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DER GUUGGERSTAMM DER VEREINIGTE

Beat Huber im Guuggerstamm-Lokal, der Ente.

Der Vereinigte-Guuggerstamm in der Ente Seit bald dreissig Jahren treffen sich ab Anfang November Guuggerinnen und Guugger jeden Donnerstagabend in der Wirtschaft zur Ente. Das Fasnachts-Magazin traf sich am Ort des Geschehens mit dem Vater und Urheber des Guuggerstamms, Beat Huber.

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Um es vorwegzunehmen: Gründer oder Vater des Guuggerstamms sind nicht die formal korrekte Betitelungen, schliesslich wurde Beat Huber seinerzeit gar zum «Stiftungsratspräsidenten» gekürt. Aber der Reihe nach. Der Vereinigte-Vorstand hatte Ende der 1980er Jahre die Idee, dass sich die Guugger im Rahmen eines Guuggerstamms treffen können. Der erste Versuch in der Bar des Hotels Des Balances misslang, es waren jeweils nur der Vereinigte-Vorstand zugegen und ein paar zufällig Verirrte wie auch Beat Huber. Letzterer war zu die-

Text_ Peti Federer Bilder_ Heinz Steimann ser Zeit als dominanter Tambourmajor der Noteheuer nicht gerade als Leisetreter in der Guuggerszene bekannt. «Da müsste man doch etwas machen mit diesem Stamm ...», war Beats Tenor. Die Vereinigte-Vorständigen forderten ihn dazu auf, er solle dies doch inoffiziell tun, denn dies sei keine Charge im Vereinigte-Vorstand. Er solle doch eine Stiftung gründen. Als Huber vom Vereinigte-Präsidenten an der Delegiertenversammlung einen üppigen Lebkuchen-Samichlaus bekam, damit er doch seine ständigen Zwischenrufe eindämmen möge, war

das Bierfass überlaufen: Er bastelte mit besagtem Lebkuchen-Samichlaus einen Stammtisch-Galgen und lud im November 1991 zum ersten Guuggerstamm in der Ente. Sein Konzept: Die Guuggerschar trifft sich ab dem ersten Donnerstag im November zum Stamm, die ersten hundert Herrgöttli sind offeriert. Als kleine Retourkutsche führte er einen Turnus ein: Der Stamm wird jährlich von einer anderen Guuggemusig organisiert und sie muss einen Stammtischständer basteln, der origineller ist als dieser Vereinigte-Lebkuchen-Samichlaus.

Der Guuggerszene-Treffpunkt schlechthin

Diese Idee des Guuggerstamms schlug sofort ein. Jahr für Jahr wurde mit viel Originalität insbesondere die Stammeröffnung zelebriert, auch wenn schon mal ein Stammtischständer durch eine zerborstene Fensterscheibe geliefert wurde. Auch die legendären Stammkerzen, gefertigt von «Gagugger-Lisbeth» Ruckstuhl gehörten dazu. Man traf sich donnerstags in der Ente, tauschte sich Guuggemusig-übergreifend aus, vereinbarte Guuggertreffen an der Fasnacht – und der Freitagmorgen startete bei vielen Guuggern typischerweise mit einem Kater. Beat Huber, zwischenzeitlich durch sein Engagement zum Stiftungsratspräsidenten des Guuggerstamms geadelt, kurbelte selber die ersten zehn Jahre organisatorisch tüchtig an, bekannt waren seine fulminanten Stammeröffnungsansprachen. Und er geniesst es natürlich heute, wie diese «Furzidee» ein nachhaltiger Vollerfolg war.

Huber – ein Tambourmajor alter Schule

Seine Fasnachtskarriere startete Klein-Beat mit seinem Bruder, als sie von Beiz zu Beiz zogen – mit verkehrt getragenen Jacken und mit Hut – und dabei sangen und spielten. Der gelernte Trompeter wurde während seiner Lehre im Flugzeugwerk Emmen sogleich in deren Betriebsmusik eingebunden, wo ihn der Noteheuer Otti Küttel sah, entdeckte und zur Guuggemusig lotste. Beat erinnert sich noch an seine erste Fasnacht mit den Noteheuern 1966 oder an jene 1971 mit dem speziellen Sujet «mini midi maxi», als sie die damals modisch unterschiedlichen Rocklängen bei den Damen persiflierten. Nach einigen Jahren als Trompeter wurde er unverhofft – in einer Nacht-und-Nebel-Aktion – an einer Probe im NoteheuerBunker zum Tambourmajor gewählt. Eine andere Zeit: Damals wurden andere Tambourmajoren-Legenden wie ein Pöldi Häfliger von den Bohème bzw. später von Leopolds Alti Garde ehrfürchtig gesiezt. Und obwohl die Noteheuer damals mehr als sechzig Mitglieder hatten, machte man der maximal halb so grossen Häfliger-Truppe in den Gassen Platz. Während fast zwanzig Jahren führte Beat Huber, mit klassischem Tambourmajorenstab, den Arm eingestützt und weisse Handschuhe tragend, die Noteheuer an und spielte ab Mitte der 1990er Jahre noch bei der Alten Garde Noteheuer mit.

Narr, Theaterstar und Loschtige Huerenaff der Zunft zu Safran 1995 trat Beat Huber in die Zunft zu Safran ein. Als er bei den Fritschispielen 2002 den «Alten Narr» spielte, startete er eine fulminante Karriere bei den jährlichen Bärteliessen-Theater: kaum ein Theater-Chef, der Beat Huber nicht in einer Hauptrolle sah – zur finalen Überzeugung schrieb man ihm auch die eine oder andere Rolle auf den Leib. Viel Ehre wurde ihm 2003 zuteil: Er wurde nicht nur vom damaligen Zunftmeister zum Zunftnarren befördert, sondern auch in den ehrwürdigen Kreis der «Loschtige Huerenaffe» aufgenommen.

Aber auch im LFK bekleidete er eine ehrenvolle Funktion: Wohl dank seiner unüberhörbaren Rhetorik rutschte Beat 2003 in die Gilde der «LFK-Speakergewerkschaft», die er sogleich bis 2009 präsidierte. Noch heute zitieren die Speaker markige Sprüche und Verse, die zum Kauf einer Plakette animieren, aus der spitzen Huber’schen Feder. Obwohl: «LFK-Delegierter war ich nie», bemerkt er mit einem schallenden Lachen!

Mehr zur Guuggerstamm-Chronik unter > www.vereinigte.ch/guuggerstamm

Die Speaker-Gewerkschaft vom Lozärner Fasnachtskomitee.

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