Interflex – Querdenken erwünscht

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InterFlex Querdenken erw체nscht

Interdisziplin채r und Forschend Lernen


Die Fachhochschule Potsdam trat 2009 beim „Wettbewerb exzellente Lehre“ des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft und der Kultusministerkonferenz an mit dem Ziel, ihre exzellente Lehre im Rahmen des Projekts „InterFlex – Förderung von Interdisziplinarität und Flexibilität zur Integration von Forschung, Wissens- und Technologietransfer in die grundständige Lehre“ durch mehr Interdisziplinarität, durch die Förderung des forschungsbasierten Lernens und durch eine Flexibilisierung der Studienstrukturen weiter zu verbessern. Zum Herzstück des Projekts entwickelten sich seit dem Wintersemester 2010/2011 die inzwischen 55 innovativen fachübergreifend angebotenen Lehrveranstaltungen, die geprägt sind vom interdisziplinären Teamteaching und sich am Forschenden Lernen orientieren.

Inhalt Editorial

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Einblicke

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Interdisziplinarität

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Forschendes Lernen

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Flexibilität

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Ausblick

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InterFlex in Zahlen

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Verzeichnisse

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InterFlex Querdenken erw체nscht Interdisziplin채r und Forschend Lernen



Liebe Leserinnen und Leser, vier Jahre InterFlex an der Fachhochschule Potsdam, das waren vier intensive Jahre mit Vorträgen, Diskussionsrunden und Vernetzungsformaten, Fortbildungsangeboten, Arbeitsgruppen-Treffen und Teamsitzungen, Ausstellungen und Präsentationen, persönlichen Gesprächen und Beratungen – und nicht zuletzt mit 55, zum Teil studentisch organisierten, innovativen, spannenden, ungewöhnlichen InterFlex-Lehrveranstaltungen. Diese Publikation ist vier Jahren InterFlex gewidmet. Sie zeugt von Veränderungswillen, Entdeckergeist und Vielfalt an der Fachhochschule Potsdam. Angehörige der Hochschule – frühere und aktuelle Mitglieder der Hochschulleitung, ein Student, ehemalige Studierende sowie zahlreiche Lehrende aus allen Fachbereichen – schreiben in den folgenden Beiträgen über ihre eigene, oft sehr persönliche Sicht auf die Kernelemente des Projekts InterFlex, nämlich Interdisziplinarität, Forschendes Lernen und Flexiblität, und stellen Ihnen Errungenschaften und Erkenntnisse des Projekts am Beispiel ihrer InterFlex-Lehrveranstaltungen vor. Wir bedanken uns sehr herzlich bei allen Autorinnen und Autoren für Einblicke in exzellente Lehre an der FH Potsdam und wünschen Ihnen viel Freude und Inspiration beim Lesen. Birgit Ammann, Diemut Bartl, Sandra Cartes und Britta Klose Editorial 5



Einblicke

Seite 8 InterFlex — Interdisziplinär und forschend lernen an der FH Potsdam Grußwort von Eckehard Binas und Johannes Vielhaber

Seite 10 Wettbewerb exzellente Lehre — Charta guter Lehre Grußwort von Bettina Jorzik

Seite 13 InterFlex — Wie alles begann … von Andreas Klose und Johannes Vielhaber

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InterFlex — Interdisziplinär und forschend lernen an der FH Potsdam Die Fachhochschule Potsdam ist eine junge, eine moderne Hochschule mit einem ungewöhnlichen Fächerspektrum, das von Architektur, Bauingenieurwesen und Restaurierung über Soziale Arbeit, Kulturarbeit und Design bis hin zu Informationswissenschaften reicht. Mit dem Ziel, die aus dieser Vielfalt entstehenden Potenziale in innovativen Lehr- und Lernformaten abzubilden, ist die FH Potsdam 2009 beim „Wettbewerb exzellente Lehre“ des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft und der Kultusministerkonferenz angetreten. Die Auszeichnung für „InterFlex – Förderung von Interdisziplinarität und Flexibilität zur Integration von Forschung, Wissens- und Technologietransfer in die grundständige Lehre“ im Rahmen dieses Wettbewerbs war Bestätigung und Motivationsschub zugleich. Inzwischen ist InterFlex zu einem fest stehenden Begriff an der FH Potsdam geworden, der für interdisziplinäre Herangehensweisen und Forschendes Lernen, für ungewöhnliche Formate und spannende Themen steht. Durch InterFlex gelang eine disziplinenübergreifende kritische Auseinandersetzung mit Inhalten, Einblicke 8


Prof. Dr. Eckehard Binas

Prof. Dr.-Ing.  Johannes Vielhaber

mit Methoden, mit Lehr-/Lernformen und deren Übersetzung in die Lehre. Eine Entwicklung, von der unsere Studierenden und unsere Lehrenden profitieren und die bei weitem noch nicht abgeschlossen ist. Wir danken den Autorinnen und Autoren dieser Publikation für lebendige, sehr persönliche Einblicke in die interdisziplinäre forschende Lehre an der FH Potsdam, aber auch allen anderen InterFlex-Beteiligten, dank deren Engagements wir in den vergangenen vier Jahren unsere exzellente Lehre an der FH Potsdam weiterentwickeln konnten! Sollten Sie die Beiträge auf den folgenden Seiten neugierig machen, können Sie unter interflex.incom.org übrigens weiterlesen – dort sind viele der inzwischen 55 InterFlex-Lehrveranstaltungen dokumentiert. Fortsetzung folgt!

Prof. Dr. Eckehard Binas Präsident der FH Potsdam

Prof. Dr.-Ing. Johannes Vielhaber Ehemaliger Rektor der FH Potsdam und Initiator des Projekts InterFlex Einblicke 9


Wettbewerb exzellente Lehre — Charta guter Lehre

Der 2009 ausgeschriebene Wettbewerb exzellente Lehre sollte die Weiterentwicklung der Hochschullehre stimulieren, ihre Sichtbarkeit und ihren Stellenwert deutlich steigern. Denn wenngleich Lehre und Forschung gleichrangige Kernaufgaben von Hochschulen sind, ist die Selbstwahrnehmung insbesondere etlicher Universitäten primär durch die Forschung geprägt. Aber auch an Fachhochschulen, die der Lehre traditionell in deutlich größerem Maße verpflichtet sind, geht das „Mehr“ nicht zwingend einher mit einer besseren Lehre. Die im Wettbewerb eingereichten 109 Konzepte wurden von den Mitgliedern der Gutachterkommissionen anhand eines Beurteilungsbogens begutachtet, der für Universitäten und Fachhochschulen gleichermaßen galt. Neben anderen Kriterien findet sich dort auch Folgendes: „Das Konzept profiliert die Lehre nicht auf Kosten der Forschung. Die fruchtbare Verbindung von Lehre und Forschung als Kern einer akademischen Ausbildung wird für die Studierenden erlebbar.“ Die Strategien für eine exzellente Lehre wurden also nicht zuletzt danach beurteilt, inwieweit sie Einblicke 10


Bettina Jorzik

versprachen, (1.) Lehre und Forschung nicht gegeneinander auszuspielen und (2.) das so oft bemühte Humboldt’sche Bildungsideal der Einheit von Forschung und Lehre in Studiengänge, Curricula und Lehrformate zu übersetzen und eine hierfür angemessene, zeitgemäße Didaktik zu entwickeln. Etliche Wettbewerbsbeiträge wurden in dieser Hinsicht nur mäßig beurteilt. InterFlex hat die Gutachterinnen und Gutachter jedoch gerade in diesem Punkt besonders überzeugt. Die Auszeichnung sollte der FH Potsdam ein Ansporn sein, das interdisziplinäre und Forschende Lernen entschlossen zu einer „Marke“ zu profilieren, und InterFlex ein Best Practice-Beispiel, das an Universitäten und Fachhochschulen gleichermaßen Schule macht.

Bettina Jorzik Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft Programmleiterin Lehre, Akademischer Nachwuchs Einblicke 11


Einblicke 12


Andreas Klose & Johannes Vielhaber

InterFlex — Wie alles begann…

Als im Spätherbst des Jahres 2009 der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und die Kultusministerkonferenz gemeinsam den „Wettbewerb exzellente Lehre“ auslobten, war es für uns eine Selbstverständlichkeit, dass sich die Fachhochschule Potsdam an diesem Wettbewerb beteiligen würde. Denn schon in der Vergangenheit hatte sich die Hochschule mit innovativen Lehrkonzepten einen Namen gemacht, z. B. mit dem Werkstattkonzept der Sozialen Arbeit, der Federführung in gleich zwei BMBF-Verbundprojekten zur onlinegestützten Lehre, dem ersten hochindividualisierten forschungsorientierten fachbereichsübergreifenden Masterstudiengang Bauforschung mit Masterkolleg und dem Studiengang Interfacedesign. Auch der dritte Platz in der Studienplatzerfolgsquote im bundesweiten Vergleich aller Fachhochschulen durch das Statistische Bundesamt zeigte den Stellenwert der Lehre an der Hochschule. Bis kurz vor dem Abgabetermin der Wettbewerbsskizzen lagen aus den Fachbereichen trotz steter Erinnerungen jedoch bedauerlicherweise keine Anträge vor. Als Prorektor für Qualitätsentwicklung übernahm Andreas Klose schließlich die Aufgabe, den Wettbewerbsbeitrag zu formulieren und einzureichen. Der Beitrag orientierte sich an Ideen aus dem kurz zuvor verabschiedeten Struktur- und Entwicklungsplan der Hochschule und erhielt den zugegebenermaßen sperrigen Titel „InterFlex – Förderung von Interdisziplinarität und Flexibilität zur Integration von Forschung, Wissens- und Technologietransfer in die grundständige Lehre“. Wichtige Ziele des Vorhabens waren die Erhöhung der Flexibilität und Freiräume im Studium, gerade auch für experimentelle Vorhaben, die Erhöhung der interdisziplinären Zusammenarbeit über die Fachbereichsgrenzen hinweg und die Stärkung der anwendungsorientierten Forschung durch Integration von Forschungs- und Entwicklungsprojekten in die grundständige Lehre. Einblicke 13


Die FH Potsdam hat sich seit ihrer Gründung der Interdisziplinarität verpflichtet gefühlt (dazu in dieser Publikation Helmut Knüppel). Doch gut zehn Jahre nach ihrer Gründung verabschiedete sie sich bereits wieder von der Idee der „Hochschule unter einem Dach“, nachdem es nicht gelungen war oder kein ernsthaftes Interesse bestand, diese Idee in das Alltagsleben der Hochschule zu überführen. Während schon in den Diplomstudiengängen Kooperationsansätze kaum erkennbar waren, fehlten solche nach der Umstellung auf Bachelorstudiengänge nahezu vollständig. Von Pflichtveranstaltungen freigehaltene Zeitfenster, in denen fachbereichsübergreifende Projekte hätten stattfinden können, existierten nicht. Nur einige wenige Lehrende boten ihren Studierenden die Chance zur Kooperation mit anderen Fachdisziplinen. An diesem Punkt sollte das Projekt ansetzen, denn die Erfahrungen in einzelnen Masterstudiengängen belegten, dass gerade in Forschungszusammenhängen fachübergreifende Kooperationen fruchtbar sind und von Studierenden sehr geschätzt werden. Festzustellen war allerdings auch, dass Bachelor-Absolventinnen und Absolventen – und nicht nur die aus Fachhochschulen – oft nur wenig auf den Forschungsprozess vorbereitet sind. Da wir uns als forschende Hochschule verstehen, lag es nahe zu versuchen, auch grundständig Studierende bereits an die Forschung heranzuführen und in Forschungsprozesse zu integrieren. Dass dazu Freiräume im Studium erforderlich sein würden und auch bisherige Pflichtveranstaltungen auf den Prüfstand müssten, war keine Frage. Selbstverständlich sollten die Forschungsprojekte dabei stets eine so hohe Qualität vorweisen, dass die auch von der Wettbewerbsjury aufgeworfene Frage nach der Akzeptanz in Akkreditierungsverfahren oder durch die Praxis gar nicht erst aufkommen würde. Mit dem Wettbewerbsbeitrag verbunden war außerdem die Vorstellung, auf „andere Weise“ Fachthemen zu behandeln und „nebenbei“ notwendige Softskills entsprechend des Petitums von Frank Heidmann auf dem Wege des Forschenden Lernens zu vermitteln und zu erproben (siehe dazu auch Frank Heidmanns Beitrag in dieser Publikation). Bis zur öffentlichen Präsentation vor der Jury gelang es, mit Sarah Hutt und Felix Barthel auch zwei interdisziplinär und forschend Studierende zu finden, die die Idee überzeugend vertreten konnten. Und nachdem die Entscheidung schließlich zugunsten unserer Hochschule gefallen war, herrschte auch bei den bis dahin Unbeteiligten Einigkeit, dass die Auszeichnung eine Bestätigung der exzellenten Lehre der FH Potsdam ist, sich alle in den Antragsprozess nach Kräften eingebracht hatten und somit auch unmittelbaren Anspruch auf eine Teilauszahlung des Einblicke 14


Preisgeldes, möglichst losgelöst vom Antragsinhalt, erheben konnten. Der Wunsch der Auslober nach Anträgen, an denen alle Hochschulgruppen mitgewirkt haben, war bestens erfüllt. Es bleibt faszinierend, wie InterFlex Eingang in die Hochschule gefunden hat und zu einer festen Größe geworden ist, und das, obwohl es sich ursprünglich um eine Maßnahme „von oben“ handelte. Die Einbindung der Studiengänge in die Auswahl der zur Förderung eingereichten Lehrveranstaltungen und die Schaffung der dafür notwendigen strukturellen Voraussetzungen, die Begleitung durch äußerst engagierte und kompetente Mitarbeiterinnen, die Steuerung durch den Prorektor, erfolgreiche erste Pilotprojekte durch engagierte Lehrende und die intern wie extern erfahrene Wertschätzung der Arbeit waren eine wichtige Basis. Nicht hoch genug einzuschätzen sind die auch durch Senatsbeschlüsse unterlegten strukturellen Maßnahmen, zum Beispiel zu in den Studienordnungen zu verankernden Flex-Modulen oder zu Zeitfenstern für studiengangsübergreifende Wahlfächer (siehe dazu in dieser Publikation Andreas Klose und Heijo de Vries). „Eigentlich hätten wir das auch alles ohne den Wettbewerb machen können“, war die Aussage mehrerer beteiligter Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer. Das ist richtig! Aber: Ohne die zusätzlichen Mittel und ohne die stimulierende Wirkung des „Wettbewerbs exzellente Lehre“ wären wir heute nicht, wo wir sind. Ohne sie hätte sich die Hochschule nicht so überzeugend in der Strukturdiskussion des Landes durchsetzen und die Hochschulstrukturkommission begeistern können. Daher gilt unser herzlicher Dank dem Stifterverband, der Jury und allen, die die Realisierung von InterFlex mit großem Einsatz befördert haben. Die nachhaltige Wirkung von InterFlex in die Hochschule zeigt sich zudem in der erfolgreichen Bewerbung der Fachhochschule Potsdam im Rahmen der sogenannten dritten Säule des Hochschulpakts „Qualität in der Lehre“ – mit dem Projekt „FL² Forschendes Lernen – Lehrende Forschung“ (siehe dazu in dieser Publikation Harald Mieg). Das Projekt führt Leitgedanken von InterFlex weiter und vertieft die Strukturentwicklungen der Lehre im Sinne des forschenden Studierens und der besonderen Bedeutung von Forschung als Teil einer anwendungsbezogenen Lehre. Fachbereiche, Studierende, Senat und Verwaltung konnten dieses Mal von Beginn an in die Antragsstellung des Projekts eingebunden werden, und sie alle zeichnen sich aktuell für die Umsetzung verantwortlich. Eine gute Lehre hat auf der erreichten Basis eine exzellente Perspektive – und die Forschung auch! Einblicke 15



Interdisziplinarität

Seite 18 Interdisziplinarität als Gründungsidee der Fachhochschule Potsdam von Helmut Knüppel

Seite 22 Lehrarrangement im Tandem — Augenkontakt und Augenhöhe von Martina Abri und Birgit Ammann

Seite 25 Von Pippi Langstrumpfs Schimmel „Kleiner Onkel“ zur Schimmelpilzbildung in Gebäuden — Ein Brückenschlag zwischen Sozialwesen und Bauingenieurwesen von Mary Schlegel-Werner und Holger Stehr

Seite 28 Herausforderung „Interdisziplinarität“ — Vom Aufeinandertreffen unterschiedlicher Lehr- und Lernkulturen von Hanne Seitz und Hermann Voesgen

Seite 32 „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ Interdisziplinarität—Die hohe Schule der Teamentwicklung von Alexander Warth

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Helmut Knüppel

Interdisziplinarität als Gründungsidee der Fachhochschule Potsdam

Die Brandenburgische Landeskommission für Fachhochschulen hatte 1991 in ihren Empfehlungen zur Gründung von fünf Fachhochschulen in Brandenburg verlangt, dass sich diese in einer überschaubaren Größenordnung bewegen und dass sie interdisziplinär strukturiert sind. Die Studienpläne in allen Fächern sollten der zunehmenden internationalen Verflechtung Rechnung tragen, Praxis und Lehre integrieren, Beiträge für Innovation und Kreativität in der Region leisten und über die Schaffung von drittmittelfähigen Forschungskapazitäten angewandte Forschung und Technologietransfer im Dialog mit der beruflichen Praxis betreiben. Die Fachhochschule Potsdam, 1991 angedacht als Teil einer Fachhochschule Brandenburg-Potsdam, verstand sich von Anfang an „als eine organische Gliederung von Lehrenden und Lernenden, die gemeinsam aus jeweils unterschiedlicher fachspezifischer Sicht Probleme der Entwicklung menschlicher Zivilisation bearbeiten“ wollte und „Interdisziplinarität in der architektonischen Gestaltung der Neubauten und deren Beziehungen zu den umgebauten Kasernengebäuden auf dem Gelände der Pappelallee auszudrücken“ beabsichtigte. Bibliothek, Hörsäle, Mensa, Hochschulgalerie sollten miteinander verbunden und ihre Zuwege über Gänge und Vorräume so ausgestaltet werden, dass „praktisch die gesamte Hochschule als Raum für Ausstellungen nutzbar“ gemacht werden konnte, um damit den kreativen Schaffensprozess aller Studiengänge nach außen sichtbar zu machen und den angestrebten Kommunikationsprozess sowohl nach innen als auch nach außen zu befördern (hier und im Folgenden zitiert aus dem Gründungsbericht 1991 – 1993). Hochschule sollte so zum Ort und Raum der KommunikaInterdisziplinarität 18


tion, des Austauschs von Erkenntnis, der Begegnung und der Kultur werden. So entstand frühzeitig das Konzept der „Hochschule unter einem Dach“ auf den Säulen Sozialarbeit, Architektur und Bauen, Design, Archiv-, Bibliotheks- und Dokumentationswesen/Informationswissenschaften. Und zwischen allen geplanten Studiengängen (siehe Abbildung folgende Seite) war die interdisziplinäre Lösung gesellschaftlicher, kultureller, technischer und ökonomischer Probleme zum Programm erhoben: „Architekten und Bauingenieure können ihr Fachwissen in der Kulturlandschaft Potsdam mit dem der Archivare verbinden, Designer und Sozialpädagogen können gemeinsam mit und für Menschen eines Stadtteils Inhalte kultureller Identität und deren Ausdrucksformen entwickeln. Architekten, Bauingenieure und Sozialarbeiter wird es in gemeinsamen Anstrengungen möglich werden, das Wohnen der Menschen in vorbildlicher Weise zu planen und zu realisieren.“ So sollten aus den „interdisziplinär strukturierten Ausbildungskonzepten […] neue Potentiale für die Weiterentwicklung der Studienangebote der Fachhochschule Potsdam“ erwachsen. Die Bemühungen um fachbereichsübergreifende Kurswochenangebote und Lehrveranstaltungen trafen zwar das Interesse der Studierenden, fanden aber bei den neuen Lehrenden, die das Gegenteil, nämlich Disziplinarität, an den Universitäten gelernt hatten und denen die kulturellen Codes der anderen Fachdisziplinen nicht geläufig waren, im Kontext der Konsolidierung der Fachbereiche immer weniger die gewünschte Resonanz. Oftmals wurde die Nachbardisziplin als Konkurrenz oder Bedrohung wahrgenommen. Die zunehmende Verknappung finanzieller Ressourcen, die aufkommenden Verteilungskämpfe zwischen den Fachbereichen, die weiter anhaltende räumliche Trennung der Hochschule zwischen den Standorten Friedrich-Ebert-Straße und Pappelallee, Raumnöte, die schwierige Anerkennung von Teamteaching bei Anrechnung der vollen Stundenzahl, der fehlende Mut, neue Wege zu gehen, ließen die fachübergreifende Kultur der Interdisziplinarität immer mehr aus dem Blick geraten. So versandete langsam dieser zukunftsweisende Ansatz im Alltagsleben der Hochschule, ohne ganz vergessen zu werden. Der Gründungssenat verabschiedete in Vorahnung der weiteren Entwicklung zum Abschluss der Gründungsphase im Frühjahr 1993 eine Empfehlung als Vermächtnis an die Hochschule und den ersten gewählten Senat, die den Widerspruch zwischen Anspruch und Realität auf überzeugende Weise in die Herausforderung der neuen Hochschule ummünzt: „In realistischer Einschätzung dessen, was in zwei Jahren Interdisziplinarität 19


Interdisziplinarit채t 20


intensiver Aufbauarbeit geleistet werden konnte und was nicht, bitten die Mitglieder des Gründungssenats alle Mitglieder der Hochschule, sich in besonderer Weise der Realisierung eines integrativen Studiums anzunehmen. […] Wenn die Fachhochschule Potsdam ihren anwendungsbezogenen Lehr-, Lern- und Forschungsauftrag nicht nur in Wissenschaftlichkeit und Professionalität, sondern auch im Praxisbezug sieht, dann muss sie ihr Studienkonzept in besonderer Weise auf die Zusammenarbeit der Fachbereiche ausrichten. Fachbereichsübergreifendes Lehren und Lernen ist eine notwendige Antwort auf jede Verabsolutierung von Einzelinteressen und individuelle Sichtweisen. Wir werden der Komplexität der gesellschaftlichen Frage- und Problemstellungen nur gerecht, wenn es gelingt, die fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit in Lehre, Studium und Forschung zum Programm zu erheben, obwohl sie zeitaufwendig, anstrengend und den eigenen Standort relativierend ist. Wir empfehlen deshalb unter anderem, über folgendes nachzudenken: ▪ Verankerung der Interdisziplinarität als Auftrag zum ständigen Tagesordnungspunkt der Kommission für Lehre, Studium und Studienreform; ▪ die Einrichtung einer ständigen Arbeitsgruppe zur Planung interdisziplinärer Studienprojekte; […] ▪ die Festlegung von Semesterwochenstunden zur Belegung in jeweils anderen Fachbereichen in allen Studienordnungen; ▪ die Aufnahme der Kurswoche in die Studienordnungen aller Fachbereiche; […] ▪ die Planung von Gebäuden und Räumen am neuen Standort hinsichtlich der konsequenten räumlichen Durchmischung der Fachbereiche und der Kommunikationsförderung bei Wegeführung, Aufenthaltsbereichen und zentralen Einrichtungen; ▪ eine Mittelvergabeplanung, die konsequent den Ausbau der zentralen Einheiten fördert, die ihrerseits wieder integrativ benutzerfreundlich organisiert sein müssen; ▪ die Förderung integrativ angelegter studentischer Arbeiten und die organisatorische Erleichterung der Durchführung integrativer Lehrveranstaltungen bei der Berechnung der Lehrverpflichtung der Dozenten.“ Diese Standards sind heute immer noch und wieder aktuell. Zu wünschen wäre, dass die Ergebnisse des InterFlex-Projekts dazu beitragen, diese seit Wilhelm von Humboldt bekannten Erkenntnisse über den Stellenwert interdisziplinärer Forschung und Lehre wieder in das Zentrum der Hochschule zu holen. Interdisziplinäres Denken bleibt der Gradmesser für das Gelingen exzellenter Lehre und Forschenden Lernens, für Innovation und Kreativität der Hochschule insbesondere im Hinblick auf die künftige Berufsfähigkeit auf einem globalisierten Arbeitsmarkt. Interdisziplinarität 21


Martina Abri & Birgit Ammann

Lehrarrangement im Tandem — Augenkontakt und Augenhöhe

Okzident und Orient bilden seit über einem Jahrtausend ein Gegensatzpaar. Die Annahme, dass es sich bei den Fachbereichen Sozialwesen und Architektur und Städtebau um ein ebensolches Gegensatzpaar handelt, konnten wir widerlegen. Fest steht, dass die Schnittstellen der beiden Disziplinen – bis auf wenige thematische Ausnahmen – sicherlich nicht ganz so offensichtlich sind, wie im Falle anderer an der Fachhochschule Potsdam vertretener Fächer. Letztlich war es die gemeinsame Faszination für den Orient und vor allem für das im Westen seit Jahrhunderten vorherrschende ambivalente Bild vom Orient, die den Ausschlag für eine gemeinsame Lehrveranstaltung gab. Das Orientbild, an dem der Westen seit vielen Jahrhunderten konstruiert und baut, ist geprägt von Anziehungskraft und Sehnsucht auf der einen, Feindseligkeit und Bedrohung auf der anderen Seite. Bauten wie das Potsdamer Pumpenhaus in Form einer Moschee, die Synagoge Oranienburger Straße in Berlin oder die Dresdener Zigarettenfabrik Yenidze zeugen durch das Zitieren von orientalischen Stilelementen und das Aufnehmen von fremden Typologien von einer epochalen Orientbegeisterung. Selbst aktuelle Reisekataloge sind noch immer geprägt vom unvermeidlichen „Hauch von Tausendundeiner Nacht“. Bauchtanzkurse, Shisha-Bars und orientalische Wohnaccessoires haben Hochkonjunktur. Auf der anderen Seite steht spätestens seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 der Islam, stellvertretend für den Orient, häufig für das Andere, das Fremde, Unberechenbare und vor allem Bedrohliche. Rufe nach dem Verbot von Minaretten, Proteste gegen Flüchtlingsunterkünfte und die Reduktion auf Phänomene wie Ehrenmorde, Zwangsehen und Genitalverstümmelung sind an der Tagesordnung. Interdisziplinarität 22


So oszilliert das Orientbild zwischen Romantisierung und Stigmatisierung und weist zahlreiche, einander widersprechende Facetten auf, die sich nicht nur in den beiden beteiligten Fachdisziplinen zeigen. Diese Ambivalenzen erschienen uns wie geschaffen für ein interdisziplinäres Veranstaltungsformat wie InterFlex, das es uns erlaubte, Studierende mit unterschiedlichem fachlichen Hintergrund in diese Welt der Widersprüche mitzunehmen. Für die einzelnen Fachbereiche unserer Hochschule bedeutete dies Anknüpfung an Themen rund um internationale Politik und Migrationssozialarbeit, die Auswirkung von Religiosität auf Struktur und Raumbildung im orientalischen Städtebau, die Gefahren des Kulturalismus, Haltungsfragen im Umgang mit der Konservierung und Restaurierung historischer Gebäude sowie Fragen zum Design als Transporteur orientalistischer Haltungen. Die aus der Konzipierung entstandene Komplexität der Lehrveranstaltung und die in ihrer Ausprägung nicht vorhersehbare Diversität der teilnehmenden Studierenden erforderten in allen Phasen der Planung, Durchführung und Auswertung ein besonders hohes Maß an Konzentration, Fokussierung und auch Strukturierung. Gemeinsam die Verantwortung für die Lehrveranstaltung und für alle Studierenden zu übernehmen, sich auf die Rolle als miteinander lehrendes und gleichzeitig voneinander lernendes Team einzulassen, waren die Vereinbarungen vorab. Von einer ähnlichen Lehrauffassung auszugehen, ohne einander in der Lehre vorher erlebt zu haben, und ein für alle beteiligten Studierenden verschiedener Fachrichtungen neues Format vorzustellen, waren die Unwägbarkeiten. Wenngleich fachliche Inputs durch die Lehrenden teilweise nacheinander und getrennt voneinander stattfanden, Interdisziplinarität 23


bedeutet das eigentliche Coteaching in einer gemeinsamen Veranstaltung ja ein sorgfältiges und respektvolles einander Ergänzen. Eine der Herausforderungen bestand darin, sich nicht gegenseitig ins Wort zu fallen oder einander offenkundig zu widersprechen. Da Inputs sich häufig aus Fragen oder Meinungsäußerungen von Studierenden entwickelten, spielte deshalb ständiger Augenkontakt eine wichtige Rolle. Im Zuge teilweise leidenschaftlicher Gruppendiskussionen ergaben sich immer wieder neue, aus unterschiedlicher Fachperspektive kommentierungswürdige Aspekte, deren Einordnung nicht nur Sensibilität, sondern auch eine gewisse Selbstdisziplin erforderte. Ständig auf Augenhöhe zu bleiben, die beidseitige, spezifische Kompetenz gut verteilt zum Einsatz kommen zu lassen und in besonderem Maße darauf zu achten, dass keine der Lehrenden die andere dominierte, erforderte Fingerspitzengefühl und gelang auf diese Art in hervorragender Weise. Die unterschiedlichen Fachbereichskulturen, Persönlichkeiten und ständig neu und zum Teil unerwartet entstehenden Situationen erzeugten in ihrem Wechselspiel Lerneffekte auch für die Lehrenden weit über jeweils fachfremde, neue Informationen hinaus. Grundstimmung und Atmosphäre waren geprägt von einem hohen Maß an Sympathie und Humor und wurden von den Studierenden als besonders interessant, intensiv und bereichernd an- und wahrgenommen. Auf die beschriebene Art und Weise und in einem gut funktionierenden Tandem gelang es, gerade durch die Schaffung zahlreicher, zum Teil unerwarteter Bezüge, Wissen besonders intensiv und besonders nachhaltig zu vermitteln – weitere, ähnliche Veranstaltungen sind bereits geplant.

Ambivalenzen im westlichen Orientbild. Beispiele aus Bau- und Alltagskultur WiSe 2012/2013 Prof. Dr. Martina Abri (STG Architektur und Städtebau/ STG Restaurierung), Prof. Dr. Birgit Ammann (FB Sozialwesen)

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Mary Schlegel-Werner & Holger Stehr

Von Pippi Langstrumpfs Schimmel „Kleiner Onkel“ zur Schimmelpilzbildung in Gebäuden — Ein Brückenschlag zwischen Sozialwesen und Bauingenieurwesen

Am Anfang stand ein baupraktisches Problem des Bauingenieurs: Menschen nutzen ihre „eigenen“ vier Wände oftmals falsch und verursachen damit häufig (auch) Schimmelpilzbildung. Kann Schäden an der Bausubstanz und/oder erhöhtem Energieverbrauch durch Bildungskonzepte zur angemessenen Nutzung moderner, energieeffizienter Bauwerke vorgebeugt werden? Eine interessierte Mitstreiterin bei der Lösung dieser Frage fand sich in der Frühpädagogin mit Erfahrungen im Bildungsbereich „Mathematik und Naturwissenschaft für Kinder“. Die Pädagogin war anfangs jedoch mehr als skeptisch und hätte sich spannendere Themen für die naturwissenschaftliche Frühpädagogik vorstellen können als Schimmelpilzbildung in Gebäuden. Entsprechend begegneten wir Lehrenden einander anfangs mit einer leicht amüsierten Offenheit für das, was typisch und wie erwartet „anders“ am Anderen war, und gleichzeitig mit einer gewissen Freude über das, was jenseits des Fremden dennoch möglich schien. Wir verkörpern offensichtlich die gängigen Klischees der Interdisziplinarität 25


jeweiligen Branche, stellten aber beim Coteaching immer wieder fest, dass wir uns flexibel auf veränderte Situationen einstellen können und müssen, ohne dabei die eigenen Ziele aus den Augen zu verlieren. Neben persönlichen Unterschieden galt es, die Verschiedenheit der Kulturen der Fachbereiche zu entdecken: Wie werden die Studierenden angesprochen? Nachnamen hier – Vornamen dort. Welche methodisch-didaktischen Vorerfahrungen haben die Studierenden der einzelnen Fachbereiche, und was für ein Verständnis von Bildung ergibt sich daraus? Sollen kleinere Kinder, wie von uns geplant, ermuntert werden, sich selbst zu bilden, erweist sich nach pädagogischer Erfahrung ein instruktiv-belehrendes Format als kontraproduktiv. Geeignet ist daher nur ein individualisiertes, entlang den aktuellen Fragestellungen des einzelnen Kindes stattfindendes Lernen. Die Studierenden und Lehrenden des Fachbereichs Sozialwesen sind durch das sogenannte Werkstattkonzept an Lehrmethoden jenseits des dozentenzentrierten Vermittelns von Wissen gewöhnt. Aber wie stand es bei den anderen Studierenden mit der Bereitschaft, sich auf ungewohnte Lernformate einzulassen? Zunächst war es uns wichtig, die Studierenden, die aus den Fachbereichen Sozialwesen, Design, Bauingenieurwesen sowie Architektur und Städtebau kamen, in Form von Vorlesungseinheiten, Vorträgen von Externen, eigenen Referaten und Laborversuchen auf eine themenbezogene gleiche Wissensbasis zu bringen. Dazu wurden interdisziplinäre Arbeitsgruppen „verordnet“, wodurch neue Einsichten und Gesprächsthemen, aber auch Spannungen entstanden. Im Format der Werkstatt erarbeiteten die Studierenden anschließend für Themenfelder wie Luftfeuchtigkeit, Sättigung der Luft in Bezug auf Feuchtigkeitsaufnahme, Recyclebarkeit und Dämmwirkung von Baustoffen „Bildungspakete“, die Seminarinhalte auf ein für kleine Kinder verständliches Format übersetzen. Das gemeinsame Anleiten und Motivieren der Studierenden bei der Konzipierung dieser „Bildungspakete“ erwies sich als Herausforderung und Horizonterweiterung zugleich – hier zeigten sich deutlich die positiven Effekte des Coteachings. Bei der Erprobung der kleinen handlungsorientierten Experimentiersequenzen im Kindergarten standen das Gespräch mit dem Kind sowie dessen Fragen und Sinneserfahrungen im Fokus der Studierenden. Sie mussten lernen und akzeptieren, das ursprünglich Geplante und die gegebenenfalls gewohnten und bewährten Zugangsweisen jederzeit zu verändern und der Situation und den Interessen der Kinder anzupassen. Nachhaltig beeindruckend war für alle die Begeisterungsfähigkeit Interdisziplinarität 26


und Dankbarkeit der Kinder für Erwachsene, die sich ihnen respektvoll, achtsam und vor allem mit ungeteilter Aufmerksamkeit widmeten. Den abschließenden schriftlichen Ausarbeitungen war eine gewisse Skepsis, insbesondere technisch orientierter Studierender, bezüglich der Sinnhaftigkeit unserer Bildungspakete ohne handfeste Erfolgskontrollen der Lernziele zu entnehmen. Welche Maßstäbe für erfolgreiche Bildung gibt es jenseits des nachträglichen Abfragens von Lernergebnissen? Waren unsere Bildungsziele der Altersgruppe und dem Kontext von Wohnqualität, Qualität von Baustoffen sowie Feuchtigkeit und Lüften angemessen? Die Beantwortung wäre Aufgabe einer neuen Lehrveranstaltung. Trotz der offen gebliebenen Fragen sind wir davon überzeugt, dass neben uns Lehrenden alle Studierenden erheblich von der Mischung aus rein logischen, klar strukturierten Vorgehensweisen des Ingenieurs und dem Prozess sowie den ergebnisoffenen Suchbewegungen des problemorientierten Lernens der Pädagogin profitiert haben. Etwas Neues entsteht nur dann, wenn es unterwegs etwas gibt, das Gewohntes in Frage stellt und liebgewonnene Verhaltensmuster und Lernschemata aufzubrechen vermag. Die interdisziplinäre Herangehensweise im InterFlex-Seminar hat solches bewirkt.

Bauwerk und Mensch – Kindgerechte Bildung für bewusstes und nachhaltiges Bauen, Wohnen und Arbeiten WiSe 2012/2013 Mary Schlegel-Werner (FB Sozialwesen), Prof. Dr.-Ing. Bernd Schweibenz (FB Bauingenieurwesen), Prof. Dr.-Ing.  Holger Stehr (FB Bauingenieurwesen)

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Hanne Seitz & Hermann Voesgen

Herausforderung „Interdisziplinarität“ — Vom Aufeinandertreffen unterschiedlicher Lehr- und Lernkulturen

Die historische Aufarbeitung der SED-Diktatur zählt längst zu den Eckpfeilern staatlicher Aufarbeitungspolitik, doch persönliche Erinnerungen an den Lebensalltag mitsamt individueller Arrangements kommen im öffentlichen Bewusstsein kaum vor. Bleibt zu fragen, was wir – angesichts des „Verschwindens“ der DDR – erinnern bzw. vergessen wollen und können. Im Rahmen unserer InterFlex-Lehrveranstaltung „Hinter der Fassade“ sollten Studierende der Sozialen Arbeit, Kulturarbeit und des Archivwesens mit Kamera und Mikro nach Spuren suchen und dokumentieren, was von der DDR noch wahrnehmbar ist, was verschwunden, was im Bewusstsein der Menschen noch präsent ist. Thesen zur Nischengesellschaft, zum Widerstandspotenzial, zu den gesellschaftlichen Beziehungen sollten nach Prinzipien des Forschenden und entdeckenden Lernens im interdisziplinären Diskurs erörtert und anhand eigener Recherchen überprüft und erweitert werden. Die Forschungsthemen wurden im Wintersemester 2011/12 gemeinsam mit den Studierenden festgelegt und reichten u. a. von „Ausbruch und Flucht“ und „Jugendkultur“ über „Zwischen Freikörperkultur und Körperkontrolle“ und „Frauen in der DDR“ bis hin zu „Stadtbild der DDR/Stadtkultur“ und „Nischenkultur“. Hierzu wurden entsprechende Expertinnen und Experten, Zeitzeuginnen und Zeitzeugen eingeladen. Interdisziplinarität 28


Die verschiedenen Alltagsgeschichten aus unterschiedlichen lebensweltlichen Zusammenhängen sollten zunächst in einer Ausstellung aufeinander bezogen werden. Doch die Gruppe entschied sich für ein Medium, das Erinnerungen, Geschichten und Kommentare sukzessive aufnehmen und dauerhafter präsentieren kann: ein interaktiver, digitaler Gedächtnisspeicher. Zudem sollte sich die Recherche auf Potsdam beziehen – auf ausgewählte (noch vorhandene oder nicht mehr vorhandene) Orte mit unterschiedlichen DDR-Bezügen, an denen Erinnerung sichtbar und hörbar gemacht werden kann. Das Projekt wurde im Sommersemester 2012 zusammen mit dem Studiengang Interfacedesign, dann also unter Beteiligung von vier Studiengängen, fortgesetzt. Das Interesse, den Mikrokosmos der eigenen Stadt zum Ausgangspunkt zu nehmen, wurde gefördert durch die zeitgleich aufkommende, kontrovers geführte, öffentliche Diskussion um die Pläne zur „Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte“, in deren Folge weitere DDR-Spuren aus dem Stadtbild verschwinden werden. Die Abschlusspräsentation der inhaltlichen und gestalterischen Konzepte wurde positiv aufgenommen. Die Presse wurde aufmerksam, Vertreter vom Potsdam Museum und der Öffentlichkeitsarbeit der Stadt zeigten Interesse an der Präzisierung einer entwickelten Idee auf Basis von QR-Codes, das Museum erwägte gar die Übernahme einer interaktiven „Projection-Mapping-Installation“ der Kunst und Zensur-Gruppe in den eigenen Bestand. Ansporn genug für die Seminargruppe, im Wintersemester 2012/13 die Prototypen für eine konkrete Publikumsnutzung gestalterisch weiterzuentwickeln und das bis dahin noch dürftig vorliegende inhaltliche Material anzureichern. Die drei interdisziplinär arbeitenden studentischen Gruppen konzentrierten sich schließlich auf drei Orte am Alten Markt und bereiteten für ihre Themen die entsprechenden Formate auf: Kunst und Zensur bezog sich auf das ehemalige Kulturhaus Hans Marchwitza (Potsdam Museum), Bildung und Erziehung auf das ehemalige Institut für Lehrerbildung (FHP-Gebäude) und Sport und Freizeit auf das ehemalige ErnstThälmann-Stadion (Neuer Lustgarten). Zu unserem großen Bedauern konnte allerdings letztlich aus mehreren Gründen doch keine Nutzungsversion realisiert werden. Zum einen zog sich das Potsdam Museum, das allzu sehr mit der Eröffnung des neuen Hauses am Alten Markt beschäftigt war, aus der Kooperation zurück. Zum anderen erwies es sich als schwierig, die für das Projekt notwendige hohe Motivation der Studierenden über mehrere Semester aufrecht zu erhalten. Die Ursachen hierfür lagen unter anderem in den Interdisziplinarität 29


zu unterschiedlichen curricularen Abläufen und Studienverpflichtungen, die zuletzt auch dazu führten, dass sich die Kollegin aus dem Studiengang Archiv im letzten Semester nicht mehr an der Lehrveranstaltung beteiligte. Bei den Studierenden der Kulturarbeit und der Sozialen Arbeit gab es eine hohe Fluktuation und Ausdünnung, wobei die Gruppe durch neue Studierende unter anderem aus dem Studiengang Restaurierung bereichert wurde. Ohne die Ausdauer zeigenden Design-Studierenden, deren Curriculum mehrsemestrige Projekte vorsieht, wäre die Lehrveranstaltung vermutlich kein drittes Semester gelaufen und wäre es nicht zu dem beeindruckenden Gesamtergebnis gekommen. Von Anfang an hatte für uns Lehrende festgestanden, dass die Arbeit nicht nach Fachdisziplinen erfolgen sollte, nach dem Motto Formatentwicklung für Design-Studierende, Archivarbeit für Studierende der Informationswissenschaften, Interviews für jene der Sozialen Arbeit und Exponat-Recherchen für Studierende der Kulturarbeit. Stattdessen arbeiteten Vertreterinnen und Vertreter aller Studiengänge in den drei Arbeitsgruppen prozessorientiert zusammen und versuchten, die Synergieeffekte der jeweiligen disziplinären Kompetenzen zu nutzen. Entscheidungen – zu den Forschungsfragen, wo und mit welchen Methoden die Informationen gewonnen und wie die Ergebnisse schließlich präsentiert und vermittelt werden – wurden gemeinsam getroffen und Interdisziplinarität 30


waren an ein Verständnis für extrem unterschiedliche Arbeitsweisen gebunden. So stand die systematische, nach Regeln ablaufende Recherchearbeit der Informationswissenschaften, deren Teile sich erst allmählich zu einem „Aussage-Bild“ fügen, der experimentellen, sich auf die Eigendynamik von Ideen verlassenden (mitunter auch mit dem Zufall spielenden) Arbeitsweise der Design-Studierenden gegenüber, deren Formatentscheidung von Anbeginn eine „Bild-Aussage“ und inhaltsbestimmend ist. Wissenschaftliche Annäherung an Dokumentenrecherche, datengetreue Aufbereitung und an Empirie orientiertes Nachdenken prallten auf eine aufmerksamkeitsorientierte Herangehensweise und ein am Modell orientiertes Denken. Diese Unterschiede zu erfahren, war für alle Beteiligten nicht immer einfach, zum Teil sogar konfliktträchtig, da eine Synchronisierung unterschiedlicher Arbeitstempi und Arbeitsweisen kaum zu leisten war. In einer solchen Konstellation interdisziplinär und forschend zu arbeiten, forderte ein hohes Maß an Toleranz und Akzeptanz, war aber auch reizvoll und gewinnbringend. Sie führte sowohl zu Erkenntnisgewinnen bei allen Beteiligten als auch zu Ergebnissen, die weit über die üblicher Lehrveranstaltungen hinausgehen.

Hinter der Fassade – Erinnern und Vergessen am Beispiel der Alltagskultur der DDR WiSe 2011/2012 – WiSe 2012/2013 Tobias Büloff (Potsdam Museum), Prof. Dr. Susanne Freund (FB Informationswissenschaften), Andreas Lutz (FB Design), Prof. Dr. Hanne Seitz (FB Sozialwesen), Prof. Dr. Hermann Voesgen (STG Kulturarbeit)

Interdisziplinarität 31


Alexander Warth

„Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ Interdisziplinarität  — Die hohe Schule der Teamentwicklung

Eine Herausforderung bei interdisziplinären Konstellationen ist die Bildung eines handlungsfähigen Teams. Dies gilt in besonderem Maße für interdisziplinäre Lehrveranstaltungen: Welche Rolle nehmen die studentischen Teilnehmenden ein? Erlaubt diese ihnen, ihre individuellen Stärken einzubringen, gleichzeitig aber auch einen Lernprozess für künftige Teamarbeit zu durchlaufen? Sind alle wichtigen Positionen besetzt? Zeichnen sich alleine aufgrund der Rollenverteilung schon Konflikt- oder Fehlerquellen ab? Und wie können die Lehrenden diesen Teambildungsprozess unterstützen? Die Anforderung der InterFlex-Lehrveranstaltung „Gut leben im Zeitalter des Mehr oder des zu Wenig… Eine Arbeit mit Jugendlichen – den (Klima-)Konsumenten von heute und morgen“ lautete, ein einwöchiges Sommercamp mit Jugendlichen des Potsdamer Stadtteils Drewitz zum Umgang mit Umweltressourcen zu veranstalten. Konzept, Inhalte und Ablauf sollten von Studierenden auf Grundlage von wissenschaftlichen Recherchen und Erkundungen vor Ort über den Potsdamer Stadtteil und im Speziellen die dort lebenden Jugendlichen erarbeitet werden. Ein hochgestecktes Ziel für eine einsemestrige Lehrveranstaltung, durchgeführt von vier Lehrenden aus drei Fachbereichen und Studierenden ebenfalls aus drei Fachbereichen. Von Anfang an stand fest, dass für die Teamfindung und -entwicklung nicht viel Zeit bleiben würde, dass andererseits eine gute und effektive Zusammenarbeit sowie eine hohe Interdisziplinarität 32


Motivation der Teilnehmenden ausschlaggebend für den Erfolg des Projekts sein würden. Die Basis für die Entwicklung des Sommercamps bildeten eine Einführung in sozialwissenschaftliche Betrachtungsweisen sowie ein Crash-Kurs zum nutzerinnen- und nutzerzentrierten Gestalten, wie es heute von vielen Designdisziplinen angewandt wird. Danach ging es für die studentischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer ins oft zitierte „kalte Wasser“: Die Studierenden unternahmen Ortsbegehungen und tauschten sich mit sozialen Akteuren im Stadtteil aus. In diesem Stadium gab es aus meiner Sicht noch kein Team im engeren Sinne. Die Studierenden machten sich ihre eigenen Gedanken zum Thema sowie zu möglichen Herangehensweisen, und bei regelmäßigen Treffen wurden diese diskutiert. Dann bekamen die Studierenden von einer kooperierenden Wohnungsverwaltungsgesellschaft eine Gästewohnung im Stadtteil zur Verfügung gestellt, was unter den Teilnehmenden zu einer Art „WG-Feeling“ führte. Sie hatten eine gemeinsame Schlafstätte, hatten Aufgaben innerhalb dieser WG zu erfüllen, und es gab Raum für ein privates Miteinander. Hinzu kam an diesem Punkt die kreative Gestaltungsarbeit, die Gegenstand des Sommercamps sein sollte. Diese Kombination aus ungezwungener, kreativer Arbeit und besagtem Wohnexperiment schweißte schließlich ein schlagkräftiges Team zusammen, das viel Arbeit und Unwägbarkeiten auf sich nahm, um zum formulierten Ziel zu kommen. Als essentiell für die Teamentwicklung erwiesen sich auch die gemeinsamen Aufgaben und Ziele. Im vorliegenden Fall wurden gleich zwei große Aufgaben zusammen gemeistert: Gemeinsam mit einem Interdisziplinarität 33


Interdisziplinarit채t 34


Projektladen vor Ort wurde eine Fotoaktion entwickelt und beim Stadtteilfest durchgeführt. Und schließlich stand das fünftägige Sommercamp für 15 Kinder an – konzipiert, geplant und organisiert von acht Studierenden. Die Hauptlehren aus diesen beiden wirklichen Teamprojekten waren: Veranstaltungskonzeption, -planung und -durchführung lehren Flexibilität, Spontanität, aber auch Konfliktbewältigung nach innen und außen. Die Teilnehmenden waren gefordert, sich selbst und die eigene Rolle in einem Team zu finden, und die Anforderungen zeigten ihnen deutlich die Notwendigkeit der Teampartnerinnen und -partner. Eher beiläufig und unbewusst wurden dabei auch die jeweils anderen, fachlichen Herangehensweisen kennengelernt und in die Arbeit eingebracht. Die (zumindest in unserem Falle ausdrücklich positiv besetzte) eigendynamische Teamentwicklung war entscheidender Erfolgsfaktor, aber auch Lerninhalt. Wichtig war, was zwischen den Menschen stattfand und sich nicht planen, nur unterstützen ließ. Für mich steht fest: Wenn es gelingt, Studierende darin zu bekräftigen, sich persönlich zu nähern, ihre eigene Rolle und Aufgabe im Team zu finden und die der anderen kennenzulernen, zu verstehen und zu respektieren, kann das entstehen, was das Zitat „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ umschreibt. Hohe Motivation, bessere Konfliktbewältigung und – ich wage zu behaupten – ein besseres Endergebnis sind die Früchte einer sehr intensiven Unterstützungsarbeit. Genau das haben die acht Studierenden dieser Lehrveranstaltung mit Bravour bewiesen. Abschließend bleibt zu konstatieren, dass die Studierenden wesentlich fähiger waren, sich auf eine Teamarbeit einzulassen, als ihre Lehrenden. Respekt noch einmal für eine wirklich tolle Teamleistung!

„Gut leben im Zeitalter des Mehr oder des zu Wenig…“ Eine Arbeit mit Jugendlichen –  den (Klima-) Konsumenten von heute und morgen SoSe 2011 Prof. Dr. Jutta Bott (FB Sozialwesen), Prof. Dr. Frank Heidmann (FB Design), Prof. Dr. Hermann Voesgen (STG Kulturarbeit) & Alexander Warth (FB Design)

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Interdisziplinarit채t 36


Interdisziplinarität und Forschendes Lernen, das sind für mich eigentlich erst einmal zwei Paar Stiefel. Prof. Dr. Birgit Ammann Vizepräsidentin und Projektleiterin InterFlex

Wir sprechen ja nicht immer dieselbe Sprache. Prof. Dr. Susanne Freund Fachbereich Informationswissenschaften

Es gab viel mehr Gespräche zwischen Menschen, die sich normalerweise nicht fachspezifisch unterhalten haben. Prof. Dr. Jan Distelmeyer Studiengang Europäische Medienwissenschaft

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Forschendes Lernen

Seite 40 Pr채missen Forschenden Lernens von Alexandra Schmidt-Wenzel

Seite 43 Popper 2.0. Warum unser Wissen fehlbar ist, und wie wir aus Fehlern lernen. Forschendes Lernen als Schl체sselkompetenz f체r die Wissensarbeit von morgen von Frank Heidmann

Seite 46 Migrationsgeschichte als Experiment des interdisziplin채ren Forschenden Lernens von Susanne Freund

Seite 50 Forschend lernen in fremden Lebenswelten von Rainer Funke

Seite 53 Forschendes Lernen und die (Wieder-) Entdeckung der kindlichen Neugier von Fabian Pirke

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Alexandra Schmidt-Wenzel

Prämissen Forschenden Lernens

Forschendes Lernen, so möchte man meinen, hat an einer Hochschule der angewandten Wissenschaften seinen originären Ort. Und tatsächlich gibt es an der Fachhochschule Potsdam nicht erst seit der Innovation InterFlex vielfältige Bemühungen, Studierenden die Initiierung von und Teilhabe an Prozessen des forschenden Wissensaufschlusses zu ermöglichen. Mit dieser ambitionierten Initiative aber gewann jenes Bemühen vor allem im Bereich des inter- und transdisziplinären Arbeitens weiter an Kontur und kann nach fast vierjähriger Laufzeit auf eindrucksvolle Ergebnisse verweisen. Auch die im Anschluss exemplarisch vorgestellten Projekte fußten grundlegend auf den Prämissen forschender Lehr-, Lernverhältnisse, die im Folgenden skizziert werden. Nimmt man den Gegenstand Forschenden Lernens konzeptionell in den Blick, wird schnell offenbar, dass der Wunsch, Studierende darin zu unterstützen in derlei selbstverantwortete, eigenen Erkenntnisinteressen folgende Bildungsprozesse einzutreten, unmittelbar mit einem Rollenwechsel der Lehrenden verbunden ist. Realisiert man nämlich, dass Lehren prinzipiell nicht mit Lernen in eins zu setzen ist, Lernprozesse von außen grundsätzlich nicht verfügbar sind, wird deutlich, dass Lehrende nicht mehr nur als Wissensvermittlerinnen und Wissensvermittler, sondern vielmehr als Beraterinnen und Berater studentischer Lernprozesse agieren müssen. Das darf im Umkehrschluss nicht bedeuForschendes Lernen 40


ten, dass nun kein Wissen mehr vermittelt und die Studierenden stattdessen in vagen Möglichkeitsräumen dem bisweilen inflationär geforderten selbstgesteuerten, hier forschungsbasierten, Lernen überlassen werden. Es verlangt aber gleichwohl, dass sich Lehrende die Mühe machen, an studentische Lern- und Forschungsinteressen anzuschließen, diese also kennenzulernen, zu verstehen und ernst zu nehmen, um mit fachwissenschaftlichen Horizonten daran anknüpfen und in ein kooperatives Arbeitsbündnis eintreten zu können. Doch auch für Studierende impliziert die Aufforderung zum Forschenden Lernen, insbesondere zu Beginn des Studiums, ein Verlassen gewohnter Pfade, ein sich Einlassen auf Vagheit und Irritation, vor allem aber auf die Unabgeschlossenheit und potenzielle Ergebnisoffenheit ihrer Lernprozesse. Denn oftmals handelt sich es in der Lernbiografie der Studierenden um die erste institutionalisierte Gelegenheit, weitgehend selbstorganisiert zu lernen und dabei jenen Fragen nachzugehen, die tatsächlich die eigenen sind. Zugleich kann das dennoch bedeuten, dass erste Impulse zu forschungsleitenden Interessen von Lehrenden ausgehen, indem diese beispielsweise gesellschaftliche Problemlagen fallbezogen und diskursiv thematisch werden lassen oder zum kritischen Hinterfragen aktueller wissenschaftlicher Kenntnisstände ermuntern. Das gelingt umso mehr, als die dabei hervortretenden Forschungsgegenstände an die unmittelbaren Lebenswelten der Studierenden anschlussfähig sind. Grundlegendes Ziel muss es schließlich sein, gemeinsam geteilte Lerninteressen entlang eines möglichen Forschungsgegenstandes zu identifizieren, und zwar sowohl aus studentisch kollektiver Sicht als auch aus Perspektive der Lehrenden, die sich auf diese Weise selbst als Lernende konstituieren. Diese Brücke zu schlagen, dabei immer wieder neu den Raum für derlei, oftmals aufwendige Aushandlungsprozesse zu gewähren, das eigene pädagogische Handeln stets kritisch auf aktuelle Begründungen zu hinterfragen, bedeutet für Lehrende eine immer wiederkehrende Herausforderung. Gleichzeitig ist aber eben jener Modus des Forschenden Lernens geradezu prädestiniert als Initialzündung für studentische Selbstverständigungsprozesse, mehr noch: nur wenn das eigene Lernen, die je eigene Vorgehensweise im Arbeitsprozess reflexiv in den Blick geraten, mögliche Irritationen und Unwägbarkeiten als regelrecht und prozesshaft erkannt werden, können sich die dem Forschenden Lernen innewohnenden Potenziale entfalten. Lehrende können heute auf zahlreiche didaktische Konzepte und Instrumente zurückgreifen, um Studierende auf ihrem Weg der systematischen Kompetenzentwicklung zu unterstützen. Forschendes Lernen 41


So bieten Online-Lernplattformen, die über die Nutzung als digitale Bibliothek hinausgehen, vielfältige Möglichkeiten des kollaborativen wie kooperativen Arbeitens und damit auch des Austauschs über zu bewältigende Problematiken im Forschungsprozess. Online-Lerntagebücher, inzwischen als Open Source verfügbar, ermöglichen die freie Gestaltung eines für die Studierenden vorstrukturierten Reflexionsformates. Das Arbeiten mit Lernportfolios, wahlweise im E-Learning- oder herkömmlichen Paper-Pencil-Modus, sollen, den jeweils fachspezifischen Wissenshorizonten folgend, eigene Erkenntnisprozesse sowie die zugrundeliegenden Lernstrategien für die Lernenden sichtbar machen. Eine wichtige Position nimmt auch die Lernberatung von Studierenden ein. Im Beratungsgespräch werden hier spezifische Lerngegenstände und der darin verortete Lernprozess thematisch, bieten Lehrende dort, wo Studierende aktuelle Handlungsproblematiken wahrnehmen, neue Perspektiven darauf an. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass es für ein gelingendes Forschendes Lernen weniger darum geht, dass Studierende von der Idee bis zur Ergebnispräsentation autonom an selbst initiierten Forschungsprojekten arbeiten. Vielmehr müssen Form und Umfang studentischer Teilhabe am forschenden Wissensaufschluss gewährleisten, dass Studierende einen Forschungsgegenstand ihres Interesses ausgliedern und mit beratender Unterstützung der Lehrenden bzw. in Kooperation mit ihnen sinnvoll bearbeiten können. Dafür bieten, neben dem Veranstaltungsformat InterFlex, das u. a. mit seinen zeitlich flexiblen Räumen und dem Fokus auf Interdisziplinarität wichtige Maßstäbe gesetzt hat, auch Formate wie Werkstätten oder forschungsbasierte Lehrenden- oder Studierendenprojekte gute Gelegenheiten. Mit weiteren innovativen Ideen daran anzuschließen, bleibt auch zukünftig eine hochschuldidaktische Herausforderung, die sich quer durch alle Fachbereiche zieht.

Forschendes Lernen 42


Frank Heidmann

Popper 2.0 Warum unser Wissen fehlbar ist, und wie wir aus Fehlern lernen Forschendes Lernen als Schlüsselkompetenz für die Wissensarbeit von morgen

Niemand kann heute exakt voraussagen, über welche fachlichen und sozialen Kompetenzen Hochschulabsolventinnen und -absolventen in 10 oder 15 Jahren für einen erfolgreichen Einstieg in das Berufsleben verfügen sollten. Allerdings erlauben Zukunftsszenarien wesentlicher technologischer und gesellschaftlicher Entwicklungen eine Diskussion darüber, welche Meta-Kompetenzen in der Arbeitswelt von morgen gefragt sein werden. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit und ohne moralische Bewertung der absehbaren sozioökonomischen Auswirkungen lassen sich folgende Entwicklungspfade in den wachstumsorientierten Informations- und Beschleunigungsgesellschaften dokumentieren: (1) Viele Dienstleistungsberufe werden in der Zukunft wegfallen und durch automatisierte Services ersetzt. Der Schwerpunkt der Büround Dienstleistungsarbeit verschiebt sich von stabilen Abwicklungsprozessen und hochstandardisierten Routinetätigkeiten zur Wissensarbeit mit komplexen und sich dynamisch veränderten Aufgaben und Tätigkeiten. Forschendes Lernen 43


(2) Der Wissensvorsprung von „Expertinnen“ und „Experten“ in allen Berufsfeldern schmilzt durch die weiter zunehmende und bessere Zugänglichkeit von Informationen im Netz sowie das gemeinschaftlich generierte Wissen von so genannten „Communities of Practice“. Diese Entwicklung erfasst zukünftig auch Berufsgruppen, deren Wissensvorsprung ihnen heute noch eine herausgehobene Stellung garantiert, z.B. Ärztinnen und Ärzte, Juristinnen und Juristen, Professorinnen und Professoren. (3) Die Verbreitung von Sensoren, Kommunikations- und Rechenleistung in Alltagsgegenständen und Umgebungen entfesselt eine beispiellose Flut von Daten. Als Ergebnis dieser Entwicklung wird die Nachfrage nach Fähigkeiten steigen, mit Daten zu interagieren, Muster in Daten zu erkennen und datenbasierte Entscheidungen zu treffen. (4) Die Globalisierung als langfristiger Trend zu mehr Austausch und Integration über geografische Grenzen hinweg wird neue hochqualifizierte Arbeitsplätze immer häufiger außerhalb der USA und Europas schaffen. Insgesamt wird mehr „Jobintelligenz“ automatisiert, ins Netz wandern oder in andere Weltregionen verlagert. Auf der anderen Seite wird kritisches, kreatives und problemlösendes Denken als Schlüsselqualifikation für hochqualifizierte Wissensarbeit stärker nachgefragt werden. Das Institute of the Future hat 2011 in der vielbeachteten Studie „Future Work Skills 2020“ zehn relevante Meta-Kompetenzen für die Zukunft identifiziert, die bei genauerer Betrachtung zu einem Großteil dem Paradigma des Forschenden Lernens folgen. Also Kompetenzen zur Lösung komplexer, wenig planbarer Aufgaben („Novel and Adaptive Thinking“), zur Gestaltung von Kreativ- und Innovationsprozessen („Design Thinking“) sowie zum Kommunizieren und Kooperieren in interdisziplinären, multinationalen Teams („Cross-Cultural Competency“). Dazu kommen Fähigkeiten, aus der allgegenwärtigen Informationsflut relevante Daten und Informationen zu filtern und sie zu bewerten („Cognitive Load Management“) bzw. sinnstiftende Rückschlüsse aus diesen Daten abzuleiten („Computational Thinking“) sowie der effektive, effiziente und reflektierende Einsatz digitaler Technologien und Medien („New Media Literacy“). Soziale und emotionale Intelligenz, Empathie und Bindung, zum Beispiel durch Rücksichtnahme, Geduld und Toleranz, ergänzen idealerweise dieses Kompetenzspektrum. Letztlich geht es darum, ein Umfeld zu schaffen, das Neues zulässt und Gegebenes in Frage stellt, Risikobereitschaft und Risikokompetenz unterstützt – das impliziert die Fähigkeit, Situationen realistisch einzuschätzen, in denen Forschendes Lernen 44


nicht alle Risiken bekannt sind. Um diese Kompetenzen zu vermitteln oder zu fördern, müssen Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer allerdings die Komfortzonen ihrer tradierten Curricula und Lehrformate ein Stück weit aufgeben und sich daran gewöhnen, „die Wissenschaft nicht als System unseres Wissens, sondern als ein System von Hypothesen aufzufassen, das heißt von grundsätzlich unbegründbaren Antizipationen, mit denen wir arbeiten, so lange sie sich bewähren, ohne dass wir sie als wahr oder auch nur als mehr oder weniger sicher oder wahrscheinlich ansprechen dürfen“ (Karl Popper, Logik der Forschung). Damit lösen sich die klassischen Hierarchien und Wissensprivilegien im Hochschulkontext auf. Stattdessen sollten Studierende und Lehrende gemeinsam Forschungsfragen entwickeln, dabei bestehende Theorien und Methoden hinterfragen und an den eigenen Lebenswelten sowie der gesellschaftlichen Realität spiegeln. Sie sollten Alternativen entwickeln, in Form von Prototypen realisieren und öffentlich zur Diskussion stellen. Idealerweise geschieht diese Forschungsarbeit in Kooperation mit anderen Hochschulen, Institutionen oder Unternehmen, mit letzteren weniger in Form einer Dienstleistung, sondern als „Sparring-partner“ für die Vorbereitung auf reale, komplexe Aufgaben im späteren Berufsleben. Hochschullehrerinnen und -lehrer fördern den erwünschten Perspektivwechsel, sie kuratieren und reflektieren Informationen aus dem unüberschaubaren Angebot im Netz und leiten Kooperationen zwischen Hochschule und Außenwelt an. Sie leben Transdisziplinarität und internationale Vernetzung vor, ohne der Beliebigkeit kurzzeitiger Forschungstrends und ausschließlich ökonomisch motivierter Anforderungen der Wirtschaft nachzugehen. Am Ende ist das Angebot Forschenden Lernens in der Hochschule die Voraussetzung für eine aktive Teilhabe der Studierenden an den notwendigen Transformationsprozessen hin zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft oder, mit den Worten Harald Welzers, für die Maxime „Selbst Denken. Hören Sie auf, einverstanden zu sein“.

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Susanne Freund

Migrationsgeschichte als Experiment des interdisziplinären Forschenden Lernens

Vom Wintersemester 2010/2011 bis zum Sommersemester 2012 führte ich im Rahmen des InterFlex-Programms gemeinsam mit Birgit Ammann in zwei interdisziplinären Seminargruppen ein Projekt zu Migrationsbewegungen durch. Die Ergebnisse stehen in einer interaktiven Präsentation zur Verfügung und umfassen Migrationsphänomene, die von der Flucht und Vertreibung in Folge des Zweiten Weltkriegs bis zum politisch motivierten Asyl aus dem Iran reichen. Die Motive von Migrantinnen und Migranten, ihre Heimat zu verlassen, sind ebenso unterschiedlich wie die Vielfalt der von den Studierenden festgelegten Themenkomplexe. So wählte eine Kleingruppe den bis heute von der Türkei geleugneten systematischen Genozid am armenischen Volk 1915/16 als Forschungsschwerpunkt, um anhand von Archivdokumenten und Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen dieses Kapitel erzwungener und gewaltsamer Migration zu beleuchten. Die armenische Herkunft eines Studenten und persönliche Fragen zur eigenen Geschichte waren ausschlaggebend für die Spurensuche. In ähnlicher Weise gingen die anderen studentischen Gruppen vor, die zum Beispiel als Russlanddeutsche oder Angehörige der sorbischen Minderheit in der sächsischen Oberlausitz familiäre Migrationserfahrungen aufweisen konnten. Forschendes Lernen 46


Die biographischen Hintergründe wirkten motivationsverstärkend für das eigenständige Forschen und Lernen. Selbst gewonnene Erkenntnisse mittels Recherchen verifizierten oder falsifizierten die allgemeinen Informationen. Die Studierenden probierten neue Wege des Lernens aus, ergriffen die Chance, neues oder gar unbekanntes Material zu entdecken, und bewiesen dabei Mut, auch Irrwege zu gehen. Allerdings stießen sie dabei auch auf Grenzen. Denn die Steuerungsfunktion der Projektleitung wurde von den beiden Seminargruppen in unterschiedlicher Intensität eingefordert. So ergaben sich im ersten Durchlauf Probleme hinsichtlich Selbstorganisation und Zeitmanagement. Auch hatten die Studierenden Schwierigkeiten, die wissenschaftlichen Methoden der beiden Fachdisziplinen zu nutzen und nicht in der eigenen „peer group“ zu verharren. In der zweiten Projektgruppe trugen die Erfahrungen von einigen im Studienverlauf fortgeschrittenen Studentinnen und die neue Gruppenkonstellation insgesamt dazu bei, dass die Forschungsstrategien wesentlich zielgerichteter verfolgt wurden. Der Vergleich der beiden Projektgruppen belegt, dass die für Forschendes Lernen notwendige Selbstständigkeit von Beginn des Studiums an mehr gefördert werden muss. Bachelorstudierende benötigen Zeit und Raum, um Fähigkeiten der Selbstorganisation zu entwickeln und diese konsequent einzusetzen. In höheren Semestern bzw. im Masterstudium kann dies hingegen vorausgesetzt und die Lösung komplexerer Aufgaben erwartet werden. Dies bestätigen auch die Resultate des zweiten InterFlex-Projekts zur Erstellung, Bewertung, Archivierung und Bereitstellung audiovisueller Quellen am Beispiel von Interviews zu Widerstands- und Repressionserfahrungen in der ehemaligen DDR, das von mir und Rolf Däßler im Masterstudiengang Informationswissenschaften in Kooperation mit der Beauftragten des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur im Wintersemester 2012/13 umgesetzt wurde. Zwei studentische Projektleiterinnen der Masterprofillinien Records Management und Wissenstransfer übernahmen die Verantwortung für die Durchführung und Dokumentation der Forschungsarbeiten. Diese umfassten u. a. die Analyse und Bewertung von 16 bereitgestellten Interviews mit ehemaligen Häftlingen des Speziallagers Sachsenhausen über ihre Inhaftierung und den Lageralltag von 1945 bis 1950. Die Studierenden konzipierten auf Grundlage dieses Materials einen Prototyp eines Webportals zur Bereitstellung von Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen und den Aufbau eines digitalen Archivs. Ihre Vorgehensweise war methodisch durchdacht und ergebnisorienForschendes Lernen 47


tiert. Forschendes und entdeckendes Lernen wurde in diesem Projekt wie aus dem Lehrbuch praktiziert. Dies mag zum einen darin begr端ndet sein, dass die beiden Teilgruppen zwar in verschiedenen Profillinien studieren, aber in den ersten beiden Semestern gemeinsame Veranstaltungen besuchten und deshalb als Gesamtgruppe auf eine gemeinsame fachliche Basis zur端ckgreifen konnten. Zum anderen haben sicherlich die Praxisanbindung und die Perspektive zur Anwendung dieses Prototyps auf andere Webportale zur Selbstmotivation und -organisation beigetragen. Insbesondere den studentischen Projektleiterinnen ist es gelungen, ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen f端r die Forschungsarbeiten zu Forschendes Lernen 48


gewinnen und damit Einzelergebnisse zu erzielen, die zu dem herausragenden Gesamtresultat beigetragen haben. Am Ende des Semesters konnte der Kooperationspartnerin eine mehr als 200 Seiten starke Dokumentation übergeben werden, die die Problemfelder benennt, Lösungsvorschläge anbietet und damit einen Handlungsleitfaden darstellt. In der Rückschau ist zu konstatieren, dass die individuelle Zusammensetzung von Projektgruppen und der differierende Wissensstand den Verlauf der Strukturierungs- und Diskussionsprozesse erwartungsgemäß beeinflusst haben. Die Erfahrungen belegen aber ebenso, wie gewinnbringend die frühzeitige Heranführung von Studierenden an neue Lehr- und Lernformen ist, die auf den eigenständigen Erwerb von Wissen angelegt sind. Ein gutes Beispiel hierfür ist die vom Fachbereich Sozialwesen im Grundstudium angebotene Werkstatt, in der die Studierenden das wissenschaftliche Instrumentarium des Forschenden Lernens kennenlernen. Der Fachbereich Informationswissenschaften wird dieses Modell im künftigen Curriculum adaptieren, um das Forschungsinteresse und das kreative Potenzial der Studierenden vom ersten Studientag an stärker zu fördern. Auch dies ist ein Ergebnis der interdisziplinären Zusammenarbeit im Rahmen von InterFlex.

Menschen, Migrationen, Memorien. Welche historischen Migrationsbewegungen verbergen sich hinter der Geschichte von Familien?

Erstellung und digitale Langzeitarchivierung von audiovisuellen Quellen am Beispiel von Interviews zu Repressionserfahrungen mit der kommunistischen Diktatur

WiSe 2010/2011 – SoSe 2012 Prof. Dr. Birgit Ammann (FB Sozialwesen) & Prof. Dr. Susanne Freund (FB Informationswissenschaften)

WiSe 2012/2013 Prof. Dr. Rolf Däßler & Prof. Dr. Susanne Freund (beide FB Informationswissenschaften)

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Rainer Funke

Forschend lernen in fremden Lebenswelten

Auf den Rollator gestützt oder am Handlauf entlang: Die Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen bewegen sich in der Regel gesenkten Blickes durch die Flure. Aber warum befinden sich Türschilder, Bilder usw. 1,80 Meter über dem Boden? Demenzkranke reagieren stark auf die atmosphärischen Besonderheiten von Räumen. Aber warum sind die Gemeinschaftsbereiche der Heime dann so sachlich-kühl? Fragen wie diesen sind 15 studentische Teams in Pflegeheimen nachgegangen, um konzeptionelle Ansätze für ein Lebenswelt-adäquateres Design für pflegebedürftige Menschen zu entwickeln – mit dem Ziel der Verbesserung von Selbständigkeit und Autonomie im Alter. An dem Seminar, das sozialwissenschaftliche Methoden und Fragestellungen mit solchen des Designs verband, nahmen insgesamt 42 Designstudierende teil. Bedauerlicherweise nahmen keine Studierende der Sozialen Arbeit das Angebot dieses interdisziplinären Projekts wahr. Aufgrund der Gruppenzusammensetzung lag der Fokus eher auf Fragestellungen aus der Perspektive von Designerinnen und Designern. Obwohl Design für Senioreninnen und Senioren und für Menschen mit Behinderungen seit längerem ein expandierendes Arbeitsfeld für Designerinnen und Designer nahezu aller Spezialisierungen ist, zeigt der genauere Blick, dass wir ganz am Anfang stehen, die Räume, Ausstattungsgegenstände und andere Dinge des Alltags sowie die Kommunikationsmittel den tatsächlichen Bedürfnissen anzupassen. Für junge Designerinnen und Designer stellt das eine besondere Herausforderung dar, weil sie in weit geringerem Maße als im Falle von Produkten und Forschendes Lernen 50


Kommunikationsmitteln für jüngere Zielgruppen auf eigene lebensweltliche Quellen zurückgreifen können. Da die Design-Entwurfsarbeit zu beträchtlichen Anteilen auf intuitiven Verfahren beruht, besteht hierin ein nicht zu unterschätzendes methodisches Problem. Designerinnen und Designer sind also darauf angewiesen, sich Methoden anzueignen, mit denen sie in die Lage versetzt werden, sich die Lebenswelten von älterer, behinderten und/oder pflegebedürftigen Menschen zielführend zu erschließen. Sowohl unter dem Gesichtspunkt der sich im Alter verändernden motorischen, kognitiven und Wahrnehmungsprozesse als auch in Hinsicht auf die Vielfalt der Veränderungen kultureller Deutungs- und Sinngebungsmuster bilden alte oder behinderte Menschen Spezifika heraus, welche von Designerinnen und Designern in ihrer Komplexität und Vielschichtigkeit erst noch erfasst und modelliert werden müssen. Nur wenn dies gelingt, wird es möglich, mit Entwürfen für Produkte und Kommunikationsmittel tatsächlich nutzerinnen- und nutzergerecht zu agieren. Der viel beschworene Ansatz des „Universal Design“ reicht bei weitem nicht aus. Vielmehr bedarf es der konsequenten Erfassung von komplexen lebensweltlichen Besonderheiten. Den Studierenden ist dies aufgrund der Detailliertheit der Untersuchungen im Einzelnen deutlich geworden. Einführende designtheoretische und sozialwissenschaftliche Vorlesungen in ihrer Wechselbeziehung aufeinander sowie die entsprechenden seminaristischen Forschendes Lernen 51


Diskussionen bereiteten das Forschungsfeld auf. In der anschließenden empirischen Arbeit musste der Perspektivwechsel im Zusammenhang mit dem komplexen Nachvollzug der Erlebniswelt von Pflegebedürftigen im Detail vollzogen werden. Die so erarbeitete Sicht auf die alltägliche Umgebung der Menschen in Pflegeeinrichtungen brachte neue Gestaltungsideen hervor: für Orientierungssysteme unter Berücksichtigung der Eigenarten von Demenz, für Spiele zur Stimulation über taktile Reize und Bewegungen, für Systeme zur Unterstützung biografischen Erzählens, für Medien zur Aufrechterhaltung des Kontakts zu Familie und Freundeskreis, für spezielle Möbel, für neue Begegnungsräume und mehr. Eine Kombination von Methoden der sozialen Arbeit, wie speziell vorbereitete begleitende Beobachtungen und offene, qualitative Interviews mit Kreativitätstechniken, strukturierten das Vorgehen. Während der ersten Phase der empirischen Arbeit mussten die studentischen Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer zahlreiche Blockaden und Kommunikationsprobleme überwinden, um sich eine persönliche und gleichzeitig professionelle Sicht auf die Welt von Pflegebedürftigen und auf die Welt des Pflegepersonals zu erarbeiten. Diese Phase war von hoher Intensität geprägt, insbesondere dann, wenn die Entfernung zur eigenen Lebenswelt besonders groß war, zum Beispiel bei Menschen mit sehr ausgeprägter Demenz. Die anschließend entwickelten gestalterischen Konzepte bezeugen den Erfolg des interdisziplinären Ansatzes und des vollzogenen Perspektivwechsels, und sie belegen die Fähigkeit der Studierenden, die gewonnene neue Sicht produktiv umzusetzen. Sie weisen die Richtung eines Weges, der, wenn er weiter beschritten wird, zu zahlreichen neuen Produkten und Kommunikationsmitteln führen wird. Die im Projekt entstandene und publizierte Studie ist ein erster Schritt auf diesem Weg.

Weiterlesen in: Rainer Funke, Martin Stummbaum (Hrsg.): Care Design – Neue Designhorizonte für (zu) pflegende Menschen. Potsdam: Brandenb. Univ.-Druckerei & Verl.-Ges. 2012. ISBN 3-934329-52-7

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Leben im Alter als interdisziplinäre Aufgabe von Design und Sozialer Arbeit WiSe 2011/2012 Prof. Dr. Rainer Funke (FB Design) & Prof. Dr. Martin Stummbaum (FB Sozialwesen)


Fabian Pirke

Forschendes Lernen und die (Wieder-) Entdeckung der kindlichen Neugier In der heutigen Gesellschaft haben digitale Medien prägenden Einfluss auf die Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen. Doch welche Auswirkungen der Mediengebrauch tatsächlich hat, empfand ich als äußerst spannende Frage, die mich dazu bewegte, bereits im ersten Semester meines Studiums im Studiengang Soziale Arbeit an dem InterFlex-Seminar „Kinder im Netz“ teilzunehmen. Meine Erwartungen an das Seminar waren zunächst nicht auf den interdisziplinären oder forschenden Charakter gerichtet, sondern konzentrierten sich auf die inhaltliche Auseinandersetzung und einen aus wissenschaftlicher Perspektive tiefergehenden Einblick in die Thematik. Erst im Verlauf der Lehrveranstaltung erkannte ich den Mehrwert interdisziplinären Forschenden Lernens. Die unterschiedlichen theoretischen und praktischen Zugänge und die Erfahrung der drei Professoren, aber auch der Studierenden aus den verschiedenen Studiengängen, führten zu kontroversen Diskussionen. Diese eröffneten mir zwangsläufig eine mir bis dato unbekannte Perspektivenvielfalt, bewege ich mich doch sonst als Student lediglich im Perspektivspektrum meiner eigenen Fachwissenschaft. Normalerweise ist es nur über eine durch Lehrende sehr gut begleitete und angeleitete Theorie-/Praxisreflexion möglich, die eigene Sichtweise zu verlassen und zu erweitern. Hier jedoch ermöglichte der interdisziplinäre Charakter und Ansatz des Forschenden Lernens allein durch die fachliche Offenheit und den angeregten Austausch zwischen den Studierenden eben diese Perspektiverweiterung. Ausgangspunkt im Seminar bildeten fachwissenschaftliche, theoretische Themeneinführungen der beteiligten Professoren, die durch Referate der Studierenden ergänzt wurden. Es stellte sich für Forschendes Lernen 53


mich schnell heraus, dass die fortwährenden Diskussionen und die Vielfalt der Perspektiven das eigentlich Gewinnbringende im ersten Semester sein sollten. Meine persönliche Herausforderung bestand in der Perspektivübernahme und dem Einüben einer kritisch reflexiven Haltung gegenüber der eigenen Position, aber auch in Relation zu den Alltagsverständnissen und wissenschaftlichen Betrachtungsweisen der anderen Beteiligten. Ziel des als Praxissemester konzipierten zweiten Teils war die Aneignung von Forschungskompetenzen: das Finden eines Forschungsgegenstandes und einer daraus hergeleiteten Forschungsfrage sowie die Entwicklung eines Forschungsdesigns. Einer Informationssammlung mittels Fragebögen zur Mediennutzung, Medienkompetenz und zum Medienverhalten der Kinder und Jugendlichen sowie deren Eltern folgte eine per Pretest erprobte Testsituation mit einer kleineren Fallzahl von Kindern. Im dritten Semester wollte ich dann endlich sehen, wie sich „echte“ Forschung anfühlt, das erprobte Forschungsdesign umsetzen und anschließend auswerten. Es kristallisierten sich dabei unterschiedliche Schwierigkeiten heraus, dazu zählten unter anderem die Einteilung in Arbeitsgruppen, um eine koordinierte Aufgabenteilung zu gewährleisten, der Aufbau eines Zugangs zu den Zielgruppen und den Einrichtungen (Kita und Schule), bürokratische Hürden bei der Genehmigung der Untersuchung durch das Bildungsministerium, Terminabsprachen und Zeitplanung. Rückblickend steht für mich fest, dass die dreisemestrige Teilnahme am InterFlex-Seminar „Kinder im Netz“ zu einem Kompetenzzuwachs in verschiedenen Bereichen beigetragen hat. Für mich persönlich waren dabei von besonderer Bedeutung die Auseinandersetzung mit theoretischen Perspektiven, die Entwicklung eines Forschungsdesigns, die Erprobung verschiedener Forschungsmethoden, die Ausarbeitung eines Forschungsantrags, das Aufbauen von Beziehungen und Zugängen zu Einrichtungen, die Interviews mit Kindern und Jugendlichen und auch die gruppendynamischen Prozesse. Vom Erarbeiten unterschiedlicher Themen anhand wissenschaftlicher Literatur über das Arbeiten und Lernen in der Gruppe bis hin zur praktischen Anwendung in konkreten Interviewsituationen waren die Arbeits- und Lernprozesse für mich so, wie ich sie im Rahmen des InterFlex-Seminars erlebt habe, komplett neu. Besonders in den Interviews bzw. Tests mit Kindern und Jugendlichen habe ich gelernt, wie wichtig es ist, in verschiedene Rollen und Perspektiven zu schlüpfen, unterschiedliche Interviewmethoden anzuwenden und eigene „Fehler“ während der Interviews zu erkennen und zu reflektieren. Forschendes Lernen 54


Eine der lehrreichsten Erfahrungen war: Forschung benötigt Zeit und hält zudem viele unkalkulierbare Risiken und Hindernisse bereit. So führte die hohe Fluktuation der Teilnehmenden über die drei Semester zu verschiedenen Schwierigkeiten, begründet durch unterschiedliche Wissensstände zum Thema und eine sich ständig verändernde Gruppendynamik. Vorwissen, aber auch Erwartungen und Haltungen haben entscheidenden Einfluss auf den Forschungsprozess. Letztere neutral zu betrachten, fiel mir anfangs eher schwer, doch das Annehmen einer offenen Haltung hat dazu geführt, mich besser auf die fachbereichsspezifischen Kompetenzen der anderen Studierenden einzulassen und bezüglich Kreativität, methodischer Herangehensweisen und OutputOrientierung von ihnen zu lernen. Sehr früh im Studium habe ich mich also dem abstrakten Begriff der Forschung genähert, unterschiedliche Arbeitsweisen und Methoden kennengelernt, Neugierde und auch Sicherheit entwickelt. Besonders spannend und mindestens so lehrreich wie die Auseinandersetzung mit Forschung waren jedoch der Aspekt der Interdisziplinarität und das Wissen, wie wichtig ein kritischer Umgang mit fremden Perspektiven, besonders aber mit der eigenen Perspektive ist. Interdisziplinäre Forschungsprozesse erfordern Sensibilität für Perspektiven anderer Wissenschaften. Auch jetzt am Ende meines Bachelorstudiums zehre ich noch von den Erfahrungen, die ich in den ersten drei Semestern im Rahmen von InterFlex und Forschendem Lernen sammeln konnte. Ich bin sehr froh, die Möglichkeit genutzt zu haben, mich zu Beginn des Studiums in die unbekannten Gewässer der Wissenschaft und Forschung zu begeben. Nicht zuletzt hat mir das InterFlex-Seminar auch dabei geholfen, wieder neugierig zu sein, Fragen zu stellen und das Staunen wiederzuentdecken, Dinge neu und mit anderen Augen betrachten zu können.

Kinder im Netz. Digitale Medien für Kinder und Jugendliche? WiSe 2010/2011 – WiSe 2011/2012 Prof. Dr. Frank Heidmann (FB Design), Prof. Dr. Hans-Christoph Hobohm (FB Informationswissenschaften) & Prof. Dr. Hermann Staats (FB Sozialwesen)

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Forschendes Lernen 56


Forschendes Lernen bedeutet für mich, dass Studierende und Lehrende sich auf einen gemeinsamen Lehr-/Lernprozess einlassen. Andreas Klose Ehemaliger Prorektor und Projektleiter InterFlex

Das heißt auch, sich selber als Professorin nicht so ernst zu nehmen. Prof. Dr. Andrea Schmidt Fachbereich Sozialwesen

Ich denke für Forschendes Lernen gibt es ein paar Grundvoraussetzungen, und das Wichtigste ist sicherlich die Neugierde. Prof. Dr. Frank Heidmann Fachbereich Design

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Flexibilität

Seite 60 Exzellente Lehre braucht klare und flexible Studienstrukturen von Andreas Klose und Heinz-Joachim de Vries

Seite 64 E-Learning: Digitale Denkwerkzeuge für Forschendes Lernen von Martina Mauch und Dorothea Kitschke

Seite 67 InterFlex und der Faktor „Zeit“ von Tjalda Eschebach

Seite 70 Konstruktiv – Ein ungewöhnliches Konstrukt aus Ringvorlesung, Seminar und Film- und Vortragsreihe von Jan Distelmeyer, Gudrun Perko, Anne Quirynen und Andrea Schmidt

Seite 73 Von Burundi zu InterFlex – Ein Projekt macht Schule von Benedikt Brammer und Claudia Vogler

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Andreas Klose & Heinz-Joachim de Vries

Exzellente Lehre braucht klare und flexible Studienstrukturen

Mit dem Projekt InterFlex wurde und wird ein Lehr- und Lernansatz umgesetzt, der nicht ohne Flexibilisierung der Studienstrukturen von statten gehen kann. Die Studierenden werden in der Gestaltung ihrer selbstgesteuerten Lernprozesse und bei der Erreichung ihrer Lernziele durch Lehrende unterschiedlicher Fachdisziplinen begleitet und unterstützt. Eine solche Lehre benötigt für Lehrende und Studierende verlässliche Rahmenbedingungen, die hochschulweit einheitlich gewährleistet sein müssen. An der Fachhochschule Potsdam wurde durch InterFlex mit der nachhaltigen Implementierung solcher Rahmenbedingungen begonnen. Von Beginn an war es ein erklärtes Ziel, mit dem Projekt keine extra-curricularen Angebote zu initiieren, sondern den Gedanken des Forschenden und interdisziplinären Lernens curricular zu verankern, um die Hochschule profilbildend und nachhaltig zu verändern. Die bisherigen Entwicklungsstufen hat die Hochschule trotz der sich stellenden Herausforderungen erfolgreich beschritten, es hat sich eine Akzeptanzund Ermöglichungskultur für flexible Studienstrukturen entwickelt. So konnten über alle Fachbereiche/Studiengänge hinweg curriculare Entwicklungen fortgeschrieben werden: In allen Studienordnungen wurde bzw. wird ein sogenanntes Flex-Modul mit einer fachbereichsübergreifend vereinbarten Creditierung implementiert, die gegenseitige Anerkennung erzielter Leistungen wurde festgeschrieben. Möglich wurde dies auch durch ein hochschulweites Zeitfenster für InterFlex-Lehrveranstaltungen und durch die Bereitstellung zusätzlicher Ressourcen für die Fachbereiche, vor allem für kompensatorische Lehraufträge als Ausgleich für fachdisziplinübergreifende und -verbindende TeamteachingModelle. Kernelement der Fortschreibung der curricularen Entwicklung Flexibilität 60


im Rahmen von InterFlex war die Erarbeitung und Implementierung eines gemeinsamen Moduls in allen Studienordnungen der FH Potsdam, in dessen Rahmen Studierende in interdisziplinären Zusammenhängen und dem Ansatz des Forschenden Lernens folgend fachliche und überfachliche Kompetenzen erwerben können sollten. Studierenden sollte das Flex-Modul zudem ermöglichen, innovative Lehr-/Lernformen kennenzulernen. Die für ein solches gemeinsames Modul zu treffenden Vereinbarungen stellten alle Beteiligten vor Herausforderungen, galt es doch innerhalb eines zumeist sehr eng und dicht gestalteten Curriculums ein solches Wahl-Pflicht-Modul zu entwickeln und zu implementieren. Hilfreich war an dieser Stelle die Bereitschaft der beteiligten Vertreterinnen und Vertreter aller Fachbereiche, sich bei der Erarbeitung des Moduls vom jeweils engen Rahmen der Fachlichkeit zu lösen und das Ziel des Kompetenzerwerbs in den Mittelpunkt zu stellen. So gestaltete sich beispielsweise die Verständigung auf eine gemeinsame Creditierung des Flex-Moduls schwierig. Der „Workload“ des Moduls musste in die jeweiligen Creditierungsschritte der unterschiedlichen Curricula der Studiengänge passen, die an der FH Potsdam in Dreier-, Fünfer- und Zehnerschritten erfolgen. Eine Angleichung war weder zweckmäßig noch umsetzbar, haben sich doch im Laufe der letzten Jahre innerhalb der Fachdisziplinen entsprechende Workload-Zuteilungen etabliert, die u. a. die Wertigkeiten von Leistungen widerspiegeln und deren Vergleichbarkeit innerhalb der jeweiligen Fachdisziplin gewährleisten. Sonderfälle, wie zum Beispiel der in Kooperation mit der Universität Potsdam durchgeführte Studiengang Europäische Medienwissenschaft, verkomplizierten das Vorhaben. Die Beteiligten stellten sich auch dieser Herausforderung im gemeinsamen Diskurs erfolgreich: Es wurde schließlich vereinbart, ein einheitliches Flex-Modul mit vier bis sechs Credits in die Curricula aufzunehmen, wobei die Ausgangscurricula der jeweiligen Studierenden die Grundlage für die Anrechnung der Leistungen bilden. Die gegenseitige Anerkennung der erbrachten Leistungen der Studierenden wurde entsprechend festgeschrieben. Die Installierung eines gemeinsamen, hochschulweiten Zeitfensters für alle InterFlex-Lehrveranstaltungen hatte sich bereits zu Projektbeginn als elementar herausgestellt. Es bestand Regelungsbedarf über die Grenzen der Fachbereiche hinweg, um Studierenden und Lehrenden überhaupt erst zu ermöglichen, entsprechende Lehr-/Lernangebote zu unterbreiten bzw. wahrzunehmen. Auch hier war ein Perspektivwechsel in der Angebotsplanung notwendig. Zentrale Anforderung an ein gemeinsames Zeitfenster war, dass während dieser Zeit an der Flexibilität 61


Flexibilit채t 62


gesamten Hochschule keine Pflichtveranstaltungen angeboten werden sollten. Dies bedurfte einer sensiblen hochschulweiten Verständigung, insbesondere deshalb, weil zwar grundsätzlich in allen Fächern enge Zeitplanungen den Hochschulalltag bestimmen, es darüber hinaus aber aufgrund stark differierender Fächerkulturen und gewachsener Traditionen in einigen Fachbereichen deutlich weniger Spielraum gibt als in anderen. Konkret stand das Zeitfenster in Abhängigkeit von dem von Pflichtveranstaltungen freien Gremiennachmittag (einmal pro Woche) sowie von Zeitfenstern in den einzelnen Fachbereichen/ Studiengängen, die nur bedingt verschiebbar bzw. kompatibel sind (beispielsweise aufgrund von Präsenztagen während Praktika, Einführungsveranstaltungen, Verbindlichkeiten mit in die Lehre involvierten Fachleuten aus der Praxis etc.). Auch Raumkapazitäten und die Selbstverpflichtung der Hochschule hinsichtlich Familienfreundlichkeit spielten eine Rolle bei der Verortung des Zeitfensters. In langen Diskussionen und auf der Basis der Bereitschaft aller Beteiligten zu vielen Kompromissen konnte letztlich ein Zeitfenster (freitags von 12 bis 16 Uhr) etabliert werden, das die oben angesprochene Ermöglichungskultur eindrucksvoll widerspiegelt. Neue, innovative Lehr-/Lernformen, wie mit InterFlex avisiert und realisiert, benötigen – vor allem in ihrer Entwicklungsphase, zum Teil auch darüber hinaus – zusätzliche Ressourcen. Zu Projektbeginn war entschieden worden, dass die kooperative Lehrmethode des Teamteachings Prämisse für InterFlex-Lehrveranstaltungen sein sollte, um die Idee des interdisziplinären Forschenden Lernens zu befördern. In der Konsequenz musste ein Verfahren entwickelt werden, das gewährleisten sollte, dass zeitliche Überlastungen von Lehrenden durch die Mitwirkung an InterFlex-Lehrveranstaltungen möglichst vermieden würden, dies zugleich jedoch nicht zu Lasten der Qualität und des Umfangs des „regulären“ Lehrangebots gehen würde. Es wurde daher vereinbart, das Teamteaching im Rahmen von InterFlex in vollem Umfang auf das jeweilige Lehrdeputat anzurechnen. Als Ausgleich stellte die Hochschulleitung den Fachbereichen Mittel für kompensatorische Lehraufträge zur Verfügung. Letztlich standen bzw. stehen die hierfür aufgewendeten Mittel für die Hochschule in einer äußerst positiven Relation zu den erzielten profilbildenden Ergebnissen. Resümierend lässt sich feststellen, dass mit InterFlex an der FH Potsdam wichtige Schritte zu einer Flexibilisierung des Studiums eingeleitet wurden. Erst durch diese Flexibilisierung konnte die angestrebte Veränderung der Lehr-/Lernkultur initiiert werden. Weiterführende Diskussionen und Entwicklungen werden darauf aufbauen. Flexibilität 63


Martina Mauch & Dorothea Kitschke

E-Learning: Digitale Denkwerkzeuge für Forschendes Lernen

Die FH Potsdam hat für das Thema Flexibilisierung im Studium schon früh den Grundstein gelegt. Sie beschäftigt sich seit 2001 mit digitalen Lehr-/Lernformen und nutzt den Begriff „E‑Learning“, um verschiedene Formen des elektronisch unterstützten Lernens zusammenzufassen. Im Antrag zum InterFlex-Projekt hatte E-Learning vor allem im Zusammenhang mit der angestrebten zeitlichen und räumlichen Flexibilisierung des Studiums einen wichtigen Stellenwert. Ursprünglich wurde davon ausgegangen, dass Teile der Lehrveranstaltungen durch Elemente wie Live-Videos und Podcasts digital „ausgelagert“ werden können. Dadurch entstehende Freiräume sollten die Grundlage bilden für die Etablierung von studentischen Arbeitsformen im Sinne Forschenden Lernens. Im Rahmen der Kooperation der Projekte InterFlex und „Support for E-Learning“ ging es zunächst einmal darum, zu überprüfen, inwieweit die im Antrag erwähnten Maßnahmen umsetzbar sind und wie der methodische Spielraum, den E-Learning bietet, genutzt werden kann. Konzepte im Sinne einer forschungsbasierten Lehre zielen darauf ab, Studierende den Weg der Generierung von Wissen selbst (forschend) beschreiten zu lassen. Mit Forschendem Lernen werden Lernprozesse in Verbindung gebracht, die sich durch Qualitäten wie „Selbstverantwortlichkeit“, „Selbstbestimmtheit“ und „Aktivität“ auszeichnen. Hinsichtlich der mit Forschendem Lernen assoziierten berufsrelevanten Kompetenzen nimmt „Reflexionsfähigkeit“ einen zentralen Stellenwert ein. Im Interesse eines sinnvollen E-Learning-Einsatzes sind Settings zu schaffen, die genau diese Lernprozesse unterstützen. Von digitalisierten Präsenz-Lehrelementen (etwa auditiven oder audiovisuellen LehrFlexibilität 64


veranstaltungsaufzeichnungen) haben wir in diesem Zusammenhang deshalb Abstand genommen: Sie unterstreichen eher eine Lehrendenbzw. Inhaltszentriertheit, als dass sie der aktiven Rolle der Studierenden an der Lehrveranstaltung und in ihren eigenen Lernprozessen gerecht werden. Die Möglichkeiten des Einsatzes von E-Learning-Elementen im Kontext des Forschenden Lernens sind dennoch vielfältig. Sie können zunächst auf unterschiedlichen Ebenen und im Zusammenhang mit unterschiedlichen Herausforderungen zum Tragen kommen, denen sich Lehrende und Studierende im Rahmen hochschulischer Lehrveranstaltungen grundsätzlich stellen müssen. Stichworte sind etwa Kommunikation, Kooperation, Kollaboration und Organisation. Die vorhandenen Online-Plattformen der FH Potsdam (Moodle und INCOM) wurden in diesem Zusammenhang auch in InterFlex-Lehrveranstaltungen einbezogen. Lehrende und Studierende griffen dabei vorwiegend auf bekannte Nutzungsszenarien zurück – etwa die Kommunikation über Moodle-Foren oder die Arbeit in projektbezogenen INCOM-Workspaces. Um neue Perspektiven zu eröffnen, offerierten wir mittels einer kurzen Prezi-Präsentation (prezi.com/-nnuggks1mlc) weiterführende Vorschläge für den Einsatz von Medien, die zur Konzeption der InterFlexFlexibilität 65


Lehrveranstaltung passten und an aktuelle Themen und Bedürfnisse anknüpften. Als besonders aussichtsreiche digitale Denkwerkzeuge für das Forschende Lernen stellten wir neben dem Online-Lerntagebuch (siehe dazu Alexandra Schmidt-Wenzel in dieser Publikation) den Blog und das E‑Portfolio vor. Innerhalb von Blogs können Studierende eigene Arbeiten, Fragen und Anregungen zur Lehrveranstaltung sowie Links und Informationen posten und der (Fach-) Öffentlichkeit zugänglich machen. Darüber hinaus können in einem Blog Zwischenstände und Arbeitsergebnisse von Studierenden dokumentiert werden, die daraufhin Rückmeldungen und gegebenenfalls Bewertungen von Kommilitoninnen und Kommilitonen und/oder Lehrenden erhalten. E-Portfolios kann man in diesem Zusammenhang auch als „elektronische Sammelmappen und Reflexionsinstrumente“ bezeichnen. Studierende bilden darin ihre Lern- und Forschungsprozesse ab, indem sie so genannte Artefakte zusammenstellen, strukturieren und kommentieren. Leitfragen, wie sie zum Führen von Online-Lerntagebüchern eingesetzt werden, können auch bei der Arbeit mit E‑Portfolios strukturierend helfen. Das Reflexionsportfolio unterstützt eine kritisch-reflexive Grundhaltung, die für Prozesse Forschenden Lernens und die Teilhabe an Wissenschaft eine wesentliche Rolle spielt. Die zeitgleiche Etablierung von forschungsbasierter Lehre beziehungsweise Forschendem Lernen und neuen E-Learning-Elementen ist aus unserer Sicht ebenso naheliegend wie herausfordernd. Dass der digitale Experimentiergeist von Lehrenden und Studierenden angesichts enger Zeitpläne seine Grenzen hat, ist nachvollziehbar. Dennoch können Potenziale digitaler Denkwerkzeuge erst ausgeschöpft werden, wenn diese – gegebenenfalls mit Unterstützung des zentralen E‑Learning Teams – in Prozessen Forschenden Lernens erprobt und weiterentwickelt werden. Wir ermuntern Lehrende und Studierende, sich inspirieren zu lassen und die Gelegenheit zu nutzen, neben dem Forschungsgegenstand ihr eigenes digitales Methodenrepertoire zu erweitern.

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Tjalda Eschebach

InterFlex und der Faktor „Zeit“

Eines vorweg: Durch InterFlex wurden und werden die Fachbereiche und Studiengänge ermuntert, sich mit den jeweils anderen Fächern inhaltlich auseinanderzusetzen. Ohne diesen Anstoß wäre ein Großteil der aktuell bestehenden Kooperationen vermutlich nie zustande gekommen. Durch gemeinsame Erfahrungen und das gegenseitige Kennenlernen von Kolleginnen und Kollegen bzw. Studierenden unterschiedlicher Fachdisziplinen sind Barrieren gefallen, konnte „Annäherungsscheu“ überwunden und damit die Grundlage gelegt werden für weitere interdisziplinäre Projekte. Allerdings hat InterFlex auch gezeigt, wie viele Hürden sich in der Umsetzung eines solchen interdisziplinären Projekts auftun können: Insbesondere, wenn es sich, wie in unserem Fall mit der Entwicklung einer Datenbank zur Erfassung des denkmalgeschützten Gebäudeensembles der Hoffbauer-Stiftung auf der Halbinsel Hermannswerder, um eine komplizierte Aufgabenstellung mit hohem Forschungsanspruch handelt, gleichzeitig die Beteiligung eines externen Partners gewissen Ergebnisdruck erzeugt und die Zeit mit einem Semester nur knapp bemessen ist. Beim Faktor „Zeit“ handelte es sich letztlich um die größte Herausforderung des Projekts, und dies unter verschiedenen Gesichtspunkten: studentischer Zeitaufwand und dessen Anerkennung im Rahmen des Studiums, Zeitaufwand der Lehrenden, Zeitfenster der Lehrveranstaltung, (zu) kurze Dauer des Projekts. Die studentische Gruppe, die sich zur Bearbeitung des Projekts zusammenfand, setzte sich aus Vertreterinnen und Vertretern von insgesamt fünf Studiengängen/Studienrichtungen aus der Architektur, der Flexibilität 67


Restaurierung und den Informationswissenschaften zusammen. Auch der Grad des angestrebten Studienabschlusses (Bachelor/Master) und das aktuelle Studiensemester waren sehr unterschiedlich. Von starker Diskrepanz und einem großen Ungleichgewicht geprägt waren deshalb auch die Bedingungen für die Anerkennung im jeweiligen Studiengang und damit die Bereitschaft bzw. Pflicht, Zeit in die Projektumsetzung zu investieren: sie reichten von der Anerkennung im Flex-Modul mit zwei Creditpoints für vier Semesterwochenstunden bis hin zur Anerkennung als Projektarbeits-Modul mit acht Creditpoints für zwölf Semesterwochenstunden. Eine Studentin machte das Projekt zum Thema ihrer Bachelorarbeit. Als Veranstaltungszeit war das für InterFlex-Lehrveranstaltungen empfohlene Zeitfenster, freitags von 12 bis 16 Uhr, vorgesehen. Doch da zu dieser Zeit nicht nur die meisten InterFlex-Lehrveranstaltungen, sondern auch andere Wahlmodule angeboten werden, ergab sich für einige Studierende die Qual der Wahl, auf die sie mit der Belegung mindestens zweier paralleler (InterFlex-) Lehrveranstaltungen am Freitagnachmittag reagierten. Der als Kompromiss eingeführte „Jour fixe“ im zweiwöchigen Rhythmus als Ergänzung zur (mehr oder weniger) kontinuierlichen Projektarbeit genügte jedoch nicht, um die Sachlage konstruktiv zu besprechen, geschweige denn das Vorgehen zwischen den Fachdisziplinen zufriedenstellend abzustimmen. Insbesondere, da die fachübergreifende Zusammensetzung eine längere Kennenlernphase und die interdisziplinäre Aufgabenstellung ein Eindenken in das jeweils andere Fachgebiet erforderlich machten. Unter diesen Bedingungen zeigte sich mehr noch als in anderen Projekten, wie sehr die Verständigung untereinander und das Vorankommen Flexibilität 68


in der gemeinsamen Sache immer auch vom Engagement der einzelnen Projekt-Teilnehmerinnen und Teilnehmer abhängen. Zeitlich gefordert in dieser Konstellation waren vor allem auch die Lehrenden (neben dem verwaltungstechnischen Aufwand einer InterFlex-Lehrveranstaltung). Das Prinzip des Forschenden Lernens und – im vorliegenden Fall – das Projektthema brachten es mit sich, dass im Vorfeld niemand wusste, wie und nach welchem Schema die Projektaufgabe zu lösen sein würde. Gerade in der interdisziplinären Zusammenarbeit waren wir Lehrenden umso mehr gefordert, uns neu einzudenken und mitzuarbeiten, um die Studierenden in ihrem Tun begleitend zu unterstützen, Hilfestellung leisten zu können – und auch der Praxispartnerin gerecht zu werden. Für mich steht fest: Die thematische Verzahnung der Fachdisziplinen kann in einer solchen Konstellation, wie in unserem Projekt vorgefunden, innerhalb nur eines Semesters lediglich dann sinnvoll erfolgen, wenn die Lehrveranstaltung thematisch überschaubar gestaltet und der Forschungsansatz niedrigschwellig ist. Die fachübergreifende Gruppenzusammensetzung beziehungsweise die dadurch entstehenden Dynamiken und die Suche nach einer gemeinsamen Sprache, die organisatorischen Belange und der Kommunikationsbedarf zwischen den Lehrenden und gegebenenfalls mit externen Partnerinnen und Partnern bringen zwangsläufig einen größeren Zeitaufwand mit sich und erfordern ein gutes Zeitmanagement. Trotz der nicht immer positiven Erfahrungen und Eindrücke hat unsere Lehrveranstaltung bestätigt, dass InterFlex das Miteinander unterschiedlichster Fachbereiche und Studiengänge auf dem Campus fördert und Einblicke gewährt in die jeweiligen und unterschiedlichsten Fachdisziplinen.

Entwicklung einer Datenbank zur Erfassung des denkmalgeschützten Gebäudeensembles der Hoffbauer-Stiftung auf der Halbinsel Hermannswerder WiSe 2012/2013 – SoSe 2013 Prof. Dr. Rolf Däßler (FB Informationswissenschaften), Tjalda Eschebach (STG Restaurierung)

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Jan Distelmeyer, Gudrun Perko, Anne Quirynen & Andrea Schmidt

Konstruktiv — Ein ungewöhnliches Konstrukt aus Ringvorlesung, Seminar und Film- und Vortragsreihe Das zweisemestrige InterFlex-Projekt mit dem Titel „Konstruktiv. Gender, Class, Race und Bodies“ bestand aus drei Säulen: einer Ringvorlesung, einer Vortrags- und Filmreihe und aus jeweils einem Seminar im Wintersemester 2011/12 und im Sommersemester 2012. InterFlex ermöglichte damit nicht nur ein Gemeinschaftsprojekt des Fachbereichs Sozialwesen und der Europäischen Medienwissenschaft, sondern auch die inhaltliche und methodische Verknüpfung von Lehrveranstaltungen so unterschiedlicher didaktischer Formate. Die Schwerpunkte der Diskussionen und Materialerkundungen wurden von Studierenden im Dialog mit den Lehrenden ausgehandelt und durchgeführt, so dass die Interessen an zu erforschenden Gebieten mit den Forschungsschwerpunkten der Lehrenden zu Gender, Class, Race und Bodies verbunden werden konnten. Im Rahmen der transdisziplinären Ringvorlesung „Let's talk about Gender und Diversity als berufliche Schlüsselkompetenzen“ stellten Hochschullehrende und Externe Theorien, Methoden, Konzepte und praxisbezogene Projekte vor. Sie bot Informationen zu neueren Ansätzen, die Möglichkeit zum gegenseitigen Austausch und Raum für Diskussionen. Schwerpunkt bildeten Diskussionen in Bezug auf Diversity, sprich die Vielfalt, Unterschiedlichkeit von Menschen, sowie deren Intersektionalität, also die Wechselwirkungen unterschiedlicher Diversitykategorien (wie Gender, Class, Race, Migration, Bodies etc.) und Diversitydimensionen (wie Antiromanismus, Sexismus, Klassismus, Lookismus etc.). Intersektionalität bildet nicht zuletzt in Bezug auf ihre BedeutungsverFlexibilität 70


ankerung oftmals die Grundlage spezifischer Diskriminierungsformen. Ziel der Ringvorlesung war es deshalb auch, Wissen über (strukturelle) Diskriminierung und dominante Repräsentationsmuster zu vermitteln, Ansätze und Projekte vorzustellen, die in verschiedenen Situationen oder Institutionen Handlungsspielräume und Möglichkeiten bieten, gegen diese zugunsten von Diversity anzutreten, und nicht zuletzt Anregung für studentische Projekte zu geben. Eingeladen waren nicht nur Studierende aller Fachbereiche der Fachhochschule Potsdam, die Vorträge waren offen für alle Interessierten. Auffallend waren die sehr offenen und anregenden Diskussionen zwischen Publikum und Vortragenden, aber auch unter dem Publikum selbst. Die Ringvorlesung erreichte bis zu 50 Personen pro Veranstaltung und erzielte darüber hinaus auch mediale Wirkung. Bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Seminars „Drama Baby – Mediale Inszenierung von Weiblichkeit und pädagogische Implikationen“ handelte es sich um Studierende der Sozialen Arbeit sowie der Medienwissenschaft. Das Seminar drehte sich um die Fragen, was die Spezifika von Castingshows sind und wie es um die Sehgewohnheiten bezogen auf Castingshows bestellt ist. Themen wie Geschlecht und Geschlechtsidentitäten, Schönheit und Schönheitshandeln, Körperwahrnehmung, Veränderung von Castingshows sowie mögliche Motivationen, sich Castingshows anzusehen, wurden bearbeitet und selbstständig von Studierenden in Arbeitsgruppen vertieft. In einer hochschulöffentlichen Präsentation im Rahmen der Filmreihe „Das sieht man doch“ stellten die Arbeitsgruppen ihre Ergebnisse vor. Das Besondere an dem Seminar „Drama Baby“ waren die hohe Eigenständigkeit und Motivation der Studierenden: Sie entwickelten die Themenschwerpunkte und Fragestellungen für ihre Arbeitsgruppen selbst und arbeiteten sehr kontinuierlich. Dabei mussten sie sich mit den Fachkulturen ihrer jeweiligen Kommilitonen und Kommilitoninnen auseinandersetzen. Diese Prozesse der interdisziplinären Auseinandersetzung beschrieben die Studierenden als irritierend, manchmal anstrengend, aber auch bereichernd. Ein besonders hervorzuhebendes Ergebnis ist sicherlich die Lehreinheit zum kritischen Sehen und Hinterfragen von Castingshows für Schulen und andere pädagogische Institutionen, die im Anschluss an das Seminar von einer Gruppe Studierender der Europäischen Medienwissenschaft entwickelt und an Studierenden des Studiengangs Bildung und Erziehung in der Kindheit getestet wurde. Die eng mit Ringvorlesung und Seminar verknüpfte Film-, Vortrags- und Diskussionsveranstaltung „Das sieht man doch“ legte ihren Flexibilität 71


Fokus darauf, unterschiedlichste Formen medialer Inszenierungen von Identität und Alterität verhandelbar zu machen. Die Tatsache, dass ebenso viel Zeit für Diskussionen wie für die Vorträge vorgesehen war, führte zu einer intensiven Beschäftigung mit aktuellen Forschungsansätzen und -zusammenhängen sowie zu einem vergleichenden Blick der Studierenden auf die Unterschiede von Perspektiven und Methoden. Zudem animierten die zum Thema ausgewählten Filmbeispiele dazu, neues Terrain jenseits des Mainstreams und ausgetretener Pfade zu betreten und die eigenen Positionen in Diskussionen zu erörtern. Das abschließende Seminar „Konstruktiv. Gender, Class, Race, Bodies“ griff bewusst den Titel des gesamten InterFlex-Projekts auf. In diesem Rahmen sollte sich die Idee des Forschenden Lernens voll entfalten, indem die Studierenden selbst eine Vertiefung jener Themen einfordern und gemeinsam mit den vier Lehrenden realisieren konnten, die ihnen im Verlauf der anderen „Konstruktiv“-Veranstaltungen wichtig geworden waren. Auf besonders interessante und nachhaltige Weise gelang dies zum Thema „Porn Studies“. Auf Anregung von vier Studierenden wurde das Konzept für eine neues InterFlex-Projekt namens „Explizit! Perspektiven um Pornografie zu verhandeln“ entwickelt. „Explizit!“ wurde als eine Konsequenz des „Konstruktiv“-Projekts im Wintersemester 2012/13 unter der Betreuung von Jan Distelmeyer und Andrea Schmidt als Kombination aus Seminar und internationaler Konferenz durchgeführt und erfreute sich eines großen Medienechos. Der vorerst letzte Schritt der durch „Konstruktiv“ angestoßenen Entwicklung wird in der Publikation des Tagungsbandes der „Explizit!“-Konferenz bestehen, der im Winter 2013/14 erscheinen wird.

Konstruktiv. Gender, Class, Race & Bodies (Dreiteilige Veranstaltung: Ringvorlesung, Seminar, Filmund Vortragsreihe) WiSe 2011/2012 – SoSe 2012 Prof. Dr. Jan Distelmeyer (STG Europäische Medienwissenschaft), Mag. Dr. Gudrun Perko (FB Sozialwesen), Prof. Anne Quirynen (STG Europäische Medienwissenschaft), Prof. Dr. Andrea Schmidt (FB Sozialwesen)

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Benedikt Brammer & Claudia Vogler

Von Burundi zu InterFlex — Ein Projekt macht Schule

Durch einen Reisebericht von Ludwig Obermeier und Matthias Hauf wurden wir im Sommer 2009 auf die Bemühungen der FH Potsdam aufmerksam, eine Hochschulpartnerschaft mit der Université du Burundi in Bujumbura aufzubauen. In einem gemeinsamen Brainstorming entwickelte sich die Idee zu einem praktischen und kreativen Experiment – einem interdisziplinären Seminar. Mit Studierenden unterschiedlicher Fachrichtungen wollten wir gemeinsam zukunftsfähige Projekte entwerfen, neue Perspektiven kennenlernen und im Team Wissen, Motivation und Potenzial innovativ nutzen. Im Wintersemester 2009/2010 ergriffen wir, damals noch selbst Studierende des Master-Studiengangs Bauforschung, die Initiative. Wir konzipierten die Seminarinhalte, organisierten externe Gastreferentinnen und -referenten und leiteten unsere erste eigene Veranstaltungsreihe: „Burundi – ein Projekt macht Schule“. Als Arbeitsgrundlage dienten dabei aktuelle Fragestellungen und Projektideen der in Burundi aktiven NGOs „Fondation Stamm“ und „Burundikids e. V.“ sowie die Kooperationsansätze mit der Université du Burundi in Bujumbura. Die Resonanz war riesig! Über 50 Studierende aus den Studienrichtungen Architektur, Bauingenieurwesen, Kulturarbeit, Sozialwesen und Design vernetzten sich im Laufe des Seminars in selbstständig arbeitenden, interdisziplinär besetzten Kompetenzteams, um ihr Wissen und ihre Ideen zusammenzutragen und neue Projektansätze zu entwickeln. Mit dem Ziel, Kompetenztransfer nachhaltig zu gestalten, neue Perspektiven aufzuzeigen und einen direkten Dialog mit erfahrenen Fachleuten aus der Praxis herzustellen, organisierten wir wöchentliche Gastvorträge. Nationale und internationale Referentinnen und RefeFlexibilität 73


renten besuchten unser Seminar und unterstützten unsere Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer mit Fachvorträgen, Diskussionsrunden, eigenen Erfahrungen und vielen spannenden Einblicken aus ihrer Arbeitswelt. Schnell wurde uns und allen Beteiligten klar, wie relevant es ist, partizipativ und über die eigene Fachdisziplin hinaus an Themen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit, Interkulturalität und Nachhaltigkeit zu arbeiten. Diesem interdisziplinären Gedanken des Wissenstransfers folgend wurden auch wir tatkräftig unterstützt durch die beiden inzwischen emeritierten Professoren Claus Baldus (Architektur und Städtebau) und Ludwig Obermeyer, durch Axel Schäfer (Bauingenieurwesen), Angela Mickley (Soziale Arbeit) und Matthias Hauf (FuE-Management). Wie viel Spaß Studierende und Lehrende trotz intensiver Arbeit hatten, lässt sich wahrscheinlich am besten an den vielfältigen und zukunftsweisenden, hoch motivierten und schlauen Projektergebnissen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Burundi-Seminars ablesen. Exemplarisch sollen an dieser Stelle das „Zierfischprojekt Prinzessin von Burundi“ genannt werden, eine Fang- und Zuchtstation nach dem Fair Trade-Modell, das nachhaltige Abwasserprojekt für einen Schulbau in Bujumbura, welches auf dem Lösungsprinzip der Kreislaufführung von Wasser und Nährstoffen beruht, CO ₂-neutral funktioniert, sowohl für Flexibilität 74


eine urbane als auch eine rurale Abwasserproduktion anwendbar ist und Inhaltsstoffe des Abwassers für die Energiegewinnung oder als Dünger verwendbar macht, das Buchprojekt „Kinder lernen von Kindern“, das mobile Kommunikations- und Aufklärungsprojekt „Soulfood“ etc. Und dann hat das Burundi-Projekt als Ideengeber für das Projekt InterFlex an der FH Potsdam tatsächlich „Schule gemacht“. Mit InterFlex wurde ein Format entworfen, das Lehrenden und Studierenden Freiräume für Lehrveranstaltungen wie „Burundi – ein Projekt macht Schule“ eröffnen und Interdisziplinarität fördern soll, das vielfältiges Methodenwissen aus den unterschiedlichen Fachbereichen zusammenführen sowie die Lernkultur des Forschenden Lernens in den Alltag der Studierenden übertragen soll. Für uns ergab sich dadurch die Möglichkeit, als Lehrbeauftragte mit neuen Ideen an unsere „alte Basis“ zurückzukehren. In den Strukturen des InterFlex-Programms haben wir im Wintersemester 2012/2013 und im Sommersemester 2013 eine Lehrveranstaltung mit dem Schwerpunkt „Sozialfokus in Krisen-, Konflikt- und Katastrophensituationen“ mit Studierenden der Fachbereiche Soziale Arbeit, Architektur und Design realisiert. Mit starker Verbindung zur Praxis haben wir an Beispielen realer Krisenszenarien neue Wege für Interventionsmaßnahmen erforscht und anhand des Planspiels „Flut in Varanasi“ sowie durch die Feldforschungsreihe „Märkisches Viertel“ Methoden und Werkzeuge der Lehre erweitert. Für uns persönlich handelte es sich um eine spannende und wichtige Erfahrung, die Entwicklung der eigenen Idee zu einer festen Lehrstruktur mitzuverfolgen. Wir haben viel dabei gelernt, und deshalb wünschen wir uns sehr, dass es noch viele andere mutige Studierende gibt, die – so wie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unseres BurundiSeminars – etwas Neues wagen, aktiv ihre Lehre mitgestalten und, wie auch wir, immer über den eigenen Tellerrand blicken.

Sozialfokus in Krisen- und Katastrophensituationen WiSe 2012/2013 – WiSe 2013/2014 Benedikt Brammer (Abs. FB Bauingenieurwesen), Prof. Dr. Frank Heidmann (FB Design), Prof. Dr. Angela Mickley (FB Sozialwesen), Claudia Vogler (Abs. FB Bauingenieurwesen)

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Wir haben durch den Bologna-Prozess an Flexibilität in der Lehre verloren. Durch diese interdisziplinären Projekte haben wir einen Teil dieser Flexibilität wieder zurückgewonnen. Prof. Dr. Rolf Däßler Fachbereich Informationswissenschaften

Es funktioniert dann gut, wenn es eine Mischung gibt aus einer klaren Überzeugung, wohin es gehen soll, und einer großen Offenheit für das, was am Ende daraus wird. Prof. Dr. Jan Distelmeyer Studiengang Europäische Medienwissenschaft

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Ausblick

Seite 80 Von InterFlex zu FL² von Harald A. Mieg

Seite 82 InterFlex – Eine Bewegung ohne Ende von Birgit Ammann und Rainer Funke

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Harald A. Mieg

Von InterFlex zu FL²

Als ich letztes Jahr neu an die Fachhochschule Potsdam kam, war ich erstaunt über den Veränderungswillen, den ich so an deutschen Hochschulen nur selten erlebt hatte. Im Zentrum dieser Dynamik steht ein Projekt: InterFlex. Ohne InterFlex gäbe es FL² nicht. FL² steht für Forschendes Lernen – Lehrende Forschung und knüpft unmittelbar an InterFlex an. FL² soll die Verzahnung von Forschung und Lehre an der Fachhochschule Potsdam fördern. Der konkrete Auftrag lautet, mit den Prinzipien des Forschens die grundständige, anwendungsorientierte Lehre voranzubringen. FL² soll letztlich die Kompetenzprofile der Absolventinnen und Absolventen der FH Potsdam erweitern, um diese „fit für den Arbeitsmarkt der Wissensgesellschaft zu machen“, so steht es im Antrag an den Auftraggeber, das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Es geht um eine Aufwertung des Bachelorstudiums durch Forschung. Wie InterFlex dient FL² der Profilbildung der FH Potsdam als Forschende Hochschule. InterFlex und FL² weisen jedoch strukturelle Unterschiede auf. InterFlex trug mit dem Projektbüro, dem starken Format des Lehr-Tandems und dem gemeinsamen Zeitfenster für InterFlex-Lehrveranstaltungen die Zeichen eines erfolgreichen, zentral gesteuerten Projekts. Die Leitidee lautete Kompetenzentwicklung durch Interdisziplinärität, und sie nährte sich von dem Unbehagen hinsichtlich Abgrenzungsneigung und Unübersichtlichkeit der Fächer. Dies entspricht dem Potsdamer Modell, einem Leitgedanken der Gründung der Fachhochschule (siehe dazu den Beitrag des Gründungsrektors der FH Potsdam Helmut Knüppel). Eine Weisheit des FL²-Antrags liegt hingegen darin, die Fachbereiche in Ausblick 80


die weiteren Entwicklungen zum Forschenden Lernen unmittelbar einzubinden: Wenn wir die Lehrenden und die Studierenden mehr noch als bisher für Forschendes Lernen gewinnen wollen, so müssen Forschung und Lehre aus Sicht der Logik und Kultur eines jeden Fachs (weiter) entwickelt werden. Daher verfügt FL² über eine dezentrale Struktur mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie verantwortlichen Professorinnen und Professoren in jedem Fachbereich. Derzeit definieren die Fachbereiche ihre eigenen Pilotprojekte: spezielle Formate, die von der Forschungslandkarte bis zu E-Portfolio reichen. Die Erfahrungen mit den Pilotprojekten sollen helfen, für jeden Fachbereich modellhafte Projekte Forschenden Lernens aufzusetzen. Studierende forschen von Anfang an – das ist die Leitidee von FL², die unter dem Titel „Undergraduate Research“ seit den 1990er Jahren erfolgreich an den Universitäten der USA umgesetzt wird. FL² hat sich zum Ziel gesetzt, dass jeder Student, jede Studentin der FH Potsdam die Chance auf aktive Teilhabe an einem Forschungsprozess erhalten soll. FL² folgt dabei dem „shift from teaching to learning“ und der damit einhergehenden Studierendenzentrierung und Förderung selbstorganisierten Lernens: Auch Forschungskompetenz lässt sich am besten dadurch ausbilden, dass Studierende selber forschen. Der Fachbereich Sozialwesen hat sein Curriculum in weiten Teilen schon seit längerem an dieser Idee ausgerichtet, aber auch andere Fachbereiche befinden sich in einem solchen Prozess. FL² profitiert von InterFlex in Vielem. InterFlex hat einen interdisziplinären Geist an die Fachhochschule Potsdam gebracht. Nun gilt es, den Forschungsgeist weiter zu stärken. Auf der Basis der von InterFlex an der FH Potsdam geschaffenen Strukturen verknüpft FL² drei strategische Entwicklungslinien in Lehre und Forschung: (1.) Gute Lehre: FL² knüpft an die guten Erfahrungen von InterFlex an und verstärkt interdisziplinäre Zusammenarbeit an der FH Potsdam sowie die dauerhafte Umsetzung von Forschendem Lernen. (2.) Lehrende Forschung: FL² fördert anwendungsorientierte Fachhochschul-Forschung, welche die Studierenden aktiv einbindet. (3.) Campus- und Hochschulentwicklung: FL² dient langfristig der lern- und forschungsbasierten Campusentwicklung, einschließlich des virtuellen Campus FH Potsdam, mit dem Ziel, neue Lernräume zu schaffen und die FH Potsdam mit der Praxis noch stärker zu vernetzen. Was InterFlex gelungen ist, möchte auch FL² erreichen und bis zum Ende der Projektlaufzeit eine große Idee – auch unter nicht immer einfachen Randbedingungen – umgesetzt wissen. Ausblick 81


Birgit Ammann & Rainer Funke

InterFlex — Eine Bewegung ohne Ende

In die universitäre Lehre direkt Forschungsarbeit zu integrieren und dabei möglichst mehrere Disziplinen zu verknüpfen, ist weder neu noch besonders. Im Gegenteil, europäische Hochschulen sind über die Jahrhunderte aus dieser Verbindung des gemeinsamen Forschens und der Vermittlung von bereits Erforschtem gewachsen. Nach einer historisch eher kurzen Periode der sehr ausdifferenzierten disziplinären Spezialisierung sind Hochschulen heutzutage weltweit wieder besonders anerkannt, wenn ihnen Verknüpfungen gut gelingen. Ebenfalls seit jeher ist es die erfolgversprechendste und befriedigendste Weise, seine Lehrjahre zu verbringen, das eigene Studium als ein persönliches Forschungsvorhaben zu begreifen, seine Neugier auf Wissen und seinen Drang nach exzellentem Können nicht nur im Nachvollzug, sondern im eigenen Erkennen, Entdecken und Entwickeln auszuleben. Allerdings sind auch nachvollziehendes Lernen und die exakte Konzentration auf die Fragestellungen und Methoden eines speziellen Fachgebiets, einer speziellen Thematik unabdingbar, um Wissen und Fähigkeiten zu sammeln, zu verdichten und Spezialistentum zu ermöglichen. Es geht also um eine immer währende Justierung des Verhältnisses beider Formen des Studiums und der Lehre. Seit ihrer Gründung im Jahr 1991 versteht sich die Fachhochschule Potsdam keineswegs als bloße Lehranstalt, sondern als Ort lebendigen Studiums, partnerschaftlicher Lehre und integrierter Forschung. Sie gehört zur letzten Gründungsgeneration zahlreicher kleiner Hochschulen Ostdeutschlands. Beim Zustandekommen des Fächerspektrums spielten durchaus auch Zufälligkeiten eine gewisse Rolle. Auch Ausblick 82


der nicht immer unkomplizierte Umstand, zwei Standorte zu bedienen, geht auf die Gründungsumstände zurück. Gerade vor diesem Hintergrund begaben sich Lehrende und Studierende immer wieder über ihre Fachgrenzen hinaus auf Wege des Miteinanders, identifizierten die Schnittmengen der unterschiedlichen Disziplinen und beförderten sich so gegenseitig. Die Idee, die Entstehung und die Umsetzung von InterFlex sind als Bestandteil und Manifestierung dieser Haltung zu begreifen. Mit der Anerkennung der Fachhochschule Potsdam als besonders exzellent lehrende deutsche Hochschule und den damit verbundenen Fördergeldern gelang es in den letzten Jahren, diese Tradition in zahlreichen gezielt aufgelegten Lehrprojekten zu verstärken, disziplinübergreifendes Forschendes Lernen und lehrendes Forschen beispielgebend zu praktizieren und die entsprechenden Ergebnisse zu dokumentieren und zu publizieren. Was nach dem formalen Abschluss des Projekts InterFlex bleibt, ist eine Hochschule, die sich selbst besser kennengelernt hat. Kolleginnen und Kollegen, die das Debattieren, das Ringen und mitunter auch das Streiten verfeinert haben. Studierende, die durch zum Teil zunächst geradezu exotisch anmutende Verknüpfungen und Bezüge, durch den gründlichen, manchmal schnellen Perspektivwechsel profitiert haben, die den Blick weit über den berühmten Tellerrand geworfen haben. Ausblick 83


Ausblick 84


Die Auseinandersetzung mit Denkweisen und methodischen Ansätzen unterschiedlicher Fachdisziplinen macht sich bei Studierenden und Lehrenden deutlich bemerkbar. Im Übrigen ist eine besondere Reputation entstanden, die durch die Anfragen anderer Hochschulen nach den InterFlex-Erfahrungen deutlich wird. InterFlex ist auf dem besten Weg, integraler Bestandteil der Hochschule, ihres Selbstverständnisses und nicht zuletzt ihrer Forschungsstrategie zu werden. Es spielt eine wichtige Rolle in dem stetigen Anspruch, die Qualität der Lehre zu optimieren und die Attraktivität des Studiums zu steigern. Das Lehren in unmittelbarer Teamarbeit wirkt sich besonders auf die Betreuung Studierender positiv aus und schafft dadurch mehr Nähe zwischen Lehrenden und Lernenden. Einzelne Studiengänge haben, angeregt durch fachübergreifende, gemeinsame interdisziplinäre und forschende Lehre im Rahmen von InterFlex, Veranstaltungsformate übernommen oder adaptiert und profitieren davon. Die Bereitschaft zum interdisziplinären und forschenden Lehren wird in jedem Berufungsprozess und im Rahmen jeder Neubeschäftigung Lehrender durch die Hochschule thematisiert. Formal ist es zur Festschreibung sogenannter Flex-Module in die Studien- und Prüfungsordnungen und zur Selbstverpflichtung der Fachbereiche, auch zukünftig Lehrveranstaltungen im InterFlex-Format anzubieten, gekommen, an die es nun gilt, mit sanftem Nachdruck zu erinnern. In etlichen Studiengängen überwiegt die Begeisterung und die Ideenschwemme gegenüber dem Umfang der Selbstverpflichtung, andere, zögerlichere werden auch zukünftig Anregungen erhalten und „goldene Brücken“ gebaut bekommen. In der weiteren Entwicklung werden die InterFlex-Ansätze „Forschung in die Lehre“, „Kompetenzbildung durch Interdisziplinarität“ und „Flexibilisierung von Studienstrukturen“ der Erschließung neuer anwendungsorientierter Forschungsfelder und experimenteller Lehrformen ausgesprochen dienlich sein. Ihre verstärkte Verwurzelung wird das Profil der Hochschule in seiner weiteren Entwicklung entscheidend und lebendig mitprägen.

Ausblick 85


Ausblick 86


Es war ein Projekt, das für die Hochschule genau im richtigen Moment gekommen ist, das sie verändert hat, ich glaube auch dauerhaft. Prof. Dr.-Ing. Johannes Vielhaber Ehemaliger Rektor

Forschende Lehre, lehrende Forschung ist, glaube ich, jetzt deutlicher und besser im Bewusstsein vieler Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer verankert; auch derer, die es noch nicht betrieben haben oder glauben, es noch nicht betrieben zu haben. Prof. Dr. Annegret Burg Dekanin Fachbereich Architektur und Städtebau

Wir sind ja nach wie vor räumlich getrennt. Ich glaube aber, dass durch dieses Projekt eine zusätzliche, besonders tragfähige Brücke zwischen den beiden Standorten geschlagen worden ist. Prof. Dr. Susanne Freund Fachbereich Informationswissenschaften

Durch diese Zusammenarbeit ist in der Hochschule ein anderes Klima entstanden. Prof. Dr. Rolf Däßler Fachbereich Informationswissenschaften

Ausblick 87


InterFlex-Lehrveranstaltungen

Beteiligte Profs und WiMis

55 73 7 1.070 InterFlex in Semestern

Teilnehmende Studierende an InterFlex-LV

Beteiligung der Fachbereiche der Fachhochschule Potsdam

Informationswissenschaften — 23⊗

Design — 24⊗ davon Europäische Medienwissenschaft — 6⊗

Architektur und Städtebau — 25⊗ davon Studiengang Kulturarbeit— 12⊗

Sozialwesen — 33⊗

davon Studiengang Restauration— 7⊗ Bauingenieurwesen — 7⊗

Erkenntnis- und Kompetenzzuwachs

100 %  InterFlex in Zahlen 88


Wer mit wem – Die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Fachbereiche

Sozialwesen mit …

Architektur und Städtebau mit …

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Bauingenieurwesen mit …

Design mit …

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Informationswissenschaften mit … 66666 66666 6666

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Legende: Fachbereiche FB 1 › Sozialwesen FB 2 › Architektur und Städtebau FB 3 › Bauingenieurwesen FB 4 › Design FB 5 › Informationswissenschaften

InterFlex in Zahlen 89



Verzeichnisse

Seite 92 InterFlex-Lehrveranstaltungen Seite 100 Autorinnen und Autoren Seite 103 Impressum

Legende Abs. > Absolventin/Absolvent FB > Fachbereich STG > Studiengang

91


Wintersemester 2010 / 2011 1

5

Datenermittlung und nachhaltige Bereitstellung von wissenschaftlichen Daten aus Konservierungsprojekten

Gut und Böse – Moralische Dimensionen von Design bei jungen Menschen

Prof. Dr. Rolf Däßler (Fachbereich Informationswissenschaften), Prof. Dr. Steffen Laue (Studiengang Restaurierung)

Prof. Dr. Rainer Funke (FB Design), Prof. Dr. Harry Hermanns (FB Sozialwesen), Matthias Schreckenbach (FB Sozialwesen) 6

2

Der zersprungene Spiegel. Interdisziplinärer Einbau von interkulturellen Themen in die Fachhochschule Potsdam Moritz Decker (Student, STG Kulturarbeit), Yvonne Küpper (Studentin, STG Kulturarbeit), Lisa van Tienhoven (Studentin, STG Kulturarbeit), Prof. Dr. Hermann Voesgen (STG Kulturarbeit), Alexandra von der Decken (Studentin, STG Kulturarbeit), Anna Lena Wollny (Studentin, STG Kulturarbeit)

Kinder im Netz. Digitale Medien für Kinder und Jugendliche? Prof. Dr. Frank Heidmann (FB Design), Prof. Dr. Hans-Christoph Hobohm (FB Informationswissenschaften), Prof. Dr. Hermann Staats (FB Sozialwesen) 7

Menschen, Migrationen, Memorien. Migrationsbewegungen in der Biografieforschung Prof. Dr. Birgit Ammann (FB Sozialwesen), Prof. Dr. Susanne Freund (FB Informationswissenschaften)

3

Digitalisierung und Aufbereitung des Bildarchivs der ehemaligen Baufirma Philipp Holzmann AG Prof. Dr. Andreas Kahlow (FB Bauingenieurwesen), Prof. Dr. Angela Schreyer (FB Informationswissenschaften) 4

Stadt und Interaktion Prof. Markus Löffler (STG Architektur und Städtebau), Prof. Reto Wettach (FB Design) Lehrveranstaltungen 92

8

Nachhaltige Hochschule. Analyse, Visualisierung und Kommunikation von Arbeitsund Lebensweisen an der FHP in den Zeiten des Klimawandels Gabriele Fohr (STG Kulturarbeit), Prof. Dr. Frank Heidmann (FB Design), Prof. Dr. Hanne Seitz (FB Sozialwesen), Prof. Dr. Hermann Voesgen (STG Kulturarbeit)


Sommersemester 2011 9

13

Datenermittlung und nachhaltige Bereitstellung von wissenschaftlichen Daten aus Konservierungsprojekten

Nachhaltige Hochschule. Analyse, Visualisierung und Kommunikation von Arbeitsund Lebensweisen an der FHP in den Zeiten des Klimawandels

Prof. Dr. Rolf Däßler (FB Informationswissenschaften), Prof. Dr. Steffen Laue (STG Restaurierung) 10

FlüsterPfade – Wege des Wissens. Möglichkeiten einer Hochschulzeitung Katinka Hartmann (Studentin, FB Bauingenieurwesen), Christoph Höwekamp (Student, FB Informationswissenschaften), Stefanie Müller (Studentin, STG Kulturarbeit), Mag. Dr. Gudrun Perko (FB Sozialwesen), Prof. Silke Straub-Beutin (FB Bauingenieurwesen) 11

Kinder im Netz. Digitale Medien für Kinder und Jugendliche? Prof. Dr. Frank Heidmann (FB Design), Prof. Dr. Hans-Christoph Hobohm (FB Informationswissenschaften), Prof. Dr. Hermann Staats (FB Sozialwesen)

Gabriele Fohr (STG Kulturarbeit), Prof. Dr. Frank Heidmann (FB Design), Prof. Dr. Hans-Christoph Hobohm (FB Informationswissenschaften), Prof. Dr. Hanne Seitz (FB Sozialwesen), Prof. Dr. Hermann Voesgen (STG Kulturarbeit) 14

Sommercamp 2011 „Gut leben im Zeitalter des Mehr oder des zu Wenig …“ Eine Arbeit mit Jugendlichen –  den (Klima-) Konsumenten von heute und morgen Prof. Dr. Jutta Bott (FB Sozialwesen), Prof. Dr. Frank Heidmann (FB Design), Prof. Dr. Hermann Voesgen (STG Kulturarbeit), Alexander Warth (FB Design)

12

Menschen, Migrationen, Memorien. Migrationsbewegungen in der Biografieforschung Prof. Dr. Birgit Ammann (FB Sozialwesen), Prof. Dr. Susanne Freund (FB Informationswissenschaften) Lehrveranstaltungen 93


Wintersemester 2011 / 2012 15

19

FlüsterPfade – Wege des Wissens. Möglichkeiten einer Hochschulzeitung

Konstruktiv. Gender, Class, Race & Bodies (Dreiteilige Veranstaltung: Ringvorlesung, Seminar, Film- und Vortragsreihe)

Katinka Hartmann (Studentin, FB Bauingenieurwesen), Stefanie Müller (Studentin, STG Kulturarbeit), Mag. Dr. Gudrun Perko (FB Sozialwesen), Prof. Silke Straub-Beutin (FB Bauingenieurwesen) 16

Gamification / Spielerisch Lernen. Wie Elemente des Spieledesigns im Nicht-Spiele-Kontext angewendet werden können Petra Müller (FB Sozialwesen), Prof. Reto Wettach (FB Design) 17

Kinder im Netz. Digitale Medien für Kinder und Jugendliche? Prof. Dr. Hans-Christoph Hobohm (FB Informationswissenschaften), Prof. Dr. Hermann Staats (FB Sozialwesen) 18

Leben im Alter als interdisziplinäre Aufgabe von Design und Sozialer Arbeit Prof. Dr. Rainer Funke (FB Design), Prof. Dr. Martin Stummbaum (FB Sozialwesen)

Lehrveranstaltungen 94

Prof. Dr. Jan Distelmeyer (STG Europäische Medienwissenschaft), Mag. Dr. Gudrun Perko (FB Sozialwesen), Prof. Anne Quirynen (STG Europäische Medienwissenschaft), Prof. Dr. Andrea Schmidt (FB Sozialwesen) 20

Menschen, Migrationen, Memorien. Welche historischen Migrationsbewegungen verbergen sich hinter der Geschichte von Familien? Prof. Dr. Birgit Ammann (FB Sozialwesen), Prof. Dr. Susanne Freund (FB Informationswissenschaften) 21

Sicherung historischer Forschungsdaten der Metallkonservierung Prof. Dr. Rolf Däßler (FB Informationswissenschaften), Prof. Jörg Freitag (STG Restaurierung) 22

Vergessen und Erinnern –  am Beispiel der Alltagsgeschichte der DDR Prof. Dr. Susanne Freund (FB Informationswissenschaften), Prof. Dr. Hanne Seitz (FB Sozialwesen), Prof. Dr. Hermann Voesgen (STG Kulturarbeit)


Sommersemester 2012 23

27

City of Flows. Interdisziplinäre Perspektiven auf die digitale Stadt in analogen Räumen

Konstruktiv. Gender, Class, Race & Bodies (Dreiteilige Veranstaltung: Ringvorlesung, Seminar, Film- und Vortragsreihe)

Prof. Dr. Jutta Bott (FB Sozialwesen), Prof. Dr. Frank Heidmann (FB Design), Prof. Dr. Hans-Christoph Hobohm (FB Informationswissenschaften), Prof. Dr. Hermann Voesgen (STG Kulturarbeit) 24

Designradar. Forschung zur stilistischen Grundlagenbildung als Voraussetzung zeitadäquater Gestaltung und Kommunikation vermittels und über Gestaltung Prof. Jörg Hundertpfund (FB Design), Christof Flötotto (Absolvent, FB Design)

Prof. Dr. Jan Distelmeyer (STG Europäische Medienwissenschaft), Mag. Dr. Gudrun Perko (FB Sozialwesen), Prof. Anne Quirynen (STG Europäische Medienwissenschaft), Prof. Dr. Andrea Schmidt (FB Sozialwesen) 28

Sicherung historischer Forschungsdaten der Metallkonservierung Prof. Dr. Rolf Däßler (FB Informationswissenschaften), Prof. Jörg Freitag (STG Restaurierung) 29

25

Empirisches Arbeiten unter Berücksichtigung von Gender und Diversity Mag. Dr. Gudrun Perko (FB Sozialwesen), Angelika Redemeyer FB Sozialwesen)

Vergessen und Erinnern –  am Beispiel der Alltagsgeschichte der DDR Prof. Dr. Susanne Freund (FB Informationswissenschaften), Prof. Dr. Hanne Seitz (FB Sozialwesen), Prof. Dr. Hermann Voesgen (STG Kulturarbeit)

26

Menschen, Migrationen, Memorien. Welche historischen Migrationsbewegungen verbergen sich hinter der Geschichte von Familien? Prof. Dr. Birgit Ammann (FB Sozialwesen), Prof. Dr. Susanne Freund (FB Informationswissenschaften)

Lehrveranstaltungen 95


Wintersemester 2012 / 2013 30

34

Ambivalenzen im westlichen Orientbild. Beispiele aus Bau- und Alltagskultur

Designradar. Forschung zur stilistischen Grundlagenbildung als Voraussetzung zeitadäquater Gestaltung und Kommunikation vermittels und über Gestaltung

Prof. Dr. Martina Abri (STG Architektur und Städtebau/ STG Restaurierung), Prof. Dr. Birgit Ammann (FB Sozialwesen)

Prof. Jörg Hundertpfund (FB Design), Christof Flötotto (Absolvent, FB Design)

31

Bauwerk und Mensch –  kindgerechte Bildung für bewusstes und nachhaltiges Bauen, Wohnen und Arbeiten Mary Schlegel-Werner (FB Sozialwesen), Prof. Dr.-Ing. Bernd Schweibenz (FB Bauingenieurwesen), Prof. Dr.-Ing. Holger Stehr (FB Bauingenieurwesen)

35

Potsdam & Italien – Erdbeben in der Emilia Romagna 2012. Schadenserfassung, Visualisierung und Dokumentation sowie Wiederaufbau-Debatte Prof. Bernd Albers (STG Architektur und Städtebau), Prof. Dr. Annegret Burg (STG Architektur und Städtebau), Prof. Dr. Frank Heidmann (FB Design)

32

Ringvorlesung: Let´s talk about Gender und Diversity als berufliche Schlüsselkompetenz Mag. Dr. Gudrun Perko (FB Sozialwesen) 33

Erstellung und digitale Langzeitarchivierung von audiovisuellen Quellen am Beispiel von Interviews zu Repressionserfahrungen mit der kommunistischen Diktatur Prof. Dr. Rolf Däßler (FB Informationswissenschaften), Prof. Dr. Susanne Freund (FB Informationswissenschaften)

Lehrveranstaltungen 96

36

Entwicklung einer Datenbank zur Erfassung des denkmalgeschützten Gebäudeensembles der HoffbauerStiftung auf der Halbinsel Hermannswerder Prof. Dr. Rolf Däßler (FB Informationswissenschaften), Tjalda Eschebach (STG Restaurierung) 37

Semantische Dokumentation in der Restaurierung (SemRes) Prof. Dr.-Ing. Ernesto William De Luca (FB Informationswissenschaften), Dr. Peter Kozub (STG Restaurierung)


Wintersemester 2012 / 2013 38

41

Explizit! Perspektiven um Pornographie zu verhandeln

Rebellion in Bildern. Vermittlung deutscher und polnischer Geschichte(n) an Jugendliche

Lisa Andergassen (Studentin, STG Europäische Medienwissenschaft), Till Claassen (Student, STG Europäische Medienwissenschaft), Prof. Dr. Jan Distelmeyer (STG Europäische Medienwissenschaft), Katja Grawinkel (Studentin, STG Europäische Medienwissenschaft), Anika Meier (Studentin, STG Europäische Medienwissenschaft), Prof. Dr. Andrea Schmidt (FB Sozialwesen) 39

Hinter der Fassade – Erinnern und Vergessen am Beispiel der Alltagskultur in der DDR Tobias Büloff (Potsdam Museum), Andreas Lutz (FB Design), Prof. Dr. Hanne Seitz (FB Sozialwesen), Prof. Dr. Hermann Voesgen (STG Kulturarbeit) 40

Denkmalschutz versus energetische Sanierung? Entwicklung ganzheitlicher Maßnahmenpakete zur Verbesserung und Optimierung von Gebäuden mit Denkmalschutzanforderungen

Frank Gottsmann (FB Design), Prof. Dr. Helene Kleine (STG Kulturarbeit), Magdalene Loda (Absolventin, STG Kulturarbeit & Studentin, STG Europäische Medienwissenschaft) 42

Wahrnehmungsräume und persönliche Identität. Empirische Studie zu identitätsprägenden Einflüssen von Design und Architektur Stefan Berg (Absolvent, FB Design), Prof. Dr. Rainer Funke (FB Design) 43

Sozialfokus in Krisen- und Katastrophensituationen: Mit gezielter Ressourcenidentifikation und Kompetenznutzung in den betroffenen Sozialräumen und Gruppen schnelle Wiederherstellung unterstützen und autonome Entscheidungen ermöglichen Prof. Dr. Frank Heidmann (FB Design), Prof. Dr. Angela Mickley (FB Sozialwesen)

Prof. Dr.-Ing. Bernd Schweibenz (FB Bauingenieurwesen), Prof. Dr.-Ing. Holger Stehr (FB Bauingenieurwesen) Lehrveranstaltungen 97


Sommersemester 2013 44

48

Entwicklung einer Datenbank zur Erfassung des denkmalgeschützten Gebäudeensembles der HoffbauerStiftung auf der Halbinsel Hermannswerder

Ringvorlesung: Let´s talk about Gender und Diversity als berufliche Schlüsselkompetenz

Prof. Dr. Rolf Däßler (FB Informationswissenschaften), Tjalda Eschebach (STG Restaurierung) 45

Intelligente Verkehrssysteme und Mobilitätskonzepte Prof. Dr. Frank Heidmann (FB Design), Prof. Dr.-Ing. Michael Ortgiese (FB Bauingenieurwesen) 46

„History sells“. Popularität von Geschichtscomics Prof. Marion Godau (FB Design), Prof. Dr. Helene Kleine (STG Kulturarbeit), Magdalene Loda (Absolventin, STG Kulturarbeit & Studentin, STG Europäische Medienwissenschaft) 47

Potsdam & Italien – Erdbeben in der Emilia Romagna 2012. Schadenserfassung, Visualisierung und Dokumentation sowie Wiederaufbau-Debatte Dr. Ivan Brambilla (STG Architektur und Städtebau), Prof. Dr. Annegret Burg (STG Architektur und Städtebau), Prof. Dr. Frank Heidmann (FB Design)

Lehrveranstaltungen 98

Mag. Dr. Gudrun Perko (FB Sozialwesen) 49

Sozialfokus in Krisen- und Katastrophensituationen Prof. Dr. Frank Heidmann (FB Design), Prof. Dr. Angela Mickley (FB Sozialwesen)


Wintersemester 2013 / 14 50

54

Diversity und Intersektionalität: Ringvorlesung zu Gender, Race, Class, Bodies …

Sozialfokus in Krisen- und Katastrophensituationen

Mag. Dr. Gudrun Perko (FB Sozialwesen)

Prof. Dr. Frank Heidmann (FB Design), Prof. Dr. Angela Mickley (FB Sozialwesen)

51

55

Experimentelle Architekturvisualisierung in der 360° Kuppelprojektion I: Potsdamer Baugeschichte und Baukultur

Zerstörte Vielfalt. Bücher – Bauten – Biografien

Prof. Klaus Dufke (FB Design), Prof. Karin Flegel (STG Architektur und Städtebau)

Prof. Dr. Martina Abri (STG Architektur und Städtebau/ STG Restaurierung), Prof. Dr. Birgit Ammann (FB Sozialwesen), Prof. Dr. Susanne Freund (FB Informationswissenschaften)

52

Forschendes Lernen und neue Lehr-/Lernformate: Reflexion und Evaluation des Lehr-/Lernformats MOOC (Massive Open Online Course) zum Thema „The Future of Storytelling“ Prof. Dr. Winfried Gerling (STG Europäische Medienwissenschaft), Prof. Dr. Constanze Langer (FB Design) 53

Phänomen „Platte“? Einst begehrt, dann verrufen – und jetzt? Birgit Jubin (FB Bauingenieurwesen), Katrin Rubel (FB Sozialwesen), Prof. Dr. Alexandra Schmidt-Wenzel (FB Sozialwesen)

Lehrveranstaltungen 99


A

Prof. Dr. Martina Abri Professur für Denkmalpflege am Fachbereich Architektur und Städtebau in den Studiengängen Architektur und Städtebau und Restaurierung

Prof. Dr. Birgit Ammann Vizepräsidentin für Studium und Lehre, Projektleiterin InterFlex, Professur für Politikwissenschaft am Fachbereich Sozialwesen

B

Benedikt Brammer Absolvent des Fachbereichs Bauingenieurwesen (Master of Science by Research), Initiator des interdisziplinären Seminars „Burundi –  ein Projekt macht Schule“, aktuell tätig als Projektsteuerer an der Großbaustelle des Flughafens Berlin International (BER)

D

Heinz-Joachim de Vries Bis Ende 2012 Leiter der Arbeitsgruppe „Struktur“ des Projekts InterFlex, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Prodekan für besondere Aufgaben am Fachbereich Sozialwesen

Prof. Dr. Jan Distelmeyer Professur für Geschichte und Theorie der technischen Medien sowie Studiendekan am Fachbereich Design, Studiengang Europäische Medienwissenschaft

E

Tjalda Eschebach Werkstattleiterin am Fachbereich Architektur und Städtebau, Studiengang Restaurierung, Studienrichtung Konservierung und Restaurierung – Wandmalerei

F

Prof. Dr. Susanne Freund Professur für Archivwissenschaft am Fachbereich Informationswissenschaften

Prof. Dr. Rainer Funke Vizepräsident für Forschung und Transfer, Professur für Designtheorie am Fachbereich Design

Autor_innen 100


H

Prof. Dr. Frank Heidmann Mitinitiator des Projekts InterFlex, Professur für Human-Computer Interaction am Fachbereich Design

K

Dorothea Kitschke Akademische Mitarbeiterin an der FH Potsdam seit 2010, bis 2011 im Bereich E-Learning, im InterFlex-Projekt von 2011 bis 2013, seit 2013 im Kontext von Gender Mainstreaming und Diversity Management am Fachbereich Sozialwesen, freiberufliche Dozentin für Forschendes Lernen

Andreas Klose Initiator des Projekts InterFlex und bis Ende 2012 Projektleiter als zuständiger Prorektor für Studium und Lehre, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Sozialwesen

Prof. Dr. Helmut Knüppel Gründungsrektor und bis 2000 Rektor der FH Potsdam, bis 2007 Professur für Politikwissenschaft und Sozialpolitik am Fachbereich Sozialwesen

M

Dr. Martina Mauch E-Learning-Beratung an der Fachhochschule Potsdam

Prof. Dr. Harald A. Mieg Projektleiter FL² Forschendes Lernen – Lehrende Forschung

P

Mag. Dr. Gudrun Perko Professur für Gender Mainstreaming und Diversity Management am Fachbereich Sozialwesen

Fabian Pirke Bachelor-Student am Fachbereich Sozialwesen

Q

Prof. Anne Quirynen Professur für Mediengestaltung: Bewegtbild am Fachbereich Design, Studiengang Europäische Medienwissenschaft

Autor_innen 101


S

Mary Schlegel-Werner Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Ästhetische Bildung/ Praxis am Fachbereich Sozialwesen

Prof. Dr. Andrea Schmidt Professur für Sozialpädagogische Handlungskonzepte und Prodekanin für Studium und Lehre am Fachbereich Sozialwesen

Prof. Dr. Alexandra Schmidt-Wenzel Professur für Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Pädagogik der Lebensalter am Fachbereich Sozialwesen

Prof. Dr. Hanne Seitz Professur für Theorie und Praxis Ästhetischer Bildung am Fachbereich Sozialwesen

Prof. Dr.-Ing. Holger Stehr Professur für Innovation im Ingenieurbau am Fachbereich Bauingenieurwesen

V

Prof. Dr.-Ing. Johannes Vielhaber Initiator des Projekts InterFlex, Rektor der Fachhochschule Potsdam von 2007 – 2012, Professur für Planung und Konstruktion im Ingenieurbau, Massivbau am Fachbereich Bauingenieurwesen

Prof. Dr. Hermann Voesgen Professur für Theorie und Praxis der Projektarbeit am Fachbereich Architektur und Städtebau, Studiengang Kulturarbeit

Claudia Vogler Absolventin des Fachbereichs Bauingenieurwesen (Master of Science by Research), Initiatorin des interdisziplinären Seminars „Burundi – ein Projekt macht Schule“, aktuell tätig als Analystin bei Intelligenz System Transfer GmbH

W

Alexander Warth Absolvent und bis 2013 wissenschaftlicher Mitarbeiter der FH Potsdam am Fachbereich Design und im BIEM Gründungsservice an der FH Potsdam, freiberuflicher Produktdesigner

Autor_innen 102


Herausgeber

Schriften

Fachhochschule Potsdam, Projektteam InterFlex

Vielen Dank an Prof. Luc(as) de Groot und LucasFonts GmbH für die Unterstützung mit den Fonts TheSans und TheSansMono lucasfonts.com

Redaktion Sandra Cartes, Britta Klose und Diemut Bartl

Quellen Konzept

Robert Krug (visuellrezept, Berlin)

Die Zitate sind Video-Interviews des Projekts InterFlex entnommen. Die Videos können unter fh-potsdam.de/videothek.html abgerufen werden.

Bildnachweise

Druck

S. 20: Grafik Helmut Knüppel, 1992 S. 23: Sindy Schulze S. 33/34: Stephanie Neumann S. 48: Hist. Dokument (27. 12. 1922); Archiv Diakonisches Werk S. 51: Jonathan Bachmann S. 74: Claudia Vogler, Benedikt Brammer

Brandenburgische Universitätsdruckerei und Verlagsgesellschaft Potsdam mbH

Sandra Cartes

Gestaltung

Auflage 2.000 Exemplare

ISBN 3-934329-59-4

Alle weiteren Fotos: Henrik Hagedorn, Lilly Roggemann

Fachhochschule Potsdam, 2013 fh-potsdam.de

Illustrationen Jonathan Bachmann

Impressum 103



Diese Veröffentlichung spiegelt Ergebnisse des Projekts „InterFlex – Förderung von Interdisziplinarität und Flexibilität zur Integration von Forschung, Wissens- und Technologietransfer in die grundständige Lehre“ an der Fachhochschule Potsdam wider. InterFlex wurde im Rahmen des vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und der Kultusministerkonferenz ausgelobten „Wettbewerbs exzellente Lehre“ ausgezeichnet und von 2010 bis 2013 mit Mitteln des Stifterverbands und des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg realisiert.


fh-potsdam.de/interflex.html


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