchaos“ bewältigst. Liebe Grüße, dein Schreibzentrum


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Viel Sonne, mehr Öl und immer wieder „Eramu“ Auslandsaufenthalt in Spanien - ein Überlebender berichtet Es gibt zwei Arten von Erasmusstudenten: Die eine Sorte macht im Ausland ein halbes Jahr lang nur Party: Sie besuchen so wenig Vorlesungen wie möglich und machen einen Haufen verrückter Sachen, die sie zu Hause nie machen würden. Die andere Sorte macht das ein ganzes Jahr lang. Vordergründig ist der Sinn eines Auslandssemesters das schnelle Erlernen und Festigen einer Fremdsprache. Aber das ist nicht alles. Der vielleicht wichtigste Teil ist, in einer fremden Welt zurechtzukommen, Verständnis für Andersdenkende zu entwickeln und zu lernen mit dem Fremdbild der eigenen Kultur und Lebensgestaltung umzugehen. Ich habe ein halbes Jahr im südspanischen Córdoba verbracht und möchte aufklären, warnen und nicht ganz ersthaft kritisieren. Das Ziel befindet sich in einer nur beschränkt organisierten Zone Vor meinem Abflug schickte mir das oficina de las relaciones internacionales de la Universidad de Córdoba eine Mail, mit Infos zu den Unterkunftsmöglichkeiten, dem Sprachkurs und dem akademischen Kalender. Dummerweise funktionierte die Hälfte der Links nicht. Da ich gerne die wichtigsten Modalitäten im Vorfeld klären wollte, verschickte ich E-Mails an das Internationale Büro, die Sprachkurs- und die Wohnheim-Beauftragten. Geantwortet hat nur das Internationale Büro, und zwar: „Darum kümmern wir uns, wenn Sie hier sind.“ Super! Ich kam relativ spät an, ca. eine Woche vor Unibeginn. Der Erasmuskoordinator war natürlich nicht da und so wurde ich von zwei Erasmustutorinnen in ein Hotel gelotst. Da sonst nichts weiter organisiert wurde, habe ich mich dann selbst auf die Socken gemacht und eine Wohnung gesucht. Ich habe mir ein Anzeigenblättchen geschnappt, ein Internetcafé gesucht, im Internet die Vokabeln nachgeschlagen und rumtelefoniert. Die Preise für ein Zimmer reichen hier von 100 € bis 600 € im Monat. Schließlich hat eine Cordobesin angebissen und ich bekam ein großes Zimmer für schlappe 300 €, inklusive Gas, Wasser, Strom, schöner Aussicht und Internet, wenn es funktionierte. Das Billigste, was ich von einer anderen Erasmusstudentin gehört habe, waren 100 € exklusi-

Kein Reisebericht aus Córdoba ist vollständig ohne ein Foto der Doppelbögen in der Mezquíta.

ve allem. Den Internetzugang brauchten sie allerdings nicht zu bezahlen, da im Haus ein ungesichertes Netz rumschwirrte, das alle nutzen. Die Studenten leben größtenteils in der Altstadt, die zu den schönsten Vierteln der Stadt gehört. Viele Häuser haben die typischen weißen Wände, schattige Innenhöfe und überall bunte Fliesenmuster. Die Straßen in der Altstadt sehen alle exakt gleich aus: Pflasterstein, 2,5 Meter breit, links eine

Tapas-Bar, rechts ein Schmuckladen. Auffallend ist außerdem, dass an jeder Ecke ein Geldautomat steht.

Traditionsreiche Stadtgeschichte

Córdoba wurde über die Jahrhunderte mehrfach erobert und von jeder Kultur kann man noch Spuren finden. Im Jahr 711 wurde die Stadt von den Mauren eingenommen. Im 10. Jahrhundert war sie Schon gewusst? eine der größten Städte Europas In Spanien gibt es auch eine Comicfigur namens „kleines Arschloch“: Sie heißt „Puta mili“. und darüber hinaus ein Ort an dem Im größten Kaufhaus Córdobas gibt es keine Mambo-Musik zu kaufen, dafür aber Musik von Tokio Hotel. Spanien ist ein Land, in dem vieles verkehrtherum ist: die NATO heißt OTAN, das Krokodil wird zu cocodrilo, Christen, Juden und Muslime friedund Bonaqa heißt aquabona. lich zusammenlebten. Im Zuge der In Córdoba gibt es zwei Lidls, einen Plus und einen Mediamarkt. Reconquista, der Rückeroberung Auch die Spanier kennen die Geschichte von Villa Riba und Villa Bajo. In Spanien gibt es einen Comic mit Groucho Marx: „Grouñidos en el desierto“. Spaniens durch die christlichen KöEine Leidenschaft, welche die Spanier und die Deutschen vereint, ist die Liebe zum Fußball. nige, kam es 1236 zum „Fall von In spanischen Dauerwerbesendungen klimpert ein Gitarrenspieler im Hintergrund. In Deutschland hergestellter Joghurt mit Rohrzucker gibt es nur im spanischen Lidl, nicht im Deutschen. Córdoba“. Nach und nach wurde der Wer gerne Whiskey kaufen möchte, muss nach der Aufschrift „Güisqui“ suchen. starke islamische Einfluss von den Die Mitglieder der „Las Ketchup“-Band stammen aus Córdoba. Christen beschnitten, die beispielsIn spanischen Supermärkten gibt es auch deutsche Spezialitäten: „Berlinas“, dies sind – wie der Name schon vermuten lässt – gefüllte Schmalzkringel. weise in die damals größte Moschee Im spanischen Fernsehen werden alle Filme ungeschnitten ausgestrahlt, so auch der bei uns indizierte der Welt, die Mezquita de Córdoba, „Kannibale von Rothenburg“, der im Nachmittagsprogramm gezeigt wurde. Vermeiden sollte man Diskussionen über die Brutalität von Stierkämpfen. Die sind für Spanier ein rotes Tuch.


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eine christliche Kathedrale bauten. So wurde in der 23.000 m² großen Moschee – Baubeginn 785 n.C. – über 234 Jahre hinweg ein gewaltiges Kirchenschiff im Renaissancestil erbaut. Entsprechend huldigen die derzeitigen Herrscher Córdobas, „Touristen“ genannt, dieses Bauwerk. Deutsche Touristen kamen außerdem besonders gerne an der Uni vorbei und fotografierten die Palmen im Innenhof. Das offene Weltbild der friedlichen Koexistenz mehrerer Religionen pflegt die andalusische Stadt heute mehr denn je: So arbeitet die Stadt darauf hin, im Jahr 2016 Kulturhauptstadt Europas zu werden.

Verzettelte Professoren und Uniunterricht Das Einschreibungsverfahren war ein langwieriger Prozess und zog sich auf mehrere Wochen hin. Seminare wurden bei mir weniger nach Interesse am Fach sondern zusehends nach Verständlichkeit des Dozenten

Eingang zum Unigebäude „Filosofía y letras“

ausgewählt. Es gab zwar ein paar Kurse in englischer Sprache, aber ich war ja da, um Spanisch zu lernen und nicht Spanglish. Auf die deutschen Studenten machten spanische Lehrveranstaltungen einen sehr verschulten Eindruck. Dies könnte damit zu tun haben, dass unsere spanischen Kommilitonen vier bis fünf Jahre jünger waren als wir. Die Kurse fanden zweimal in der Woche statt – mit jeweils zwei Stunden. Die Anforderungen an die Studenten waren in den einzelnen Kursen sehr unterschiedlich: Es gab Kurse, in denen man zu der Sitzung etwas vorbereiten musste und die Hausaufgaben im Semester bewertet wurden. Aber es gab auch Professoren, die einem

Die Parks zieren Orangenbäume und Dattelpalmen.

den Zettel für die fleißige Mitarbeit hinterherwarfen. Bei spanischen Referaten ist es übrigens kein Problem abzulesen und je mehr Bilder man nimmt, desto besser. Als sehr ungewohnt empfand ich die unsynchronen Unterrichtszeiten. An der Viadrina fangen Kurse um 9:15 Uhr, 11:15 Uhr, 14:15 Uhr und 16:15 Uhr an: An der spanischen Uni fingen Kurse um 10:00 Uhr, 10:30 Uhr, 11:00 Uhr und 11:30 Uhr usw. an. Die meisten der Uni-Campi stehen in der Altstadt Córdobas, darunter auch der WiwiCampus ETEA. Der sehr moderne Bau „Rabanales“ liegt sechs km außerhalb, ist mit Zug aber schnell zu erreichen. Mit der Anrechnung verhält es sich wie folgt: Für das Erasmusbüro muss man mindestens fünf Kurse aussuchen. Davon besucht man dann vier. Bis zum Schluss zieht man drei durch. Die Prüfung besteht man in zweien. Zu Hause anrechnen kann man dann einen.

Hier wird panisch geredet Die Andalusier lassen bei vielen Wörtern

das S weg, was die Verständigung mit dem Cordobeser auf der Straße beträchtlich erschwert. So wurden wir von vielen als „Eramu“ bezeichnet. Mit dem andalusischen Dialekt hatte ich seltsamerweise bei NichtStudenten mehr Probleme. Der von der Uni versprochene kostenlose „Vorkurs“ für die Erasmüslis war eine Enttäuschung. Eigentlich war es auch kein Vorkurs sondern ein während-des-Semesters-Sprachkurs. Und eigentlich war er nicht mal das, weil er nur 3 Wochen dauerte und der richtige Kurs 300 Euro gekostet hätte. Wir wiederholten die Grammatik – Subjuntivo konnte die Tutorin auch nicht erklären – und füllten Lückentexte spanischer Schlager aus, die sie uns auf youtube vorspielte. Einen Tipp, den ich geben kann, um von Spaniern besser verstanden zu werden, lautet, das R lernen zu rollen. Mit Englischkenntnissen sieht es bei den Spaniern ganz schlecht aus. Mittlerweile wird ihnen in der Schule das Grundwissen der englischen Sprache vermittelt, die aber danach nie zur Anwendung kommt.

10 Dinge, die man in Spanien machen muss -Das Wahrzeichen Córdobas, die Mezquita, besuchen. Ebenso lohnen sich die ruinierten Tempelanlagen „Madinat al-Zahra“ -Die Uni-Bibliothek nach „manuales de estilo“ und ähnlichem durchsuchen: Sie erklären Grammatik viel besser als deutsche Spanisch-Lehrbücher -Turrón probieren: eine Süßspeise aus gemahlenen Mandeln -Statt Diskos sollte man die landesüblichen Tavernas aufsuchen: Es gibt eine breitere Musikauswahl, Plätze zum Sitzen und, wenn man ein Bier bestellt, meist Kleinigkeiten zu Essen gratis dazu -Den Fernseher einschalten: Zum Üben kann man sich spanische Nachrichtensendungen, Filme und US-Serien ansehen – oder man bleibt doch bei Sat1 und arte hängen -Mitfiebern bei spanischer Rangierkunst – als Fußgänger in sicherem Abstand -Im Wintersemester zum Carnaval gehen oder im Sommersemester zu den Ferias: beides die größten Feiertage in Spanien beziehungsweise Córdoba -Eine „Carnet Joven“ (Rabattticket für junge Leute) kaufen und rumreisen! Mit der sechs Euro teuren Karte bekommt man bei Reisen und Sehenswürdigkeiten 25% Rabatt -Tinto de verano „Sommer-Rotwein“ trinken: Rotwein gemixt mit Fanta -Auf youtube surfen: in Spanien gibt es Videos, die in Deutschland wegen Verträgen mit Sony nicht abrufbar sind


20 Schicke Chicas und muchos Machos

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bis Mitte Dezember. Während das Schneechaos Die Spanier wurden von den Erasmusstu- den Deutschen die Laune denten verschlossener als Portugiesen emp- verhagelte, regnete es in funden, aber freundlicher als Franzosen Andalusien einen Monat eingeschätzt. Spanier kleiden sich offensiv durch. Während man draumodebewusst, viele Männer haben Öl in den ßen noch mit einer ÜberHaaren und so gut wie alle Frauen benutzen gangsjacke und Schal zuzu viel Schminke – Ich sah ein zehnjähriges rechtkam, ist man in der eingefroren. Mädchen mit einen knallroten Lippenstift. Wohnung Viele Männer tragen ein Superman-T-Shirt Die Häuser in der Altstadt und Frauen ein „Hello Kitty“-Accessoire. haben keine Heizung, nur Als spanischer Mann genießt man viele eine Klimaanlage oder Vorteile, die die restliche Männerwelt nicht eine kleine fahrbare Glühhat. Man darf in Begleitung von Ehefrau und wendel, die man unter den Kind anderen Frauen nicht nur hinternhergu- Tisch schiebt. So saß ich cken, man darf das Gesehene auch kommen- viele Nächte am Laptop tieren. Soviel zum erzkatholischen Spanien. mit Winterjacke und hoch- Meine Herren, das sind Spanierinnen gekrempelten Hosen. Erst ab Mitte Februar schien die schütten diese in Plastiktüten und schmeißen Sonne wieder. Apropos: Weihnachten wird sie dann weg. Die Plastiktüte ist DER Fetisch Mir kam vieles spanisch vor in Spanien nicht gefeiert. Stattdessen gibt der Spanier, kommt gleich nach dem FernseDas Leben ist mit dem in Deutschland ver- es Geschenke für die Kinder und große Um- her. Die kleinen unansehnlichen Müllberge zugswagen auf den findet man nur außerhalb der dichtbefahgleichbar. Die LeStraßen am sechsten renen Wege und Straßen. Auf den innerstädbenshaltungskosten Januar – eben an dem tischen Wegen geht die Stadtreinigung jeden sind etwa gleich, Tag, an welchem die Abend zwischen 21 und 24 Uhr Patrouille, Südfrüchte sind bilheiligen drei Könige um mit einem Wasserschlauch Dreck, Müll, liger, Kosmetik und Jesus ihre Geschenke Pferdeäpfel und anderes Fallobst von den Elektronik-Artikel brachten. sind teurer. Will man Straßen zu spülen – und für viele PartypendWas mir ebenfalls ler eine Erfrischung der etwas anderen Art. allerdings das Urüberhaupt nicht gefiel, laubssemester geniewar der hiesige Umßen, kostet es mehr. gang mit der Zeit: Es So hat zum Beispiel In Spanien steht man sich näher gab (außer vielleicht das European Stubei Zug und Flugzeug) Wer mit dem Auto nach Spanien fährt, wird dents Network (ESN) keine festen Zeiten für teilweise verstört, teilweise zerstört zurücküber facebook viele gar nichts. Öffnungs- kommen. Das Auto ist für Spanier ein GeAusflüge und Events zeiten galten maxi- brauchsgegenstand und nicht wie für die organisiert. Da ich mal als Richtwerte Deutschen eine Statussymbol. Der Verkehr in Deutschland vor und wozu es einen in Spanien ist wild, schnell und laut. Die ReDieben in Spanien spanischen Busfahr- geln lauten: „Wer zuerst hupt, hat gewonnen. gewarnt wurde: Ich plan gibt, gehört zu Punktabzug, wenn man bei Grün über die habe von drei Handtaschendiebstählen von Durch die engen Gassen drängeln sich neben die den großen Mysteri- Ampel fährt. Für eine Delle am Auto gibt’s Touristen auch oft Taxis. en der Menschheit. 5 Minuspunkte. Für Dellen an anderen Autos Studentinnen gehört. Der Tagesrhythmus 500 Pluspunkte.“ Das Wetter war sehr schön, 32° Celsius, die sich auf Grund der sah bei vielen Erasmusen trockenen Luft anfühlten wie 25° Celsius… wie folgt aus: Um 10 Uhr zur Universelle Vokabeln: ersten Vorlesung, am Nach- asignatura = Studienfach: período primero = 1 WS lang mittag würde man gerne Be- período segundo = 1 SS lang sorgungen erledigen, doch período annual = Einjähriger Kurs, beginnt im WS bis auf die Bars und großen carácter: troncal = Pflicht im Studienfach Kaufhäuser machen alle bis obligatorio = wählbarer Kurs, festgelegt durch die Uni optativo = wählbarer Kurs, festgelegt durch die Fakultät 17 Uhr Siesta. Also legt man = Kurs sich auch hin, geht am späten clase curso = Studienjahr Nachmittag zur nächsten cuatrimestre = Semester Vorlesung und hat dann bis 21 diplomatura: 3 jähriger Bachelor licenciatura: 4 jähriger Bachelor Uhr Zeit seine Besorgungen Links: zu erledigen. Wohnung finden: Umweltschutz ist für Spani- -zum http://www.easypiso.com er noch ein Fremdwort. Sie http://www.habitat24.com/ trennen zwar Plastik, Bio- -zum Spanisch lernen: http://www.rae.es/rae.html abfall, Papier und Glas, aber http://www.uiowa.edu/~acadtech/phonetics/# Reste der Palaststadt „Madinat al-Zahra“


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Auswahlmöglichkeiten in Córdoba, einer Touristenstadt mit 350.000 richtigen Einwohnern, relativ rar gesät: 3 Italiener, 2 Chinesen, 2 Dönerbuden, 1 Inder und 1000 Tapasbars… Auf der Begrüßungsfeier wurden die Erasmen in ganz besonderer Art und Weise auf die spanische Küche eingestimmt: Serviert wurde unter anderem ein Häubchen Mousse au´chocolat auf rohem Fleischwürfel.

Meine Damen, das sind Spanier

Parken ist hier ganz klar ein Kontaktsport. Die landestypische Unkompliziertheit lässt sich auch sehr schön an folgendem Beispiel ablesen: Wenn man keinen Parkplatz findet, parkt man in zweiter Reihe, aber ohne die Handbremse anzuziehen, sodass, wenn ein Zugeparkter rausfahren möchte, er das Auto einfach beiseiteschieben kann.

Der Koch das Essen frittiert – der M agen den Dienst quittiert Das Motto der spanischen Küche lautet höchstwahrscheinlich: „Egal was es ist, woher es stammt und wie alt es ist, es wird essbar, wenn man es frittiert.“ Nicht wenige Erasmüslis hatten nach dem ersten Genuss spanischer Frittierkunst Magenbeschwerden. Dank der Spanier wissen wir jetzt, dass man Dinge wie Brot und Speiseeis frittieren kann. Ansonsten wird in der spanischen Küche viel aus dem Meer vermehrt. Spanier machen aus dem Essen immer ein Ereignis, „zum Mitnehmen bitte“ gibt es hier nicht. Selbst in der Mensa kann man für Fünf Euro eine Vor-, Haupt- und Nachspeise bestellen. Ich habe mich an die Bocadillos gehalten: große Baguettebrote. Die beliebten kalten spanischen Suppen Salmorejo und Gazpacho gehen runter wie Öl, denn sie bestehen zur Hälfte daraus – die andere Hälfte ist Knoblauch. Aufs Brot – wahlweise mit und ohne Kruste zu kaufen – macht man ebenfalls Öl. Butter gibt es nicht und würde sowieso schmelzen. Aber es gibt eine Sache, die Spanier perfekt zubereiten können: Süßigkeiten! (Diesmal ohne Öl.) Es gibt eine große Vielfalt perfekter Konfekte und süßer Spritzgebäcke – letztere kann man übrigens wieder frittieren. Falls man auswärts dinieren möchte, sind die

R esümee Spanien gibt mit seinen hohen Bergen, Dattelpalmen, sprießenden Ölfeldern, graugrünem Gras und Haziendas ein recht ungewohntes, aber umso malerisches, Landschaftsbild ab. Ein Semester reicht knapp, Deckenverzierung im Moschee-Teil der Mezquíta alle Fotos: privat um sich alles InteresTag vor dem Fernseher und die Nacht auf sante in Andalusien anzusehen. Es ist ein sehr entspanntes Land, Partys zu verbringen – solange man in der doch als Deutscher kann man dies nicht im- Landessprache bleibt. mer genießen. Córdoba kann ich vom Ambi- Und noch ein letztes Wort: Während mein ente und der Uni her weiterempfehlen. Ein- Zeitmanagement vor meinem Auslandsaufziger Wermutstropfen ist der andalusische enthalt schlichtweg grauenhaft war, ist es Akzent, für den man einige Eingewöhnungs- jetzt quasi nicht mehr existent – Spanien zeit braucht. Das Auslandssemester ist die ist eindeutig das falsche Land, um sich in Mario Mische beste Zeit, um ohne schlechtes Gewissen den Selbstdisziplin zu üben.

Einzigartig auf der Welt: Eine Kathedrale in einer Moschee


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Der Teufelskreis der Voranmeldung Das Problem der überfüllten Lehrveranstaltungen gehört zum Studium wie Vorlesungen um 9 Uhr früh: man könnte auch gut darauf verzichten! Ab einer bestimmten Menge von Zuhörern sehen Professoren Schwierigkeiten bei den zunehmenden Leistungsnachweisen und der abnehmenden Diskussionsfreudigkeit. Also setzen sie verstärkt auf Voranmeldung und Vorwarnung zur Teilnehmerbegrenzung. Das Problem des Studenten wiederum besteht darin, dass er sich schon sehr früh für Kurse entscheiden muss, ohne diese mit seinen Sprachkursen abgleichen zu können, ohne den Dozenten zu kennen und – geben wir es zu – ohne zu wissen, ob er nicht nach der Hälfte den Kurs abbricht. Diese Spirale könnte irgendwann zu den gleichen Komplikationen führen, die viele großen Unis haben: Alle Studenten greifen zum Semesterstart Punkt 0:00 Uhr auf die Uni-Homepage zu, um sich für ihre Seminare anzumelden, und zwar auf Bandbreite: Wenn man vier Scheine machen will, meldet man sich bei acht Kursen an… und pünktlich um 0:05 Uhr bricht das System unter dem Druck zusammen. Wenn allerdings der oben beschriebene Fall eintritt, dass man auch nicht in Seminare kommt, für die man sich eigentlich gar nicht anmelden musste, ist Schluss mit lustig.

K risengipfel engagierter Kuwis Gegen die nachträgliche Verkleinerung der Kurse wollen unteren anderen die beiden Kuwistudenten Julia Mützel und Rüdiger Hahn etwas unternehmen, da sie diese als willkürlich und ungerecht empfinden. Sie trafen sich mit dem FSR Kuwi und dem AStA, um auf das Problem aufmerksam zu machen und über mögliche Lösungswege zu diskutieren. „Das ist eine strukturelles Problem“, vermutet Tim Berthold nach der Schilderung der Beiden. Doch weshalb es auftritt, weiß der Asta-Referent für Hochschulpolitik nicht. Jemand wirft ein, dass die Dekanin der Kulturwissenschaftlichen Fakultät, Konstanze Jungbluth, als Grund das Fehlen von Geldern angegeben hätte. Die Uni richte ja ihre ganze Aufmerksamkeit zur Zeit auf die Ex-

zellenzinitative, mit der Geld vom Land in die Forschung fließen soll. Im Zuge dessen dürfe sie aber nicht riskieren, dass die Lehre ins Leere läuft. „Das mit der Exzellenzinitative die Uni beworben wird, ist ja gut und schön, aber was nützt dies, wenn die Qualität der Lehre dem nicht gerecht wird“, findet Tim Berthold. „Herr Pleuger hat ebenfalls auf einem FSR-Treffen gemeint, jetzt wo alle Lehrstühle besetzt seien, schreibe die Universität auf einmal rote Zahlen“, berichtet Ulrike Polley, Vorsitzende des KuwiFachschaftsrates. In einer parallel laufenden Unterhaltung unterbreitet Julia Mützel ihren Lösungsvorschlag: „Es sollte eine einsehbare ‚Restplatzvergabe‘ geben, wie es bei den Sprachkursen üblich ist.“ – „Das ist aber frühestens ab der zweiten Woche sinnvoll. Außerdem verhindert irgendwann die Anwesenheitspflicht den nachträglichen Beitritt“, gibt Rüdiger Hahn zu bedenken. So werden mehrere Herangehensweisen diskutiert, bis zum Schluss der Versammlung die nächsten Aktionen feststehen: Am 5. Mai soll dem Fakultätsrat das Problem unterbreitet werden. Da wird zwar noch keine Entscheidung fallen, aber zumindest wird den Ursachen nachgegangen. Um zumindest die Symptome zu behandeln, möchte die Gruppe die Idee eines Freibriefes für die ersten Wochen des Semesters vorstellen. Ein kleiner Schritt für die Kuwis, könnte ein großer

Sprung für die Uni werden. Studierende, die Julia und Rüdiger helfen möchten, können an kuwi.seminare@gmx.de schreiben, welche Kurse überfüllt und welche unterbesetzt sind. Wichtig sind: Kurs? Dozent? maximale Teilnehmerzahl angekündigt? mit/ohne Anmeldung? Situation in der ersten Sitzung? Wie ist sie aktuell? Aktion des Dozenten?

Mario Mische

* geschätzt


Kuwis ständig voll

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140 wollen und 20 dürfen – Überfüllung der Kuwi-Seminare nimmt neue Formen an

Professoren und Dozenten schauen ganz verpeilt, Hunderte Studenten haben sich im Raum verteilt, Die Zuspätkommer haben sich in der Tür verkeilt, Dieses Sommersemester erfüllt hervorragend die ersten beiden Grundsätze guter Zombiefilme: „Es sind viele… und sie sind hungrig...“ …nach Wissen. Die Universität platzt aus allen Nähten und besonders ausgefranst ist die kulturwissenschaftliche Fakultät. Im Wintersemester tobten jeweils zirka 1200 Bachelor- und Masterstudenten in der Fakultät. Wenn man sich allerdings die Statistiken auf der UniHomepage ansieht, ist das bei den Bachelors keine überraschende Zahl, eher liegt ein leichter Abwärtstrend vor. Völlig anders sieht das bei den Masterstudenten aus: Aus dem Diagramm wird deutlich, dass sich die Anzahl der Masterstudenten innerhalb von vier Semestern verdoppelt hat. Was tut die Uni, um diesen neuen organisatorischen Herausforderungen entgegenzutreten? Richtig, weniger Seminare anbieten: Während im Wintersemester noch jeweils rund 90 BA und MA Lehrveranstaltungen angeboten wurden (und 6 Kurse für beide), findet man im Vorlesungsverzeichnis von diesem Semester lediglich 77 Bachelor- und 71 Master-Lehrveranstaltungen mit Scheinerwerb, sowie weitere 19, die sich beide teilen. 2500 Studenten und 167 Vorlesungen/ Seminare – das sind im Durchschnitt 15 Studenten pro Kurs. Jetzt nehmen wir man mal ganz fiktiv an (Achtung, jetzt braucht es ein bisschen Vorstellungskraft) es gäbe Kuwis, die zwei oder mehr Kurse besuchen… Tatsächlich klappern viele Kulturwissenschaftler vier bis fünf Seminare in einem Semester ab. Wenn man bei den BA-Kuwis von drei besuchten Lehrveranstaltungen ausgeht, sitzen darin im Schnitt 38 Studenten. Von den 96 Kursen geben allerdings 26 eine maximale Teilnehmerzahl an, die bei den meisten zwischen 20 und 30 Personen liegt – deutlich unter dem Durchschnitt. Insgesamt können an diesen 26 Veranstaltungen aber nur 641 Studierende teilnehmen. Theoretisch bräuchten wir jedoch Plätze für 988 Kuwis. Der Überschuss muss sich auf die übrigen 70 Kurse verteilen und erhöht deren durchschnittliche Auslastung auf 43 Teilnehmer. Spätestens hier stellt sich die Frage, wie viel Spielraum die Professoren bei der Festlegung der Teilnehmerzahl haben sollten.

Und der Prof sagt nur: „Ihr werdet alle umverteilt!“

Einer war nicht ganz so fleissig, da waren´s nur noch Dreissig Viele Dozenten waren mit dem ungewohnten studentischen Interesse an ihrem Fach überfordert und mussten zu sehr unpopulären Methoden greifen, um die Überschwemmung auf eine Zahl einzudämmen, mit der sie arbeiten konnten und wollten. So sah sich Dr. Ulrike Wrobel dazu gezwungen, rigoros bei der Verkleinerung ihrer 90-köpfigen Zuhörerschaft in „Kodierung von Emotionen“ vorzugehen. Auf Anraten des Dekanats behielt sie nur die höheren Seme-

konsequenter Lösungsweg, aber ein sympathischer. Ebenso wie „Theorien visueller Kultur“, wird auch „Orientalismus vs. Okzidentalismus“ im nächsten Semester erneut offeriert. Dessen Seminarleiter Sebastian Mehling wird die Veranstaltung auch in diesem Halbjahr ein weiteres Mal in der Woche anbieten, obwohl dies Dozenten nicht extra vergütet wird. Florian Mildenberger, der mit seinen Seminaren rund um das Thema Sex regelmäßig die Massen begeistert, hat sich mit dem Ansturm arrangiert – seine Devise lautet: Entweder Referat und Hausarbeit oder Essays und Hausarbeit. Einen kolos-

* * geschätzt

ster. Auf den Gesichtern der Studenten des ersten bis vierten Semesters waren die Emotionen sicher nicht schwer zu dekodieren. Einen Ansturm erlebten vor Allem die Seminare, für die keine vorherige Anmeldung nötig war. Sophia Prinz gehört zu den überforderten Dozentenerstis an der Viadrina. Aber sie versuchte alles, um die 90 Interessenten an „Theorien visueller Kultur“ nicht zu vergraulen und suchte nach Auswegen: Einundzwanzig überzeugte sie davon, doch erst im nächsten Semester das Seminar zu besuchen und räumte ihnen VIP-Plätze ein. Die 25, die demnächst ins Ausland gehen oder dringend einen Schein brauchen, durften bleiben. Die restlichen 21 freien Plätze wurden per Losverfahren entschieden. Kein

salen Bock hat die Professorin von „Kulturjournalismus“ geschossen. Im KVV wurde ihr Kurs als teilnehmerbegrenzt aufgeführt, aber ohne Angabe einer Emailadresse zur Anmeldung. In der ersten Sitzung offenbarte sie den 140 Interessenten ungerührt, dass nur 20 teilnehmen können und zwar diejenigen, mit dem schönsten und spontansten Motivationsschreiben. Sie sei mit Absicht so vorgegangen, damit Studenten sich erst mal ein Bild vom Seminar machen könnten und sich dann verbindlich anmelden. Das andere Extrem gibt es aber auch: Tomasz Szymczyński meinte zu seinen acht Seminarteilnehmern, sie sollen noch zwei andere Studenten finden. Unter Zehn laufe bei ihm nichts. Keinem kann man es recht machen…

Anmerkungen: Quellen: Satistiken und KVVs auf der Uni-Homepage Wegen fehlendem Datenmaterial sind die Studierendenzahlen für SS 09/10 geschätzt, ebenso die Anzahl der Masterseminare im WS 08/09


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Ihr seid Europa, aber hier ist Deutschland Ausländerbeauftragte empfängt Gaststudenten mit deutscher Rede

„Sehr geehrte Gaststudenten, ich begrüße sie herzlich an unserer Universität. Ein ganz herzliches Willkommen richte ich an diejenigen Studenten, die an der Viadrina einen englischsprachigen Studiengang besuchen und kaum Deutschkenntnisse haben. Es ist mir eine Ehre, Sie in diesen Momenten in der deutschen Sprache zu belehren. Wenn ich in einem Semester erneut hier stehen sollte, werden Sie meine Worte wenigstens verstehen.“ Zugeben, es war nicht der exakte Wortlaut, den unsere Gaststudenten beim Interstudisempfang (siehe Seite 3 der weißen Seiten)

vernahmen. Dass ausländische Studierende aber zumindest „Grundkenntnisse der deutschen Sprache mitbringen müssten“, meinte Dr. Carmen Thiele aber ernst. Unsere neue Ausländerbeauftragte hätte die verwirrten Blicke mal sehen sollen! Die Lautstärke des unfreiwilligen Auditoriums stieg recht schnell wieder an, da kaum jemand verstand, was Frau Thiele sagte. Ein zehnmütiger Kampf entbrannte zwischen ihrem deutschsprachigen Loblied und fremdsprachlicher Vorfreude auf das Buffet. Offizielle Aufgabe der Ausländerbeauftragten ist „eine zentrale Stelle [zu] schaffen, die

die Belange von Ausländern wahrnimmt und als Ansprechpartner dient.“ [Zitat der offiziellen Homepage der EUV/Stellenbeschreibung Ausländerbeauftragte]. Wie gut das auf deutsch klappt, darf bezweifelt werden. Thomas Bruckert, deutscher Muttersprachler

Dialog mit einer Märchen- und Mythenfigur „Schönen guten Morgen, ich grüße Dich!“ - Ja, ich grüße dich auch. Wie schön es doch wäre, dich einmal wirklich zu sprechen. „Zweifelst du, dass dies real ist?“ - Ja, das tue ich. Doch nehmen wir an, wir ständen uns tatsächlich gegenüber. Nehmen wir an, du wärst echt und wärst direkt vor mir. Hättest du keine Sorge? „Nein, natürlich nicht. Du gibst mir keinen Grund dich zu fürchten.“ - Nicht? Ich würde dich ohne zu zögern angreifen, dich verletzen und in die Flucht zu schlagen versuchen. „Würdest Du? Ich wundere mich. Ich mache meinen Job doch gut! Und solltest du auf mich zustürmen, um mich zu belehren, dann flieg ich einfach ein Stück höher, so dass du nicht an mich heran kommst.“ - Das sieht dir ähnlich: Mist verzapfen und dann wegflattern, dich unangreifbar machen. Lern zielen, du missgeleitetes Geflügel!

„Hör mal, du bist nur einer von ein paar Milliarden. Da kann schon was schief laufen... Und wenn du mich nochmal so anfährst, dann hole ich gleich wieder meinen Bogen heraus!“ - Wenn das mal keine Drohung war. Es klang für mich auch wie ein Geständnis deiner eigenen Unfähigkeit. „Du scheinst erzürnt zu sen. Wie schade. Du misstraust zwar meinen Kräften, aber viel mehr deinen eigenen.“ - Wenn ich so ein Ding wie du hätte, dann wäre die Welt ein schönerer Ort. Ich würde Menschen wirklich zusammenbringen! „Ach wirklich? Es gibt viel zu tun da draußen. Da bleibt keine Zeit für detailreiche Recherche. Lieber ein Schuss ins Blaue - mit kleinem Teilerfolg - als gar nicht abzudrücken.“ - Und dass mehr Leute unglücklich werden, als tatsächlich glücklich, ist dir egal?

„Es ist mir nicht egal. Letztlich begreife ich Verliebtheit als Bonbon der Welt. Sie schafft tiefe Emotionen, setzt das Samenkorn der Liebe und ist Inspirationsquelle für viele. Ich fühle mich gut bei dem, was ich tue!“ - Ich fühle mich auch gut bei dem, was ich tue. Aber ich erzeuge weniger Leid in der Welt, als du. Ich wünschte, ich könnte einen Tag lang du sein, Amor. „Gut, tauschen wir ab jetzt die Rollen. Aber ich prophezeie dir, dass du scheitern wirst. Thomas Bruckert, der seinen ganz eigenen Kampf mit Amor hat

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Beziehungen Was sind Beziehungen? Es gibt verschiedene Formen von Beziehungen. Während man in der Physik den Ursachen-WirkungsZusammenhang meint, ist in der Mathematik die Relation bestimmend. Sie beschreibt ein Verhältnis, das zwischen zwei Dingen bestehen kann. In der Mathematik gibt es dabei keine halben Sachen. Bei Relationen ist stets klar, ob sie bestehen oder nicht. Aber was sind Beziehungen in unserer Gesellschaft? Was für Beziehungen gibt es zwischen den Menschen? Neben sozialen Beziehungen wie Gemeinschafen und freundschaftlichen finden sich auch beispielweise Geschäfts-, Arbeits-, Handels-, und nützliche Beziehungen. Letztere sind auch als „Vitamin B“ bekannt. Nicht zu verwechseln mit der Sex-, Spaßbeziehung. Dies ist eine Form der Verbindung, bei der als erstes die sexuellen Qualitäten des Partners gefragt sind. Bei positivem Ausgang des Testes versuchen die Menschen, diese Beziehung zu erhalten. Oft fehlt ihnen zur objektiven Betrachtung einer solchen Liaison der gesunde Menschenverstand. Keine der bisher genannten Beziehungen bewegt jedoch die Menschen so sehr, wie die äußerst emotionale Liebesbeziehung. Sie entsteht meist aus Sympathie, Zuneigung und/oder einem außer Kontrolle gera-

tenen Limbischen System heraus. Typische Symptome sind „Schmetterlinge in der Magengegend“, „Das Fliegen auf Wolke 7“ und vielfaches Ignorieren dessen, was als Realität bezeichnet wird. Meist beginnen sie spontan, etwa auf öffentlichen Plätzen und Partys oder anderen Plattformen zufälliger Begegnung. Seit Ende der 90er Jahre begegnet man sich auch zunehmend unkompliziert im weltweiten Netz. Selten hält diese Art von Bindung über einen längeren Zeitraum. Nach ersten Enttäuschungen durch Abnehmen der rosaroten Brille und einer kurzen Zeit der Desillusionierung findet sich früher oder später der richtige Partner. Liebes-, Sex-/ Spaßbeziehungen werden aufgrund ihrer relativ häufigen Kurzlebigkeit auch als Wegwerfbeziehungen zusammengefasst. Als Königsdisziplin aller menschlichen Beziehungen gilt heutzutage die Partnerschaft. Partnerschaften unterscheiden sich von allen anderen Verbindungen, da sie auf das Wort „Beziehung“ verzichten können und sich trotzdem als verbindlich verstehen. Üblicherweise kennen sich die Partner schon längere Zeit, haben gemeinsam Erfahrungen gesammelt und Erlebnisse geteilt, können sich aufeinander verlassen und das immer gesuchte Gegenstück in allen Facetten

schätzen und lieben lernen. Oft kommt die Liebe hierbei nach einer vorangegangenen Freundschaft zum Zuge. Aber ist die sogenannte Liebe nicht doch nur ein Mythos? Es sagt einem niemand, wie es sich anfühlen muss, wenn man liebt. Oft ist die Tatsache, dass man einen wertvollen und geliebten Menschen vermisst, wenn er nicht da ist, Beweis genug für die Gegenwart von wahren Gefühlen. Trotzdem definiert jeder Mensch die Liebe auf eigene Weise und macht damit wichtige Erfahrungen. Einige finden die große Liebe schon frühzeitig, während Andere ein Leben lang auf den einen seelenverwandten Menschen warten. Das Wichtigste bei allen Arten der Beziehung bleibt jedoch die persönliche Beteiligung und das Engagement, sie wirklich zu wollen. Ist diese Voraussetzung gegeben, kann jede Beziehung dauerhaft, glücklich und harmonisch sein und es auch bleiben. Markus Kubbutat

Wir trauern um

das Logenhaus

Der Puls der Studierendenschaft, manifestiert in der Studentenloge, wird Anfang Juni aufhören zu schlagen. Kein Lebenszeichen mehr wird aus dem hässlichen kleinen Flachbau im Hof des Logenhauses kommen. Denn alle werden sie rausgeschmissen: die FSRs, VCG, Unizeitung, Unifernsehen, Lehrstühle Beichelt und Neyer, um nur einige zu nennen ! Ein Tränenmeer ergießt sich über die Pfade vergangener Geschichte. Mauern eingerissen, die so vieles erlebt haben: Herzblut, Engagement, Konzentration. Hier bewegte sich etwas, hier waren die Leute, die etwas bewegten. Die Loge war der Anlaufpunkt, um kreative Energien zu bündeln, und in einem Lichtblitz über die Studierendenschaft herab regnen zu lassen! In stiller Trauer vergessen die Betroffenen jedoch nicht, dass Klaus Kressin, ehemaliger Leiter des Dezernates IV, explizit meinte, dass der Zugang zur Studentenloge gewährleistet bleibe, ehe 2011 eventuell der Innenausbau des Hauses startet. Mit Schmerz endet die langwierige Freundschaft der vielen Initiativen, durch einen bitteren Kampf um freie Räume (Anm.d.Redaktion: Wir sehen tote Menschen)! Thomas Bruckert, der den Raum 118 lieben lernte


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WiWi 1. Semester Wirtschaft bedeutet Macht. Mit der Macht kommt das Geld, was wiederum mehr Macht bringt. Am Ende willst du derjenige sein, der hinter dem Schreibtisch die Jobs vergibt, der leitet, der mit Statussymbolen kokettiert und sein Konto wegen übermäßigen Gehalts platzen lässt. Willkommen im Wirtschaftsstudium. Nach dem üblichen, anfänglichen Hokuspokus und dem aufregenden Einfinden wird dir ganz schnell bewusst, dass hier das wirkliche Leben mit seiner ganzen Härte zuschlägt. Als vorbildlicher Ersti setzt man sich natürlich auch auf die Treppen in überfüllten Hörsälen. Viel Zeit für gründliches Einleben bleibt dir aber nicht. 7+1 vermittelt dir ganz schnell, wie man Bulimie-lernen betreibt (schnell rein in den Kopf, schnell raus aus dem Kopf) und zeitweilig im Prüfungsmarathon zergeht. Aber da wirst du dich schon durchbeißen! 2. Semester Mittlerweile hast du dich an der Uni zurechtgefunden und weißt, wie der Hase läuft. Aus Vorlesungen gehst du zur Mittagszeit schon mal 10 Minuten früher raus, um nicht unnötig warten zu müssen und am Ende keinen Platz mehr zu bekommen. Dich amüsiert die Vorlesung von Prof. Kurbel, der seinen personalisierten „KlickSklaven“ in Form eines Wissenschaftlichen Mitarbeiters in die Vorlesung mitbringt. Du genießt solch wunderbare Vorlesungen wie Marketing und Statistik nebeneinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Dein soziales Netzwerk expandiert bereits und du partizipierst sogar in einigen Lerngruppen. Zuweilen hast du in Vorlesungen sogar schon seltsame Exemplare anderer Fakultäten erspäht und wunderst dich über ihre mehr oder minder ausgeprägte Ferne zur Realität. Du hast festgestellt, dass du zu Prüfungszeiten ein nervliches Wrack wirst und dass du deine Semesterferien gern anders nutzen würdest, als an deren Ende eine Klausur nachzuschreiben, weil du den ersten Termin nicht wahrnehmen konntest. 3. Semester Wenn du bis jetzt dem Druck Stand gehalten hast, wirst du das Studium auch

bis zum Ende durchziehen. Klar, denn du weißt ja, was du willst! Deine erste Ringvorlesung lässt du gerade über dich ergehen und nebenbei versuchst du, dich mit dem Sprachenzentrum anzufreunden. Viele der Sprachkurse konntest du bis jetzt noch nicht belegen, da sie sich mit deinen Vorlesungen überschnitten. Du fängst an, dir Gedanken darüber zu machen, ob du ein Auslandsemester absolvieren möchtest. Es stehen zur Auswahl: tolle Erfahrungen, möglicherweise Sonne und heiße Erasmuspartys. Dagegen spricht: die Verlängerung deines Studiums. Das grobe Fazit: Du bleibst zu Hause und erhoffst dir damit Zufriedenheit, ins Kamea zu gehen und mit einer Pornobrille zu posieren. Wenn du mal ein Fünkchen Zeit findest, schnupperst du in einige studentische Initiativen und Organisationen. Dir fällt auf, dass diese übermäßig viel durch Kuwis besetzt sind. Wenn man die Zeit dazu hat. Kurz zweifelst du an der Wahl deines Studiums, wirst dir aber schnell wieder klar: Du bist am Ende dieses Spiels der Brötchengeber und isst selber vom Kuchen. 4. Semester Profilierungsphase! Das hört sich nach Profi-Liga an. Endlich kann man sich spezialisieren. Du bemerkst jedoch, dass sie eher nur weitere Scherereien mit dem Sprachenzentrum und ein Praktikum nach sich zieht. Nachdem du abgewägt hast, ob du den einfachen Weg wählen willst und den besten Freund der Tante deiner Großmutter um einen Praktikumsplatz in seinem Ziegeldachbetrieb fragst, entscheidest du dich doch dafür, das Ganze in die eigenen Hände zu nehmen. Wirtschaftswissenschaftler werden immer gebraucht, zu jeder Jahres- und Tageszeit! Du wirst fündig und versuchst das Ganze in deine Semesterferien zu quetschen. 12 Wochen dahin! Und am Ende gibt es wieder eine Prüfung. 5. Semester

und die bunten Kuwis sind dir auf den ersten Blick einfach viel zu suspekt. Dennoch entscheidest du dich für Kulturwissenschaften – ein leicht verdienter Schein mit moralischen, weltverbessernden Studenten in kleinen Seminarräumen. Du hast dir einen Freund mitgenommen, mit dem du die ganze Farce zusammen durchstehen wirst. Ihr beide seid überrascht, wie logisch Empirische Sozialforschung ist und wie gut sich davon manche Ansätze in die normale Welt integrieren lassen. Aus Spaß hast du jedoch auch ein richtiges Kuwiseminar belegt: „Wer bin ich und wie finde ich mich“. Man muss sich ja auch eingliedern und eine andere Welt an sich heranlassen. Dann stehst du schnell vor der ersten, zu schreibenden Hausarbeit zu einem „selbst gewählten“ Thema und überlegst dir, wie du da eigentlich wieder rauskommen sollst. Du merkst, dass du das Fach wohl ein wenig unterschätzt hast. Nimm es nicht auf die leichte Schulter, denn wer will schon wegen einer nicht bestandenen Kuwi-Prüfung sein BWL Studium gefährden? Hast du dir mal überlegt, wie das aussieht? 6. Semester Du stehst kurz vor dem großen Finale: die Bachelorarbeit. Das ganze sollte so schnell wie möglich über die Runden gehen, damit du bald in das richtige Leben starten kannst: Manager, Wirtschaftsprüfer, Chef der deutschen Bank - Hauptsache der Firmenwagen passt farblich zum Polohemd. Alles steht dir offen, denn du gehörst zur Elite. Du ergatterst ein Praktikum bei einer großen Firma. Heimlich sitzt du schon mal auf allen Chefsesseln Probe. Doch aus einer Festansellung wird nichts, und so hangelst du dich von Praktikum zu Praktikum. Einige deiner ehemaligen Studienkollegen schwärmen von ihrem Job im Ausland. Doch dann meldet sich überraschend der Personalleiter des Golfpartners des Zahnarztes deines ersten Praktikumschefs, der dich gerne in seinem Team haben möchte. Du nimmst das Angebot an, nachdem die Farbe deines Firmenautos geklärt ist.

Dir fällt langsam auf, dass du in deinem 5. Fach Jura oder Kulturwissenschaften belegen musst. Jura ist eindeutig nichts für dich

Saskia Pelzer


mit großen Namen wie Max Weber, Nietzsche und Kant schon etwas anfangen, wenn der Prof diese, wie selbstverständlich, fallen lässt. Du kannst die Professoren mittlerweile einschätzen und auf einmal erkennst du überall in der Stadt Kommilitonen. Ein weiteres typisches Phänomen im zweiten Semester: es ist erstaunlich schwer sich wieder in den Arbeitseifer eines Erstis einzufinden. Jede Woche nimmst du dir vor, dass es du garantiert nächste Woche mit dem ernsthaften Studium beginnst, denn diese Woche hast du so viel anderes vor. Die Verabredungen und Einladungen nehmen kein Ende, du hast Connections, kennst jemanden, der jemanden kennt, der eine garantiert großartige Party veranstaltet. Vorsicht, denn es kommt irgendwann der Punkt, an dem du auf den Kalender blicken und erstaunt feststellen wirst, dass das Semester in sechs Wochen um ist.

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men eingefügt, bist ein akzeptiertes Steinchen im großen Mosaik des Campusbildes. Du kennst alle Mensagerichte in sämtlichen Variationen auswendig und hast den Blick auf das nächste Semester gerichtet. Du verbringst genauso viel Zeit bei deinem Auslandsberater wie in deinen Seminaren. Eventuell hast du dich auch schon an interdisziplinäre Vorlesungen gewagt. Das interessiert nicht. Deine Gedanken sind mit anderen Aufgaben beschäftigt. Wie komme ich an ein Visum? (Erasmusanwärter haben hier einen kleinen Vorteil) Wo werde ich wohnen? Was passiert mit meiner Wohnstätte? Die Nervosität hält sich jedoch in Grenzen, denn du hast schon einmal an einem unbekannten Ort mit dem Studium angefangen, ohne jemanden zu kennen oder zu wissen, was dich da erwartet.

3.Semester Du bist im Studium angekommen und beherrschst den Balanceakt zwischen fleißigem Student und ausgebuchten Freizeitmenschen. In den Unigebäuden fühlst du dich fast wie zu Hause und anstatt in panischer Suche von einem Seminar zum nächsten zu rennen, siehst du auf einmal was die Uni außer dem Studium noch zu bieten hat. Gremien, Treffen, Initiativen – mittlerweile bist du selbstsicher genug um dich stark zu machen. Typisch: Hausarbeitsverzögerungen. Nicht mehr mit dem schulischen Tatendrang gesegnet, liegt bei dir immer noch eine Hausarbeit vom letzten oder vorletzten Semester. Die interessanteste Feststellung: den Profs geht es genauso. Bis man einen ersehnten Schein in der Hand hat, sind Geduld und Hartnäckigkeit erforderlich. Meistens nehmen in diesem Stadium deines Studiums die Auslandspläne Gestalt an.

idealen Ort (für Nachrücker nicht ganz so passend, aber immerhin AUSLAND) für das Auslandsstudium ergattert. Egal wo du geographisch bist, etwas hast du mit allen anderen Fünftsemestern gemeinsam: Du lernst neue Menschen, Sprachen, Kulturen und vor allem ortsspezifische alkoholhaltige Getränke kennen. Fazit dieses Semesters: Du weißt genau, welche Kopfschmerztabletten bei dir wirken und die Fremdsprache deiner Wahl ist ganz anders als du immer dachtest. Ob es fürs UNICERT reicht, ist fraglich, aber dein Arsenal an Schimpfwörtern und Bestellmöglichkeiten für lokale Spezialitäten ist praktisch unschlagbar. Haben wir nicht was vergessen? Genau: Das Studium. Ist beim Auslandsaufenthalt in der Rangliste ganz unten. 6.

bis n.

Semester

Du versuchst verzweifelt freie Semester zu finden, die die benötigten Scheine zur Verfügung stellen. Die angebotenen Semester haben immer einen Haken: falsche Disziplin, keine freien Plätze und/oder zu langweilige Themen. Wie viele Semester du den letzten drei Scheinen nachjagst hängt von deiner Toleranzgrenze für von Erstis überfüllte Veranstaltungen ab. (n+1)≤ 9. Semester

I m K a m p f um die begehrtest e n ERASMUS-Plätze werden aus Freunden Konkurrenten. Sensibelchen werden nie darüber hinwegkommen. Nimm das als ersten Ausblick auf die Ellenbogengesellschaft, der sich auch ein vermeintlich naiver KuWi früher oder später stellen muss. 5.Semester

4.Semester Die natürliche Selektion ist längst passé und du als Individuum hast dich vollkom-

Mit aller Wahrscheinlichkeit wirst du diese Zeilen nicht in deinem fünften Semester lesen, denn du bist im Ausland. Je nach Fremdsprache und Priorität hast du den

Das Studium neigt sich dem Ende zu. Dein Blick wandert abwechselnd schuldbewusst von der vivadrina in deiner Hand, zur DVD-Sammlung, zu sozialen Netzwerken im World Wide Web zum hoffnungslos überfüllten Schreibtisch. Prokrastinierer laufen zu Höchstformen auf und die Verdrängung findet im letzten Semester ihren Höhepunkt. Du hast einen Rattenschwanz an Hausarbeiten aus dem gesamten Studium, musst noch den einen oder anderen interdisziplinären Schein machen und auch die Bachelorarbeit schreibt sich nicht von allein. Die Schnitzeljagd nach allen benötigten Scheinen in diversen Büros beginnt. Eine beinahe unmögliche Herausforderung, denn die Öffnungszeiten sind in etwa so präzise, wie dieses Horrorskop. Natalia Polikarpova


denten vorzugaukeln, dass Verwaltungsrecht genau dein Ding ist, besuchst du alle Veranstaltungen des Schwerpunktes und verlierst den Bezug zum Zivil- und Strafrecht. In der vorlesungsfreien Zeit wird dir bewusst, dass du auch den Stoff von den ersten Semestern verdrängt hast und dir für die kleine Hausarbeit im Öffentlichen Recht alles neu anlesen musst. Weil du dich zeitlich verschätzt hast, gibst du eine unfertige Hausarbeit ab und fällst durch. Du beginnst den Sinn deines Studiums in Frage zu stellen, weil du so oft durchfällst. Der Dozent aus dem ersten Semester hatte Recht. 8. Semester Von allen Studenten, die mit dir gemeinsam angefangen haben, sind noch 100 übrig. Die Hälfte davon spricht über den Freischuss, doch für dich ist das keine Option mehr. Eltern und Großeltern fragen dich nun bei jedem Treffen, wann du mit dem Studium fertig bist. Du erklärst ihnen von der Misére mit dem kleinen Ö- Recht und machst den Fehler, ihnen deinen Faible für Verwaltungsrecht vorzulügen. In der folgenden vorlesungsfreien Zeit bestehst du die kleine Hausarbeit mit 6 Punkten und visierst nun den letzten Schein im Studium an: Die Übung im Öffentlich Recht. Durch die Besuche im Schwerpunkt Verwaltungsrecht bist du erstaunlich gut informiert und bestehst Klausur und Hausarbeit auf Anhieb. Du fühlst wahre Höhenflüge und bist absolut von deinem Studium überzeugt. Du denkst, dass du alles schaffen kannst auf der Welt!

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9.Semester

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12. Semester

Dein Studienkollege Paul hat sein erstes Examen bestanden. Du gratulierst ihm und lächelst falsch, als er dir auch viel Erfolg fürs Examen wünscht. Als du dich dafür anmelden möchtest, wird dir bewusst, dass du drei Monate juristisches Praktikum vorweisen musst. Davon hörst du zum ersten Mal! 10. Semester Du änderst erneut deinen Schwerpunktbereich. Völkerrecht liegt dir viel mehr. Inzwischen hast du auch drei Monate Praktikum hinter dir. Dir erschien es zu einfach. Doch als du zum Prüfungsamt gehst, hörst du, dass die Praktika in der vorlesungsfreien Zeit sein müssen. Auch das hörst du zum ersten Mal! 11. Semester Du entwickelst Angst vor deinem Dozenten im Völkerrecht. Die Angst wird so stark, dass du darüber nachdenkst den Schwerpunktbereich zu wechseln, nur um ihn nicht in der mündlichen Prüfung sitzen zu haben. Deine Bewerbungen für juristische Praktika verpuffen alle. Denn du bist einer von hunderttausenden Jura-Studenten in Deutschland, die ihr Praktikum in der kurzen vorlesungsfreien Zeit machen wollen. Durch Vitamin B wird dir ein Praktikum in einer Kanzlei für Familienrecht angeboten. Aber dieses Rechtsgebiet ist das letzte, mit dem du etwas zu tun haben willst.

Dein neuer Schwerpunktbereich ist Medienrecht. Der Stoff ist spannend, aber nach dem ersten Semester hörst du, dass der Prüfer vom Völkerrecht auch in der medienrechtlichen Prüfung sitzen wird. Du suchst verzweifelt einen Berg in der Nähe von Frankfurt, um deinen Frust hinauszuschreien. 13. Semester 100 Kilometer nördlich wirst du fündig und schreist dir die Seele aus dem Leib. Du überweist zwar regelmäßig deinen Semesterbeitrag, aber führst dort ein Einsiedlerleben, seit du dort in Embryonalstellung auf dem Boden kauernd aufgefunden wurdest. Deinen Verwandten schickst du jährlich einen Brief, in dem du von den Tücken deines Studiums berichtest. Auf die Frage, wann dein Studium endet, antwortest du stetig: ‘Wenn ich meine Praktika absolviert habe.’ Im Kino läuft gerade ein passender Film über dreizehn Semester. 14. Semester Aber darüber bist du längst hinaus. 15. Semester Deine Familie stellt die Unterhaltszahlungen ein. Die Krankenkasse möchte monatlich 150 Euro von dir und du arbeitest nun für 4 € pro Stunde, um überhaupt überleben zu können. In sentimentaler Nostalgie blickst du regelmäßig auf die schöne Zeit in der Bibliothek zurück. Hättest du dein Studium doch nur ernster genommen... Thomas Bruckert

KuWi 1.Semester Du bist frisch dem Abitur und Elternhaus entschlüpft. Bist du nicht? Dann hast du höchstwahrscheinlich schon etwas von der Welt gesehen oder zwischen Abitur und Studium gearbeitet und dich umgeschaut. Egal was davon auf dich zutrifft, die Frage, die du am häufigsten im außerstudentischen Bekannten- und Verwandtenkreis zu hören bekommst lautet: „Kulturwissenschaften? Was macht ihr da und was willst du damit werden?“ Noch besteht deine Antwort

aus einem frustrierten Seufzen und einer mühseligen Aufzählung von Disziplinen und möglichen Einsatzgebieten nach dem Studium. Wenn du keine konkrete Antwort hast, keine Sorge, die Frage wird Dich im Studium begleiten, nur die Antwort wird irgendwann konkreter werden. Daran lässt sich erkennen wie weit du im Studium bist. Vor allem diejenigen, die ihre erste Erfahrung mit der großen, weiten Welt außerhalb von „Hotel Mama“ machen, sind mit der Eigenorganisation überfordert. Denn trotz Bachelor hast du als KuWi die Qual der Wahl an Seminaren mit vielversprechenden

Titeln. Dem ersten Impuls alle acht Veranstaltungen, die interessant klingen, zu besuchen, solltest du dringend widerstehen. Studentenpartys: trotz der starken Grüppchenbildung unter „Erstis“ wirst du schnell herausfinden welche Partys eine schlaflose Nacht wert sind und welche nicht. Als KuWi hast du das größte Potential dazu, dich gleich im ersten Semester in den Initiativen zu engagieren. 2.Semester Du bist nicht mehr neu an der Uni und kannst


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Horrorskop Ist es für WiWis schlimm, wenn sie das Gelernte nach der Klausur wieder vergessen? Wann ist für ReWis der richtige Zeitpunkt gekommen, die Verwaltungsrechtsklausur zu schreiben? In welchem Semester darf man als KuWi ungestraft chillen? Wir haben den ultimativen Studienführer erstellt: Das Fakultäten-Horrorskop. Mit ihm weißt du genau, was in deinem Semester wichtig ist und welche Probleme im nächsten Semester auf dich zukommen werden. Jeder Studiengang birgt seine ganz eigenen Glücksmomente und Horrorszenarien.

ReWi 1.Semester Nach erfolgreichen Jahren als Vorstand im Debattierclub, möchtest du dein Können außerhalb des Gymnasiums beweisen. Selbstbewusst durch deine guten Abinoten, hörst du den ersten Satz in deinem Studium, der sich schon bald bewahrheiten wird: “Wie gut auch immer ihr Notenschnitt beim Abitur war: gewöhnen sie sich dran, dass sie hier Schlechte bekommen.” Nachdem die ersten Semesterabschlussklausuren überstanden sind, verstehst du, was der Prof meinte. Wenn du vor Beginn des Jurastudiums vom Gutachtenstil gewusst hättest, hättest du etwas anderes studiert. 2. Semester Drei Fächer in diesem Semester beeinflussen maßgeblich dein künftiges Leben: Seitdem du Schuldrecht kennst, misstraust du jedem Verkäufer. Du versuchst vergeblich dein frisches Jurawissen anzuwenden und denkst darüber nach, wo der Unterschied zwischen Recht haben und Recht bekommen liegt. Als du erstmalig im Strafrecht davon erfährst, dass es Einwilligungen in Körperverletzung gibt, musst du unweigerlich an deinen nächsten Zahnarztbesuch denken und sagst ihn ab. Die Erklärungen über die einzelnen Grundrechte stärken deinen Freiheitsdrang wie selten zu vor. Deine Freunde müssen sich erstmal daran gewöhnen, dass du dich bei jeder abwegigen Idee auf deine allgemeine Handlungsfreiheit aus Art.2 Abs.1 GG berufst. 3. Semester In deiner Zivilrecht-AG fragst du dich, wieviele Verträge A und B noch schließen werden. Handelsrecht lässt dich misstraurisch all die Güterzüge beäugen, die regelmäßig im Frankfurter Bahnhof stehen. Tatsächlich bist du aber selten auf dem Bahnsteig. Stattdessen richtest du dich in der Bibliothek häuslich ein. Bei Dezernat

IV der Viadrina stellst du schließlich einen Antrag auf einen Schlafbereich in der Bibliothek. Als der abgelehnt wird, fragst du deine mitleidenden Kommi-Tonnen, mit welcher Klageart diese Freiheitsbehinderung (Art.2 GG) gestoppt werden kann. Du denkst sogar an Klagen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, denn die Einführung ins Völkerrecht hat dich über die nationalen Grenzen deines Studiums hinausblicken lassen. 4. Semester Die ersten Worte im Verwaltungsrecht verteidigen den Ruf vom Verwaltungsrecht, ohne dass du zuvor etwas Schlechtes darüber gehört hättest. Du steigerst dich in die Vorstellung hinein, Verwaltungsrecht sei komisch u n d blockierst dich damit selbst. Dass du im Rahmen der Übung im Öffentlichen Recht nicht um Ve r w a l tungsrecht drumrum kommst, löst Schweißausbrüche bei dir aus. Du entscheidest dich dazu, das Problem im fünften Semester anzugehen. Du glaubst deinen Kollegen, dass eine einzige Übung in einem der Hauptfächer schon das ganze Semester ausfüllt. Du steckst deine ganze Energie in Zivilrechtklausuren und die große Hausarbeit in der vorlesungsfreien Zeit. Und scheiterst. Dieses Semester hast du vergurkt. Aber da du vor kurzem die Zwischenprüfung bestanden hast, hast du nun alle Zeit der Welt, um den Kurs erneut anzupacken.

5. Semester Die Zivilrechtübung geht in die nächste Runde. Aber dieses Mal konzentrierst du dich nicht nur auf ein Fach, sondern bemühst dich auch im Strafrecht. Verwaltungsrecht hast du noch im Hinterkopf, aber dieses Bonbon hebst du dir bis zum Schluss auf. Du bestehst in beiden Kursen die letzte Klausur, scheiterst aber in den Hausarbeiten bei drei Punkten. Du schreibst flammende Remonstrationen über die ungerechte Behandlung deiner wissenschaftlichen Arbeiten – ohne Erfolg. Du nimmst dir vor, im sechsten Semester deine ganze Energie in dieses Studium zu stecken. Du beginnst die Universitätsverwaltung dafür verantwortlich zu machen, denn sie haben dir noch immer keinen Schlafplatz gewährt. Täglich entgehen dir wichtige Minuten Lern- und Arbeitszeit in der Bibliothek. 6. Semester Du hörst von deinen Kommilitonen, dass sie ihren Schwerpunktbereich begonnen haben; sie fragen dich, auf welches Fach du dich spezialisiert hast. Du verlierst dich in Ausreden über die Schlechtbehandlung deiner Hausarbeiten und lügst ihnen vor, dass Verwaltungsrecht dein Kleinod in diesem Studium ist, auf das du dich im nächsten Semester stürzen wirst. Und das war noch nicht einmal gelogen. Die zwei Übungen im Zivil- und Strafrecht hast du jetzt zum Glück bestanden. 7. Semester Als du beginnen möchtest, den Schein in der Öff-Recht-Übung zu machen, schnappst du das Gerücht auf, dass du vorher die kleine Hausarbeit im Öffentlichen Recht bestanden haben musst. Du blättest panisch deine Scheinsammlung in Buchform durch und lässt den Kopf hängen. Um deinen Mitstu-


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Die Viadrinatür zur Welt Bei gleicher personeller Ausstattung kümmert sich die Abteilung für Internationale Angelegenheiten seit ihrer Gründung um fünffach gestiegene Studentenzahlen. Erschreckend für eine Universität, deren Aushängeschild Internationalität ist?! In den Studiengängen IBWL und Kulturwissenschaften ist ein Auslandsaufenthalt Voraussetzung zum Studienabschluss. Dabei handelt es sich um mindestens drei Monate, die der Student im Ausland verbracht haben muss. Die Mehrheit der Studenten entscheidet sich für ein Auslandssemester um diese Bedingung zu erfüllen, spätestens dann kommt er mit der Abteilung für Internationale Angelegenheiten in Berührung. Die Räumlichkeiten befinden sich im 2. OG des AM. Die erste Kontaktaufnahme besteht in der Regel aus einem schüchternen Klopfen an die Bürotür und den Worten: „Darf ich ihnen kurz eine Frage stellen? Ich habe mal ’ne Frage zum Auslandsstudium…“

Wie bewältigt man mit verhältnismäßig wenig Personal eine solche Aufgabe? Die Bereiche innerhalb der Abteilung sind klar definiert. Mitarbeiter Bernd Schünow ist zuständig für alle Belange der In-Coming Students und gilt als erste Anlaufstelle bei allen Fragen der auslän-

dischen Studenten. Sogar Fragen nach der Party-Tauglichkeit der verschiedenen Studentenwohnheime und Parkplatzprobleme werden an ihn gerichtet. Irene Gropp ist für die Organisation der Non-EU-Programme eingeteilt und regelt den globalen Studentenaustausch von Kanada bis Neuseeland. Die meisten Studenten landen jedoch, je nach Fakultät, bei den ERASMUS-Beauftragten Torsten Glase (WiWi) und Marina Seeger (Jura und KuWi). Der DAAD-Ko-

nicht mehr möglich. Für die Abteilung für Internationale Angelegenheiten bedeutet das eine Etatkürzung von 10% bei gleichzeitiger Zunahme der Arbeitsbelastung durch steigende Studentenzahlen. Diese Einsparung finden sich im Bereich Marketing und in der gesunkenen Arbeitszeit der studentischen Hilfskräfte wieder. Laut Petra Weber wird es künftig auch kein Sekretariat mehr geben. Das sind Einschnitte, die die Studenten durch eine verlängerte Bearbeitungszeit merken werden. Ebenfalls ist unklar, wie es nächstes Jahr aussieht, wenn die langjährige Mitarbeiterin Marina Seeger in Rente geht und die Neubesetzung der Stelle ungewiss ist - eine für Studenten unverständliche Finanzpolitik, die insbesondere bei einer international ausgerichteten Universität für Verwunderung sorgt. Besorgniserregend wird es in den folgenden Semestern, wenn alle jetzigen Kuwi-Anfänger ihren Auslandsaufenthalt organisieren, denn die Zahl der Kuwi-Erstis ist im letzten Jahr stark gestiegen.

Trotz der Auslastung ist man bei den Mitarbeitern gut betreut, sie machen Bild im Budget nicht enthalten ihren Job gerne. Und wenn sie nicht wissen, auf welche „E-Mail von letzter Woche“ sich ein Student mal gern beruft, so liegt es an den ca. 100 E-Mails, die täglich bearbeitet werden müssen und nicht etwa an fehlender Fürsorge.

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Die Abteilung für Internationale Angelegenheiten wird seit über 10 Jahren von Petra Weber geleitet. Sie ist für die Koordination der sieben festen Mitarbeiter und der studentischen Hilfskräfte verantwortlich. Die Viadrina hat jährlich 280 ausländische Studenten immatrikuliert, darunter auch grundständige* und schickt 450, von 600 Bewerbern, ihrer eigenen Studenten über Austauschprogramme ins Ausland. Berechnet man ein Semester Vorbereitung, die Betreuung während des Auslandaufenthaltes und die Nachbetreuung mit ein, ergibt sich eine unglaubliche Summe von mehr als tausend Studenten, die Zeitgleich im System sind und betreut werden müssen. Seit der Gründung der Universität hat sich die Mitarbeiterzahl nicht verändert, doch die Anzahl der Studenten ist um das Fünffache gestiegen. Zu dieser Koordination kommt noch der gewaltige Aufgabenbereich von internationalem Marketing und der Internationalisierung der Uni. Die Organisation von Schnupperstudien und Stipendien sowie der International Day fallen ebenfalls in deren Aufgabenbereich.

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E N ordinator Bernd Klugert sowie Nicole Klück gehören ebenfalls zum Team und organisieren größtenteils die interuniversitäre Zusammenarbeit. Dazu gehört ein fein ausbalancierter Mechanismus, der zurzeit bis an seine Grenzen ausgelastet ist. Jeder Mitarbeiter ist unentbehrlich und ein Ausfall kann besonders an einer Universität, die für Internationalität steht, großen Schaden verursachen. Die Umverteilung der Finanzen innerhalb der Universität hat zu Budgetkürzungen in der Abteilung geführt. So schwebt die drohende Unterbesetzung wie ein Damoklesschwert über der Abteilung. Die Finanzverwaltung der Universität hat sich einer stärkeren Transparenz und Übersichtlichkeit für die strickte Verteilung der Finanzen auf Fakultäten und Dezernate entschieden. Konnte Personalüberhang früher durch unbesetzte Lehrstühle und Abteilungen finanziert werden, so ist das jetzt mit der umstrukturierten Finanzverwaltung

Natalia Polikarpova, bald Gaststudentin in Sevilla * Ausländische Studenten, die ihr ganzes Studium in FF/O absolvieren


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Viaphoniker – Universitätsorchester auf

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Das Universitätsorchester Viaphoniker leidet aktuell unter drei großen Problemen: Dirigentenmangel, Verlust ihres großen Raumes und Mitgliedermangel. Die vivadrina hat nachgehakt, wie die Viaphoniker es schaffen, trotzdem ihre Proben und Termine fortzusetzen.

Die Viaphoniker beim Proben zum Uni-Musical „Stupastar“

Ein Orchester gehört an eine Universität, wie der Becher zum Kaffeeautomaten oder die Gabel zum Messer. Die Viaphoniker sinvd unser einziges Universitätsorchester und neben der vivadrina, die du gerade in der Hand hälst, die wohl älteste Vereinigung an der Viadrina. Wie aufmerksamen Augen und Ohren nicht entgangen sein dürfte, sind sie inzwischen auf zwölf Mitglieder geschrumpft. Nimmt man es genau, sind sie nur noch ein Ensemble. Und wie sich vor Kurzem herausstellte, sind das nicht die einzigen Probleme der Viaphoniker: Sie haben keinen Dirigenten mehr, haben ihren großen Proben- und Lagerraum (K012 im AM) verloren und hatten im Mai noch Probleme, zu den Zeiten im Audimax zu proben, die sie wollten. Der neue Vorsitzende der Viaphoniker, Nils Matthiesen, empfindet all die Probleme aber nicht als sehr dramatisch. Der neue Raum der Viaphoniker ist nun eine kleine Abstellkammer am Nebeneingang des AM und dort passen alle Instrumente, Noten, Geräte rein. Grund für Probleme bei der Raumbuchung liegen unter anderem darin, dass sich Dozenten von Probengeräuschen des Orchesters belästigt fühlen. So können sie nur im AM effektiv proben. Ein wohl größeres Problem scheint aber die Dirigentenförderung zu sein, die es seit diesem Semester nicht mehr gibt. Nach Angaben der Ex-Viaphonikerin Barbara Gerold gab und gibt es bisher noch keine langfristige Lösung, um dem musischen Ensemble einen professionellen Dirigenten beiseite zu stellen. Bis ins Jahr 2006 gab es nur eine Aufwandsentschädigung (auf Antrag 200€ im Semester) für die Dirigenten.vvv Der Job wurde bis dato ehrenamtlich und unentgeltich gemacht. Im gleichen Jahr gründete sich der Verein KUNSTGRIFF. Netzwerk für Kultur - Siec kulturalna. e.V. , der sich seit je her dafür einsetzt, dass die Viadrina ihr künstlerisch-musisches Zentrum bekommt, wie es schon in der Denkschrift der Europa-Universität Viadrina aus dem Jahr 1993 steht. Von den bewilligten 15.000 Euro sicherte Kunstgriff für die Viaphoniker eine Dirigentenbezahlung für ganze zwei Jahre. Als diese

Foto: Thomas Bruckert

auslief, stellte ehemalige Viadrinapräsentin Gesine Schwan weitere 10.000 Euro zur Verfügung, wovon Orchester und die beiden Chöre ViaVocale und Akademischer Chor CP & EUV für weitere zwei Jahre Dirigenten bezahlen konnte. Die zwei Jahre sind seit dem Sommersemester 2010 abgelaufen. Die Viaphoniker haben derzeit also keinen Dirigenten. Die musische Leitung wird nun vom Piano und der ersten Geige übernommen. Als Zwischenlösung möge das für ein Ensemble vielleicht funktionieren, doch eine Endlösung sieht anders aus. Der aktuelle Viadrinapräsident Gunter Pleuger zeigte sich gesprächsbereit, um das Problem langfristig zu lösen. Auch Finanzdezernent Eckhart Brock möchte die Viaphoniker dabei unterstützen und hat seine Hilfe angeboten. Natürlich ist das Geld an der Viadrina knapp, deswegen wird es nicht leicht sein, einen finanziellen Schwerpunkt auf die Förderung des Orchesters zu legen. Deswegen erarbeiten Kunstgriff, die Viaphoniker und beide Chöre gerade eine Broschüre, um auf potentielle Investoren zugehen zu können. Die Broschüre befand sich Ende April schon in der Endredaktion. Der Wunsch ist groß, dass für Viaphoniker und die Chöre nun eine Anschlussfinanzierung für ihre Dirigenten gefunden wird. Damit die Viaphoniker vom Ensemble wieder aufsteigen zu einem Orchester, braucht es nur einige Musiker, die gern ihr klassisches Instrument in der Gruppe erklingen lassen. Man kann jederzeit einsteigen. Mehr Infos und die Probentermine findet ihr auf www.viaphoniker.de Thomas Bruckert, der selbst nur Plastetrommel spielt


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Paradoksy Śmierci Lecha Kaczyńskiego Bez wątpienia Lech Kaczyński był politykiem, który za życia swoim poglądami oraz decyzjami jako urzędujący prezydent bardziej dzielił niż jednoczył wokół siebie Polaków. Niejednokrotnie był też obiektem pośmiewiska w mediach. Dlatego na całe zdarzenie w Smoleńsku i na to, co się bezpośrednio po nim działo w Polsce można patrzeć dwojako. Z jednej strony jak na tragedię narodową Polaków, bądź co bądź Polska straciła prezydenta, ale jednocześnie można również tą smoleńską katastrofę określić żartem historii z serii iście czarnego humoru. Gdyż dopiero po własnej jakże tragicznej śmierci Lech Kaczyński osiągnął w jeden dzień to, co było zawsze jego nadrzędnym celem w ciągu pięciu lat prezydentury. Obudził patriotyzm wśród rodaków i scalił społeczeństwo tworząc polski naród obdarzony świadomością narodową. Nie jest to zresztą jedyny paradoks związany z Lechem Kaczyńskim. W dziedzinie mediów paradoksem było to, że sami dziennikarze w tych okolicznościach zamiast spełniać swoją rolę i sucho relacjonować zdarzenie, zmienili się w kla-

kierów oraz członków konduktu żałobnego, tworząc z ludzkiej tragedii telenowele w iście brazylijskim stylu. A przecież ludzie oglądają telenowele, aby zapomnieć albo odpocząć o rzeczywistości. Tak też właśnie ww dziennikarze postąpili i na moment zapomnieli, że świat się na śmierci Lecha Kaczyńskiego nie kończy, a tym bardziej się nie zatrzymał po feralnym w skutkach lądowaniu w Smoleńsku. Choć po wybuchu słynnego wulkanu Eyjafjallajökull– świat, przynajmniej jego lotnicza część, właśnie przekornie stanąć na kilka dni musiał. Paradoksem jest też to, że Polacy jako naród potrzebują tragicznych wydarzeń lub ka-

Lech Kaczyński Quelle: Kanzleramt des polnischen Präsidenten

Paradoxa nach Ohne Zweifel war Lech Kaczyński ein Politiker, der zu Lebzeiten mit seinen Weltanschauungen und Entscheidungen als amtierender Präsident die polnische Gesellschaft polarisiert hat. Er war auch mehrmals ein Objekt des medialen Belächelns – nur als Erinnerung – „die polnische Kartoffel“ in der „taz“. Deswegen kann man den ganzen Vorfall in Smolensk und das was direkt danach in Polen geschehen ist, doppeldeutig interpretieren. Einerseits ist es ein nationales Trauma, immerhin hat Polen seinen Präsidenten verloren, anderseits kann man die Katastrophe in Smolensk als einen Witz der Geschichte ansehen. Denn erst nach seinem tragischen Tod hat Lech Kaczyński an einem einzigen Tag all das erreicht, was während seiner fünfjährigen Amtszeit immer sein übergeordnetes Ziel gewesen war: Er hat den Patriotismus in den Polen geweckt und vereinigte die Gesellschaft endlich zu einer polnischen Nation, die auch Volksbewusstsein entwickelte. Doch das ist nicht das einzige Paradoxon rund um den Tod Lech Kaczyńskis. Ein anderes, diesmal aus dem medialen Bereich, war die Tatsache, dass die polnischen Journalisten, statt sachlich zu bleiben und trocken über den Vorfall zu berichten, zu

Mitgestaltern und Trauermarschzeugen wurden, die aus einer menschlichen Tragödie eine Telenovela in feiner „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ - Manier erschufen. Eine Telenovela, welche von den Leuten geschaut wird, um die Realität und den Alltag zu vergessen. So haben auch die oben genannten Journalisten ähnlich gehandelt und für eine Woche vergessen, dass der Tod von Lech Kaczyński die Welt nicht zum Stillstand bringen wird und die Welt sich auch nach den tragischen Vorfall in Smolensk weiter drehen wird. Obwohl nach der Eruption des mittlerweile weltberühmten isländischen Vulkans Eyjafjallajökull die Welt, zumindest der luftorientierte Teil, gerade für paar Tage stehen bleiben musste. Paradox ist auch, dass die Polen als Nation scheinbar tragische Ereignisse oder Katastrophen benötigen, um große Auflagen bürgerlicher Aktivität zu wecken, um sie erst dann in konkrete Handlungen umzuwandeln. Als Beispiele können hier unter anderem dienen: die von vielen Polen auf sich genommenen Reisestrecken aus den unterschiedlichen Regionen des Landes, das unendliche Warten in den kilometerlangen

taklizmów, aby uwolnić w sobie ogromne pokłady aktywności obywatelskiej i przekuć to w konkretne działania. Przykładem niech będą odbyte dalekie podróże z różnych regionów Polski nie rzadko z małych miejscowości, odczekiwanie po kilkanaście godzin w kilometrowych kolejkach, aby oddać ostatni hołd w pałacu prezydenckim przed trumną, bądź organizacja strajku odnośnie decyzji o pochówku pary prezydenckiej na Wawelu. Paradoksalnie też to właśnie jego brat bliźniak Jarosław Kaczyński – kandydat na prezydenta partii PiS – najwięcej może skorzystać na śmierci brata Lecha i byłego prezydenta Kaczyńskiego, jeśli skieruje emocjonalny ładunek związany z Lechem Kaczyńskim do urn przekuwając go w głosy wyborców. Polska miała już braci bliźniaków na czele w roli prezydenta i premiera jednocześnie. Czy jest gotowa na kolejnego bliźniaka w pałacu prezydenckim? Czas pokaże!

Kaczyńskis Tod Schlangen, um vor dem Präsidentensarg den letzten Abschied zu nehmen, oder die Organisierung des Streiks in Krakau bezüglich der Beerdigung des Präsidenten und der First Lady auf dem Wawel. Zusammenfassend könnte nun paradoxerweise gerade der Zwillingsbruder Kaczyńskis, Jarosław Kaczyński, Vorsitzender der konservativen PiS- Partei (Recht und Gerechtigkeit), am meisten vom Tod des eigenen Bruders profitieren. Dies allerdings nur dann, wenn er die emotionale Ladung, die mit jener Tragödie verbunden ist, in Wählerstimmen umwandeln kann. Es ist gar nicht so lange her, da hatte Polen gleichzeitig beide Kaczyńskis an der Spitze seines Staates – einen als Präsident, einen als Premierminister. Ist es nun erneut für einen Zwilling im Präsidentenpalast bereit? Lassen wir uns überraschen! Jakub P. Plonski


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Schwarzsehen für Anfänger Heute: Farmville Lieber Dozent, lieber Arbeitgeber, liebe Familie! Ich muss euch leider mitteilen, dass ich heute weder a) Hausarbeiten schreiben, noch b) arbeiten gehen oder c) euch besuchen kommen kann, da ich d) schwer beschäftigt bin. Seit neuestem bin ich Feldarbeiter, muss Äcker bestellen, Vieh züchten, Nachbarn helfen, Heuballen verschenken, Beete düngen, Efeu an unfertigen Hauswänden hochziehen und vor allem: Geschenke akzeptieren. Nein, ich helfe nicht bei der Beelitzer Spargel-Ernte und auch nicht beim Werder- Baumblütenfest: Ich bin bei Farmville. Seitdem komme ich zu gar nichts mehr. Seitdem MÖCHTE ich auch zu gar nichts mehr kommen. Hauptsache, die digitalen AvocadoFelder welken nicht, während ich im Analog-Leben mein Geld verdienen gehe! Jawohl, ich bin einer von mittlerweile 75 Mio. Mitspielern, die diese App auf Facebook nutzen. Ich kenne gestandene Männer, die bestellen ihre Felder je nachdem, wann sie heute noch zum Sportverein müssen („Jetzt noch Erdbeeren anpflanzen? Die sind immerhin in vier Stunden reif! Schaffe ich es, sie zu ernten, bevor ich zum Fußball muss?“). Andere stellen sich dafür extra einen Wecker, und wenn der morgens um vier klingelt („Oh, die Wassermelonenfelder sind fertig!“) Doch auch Tiere können welken. Zum Beispiel ist gerade eine meiner Seemöwen „ready“ gewesen. Was das heißt, weiß ich auch nicht so genau, ich glaube, sie hüten Schätze. Als Städter bin ich dankbar dafür, dass mir endlich mal jemand zeigt, wie das so ist auf dem Land, mit all den Seemöwen und Wassermelonen. Hab ich bei „Bauer sucht Frau“ noch nie durchs Bild fliegen sehen, so ne Seemöwe, aber das ist ja auch total unrealistisch, dieses Fernseh-Format! Da gibt’s ja nicht mal

Pixliger Grund für schlechte Ernte.

/ Quelle: Farmville- APP/Facebook

Cotton-Felder! Und da fertilized einem niemand was. Ich sag´s dir, bei „Bauer sucht Frau“ wird sich nüscht jeschenkt. Anders bei Farmville.

Erst kürzlich rief wieder eine Freundin an, um mir einzutrichtern: „Ich brauche Aged Bricks für mein Maison France, und Withered Boards – KEINE Spring Eggs, hörst du?! Und wenn du auflegst, kannst du gleich noch einen Clinging Wine rüberschicken, dann kriegst du von mir auch einen Nagel für dein Haus. Aber KEINE SPRING EGGS!“ Später werde ich erbost angechattet: „Ich hatte gesagt, KEINE SPRING EGGS!! Hörst du mir denn nicht zu?!“

Herrje! Welch peinlicher Fauxpas! Ich war kurzzeitig abgelenkt durch mein analoges Leben! Sorry, kommt nicht wieder vor! Wiederum eine andere Freundin sah ernsthaft unsere Freundschaft in Gefahr, da sie sich vernachlässigt fühlte („Ich schick dir jeden Tag ein Ei, und sonntags auch mal zwei, und DU, DU schickst mir kaum was, und wenn, dann nur so nen popligen Aprikosenbaum! Dabei, wenn du mal mein Feld besuchen und mir da helfen würdest, würdest du WISSEN, dass ich schon genug Aprikosenbäume habe, ich weiß gar nicht mehr, wohin damit! Und wenn du mal mein Feld fertilizen würdest oder auch mal meine Crows away-chasen, würdest du SEHEN, dass ich mir gerade eine kleine Schweinezucht aufbaue, ganz für mich, und hättest mir ein Schwein geschickt!“) Ja, da muss man aufpassen! Nicht nur, DASS man täglich was verschenkt, sondern auch, WAS. Gerade Frauen können einem das verübeln, denn Aprikosenbäume sind für Anfänger und im Weiterverkauf kaum etwas wert. Noch dazu sehen die Starfruit-Bäume viel schicker aus. Kommt also nicht der Startfruit-Baum als Geschenk, sondern nur ein wertloser Kirschbaum, wird schnell mal das Freundschaftsverhältnis in Frage gestellt. Auch ein Grund, warum ich weder studieren, noch arbeiten oder nach Hause fahren kann, lieber Dozent, lieber Arbeitgeber, liebe Familie! Ich will doch nicht meine bestellten Felder und meine Freundschaften aufs Spiel setzen! Ihr werdet das sicher einsehen. In diesem Sinne, vielen Dank für Euer Verständnis, Eure Schweine verschenkende und Seemöwen erntende Vivian Büttner


Beziehungen - Kurzgeschichte

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Horrorskop ReWi KuWi WiWi

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Die Viadrinatür zur Welt - Internationales Büro macht die Tür zu

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Viaphoniker - Universitätsorchester auf wackligen Beinen

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Paradoksy Śmierci Lecha Kaczyńskiego Paradoxa nach Kaczyńskis Tod

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Schwarzsehen für Anfänger Heute: Farmville

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Vorwort und Impressum

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Wir trauern um das Logenhaus 12

Ihr seid Europa, aber hier ist Deutschland Ausländerbeauftragte empfängt Gaststudenten mit deutscher Rede Dialog mit einer Märchen- und Mythenfigur - Prosa

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Kuwis ständig voll 140 wollen und 20 dürfen – Überfüllung der Kuwi-Seminare nimmt neue Formen an Comic schwarz


Vorwort

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Vernichtet die Jedis...

Die dunkle Seite der Macht sucht sich ihre Möglichkeiten. In allem Guten ist auch das Schlechte, in allem Schönen ist auch das Hässliche. So, liebe Leser (-schwert... passend schlechter Wortwitz) widmen wir uns in dieser Ausgabe den tiefsten Abgründen und dunklen Seiten des Lebens. Zum Beispiel den Viaphonikern: die wohl älteste Initiative der Viadrina wird gerade gnadenlos aufgeknüpft. Wir zeigen wie und warum, auf Seite 5. Beim letzten wöchentlichen Chefredakteur-Bingo hatte ich tatsächlich mal das große Los gezogen und durfte eine Woche lang Cheffe spielen. Völlig euphoriert verfiel ich leider in meine Heimatsprache (dengli-thüringerisches-hoch-berlinerisch) und erntete nur noch Missverständniss und Kopfschütteln. So muss sich Frau Dr. Carmen Thiele gefühlt haben als sie beim Interstudi-Empfang eine Rede hielt und sie keiner verstand. Was daran lag, dass sie Deutsch sprach und die Studies halt Englisch. Wir prangern das an auf Seite 11. Zu guter Letzt weise ich noch auf den Abgesang an den vernünftigen Menschenverstand hin. Hatte ich da nicht...ja, ich hatte da mal eine Idee für einen Comic. Zu lesen auf Seite 13. Danach wird´s bestimmt schön.

Foto: privat

Unherzlichst, ihr Paul „Fo“ Bogadtke

Impressum Feste Gepeinigte: Freie Sklaven:

Tha Chojin, Zorg, Meduza, False God, Bad Moon Rising, Herrin der Unterwelt, Mad P. Werner Eggerath, Ulrike Polley, Rüdiger Hahn, Charlotte Steinke, Franziska Liebetanz, Vivian Büttner, Jakub P. Plonski, Markus Kubbutat

0335 - 5534 5202

Telefon:

28. April 2010 20. Juni 2010

Redaktionsschluss dieser Ausgabe: Redaktionsschluss nächste Ausgabe:

vivadrina e.V.

Thomas Bruckert

V.i.S.d.P. & Chefredakteur: Herausgeber:

Paul „Fo“ Bogadtke

Titelbilder, Comics & Grafiken:

Natalia Polikarpova, Anja Franzke, Thomas Bruckert, Paul „Fo“ Bogadtke, Mario Mische

Layout:

Postadresse: vivadrina e.V. Europa-Universität Viadrina Große Scharrnstraße 59 15230 Frankfurt (Oder)

E-Mail: vivadrina@yahoo.de Druck: Flyerpilot vivadrina Büro: Ab Juni 2010 zerstört von Baggern Printgroup GmbH & Co. KG Handwerkerstraße 2 D-97526 Sennfeld Wir danken allen, die das Erscheinen der Zeitung möglich gemacht haben. Besonderen Dank an AStA und StuPa der Europa-Universität Viadrina, die wichtige Förderer sind. Wir weisen darauf hin, dass die Artikel nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion widerspiegeln. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge und Leserbriefe sinnwahrend zu kürzen. Das vivadrina-Team freut sich immer über Neuzugänge. Erwünscht sind nicht nur Artikelschreiber, sondern auch Leute mit Organisationsfähigkeiten, Verkaufstalent, Bildbearbeitungskenntnissen, Anzeigenaquirierer, Layouter und Putzkräfte. Wir suchen keine Perfektionisten – davon haben wir schon genug. Bei Interesse ruft uns einfach an oder schreibt eine E-Mail. Am schönsten finden wir es natürlich, wenn ihr zu unseren Treffen kommt: Mittwochs, 18 Uhr.



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